Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Baiersdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt)
Jüdischer Friedhof 
(erstellt unter Mitarbeit von Horst Gemeinhardt, Baiersdorf)   
Hinweis: die Grabsteindatenbank zum jüdischen Friedhof Baiersdorf findet sich unter  https://www.juedische-geschichte-baiersdorf.de/  
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
   
Siehe Seite zur Synagoge in Baiersdorf (interner Link)  
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes      
 
Vgl. Beitrag von Horst Gemeinhardt zum jüdischen Friedhof in Baiersdorf (pdf-Datei)     
   
Der jüdische Friedhof in Baiersdorf wurde vermutlich noch im 14. Jahrhundert (um 1388) angelegt. Er war lange Zeit zentrale Grabstätte für die Juden der Fürstentümer Kulmbach-Bayreuth und Ansbach und teilweise auch die des Hochstiftes Bamberg. Die ältesten erhaltenen Steine sind vermutlich noch aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Der jüngste Grabstein ist von 1938 (Helene Strauß geb. Engel). Insgesamt sind etwa 1.130 Grabsteine erhalten. Unter den Beigesetzten sind auch bekannte Rabbiner (bis 1894 war Baiersdorf Sitz eines Distriktrabbinates). Die Fläche des von einer massiven Steinmauer umgebenen Friedhofes umfasst 47,56 ar. Das Friedhofsgrundstück ist - entsprechend den vorgenommenen Erweiterungen  - in drei große Grabfelder gegliedert. 1980 wurde ein Gedenkstein zum Gedenken an die in der NS-Zeit aus Baiersdorf und Umgebung ermordeten jüdischen Personen aufgestellt.
   
In der NS-Zeit wurde der Friedhof im April 1937 erstmals geschändet (vermutlich durch Kinder). Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Friedhof erneut geschändet. Danach wurde der Friedhof während der NS-Zeit als Maulbeerbaumplantage zur Zucht von Seidenraupen verwendet. 
 
Nach 1945 wurde der Friedhof wieder hergerichtet, doch sind bis heute viele Zerstörungen der NS-Zeit erkennbar. Etliche Grabstätten gingen verloren.  
  
Baiersdorf PA 29062013.jpg (710477 Byte)Im Sommer 2013 wurde der Friedhof durch Studierende der Universität Bamberg dokumentiert (3D-Dokumentation, siehe Pressebericht links: Artikel von Dieter Köchel in den "Erlanger Nachrichten" vom 29. Juni 2013: "Grabstätte in 3D - Bamberger Studenten vermessen jüdischen Friedhof"). Seit 2016 erfolgt eine intensive Dokumentation der Grabsteininschriften durch Detlef Müller aus Berlin (siehe unten).  Die Grabsteindatenbank findet sich unter https://www.juedische-geschichte-baiersdorf.de/
 
 
 
 
Seite zum jüdischen Friedhof in der Website der Stadt Baiersdorf:   https://www.histourisch.de/israelitischer-friedhof.html      

Informationsblätter zum Friedhof - erstellt von Horst Gemeinhardt       
Baiersdorf G Friedhof ue01.jpg (261235 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue02.jpg (227857 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue03.jpg (258958 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue04.jpg (197323 Byte)
Daten zur Geschichte des 
Friedhofes  
Beispiele von 
Grabsymbolen 
Besonderheiten des jüdischen
 Friedhofes in Baiersdorf  
Historische Fotos 
des Friedhofes  

   

Hinweis auf die Auffindung und Wiederanbringung der Grabplatte Rösla Lederer s.A.  
Im Bauschutt der in den 1960er-Jahren eingestürzten Friedhofsmauer wurde eine nicht identifizierbare Grabplatte aus Zinn gefunden und von Nachbarn aufbewahrt. 2007 wurde sie an Horst Gemeinhardt übergeben, der sie in Absprache mit dem Landesverband weiter aufbewahrte. Dieser ließ sie dann restaurieren, in Stein neu rahmen und an der Friedhofsmauer 2010 anbringen. In der Zwischenzeit gelang die Identifizierung: Es handelt sich um die Grabplatte der im Kindbett 1845 verstorbenen Rösla Lederer aus Forchheim. Ihr Mann war dort Zinngießermeister gewesen. Die Details zur Geschichte der Familie und zur Wiederanbringung sind enthalten im unten (Literaturverzeichnis) genannten Beitrag von Horst Gemeinhardt Wurzelwerk 2 2012  oder können detailliert mit Fotos beim Autor angefordert werden. (H. Gemeinhardt Hutzelmannstr. 5  91083 Baiersdorf  Tel. 09133-2774)  
 
