Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Riedlingen (Kreis Biberach) 
Jüdische Geschichte 
 
 Die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Christoph Knueppel (mail: ch.knueppel[at]t-online.de) 

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Riedlingen 
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Riedlingen   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   
Zur jüdischen Geschichte in Riedlingen            
    
In Riedlingen waren vermutlich bereits im Mittelalter Juden ansässig (einzige Nennung 1384). 

Erst nach 1867 konnten nach jahrhundertelangem Niederlassungsverbot wieder einige Familien in der Stadt zuziehen, die zur Synagogengemeinde in Buchau gehörten. 1878 waren es inzwischen zwei angesehene Kaufmannsfamilien in der Stadt, über die anlässlich von antijüdischen Äußerungen des katholischen Vikars der Stadt ein Bericht in der überregionalen jüdischen Presse erschien: 

Riedlingen AZJ 03121878.jpg (131524 Byte)Artikel aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Dezember 1878: 
"Aus Württemberg
. 17. November (1878).... 
In Riedlingen wohnen seit ca. 6 Jahren zwei israelitische Familien, sehr angesehene Kaufleute und bei den dortigen Katholiken sehr geachtet. Die Tochter eines derselben besucht die dortige obere Mädchenschulklasse und hat sich ihrer Talente und guten Sitten wegen viele Freundinnen unter ihren Mitschülerinnen erworben, besonders unter den Kindern der dortigen Beamten. Deshalb brachte es auch eine große Aufregung unter der Bevölkerung hervor, als vor einigen Wochen der katholische Vikar beim Religionsunterricht in Abwesenheit des jüdischen Mädchens seine Katechumenen ermahnte: 'Ihr solltet Euch schämen, mit einem Judenmädchen Euch zu befreunden, man muss stets wissen, dass man Christ ist und seine Würde als solcher wahren. Diese Wucherjuden sollen froh sein, dass man sie bei uns leben lässt usw.'. Diese und noch weitere intolerante Äußerungen des jungen fanatischen Geistlichen bewirkten gerade das Gegenteil von Dem, was derselbe damit beabsichtigte. Alle Eltern, die durch ihre Kinder von diesen 'religiösen Belehrungen' Kenntnis erhielten, besonders die Beamten, bezeugten dem Vater ihre Sympathien und veranlassten ihn, die Angelegenheit der kirchlichen Behörde zur Entscheidung vorzulegen, welche wahrscheinlich die Versetzung des Vikars dekretieren wird."

Ausführlich mit der jüdische Geschichte Riedlingens beschäftigt hat sich der katholische Theologe Christoph Knüppel (Herford). Über einen Vortrag im Oktober 2005 in Riedlingen liegt folgender Bericht vor: 

