Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Nürnberg  
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt  
  

Auf dieser Seite:       

             -  Allgemeine Berichte zur jüdischen Geschichte in Nürnberg 
                -  Berichte zur Entstehung der jüdischen Gemeinde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts 
               
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben von den 1870er-Jahren bis vor der NS-Zeit 
                -  Berichte aus der NS-Zeit
      

Auf dieser Seite finden sich vor allem Texte aus der liberalen Hauptgemeinde; zu den Texten aus der orthodoxen Gemeinde Adas Israel siehe besondere Seite.
     
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Nürnberg wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 15.2.2014.     
      
Hinweis: ein Teil der Texte auf dieser Seite muss noch abgeschrieben und teilweise mit Anmerkungen versehen werden, kann jedoch durch Anklicken der Textabbildungen bereits gelesen werden. 
      
      
   
  
Übersicht:  

Allgemeine Berichte zur jüdischen Geschichte in Nürnberg   
-  Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde - historischer Beitrag von Lor. Friedr. Richter (1842)   
-  Zur Darstellung der jüdischen Geschichte Nürnbergs durch Prof. Richter (Stellungnahme durch Rabbiner Dr. S. Mayer, Hechingen, 1842) 
Publikation zur Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (1878)      
-  Über die jüdische Gemeinde in Nürnberg (1914) 
Fotos: Erinnerungen an die mittelalterliche jüdische Geschichte in der Frauenkirche Nürnberg       
Berichte zur Entstehung der jüdischen Gemeinde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts  
-  Ein jüdischer Kaufmann (Kaufmann Joseph Kohn aus Markt Erlbach) wird mit seiner Familie in der Stadt geduldet (1846)   
-  Kaufmann Joseph Kohn aus Markt Erlbach wird in den Bürgerverband aufgenommen (1850)   
-  Evangelische Geistliche wollen die Niederlassung von Juden in der Stadt verhindern (1850)    
-  Das städtische Gemeindekollegium stimmt der Aufnahme des jüdischen Kaufmanns Joseph Kohn aus Markt Erlbach in die Bürgerschaft zu (Juni 1850) 
-  Die Zuerteilung des Bürgerrechts an Kaufmann Joseph Kohn ist im Magistrat und im Armenpflegschaftsrat noch umstritten (1850) 
-  In Nürnberg leben elf jüdische Familien (Mai 1853)     
Das religiöse Leben in der Stadt steckt noch in den Anfängen (1854)    
In Nürnberg leben 50 jüdische Familien - Frage nach der Anstellung eines Religionslehrers (1859)  
Kaufmann Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)  
Fragen der Gründung einer jüdischen Kultusgemeinde (1862)     
Eine israelitische Kultusgemeinde hat sich konstituiert (1862)    
Die Gesellschaft "Harmonie" möchte auch für Juden offen sein (1862)  
-  Die jüdischen Familien schaffen sich religiöse Einrichtungen (August 1863) 
In Nürnberg leben 153 jüdische Familien (1863) 
Kritische Betrachtung von religiösen Zuständen in drei bayerischen Städten (1864)    
Eine Mikwe (rituelles Bad) wird eingerichtet (1867)    
In Nürnberg leben 314 jüdische Familien (Dezember 1867)           
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben von den 1870er-Jahren bis vor der NS-Zeit  
Eine Sammlung wird zugunsten der notleidenden Juden Russlands organisiert (1869)  
-  Über die religiösen Verhältnisse der jüdischen Gemeinde in Nürnberg (1873)     
-  Eine Gemeindebibliothek wird gegründet (1877)  
-  Montefiorefeier in der Synagoge und im Betsaal der Adaß Jisroel (1884)   
Über Stiftungen jüdischer Gemeindeglieder zugunsten von Juden und Christen (1885)   
Über Stiftungen in der jüdischen Gemeinde (1886)    
-  Prinz Ludwig von Bayern besucht verschiedene jüdische Fabriken und die Synagoge (1895)  
Anzeige des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen Nürnberg (1901)  
Erster Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Mädchenstift" (1904)    
In Nürnberg werden 6.819 jüdische Einwohner gezählt (1906)  
Mehrere Stiftungen jüdischer Einwohner erhalten die landesherrliche Genehmigung (1906)      
-  Kritisches über die liberale Gemeinde aus orthodoxer Sicht (1907)   
Ein jüdischer Knabenhort wird eröffnet (1907)    
-  Bemühungen der Stadt um die Einrichtung eines israelitischen Waisenhauses (1908)   
-  Wahl der Mitglieder der Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde (1909)  
-  Vortrag über die Tätigkeit des Hilfsvereins der Deutschen Juden (1910) 
Feier des Geburtstages von Kaiser Wilhelm in der jüdischen Gemeinde (1912)     
Mitgliederversammlung des Bezirkskomitees Nürnberg der Alliance Israélite Universelle (1912)    
-  Musikdirektor Ringler wird durch Lehrer Funk in der Leitung des Synagogenchors abgelöst (1912)  
Ein antisemitischer Redakteur wird bestraft (1912)   
Versammlung der "Vereins für die liberalen Interessen des Judentums" (1913)      
-  Antrittsbesuch von Prinzregent Ludwig von Bayern in Nürnberg und Besuch der Synagoge (1913)   
-  Festgottesdienst in der Synagoge zum Krönungsfest von König Ludwig III. (1913) 
Über einen Vortragsabend mit Else Dormitzer (Else Dorn) vor dem "Verein für die Interessen des liberalen Judentums" (1914)   
14. Jahresbericht des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen e.V. zu Nürnberg (1914)     
-  11. Jahresbericht des "Vereins Israelitisches Mädchenstift e.V." (Max- und Elise Heimsche Stiftung, 1914)  
Antisemitische Hetze durch die Zeitschrift "Der Hammer" (1914)    
Mitgliederversammlungen der zur "Israelitischen Kriegsfürsorge" zusammengeschlossenen Wohltätigkeitsvereine (1916)   
Einweihung des Justizgebäudes unter jüdischer Beteiligung (1916)   
Zu einer Vortrags-Veranstaltung des Jüdischen Jugendvereins Nürnberg - Fürth (1920)    
Die Ortsgruppe des "Centralvereins" wehrt sich gegen den antisemitischen Professor Bohneberg (1921)  
21. Jahresbericht des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen e.V. zu Nürnberg (1921)     
Neuer Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde (1922)   
Gewaltsame Angriffe gegen jüdische Einwohner (1923)  
Weihestunde in der Hauptsynagoge mit Vortrag zu den Psalmen von Rabbiner Dr. Freudenthal (1926)    
Antijüdische Rechtssprechung des Schwurgerichtes in Nürnberg (1928)    
Wohltätigkeitsveranstaltung des jüdischen Gesangvereins zugunsten der jüdischen Nothilfe (1929)   
Generalversammlung des Vereins "Israelitische Kinderheilstätte Bad Kissingen" (1929) 
Gewalttat von Nazis gegenüber einem Rabbiner aus Jerusalem (1932)            
Berichte aus der NS-Zeit      
-  Juden sind vom Besuch der Badeanstalten und des Stadions ausgeschlossen (1933)   
Die "Hindenburg-Hochschule" ist "vollkommen judenfrei" (1934)   
-  Verspottung der Juden auf dem Faschingsumzug (1935)    
-  Die Zahl der jüdischen Einwohner Nürnbergs geht zurück (1935)  
-  Weitere Maßnahmen zur Isolierung der jüdischen Einwohner (1935)   
-  Juden und Hunde jüdischer Besitzer werden aus den Hundesportvereinen ausgeschlossen (1935)  
-  Treffen der bayerischen Esra-Gruppen in Nürnberg (1936)     
-  Juden haben keinen Zutritt mehr zu den Sommerbädern der Stadt (1937)   
-  Einheitsliste bei der Wahl zur Gemeinde-Vertretung (1937)  
Sonstiges  
Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Kantorenverbandes in Nürnberg (1914)    
-  Abbildungen zu Nürnberg in einer Ausgabe der Zeitschrift "Menora" (1928)      
-  Einweihung einer Torarolle im Betsaal des Ostjüdischen Vereins "Achi Eser" (1937)  

  
  
   
Allgemeine Berichte zur jüdischen Geschichte in Nürnberg   
Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde - historischer Beitrag von Lor. Friedr. Richter (1838/42)
   
Anmerkungen: der Beitrag ist noch vor der ersten Niederlassung von Juden in der Stadt geschrieben. Verfasser ist ein nichtjüdischer Gymnasial-Professor in Erlangen, dem in der nachfolgenden Stellungnahme durch den Hechinger Rabbiner Dr. Samuel Mayer ein "humaner Geist" bescheinigt wird. Die beiden Beiträge von Richter und Dr. Mayer geben einen interessanten Einblick in christlich-jüdisches Forschen an der jüdischen Geschichte in der Zeit vor der der Mitte des 19. Jahrhunderts.     

