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Friedhöfe in der Region"
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Baiersdorf (Kreis
Erlangen-Höchstadt)
Jüdischer Friedhof
(erstellt unter Mitarbeit von Horst Gemeinhardt,
Baiersdorf)
Hinweis: die Grabsteindatenbank zum jüdischen Friedhof Baiersdorf findet sich
unter
https://www.juedische-geschichte-baiersdorf.de/
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Baiersdorf
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Vgl. Beitrag
von Horst Gemeinhardt zum jüdischen Friedhof in Baiersdorf
(pdf-Datei)
Der jüdische Friedhof in Baiersdorf
wurde vermutlich noch im 14. Jahrhundert (um 1388) angelegt. Er war lange
Zeit zentrale Grabstätte für die Juden der Fürstentümer Kulmbach-Bayreuth
und Ansbach und teilweise auch
die des Hochstiftes Bamberg. Die ältesten erhaltenen Steine sind vermutlich
noch aus dem
Anfang des 15. Jahrhunderts. Der jüngste Grabstein ist von 1938 (Helene Strauß
geb. Engel). Insgesamt sind
etwa 1.130 Grabsteine erhalten. Unter den Beigesetzten sind auch bekannte
Rabbiner (bis 1894 war Baiersdorf Sitz eines Distriktrabbinates). Die Fläche
des von einer massiven Steinmauer umgebenen Friedhofes umfasst 47,56 ar. Das
Friedhofsgrundstück ist - entsprechend den vorgenommenen Erweiterungen - in drei große Grabfelder gegliedert. 1980 wurde ein Gedenkstein zum Gedenken
an die in der NS-Zeit aus Baiersdorf und Umgebung ermordeten jüdischen
Personen aufgestellt.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof im April 1937 erstmals
geschändet (vermutlich durch Kinder). Beim Novemberpogrom 1938 wurde der
Friedhof erneut geschändet. Danach wurde der Friedhof während der NS-Zeit als
Maulbeerbaumplantage zur Zucht von Seidenraupen verwendet.
Nach 1945 wurde der Friedhof wieder hergerichtet, doch sind bis heute
viele Zerstörungen der NS-Zeit erkennbar. Etliche Grabstätten gingen verloren.
Im
Sommer 2013 wurde der Friedhof durch Studierende der Universität Bamberg
dokumentiert (3D-Dokumentation, siehe Pressebericht links: Artikel von Dieter
Köchel in den "Erlanger Nachrichten" vom 29. Juni 2013:
"Grabstätte in 3D - Bamberger Studenten vermessen jüdischen
Friedhof"). Seit 2016 erfolgt eine intensive
Dokumentation der Grabsteininschriften durch Detlef Müller aus Berlin (siehe
unten). Die Grabsteindatenbank findet sich unter
https://www.juedische-geschichte-baiersdorf.de/
Seite zum jüdischen Friedhof in der Website der Stadt Baiersdorf:
https://www.histourisch.de/israelitischer-friedhof.html
Informationsblätter
zum Friedhof - erstellt von Horst Gemeinhardt |
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Daten zur Geschichte des
Friedhofes |
Beispiele von
Grabsymbolen |
Besonderheiten des jüdischen
Friedhofes in Baiersdorf |
Historische Fotos
des Friedhofes |
Hinweis auf die
Auffindung und Wiederanbringung der Grabplatte Rösla Lederer s.A. |
Im Bauschutt der in den 1960er-Jahren
eingestürzten Friedhofsmauer wurde eine nicht identifizierbare Grabplatte
aus Zinn gefunden und von Nachbarn aufbewahrt. 2007 wurde sie an Horst
Gemeinhardt übergeben, der sie in Absprache mit dem Landesverband weiter
aufbewahrte. Dieser ließ sie dann restaurieren, in Stein neu rahmen und
an der Friedhofsmauer 2010 anbringen. In der Zwischenzeit gelang die
Identifizierung: Es handelt sich um die Grabplatte der im Kindbett 1845
verstorbenen Rösla Lederer aus Forchheim.