Riedlingen PA 001.jpg (195629 Byte)Artikel im "Alb-Boten" (Lokalteil der Südwest-Presse Ulm) vom 15. Oktober 2005: "Geschichte  / Vortrag von Christoph Knüppel zu 'Riedlinger Juden': Geschäftsleute aus Buttenhausen. Artikel von Waltraud Wolf.
Der katholische Theologe Christoph Knüppel hatte die lange Reise von Herford nach Riedlingen gemacht, um auf Einladung des Altertumsvereins über jüdische Familien und ihr Schicksal zu berichten, die einst in der Donaustadt lebten. Einige von ihnen waren aus Buttenhausen zugezogen.
RIEDLINGEN. Eine größere jüdische Gemeinde bestand in Riedlingen zu keiner Zeit, informierte Christoph Knüppel. Es waren nie mehr als zehn bis 20, die in der Stadt lebten. Vermutlich gab es einzelne, die im Spätmittelalter in Riedlingen ansässig waren. In der Neuzeit tauchten jüdische Wanderhändler auf. Festen Wohnsitz hätten Juden in der Donaustadt jedoch erst wieder 1871 genommen. Es waren die Familien Abraham und Moritz Landauer, die beide aus Buttenhausen stammten und davor in Buchau ein Textilgeschäft betrieben haben. 
Bis auf das Ehepaar Simon und Klara Adler seien alle im Textilhandel gewesen, die meisten von ihnen sehr erfolgreich. Dazu kam eine Filiale des Ulmer Lebensmittelgeschäftes Gaissmaier, die mit Herbert Oettinger einen jüdischen Geschäftsführer beschäftigte. Die Geschäftsgründer und ihre Ehefrauen kamen fast alle aus Buttenhausen. An den hohen jüdischen Feiertagen schlossen sie ihre Läden, um die Synagoge zu besuchen. Auch verbrachten die Kinder ihre Ferien häufig bei den Großeltern in Buttenhausen. Vor allem die Söhne der Juden absolvierten die Lateinschule und knüpften Freundschaften mit nichtjüdischen Kindern. Nach 1933 gab es auch hier antisemitische Anfeinden.
'Nach allem was wir wissen, verlief das Zusammenleben von Juden und Christen in Riedlingen bis 1933 weitgehend friedlich', klärte Knüppel auf. Die Verfolgung der Juden in der Donaustadt setzte am 1. April 1933 mit einem Boykott jüdischer Geschäft ein. Längerfristig, so Knüppel, habe er wohl keinen Erfolg gehabt, denn bald erschienen wieder Anzeigen der Geschäfte in den Zeitungen. 1935 wurde erneut zum Boykott aufgerufen und gegen jene gehetzt, die dennoch dort einkauften. 
Ende 1935 wurde Herbst Oettinger als Geschäftsführer der Riedlinger Gaissmaier-Filiale entlassen. Die Familie zog nach Stuttgart und konnte 1941 nach New York ausreisen. Immer stärker wurde auch der Druck auf die Unternehmer, ihre Geschäfte abzugeben: 1937 verkauften Isak Strauss und sein Schwiegersohn David Weil das Textilgeschäft Julius Weil & Co.. Die Familie Weil wanderte im August 1940 nach Kalifornien aus. Isak Strauss starb in Theresienstadt. Die zweite Firma, die 'arisiert' wurde, war das Textilgeschäft Landauer. Ihre Besitzer Herbert Siegfried und Karoline Oettinger fanden in Auschwitz den Tod. Ihr Sohn, der promovierte Jurist Ernst Oettinger, war bereits im September 1937 in die USA emigriert. Er nahm 1946 als amtlicher Beobachter an den Nürnberger Prozessen teil. Seine Schwester Eva soll nach Schweden ausgewandert sein. 
Das Textilgeschäft Ernst Oettinger, das seit 1919 ihrem Schwiegersohn Albert Bernheim gehörte, ging 1938 in 'arischen' Besitz über. Bernheim und seine Frau wurden 1941 nach Riga deportiert und dort vermutlich erschossen. Ihre drei Kinder hatten sie zuvor in England in Sicherheit gebracht.
Hatten Riedlinger Geschäftsleute gehofft, mit der Vertreibung der jüdischen Händler unliebsame Konkurrenz auszuschalten, so stellten sie jetzt fest, dass sie durch die Übernahme einmal durch Ludwig Biber und zum anderen durch den Fabrikanten Alexander Riempp nur die alte gegen eine neue, vielleicht sogar bedrohlichere eingetauscht hatten.
Im Jahresrückblick wurde die 'Ausmerzung sämtlicher drei Judengeschäfte und ihre Überführung in arischen Besitz' als wirtschaftlicher Fortschritt gefeiert, zitierte Knüppel aus dem 'Riedlinger Tagblatt' von damals. Die noch in Riedlingen lebenden erwachsenen Juden mussten ihren Vornamen Sara beziehungsweise Israel hinzufügen.
Zuletzt beleuchtete Knüppel die Bedeutung jüdischer Vieh- und Pferdehändler für die damals bedeutenden Riedlinger Viehmärkte für ganz Oberschwaben. Sie kamen aus Buchau, Buttenhausen und Haigerloch. Bestrebungen, für die jüdischen Händler ein Marktverbot auszusprechen, hatte sich Bürgermeister Fischer bis zum November 1937 entzogen, weil er fürchtete, die Märkte könnten an Attraktivität einbüßen. Danach fügte auch er sich. Doch konnte er nicht verhindern, dass einzelne jüdische Viehhändler in privaten Stallungen Handel trieben.
Die meisten jüdischen Kinder, die 1933 noch in Riedlingen lebten, konnten Deutschland rechtzeitig verlassen, informierte Knüppel zum Schluss. Der geistig behinderte Ludwig Oettinger jedoch viel in Grafeneck dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer. Ermordet wurden außerdem der 20-jährige Walter Oettinger und der 30-jährige Ernst Weil.
Bei seinen Recherchen zur jüdischen Familie Landauer haben Christoph Knüppel Erinnerungen von Siegfried Landauer, der seine Ferien in Riedlingen verbracht und darüber ein Tagebuch verfasst hatte, in die Donaustadt geführt. Motivation, sich mit dem Thema zu beschäftigen, war für ihn auch, dass man sich bislang bei der Geschichte der Juden auf ihre Opferrolle fixiert habe, wobei sehr viel von dem Reichtum ihrer Kultur und Menschlichkeit verloren gegangen sei."