Nuernberg AZJ 28051842.jpg (351788 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Mai 1842: "Aus dem achten Jahresbericht des 'Historischen Vereins für Mittelfranken' von 1838 (Anmerkung: Da diese Jahresberichte des genannten Vereins nur an die Mitglieder desselben verteilt werden, so stehen wir nicht an, diesen und einen folgenden Artikel aus dem Jahre 1839, als wichtige Beiträge zu der Geschichte der deutschen Juden im Mittelalter, hier mitzuteilen. Redaktion.
Über die ehemalige Judengemeinde in Nürnberg. Von Lor. Friedr. Richter, Gymnasial-Professor zu Erlangen. 
Es ist bei dem gegenwärtigen, freudigen Wiederaufleben der geschichtlichen Forschungen im Rezatkreis wohl hinlänglich bekannt, dass Nürnberg bald nach seiner ersten Erscheinung unter den Städten Frankens bis zum Jahre 1499 eine sehr zahlreiche Judengemeinde hatte. Minder bekannt dürfte die Zeit und der Verfolgungssturm sein, die dieser Gemeinde ein Städtchen in der damals unfruchtbarsten und wildesten Gegen Frankens als Wohnort annehmlich machen. Auch der Einfluss, den diese Gemeinde auf Nürnbergs Erhebung zur ersten Handelsstadt Frankens äußern musste, wurde meines Wissens bis jetzt noch von Niemand erwogen.
In Bezug auf die erste Erscheinung der Juden in Nürnberg weisen wir die Behauptungen derer zurück, welche sie die Stadt an den belagernden Kaiser Heinrich V. im Jahre 1105 verraten lassen, da ja dies Städtchen auf Heinrichs IV. ausdrücklichen Willen an dessen Sohn durch Vertrag überging. Folglich wurde es auch damals nicht verbrannt, noch die Einwohnerschaft niedergehauen, teils versprengt, noch den allein zurückgebliebenen Juden dadurch Gelegenheit gegeben, die Stadt für sich wieder aufzubauen und mit uneingeschränkter Freiheit die schönsten und gelegensten Plätze sich selbst zur Synagoge und zu Wohnungen anzueignen. Diese aus der Luft gegriffene Beschuldigung der ältesten Chronisten Nürnbergs bezeichnet uns bloß die feinselige Stimmung der damaligen christlichen Bevölkerung der Stadt über den schneller wachsenden Wohlstand der Juden, die sie doch nach ihren fanatischen Ansichten als unter dem Fluch begriffen, jedes äußeren Glückes für unwert hielt. Hierbei kommt jenen Chronisten bei ihrer willkürlichen Annahme eines sehr hohen Altertums der Stadt, z.B. ihrer Erbauung durch Drusus Nero etc. auch der Umstand zustatten, dass sie die fehlenden schriftlichen Urkunden aus den Zeiten vor Christi Geburt glücklich konnten in Rauch aufgehen lassen, sodass die beiden steinernen, der Nerosturm und Dianentempel, als stumme Zeugen allein übrig blieben. - Man muss daher richtig als Zeit der Ansiedlung der Juden in Nürnberg die beiden ersten großen Judenverfolgungen in Deutschland, von 1096 und 1136 bis 1146, annehmen. Wie grässlich der Schwarm von Fanatikern, der sich für den ersten Kreuzzug unter dem Priester Gottschalk und Emicho von Leiningen gesammelt hatte, gegen die Juden am Rhein bis zur Donau mit Raub und Mord wütete, wie die Juden selbst in Verzweiflung in Mainz und an vielen anderen Orten tausendweise erst ihre Frauen und Kinder, dann sich selbst gegenseitig erwürgten, um jenen Gräuelmenschen zu entgehen, ist weltbekannt. Weniger Zeugnisse liefern uns die meist mönchischen Chronisten über die auch durch ihre Langwierigkeit weit schrecklichere zweite Hauptverfolgung kurz vor dem zweiten großen Kreuzzug (1147  bis 1140), wahrscheinlich aus einigem Schamgefühl über die aus den von ihnen als heilig gepredigten Kreuzzügen täglich schauderhafter entwickelte Entmenschung der deutschen Christenheit. Diese Verfolgung tobte am fürchterlichsten am ganzen Rheinstrom und schien die letzten Spuren dieser Unglücklichen vertilgen zu müssen. Selbst der sogenannte heilige Bernhard, Abt zu Clairveaux, dessen Ruf der Heiligkeit Papist Eugen III. vornehmlich zur Aufreizung der deutschen Völkerschaften zu dem Kreuzzug benutzte, tadelte in einem offenen Brief das grenzenlose Übermaß der Grausamkeit dieser Judenverfolgung. Nun ist es an sich nicht widersprechend anzunehmen, dass schon bei der ersten Verfolgung Hunderte der furchtsameren und durch bürgerliche Bande weniger gebundenen Juden, bis an die entgegengesetzten waldreichen östlichen Grenzen Deutschlands flohen. Sehr leicht konnte auf diesem Weg Kaiser Heinrich IV., manchen seiner treuen Kammerknechte und einträglichsten Steuerzahler, sein eigentümliches kleines Nürnberg (oppidum gentilicium. Aventin.) als Zufluchtsort öffnen. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass die sonst so geduldigen Rheinjuden ihre vielhundertjährigen gesegneten Wohnsitze sogleich nach der ersten Hauptverfolgung für eine damals so wüste Gegend sollten aufgegeben, und nicht vielmehr von einem wirksamern Schutz des Kaisers und der Reichsfürsten, (welche letztere die Kaiser durch Verleihung des Hoheitsrechtes, Juden zu halten, zur kräftigsten Mitbeschützung derselben berufen hatten,) größere Sicherheit ihres Lebens und Eigentums für die Zukunft erwartet haben. Und wirklich finden wir bei dem Ausbruch der zweiten Hauptverfolgung nach 40 Jahren, die Juden schon wieder so zahlreich am Rhein und in dessen Nachbarschaft, dass wie bei der ersten Hinmetzelung so vieler Tausende kaum irgendeine Zerstreuung ihrer Überbleibsel in entfernte Gegenden annehmen können. Auch wäre schwerlich eine ehemals schon in Nürnberg ansässige Judengemeinde von dieser zweiten Verfolgung völlig unberührt geblieben. Dies bestätigt Otto von Freisingen, als Zeitgenosse, ein glaubwürdiger            
Nuernberg AZJ 28051842b.jpg (300011 Byte)Zeuge, wenn er von dieser zweiten Verfolgung sagt: 'unde factum est, ut non pauci ex ipsis (Judaeis) ejus modi immanitatem fugientes in oppido, quod Noricum su Norenberg appellantur, ad conservandum vitam se reciperent'. Auch konnten sie kaum irgendwo einen sicheren Wohnsitz in dem gegen sie aufgeregten Deutschland finden, als eben damals in Nürnberg unter des großen Staufen Konrad III. Regierung. Das fränkische Städtlein Nürnberg war nämlich durch Heinrichs V. Tod Erbeigentum seiner Schwestersöhne, der Staufen Friedrich und Konrad geworden. Denn dass Nürnberg von 1125 an mit sehr kurzer Unterbrechung unter Lothar II. bis zu Konradins Tod, im Jahre 1269, keine Landstadt der Hohenstaufen war und nicht erst im großen Interregnum, wie die meisten anderen Reichsstädte, sich seine Reichsunmittelbarkeit erwarb, könnte in unsern Tagen nur noch ein in seiner Vaterstadt vermeintes Altertum närrisch verliebter Nürnberger behaupten, welcher sich absichtlich den deutlichsten Aussagen der Geschichte verschlösse. Dieses heiteren Erbes machten sich die beiden Staufen bald darauf in dem Thronfolgekrieg gegen Lothar II. und dessen übermächtigen Schwiegersohn, den Herzog von Bayern und Sachsen Heinrich den Stolzen, durch heldenmütige Verteidigung würdig, wodurch ihnen Burg und Stadt unendlich teuerer geworden sein mussten. Hier brachte Konrad III. einen großen Teil seiner Regierungszeit (1138-1152) zu, und erweiterte und verschönerte den Ort nach dem Wunsch seiner Gemahlin Gertraud, durch die Stiftung der St. Aegidienabtei mit der ältesten Pfarrkirche Nürnbergs im Jahre 1140. Von diesem mächtigen Kaiser, als ihrem obersten Schutzherrn und zugleich als Eigenherrn der Stadt, konnten sich daher die Hebräer auch für die Folgezeit eine ungekränkte Sicherheit versprechen. 
Dies günstige Verhältnis dauerte unter der ganzen Regierungszeit Friedrichs I. (1152-1190) fort, welcher auch, wie sein Oheim Konrad III., durch häufigen Aufenthalt und eine Menge daselbst gehaltener Reichstage, die Blüte der jungen Sradt ausnehmen mehrte. Um dieselbe Zeit begannen die von Oberitalien (Venedig, Pisa, Genua) aus nach dem Norden versendeten Erzeugnisse des Morgenlandes ihren Weg über Augsburg und Regensburg zu nehmen. Was war natürlicher, als dass die bereits aus früherer Zeit an Handel im Großen gewöhnten jüdischen Ansiedler, mit ihrer bekannten unermüdlichen Tätigkeit, einen sehr bedeutenden Teil dieses Handels nach Nürnberg zogen, und durch ihr Beispiel auch die wohlhabenderen christlichen Einwohner zu gleichen Unternehmungen ermunterten. Durch die sich aus wachsendem Handelsgewinn anhäufenden Kapitalien erhielt der Unternehmungsgeist, der zu mechanischen Künsten wie gebornen Nürnberger, neue Flügel, und zahlreiche Räderwerke an der die Stadt durchströmenden Pegnitz, hoben in kurzer Zeit die Fabriken und Manufakturen mächtig empor. Von gleich glücklichem Einfluss auf diese Tätigkeit im Handel und in den Gewerben war auch die Regierung der fünf übrigen Staufen, Heinrich's IV. (1190-1197), Philipp's (1198-1208), Friedrich's II. (1215-1250), Konrad's IV (1250-1252) und Konradin's (1254-1269), obgleich der letzte nicht zur Kaiserwürde gelangte. Da die Juden bei ihren vielfachen Verbindungen durch ganz Europa und ihrem weltbekannten Wandergeist stets am ersten wussten, welche Handelsartikel für dieses oder jenes Land Bedürfnis wären, so nützten sie auch meisterhaft diese günstigen Umstände, und der Reiz der Neuheit vieler von Nürnbergern selbst erfundenen Kunstwerkzeuge und Kunststücke, sicherte diesen oft lange Zeit den allgemeinsten Begehr und die lohnendsten Preise. Kurz dies Juden führten durch die Macht des Reichtums und unverdrossenen Fleißes zuerst in Nürnberg in jeder Beziehung das belebende Schauspiel auf, das ihre späten Enkel gegenwärtig in Fürth wiederholen. Und ebenso, wie diese nahrungsreiche Gewerbstätigkeit Fürths, durch den Handel geweckt, dessen Vorstände jetzt in den Stand setzt, die Stadt durch die großartigsten Gebäude zu verherrlichen, und zum Gegenstand der Verwunderung der Mitwelt und Nachwelt zu machen, ebenso, wie hier ganze Gassen der schönsten und zweckmäßigsten Bürgerhäuser Schlag auf Schlag, wie durch Zauberei, entstehen und Fürth zu einer der reizendsten Städte Deutschlands machen, ebenso wohltätig, sag' ich, wirkte auch der damalige schwunghafte Handelsgeist Nürnbergs auf dessen Stadteinkünfte und zauberte die majestätischen Tempel und Gemeindebauten hervor, welche fortwährend ein Gegenstand der Verehrung ihrer Betrachter sind und ihr zahllose Gäste aus allen Gauen Deutschlands zuführen. Wohl wurde die Front des herrlichen Rathauses erst 1616-169 ausgebaut; aber was man an diesem Prachtwerk noch zu tun übrig ließ, zeugt stärker, als alles, von der Ohnmacht des späteren Nürnbergs für solche Unternehmungen. (Fortsetzung folgt)."              
   
