Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bassenheim (Kreis Mayen-Koblenz) 
Jüdische Geschichte / Erinnerungen an die Familie "von Oppenheim"   

Übersicht:

bulletZur Geschichte jüdischer Einwohner in Bassenheim  
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte von Bassenheim     
bulletFotos / Darstellungen
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte jüdischer Einwohner in Bassenheim  

In Bassenheim bestand im 18./19. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde, zu der wenige Familien gehörten. Ende des 19. Jahrhunderts waren es insbesondere die Familien Haimann und Simon. Vermutlich war ein Betraum vorhanden - 1800 konnte in der Flur "Sässel" vor den Toren des damaligen Ortes ein Friedhof angelegt werden.     
  
Von besonderer Bedeutung war für die Gemeinde Bassenheim, dass die Familie Abraham Freiherr und Charlotte Freifrau von Oppenheim seit 1873 teilweise in Bassenheim lebte. Abraham Freiherr von Oppenheim (1804-1878) war Bankier in Köln - zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Bankiers in Deutschland - und u.a. Finanzberater des Erzbischofs von Köln. König Wilhelm I. hatte ihn auf Grund seiner großen Verdienste 1868 zum preußischen Freiherrn ernannt. Freiherr von Oppenheim hat am 3. Januar 1873 zum Preis von 542.500 Talern Burg und Rittergut Bassenheim (bzw. Schloss Bassenheim) erworben. Fünf Jahre später (1878) ließ er insbesondere das Herrenhaus durch den Architekten Julius Raschdorff weitgehend neu erstellen beziehungsweise historisch umgestalten. Der Schlosspark wurde vergrößert, das Rentamt, der Marstall und das Haus am See errichtet, die Schlossgärtnerei und das Forsthaus gebaut sowie die Häuser am Walpotplatz restauriert. Durch Stiftungen an die Gemeinde wurden die Oppenheims zu den größter Wohltätern in der Geschichte der Gemeinde. Noch nach dem Tod von Abraham Freiherr von Oppenheim am 9. Oktober 1878 (Beisetzung zunächst im Deutzer Friedhof) stiftete die Witwe Charlotte Freifrau von Oppenheim 1885 der Gemeinde Bassenheim ein Krankenhaus ("von-Oppenheim'sches Krankenhaus"; 1887 eingeweiht), 1888 einen Kindergarten und eine Nähschule. Charlotte Freifrau von Oppenheim geb. Beifus war eine Enkelin von Mayer Amschel Rothschild. Sie starb kurze Zeit nach Einweihung des Krankenhauses in Bassenheim am 24. Oktober 1887 in Köln und zunächst gleichfalls zunächst im Deutzer Friedhof beigesetzt. Vor ihrem Tod hatte sie allerdings bereits in Bassenheim den Auftrag zum Bau eines Mausoleums gegeben, in das die sterblichen Überreste des Ehepaares von Oppenheim 1889 überführt wurden. Das Ehepaar hatte keine Kinder.  
   
Die Burg und das Rittergut Bassenheim kamen 1910 in den Besitz der Familie Waldthausen. Ihr gehört es bis heute. 1914 bis 1917 war es von ihr in neubarockem Stil ausgebaut worden. Das Schlossgebäude zwischen Walpotplatz und Burg im Schlosspark, die durch die von Oppenheims erweitert und restauriert worden war, wurde 1937 wegen der angeblich zu hoher Unterhaltungskosten abgerissen.   
   
An die Familie von Oppenheim und ihre Stiftungen erinnert in Bassenheim heute auch die "von-Oppenheim-Straße". 1999/2000 wurde am Mausoleum die "Oppenheimanlage" geschaffen (mit Gedenktafel), um gleichfalls an die Wohltaten des Ehepaares zu erinnern.  

Nach den Angaben des Statistischen Jahrbuches des deutsch-israelitischen Gemeindebundes gab es 1895 / 1903 neun jüdische Haushaltungen in Bassenheim. Offiziell gehörten die in Bassenheim lebenden jüdischen Personen zur jüdischen Gemeinde in Koblenz.
 
Im Ersten Weltkrieg wurde der Sanitäts-Unteroffizier Israel aus Bassenheim mit dem Eisernen Kreuz II für seine Verdienste als Soldat ausgezeichnet (Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift vom 7.4.1916 S. 242).  
  