Dokumentation des Friedhofes 2016/2020:   
Seit 2016 wird durch Detlef Müller, Theologe und Judaist aus Berlin, der Friedhof und die Grabinschriften dokumentiert. 
Baiersdorf PA 30052018.jpg (177705 Byte)Artikel von Dieter Köchel in den "Nürnberger Nachrichten" vom 30. Mai 2018: "Nachts auf dem Friedhof jüdische Geschichte enträtseln. 
Detlef Müller entschlüsselt die Inschriften von Grabsteinen, schreibst sie auf, übersetzt und dokumentiert 1277 Ruhestätten in Baiersdorf..."    
 
Artikel von Klaus Tscharnke in der "Südwestpresse" (lokal) vom 2. Juni 2019: "Friedhof in Baiersdorf Mit Taschenlampe auf den Spuren jüdischer Geschichte
Auf Detlef Müller wartet eine eiskalte Nacht. Schon am frühen Abend pfeift ein beißender Nordostwind über den weitläufigen jüdischen Friedhof in Baiersdorf.
1278 Grabsteine zeugen von der einstigen Größe der jüdischen Gemeinde der mittelfränkischen Kleinstadt nördlich von Erlangen. Müller kennt fast jede Gedenktafel. Denn er hat fast alle penibel dokumentiert - viele bei nächtlicher Dunkelheit. Denn vor allem ältere, stark verwitterte Grabsteine geben die Geheimnisse ihrer hebräischen Inschriften und Symbole oft erst unter seitlich darauf fallendem Taschenlampenlicht preis. Der Umstand zwang den Berliner Experten für die Entzifferung jüdischer Grabinschriften in den vergangenen fünf Jahren bei seinen Arbeitsbesuchen in Baiersdorf zu Dutzenden Nachtschichten mit Stirnlampe und Laptop. Müller spricht fließend Hebräisch. Der Theologe hat zwei Jahre in Israel studiert und ist auch mit dem Bibel-Hebräisch vertraut. Dennoch steht auch Müller gelegentlich vor einem Rätsel. 'Oft finden sich auf Grabsteinen auch Angaben zur Biografie des Verstorbenen, sogenannte Eulogien. Die müssen bei dem geringen Platz auf den Steinen so kurz wie möglich gefasst sein. Dadurch finden sich dort viele Abkürzungen, oft auch noch regional unterschiedlich', erzählt Müller. Auch das oft eingemischte Bibel-Hebräisch macht die Entzifferung der Grabsteine mitunter zu einer Herausforderung. Wer jüdische Inschriften verstehen will, muss auch mit der jüdischen Symbolsprache vertraut sein. 'Viele Symbole erinnern an die Funktion der Verstorbenen innerhalb der jüdischen Gemeinde oder beim Dienst in der Synagoge', erklärt Müller. So weisen gespreizte Hände auf eine frühere Priesterfunktion, ein Beschneidungsmesser auf den früheren Beschneider hin.
Rund 50.000 Euro lässt sich die 7700 Einwohner zählende Stadt Baiersdorf die Dokumentation der Grabstätten kosten. Dank Müllers Einsatz seien dem Friedhof etliche Geheimnisse entlockt worden, sagt Daniela Pietsch, die für die städtische Kultur- und Öffentlichkeit zuständig ist. 'Wir wissen jetzt beispielsweise, dass es dort einen Frauenfriedhof gibt und woher die Verstorbenen stammen'. Der Friedhof war nicht nur für Tote aus Baiersdorf reserviert, die Stadt war jahrhundertelang Oberrabinat für die Markgrafschaft Ansbach. Inzwischen steht das Projekt vor dem Abschluss. Viele der von Müller ermittelten Informationen sind in eine von der Stadt aufgebaute elektronische Datenbank eingeflossen. Diese soll bis Anfang 2020 freigeschaltet werden und die erfassten Daten weltweit online recherchierbar machen. Schon jetzt sei das Interesse groß. 'Inzwischen hatten wir schon Besuch von Nachkommen früherer Baiersdorfer Juden aus den USA, England und Frankreich', sagt Pietsch. Das dürften bald noch mehr werden. Ein großes Interesse an einer historischen Aufarbeitung alter jüdischer Friedhöfe besteht auch beim Zentralrat der Juden in Deutschland. 'Denn in diesen Stätten spiegelt sich die Jahrhunderte lange jüdische Tradition in Deutschland wider, die durch die Schoa fast völlig zerstört wurde. Daher sollte das historische Erbe, das die Friedhöfe darstellen, unbedingt gepflegt werden', fordert Zentralrats-Präsident Josef Schuster. In den vergangenen Jahren ist hier aus Sicht des Zentralrats schon viel geschehen. Von vielen jüdischen Friedhöfen seien Dokumentationen angelegt, etwa im Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden. Auch das Haus der Bayerischen Geschichte verfüge über eine entsprechende Datensammlung. Ebenso erforsche und dokumentiere das Ludwig-Steinheim-Institut in Essen jüdische Friedhöfe. Nach Zentralrats-Angaben gibt es bundesweit rund 2000 jüdische Friedhöfe; sie sind überwiegend verwaist. Um sie kümmerten sich die Landesverbände der jüdischen Gemeinden. Für Pflege und Unterhaltung kämen nach einer Vereinbarung aus dem Jahre 1957 Bund und Länder auf."  
Link zum Artikel  
 