Nuernberg AZJ 04061842a.jpg (47770 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juni 1842: "Über die ehemalige Judengemeinde in Nürnberg
Von Lor. Friedr. Richter, Gymnasial-Professor zu Erlangen. (Fortsetzung). Aber mit der Zeit der Hohenstaufen scheint die goldene Zeit der Juden Nürnbergs abgelaufen zu sein. Konradin machte vor seiner Abreise auf das Schaffot Neapels (1269), die testamentarische Verfügung, dass seine Oheime, die Herzoge von Bayern, Ludwig und Heinrich, sein Nürnberg (sowie Nördlingen) gemeinschaftlich besitzen sollten, wahrscheinlich, weil jeder es allein haben und Konradin keinen von beiden durch Zurücksetzung kränken wollte. Dies gab nach dessen Tod zu Wirren Anlass, während welcher es dem Nürnberger Rat gelang, den         
Nuernberg AZJ 04061842b.jpg (331312 Byte)Kaiser Rudolf I. zu bewegen, den beiden herzoglichen Brüdern die Bestätigung dieses Teils des Konradin'schen Testaments zu versagen und Nürnberg zu einer freien Reichsstadt zu erheben. Von nun an trat an die Stelle der milden Staufen der den Juden abholde Rat der Stadt, und versäumte keine Gelegenheit, ihnen das Leben schwer zu machen. Mit Gleichgültigkeit sag er 1298 dem Mordfest des Ungeheuers Rindfleisch und seiner Würgerbanden zu, wofür die Stadt Nürnberg später als Mitschuldige (consentientibus civibus) an so vielem Blut dem Kaiser Albrecht I. eine große Geldstraße erlegen musste. Die Geflüchteten wurden zwar unverzüglich zurückgerufen, waren aber nicht einmal 1333 noch sämtlich nach Nürnberg zurückgekehrt.
(Anmerkung: Ich vermute daher, dass sich schon damals (nicht erst 1348, wie Wagenseil will) Tausende von deutschen Judenfamilien zum Schutz vor Ermordung in die Böhmischen Bergwälder flüchteten, aus welchen sie sich um die Zeit der Hussitischen Unruhen als Zigeuner (Ziehgauner, Bohemiens) wieder hervorwagten. Ihr Judentum, das ihre aus Deutsch und Hebräisch gemischte Sprache verriet, suchten sie durch die Lüge ihrer Ägyptischen Herkunft zu verstecken. Auskunft durch Herrn Prof. Richter.)   
Dass freilich die damaligen Nürnberger Juden, selbst in zu großem Vertrauen auf ihre bürgerliche Sicherheit, ihren im Handel gewonnenen Wohlstand, wie jetzt die Fürther, auch auf Erbauung schöner Wohnhäuser verwendeten und hierin mit dem Adel und dem übrigen Teil der wohlhabenderen christlichen Bevölkerung wetteiferten, dass sie sich in den offensten und gelegensten Gassen der Stadt, wie natürlich, am liebsten anbauten, das war bald in den Augen der gesamten christlichen Einwohner, zumal des Rats, ein unerträglicher Hochmut, zu dessen Dämpfung Kaiser und Reich in Anspruch genommen werden mussten. - Siebzehn Jahre nach der berührten dritten Hauptverfolgung gewann der Rat zu Nürnberg, Ludwig dem Bayer, den Befehl ab, dass die Juden alle Kellerhälse an ihren Häusern, worauf meist freundliche Hausgärtchen standen, die sie jährlich im Herbste zu Laubhütten benutzten, als Straßen verengend, abbrechen mussten, und zwar ohne die geringste Vergütung der Kosten der neuen Einrichtung.   
Ferner benutzte der Rat zu Nürnberg die den Juden äußerst ungünstige Zeit, wo man sie sämtlich als Verursacher des 1347-1350 auf dem ganzen Erdkreis wütenden schwarzen Todes durch Brunnenvergiftung anklagte, und an vielen Orten zu Tausenden, auch zu Nürnberg 1348 zu Hunderten, schonungslos niedermetzelte oder lebendig verbrannte, dazu, den um Gunst der Reichsstädte buhlenden neuen Kaiser Karl IV. zu bewegen, dass man die sämtlichen Judenhäuser, welche die Fläche des jetzigen großen und Obstmarktes bedeckten, nebst der an der Stelle der (nun katholischen) Frauenkirche gestandene Synagoge einreißen, die Plätze zur Bildung der genannten beiden Märkte einebnen und auf dem Bauplatz der Synagoge die Marienkirche errichten durfte. Entschädigung für ihre erloschenen Steuerrechte auf die abgebrochenen Häuser erhielten vom Rat bloß der Burggraf von Nürnberg, Bischof von Bamberg und Arnold von Seckendorf zu Zenn mit 1.600 Gulden, die Juden für ihr weit wichtiges Eigentumsrecht keinen Heller. - Zu gleicher Zeit, und dies ist wohl das empörendste, lockte man dem Kaiser den harten Beschluss ab, dass die Juden fast in der ganzen, man kann wohl sagen, von ihnen miterbauten Stadt ihre bisherigen Häuser räumen und sich dafür auf der großen Brandstatt von 1341, in der Gegend des Taschenthals und der von ihnen später sogenannten Judengasse, versteht sich, auf ihre Kosten anbauen mussten. Dahin wurden auch diejenigen verwiesen, deren Häuser den beiden Hauptmärkten hatten Platz machen müssen. die schönsten und wohlgelegensten jener eingezogenen Häuser verschenkte Karl IV. an den Rat zu Nürnberg und an viele adelige Geschlechter der Stadt, zumal an das Stromerische, aus welchem ihn Ulrich Stromer zu dieser schrecklichen Misshandlung seiner treuen Kammerknechte beredet hatte. Die Versicherung einiger minder kecken Nürnberger Chronisten, dass man den Juden ein Jahr Zeit zur Verkaufung ihrer Häuser gelassen, mithin Verkauf erlaubt habe, ermangelt jedes Beweises.
Doch die Nürnberger Hebräer, die zum Übermaß des Jammers auch 1349 von der gegen den Rat empörten Bürgerschaft ausgeplündert worden waren, verzweifelten selbst jetzt noch nicht an ihrer Zukunft. Sie richteten sich auf ihrer grausamen Brandstatt so gut wie möglich ein, erbauten eine neue Synagoge und ein neues Gymnasium, und schienen von jener Zeit an mehr noch, als früher, ihr Hauptstreben darauf zu richten, ihre Hochschule durch tüchtige Lehrer möglichst emporzubringen. Denn das darf ich wohl nicht erst sagen, dass die damalige Nürnberger Judengemeinde die gebildetste in Deutschland war und ihre Lehranstalten, wie später               
Nuernberg AZJ 04061842c.jpg (330081 Byte)die Fürther, selbst von Ausländern fleißig besucht wurden. Dass jedoch dem fanatischen Rat der Stadt an dieser Schule und deren mehr oder minder zahlreichen Besuch nicht das geringste lag, geht aus der Schonungslosigkeit hervor, mit welcher er ihnen 1249 auch ihr niemand im Weg stehendes Gymnasialgebäude abnahm, wodurch sie zu schleunigem Aufbau eines neuen in dem ihnen vergönnten Baukreis vermüßigt waren. Ja, im Jahre 1406 versagte er ihnen sogar die Erlaubnis zur Erbauung eines zweiten, weil der Raum des ersteren für die vielen Fremden nicht mehr hinreichte, und verwies sie auf den Unterricht in ihren Häusern.  
Endlich wirkte der Rat, in Verbindung mit vielen anderen Reichsständen, gegen seine ohnehin bereits furchtbar mitgenommenen Juden, Tabulas novas aus, das heißt, kaiserliche Niederschlagung aller Schulden, die man bei den Juden gemacht hatte, jedoch für eine Abgabe von 15 vom Hundert an den Bewilliger dieser Tafeln, den schwelgerischen Kaiser Wenzel. Wie große jene Schulden gewesen sein müssen, kann man aus dem Betrag dieser Prozente schließen, Wenzel erhielt nämlich vom Herzog Friedrich in Bayern 15.000 Gulden, vom Bischof von Würzburg 15.000 Gulden, vom Grafen von Oettingen gleichfalls 15.000 Gulden, von Nürnberg 4.000 Gulden, von Rothenburg 1.000 Gulden, von Schweinfurt 200 Gulden, von Windsheim 200 Gulden, von Weissenburg 100 Gulden. Um diese 4.000 Gulden an die kaiserlichen Abgeordneten zu entrichten, ließ sich der Nürnberger Rat von jedem seiner Bürger von jedem Hundert des niedergeschlagenen Schuldbetrags 30 Gulden bezahlen. Dass der Nürnberger Rat die Abgeordneten der genannten, verschuldeten Fürsten und Städte zu diesem Zwecke in Nürnberg versammelte, lässt auf seine besondere Tätigkeit bei diesem überjüdischen Geschäfte schließen.  
Unter dergleichen, wenn gleich minder kostspieligen Hudeleien, z.B. durch beständige außerordentliche Abgaben, auszeichnende Kleidertracht (die Männer durch gelbe Ringe an den Röcken, die Weiber durch hellblaue Einfassung der Schleier), Hintreibung der Juden zu den Predigten der damaligen verrückten Missionare, um jene, so Gott will, zum Christentume zu bekehren, verging ihnen leidlich genug das 15. Jahrhundert und bei so vieljähriger Sicherheit vor öffentlichem Raubmord, die aber mehr eine Folge der durch die damaligen großen Entdeckungsreisen und die Erfindung der Buchdruckerkunst entstehenden Aufklärung, als einer freundlicheren Gesinnung der christlichen Einwohnerschaft war, hätten die Hebräer eher des Himmels Einfall vermutet, als die am Tage Allerheiligen 1498, von den Schöppen der Stadt Nürnberg, den in ihrer Synagoge Versammelten geschehene Ankündigung, dass sie auf Kaiser Maximilan I. Befehl (Freiburg im Breisgau am 21. Juli 1498) innerhalb 3 Monaten die Stadt Nürnberg auf ewige Zeiten zu räumen hätten. Schwerlich hätte sich der sonst so menschenfreundliche Maximilian I, zu dieser himmelschreienden Härte verleiten lassen, wenn ihm nciht sein bevorstehender so unglücklicher Schweizerkrieg von 1499 die tätigste Hilfe der deutschen Reichsstädte, sowie die 8.000 Gulden, welche ihm der Rat für die gesamte unbewegliche Habe der Juden innerhalb und außerhalb der Stadt bot, höchst erwünschlich gemacht hätte. Auch dies Mal also wusste der Rat zu Nürnberg den gelegensten Augenblick bei dem Kaiser, zum Verderben seiner beneideten und angefeindeten Juden, mit bewunderungswürdigem Scharfsinn abzulauern. Nur so viel Milderung vermochten die Juden dem hartherzigen Rate durch ihr Wehklagen abzugewinnen, dass ihnen das Ziel des Auszugs auf Mitfasten verlängert wurde. Aber selbst diese Zwischenzeit benutzte der Rat zu der Feindseligkeit, die umliegenden Fürsten und Reichstädte gegen die Aufnahme der Juden durch die gräulichsten Schilderungen ihres Wuchers, ja selbst mit Einmischung der Religion, zu stimmen, was ihm jedoch nur mit Windsheim gelang. Ein Teil der Vertriebenen wendete sich nach Frankfurt am Main, wo eine aufgeklärtere Regierung und Kaufmannschaft längst zu der Überzeugung gekommen war, dass die unermüdliche Erwerbstätigkeit der Juden ein unentbehrlicher Hebel der Handelsblüte jedes Volkes sei, so, dass Erstarrung alles Unternehmungsgeistes in Handelsangelegenheiten am schwersten solche Länder strafe, welche sie, wie die Pyrenäische Halbinsel, völlig verscheuchten. Der andere Teil suchte Unterkunft in dem benachbarten freundlichen Ansbach'schen, Bayreuth'schen und Bamberg'schen Ortschaften, und man kann von den meisten Judengemeinden in diesen Plätzen kein höheres Altertum ihrer Ansiedlung nachweisen. Während diese zerstreuten Kinder Israels den Handelsvorteilen Nürnbergs wenig Gefahr drohten, mussten Rat und Stadt kaum drei Jahrzehnte später den Schrecken erleben, dass einige der unternehmendsten und wohlhabendsten Glieder ihrer verjagten Judengemeinde sich unter fürstlich Ansbach'schen Schutz in dem so nahen Fürth niederließen. Keine Bitten und Vorstellungen vermochten die menschenfreund-            
Nuernberg AZJ 04061842d.jpg (67906 Byte)liche Regierung Georg's des Frommen, sowie das Bamberger Domkapitel, das dessen Beispiel befolgte, von dem einmal verheißenen Schutz wieder abwendig zu machen. Das war von jeher ein Vorzug und Segen aller Brandenburgischen Herrscher, dass sie stets bei zwistigen Religionsangelegenheiten der Völker das Urteil, wie Kaiser Maximilian II. empfahl, Gott überließ0en und den Verfolgten beider Parteien in ihren Ländern Zuflucht, vollsten Schutz und menschliche Duldung gewährten. Daher liefert auch kein Land einen deutlicheren Beweis, dass man bei jeder Verschiedenheit der Ansichten von göttlichen Dingen doch ein vollkommen guter Mensch und Bürger sein könne, keines ein schöneres Beispie, des friedlichsten und freundlichsten Zusammenlebens aller christlichen Religionsparteien unter sich und mit den Bekennern des Mosaismus. Aber auch in keinem anderen rennt jeder ohne Unterschied des Religionsbekenntnisses freudiger mit Gut und Blut zur Hilfe herbei, wenn das Vaterland in Gefahr ist. (Schluss folgt)."           
 
Nuernberg AZJ 11061842.jpg (360410 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1842: "(Schluß.) Was half es, dass Maximilian I. in dem nämlichen Freiburger Verweisungsmandat den christlichen Nürnbergern gebot, zum Ersatz der Juden Wechselbänke in der Stadt Nürnberg an gelegenen Ende aufzurichten, und mit Schreibern, Amtleuten und anderen Personen nach ihren Notdürften, Willen und Gefallen zu besetzen dermaßen, dass sie ihren Mitbürgern und Inwohnern, die ihr Handwerk, Hantierung und Gewerb außerhalb Entlehens und Versetzens stattlich nicht wohl getreiben könnten, wann und so oft sie wollen, auf ihr Ansuchen und Begehren nach Gelegenheit ihrer Handlung und Notdurft Geld leihen und darum Pfand, Bürgschaft und Versicherung nehmen, auf Zeit und Ziel zu bezahlen, und dann ein ziemliches Zins zu erfordern und einzunehmen und von denselben Zinsen die obberührten Amtleute und Ausrichter solcher Wechselbank ihres Solds und arbeit zu entrichten, und ob alsdann derselben Zinsen Übermaß wäre, dieselben Zinsen zu gemeinem Nutzen und Gut der Stadt Nürnberg wenden und kehren mögen? Gestand doch der Kaiser durch die vorgeschlagenen Schreiber, Amtleute, Ausrichter etc. und durch die für die Staatseinkünfte eröffnete noch gefährlichere Aussicht auf Überschuss aus den Zinsen, selbst unverhohlen die maßlosen Umständlichkeit und Kostspieligkeit aller Einrichtungen dieser Art. Dazu kommt noch die allbekannte Scham der meisten Hilfsbedürftigen vor solchen bei Leihhäusern angestellten Beamten, weswegen hier, und vor jenen unerkannt zu bleiben, zu dem Anlehengeschäft die unzuverlässigsten und doch kostspieligsten Unterhändlerinnen beauftragen. Und doch müssen sie nach wenigen Tagen Zahlungsverzug ihre ihnen oft sehr lieben Pfänder öffentlich an den Meistbietenden weit unter dem Wert, wenn nur die Leihanstalt ihre Forderung gedeckt sieht, losschlagen sehen. Daher führen auch nach der Ausschaffung der Juden die hilfsbedürftigen Nürnberger allen obrigkeitlichen Verboten und Strafandrohungen (bis zu 50 Gulden noch 1621) zum Trotz fort, dieselbe mit großem Zeitverlust in den benachbarten Ortschaften aufzusuchen. Ja, die vornehmern luden sie sogar in ihre Gärten vor der Stadt, um mit ihnen, wenngleich kostspieliger, doch bequemer zu verkehren, und als die Fürther Judengemeinde zahlreich genug geworden war, bildeten sich in den Vorstädten Wörtz und Gostenhof förmliche Pfandniederlagen für die Fürther Hebräer, wie die Verbote des Raths von 1566 besagen. Diese Verbote mussten sich sogar auf den Einkauf des von den Juden nach ihren Speisegesetzen verschlagenen Fleisches erstrecken, welches als wohlfeiler und doch besser von den ärmern Einwohnern Nürnbergs begierig gesucht wurde. Am Ende wusste der Rat selbst, um seinen Fleischmarkt mit gutem Rindfleisch zu versehen, kein zweckmäßigeres und nachhaltigeres Mittel, als den Besuch seiner Viehmärkte auch den Nachkömmlingen seiner verbannten Juden zu erlauben, von welcher Zeit an, das heißt, seit Jahrhunderten sie den Rat und die Stadt reichlich mit gutem Schlachtvieh versorgen. 
Überhaupt lässt sich beurkunden, dass der Handel Nürnbergs genau zu der Zeit der Judenausweisung seinen Wendepunkt erreichte, da ihm auch von jener Zeit an zum wenigsten die Hälfte der benötigten Kapitalien fehlte, und der von nun an sichtbare Verfall desselben, den man gewöhnlich der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch die Portugiesen zuschreibt, muss weit richtiger auf Rechnung des von nun an mangelnden kühnen  Spekulationsgeist der Juden gesetzt werden. Wie sollten auch einige zwanzig portugiesische Schiffe, die in den ersten Jahrzehnten ihre liebe Not hatten, in Ostindien Niederlassungen und Handelsverbindungen zu gründen, den mehr als dreihundertjährigen Handelsweg, über Alexandrien und die oberitalienischen Häfen so schnell verödet haben? Jene vermochten Anfangs kaum den Markt Portugals und der benachbarten Länder Spanien und Frankreich zu versorgen. Auch weiß Venedigs Handelsgeschichte nichts von einer so plötzlichen Veränderung, sondern lieferte Nürnberg noch viele Jahrzehnte dieselben Erzeugnisse, jedoch wegen der beginnenden portugiesischen Konkurrenz zu immer niedrigeren preisen. Von jener Zeit an beginnt daher auch das grenzenlose Schuldenmachen des Nürnberger Rates, wodurch er den Schein dauernder Blüte auf Kosten der Nachwelt zu behaupten suchte und in dieser Kunst es endlich so weit brachte, dass die Schulden dieses in seiner volkreichsten Zeit kaum siebenzigtausend Menschen fassenden Ländchens zu der schwindelnden Höhe von neunzigmal hunderttausend Gulden stiegen, für welchen Preis die damalige Preußische Regierung die Annahme der von dem verzweifelten Nürnberg 1796 selbst angetragenen Unterwerfung weislich verweigerte. Folglich handelte der Rat von Nürnberg durch die Ausschaffung der Juden von 1499 dem Handelsvorteil seiner Gemeinde aus Befangenheit schnurstracks entgegen."              