In jüdischen Periodika wurde nach 1930 aus den jüdischen Familien berichtet: Im "Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1932, dass Jettchen Simon in Bassenheim am 3. Mai 1932 ihren 70. Geburtstag feiern konnte. Im "Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1934, dass Johanna Haimann aus Bassenheim im Alter von 77 Jahren verstarb.  
  
'Die letzten jüdischen Einwohner von Bassenheim wurden 1942 deportiert.   
  
Von den in Bassenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Fultheim geb. Simon (1889), Alfred Haimann (1893), Isidor Haimann (1890), Klara Haimann (1893), Rosa Haimann (1898), Frieda Simon (1895), Manfred Simon (1920), Norbert Simon (1927), Settchen Simon (1862), Siegfried Simon (1924), Mathilde Winter geb. Haimann (1896), Samuel Wolf (1890).   
  
   
   
Berichte aus der jüdischen Geschichte von Bassenheim 
   
Stiftung einer Krankenhauses der Baronin von Oppenheim an die Gemeinde Bassenheim (1885) und Einweihung desselben (1887)  

Bassenheim Israelit 29101885.jpg (58840 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Bassenheim, 20. Oktober (1885). Sicheren Nachrichten zufolge, schreibt die 'Hobl. Ztg.', hat in vergangener Woche die Baronin A. von Oppenheim auf Schloss Bassenheim der Gemeinde Bassenheim die Mittel zur Erbauung und Erhaltung eines bedeutenden Hospitals für Arme, Kranke und Gebrechliche der Gemeinde, eventuell auch der Umgegend, geschenkt. Die edle Geberin hat zum Bau und zur Erhaltung des Hospitals ein Kapital von Mark 400.000 zur Verfügung gestellt, außerdem den Bauplatz und zwei Morgen Land zu Gartenanlagen dazu gegeben. Schon Ende dieser Woche soll die Grundsteinlegung in feierlicher Weise geschehen."  
    
Mitteilung in der Amtspresse Preußen -  V. Jahrgang. No. 31. Neueste Mitteilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Dienstag, den 16. März 1886: "Der Gemeinde Bassenheim im Kreise Koblenz ist zur Annahme der ihr seitens der verwitweten Freifrau Charlotte von Oppenheim, geb. Beifus, zu Cöln, zur Erbauung eines Krankenhauses und zu gemeinnützigen Zwecken mit Grundstücken und mit 400.000 Mark gemachten Zuwendung die landesherrliche Genehmigung erteilt worden."   
 
Mitteilung in "Populär-wissenschaftliche Monatsblätter zur Belehrung über das Judenthum für Gebildete" vom 1. September 1887: "In Bassenheim wurde das von Frau Abraham von Oppenheim aus Köln gegründete Hospital eingeweiht. Die edle Frau übergab dem dortigen Bürgermeister 300.000 Mark, von deren Zinsen die Anstalt erhalten werden soll." 

  
Mitteilungen zum Tod des Freiherrn Abraham von Oppenheim und der Freifrau von Oppenheim (1878 / 1887 / 1891)  

Koeln AZJ 29101878o.jpg (74615 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Oktober 1878: "Bonn, 21. Oktober (1878). Man schreibt aus Köln: In voriger Woche verstarb im 75. Lebensjahre der Freiherr Abraham von Oppenheim - nebenbei gesagt, der erste Jude, der in Preußen geadelt wurde - der letzte seiner Familie, der dem Judentume angehörig blieb, obgleich er die von ihm gestiftete Synagoge (sc. in Köln), nachdem er sie nach ihrer Vollendung gesehen, niemals wieder betreten hat. Seine Witwe verwandte sofort 50.000 Mark zu wohltätigen Zwecken, indem sie 25.000 Mark dem Magistrate zur Verteilung unter die christlichen Armen der Stadt und ebensoviel der israelitischen Gemeinde überwies, nämlich 5.000 Mark zur Verteilung an die Armen, 10.000 Mark an das israelitische Asyl und 10.000 Mark für die anderen israelitischen Wohltätigkeitsanstalten."    
  