Februar 2020: Über die Dokumentationsarbeit auf dem Friedhof  
Artikel von Timo Lechner im "Sonntagsblatt" vom 6. Februar 2020: "Steine zum Sprechen bringen. Forschung: Welche Geschichten der jüdische Friedhof in Baiersdorf birgt.
Etwa 1.300 Grabsteine sind auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf zu finden, der älteste wahrscheinlich von 1561, der jüngste aus dem Jahr 1938. Wenn Susanne Talabardon durch die Reihen geht, dann fühlt sie sich "wie in einer großen Gruppe an Menschen, die alle miteinander reden", erklärt die Professorin für Judaistik an der Universität Bamberg. Zusammen mit ihren Studierenden versucht sie, nicht nur die Gräber zu erfassen, sondern auch deren Geschichten. Zwischen fünf Minuten und einen Tag benötigt Susanne Talabardon, die meist mit ihrer 'rechten Hand' Rebekka Denz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut, auf dem Friedhof unterwegs ist, um einen Grabstein zu entschlüsseln. 'Jeder Friedhof hat seine eigene Grammatik', weiß die Wissenschaftlerin, die seit elf Jahren den Lehrstuhl in Bamberg innehat. Da wird aus einem jüdischen Vornamen 'Jontov' schon mal ein fränkischer 'Jondolf'. Die hebräischen und deutschen Inschriften weisen zudem so manche Tücken auf – da ist zum einen die teils fehlerhafte Rechtschreibung, die den Sprachwissenschaftler zum Ratespielenden macht, zum anderen die besagte dialektale Färbung.
Doch die Judaistik-Fachleute haben schon einiges herausgefunden über die Menschen und die Familien, deren Mitglieder hier begraben liegen, manche sind extra zum Sterben aus dem Exil wieder in die alte Heimat gekommen. Da liegt beispielsweise Benjamin Kohn, zu Beginn des 20. Jahrhunderts Stadtrat, Feuerwehrkommandant und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Baiersdorf, das zum Oberrabbinat des Markgrafentums Bayreuth gehörte. 'Seine Nachkommen sind in Theresienstadt gestorben", erklärt Horst Gemeinhardt, der den Friedhof wie seine Westentasche kennt. Der Heimatforscher zeigt auf das Symbol der segnenden Hände (Männer) neben dem der Krone (Frauen) auf den Grabsteinen einer Reihe, in der die Familie begraben wurde. Darunter auch Wolf Kohn, letzter Baiersdorfer Rabbiner. Ein anderer Stein ist durch eine Kanne gekrönt – das Zeichen der Leviten, die im Jerusalemer Tempel für die kultische Reinheit verantwortlich waren. Das Grab gehört Philipp Hirschkind, dem letzten koscheren Metzger der mittelfränkischen Kleinstadt.