   
Zur Darstellung der jüdischen Geschichte Nürnbergs durch Prof. Richter (Stellungnahme durch Rabbiner Dr. S. Mayer, Hechingen, 1842)   

Nuernberg AZJ 13081842a.jpg (113438 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. August 1842: "Hechingen, 20. Juli (1842). - In No. 22-24 teilten Sie einen in sehr humanem Geiste abgefassten Bericht von Herrn Professor Richter in Erlangen über die ehemalige Judengemeinde in Nürnberg mit. Solche vorurteilsfreien Forschungen verdienen unsere Aufmerksamkeit, und erlaube ich mir, folgende Bemerkungen zur Berichtigung und Ergänzung vorzutragen. Es sind nämlich drei Fragen zu erörtern: 1) Welches ist die Zeit der Ansiedelung der Israeliten in Nürnberg? 2) Welches sind die Motive des kaiserlichen Verbannungsdekretes? 3) Welchen praktischen Wert haben solche geschichtlichen Forschungen für die Emanzipationsfrage?  
In Bezug auf die Zeit der Ansiedelung wird von Herrn Prof. Richter in Abrede gestellt, dass die Juden die Stadt an den belagernden Kaiser Heinrich V. im Jahre 1105 verraten haben, denn Nürnberg sei auf Heinrichs IV. ausdrücklichen Willen an dessen Sohn Heinrich V. durch Vertrag übergangen, folglich sei es auch damals nicht verbrannt, noch die Einwohnerschaft teils niedergehauen, teils zersprengt, noch den allein zurückgebliebenen Juden dadurch Gelegenheit gegeben worden, die Stadt für sich wieder aufzubauen und die schönsten Plätze für sich anzueignen. Man müsse daher als Zeit ihrer Ansiedelung die beiden ersten großen Judenverfolgungen in Deutschland, von 108965 und 1136-1146, annehmen. 
Dieser Schlusssatz scheint jedoch nicht richtig zu sein, denn im Jahre 1105 wurde Heinrich IV. von seinem       
Nuernberg AZJ 13081842b.jpg (356730 Byte)  Sohne gefangen genommen und genötigt, der Krone zu entsagen. Wird er also nicht auch zum Abschlusse jenes Vertrages genötigt worden sein? Wird er nicht, nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft, als er zur Geltendmachung seiner kaiserlichen Rechte ein neues Heer gesammelt, jene Übereinkunft als unfreiwillig erklärt haben?  
Wenn die Nürnberger Chronisten (Anmerkung: Gundling und Meisterlein) behaupten, dass die Juden, welche heimlich dem Kaiser Heinrich V. ergeben gewesen seien (Anmerkung: Dieses Vorbringen ist an und für sich unwahrscheinlich, da Heinrich IV. sehr gütig und gerecht gegen die Israeliten war. Vgl. Zemach David Th. II. Jahr 1090 und 1099), die Stadt, welche dem alten Kaiser treu geblieben, verraten haben, so hat diese Beschuldigung ihren Grund in dem Zeitgeist, der noch viele andere Verbrechen den Unglücklichen andichtete. Immer wurde ja der Missmut an dem wehrlosen Opferlamme Israel ausgelassen! Man wollte nicht glauben, dass Heinrich V. sie verschont und in den Trümmern zurückgelassen habe, aus dem Grunde, weil sie an Parteikämpfen nie Anteil genommen, sondern nur, weil sie seine Pläne befordert haben müssen. Keineswegs aber folgt daraus, dass damals noch gar keine Juden in der Stadt gewesen sind, denn wie hätte in diesem Falle sich ein solches Gerücht verbreiten, wie diese Verleumdung Glauben finden können? 
Die historische Kritik hat die individuellen Ansichten der Chronisten von der Sachlage der mitgeteilten Begebenheiten zu prüfen; aber sie ist nicht berechtigt, zu erklären, dass, weil diese Ansichten auf gehässigen Vorurteilen beruhen, die Tatsachen selbst nur Erdichtungen sind, solange diese Meinung nciht auch von glaubwürdigen Urkunden oder Chroniken unterstützt wird. Dass aber Nürnberg damals zerstört wurde, ist nach Martin Hofmann und A. (Anmerkung: vgl. auch Zemach David Th. II. J. 1105) allgemein als ein geschichtliches Ereignis anerkannt, und dass die Juden die besten und schönsten, der Reichsburg nahegelegenen Plätze sich aneignen durften, spricht für die Angabe Wagenseils und Gundlings, dass sie, in Gemäßheit des vom Kaiser Lothar II. ihnen käuflich erteilten Rechtes, die ersten Wiederaufbauer der Stadt gewesen seien, weil es ihnen unter anderen Umständen gewiss nicht gestattet worden wäre, die besten Wohnplätze sich anzueignen, denn sobald die Christen sich wieder erhoben und Einfluss gewonnen hatten, bewirkten sie bei dem Kaiser Karl IV. zufolge des von Würfel mitgeteilten Dekretes von 1349, dass die Judenhäuser niedergerissen werden dürften, worauf ihnen die neuen Plätze zum Anbau und Aufenthalte angewiesen wurden.   Wenn Otto von Freisingen bezeugt, dass sich bei der zweiten Verfolgung zur Zeit der Kreuzzüge viele Juden nach Nürnberg zur Erhaltung ihres Lebens begeben haben, so kann deshalb noch nicht behauptet werden, dass noch keine Gemeinde daselbst ansässig gewesen sei; es ist vielmehr anzunehmen, dass die Verfolgten ihre Zuflucht zu ihren Glaubensbrüdern genommen, von welchen sie gehört haben werden, dass sie unter dem Schutze der Staufen sicher wohnten. Die Israeliten suchten nicht nur Wohnplätze auf, in welchen Wohlstand und Gewerbsfleiß herrschte, sondern auch solche, in welchen sie gemeinschaftlich in feiernder Menge Gott verehren, und unter dem Schirme menschenfreundlicher Regenten in Frieden leben durften. Ja, es kann nicht einmal die Angabe Gundlings, dass schon im ersten Jahrhundert nach der christlichen Zeitrechnung einige Israeliten von Regensburg nach Nürnberg gekommen seien, mit Bestimmtheit zurückgewiesen werden, wenn man erwägt, dass sie unter den Imperatoren in allen Provinzen des römischen Reiches zerstreut gelebt haben. 
Zu den bewegenden Gründen, die den Kaiser Maximilian I. zum Erlasse des Verbannungsdekretes veranlassten, dürfte noch ein Umstand, von diplomatischem Standpunkt aus betrachtet, gezählt werden. Es darf nämlich im Mittelalter der bei allen öffentlichen Angelegenheiten wirkende Einfluss der Priester nicht unberücksichtigt gelassen werden. In Nürnberg waren viele Klöster von verschiedenen Orden, deren Mitglieder durch ihre entarteten Sitten dem Volke zu Ärgernissen, und dem Stadtrat zu Klagen in Rom Anlass gaben. Schon regte sich hier wie an allen Orten eine innere Aufregung gegen die Missbräuche der Kirche und das Benehmen der Geistlichkeit. Die Gemüter gärten von dem Geiste der von Arnold von Brescia, die Waldenser, Wiclif und Huß angeregten Kirchenreformation. Darum wurden alle Mittel angewandt, um die Volksstimmung zu besänftigen. Einige Jahre früher wurden die Regierungen von Spanien und Portugal veranlasst, die Juden und Mauren zu verbannen, damit diese Staaten ganz für das römisch-christliche Interesse erhalten werden. So suchte man auch die Nürnberger, die, wie beinahe alle         
Nuernberg AZJ 13081842c.jpg (135719 Byte)Reichsstädter keine Judenfreunde waren, zu beruhigen, indem man ihre Anträge auf Verbannung der Juden bei dem Kaiser unterstützte. Maximilian musste in diesem Augenblicke den Wünschen entsprechen, denn seine eroberungssüchtigen Blicke waren auf Italien gerichtet, da seine Gattin Blanca Maria, eine Mailänderin, aus dem Haus Sforza war. Wie leicht hätte der Kirchenfürst den Vorteil des Königs von Frankreich begünstigen können? Auch Spanien übte seinen politisch-kirchlichen Einfluss auf ihn aus, denn sein Sohn war der Gatte der spanischen Thronerbin. Die Geistlichen wurden von dem Stadtrat als Mittel gegen die Israeliten gebraucht: mit diesen begann er, mit jenen hörte er auf!
Jedenfalls ergibt sich durch solche Forschungen die widerrechtliche Natur der, zu den Quellen des deutschen Privatrechts gehörenden, Stadtrechte, die sich durch den Nachweis ihres Ursprungs in Bezug auf die einzelnen Städten zugestandenen Vorrechte des Ausschlusses der Israeliten aus ihren Gebieten klar herausstellt. Die Israeliten wurden durch das in Folge der Zerstörung Jerusalems entschiedene Kriegsrecht die Kammerknechte des Kaisers, er konnte über ihr Leben und Eigentum verfügen. So heißt es, nach Beck, in dem 1346 von Karl IV. den Nürnberger Burggrafen Johann und Albert erteilten Privilegium: 'Alle Juden gehören mit Leib und Blut an die Reichskammer, und sein in seiner Gewalt und Händen, dass er mit seiner Mächtigkeit damit tun und lassen möge, was er wolle.' Wenn also auch Maximilian zu dem Erlasse des Verbannungsdekretes, nach den damaligen Reichsgesetzen, berechtigt war, so kann sich doch Nürnberg, bei ganz veränderter Stadt- und Staatsverfassung, nicht mehr auf dieses Dokument berufen, weil es dieses der selbstständigen, freien Reichsstadt verliehene Stadtrecht bei seiner Aufnahme in den bayerischen Staatsverband nicht vorgehalten haben wird, und nicht vorbehalten konnte, indem dieses Recht nach allgemein gültigen Rechtsgrundsätzen, wonach Personen nicht als Sachen betrachtet oder behandelt werden können, auf ein empörendes Unrecht gegründet ist. Man sollte daher öfters auf das Recht der freien Übersiedelung zurückkommen. Dr. S. Mayer, Rabbiner."              