Artikel in "Israelitische Wochenschrift für die religiösen und socialen Interesse des Judentums" vom 23. Oktober 1878: "Freiherr Abraham v. Oppenheim,
gestorben am 13. Oktober 1878 in Köln.
Ein äußerst verdienstvoller Mann, dessen Andenken noch lange fortleben wird in Stadt und Staat, ist drei Tage nach dem Versöhnungstage zu seinen Vätern heimgegangen: Freiherr Abraham von Oppenheim, Inhaber des Roten Adler-Ordens II. Kl. mit Eichenlaub, des Kronen-Ordens II. Klasse mit dem Stern, des Badischen Zähringer Löwen II mit dem Stern, des Russischen Stanislaus-Ordens II. Kl., des Belgischen Offizierkreuzes, des Leopolds Ordens und des Hessischen Ritterkreuzes I. Kl., des Ludwigordens. Am 10. d. M. starb er in einem Alter von 75 Jahren. Nach Absolvierung des Gymnasiums besuchte Oppenheim 1820 die Hochschule zu Bonn und studierte Jurisprudenz. Sein Vater, Salomon Oppenheim, rief ihn aber bald nach Köln ins Geschäft, das er seit 1828, nach dem Tode des Vaters, mit seinem älteren, ihn jetzt überlebenden Bruder, Freiherrn Simon von Oppenheim, der Art leitete, dass dasselbe unter der Firma Salomon Oppenheim und Comp. ein Welthaus ge­worden ist, dem von einem Ende der Welt bis zum andern unerschütterliches Vertrauen entgegengebracht wird.
Die Geschäfte der Industrie und des Handels Rheinlands und Westfalens, die seit der Besitznahme durch Preußen zur großen Blüte gebracht sind, sind eng mit dem Namen Abraham v. Oppenheims verknüpft. Die Einrichtung der Dampfschifffahrt auf dem Rhein, der Bau der Eisenbahnen wurden von ihm gefördert. Bei vielen industriellen und finanziellen Unternehmungen wirkte er ratend und helfend. Als Chef des ersten Bankhauses am Rhein, das bei einem großartigen Kapital-Vermögen die ausgedehntesten Verbindungen befaß, griff er vielfach in das finanzielle Leben der europäischen Staaten vermittelnd ein. Auch für die Stadt Köln wirkte er in durchaus segenbringender Weise, alles was Kölns Wohl und Wehe betraf, fand bei ihm tiefes Verständnis. Kunst und Wissenschaft förderte er durch seine materiellen Mittel. Sein schlichter Sinn, seine Einfachheit und Bescheidenheit liebten es, sich prunklos an erzielten Erfolgen genügen zu lassen.
Um seine Glaubensgenossen hat er sich besonders verdient gemacht, indem er sich in den Jahren 1846 und 1847, vereint mit Gabriel Rießer, in Berlin bemühte, dass die damals von dem Ministerium eingebrachten Regierungsvorlagen, wonach die Juden ihrer schwer errungenen freiheitlichen Stellung beraubt und ihnen dafür unerwünschte Privilegien — so Befreiung vom Militärdienste — eingeräumt worden wären, keine Gesetzeskraft erhielten. Überhaupt war sein Herz warm dem Judentum ergeben, das beweist die Erbauung der prächtigen, im maurischen Style aufgeführten Synagoge, ein Geschenk des Verstorbenen an die Kölner Synagogen-Gemeinde.
Die vielen Verdienste, die sich Abraham von Oppenheim in seinem langjährigen Wirken um Stadt und Provinz und Vaterland — er war ein warmer Patriot — erworben, fanden außer durch die Verleihung verschiedener preußischer und ausländischer Orden und des Titels als Geheimer Kommerzienrat ihre Anerkennung in der vor einigen Jahren erfolgten Erhebung in den Freiherrnstand. (S. weiter unter „Berlin".)
Der Verstorbene stand dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Augusta sehr nahe. Sie beehrten ihn mehrmals sowohl in Köln, als auch auf seinem in reizender Gegend gelegenem Schlosse Bassenheim mit ihrem hohen Besuche. Während seiner Krankheit ließ sich das kaiserliche Haus mehrere Male auf telegraphischem Wege nach seinem Befinden erkundigen und als er gestorben, schrieb die Kaiserin in ihrem Namen und dem des Kaisers ein tiefempfundenes Beileidsschreiben und schickte einen prachtvollen Kranz, um denselben auf den Sarg niederlegen zu lassen.    