Akribische Archivarbeit. Die Grabinschriften sind eine reichhaltige Quelle für biografische Informationen über die dort Bestatteten. Wo Leute wie Gemeinhardt nicht mehr weiter wissen, geht die Forschungsarbeit der Wissenschaftler los: "Wir wälzen Kirchenbücher, recherchieren in Ahnengalerien, übersetzen, fotografieren und vermessen die Steine", meint Rebecca Denz. Für eine fachgerechte Analyse und Instandhaltung reiche es aber nicht, wenn die Fachleute rangehen: Dazu müssen politisch Verantwortliche sowie Lokalhistoriker ebenso mit eingebunden werden. "Die Dokumentation des jüdischen Friedhofs Baiersdorf ist ein Paradebeispiel, wie eine solche Zusammenarbeit funktionieren kann", sagt Talabardon.
Der Baiersdorfer jüdische Friedhof sei jedenfalls etwas Besonderes: Er liegt nicht außerhalb, sondern mitten im Ort – weit und breit einzigartig. Und er beherbergt nicht nur die Gräber von Menschen aus Baiersdorf, sondern auch aus den nahen jüdischen Gemeinden von Bruck bis Forchheim. Und er ist ein Verbundfriedhof, der unterschiedliche Baustile und Biografien besitzt, wie dies auf christlichen Friedhöfen kaum der Fall ist: "Die werden in der Regel ja aufgelassen. Insofern besitzt der Freistaat Bayern mit seinen jüdischen Friedhöfen einen einzigartigen Kulturschatz", sagt Talabardon.
Maulbeeren statt Grabsteine. Dieser Friedhof wäre während der Nazi-Diktatur fast vernichtet worden. Einige Grabsteine wurden geplündert und als Baumaterialien für Häuser und Scheunen verwendet. Die Nazis wollten den Friedhof sogar auflösen und eine Maulbeerplantage darauf errichten. Ein paar wiedergefundene Steine liegen noch auf einem Haufen an der Friedhofsmauer. Ein anderer Grabstein, der von Rösla Lederer, wurde 2010 nach einem Hausabbruch wiederentdeckt und hat jetzt einen Ehrenplatz.
Gerne würden die Mitarbeiter der Bamberger Universität noch mehr Geschichten 'heben' und erzählen – es fehlt allein an der Zeit und am Geld. Daher wollen sie vorerst die bald verwitterten Inschriften für die Nachwelt dokumentieren und das Areal weitgehend kartieren. Am Ende werden die Ergebnisse komplett der Kommune zur Verfügung gestellt und auch online zugänglich gemacht. Ob die Gemeinde Baiersdorf dann Infostelen gestaltet, Führungen anbietet oder Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden aus der Region die Fakten zu weiteren Recherchen bereithält, das sei komplett deren Sache. 'Uns ist wichtig, dass diese Arbeit einfach mal gemacht wurde', sagt Talabardon. Auch wenn sie und ihre Mitarbeiter letztlich von staatlicher Stelle bezahlt werden – die aufwendige Dokumentation des Baiersdorfer Friedhofs geht nicht ohne ein großes Quantum Idealismus." 
Link zum Artikel  