     
Publikation zur Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (1878)   

Nuernberg AZJ 13081878.jpg (158159 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. August 1878:         

  
Über die jüdische Gemeinde in Nürnberg (1914)   

Nuernberg LIberalesJudentum 011914a.jpg (178653 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Liberales Judentum" vom Januar 1914: "Die Gemeinde Nürnberg. Die Kultusgemeinde Nürnberg bietet mit ihren Institutionen das erfreuliche Bild einer von liberalem Geist erfüllten Religionsgemeinschaft. Da nach der mittelalterlichen Austreibung im Jahre 1499 erst seit 1851 wieder Juden sich in Nürnberg ansiedeln durften, ist sie eine der jüngsten jüdischen Gemeinden in Deutschland; eben darum konnte sie aber gleich von Anfang an ihren Einrichtungen einen neuzeitlichen Charakter geben und sie fortlaufend in modernem Sinne weiter ausbauen. Eine geistig bedeutsame Gemeindeverwaltung, die bald die Führung der Juden in Bayern überhaupt übernahm, mund liberal gesinnte Rabbiner, die als Geistliche dorthin berufen wurden, setzten in ungetrübtem harmonischem Zusammenarbeiten ihre Kraft und ihren Stolz darein, alle Einrichtungen des Kultus und der Hilfstätigkeit zu zeitgemäßen und möglichst mustergültigen zu gestalten.
Der Gottesdienst erhielt von vornherein in der neu erbauten Synagoge eine moderne Prägung. Dr. Levin, der erste Nürnberger Rabbiner, jetzt an der Reformgemeinde in Berlin, schuf das Gebetbuch in außerordentlich geschmackvoller Form, behutsam und glücklich das Alte mit dem Neuen verbindend. Lewandowsky erhielt den Auftrag, die Gesänge für den Gottesdienst zu schreiben und löste ihn bekanntlich meisterhaft. Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit als notwendig herausstellten, wurden nicht unterdrückt, sondern fanden in der von Rabbiner Dr. Ziemlich veranstalteten zweiten Gebetbuchausgabe ihre Berücksichtigung.
Unter dem jetzigen Rabbiner, Dr. Freudenthal, sind wiederum vielfache Einrichtungen zur Hebung und Fortentwicklung des Gottesdienstes getroffen worden. Im Anschluss an die hebräische Toravorlesung wurde eine deutsche eingerichtet; deutsche Gemeindelieder vor der Predigt und zum Schluss des Gottesdienstes, Ansprachen an die Barmizwa-Knaben, Überreichung der Bibeln an dieselben, Liturgie für die Soldatenvereinigungen, gleichmäßigere Gottesdienstzeiten und dergleichen mehr wurden eingeführt. Augenblicklich wird beabsichtigt, einen zweiten Freitagabend-Gottesdienst nach Geschäftsschluss einzurichten, sowie den bereits an den höchsten Festtagen infolge des Raummangels in der Synagoge           
Nuernberg LIberalesJudentum 011914b.jpg (342092 Byte) bestehenden Filialgottesdienst auch an den übrigen Festtagen durchzuführen.    
Der Religionsunterricht wird nur an den öffentlichen Schulen erteilt; die Kosten trägt größtenteils die Stadt und der Staat. Danke des wohlwollenden Entgegenkommens vonseiten der Stadtverwaltung und des Ministeriums gewann der Unterricht in den letzten Jahren bedeutsam an Ausdehnung und Organisation. Er liegt an den meisten Volks- und höheren Schulen mitten im lehrplanmäßigen Schulunterricht und ist überall bis zur Abschlussklasse durchgeführt. Auch in den Fortbildungsschulen wird noch Religionsunterricht erteilt. Der Besuch des Unterrichts ist nach den in Bayern geltenden Bestimmungen während der gesamten Schulzeit obligatorisch. Seitdem die orthodoxen Schüler aus dem öffentlichen Religionsunterricht mit Erlaubnis der Staatsbehörde ausgeschieden sind und nur denjenigen ihrer eigenen Religionsschule noch genießen, konnte der erstere auch methodisch wesentlich gehoben werden. Dem hebräischen Unterricht wurde eine besonders hergestellte Schulausgabe des Nürnberger Gebetbuchs mit eigens ausgearbeiteten Übersetzungsheften zugrunde gelegt, in den Oberklassen das von Dr. Freudenthal herausgegebene Religionsbuch für den systematischen Religionsunterricht eingeführt; in den übrigen Fächern sind die besten modernen Lehrbücher in Gebrauch. Für Knaben und Mädchen sind Konfirmandenstunden eingerichtet, die bis zur Konfirmationsfeier am Wochenfeste dauern; sie werden von allen Schülern der betreffenden Jahresklassen besucht, ohne Rücksicht darauf, ob sie an der öffentlichen Feier teilnehmen oder nicht. Der gesamte Unterricht wird nach den ausgezeichneten Grundsätzen erteilt, welche die Richtlinien der liberalen Rabbiner über die religiöse Erziehung der Jugend zum Ausdruck bringen, und findet in der Gemeinde volle Anerkennung.  
Das Beerdigungswesen ist ein mustergültiges. Der vor einigen Jahren in Betrieb genommene zweite Friedhof weist Baulichkeiten auf, die in hygienischer und sonstiger Hinsicht den modernsten Anforderungen entsprechen. Die Leichenfeier vollzieht sich in ganz schlichter und prunkloser Weise, aber in würdigsten und vornehmsten Formen. Den Anhängern der Feuerbestattung ist dasselbe Recht zur Benutzung des Friedhofs zuerkannt, wie den übrigen Gemeindemitgliedern. Die Aschenreste werden entweder in den laufenden Gräberreihen im Sarge beigesetzt oder auf einem besonderen Felde überirdisch, jedoch unsichtbar im Grabstein aufbewahrt; die religiöse Trauerfeier wird vor der Überführung oder bei der Bestattung abgehalten.     
Das Vereinswesen steht in der Kultusgemeinde in voller Blüte. Die Wohltätigkeitsvereine sind ausgezeichnet organisiert und unter sich wieder zentralisiert, sodass sie auch größeren Aufgaben gewachsen sind. Die Tätigkeit der Frauen ist hierbei eine ebenso rührige und vorbildliche, wie die der Männer. Die religiös-geistigen Interessen dienenden Vereinigungen haben einen schwierigeren Stand; die Vorträge derselben sind im Allgemeinen nicht gut besucht. Eine Ausnahme macht der Verein für die liberalen Interessen des Judentums, dessen Vortragsabende meist zahlreiche Hörer fanden. Die im Frühjahr dieses Jahres von ihm veranstaltete öffentliche Versammlung über die Stellung des jüdischen Liberalismus in Bayern, in der es zur gründlichen Auseinandersetzung mit der Orthodoxie kam, war über- und überfüllt; ihr für die liberale Richtung so glänzender Verlauf hält in seinen tiefen Eindrücken noch immer nach. 
Die Orthodoxie, an sich eine kleine Schar und nur durch die zahlreichen ausländischen Familien ziffernmäßig gestärkt, hat sich seit Jahrzehnten im Gottesdienst und seit der Neubelebung des Liberalismus durch die liberale Vereinigung auch im Unterricht und in anderen früheren Zusammenhängen von der Hauptgemeinde losgesagt. Sie strebt nach der öffentlichen Anerkennung ihres Vereins und ihres Rabbiners, wobei ihr von Seiten der Gemeindeverwaltung und des Rabbinats im Rahmen der Gesetzgebung, ja sogar darüber hinaus durch freiwilliges Entgegenkommen nichts in den Weg gelegt wird. Die Art, in der die Orthodoxie ihre Forderungen vertritt, und die Mittel, mit denen sie den Liberalismus, besonders vor den Behörden, bekämpft, lassen freilich auch die bisherigen liberalen Anhänger der Einheitsgemeinde zur         
Nuernberg LIberalesJudentum 011914c.jpg (54734 Byte)Einsicht kommen, dass eine völlige, reinliche Scheidung in beiderseitigem Interesse liegt. Die weitere Entwicklung der Hauptgemeinde kann sich nur in liberalem Geiste vollziehen. Sie wird noch manche große Aufgabe lokaler wie allgemeiner Natur zu lösen haben. Aus dem bisher Erreichten darf die Hoffnung geschöpft werden, dass sie ihrer nun schon zur Tradition gewordenen Richtung treu bleiben und alles daran setzen wird, das jüdisch-religiöse Leben in Nürnberg auch unter der Aegide des Liberalismus zu einem kräftigen und selbstbewussten zu gestalten. Über solche Bestrebungen soll auch fernerhin in diesen Blättern Bericht erstattet werden."       

  
Fotos: Erinnerungen an die mittelalterliche jüdische Geschichte in der Frauenkirche Nürnberg 
Hinweis: Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel "Frauenkirche (Nürnberg)"  
Über die "Geschichte der Frauenkirche" siehe die Informationen in der Website stadtkirche-nuernberg.de    
(Fotos von Matthias Rau, 2013)    

Nuernberg K010.jpg (58764 Byte) Nuernberg K011.jpg (53232 Byte) Nuernberg K012.jpg (91244 Byte)
Die am Ort des 1349 zerstörten Synagoge 
erbaute, 1358 geweihte Frauenkirche 
Erinnerung an die Zerstörung des jüdischen
 Wohnviertels und die Ermordung seiner Bewohner
Blick in den Chorraum der Frauenkirche,
rechts eine Statue von Edith Stein 
     
Nuernberg K013.jpg (34014 Byte) Nuernberg K014.jpg (59961 Byte) Nuernberg K015.jpg (62259 Byte)
 Im Chorboden: Davidstern mit Jahreszahl 1349 zum Gedenken an das Pogrom 
gegen das jüdische Wohnviertel am Hauptmarkt im Jahr 1349. 
 Blick in die 
Frauenkirche  
     

  
  
   
  
Berichte zur Entstehung der jüdischen Gemeinde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts           
Ein jüdischer Kaufmann (Kaufmann Joseph Kohn aus Markt Erlbach) wird mit seiner Familie in der Stadt geduldet (1846)   

Nuernberg AZJ 20071846.jpg (72250 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Juli 1846: "Nürnberg, 18. Juni (1846, Frankfurter Journal). Noch vor 30 Jahren musste jeder Jude, der sich hier den Tag über in Geschäften aufhalten wollte (übernachten durfte keiner) eine Abgabe von 30 kr. entrichten. Als einen beachtungswerten Schritt zum Vorwärts kann man die Tatsache betrachten, dass ein jüdischer Kaufmann, der als Kompagnon einem ansehnlichen Handelshause beitrat, die Erlaubnis erhielt, auf Aufenthaltskarte mit seiner Familie hier zu wohnen. Bekanntlich hat noch kein Jude es durchsetzen können, in der Stadt als Bürger aufgenommen zu werden."           

  
Kaufmann Joseph Kohn aus Markt Erlbach wird in den Bürgerverband aufgenommen (1850)   

Nuernberg DTreueZionsW 31051850.jpg (29782 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 31. Mai 1850: "Nürnberg. Ein Erbstück aus dem reichsstädtischen Spießbürgertum ist gestern ad acta gelegt worden. Das Gemeindekollegium hat in seiner gestrigen Sitzung mit 20 gegen 10 Stimmen den jüdischen Kaufmann Kohn aus Markt Erlbach in den Bürgerverband aufgenommen."     

    
Evangelische Geistliche wollen die Niederlassung von Juden in der Stadt verhindern (1850)  

Nuernberg AZJ 03061850.jpg (164994 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1850: "Nürnberg, 6. Mai (1850; Frankfurter Journal). Unsere Stadt soll den alten Ruf der Intoleranz gegen die Juden, den sie seit den mittelalterlichen Verfolgungen gegen die deutschen Parias so treu bewahrte, dass in den letzten freiherrlichen Reichsstadtzeiten die Juden noch den Leibzoll zahlen mussten und nicht über Nacht hier bleiben durften, auch noch im Jahre 1850, zwei Jahre nach dem Ergebungsjahre 1848, wo man auch hier nach Freiheit und Gleichheit rief, sich erhalten. Nicht der Magistrat und das Gemeindekollegium haben der Stadt durch das Abschlagen eines Niederlassungsgesuches von Seite eines jüdischen Kaufmannes das Siegel der unchristlichen Gesinnung aufgedrückt, sondern die Ehrengeistlichkeit, die vermöge unseres vom Zahn der Zeit durchlöcherten bayerischen Gemeindeedikts im Armenpflegschaftsrat sitzt und bei Ansässigmachungen ein absolutes Veto hat. Acht evangelische Geistliche haben Nürnberg blamiert, indem sie, die Majorität im Kollegium bildend, dem Kaufmann Cohn, einen allgemein geachteten, seit Jahren auf dem hiesigen Handelsplatz bekannten wackern bayerischen Staatsbürger (der hier schon einige Jahre mit Familie auf Aufenthaltskarte wohnt) die Aufnahme in den Bürgerverband abschlugen, bloß weil er ein Jude ist. Das Benehmen der Herren Geistlichen erregt natürlich in allen Kreisen hier das größte Erstaunen und wahrlich, an Achtung hat dieser exklusive Stand, der sich in neuester Zeit durch Habsucht bei vielen Gelegenheiten bemerkbar macht, nichts gewonnen! Man schämt sich für diese Herren, welche in der christlichen Lehre zwischen Praxis und Theorie so scharf Grenzen ziehen, und hofft, dass ein neues Gemeindegesetz, das uns ja verheißen ist, ihren verderblichen Einfluss für immer beseitigen wird."           

   
Das städtische Gemeindekollegium stimmt der Aufnahme des jüdischen Kaufmanns Joseph Kohn aus Markt Erlbach in die Bürgerschaft zu (Juni 1850)  

Nuernberg AZJ 17061850.jpg (87695 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Juni 1850: "Nürnberg, 17. Mai (1850). Das Gemeindekollegium hat den Fehler des Armenpflegschaftsrats bezüglich der Aufnahme von Juden in Nürnberg dadurch gut gemacht, dass es in seiner gestrigen Sitzung zum größten Ärger der konservativ-christlich-lutherischen Partei in der hiesigen Bürgerschaft den jüdischen Kaufmann Kohn in den Bürgerverband aufgenommen hat. Seit dem Jahre 1498 war kein Israelite in den hiesigen Bürgerverband aufgenommen worden. Der Magistrat wird hoffentlich die ihm vorgebrachten 'Wenn und Aber' ignorieren und sich dem Gemeindekollegium anschließen, denn bis jetzt ist es nicht vorgekommen, dass er einer durch das Letztere genehmigten Aufnahme weitere Hindernisse gestellt hätte. Da mehrere Häuser hier bereits Eigentum von Juden sind, so ist zu erwarten, dass deren Besitzer hier ihren festen Wohnsitz nehmen werden."         
   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1850: "Nürnberg, 2. August (1850). Die Regierungsbestätigung der Aufnahme des israelitischen Kaufmanns Cohn in de hiesigen Bürgerverband ist eingetroffen. (So ist denn auch Nürnberg emanzipiert, von der Glaubensfessel und dem konfessionellen Drucke emanzipiert)."       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September 1850: "Herrn J. Kohns allerhöchste Bestätigung als Bürger in Nürnberg ist eingetroffen. Daselbst besteht bereits auch ein jüdischer Gasthof."      