Ihr Mann war dort Zinngießermeister gewesen. Die Details zur Geschichte
der Familie und zur Wiederanbringung sind enthalten im unten
(Literaturverzeichnis) genannten Beitrag von Horst Gemeinhardt Wurzelwerk
2 2012 oder können detailliert mit Fotos beim Autor angefordert
werden. (H. Gemeinhardt Hutzelmannstr. 5 91083 Baiersdorf Tel.
09133-2774) |
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Dokumentation des
Friedhofes 2016/2020:
Seit 2016 wird durch Detlef Müller, Theologe und Judaist aus Berlin,
der Friedhof und die Grabinschriften dokumentiert. |
Artikel
von Dieter Köchel in den "Nürnberger Nachrichten" vom 30. Mai
2018: "Nachts auf dem Friedhof jüdische Geschichte
enträtseln.
Detlef Müller entschlüsselt die Inschriften von Grabsteinen,
schreibst sie auf, übersetzt und dokumentiert 1277 Ruhestätten in
Baiersdorf..." |
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Artikel von Klaus Tscharnke in der
"Südwestpresse" (lokal) vom 2. Juni 2019: "Friedhof in Baiersdorf Mit
Taschenlampe auf den Spuren jüdischer Geschichte
Auf Detlef Müller wartet eine eiskalte Nacht. Schon am frühen Abend pfeift
ein beißender Nordostwind über den weitläufigen jüdischen Friedhof in
Baiersdorf.
1278 Grabsteine zeugen von der einstigen Größe der jüdischen Gemeinde der
mittelfränkischen Kleinstadt nördlich von Erlangen. Müller kennt fast jede
Gedenktafel. Denn er hat fast alle penibel dokumentiert - viele bei
nächtlicher Dunkelheit. Denn vor allem ältere, stark verwitterte Grabsteine
geben die Geheimnisse ihrer hebräischen Inschriften und Symbole oft erst
unter seitlich darauf fallendem Taschenlampenlicht preis. Der Umstand zwang
den Berliner Experten für die Entzifferung jüdischer Grabinschriften in den
vergangenen fünf Jahren bei seinen Arbeitsbesuchen in Baiersdorf zu
Dutzenden Nachtschichten mit Stirnlampe und Laptop. Müller spricht fließend
Hebräisch. Der Theologe hat zwei Jahre in Israel studiert und ist auch mit
dem Bibel-Hebräisch vertraut. Dennoch steht auch Müller gelegentlich vor
einem Rätsel. 'Oft finden sich auf Grabsteinen auch Angaben zur Biografie
des Verstorbenen, sogenannte Eulogien. Die müssen bei dem geringen Platz auf
den Steinen so kurz wie möglich gefasst sein. Dadurch finden sich dort viele
Abkürzungen, oft auch noch regional unterschiedlich', erzählt Müller. Auch
das oft eingemischte Bibel-Hebräisch macht die Entzifferung der Grabsteine
mitunter zu einer Herausforderung. Wer jüdische Inschriften verstehen will,
muss auch mit der jüdischen Symbolsprache vertraut sein. 'Viele Symbole
erinnern an die Funktion der Verstorbenen innerhalb der jüdischen Gemeinde
oder beim Dienst in der Synagoge', erklärt Müller. So weisen gespreizte
Hände auf eine frühere Priesterfunktion, ein Beschneidungsmesser auf den
früheren Beschneider hin.
Rund 50.000 Euro lässt sich die 7700 Einwohner zählende Stadt Baiersdorf die
Dokumentation der Grabstätten kosten. Dank Müllers Einsatz seien dem
Friedhof etliche Geheimnisse entlockt worden, sagt Daniela Pietsch, die für
die städtische Kultur- und Öffentlichkeit zuständig ist. 'Wir wissen jetzt
beispielsweise, dass es dort einen Frauenfriedhof gibt und woher die
Verstorbenen stammen'. Der Friedhof war nicht nur für Tote aus Baiersdorf
reserviert, die Stadt war jahrhundertelang Oberrabinat für die
Markgrafschaft Ansbach. Inzwischen steht das Projekt vor dem Abschluss.