   
   
Lage des Friedhofes    
 
Baiersdorf G Friedhof K01.jpg (244143 Byte)Der Friedhof liegt innerhalb der Stadt östlich der "Judengasse", südlich des evangelischen Friedhofes. Dabei liegt der jüdische Friedhof historisch innerhalb der Stadtmauer; der evangelische Friedhof (seit 1720) außerhalb der Stadtmauer. 
Die Lage des Friedhofes mitten in der Stadt beziehungsweise am Rande der Altstadt weist darauf hin, dass sich in Baiersdorf ein städtischer Judenfriedhof seit dem Mittelalter erhalten hat. Im fränkischen Landjudentum lagen die Friedhöfe immer außerhalb des Ortes. 
Der Zugang zum Friedhof war bis zum Novemberpogrom 1938 beziehungsweise sogar noch nach der Zerstörung der Synagoge neben dem Synagogengebäude, danach zeitweise über das benachbarte Seligmannhaus, erst seit 1968 über ein an der Nordseite angebrachtes neues Tor.
Karte links erhalten von Horst Gemeinhardt
 
Besonderheiten des Friedhofes
-  Die Steine sind nach Westen - das heißt zur Synagoge bzw. zum Fenster über dem Toraschrein (Misrachfenster) - gerichtet. 
-  Es findet sich ein ausgeprägter Reichtum der religiösen Symbolik sowie der Namens- und Herkunftssymbolik.     
-  Besondere Grabreihen gibt es für Kinder am Nordrand, jedoch auch eine Kohanimreihe direkt hinter der einstigen Synagoge; die Kohanim nahmen vom Balkon des Taharahauses (hinter dem Wohnhaus des Rabbiners) an den Beerdigungen teil (das Taharahaus wurde 1951 abgebrochen)     
   
    
Fotos 
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach, außer Foto zweite Fotozeile rechts: Günter Katzer [aus Website Stadt Baiersdorf])

Die Informationstafel über den Friedhof 
in der ehemaligen Judengasse vor dem
 "Meerrettichmuseum" - schräg 
gegenüber der ehemaligen Synagoge
Baiersdorf Friedhof Info01.jpg (118880 Byte)   

Text der Informationstafel: "Baiersdorfer Judenfriedhof. Der hiesige Judenfriedhof ist der älteste der Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth und Ansbach. Er wurde wohl 1388, beim Wiederaufbau, nach der ersten Zerstörung der Stadt durch die Nürnberger, angelegt und zwar innerhalb der Stadtbefestigung. Auf diesem Friedhof fanden die Juden aus den Fürstentümern Kulmbach-Bayreuth und Ansbach, ihre letzte Ruhestätte, aber auch die Toten aus Judengemeinden des Hochstifts Bamberg. Die Toten aus dem bekannten Judenhof Tüchersfeld wurden ebenfalls in Baiersdorf beigesetzt. An den Grabsteinen hier ist die Assimilation der jüdischen Bevölkerung nachzuvollziehen. An den rituellen Zeichen ist zu erkennen, welche Stellung der Tote in der jüdischen Gemeinde bekleidet hat. Ein jüdisches Grab wird nur einmal belegt. An diesem 'Guten Ort' erwartet der Verstorbene den Jüngsten Tag. Auf dem Baiersdorfer Judenfriedhof kann man sehen, wie in der jüdischen Verwandtschaft das Thema 'Familiengrab' gelöst wurde. Zu sehen sind auch Gräber von berühmten Personen, z.B. das Grab von David Diespeck, einem der bekanntesten und berühmtesten Rabbiner seiner Zeit. Hier ist auch die letzte Ruhestätte des ersten Professors jüdischen Glaubens, der an der Friedrich Alexander Universität Erlangen ordiniert wurde, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der jüdische Friedhof hat, wenn auch im Dritten Reich geschändet, die Zeiten überdauert. Seine Gräber und Steine bezeugen die wechselvolle Geschichte, nicht nur der Juden hier, sondern auch den Geist der Herrschenden, den Auf- und Abstieg von Orten und zeigt die gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten der Geschichte auf." 

     
Baiersdorf Friedhof 015.jpg (37697 Byte) Baiersdorf Friedhof 016.jpg (36582 Byte) Baiersdorf Friedhof 010.jpg (44930 Byte)
Das Eingangstor Blick über den Friedhof Teilansicht
     
Baiersdorf Friedhof 020.jpg (58132 Byte) Baiersdorf Friedhof 021.jpg (46491 Byte)
Grabstein für Benjamin Markus
 (1846-1914), Lehrer und 
Kultusbeamter der Gemeinde
Gedenkstein mit Inschrift: "Den Toten zur Ehre und zum ewigen Gedenken an die jüdischen Bürger aus Baiersdorf und Umgebung, die in den Verfolgungsjahren 1933-1945 grausam umgekommen sind. Uns Lebenden zur Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur eindringlichen Lehre"
       

Der Friedhof im Herbst 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2007)

 
Baiersdorf Friedhof 105.jpg (76331 Byte) Baiersdorf Friedhof 100.jpg (80335 Byte) Baiersdorf Friedhof 104.jpg (106149 Byte)
Weg von der Judengasse zum Friedhof  Blick auf das Eingangstor  Davidstern am Eingangstor 
  Das Foto oben in hoher Auflösung    
     
Baiersdorf Friedhof 102.jpg (82103 Byte) Baiersdorf Friedhof 101.jpg (113424 Byte) Baiersdorf Friedhof 103.jpg (69980 Byte)
Teilansicht vom Eingangstor  Hinweistafel 
Das Foto oben in hoher Auflösung  Das Foto oben in hoher Auflösung   
     