   
Die Zuerteilung des Bürgerrechts an Kaufmann Joseph Kohn ist im Magistrat und im Armenpflegschaftsrat noch umstritten (1850)    

Nuernberg AZJ 24061850.jpg (83476 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juni 1850: "...Ein Ausdruck dieser gebesserten öffentlichen Meinung ist die Zuerteilung des Bürgerrechts in Nürnberg an Herrn J. Kohn aus Markt Erlbach und ist es auch nicht so weit gekommen wie in Trentschin, wo man die Erwerbung von Grund und Boden seitens eines Juden mit Reden und Feierlichkeiten beging, so zeigt doch die Schwierigkeit der Durchbringung der Sache im Magistrat - 9 gegen 8 Stimmen - und die Ablehnung im Armenpflegschaftsrat - mit 2 gegen 8 - welche 8 freilich Geistliche waren, wie wenige Juden ein Gleiches zu erwarten haben dürften. An der noch erforderlichen allerhöchsten Genehmigung zweifelt man indes nicht. Das neue Gemeindeedikt, wenn es anders bei unserm Landtag noch zustande kommt, woran wir uns einen starken Zweifel erlauben, wird uns indes voraussichtlich freisinnigere Magistraturen bringen und somit unsere Sache fördern."       

  
In Nürnberg leben elf jüdische Familien (Mai 1853)   

Nuernberg AZJ 17051853.jpg (31699 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1853: "Eine Ende vorigen Jahres amtlich vorgenommene Volkszählung ergab, dass sich in Nürnberg 11 jüdische aus 87 Individuen bestehende Familien befinden, wovon jedoch, unseres Wissens, die meisten nur mit polizeilicher Erlaubnis ohne Bürgerrechte dort leben."          

    
Das religiöse Leben in der Stadt steckt noch in den Anfängen (1854)  

Nuernberg AZJ 03071854.jpg (100798 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1854: "...Und in Nürnberg, wo sich seit dem Jahre 1848 wenigstens 30 Familien angesiedelt haben, besteht das ganze Jahr hindurch, mit Ausnahme von Jom Kippur, Rosch Haschana (Neujahrsfest), kein Gottesdienst! Auch nach einer Religionsschule fragt man vergebens!! - Und da Ihr Korrespondent auch Würzburg nannte, aber von den dortigen religiösen Zuständen nichts referierte, so möchten wir ihn fragen, wie denn dort die Begeisterung für die Religion sich manifestiere, und da er mit den Predigten Löwi's (sc. Rabbiner in Fürth) unzufrieden ist, ob denn die Predigten des Würzburger Rabbiners die Zuhörer mehr erbauten? Oder werden dort vielleicht gar keine Predigten gehalten, aus Religion?! - 
Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste, da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit. 'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!'."          

  
In Nürnberg leben 50 jüdische Familien - Frage nach der Anstellung eines Religionslehrers (1859)   

Nuernberg AZJ 24011859.jpg (279898 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Januar 1859: "Aus Bayern, im Januar (1859). In Nürnberg wohnen gegenwärtig schon 50 jüdische Familien, Wenn auch vorerst nur sieben davon die bürgerliche Aufnahme erlangt haben, so sollte man doch glauben, dass die Anstellung eines israelitischen Religionslehrers als erstes Bedürfnis empfunden und von den jüdischen Eltern mit Freuden begrüßt würde. Dem war aber nicht so. Erst den eifrigsten Bemühungen des Distrikts-Rabbiners Herrn Dr. Löwi in Fürth und des wackern Kultusvorstandes Herrn Hopf in Nürnberg ist es, trotz der mannigfachsten Intrigen und der heftigsten Opposition einiger Gemeindemitglieder, gelungen, eine allerhöchste Entschließung zu erwirken, nach welcher in Nürnberg ein israelitischer Religionslehrer angestellt werden muss. Ein neuer erfreulicher Beleg, wie unsere hohe Staatsregierung bemüht ist, der Willkürherrschaft im jüdischen Kultus ein Ende zu machen. Es bleibt jetzt noch der Wunsch, dass es den genannten Herren vergönnt sein möge, durch Anstellung eines tüchtigen Lehrers ihrem bisherigen löblichen Streben die Krone aufzusetzen.  
Möge man durch Beseitigung des Provisoriums es auch den besseren Lehrern möglich machen, sich um genannte Stelle zu bewerben. - 
Die weiteren Mitteilungen dieses Artikels betreffen nicht Nürnberg.            

     
Kaufmann Bayer aus Fürth kann sich gewerblich in Nürnberg betätigen (1860)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Februar 1860: "Dass übrigens in unsern höhern Regierungskreisen eine günstigere Stimmung für uns herrscht, mag auch noch folgende Tatsache bekunden. Der Erwerb einer realen Gewerbs- oder Handelsgerechtsame berechtigt jeden Andersgläubigen, ob ansässig oder nicht, zur Ausübung derselben. Durch Ministerial-Entschließung vom Mai 1854 ist jedoch im Hinblick auf den § 18 des Edikts von 1813 (Matrikel betr.) angeordnet, dass Israeliten nur wenn sie ansässig sind, Gewerbe ausüben dürfen. Entgegen dieser Anschauung hat nun das gegenwärtige hohe Staatsministerium dem Kaufmann Bayer aus Fürth die Erlaubnis zur Ausübung der von ihm erkauften Tuchhandelungsgerechtsame in Nürnberg erteilt, die ihm unter dem vorigen Regime noch speziell verweigert worden war. - In Nürnberg wohnen gegenwärtig schon über 60 jüdische Familien, von denen bereits 14 die Bürger-Aufnahme erhalten haben. '...so mehrte sich das Volk und so breitete es sich aus...' (2. Mose 1,12)"        


Fragen der Gründung einer jüdischen Kultusgemeinde (1862)   

Nuernberg Israelit 15011862.jpg (88151 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1862: "Nürnberg. Unlängst fand hier eine Versammlung der hier ansässigen Israeliten (115 Familien) statt, die jedoch nur von circa 40 Teilnehmern besucht war. Es handelte sich um die durch das Gesetz vorgeschriebene Gründung einer Kultusgemeinde, dann um den Bau einer Synagoge und Schule und um die Erwerbung eines Gottesackers. Trotzdem in der Versammlung die beschlussfähigen 2/3 nicht vertreten waren, erklärten sich die Anwesenden doch für beschlussfähig und bestimmten, dass die zum Zwecke nötigen Geldmittel durch Aktien-Ausgabe, durch die Einnahme aus der Synagoge (Vermietung der Plätze etc.) und durch Gemeindeumlage aufgebracht werden sollen. Es kann nicht in Abrede gestellt werden, dass gar Viele der hier ansässigen Israeliten das Bedürfnis einer eigenen Schule, auch sogar das einer Synagoge leider nicht fühlen, und dass sie sich bei der Benützung der vorhandenen Unterrichtsanstalten vollkommen beruhigen."            

 
Eine israelitische Kultusgemeinde hat sich konstituiert (1862)  
Anmerkung: im ersten Teil des nachfolgenden Artikels erfährt man über den Stand der Kultusangelegenheiten der Israeliten Nürnbergs Anfang 1862; die weiteren Abschnitte betreffen nicht Nürnberg; der Verfasser setzt sich mit dem orthodoxen Würzburger Rabbiner Bamberger auseinander und nimmt kritische Stellung zu weiteren Aktivitäten der Orthodoxen.    

Nuernberg AZJ 18031862.jpg (117288 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1862: "Aus Bayern, Ende Februar (1862). Die Kultusangelegenheiten der Israeliten Nürnbergs nehmen einen erfreulichen Fortgang. In einer Ende Dezember vorigen Jahres abgehaltenen Generalversammlung hat sich eine Kultusgemeinde konstituiert, welche bereits seitens hoher Königlicher Regierung genehmigt wurde. Außerdem ist die Akquisition passender Lokale für Synagoge und Schule beschlossen und hierzu ein eigener Ausschuss gewählt. Auch die Erwerbung eines eigenen Begräbnisplatzes ist dringend geboten, da die Fürther Gemeinde die fernere Mitbenutzung des ihrigen bereits gekündigt hat. Außerdem hat in den jüngsten Tagen Herr Rabbiner Dr. Loewi den Vorstand zur Anlegung, respektive Herstellung eines rituellen Frauenbades beordert. Besonders rühmende Erwähnung verdient, dass sich der Königliche Advokat, Herr Frankenburger, eifrig der Sache annimmt und durch sein Beispiel den erfreulichen Beweis liefert, dass wahre Bildung nicht hindert, noch warm für die religiösen Angelegenheiten seiner Glaubensgenossen zu fühlen. Auch der derzeitige Vorstand, Herr Bettmann, ist ganz an seinem Platze. Der vor einiger Zeit eingetroffene, neu ernannte amerikanische Konsul, Herr Oberst Max Einstein, ist ebenfalls Israelit. - Herr Dr. Loewi hat den sehr zeitgemäßen Entschluss gefasst, die hohen Heirats-, respektive Trauungstaxen durch ein ständiges Gehaltsfixum von jährlich 1.500 Gulden abzulösen, und eine gleichmäßig niedere Taxe einzuführen. Die Gemeinderepräsentanz hat bereits den dahin zie-         
Nuernberg AZJ 18031862a.jpg (189651 Byte)lenden Beschluss gefasst, der nur noch der oberkuratelamtlichen Genehmigung bedarf.  
Herr Rabbiner Bamberger (sc. der Würzburger Rabbiner Seligmann Bär Bamberger) hat die zur Feier des 50-jährigen Geburtstages des Königs gehaltene Predigt Seiner Majestät übersandt, und wurde ihm für diese Aufmerksamkeit das allerhöchste Wohlgefallen ausgesprochen. Dies ist natürlich Wasser für unsere Mühle. Reb Seligmann Bär wird nun ebenso als Kanzelredner glorifiziert werden, wie dies bereits als berühmter jüdischer Schriftsteller geschehen. Er fängt schon an Maimuni zu verdunkeln, wenn auch nicht durch seine Größe, so doch durch seine Länge.   
Gegenüber, oder vielmehr trotz der Berichtigung des Herrn Dr. Friedländer, muss ich, nicht minder im Interesse der guten Sache und der Wahrheit in Betreff der orthodoxen Schulanstalt in Fürth, ganz auf der in No. 50 des vorigen Jahrgangs dieser Blätter geäußerten Ansicht beharren- Die Mitteilung kam mir aus einer Quelle, die ebenso ehrenhaft, als, was hier noch mehr sagen will, selbst im Sinne Bambergers - orthodox. Herr Dr. Friedländer wird dies selbst am besten, als der für den beregten Posten Erkorene, wissen, wenn er bedenkt, welchen Nutzen ihm zu diesem Behufe die Bamberger-Hirsch-Lehmann'schen Empfehlungen gebracht. Wir haben gegen die Ehrenhaftigkeit der Gründer dieser Anstalt nicht das Mindeste einzuwenden, müssen aber jede Sonderbestrebung dieser Leute mit umso argwöhnerischem Auge betrachten, als es offenes Geheimnis ist, dass die Parole dazu von Würzburg aus gegeben wird, und was man dort mit solchen Institutionen bezweckt, bedarf ebenfalls keiner Erörterung. Man gründet vorläufig eine Schule, das Weitere ergibt sich von selbst, qui vivra verra. Ist es etwa mit der Synagoge anders gegangen? Reicht man einmal den Finger, so wird ohne Bedenken die ganze Hand genommen. Zuerst gestattete man den Orthodoxen die Eröffnung einer eigenen Synagoge, die jedoch dem Distrikts-Rabbinate koordiniert wurde. Gegenwärtig existieren außerdem täglich 4-6 andere Winkelschulen, während die Hauptsynagoge an den Wochentagen leer steht. Sapienti sat..."          

  
Die Gesellschaft "Harmonie" möchte auch für Juden offen sein (1862)   

Nuernberg Israelit 19111862.jpg (33580 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1862: "Nürnberg, im Oktober (1862). Die Gesellschaft 'Harmonie' dahier, welche bisher Israeliten nicht aufnahm, hat dieses Prinzip aufgegeben, und ist eine Kommission mit Änderung der Statuten beschäftigt."           