Abraham von Oppenheim ist als treuer Jude gestorben. Während seiner Krankheit wurden auf Wunsch der Frau Baronin in der Synagoge die üblichen Krankengebete für ihn gesprochen und als er starb, wurde der Rabbiner geholt, der an seinem Sterbebette die vorgeschriebenen Zeremonien beobachtete. Da der Verstorbene ein selten wohltätiger Mann war und die von ihm Unterstützten nach Tausenden zählen, so hat auch die hinterlassene Witwe, eben so edel und tugendhaft wie der Heimgegangene, in seinen Geiste handelnd, dem Rabbiner 25.000 Mark zur Verteilung an die Armen und israelitische Wohltätigkeitsanstalten zugesandt. Dieselbe Summe wurde der städtischen Armendeputation zur Verteilung an die christlichen Armen übergeben. Außerdem hat der Verstorbene ein Legat von 150.000 Mark vermacht, wovon die Zinsen an seinem Sterbetage alljährlich in zwei Hälften an jüdische und christliche Armen verteilt werden sollen. (Die Kölner Synagogen-Gemeinde beabsichtigt zum ehrenden Andenken an den Verstorbenen in der Synagoge eine Votivtafel aufzustellen.). Die Beerdigung fand am 14. Oktober unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung statt; es wird mit aller Bestimmtheit behauptet, dass noch nie in Köln eine derartige imposante Beerdigung gesehen worden wäre. Im Sterbehause fand zuerst eine Feierlichkeit statt, zunächst für die Mitglieder des großen, fast in allen Hauptstädten Europas verbreiteten Familienmitglieder berechnet. In dem ganz schwarz ausgeschlagenen großen Saale seines Hauses stand der Sarg, umgeben von zahllosen Lichtern, gänzlich bedeckt von unzähligen Kränzen, — die, nebenbei bemerkt, nur von christlicher Seite niedergelegt worden waren — der Rabbiner Dr. Frank sprach das Mah Adam usw. (Was ist der Mensch...) und hielt eine kürzere Rede, in welcher er den Verstorbenen als Gatten, Vater, Bruder und treuen Anverwandten und Familienglied nach Gebühr würdigte. Darauf wurde der Sarg auf den schlichten, schmucklosen Totenwagen der Synagogen-Gemeinde gehoben. Den Trauerzug eröffnete eine lange Reihe von Beamten der Rheinischen Eisenbahn, deren Direktions-Mitglied der Verstorbene war. Daran schloss sich der Totenwagen, und hinter diesem folgten der Rabbiner und die Verwandten des Heimgegangenen. Weiter reihten sich an Direktions-Mitglieder der Rheinischen Eisenbahn, der Feuerversicherungsgesellschaft Colonia und vieler anderer merkantiler und industrieller Gesellschaften. Dann erschien das große Dombanner, gefolgt von zahlreichen Mitgliedern des Central-Dombau-Vorstandes, an der Spitze der Präsident, der Herr Weihbischof Dr. Baudri, weiter der Oberbürgermeister und zwei Bürgermeister, die Stadtverordneten, der Gouverneur von Köln, General von Cranach, und andere Militärbehörden, der Regierungspräsident und noch viele Hunderte und Tausende aus allen Ständen. Den Schluss bildete eine Reihe von nahezu 150 Wagen, eine Anzahl, wie sie hier noch bei keiner Beerdigung gesehen wurde. Am Grabe sang der Kölner Männergesangverein vor und nach der Grabrede, die der Rabbiner Dr. Frank hielt. In derselben entrollte er ein Lebensbild des Entschlafenen, zeichnete die Vorzüge der Geistes und des Herzens, was er dem Vaterlande, der Stadt, seinen Glaubensgenossen und der Familie gewesen; das Leben des Verblichenen war so reich an Stoff, dass es Mühe bereitete, ihn in den engen Rahmen einer halbstündigen Rede einzufassen. Die Anzahl der Teilnehmenden auf dem weit entfernt gelegenen Friedhofe in Deutz zählte nach Tausenden.
Wir schließen mit den Worten, mit denen ein Kölner Blatt das Leben des Verblichenen charakterisiert.
'Freiherr Abraham von Oppenheim war ein wahrhaft edler Mann, ein tüchtiger Charakter, eine mit reichen Gaben des Geistes und Herzens ausgestattete Persönlichkeit, der nie einen Menschen bewusst kränkte, weil seine Milde und Güte dieses nicht zuließen. Mit ihm hat Köln einen seiner hervorragendsten Bürger, Preußen einen bedeutenden Finanzmann, Deutschland einen wahrhaften Patrioten und dessen Kaiser einen treuen Freund verloren. Möge sein Gedächtnis in Segen unter uns fortleben!'".  
 