Viele der von Müller ermittelten Informationen sind in eine von der Stadt
aufgebaute elektronische Datenbank eingeflossen. Diese soll bis Anfang 2020
freigeschaltet werden und die erfassten Daten weltweit online recherchierbar
machen. Schon jetzt sei das Interesse groß. 'Inzwischen hatten wir schon
Besuch von Nachkommen früherer Baiersdorfer Juden aus den USA, England und
Frankreich', sagt Pietsch. Das dürften bald noch mehr werden. Ein großes
Interesse an einer historischen Aufarbeitung alter jüdischer Friedhöfe
besteht auch beim Zentralrat der Juden in Deutschland. 'Denn in diesen
Stätten spiegelt sich die Jahrhunderte lange jüdische Tradition in
Deutschland wider, die durch die Schoa fast völlig zerstört wurde. Daher
sollte das historische Erbe, das die Friedhöfe darstellen, unbedingt
gepflegt werden', fordert Zentralrats-Präsident Josef Schuster. In den
vergangenen Jahren ist hier aus Sicht des Zentralrats schon viel geschehen.
Von vielen jüdischen Friedhöfen seien Dokumentationen angelegt, etwa im
Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden. Auch das Haus der
Bayerischen Geschichte verfüge über eine entsprechende Datensammlung. Ebenso
erforsche und dokumentiere das Ludwig-Steinheim-Institut in Essen jüdische
Friedhöfe. Nach Zentralrats-Angaben gibt es bundesweit rund 2000 jüdische
Friedhöfe; sie sind überwiegend verwaist. Um sie kümmerten sich die
Landesverbände der jüdischen Gemeinden. Für Pflege und Unterhaltung kämen
nach einer Vereinbarung aus dem Jahre 1957 Bund und Länder auf."
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Über die Dokumentationsarbeit auf
dem Friedhof |
Artikel von Timo Lechner im "Sonntagsblatt"
vom 6. Februar 2020: "Steine zum Sprechen bringen. Forschung: Welche
Geschichten der jüdische Friedhof in Baiersdorf birgt.
Etwa 1.300 Grabsteine sind auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf zu
finden, der älteste wahrscheinlich von 1561, der jüngste aus dem Jahr 1938.
Wenn Susanne Talabardon durch die Reihen geht, dann fühlt sie sich "wie in
einer großen Gruppe an Menschen, die alle miteinander reden", erklärt die
Professorin für Judaistik an der Universität Bamberg. Zusammen mit ihren
Studierenden versucht sie, nicht nur die Gräber zu erfassen, sondern auch
deren Geschichten. Zwischen fünf Minuten und einen Tag benötigt Susanne
Talabardon, die meist mit ihrer 'rechten Hand' Rebekka Denz,
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut, auf dem Friedhof unterwegs ist,
um einen Grabstein zu entschlüsseln. 'Jeder Friedhof hat seine eigene
Grammatik', weiß die Wissenschaftlerin, die seit elf Jahren den Lehrstuhl in
Bamberg innehat. Da wird aus einem jüdischen Vornamen 'Jontov' schon mal ein
fränkischer 'Jondolf'. Die hebräischen und deutschen Inschriften weisen
zudem so manche Tücken auf – da ist zum einen die teils fehlerhafte
Rechtschreibung, die den Sprachwissenschaftler zum Ratespielenden macht, zum
anderen die besagte dialektale Färbung.