   
Die jüdischen Familien schaffen sich religiöse Einrichtungen (August 1863)  

Nuernberg AZJ 18081863.jpg (139388 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1863: "Von der Regnitz, 21. Juli (1863). Im Mai 1850 wurde der erste Israelit in Nürnberg in den Gemeindeverband aufgenommen, nachdem 'die kaiserlichen Kammerknechte' gegen Ende des 14. Jahrhunderst ganz aus der Reichsstadt vertrieben worden waren. Sie siedelten sich zwar im benachbarten Fürth an, fanden aber dort nicht den gehörigen Spielraum, weshalb sie immer wieder, trotz aller Plackereien, mit Nürnberg in geschäftlichen Verkehr traten. Nach einem Ratserlass von 1773 erhielt ein Jude Einlass in die Stadt Nürnberg nur an zwei Toren, und musste für einen Tag Aufenthalt 45 kr. an den Stadtpfänder und 15 kr. für ein ihn auf allen Gängen begleitendes altes Weib bezahlen. Kein Jude durfte in Nürnberg übernachten, in keinem Hause eines Christen ein Gewölbe zu Geschäften benutzen, auf dem Markte sich nicht sehen lassen, und ebenso gehässig waren die Bestimmungen über den Landesproduktenhandel etc. Im Oktober 1800 wurde der Judenzoll zwar aufgehoben, aber dagegen der Torzoll auf 7 kr., der Legitimationsschein auf 30 kr., die Erlaubnis zum Übernachten auf 1 fl. Gebühr festgesetzt, Gegenwärtig wohnen in Nürnberg 153 jüdische Familien, die eine Schule und ein Gebethaus einrichteten; man ist daran, einen Friedhof zu erwerben, zu welchem Zwecke der Bankier Cahn soeben 1.000 fl. offeriert hat, mit dem Versprechen weiterer Gaben, wenn die Mittel nicht reichten. - Zwei Privatgesellschaften verweigern die Aufnahme von Juden; im Museum, wo die Elite Nürnbergs sich versammelt, fanden bis jetzt 15 solche statt; unter den jüdischen Bewohnern Nürnbergs befinden sich zwei Advokaten und zwei Ärzte. (Frankfurter Journal)."           
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. September 1863: "In Nürnberg besteht eine große israelitische Gemeinde. Sie hat auch schon längst einen Platz zu einer Synagoge angebaut, aber c'est tout. Jetzt ist's wieder ganz stille, der Hopfen absorbiert alles und höchstens kommende Feiertage wird man den Mangel eines Gotteshauses wieder fühlen; dann - ja dann geht jeder wieder seinem Gewinne nach und alles bleibt beim Alten! Und doch könnte dort vieles geschehen, wenn nicht eben gerade solche Männer, die Einfluss haben, von jüdischen Angelegenheiten nichts wissen wollten!"        

   
In Nürnberg leben 153 jüdische Familien (1863)   

Nuernberg Israelit 05081863.jpg (166290 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1863:      
   
Nuernberg Jeschurun 081863.jpg (161618 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom August 1863:           

  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Dezember 1864: "Aus Bayern, im November (1864). Unsere Zustände in Bayern anlangend, werden Sie aus dem wenigen, das Sie hierüber vernehmen, wohl einen Stillstand erkennen. Es geschieht aber manches geräuschlos, besonders organisiert sich das Innere in manchen Gemeinden. Doch kann auch nicht geleugnet werden, dass in städtischen Gemeinden der Dämon des Materialismus mit dem des Indifferentismus verderbliche Bankhalter sind. Das schöne Nürnberg zählt Firmen genug; aber keine konfessionelle Firmitas. Regensburg, von der Regierung gedrängt, einen Rabbinats-Sitz zu gründen, schreit, wie bei dem bekannten Spiele: 'Noch nicht! noch nicht!'  
Sehr rührig ist Herr Rabbiner Bamberger in Würzburg; nur schade, dass sein Eifer für das Gute nicht einem höheren Geistesziele dient; denn ob ein paar Gemeindeglieder mehr gewonnen werden, das Talit (Gebetsschal) über den Kopf zu nehmen oder nicht, darauf kommt nichts an."  

 
Eine Mikwe (rituelles Bad) wird eingerichtet (1867) 
Anmerkung: aus dem Bericht geht hervor, dass in Nürnberg zwar ein rituelles Bad eingerichtet wurde, doch offen ist, ob die Anlage und die Aufsicht über Bau und Betrieb den - von Eisig Gutmann aus Heidingsfeld formulierten - orthodoxen Anforderungen entsprochen hat.          

Nuernberg Israelit 16011867.jpg (112832 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1867: "Unterzeichneter sieht sich zu folgender Erklärung veranlasst: Im vergangenen Jahre erhielt ich eine Einladung nach Nürnberg, um dem dortigen Religionslehrer Herrn Fried bei dem beabsichtigten Mikwe-Bau mit Rat und Tat beizustehen. Ich nahm die Einladung an und begab mich zu Herrn Fried. - Das Resultat unserer vorläufigen Besprechung war, dass das erste Erfordernis der Auffindung einer den rituellen Vorschriften entsprechenden Quelle sei und dass die ganze Einrichtung der Mikwe unter der Aufsicht eines orthodoxen Moreh Horaah (sc. Rabbiners) vorzunehmen sei. Ein weiteres Benehmen zwischen Herrn Fried und mir fand nicht statt; ich erhielt auch keine weiteren Berichte in dieser Angelegenheit, und ist es mir daher auch unbekannt, ob bei dem stattgefundenen Mikwe-Bau den erwähnten zwei Bedingungen entsprochen wurde. - Da nun meine Anwesenheit in Nürnberg bei manchen zu der irrtümlichen Meinung Veranlassung gegeben hat, als sei die dortige Mikwe unter meiner Aufsicht eingerichtet worden, so erkläre ich hiermit, dass ich fragliche Mikwe noch nie gesehen habe und folglich auch niemals gutheißen konnte. 
Heidingsfeld, den 3. Schebat 5627. Eisig Gutmann."

    
In Nürnberg leben 314 jüdische Familien (Dezember 1867)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1868: "Fürth. Die jüdische Bevölkerung der Stadt Nürnberg beträgt nach der Zählung vom Dezember 1867 nunmehr 314 Familien, was ich unter Bezugnahme auf meinen Bericht in Nr. 33 des 'Israelit' von 1867 ergänze."    

  
   
   
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben von den 1870er-Jahren bis zur NS-Zeit      
Eine Sammlung wird zugunsten der notleidenden Juden Russlands organisiert (1869)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. August 1869:      

   
Über die religiösen Verhältnisse der jüdischen Gemeinde in Nürnberg (1873)      

Nuernberg AZJ 15011873.jpg (223417 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1873:    

  
Eine Gemeindebibliothek wird gegründet (1877)   

Nuernberg Israelit 12091877.jpg (126594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1877:        
 
Nuernberg AZJ 24071877.jpg (136535 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juli 1877:       

   
Montefiorefeier in der Synagoge und im Betsaal der Adaß Jisroel (1884)    

Nuernberg Israelit 13111884.jpg (280147 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1884:        

     
Über Stiftungen jüdischer Gemeindeglieder zugunsten von Juden und Christen (1885)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1885:      

  
Über Stiftungen in der jüdischen Gemeinde (1886)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1886:     

  
Prinz Ludwig von Bayern besucht verschiedene jüdische Fabriken und die Synagoge (1895)  

Nuernberg AZJ 24051895.jpg (184569 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1895:         

    
Anzeige des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen Nürnberg (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1901: "Der Verein für jüdische Krankenpflegerinnen Nürnberg 
sucht
jüdische Mädchen oder alleinstehende Frauen im Alter von 20-30 Jahren zur Ausbildung in der Krankenpflege und späteren Ausübung derselben in seinem Dienste. Der Verein trägt die vollen Kosten der Ausbildung und gewährt dabei schon im ersten Jahre bei freier Station ein Taschengeld von Mark 120.-, welches sich dann nach unseren Satzungen erhöht. 
Bewerberinnen wollen sich bei dem Vorsitzenden des Vereins 
Herrn S. Rau Nürnberg, obere Turmstraße 7,
melden."       

   
Erster Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Mädchenstift" (1904)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1904:      

 
In Nürnberg werden 6.819 jüdische Einwohner gezählt (1906)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11.Mai 1906: "Nürnberg. Statistik. Es liegt jetzt das offizielle Ergebnis der Ausscheidung nach Konfessionen auf Grund der letzten Volkszählung vor; demnach zählt Nürnberg unter 294.431 Einwohnern 6.819 Juden".    

   
Mehrere Stiftungen jüdischer Einwohner erhalten die landesherrliche Genehmigung (1906)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906: "Nürnberg. Folgende Stiftungen erhielten die landesherrliche Genehmigung: die von der Stadt Nürnberg mit einem von dem Kommerzienrat Wilhelm Gerngros übergebenen Kapital von 20.000 Mark errichtete 'Wilhelm u. Milly Gerngros'sche Stiftung' und die von der Witwe Fanny Tuchmann mit einem Kapital von 25.000 Mark errichtete 'Joseph u. Fanny Tuchmann'sche Wohltätigkeitsstiftung'."       
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18.Mai 1906: "Nürnberg. Interkonfessionelle Stiftungen jüdischer Stifter. Der mit 3.500 Mark errichteten 'Dr. Felix Fränkelschen Krankenhausstiftung' in Nürnberg, sowie der mit 10.000 Mark errichteten 'Bernhard Nathan'schen Stiftung zur Unterstützung gewerblicher Tätigkeit' und der mit 20.000 Mark errichteten         

 
Kritisches über die liberale Gemeinde aus orthodoxer Sicht (1907)   

Nuernberg Israelit 21021907a.jpg (174416 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1907:       
Nuernberg Israelit 21021907b.jpg (282225 Byte)   
Nuernberg Israelit 21021907c.jpg (134137 Byte)  

   
Ein jüdischer Knabenhort wird eröffnet (1907)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1907:      


Bemühungen der Stadt um die Einrichtung eines israelitischen Waisenhauses (1908)  

Nuernberg Israelit 19031908.jpg (76133 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908:      

  
Wahlen der Mitglieder der Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde (1909)   

Nuernberg FrfIsrFambl 23121909.jpg (40505 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Dezember 1909:      

   
Vortrag über die Tätigkeit des Hilfsvereins der Deutschen Juden (1910)   

Nuernberg AZJ 21011910.jpg (198086 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1910: "Nürnberg, 9. Januar (1910). Im großen Saal des Hotels 'Zum goldenen Adler' war am Donnerstag Abend eine stattliche Gesellschaft versammelt, um den Bericht der bekannten Philanthropen James Simon und Dr. Paul Nathan aus Berlin über die Tätigkeit des Hilfsvereins der Deutschen Juden anzuhören. Nach Begrüßung der beiden Redner durch Herrn Rabbiner Dr. Freudenthal und den Vorsitzenden der israelitischen Gemeindeverwaltung, Herrn Justizrat Dr. Held, gab zuerst Herr James Simon einen ausführlichen Bericht über die Hilfsaktion zugunsten der unterdrückten und notleidenden Glaubensgenossen in den europäischen Ländern. Der Hilfsverein ist in den neun Jahren seines Bestehens von 1.000 Mitgliedern im ersten Jahre auf 20.000 angewachsen und hat speziell auch in der jüdischen Gemeinde Nürnberg großes Vertrauen und große Förderung gefunden. Die Vorstandschaft werde sich auch ferner bemühen, mit persönlicher Einsetzung ihrer Kräfte das gewonnene Vertrauen der deutschen Juden zu bewähren und zu festigen. Sodann entwickelte Herr Dr. Paul Nathan die Grundsätze der Tätigkeit des Hilfsvereins, insbesondere bei seinem Erziehungswerk im Orient. Das wichtigste Mittel zur Besserung der Lage der notleidenden osteuropäischen Juden sei eine zweckmäßige Schulerziehung und Heranbildung zu praktischen Berufen. Namentlich kämen hierfür die Länder des Orients, insbesondere Palästina, in Betracht, das von den unglücklichen russischen und anderen osteuropäischen Juden in letzter Zeit vielfach zum Auswanderungsziel genommen werde. Durch das bald ins Leben tretende Technikum in Haifa hoffe man, Techniker heranzubilden, die dereinst die Technik und das Verkehrswesen in dem bisher noch sehr vernachlässigten Lande zu heben und der Bevölkerung großen Nutzen zu bringen berufen seien. Au diese Weise könne Palästina allmählich ein gutes Zufluchtsland für die unterdrückten osteuropäischen Juden werden. Die Ausführungen der beiden Redner fanden den wohlverdienten Beifall der Versammlung, in deren Namen Herr K.R. Gallinger und in einem Schlusswort noch Herr Rabbiner Dr. Freudenthal den beiden Herren den Dank für ihre hervorragende Tätigkeit zugunsten ihrer unterdrückten Glaubensgenossen aussprachen."          