Von den in Riedlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Albert Bernheim (1885), Elisabeth Bernheim (1920), Irma Irena Bernheim geb. Oettinger (1893), Selma Holzinger geb. Oettinger (1884), Herbert Siegfried Oettinger (1883), Karoline (Carolina, Carry) Oettinger geb. Mayer (1881), Ludwig Oettinger (1888), Nelly Oettinger geb. Mayer (1883), Walter Oettinger (1922), Ernst Weil (1912).
     
    
     
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Riedlingen        

Außer dem oben zitierten Bericht aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" von 1878 wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Riedlingen gefunden.   

 
 
Sonstiges   

Karte an Abraham Hofheimer in
Buttenhausen aus Riedlingen (1878)
 

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries) 
 

Die Postkarte der Brüder Abraham und Moses (Moritz) Landauer von Riedlingen wurde an Abraham Hofheimer in Buttenhausen verschickt am 11. September 1878. Die Familien Abraham Landauer und Moses Landauer waren im Jahr 1856/1871 von Buttenhausen nach Riedlingen übergesiedelt und eröffneten dort ein Geschäft für Baumwollwaren, Stoffe, Damen– und Kinderbekleidung, ab 1919 auch Haushaltswaren. Inhaber des Geschäfts waren: 1871 Abraham und Moritz Landauer, 1897 Abraham Landauer, 1902 Abraham und Karl Landauer (Sohn von Abraham Landauer), 1906 Herbert Siegfried Oettinger (Enkel von Abraham Landauer). Im Rahmen der Zwangsenteignung während der NS-Zeit ("Arisierung") wurde das Geschäft im September 1938 verkauft und im November 1938 geschlossen. Die letzten Inhaber - Herbert Siegfried Oettinger und seine Frau Karoline, verließen am 21. November 1938 Riedlingen und zogen nach Stuttgart. Am 22. August 1942 wurden Sie nach Theresienstadt deportiert. Am 16. Mai 1944 erfolgte der Weitertransport nach Auschwitz in den Tod.
Abraham Landauer (geb. 26. Dezember 1828 in Münsingen als Sohn von Salomon Landauer von Buttenhausen und Sara geb. Kahn von Münsingen) war verheiratet mit Flora geb. Adler (geb. 5. Dezember 1831 in Münsingen als Tochter von Lazarus Adler von Buttenhausen und Helene geb. Adler). Abraham und Flora Landauer hatten 12 Kinder: Salomon (geb. 6. März 1857), Louis (geb. 4.Mai 1858), Emma verheiratete Oettinger (geb. 8. Mai 1859), Fanny verheiratete Kaufmann (geb. 17. Oktober 1860), Emil (geb. 28. Februar 1862), Sophie verheiratete Lazarus (geb. 22. August 1863), Gustav (geb. 25. Juli 1865), Karl (geb. 22. August 1866), Hugo (geb. 10. Juli 1868), Siegfried (geb. 12. Februar 1870), Rosa (geb. 1871), Max (geb. 24. April 1874).
Abraham Landauer starb am 23. August 1807 in Kandern. Flora Landauer starb am 1. Juni 1894 in Riedlingen.
Moritz (Moses) Landauer (geb. 11. April 1839 in Münsingen als Sohn von Salomon Landauer von Buttenhausen und Sara geb. Kahn von Münsingen) war verheiratet mit Hedwig geb. Neuburger (geb. 10. April 1847 in Buchau als Tochter von David Neuburger und Judith geb. Einstein von Buchau). Die beiden hatten eine Tochter Rosa (Rose) später verheiratete Fränkel (geb. 29. Mai 1867 in Buchau). Moritz starb am 2. Juni 1902 in Frankfurt.
Quellen: Christoph Knüppel, Zur Geschichte der Juden in Riedlingen.
https://www.geni.com/people/Abraham-Landauer/6000000025955015056?through=6000000025954899197
https://www.geni.com/people/Moses-Moritz-Landauer/6000000021051040387?through=6000000025955015056

      
      