Doch die Judaistik-Fachleute haben schon einiges herausgefunden über die
Menschen und die Familien, deren Mitglieder hier begraben liegen, manche
sind extra zum Sterben aus dem Exil wieder in die alte Heimat gekommen. Da
liegt beispielsweise Benjamin Kohn, zu Beginn des 20. Jahrhunderts Stadtrat,
Feuerwehrkommandant und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in
Baiersdorf, das zum Oberrabbinat des Markgrafentums Bayreuth gehörte. 'Seine
Nachkommen sind in Theresienstadt gestorben", erklärt Horst Gemeinhardt, der
den Friedhof wie seine Westentasche kennt. Der Heimatforscher zeigt auf das
Symbol der segnenden Hände (Männer) neben dem der Krone (Frauen) auf den
Grabsteinen einer Reihe, in der die Familie begraben wurde. Darunter auch
Wolf Kohn, letzter Baiersdorfer Rabbiner. Ein anderer Stein ist durch eine
Kanne gekrönt – das Zeichen der Leviten, die im Jerusalemer Tempel für die
kultische Reinheit verantwortlich waren. Das Grab gehört Philipp Hirschkind,
dem letzten koscheren Metzger der mittelfränkischen Kleinstadt.
Akribische Archivarbeit. Die Grabinschriften sind eine reichhaltige
Quelle für biografische Informationen über die dort Bestatteten. Wo Leute
wie Gemeinhardt nicht mehr weiter wissen, geht die Forschungsarbeit der
Wissenschaftler los: "Wir wälzen Kirchenbücher, recherchieren in
Ahnengalerien, übersetzen, fotografieren und vermessen die Steine", meint
Rebecca Denz. Für eine fachgerechte Analyse und Instandhaltung reiche es
aber nicht, wenn die Fachleute rangehen: Dazu müssen politisch
Verantwortliche sowie Lokalhistoriker ebenso mit eingebunden werden. "Die
Dokumentation des jüdischen Friedhofs Baiersdorf ist ein Paradebeispiel, wie
eine solche Zusammenarbeit funktionieren kann", sagt Talabardon.
Der Baiersdorfer jüdische Friedhof sei jedenfalls etwas Besonderes: Er liegt
nicht außerhalb, sondern mitten im Ort – weit und breit einzigartig. Und er
beherbergt nicht nur die Gräber von Menschen aus Baiersdorf, sondern auch
aus den nahen jüdischen Gemeinden von Bruck bis Forchheim. Und er ist ein
Verbundfriedhof, der unterschiedliche Baustile und Biografien besitzt, wie
dies auf christlichen Friedhöfen kaum der Fall ist: "Die werden in der Regel
ja aufgelassen. Insofern besitzt der Freistaat Bayern mit seinen jüdischen
Friedhöfen einen einzigartigen Kulturschatz", sagt Talabardon.
Maulbeeren statt Grabsteine. Dieser Friedhof wäre während der
Nazi-Diktatur fast vernichtet worden. Einige Grabsteine wurden geplündert
und als Baumaterialien für Häuser und Scheunen verwendet. Die Nazis wollten
den Friedhof sogar auflösen und eine Maulbeerplantage darauf errichten. Ein
paar wiedergefundene Steine liegen noch auf einem Haufen an der
Friedhofsmauer. Ein anderer Grabstein, der von Rösla Lederer, wurde 2010
nach einem Hausabbruch wiederentdeckt und hat jetzt einen Ehrenplatz.
Gerne würden die Mitarbeiter der Bamberger Universität noch mehr Geschichten
'heben' und erzählen – es fehlt allein an der Zeit und am Geld. Daher wollen
sie vorerst die bald verwitterten Inschriften für die Nachwelt dokumentieren
und das Areal weitgehend kartieren. Am Ende werden die Ergebnisse komplett
der Kommune zur Verfügung gestellt und auch online zugänglich gemacht. Ob
die Gemeinde Baiersdorf dann Infostelen gestaltet, Führungen anbietet oder
Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden aus der Region die Fakten zu
weiteren Recherchen bereithält, das sei komplett deren Sache. 'Uns ist
wichtig, dass diese Arbeit einfach mal gemacht wurde', sagt Talabardon. Auch
wenn sie und ihre Mitarbeiter letztlich von staatlicher Stelle bezahlt
werden – die aufwendige Dokumentation des Baiersdorfer Friedhofs geht nicht
ohne ein großes Quantum Idealismus."
