Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Tiefenort (Wartburgkreis)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:

Zur jüdischen Geschichte in Tiefenort  
Berichte aus der jüdischen Geschichte   
Berichte zu einzelnen Personen   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen       
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Tiefenort    
    
In Tiefenort lebten Juden möglicherweise bereits im späten Mittelalter. Nach 1407 könnten unter der Hoheit der Landgrafen von Thüringen erstmals Juden am Ort gewesen sein. Nähere Angaben liegen bislang nicht vor. Jedoch ist im 17. Jahrhundert nach der Ortschronik die Existenz einer Judengasse belegt (im Bereich der heutigen August-Bebel-Straße).   
  
Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten jüdische Familien beziehungsweise Personen wieder zuziehen, ohne dass es in der Folgezeit zur Bildung einer jüdischen Gemeinde gekommen ist (im Bericht von 1915 s.u. wird allerdings von "unserer kleinen Gemeinde" geschrieben). Die hier lebenden jüdischen Einwohner gingen zu den Gottesdiensten nach Barchfeld oder nach Stadtlengsfeld. Doch gab es zeitweise auch in Tiefenort eine Betstube (in einem der jüdischen Wohnhäuser). Die Toten der jüdischen Familien wurden insbesondere im jüdischen Friedhof in Stadtlengsfeld beigesetzt.            
  
Eine der ersten Familien am Ort war die Familie Levistein: 1871 gründete Heinz Levistein eine Getreidehandlung in der Pfarrgasse 5. Später wurde das Geschäft von Moritz Katz übernommen, der auch die Tiefenorter Darlehnskasse in der Pfarrgasse 5 begründete und betrieb. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus Tiefenort Sally Huhn (gef. 1914, siehe Bericht unten) sowie Julius Baumgart (geb. 10.12.1893 in Tiefenort, gef. 18.5.1916). Außerdem ist gefallen: Max Kuh (geb. 11.9.1880 in Tiefenort, vor 1914 in Düsseldorf wohnhaft, gef. 4.9.1916).  
 
1925 wurden 30 jüdische Einwohner in Tiefenort gezählt, die offiziell zur jüdischen Gemeinde in Stadtlengsfeld gehörten. Unter den jüdischen Geschäften gab es u.a. am Werrator die Geschäfte von Jakob Huhn (Werrator 20, Eisenhandlung, Kolonialwaren- und Maschinengeschäft, siehe Anzeige unten), Siegmund Kuh (Werrator 44, Manufakturwarenhandlung) und Moses Krämer (Werrator 52, Futtermittel- und Streuzeughandlung). In der Marktstraße 5 betrieb Salomon Ullmann ein Manufakturwarengeschäft (auch Fahrräder u.a.; vgl. Todesanzeige von 1949 unten). 

1933 lebten etwa 35 jüdische Personen in der Stadt.
In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1939 wurden alle jüdischen Geschäftsinhaber zur Aufgabe ihrer Geschäfte gezwungen. Im Herbst 1941 wurden Moritz und Minni Katz mit der Tochter Helga in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. 1942 wurden deportiert: Melanie Kuh, Siegmund Kuh, Moses und Ida Krämer geb. Eisemann mit der Tochter Thea sowie Isabella Isaksohn geb. Krämer mit dem dreijährigen Sohn Joel.   
  
Von den in Tiefenort geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isabella Isaksohn geb. Krämer (1917), Joel Isaksohn (1939), Helga Katz (1928), Moritz Katz (1894), Minni Katz (1893), Ida Krämer geb. Eisemann (1890), Moses Krämer (1886), Thea Krämer (1920), Rudolf Kuh (1890), Siegmund Kuh (1866), Melanie Löwenstein geb. Kuh (1902).      
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte 
 