      
Fotos    

Zur jüdischen Geschichte in Riedlingen liegen noch keine Fotos vor 
(vgl. jedoch die Beiträge von Christoph Knüppel, siehe Literatur)  
  
      

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Juni 2015: Verlegung von "Stolpersteinen" in Riedlingen ist geplant       
Artikel in der "Schwäbischen Zeitung" vom 8. Juni 2015: "Stolpersteine werden im Mai 2016 verlegt.
Auch Riedlingen erhält 'Stolpersteine'. Es sind genügend Spenden zusammengekommen, um 20 dieser Steine in Riedlingen zu verlegen..."  
Link zum Artikel  (gebührenpflichtig) 
 
Mai 2016: Verlegung von "Stolpersteinen" in Riedlingen  
Artikel von Waltraud Wolf in der "Südwestpresse" vom 24. Mai 2016: "'Stolpersteine' zur Erinnerung. Heute verlegt Gunter Demning in Riedlingen 'Stolpersteine'. Sie erinnern an Juden, die während des Dritten Reiches deportiert und ermordet wurden.
Auf die Initiative von Stadtrat Jörg Boßler geht die Würdigung von Menschen zurück, die lange in gutem Miteinander mit ihren Nachbarn lebten, bis ihnen im Nationalsozialismus nach dem Leben getrachtet wurde. 20 Steine werden heute, Dienstag, von dem Künstler Gunter Demning, der die Idee dazu entwickelt hat, in Riedlingen vor den Häusern in den Straßenbelag eingelegt, in dem die Juden lebten oder arbeiteten. So wird an Herbert Oettinger zweimal gedacht, am Haus Marktplatz 14, wo er arbeitete und in der Zollhauser Straße 20, wo er lebte. Ihm und seiner Familie gelang die Flucht in die USA, beziehungsweise für Sohn Lothar Larry mit einem Kindertransport nach England. David, Rosa und Frida Weil konnten sich ebenfalls nach Amerika retten, doch Isak Strauss, Rosa Weils Vater, wurde 1942 im Alter von 70 Jahren deportiert und in Theresienstadt ermordet. Sie wohnten am Marktplatz 9, wo heute die Volksbank-Raiffeisenbank ihre Dienste anbietet. Auch Karoline Carry und Herbert S. Oettinger wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet, wie die von Hand eingeschlagenen Lettern auf den beiden Messingtafeln vor dem Haus Lange Straße 8 verkünden werden. Stolpersteine vor dem Geschäftshaus gibt es auch für ihre Kinder Ernst Walter und Eva Irene, die 1937, beziehungsweise 1939 in die USA flohen. Der Verlegung der Stolpersteine für Albert und Irma Bernheim vor dem Gebäude Marktplatz 15, in dem sich heute eine Apotheke befindet, werden Verwandte aus Frankreich beiwohnen. Die Eltern wurden ermordet, die Kinder retteten sich nach England. Unter der Überschrift 'Stolpersteine - Spuren und Wege' skizziert Gunter Demning danach im Lichtspielhaus seinen künstlerischen Werdegang von 1968 an, einschließlich des Projektes, das ihn auch nach Riedlingen führte. Beginn ist um 18 Uhr. Mehr als 56 000 Stolpersteine hat er inzwischen europaweit verlegt. Unterstützt wurde die Aktion außer von der Stadt Riedlingen, welche die Kosten für die vorbereitenden Arbeiten durch den Bauhof trägt, auch von der Katholischen Kirchengemeinde, die ein Spendenkonto eingerichtet hatte. Alle 20 Stolpersteine konnten so finanziert werden." 
Link zum Artikel   
 
Juli 2020: Hinweis auf eine "Stolperstein"-Verlegung in Winterlingen 
In Winterlingen wurde Anfang Juli 2020 zwei "Stolpersteine" verlegt für den aus Riedlingen stammenden (katholischen) Arzt Dr. Emil Burkart und seine (jüdische) Frau Selma Burkart geb. Muschel. Weitere Informationen auf der Seite zu Winterlingen
 
Juli 2019: Bildübergabe im Rathaus Riedlingen zur Erinnerung an Ludwig Walz 
Artikel von Waltraud Wolf in der "Schwäbischen Zeitung" vom 27. Juli 2019: "Bild eines 'Gerechten unter den Völkern'.
Malerin Marlis Glaser und Sponsor Veit Feger wollen Erinnerung an Ludwig Walz wach halten.