Fotos einzelner Grabsteine 
(erhalten von Horst Gemeinhardt)  
   
Baiersdorf G Friedhof ue07.jpg (272747 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue08.jpg (148211 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue10.jpg (170787 Byte)
Grabstein rechts für Landesrabbiner David 
ben Joel Dispeck
, Mitte für eine seiner 
Ehefrauen, links für Landesrabbiner/
 Distriktsrabbiner Simon Dispeck 
Grabmal des Rabbi Löw Gans 
aus Prag mit sprechendem 
Namenssymbol (Gans)
  (17. Jahrhundert) 
Kindergrab des Arnold Dispecker
mit einer umfangreichen 
Totenklage der Eltern 
   
Das Foto in hoher Auflösung   Das Foto in hoher Auflösung   Das Foto in hoher Auflösung  
     
Baiersdorf G Friedhof ue06.jpg (97232 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue09.jpg (94654 Byte) Baiersdorf G Friedhof ue11.jpg (146419 Byte)
Grabstein des Stadtrats Benjamin (Benny) Kohn,
 Vorstand der Kultusgemeinde,
 Feuerwehrkommandant usw. 
(gest. 1916)  
Grabstein (geschändet in der NS-Zeit) für 
die Stammmutter Fanny Seligmann der
 Kindergarten-Stifterfamilie; ihre Kinder und 
ihr Mann David wanderten in die USA aus.
In der NS-Zeit geschändetes Grabmal 
des Erlanger Ehrenbürgers 
Prof. Dr. Jakob Herz (gest. 1871); Bericht 
zur Beisetzung auf Textseite zu Erlangen  
Das Foto in hoher Auflösung  Das Foto in hoher Auflösung  Das Foto in hoher Auflösung  
     
Baiersdorf G Friedhof ue05.jpg (172621 Byte) Baiersdorf Friedhof 13002.jpg (199462 Byte)  
Grabstein des letzten koscheren Metzgers 
und Schochet: Philipp Hirschkind 
(1851-1926) mit Levitenkanne 
Letzter offizieller Grabstein von 1938 
für Helene Strauß geb. Engel 
(1865 Baiersdorf - 1938 in Forchheim)  
 
     

  
    

Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der Stadt Baiersdorf mit Informationen zum Friedhof und dem oben aufgenommenen Foto von Günter Katzer.
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof von Horst Gemeinhardt: pdf-Datei in der Website der Stadt   
bullet Informationsseiten zum jüdischen Friedhof Baiersdorf      
bulletInformationsseiten und Dokumentation des jüdischen Friedhofes Baiersdorf -  www.judenfriedhof-baiersdorf.de 
nicht mehr online, vgl. im Internetarchiv  https://web.archive.org/web/20110719051302/http://www.judenfriedhof-baiersdorf.de/  
bulletGrabsteindatenbank zum jüdischen Friedhof Baiersdorf https://www.juedische-geschichte-baiersdorf.de/  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 145-146.   
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Baiersdorf. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 9. Jahrgang Nr. 62 vom Juni 1994 S. 13.
bullet Spurensuche zur jüdischen Geschichte Baiersdorf. Ein Werkstattbericht von der historischen Quellensuche zur Erschließung der Geschichte einer erloschenen Gemeinde und ihres "guten Ortes". Baiersdorf 2012. Reihe: Baiersdorfer Wurzelwerk Heft Nr. 2. Preis 10 €. Erhältlich über die Stadtverwaltung.
bulletWeitere Literatur siehe Beitrag von Horst Gemeinhardt zum jüdischen Friedhof in Baiersdorf (pdf-Datei). 
bulletArtikel von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt Rothenburg Jg. 2010 Ausg. 4: "Die Steine zum Sprechen bringen. Spurensuche auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf und der Forchheimer Gemeinde" (pdf-Datei).  Direkter Link.  
bulletHorst Gemeinhardt: Spurensuche zur jüdischen Geschichte Baiersdorf. Ein Werkstattbericht von der historischen Quellensuche zur Erschließung der Geschichte einer erloschenen Gemeinde und ihres "guten Ortes". Baiersdorf 2012. Reihe: Baiersdorfer Wurzelwerk Heft Nr. 2. Preis 10 €. Erhältlich über die Stadtverwaltung.  

  
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020