Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Miesenheim (Stadt Andernach, Kreis Mayen-Koblenz) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
In Miesenheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit den gleichfalls kleinen Nachbargemeinden Kruft und Nickenich gehörte sie nach 1866 zum Synagogenbezirk Andernach, wenngleich dieser Zusammenschluss mehrmals zu großen Schwierigkeiten führte (siehe Bericht unten von 1893).    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1806 18 jüdische Einwohner, 1837 50, 1846 37, 1895 14.
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) und ein Friedhof, auf dem auch die in Plaidt und Saffig verstorbenen jüdischen Personen beigesetzt wurden. Auf dem Friedhof begegnen die Namen der früheren jüdischen Familien in Miesenheim, insbesondere der Familien Klee, Bär, Baer und Burggraf.   
  
1925 lebten nur noch sieben jüdische Personen in Miesenheim. 
  
Von den in Miesenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Wilhelmina Heymann geb. Klee geb. 1862 in Miesenheim, später in Höngen bei Aachen wohnhaft).    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Schwierigkeiten innerhalb des Synagogenbezirks Andernach (1893)  

Saffig Israelit 19121892.jpg (65452 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1892: "Andernach, 7. Dezember (1891). Ein eigentümlicher Vorfall passierte, wie die "Deutsche Reichszeitung" erfährt, kürzlich in der Synagoge in Saffig (statt Sassey). Während des Gebetes am Sabbat betrat plötzlich der Polizeidiener R. die Synagoge; das Synagogen-Vorstandsmitglied K. ging auf den Vorbeter zu und ersuchte ihn, im Gebete aufzuhören, da der Polizeidiener eine Mitteilung zu machen. Dieser forderte hier 'im Namen des Gesetzes' drei der Anwesenden, namens Simon, Jonas und Marcus K. auf, die Synagoge sofort zu verlassen, ihre Bücher mitzunehmen, und nicht eher wieder das 'Lokal' zu betreten, bis ihnen Weiteres mitgeteilt werde. Die Betreffenden leisteten der Aufforderung Folge, worauf der Polizeibeamte sich ebenfalls wieder entfernte. Veranlassung zu der außergewöhnlichen Maßregel soll die Weigerung der drei Ausgewiesenen, zu den Kultuskosten beizutragen, gewesen zu sein."  
   
Saffig Israelit 05011893.jpg (202054 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: "Andernach, 22. Dezember (1893). Ihr geschätztes Blatt veröffentlichte jüngst die bereits durch mehrere Zeitungen verbreitete Nachricht von der Ausweisung dreier Synagogenbesucher aus der Synagoge in Saffig. Da nun der angegebene Grund dieser außergewöhnlichen Maßregel nicht ganz der Tatsache entspricht, und zu irrigen Auffassungen Anlass geben könnte, teile ich Ihnen in Folgendem den Beweggrund zu diesem Einschreiten mit.  
1866 bildete sich hier auf Grund des Gesetzes vom 23. Juli 1847 der Synagogenbezirk Andernach, bestehend aus den Spezialgemeinden Andernach, Kruft, Miesenheim, Nickenich und Saffig. Des Segens und der Vorteile dieser Einrichtung sollte sich die junge Gemeinde nicht lange erfreuen, denn sofort mit Inkrafttreten des Gesetzes betreffend 'den Austritt aus jüdischen Synagogengemeinden' sind mit einemmal 23 Gemeinde-Mitglieder angeblich aus religiösen Bedenken, aus dem Synagogenbezirk ausgetreten. Hiermit war das Todesurteil für den Bezirk vollzogen; die noch verbliebenen Mitglieder reichten nicht mehr aus, um Vorstand, und Repräsentanten zu wählen.
Die Zustände wurden nun vollständig unhaltbar, namentlich mangelte es den Kindern ganz und gar am Religionsunterricht, weil eben niemand mehr verpflichtet werden konnte, zu den Lasten eines Religionslehrers beizutragen, und so verblieb es bei diesem Zustand bis 1889, wo es mir gelungen, für die nicht ausgetretenen Mitglieder des Bezirkes auf Grund des Ministerial-Reskripts vom 1. Juli 1879 die Synagogengemeinde Andernach (dies ist der Name des Bezirks) wieder zu bilden.   
Nach der nunmehr geschehenen Neubildung der Synagogengemeinde Andernach, wurde sofort für den Bezirk die Anstellung eines Religionslehrers veranlasst.  
Die hieraus erwachsenen Kosten gaben den noch verbliebenen Mitgliedern der Landgemeinden Veranlassung, ebenfalls wegen 'religiösen Bedenken' aus der Synagogengemeinde auszutreten, sodass in 3 Ortschaften nur noch ein Gemeindemitglied existierte. Nachdem nun mangels Gemeindemitglieder die Spezialgemeinden Saffig, Miesenheim und Kruft als nicht mehr zu Recht bestehend zu betrachten waren musste der Vorstand des Synagogenbezirks Andernach zum Schutze des Eigentums für etwa sich später wieder bildende Spezialgemeinden Maßregeln treffen; diese bestanden darin, dass auf Ansuchen des Vorstandes zufolge Entscheidung des Königlichen Regierungspräsidenten zu Koblenz vom 18. November 1891 vom Vorstande die Synagogen in Saffig, Miesenheim und Kruft am 13. Januar 1892 geschlossen wurden. 
Nach der Zurückweisung einer Zivilklage wegen Besitzstörung seitens der Krufter Judenschaft gegen den Vorstand des Synagogenbezirks, sind nach und nach die Mitglieder dem Bezirk wieder beigetreten, und gehören nun mit Ausnahme der Juden aus Kruft, eines aus Miesenheim, und der drei aus Saffig aus der Synagogen Ausgewiesenen, wieder sämtlich dem Synagogenbezirk Andernach an, und konnten somit die Synagogen in Saffig und Miesenheim wieder ihren Spezialgemeinden übergeben werden.    
Diese drei Herren in Saffig besuchten nun trotz ihrer 'religiösen Bedenken' vor wie nach in regelmäßiger Weise den Gottesdienst, ohne zu den Kultuskosten beizutragen.  
Diesem Gebaren musste der Vorstand ganz entschieden entgegentreten, weshalb denn die Ausweisung besagter drei Herren aus der Synagoge in Saffig in der von Ihnen geschilderten Weise erfolgte. Simon Kaufmann, Vorsitzender des Vorstandes."    