Riedlingen. Sehr berührend war die Bildübergabe im Riedlinger Rathaus, die am 30. Todestag zur Gedenkstunde für Ludwig Walz wurde. Nicht die Entstehung der Eichenau, die seiner Initiative und seinem Einsatz als Riedlinger Bürgermeister von 1947 bis 1954 zu verdanken ist und 150 Flüchtlingen Heimat bot, stand dabei im Mittelpunkt. Gewürdigt wurde sein Einsatz für jüdische Mitbürger und hier insbesondere für die jüdische Gemeinde in Buttenhausen während des Dritten Reiches.
Zwischen 1934 und 1942 brachte er einmal wöchentlich bei Nacht Lebensmittel auf die Alb. Und er scheute sich trotz der Gefahr für sich und seine Familie auch nicht, Juden noch während ihrer Deportation mit Essen zu versorgen. Eine davon war die Familie des Rabbiners Naphtalie Berlinger. Er selber starb im Konzentrationslager in Theresienstadt an Auszehrung. Seine Tochter Jette Gut-Berlinger war es, die Ludwig Walz zur Ehrung als 'Gerechter unter den Völkern' in Israel vorschlug, dem Ehrentitel für nichtjüdische Personen, die während der nationalsozialistischen Diktatur ihr Leben für verfolgten Juden einsetzten.
Und hier kommt Marlis Glaser ins Spiel, die Malerin aus Attenweiler, die es sich in ihrem Abraham-Projekt zur Aufgabe gemacht hat, Portraits von jüdischen Verfolgten und Überlebenden zu malen und sie so dem Vergessen zu entreißen. Sponsoren, wie der einstige Verleger und Redaktionsleiter der schwäbischen Zeitung in Ehingen, Veit Feger sorgen dafür, dass diese Bilder im öffentlichen Raum gezeigt werden können. So auch in Riedlingen, wo jetzt das Portrait von Ludwig Walz im Sitzungssaal seinen Platz gefunden hat. Dazu das Werk 'Und Ludwig pflanzte einen Baum', gehört durch das Pflanzen eines Baumes mit zu der Auszeichnung als 'Gerechter unter den Völkern'.
Eine Video-Botschaft von Aaron Berlinger aus New York machte den Anwesenden im Sitzungssaal auf eindrucksvoller Weise deutlich, welche Wertschätzung Ludwig Walz ob seines Einsatzes genoss. Begegnungen mit der Familie Berliner gab es nach dem Krieg in Israel und Deutschland..."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken. 
Link zum Artikel (für Abonnenten der "Schwäbischen Zeitung" 
Rechts die Bilder von Marlis Glaser:
Portrait Ludwig Walz und zu
"Und Ludwig pflanzte einen Baum"  
(Foto: Veit Feger) 
   Rechts bei der Video-Botschaft
von Aaron Berlinger,
im Vordergrund Marlis Glaser 
(Foto: Veit Feger) 
 
Informationen zu Ludwig Walz vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Walz   

    
      

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Riedlingen       

Literatur:  

bulletAusführliche Darstellung: Christoph Knüppel: Zur Geschichte der Juden in Riedlingen. Erschienen in "Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach. Jahrgang 29. Nr. 2 November 2006. S. 38-65.  Online als doc-Datei zugänglich 
bulletDazu: Briefe von Rosa Landauer an Gustav Landauer (Anhang)   Online als doc-Datei zugänglich   
bulletErich Bernheim: Mein Leben bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hg. und übersetzt von Christoph Knüppel (Erinnerungen, die Erich Bernheim aus Riedlingen im Dezember 1982, kurz vor seinem Tod für seine Angehörigen niederschrieb). Online als htm-Datei zugänglich
bulletdazu Anhang: "Alles geht weg, nur wir sehen keinen Ausweg". Briefe aus den Jahren 1939 und 1943.  Online als htm-Datei zugänglich.
bulletChristoph Knüppel: "Denn deine Kraft ist in den Schwachen mächtig". Leben und Briefe der jüdischen Christin Nelly Oettinger. In: BC - Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach Jg. 31 Heft 2 (November 2008). S. 42-53.  Online als pdf-Datei zugänglich.   
bulletErich Bernheim: Mein Leben bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hrsg. und übersetzt von Christoph Knüppel. Mit einem Anhang: "Alles geht weg, nur wir sehen keinen Ausweg." Briefe aus den Jahren 1939 bis 1943. In: BC - Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach Jg. 30 Heft 1 (Juni 2007). S. 20-35.

  
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020