Berichte zum Tod von Charlotte Freifrau von Oppenheim geb. Beyfus (1887)  
Anmerkung: Charlotte (1811-1887) war eine Tochter des Bankiers Siegmund Leopold Beyfus (1786-1845) und seiner Frau Babette geb. Rothschild (1784-1869). Die Ehe blieb kinderlos. Eine Pflegetochter wurde angenommen (siehe unten): Antonie (1846-1887), evangelisch, Tochter des Ernst Springer, Bankier und Kaufmann in Offenbach, Wien und Frankfurt/Main und seiner Frau Sophie geb. Beyfus. Antonie heiratete später Heinrich von Kusserow (siehe unten) 
Koeln AZJ 10111887o.jpg (45522 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1887: "Die Freifrau Abraham von Oppenheim in Köln, die vor Kurzem verstarb, hat unter anderen bedeutenden Legaten 150.000 Mark der Stadt vermacht, deren Zinsen an ihrem Sterbetage zur Hälfte an jüdische, zur anderen an christliche Arme verteilt werden sollen."   
   
Bassenheim AZJ 08011891.jpg (91752 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1891: "Köln, 2. Januar (1891). Man schreibt der 'Kölnischen Volkszeitung' aus Bassenheim: Die verstorbene Frau Baronin von Oppenheim war bekanntlich für unsern Ort eine große Wohltäterin. Dies erfahren so recht die Armen von Bassenheim jeden Winter. Dieser Tage wurden nämlich wieder die jährlichen Zinsen von 50.000 Mark einer Stiftung der edlen Frau unter die hiesigen Armen verteilt. Zunächst kamen sechs Doppelwaggons Kohle zur Verteilung; alsdann erhielt jeder Bedürftige an barem Geld 10 Mark; schließlich bekamen die Armen noch während des ganzen Winters um die Mittagszeit Essen aus dem hiesigen Krankenhause, welche Einrichtung man ebenfalls der verstorbenen Frau Baronin verdankt.' - Warum meldet die 'Kölnische Volkszeitung' nicht auch, dass die verstorbene Frau Baronin eine Jüdin war?"     

      
Beisetzung des 18-jährigen Sohnes von Herrn Heymann im jüdischen Friedhof in Bassenheim (1900)   

Bassenheim Israelit 29031900.jpg (136246 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Koblenz, 26. März (1900). In den traurigen Zeiten des Rassenkampfes, der den Antisemitismus zur höchsten Blüte getrieben, berühren Ereignisse, die das harmonische Zusammenleben der Konfessionen illustrieren, selbst wenn sie traurigen Anlasses sind, um so wohltuender. Ein rührendes Beispiel konfessionellen Friedens und patriarchalischer Einigkeit gab vor einigen Tagen das Begräbnis eines 18-jährigen jüdischen jungen Mannes in Bassenheim bei Koblenz, des Sohnes eines Herrn Heymann. Der junge Mann erlag nach langer Krankheit dem Typhus, und wenn schon während seiner Krankheit unzählige Beweise herzlicher Anteilnahme seitens der christlichen Mitbürger den Kranken und seine Angehörigen erfreuten und trösteten, so bildete das Leichenbegängnis geradezu einen noch nicht dagewesenen Akt allgemeiner Anteilnahme. Die gesamte Dorfbevölkerung, inklusive Geistlichkeit, sowie sämtliche Insassen des von Kusserow'schen Gutes und eine unabsehbare Menge Fremder aus benachbarten Orten, bildeten einen Zuge, den man auch in der größten Stadt vergebens suchen würde. Im Trauerhause selbst war kein Platz für die Anzahl Frauen und Mädchen, die den Hinterbliebenen in der schweren Stunde beizustehen gekommen waren. Am Grabe selbst sprach der Pfarrer, der sich das nicht nehmen ließ, in bewegten Worten die Angehörigen zu trösten, derselbe würdige Herrn der während der Krankheit des ungemein beliebten junges Mannes eine Messe für seine Genesung abgehalten und heiße Wünsche bei seinem täglichen Gebete zu Gott empor gesandt hatte!  
Klingt das nicht wie ein Märchen aus einer anderen Welt? ---- Wann wird wohl überall auf dem Erdenrunde eine gleiche Gesinnung eingezogen sein?!"