Link zum Artikel |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt innerhalb der Stadt östlich der
"Judengasse", südlich des evangelischen Friedhofes. Dabei liegt
der jüdische Friedhof historisch innerhalb der Stadtmauer; der evangelische
Friedhof (seit 1720) außerhalb der Stadtmauer.
Die Lage des Friedhofes mitten in der Stadt beziehungsweise am Rande der
Altstadt weist darauf hin, dass sich in Baiersdorf ein städtischer
Judenfriedhof seit dem Mittelalter erhalten hat. Im fränkischen Landjudentum
lagen die Friedhöfe immer außerhalb des Ortes.
Der Zugang zum Friedhof war bis zum Novemberpogrom 1938 beziehungsweise sogar
noch nach der Zerstörung der Synagoge neben dem Synagogengebäude, danach
zeitweise über das benachbarte Seligmannhaus, erst seit 1968 über ein an der
Nordseite angebrachtes neues Tor.
Karte links erhalten von Horst Gemeinhardt.
Besonderheiten des Friedhofes:
- Die Steine sind nach Westen - das heißt zur Synagoge bzw. zum Fenster
über dem Toraschrein (Misrachfenster) - gerichtet.
- Es findet sich ein ausgeprägter Reichtum der religiösen Symbolik sowie
der Namens- und Herkunftssymbolik.
- Besondere Grabreihen gibt es für Kinder am Nordrand, jedoch auch eine
Kohanimreihe direkt hinter der einstigen Synagoge; die Kohanim nahmen vom Balkon
des Taharahauses (hinter dem Wohnhaus des Rabbiners) an den Beerdigungen teil
(das Taharahaus wurde 1951 abgebrochen)
Fotos
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach, außer Foto zweite Fotozeile rechts:
Günter Katzer [aus Website Stadt Baiersdorf])
Die Informationstafel über
den Friedhof
in der ehemaligen Judengasse vor dem
"Meerrettichmuseum" - schräg
gegenüber der ehemaligen Synagoge |
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Text der Informationstafel: "Baiersdorfer
Judenfriedhof. Der hiesige Judenfriedhof ist der älteste der
Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth und Ansbach. Er wurde wohl 1388, beim
Wiederaufbau, nach der ersten Zerstörung der Stadt durch die Nürnberger,
angelegt und zwar innerhalb der Stadtbefestigung. Auf diesem Friedhof
fanden die Juden aus den Fürstentümern Kulmbach-Bayreuth und Ansbach,
ihre letzte Ruhestätte, aber auch die Toten aus Judengemeinden des
Hochstifts Bamberg. Die Toten aus dem bekannten Judenhof Tüchersfeld
wurden ebenfalls in Baiersdorf beigesetzt. An den Grabsteinen hier ist die
Assimilation der jüdischen Bevölkerung nachzuvollziehen. An den
rituellen Zeichen ist zu erkennen, welche Stellung der Tote in der
jüdischen Gemeinde bekleidet hat. Ein jüdisches Grab wird nur einmal
belegt. An diesem 'Guten Ort' erwartet der Verstorbene den Jüngsten Tag.