   
Berichte zu einzelnen Personen  
Sally Huhn ist bei einem Sturmangriff gefallen (1915)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1915: "Tiefenort (Werra), 4. November (1914). Eine tief erschütternde Nachricht traf Simchas Thora hier ein und verwandelte die Feiertags-Stimmung in unserer kleinen Gemeinde in bitteres Weg. Der zu den größten Hoffnungen berechtigende Sally Huhn, einziger Sohn unseres Gemeindemitgliedes Jacob Huhn, hat seine Seele am Vorabend des Jom Kippur bei einem Sturmangriff vor Dünaburg für seines Vaterlandes Ruhm und Ehre ausgehaucht. Ein Kopfschuss hat seinem Leben im Alter von nur 23 Jahren ein frühes Ende gesetzt. In den vielen schweren Kämpfen, an denen er teilgenommen hat, war es stets der Gedanke an den Allmächtigen, der ihm Gefahr und Anstrengungen überwinden half."     

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige des Manufakturwaren- und Getreidegeschäftes S. Weiß II. (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: 
"Für mein am Samstag und Feiertagen geschlossenes Manufaktur- und Getreidegeschäft suche per Ostern oder Pfingsten einen 
Lehrling
 
mit guten Schulkenntnissen. Kost und Logis frei im Hause. 
S. Weiß II. Tiefenort a.d. Feldabahn."    

    
Anzeige eines stellensuchenden jungen Mannes aus Tiefenort (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1901: "Junger Mann, der vier Jahre in einem Eisen- und Kolonialwaren-Geschäft tätig war, sucht per 1. Januar 1902 anderweitig Engagement. Bedingung: Samstags und Feiertage geschlossen. Offerten erbitten unter A. B. 500 postlagernd Tiefenort, Thüringen".  

      
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Jacob Ullmann (1904)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Für mein am Schabbos und Jomtof geschlossenes Manufakturwaren-Geschäft suche per sofort einen 
Lehrling
 
aus achtbarer Familie und mit guten Schulzeugnissen. Kost und Logis im Hause. 
Jacob Ullmann,
 
Tiefenort in Thüringen."     

    
Anzeige des Eisen-, Kolonialwaren- und Maschinengeschäftes Jacob Huhn (1912) 
    

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. August 1912. 
"Suche per sofort für mein Eisen-, Kolonialwaren- und Maschinengeschäft einen 
Lehrling

Kost und Logis im Hause. Sabbat und Feiertage geschlossen. 
Tiefenort in Thüringen, J. Huhn."     

            
Todesanzeige von Salomon Ullmann aus Tiefenort (gest. 1949 in Israel)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 29. April 1949: "Am 28. März 1949 verschied nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater und Onkel Salomon Ullmann (früher Tiefenort/Thüringen) im 79. Lebensjahre. 
Die Beisetzung fand in dem von ihm so geliebten Kirjat-Amal statt.  
In tiefer Traer: Rosa Ullmann geb. Kaltenbecher  Kirjat-Amal nahe Haifa, Israel   
Manfred Ullmann und Frau Judith geb. Nathan  Petach-Tikvah, Israel  
Karl Ullmann
und Frau Minna geb. Dessauer  Kirjat-Bialik, Israel  
Ivan Ullmann und Frau Elisabeth geb. Richheimer  Hartford, Conn.   
Gerda Goldberg geb. Ullmann  Kirjat-Amal, Israel  
Rochel, Maja, Ruth und Ronald Ullmann; 
Raja, Igal und Moische Goldberg,
als Enkelkinder".   

      
      
      
Fotos  

Zur jüdischen Geschichte in Tiefenort liegen noch keine Fotos vor; 
über eine Zusendung freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
  
      

         

    
Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Tiefenort      

Literatur:  

Hans Nothnagel (Hg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 5: Jüdische Gemeinden in der Vorderrhön. Der Beitrag zu Tiefenort ("Schicksalswege jüdischer Tiefenorter") wurde von Hans Nothnagel und Ralf Pasch erstellt. Suhl 1999 S.156-164.
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt am Main 2003. S. 330-331.     

   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 26. Februar 2016