  
Zum Tod von Heinrich von Kusserow, verheiratet in erster Ehe mit der Adoptivtochter von Abraham Freiherr von Oppenheim (Artikel von 1900)  
Anmerkung: es handelt sich um Heinrich von Kusserow (1836-1900), siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Kusserow  
Zu Abraham Freiherr von Oppenheim siehe https://www.deutsche-biographie.de/gnd117742147.html#ndbcontent (im Artikel wird auch die Pflegetochter Antonie Singer (1846-1887) erwähnt). 

Mitteilung in "Der Gemeindebote" vom 2. November 1900: "Der vor einigen Tagen in Bassenheim verstorbene frühere preußische Gesandte v. Kusserow hat seit 1888 das Schloss und Rittergut besessen. Seine erste Frau war die Adoptivtochter des bekannten Kölner Bankiers Freiherrn v. Oppenheim."   
 
Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 31. Oktober 1900: "Der frühere preußische Gesandte in Hamburg, Herr von Kusserow, der vor einigen Tagen in Bassenheim starb, hat seit 1888 das dortige Schloss und Rittergut besessen. Seine erste Frau war die Adoptivtochter des bekannten israelitischen Kölner Bankiers, Frhrn. Abraham von Oppenheim. Dieser hatte das Gut von der Hofkammer des Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen erworben und große Veränderungen daran vornehmen lassen. Kaum war das Schloss fertig, da starb er. Seine Witwe hatte Jahre lang in Bassenheim gewohnt und durch große Wohltätigkeit sich ausgezeichnet. Sie ließ s. Z. die Leiche ihres Gatten vom Deutzer jüdischen Friedhofe exhumieren und nun ruhen beide in einem Mausoleum am Schlosse Bassenheim."   

      
     
     
Fotos   

Bassenheim vOppenheim 010.png (278032 Byte) Bassenheim vOppenheim 165.jpg (19844 Byte)
Abraham Freiherr von Oppenheim (Quelle: links: www.martinus-museum.de
rechts: Unterschrift des Freiherren "Abraham Oppenheim" 
(Quelle: Sal. Oppenheim jr. & Cie. s.Lit. S. 14) 
  
Aus dem "virtueller Rundgang durch Bassenheim" - Spuren der Familie von Oppenheim
(Quelle: www.bassenheim.de/files/virtueller_rundgang_bas.pdf  
Die Familie "von Oppenheim" stiftete für die Bevölkerung:  das Krankenhaus, den Kindergarten, und später aus dem Stiftungsvermögen die nötigen Mittel für den Bau der Karmelenberghalle  
Bassenheim vOppenheim 160.jpg (56232 Byte) Bassenheim vOppenheim 163.jpg (73673 Byte)
Der Kindergarten 
"St. Martin" 
"Oppenheim-Anlage" - 
Gedenkstein mit Erklärungstafel
   
Bassenheim vOppenheim 161.jpg (88416 Byte) Bassenheim vOppenheim 162.jpg (93468 Byte)
Das Therapiezentrum - 
ehemaliges Krankenhaus 
Die "Oppenheim-Anlage" mit 
Mausoleum im Schlosspark
   

   
    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Bassenheim   
bulletWebsite  www.bilderausbassenheim.de  
bulletMartinus-Museum Bassenheim mit Erinnerungen an die Familie von Oppenheim  
bulletWebsite des Bankhauses Sal. Oppenheim mit Erwähnung der Stiftung des Krankenhauses in Bassenheim  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Bassenheim (interner Link)   

Literatur:  

bulletSal. Oppenheim jr. & Cie. Geschichte einer Bank und einer Familie. Hrsg: Sal. Oppenheim jr. & Cie. Text: Gabriele Teichmann. Köln 1992.  
bulletKirsten Serup-Bilfeldt: Zwischen Dom und Davidstern. Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute. Hrsg. Ulrike Mast-Kirschning. Köln 2001. S. 66-68.
bulletJuliane Sander: Die Etablierung des herrschaftlichen Besitzes Bassenheim (Eifel) durch den Kölner Bankier Freiherrn Abraham von Oppenheim im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Schlossbau, Parkgestaltung und soziale Leistungen. Dissertation (in Arbeit) am Lehrstuhl I für Kunstgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Information

   
     

                   
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Stand: 06. Oktober 2024