     
     
  
   
Zur Geschichte der Synagoge                
     
Zunächst dürfte ein Betraum in einem jüdischen Privathaus vorhanden gewesen sein. 1845/46 wurde eine Synagoge in der Bachstraße erbaut. Um 1880 befand sie sich in einem schlechten Zustand. 
 
Mitte der 1920er-Jahre wurde die inzwischen baufällige Synagoge von der jüdischen Gemeinde verkauft. 1926/27 wurde das Gebäude abgebrochen.  
      
      
Adresse/Standort der Synagoge  Bachstraße / Honigloch       
     
     
Fotos  

 Die Synagoge 
in Miesenheim 
(Foto vermutlich um 1920) 
  
Miesenheim Synagoge 130.jpg (137644 Byte)  Miesenheim Synagoge 030.jpg (56978 Byte)  
  Blick auf Miesenheim mit Synagoge (links) und der sog. "Alten Kirche" mit Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert - rechts Ausschnittvergrößerung: das Foto zeigt die Synagoge von Osten. 
Der Bereich des Toraschreines ist an dem kleinen Vorbau zwischen den Fenstern erkennbar. Das Foto ist dem Bildband "Miesenheim im Wandel der Zeiten" entnommen 
(s. Lit.; zugesandt von Karl Heinz Scheuren)  
     
Ansichtskarte von Miesenheim
 mit den Kirchen und der Synagoge
  
Miesenheim Synagoge PK 2015a.jpg (441376 Byte)  
  Die Synagoge ist rechts unterhalb der linken Kirche zu sehen (Scan der Karte erhalten von Karl Heinz Scheuren)    

  
   
Links und Literatur

Links:  

Website der Stadt Andernach  

Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Miesenheim (interner Link)   

Literatur:  

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 80-81 (mit weiteren Literaturangaben).  
Wolfgang P. Fischer: Die jüdischen Schüler des Andernacher Stiftsgymnasiums. Vortrag: Online zugänglich. Fischer berichtet, dass im 19./20. Jahrhundert fünf jüdische Schüler aus Miesenheim das Andernacher Progymnasium besuchten. 
Miesenheim im Wandel der Zeiten. Hrsg. von Bürgerverein MiT - Miesenheim im Team e.V. [Red.: Ernst Schäfer, Karl Heinz Scheuren, Franz Blaeser, Friedel Sauerborn, Rosemarie Hauröder]. Miesenheim 2009. 192 S. zahlr. Abb. 
Darin Abschnitt S. 34-35: Die jüdische Gemeinde in Miesenheim. 
Karl Heinz Scheuren / Klaus Marzi / Peter Thewalt: Familienbuch Miesenheim (und Nettehammer), 16.-20. Jahrhundert. Cardamina Verlag Susanne Breuel. Plaidt 2010. 
Hinweis: In diesem Familienbuch wird auf den Seiten 1459-1463 aufgeführt: 
-  Listen der jüdischen Familien, deren Grabstein auf dem Friedhof in Miesenheim zu finden sind.  
-  Der jüdische Friedhof mit einigen Einzelsteinen 
-  Häuser-Versteigerung in Miesenheim von 1876 (Marcus Baer). 

     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 25. Juli 2015