Auf dem Baiersdorfer Judenfriedhof kann man sehen, wie in der jüdischen Verwandtschaft
das Thema 'Familiengrab' gelöst wurde. Zu sehen sind auch Gräber von
berühmten Personen, z.B. das Grab von David Diespeck, einem der
bekanntesten und berühmtesten Rabbiner seiner Zeit. Hier ist auch die
letzte Ruhestätte des ersten Professors jüdischen Glaubens, der an der
Friedrich Alexander Universität Erlangen ordiniert wurde, um nur zwei
Beispiele zu nennen. Der jüdische Friedhof hat, wenn auch im Dritten
Reich geschändet, die Zeiten überdauert. Seine Gräber und Steine
bezeugen die wechselvolle Geschichte, nicht nur der Juden hier, sondern
auch den Geist der Herrschenden, den Auf- und Abstieg von Orten und zeigt
die gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten der Geschichte
auf." |
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Das Eingangstor |
Blick über den Friedhof |
Teilansicht |
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Grabstein für Benjamin Markus
(1846-1914), Lehrer und
Kultusbeamter der Gemeinde |
Gedenkstein mit
Inschrift: "Den Toten zur Ehre und zum ewigen Gedenken an die
jüdischen Bürger aus Baiersdorf und Umgebung, die in den
Verfolgungsjahren 1933-1945 grausam umgekommen sind. Uns Lebenden zur
Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur eindringlichen Lehre" |
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Der Friedhof im
Herbst 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2007)
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Weg von der Judengasse zum
Friedhof |
Blick auf das Eingangstor |
Davidstern am Eingangstor |
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Das Foto oben in hoher
Auflösung |
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Teilansicht vom
Eingangstor |
Hinweistafel |
Das Foto oben in hoher
Auflösung |
Das Foto oben in hoher
Auflösung |
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Fotos einzelner
Grabsteine
(erhalten von Horst Gemeinhardt) |
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Grabstein rechts
für Landesrabbiner David
ben Joel Dispeck, Mitte für eine seiner
Ehefrauen, links für Landesrabbiner/
Distriktsrabbiner Simon Dispeck |
Grabmal des Rabbi
Löw Gans
aus Prag mit sprechendem
Namenssymbol (Gans)
(17. Jahrhundert) |
Kindergrab des Arnold
Dispecker
mit einer umfangreichen
Totenklage der Eltern
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Das
Foto in hoher Auflösung |
Das
Foto in hoher Auflösung |
Das
Foto in hoher Auflösung |
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Grabstein des
Stadtrats Benjamin (Benny) Kohn,
Vorstand der Kultusgemeinde,
Feuerwehrkommandant usw.
(gest. 1916) |
Grabstein
(geschändet in der NS-Zeit) für
die Stammmutter Fanny Seligmann der
Kindergarten-Stifterfamilie; ihre Kinder und
ihr Mann David wanderten in die USA aus. |
In der NS-Zeit
geschändetes Grabmal
des Erlanger Ehrenbürgers
Prof. Dr. Jakob Herz (gest. 1871); Bericht
zur Beisetzung auf Textseite zu Erlangen |
Das
Foto in hoher Auflösung |
Das
Foto in hoher Auflösung |
Das
Foto in hoher Auflösung |
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Grabstein des
letzten koscheren Metzgers
und Schochet: Philipp Hirschkind
(1851-1926) mit Levitenkanne |
Letzter
offizieller Grabstein von 1938
für Helene Strauß geb. Engel
(1865 Baiersdorf - 1938 in Forchheim) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 145-146. |
 | Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Baiersdorf.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 9. Jahrgang
Nr. 62 vom Juni 1994 S. 13. |
 | Spurensuche zur jüdischen Geschichte Baiersdorf.
Ein Werkstattbericht von der historischen Quellensuche zur Erschließung der
Geschichte einer erloschenen Gemeinde und ihres "guten Ortes".
Baiersdorf 2012. Reihe: Baiersdorfer Wurzelwerk Heft Nr. 2. Preis 10 €.
Erhältlich über die Stadtverwaltung. |
 | Weitere Literatur siehe Beitrag
von Horst Gemeinhardt zum jüdischen Friedhof in Baiersdorf (pdf-Datei). |
 | Artikel von Susanne Borée im Evangelischen
Sonntagsblatt Rothenburg Jg. 2010 Ausg. 4: "Die
Steine zum Sprechen bringen. Spurensuche auf dem jüdischen Friedhof in
Baiersdorf und der Forchheimer Gemeinde" (pdf-Datei). Direkter
Link. |
 | Horst Gemeinhardt: Spurensuche zur jüdischen Geschichte Baiersdorf.
Ein Werkstattbericht von der historischen Quellensuche zur Erschließung der
Geschichte einer erloschenen Gemeinde und ihres "guten Ortes".
Baiersdorf 2012. Reihe: Baiersdorfer Wurzelwerk Heft Nr. 2. Preis 10 €.
Erhältlich über die Stadtverwaltung. |

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