    
Aus der Arbeit des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen in Nürnberg (1911)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. März 1911:     

 
Feier des Geburtstages von Kaiser Wilhelm in der jüdischen Gemeinde (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1912:     

 
Mitgliederversammlung des Bezirkskomitees Nürnberg der Alliance Israélite Universelle (1912)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. März 1912:       

 
Musikdirektor Ringler wird durch Lehrer Funk in der Leitung des Synagogenchors abgelöst (1912)     

Nuernberg AZJ 20091912.jpg (37116 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. September 1912: "Unter voller Anerkennung der nahezu 30-jährigen Tätigkeit ist von der Administration der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg das Gesuch des Musikdirektors Ringler um Enthebung von der Leitung des Synagogenchors genehmigt und für diesen Posten der bisherige Organist Lehrer Funk ernannt worden."             

      
Ein antisemitischer Redakteur wird bestraft (1912)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember 1912:      


Versammlung der "Vereins für die liberalen Interessen des Judentums" (1913)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. März 1913:     
Nuernberg AZJ 21031913a.jpg (325700 Byte)   


Antrittsbesuch von Prinzregent Ludwig von Bayern in Nürnberg und Besuch der Synagoge (1913)  

Nuernberg AZJ 08081913.jpg (114361 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1913: "Nürnberg, 1. August (1913). In den Tagen vom 28. bis 30. Juli stattete Prinz Ludwig von Bayern als Prinzregent den Städten Nürnberg und Fürth seinen Antrittsbesuch ab, begleitet von seiner Gemahlin, seinen Töchtern und den Spitzen des Hofstaates. Zum offiziellen Empfang und zur Hoftafel auf der altberühmten Burg waren unter anderen Herr Rabbiner Dr. Freudenthal, Nürnberg, und Herr Rabbiner Dr. Neubürger aus Fürth geladen. Am letzten Tage seines Aufenthaltes besuchte der Prinzregent mit seiner Gemahlin, seinen Töchtern, sowie mit dem Gefolge offiziell die Hauptgotteshäuser der katholischen, protestantischen und israelitischen Kirchengemeinden. An der äußerlich herrlich geschmückten Hauptsynagoge Nürnbergs wurden die höchsten Herrschaften von den Mitgliedern des Vorstandes und der Verwaltung der Kultusgemeinde empfangen und zum Portal geleitet. Dort begrüßte Herr Rabbiner Dr. Freudenthal den Prinzregenten mit einer Ansprache und dem Segen. Es folgt dann unter Führung des Herrn Rabbiner und des Vorsitzenden Herrn Justizrat Dr. Held die Besichtigung des Gotteshauses. Auf Wunsch des Prinzregenten wurde die heilige Lade geöffnet und durch Herrn Oberkantor Fränkel ein Stück aus der Tora vorgelesen. Besonderes Interesse erregte auch noch der aus der mittelalterlichen Synagoge erhaltene und in der neuen Synagoge angebrachte sogenannte Judenstein. Nach viertelstündigem Aufenthalt verabschiedeten sich die hohen Herrschaften mit lebhaftem Danke für den feierlichen Empfang."      

  
Festgottesdienst in der Synagoge zum Krönungsfest von König Ludwig III. (1913)    

Nuernberg AZJ 21111913.jpg (100946 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. November 1913: "Nürnberg, 12. November (1913). Anlässlich des Krönungsfestes Seiner Majestät König Ludwigs III. fand in der mit Pflanzen reich geschmückten Synagoge ein feierlicher Festgottesdienst statt, bei welchem sämtliche jüdischen Soldaten der drei hiesigen Regimenter im Paradeanzug sowie die königlichen beamten, Konsuln, Offiziere des Beurlaubtenstandes usw. zugegen waren. Im Mittelpunkt der Feier stand die Predigt des Herrn Rabbiners Dr. Freudenthal, welcher mit trefflichen Worten die hervorragenden Eigenschaften des Königs Ludwig III. zu würdigen wusste, insbesondere sein hohes Pflichtbewusststein, seine Bescheidenheit und Leutseligkeit, seine warme Anteilnahme an allen Fragen des öffentlichen und Wirtschaftslebens, nicht zuletzt aber seine Duldsamkeit, welche er allen Konfessionen gegenüber an den Tag legt. König Ludwig III. hat erst vor wenigen Wochen der jüdischen Gemeinde Nürnberg sein Wohlwollen und sein hohes Interesse durch den Besuch des Gotteshauses zu erkennen gegeben und sprach bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, dass die Juden unter sich fest und stark zusammenhalten sollten. Gebet für König und Vaterland, Hallelujapsalm und Königshymne beschlossen die schöne und würdig verlaufene Feier."           

     
Über einen Vortragsabend mit Else Dormitzer (Else Dorn) vor dem "Verein für die Interessen des liberalen Judentums" (1914)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Februar 1914:      

   
14. Jahresbericht des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen e.V. zu Nürnberg (1914)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. April 1914:     

   
11. Jahresbericht des "Vereins Israelitisches Mädchenstift e.V. (Max- und Elise Heimsche Stiftung, 1914)  

Nuernberg AZJ 01051914.jpg (201207 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1914:        

      
Antisemitische Hetze durch die Zeitschrift "Der Hammer" (1914)  
Anmerkung: zur Zeitschrift "Der Hammer" vgl. den Wikipedia-Artikel "Theodor Fritsch".      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1914: "Nürnberg, 9. Oktober (1914). In der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' wurde schon darauf hingewiesen, dass, trotzdem in der jetzigen großen und schweren Zeit alle Streitigkeiten und Gehässigkeiten im politischen und im Zeitungskampfe ruhen, die in Leipzig erscheinende antisemitische Zeitschrift 'Der Hammer' gerade den Krieg dazu benutzt, um die jüdischen Mitbürger, welche sowohl im Felde wie in der Heimat überall in der opferwilligsten Weise am Posten sind, in der gemeinsten Weise zu beschimpfen. Die Zeitschrift 'Der Hammer' hat die Tatsache, dass in Nürnberg sechs hochangesehene, hervorragende Juristen von Seiten des Oberbürgermeisters zur ehrenamtlichen Leitung von Kriegsfürsorgeämtern ausgewählt wurden, zum Gegenstand der niedrigsten Angriffe benutzt und dabei behauptet, dass die öffentliche Wohltätigkeit in Nürnberg zum jüdischen Monopol ausgestattet würde, und dass sowohl bei der städtischen Kriegsfürsorge wie beim Proviantamt jüdische Lieferanten besonders berücksichtigt würden. In der Sitzung des Stadtmagistrats vom 6. Oktober hat Herr Oberbürgermeister Dr. Geßler diese höchst unnoblen Angriffe ganz energisch zurückgewiesen. Er hat erklärt, dass die Kriegsfürsorge in kurzer Zeit 160.000 Gesuche in der zufriedenstellendsten Weise erledigt hat, und dass diese große Arbeit nur durch die hingebenden Leistungen der Ausschüsse und deren Vorsitzenden möglich war. Herr Magistratsrat und Landtagsabgeordneter Häberlein schloss sich den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeisters an. Er sprach seinerseits gleichzeitig das lebhafte Bedauern darüber aus, dass eine Zeitschrift angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse und Umstände es nicht verschmäht hat, mit derartigen Anwürfen auf der Bildfläche zu erscheinen. Er könne hierfür nur das Gefühl der allertiefsten Verachtung zum Ausdruck bringen."                   

 
Mitgliederversammlungen der zur "Israelitischen Kriegsfürsorge" zusammengeschlossenen Wohltätigkeitsvereine (1916) 

Nuernberg AZJ 21041916.jpg (218502 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1916: "Nürnberg, 14. April (1916). Die drei Wohltätigkeitsvereine, die sich zur 'Israelitischen Kriegsfürsorge' zusammengeschlossen haben, hielten vor kurzem ihre ordentlichen Mitgliederversammlungen ab. Zu Beginn derselben erstattete Herr Rabbiner Dr. Freudenthal in sehr eingehender Weise Bericht über die bisherige Kriegsfürsorgetätigkeit der drei Vereine. Danach wurde seit Ausbruch des Krieges eine sehr hohe Summe zur Unterstützung der Familien der Kriegsteilnehmer und der durch den Krieg Geschädigten aufgewendet; die einzelnen Kassen wurden dabei so stark in Anspruch genommen, dass wenigstens bei zweien derselben die Rücklagen angegriffen werden mussten. Die Tätigkeit der Fürsorge geschah ganz nach den Grundsätzen, welche für die städtische Kriegsfürsorge als Richtschnur zu dienen haben. Mit dem herzlichen Dank für die bisherigen Spenden und die Opfer an Arbeit und Zeit verband der Berichterstatter die inständige Bitte, diese Spenden und Opfer auch fernerhin für die edle Sache bringen zu wollen. Hierauf wurde die Generalversammlung der drei Einzelvereine abgehalten, nämlich des Frauenwohltätigkeitsvereins, des Armenunterstützungsvereins (des vormaligen Hilfsvereins) und des Wohltätigkeitsvereins für Hilfe in Erkrankungs- und Sterbefällen. Die Geschäfts- und Kassenberichte wurden erstattet: die Revisoren bezeugten die ordnungsmäßige und mustergültige Geschäfts- und Kassenführung, und die Vorstandschaften erhielten unter Anerkennung ihrer Arbeitsleistungen Entlastung. Diejenigen Verwaltungsmitglieder, welche nach den Satzungen auszuscheiden hatten, wurden durch Zuruf einstimmig wiedergewählt; für verstorbene Vorstandsmitglieder wurden Ersatzwahlen vorgenommen. Die im Laufe des verflossenen Geschäftsjahres mit Tod abgegangenen Verwaltungsmitglieder sind: Frau Therese Falk (Frauenwohltätigkeitsverein), Herr Jonas Bamberger (Vorsitzender des Wohltätigkeitsvereins) und Herr Elias Oettinger (Wohltätigkeitsverein). Ihrer wurde teils durch Herrn Rabbiner Dr. Freudenthal, teils durch die Vorsitzenden der betreffenden Vereine in tief empfundenen Nachrufen gedacht. Den Vorstandschaften dankten namens der Gemeinde und der Vereinsmitglieder Herr Regierungsbaumeister Wallersteiner und Herr Jos. Aufseßer in beredten Worten. Auch die Tätigkeit des für die drei genannten Vereine gemeinsamen Sekretärs fand allseitig rühmende Anerkennung. Wie bereits eingangs bemerkt, schlossen sich seit Kriegsausbruch die drei Vereine unter dem Namen 'Israelitische Kriegsfürsorge zusammen. Sie halten in jeder Woche zwei Spruchstunden ab, für welche die Verwaltungsmitglieder turnusweise sich ablösen. Außerdem erfolgen alle 14 Tage Besprechungen der Vereinsvorsitzenden, in denen die Wochenvorgänge überprüft und wichtigere Vorlagen beschlussmäßig erledigt werden."             

        
Einweihung des Justizgebäudes unter jüdischer Beteiligung (1916)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1916:     

 
Zu einer Vortrags-Veranstaltung des Jüdischen Jugendvereins Nürnberg - Fürth (1920)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1920:     


Die Ortsgruppe des "Centralvereins" wehrt sich gegen den antisemitischen Professor Bohneberg (1921)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Februar 1921:      

  
21. Jahresbericht des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen e.V. zu Nürnberg (1921)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September 1921:      


Neuer Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde (1922)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. April 1922:     

 
Gewaltsame Angriffe gegen jüdische Einwohner (1923)  

Nuernberg Israelit 08111923.jpg (147644 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1923: "Die Judenverfolgungen in Bayern
Nürnberg, 1. November (1923). Dem amtlichen Antisemitismus, der sich in rigorosen Ausweisungen äußert, schließen sich Terrorakte, die von Nationalsozialisten auf eigene Faust unternommen werden. In Nürnberg vergeht kein Tag, an dem nicht Überfülle nationalistischer Rowdies auf jüdische Mitbürger zu verzeichnen wären. So z.B. wurde ein bekannter Rechtsanwalt und am anderen Tage ein angesehener Geschäftsinhaber überfallen und so übel zugerichtet, dass sie schwere Kopfverletzungen erlitten. In einem anderen Falle wurden zwei jüdische Kaufleute durch Messerstiche bedenklich verwundet. In die Wohnung eines sehr bekannten Industriellen drangen vergangene Nacht ungefähr zwanzig Nationalsozialisten ein, um eine dort vermutete jüdische Dame 'auszuheben'. In der Fürther Straße und im Innern der Stadt wurden mehrere Geschäftsinhaber die Auslagen eingeschlagen. An den Plakatsäulen wurde ein Plakat angeklebt, das auffordert, 'die Juden wie Hunde totzuschlagen'. Das schien doch auch dem Staatskommissar zuviel, er hat heute eine Kundgebung erlassen, in der er die Übergriffe bedauert, vor Widerholungen warnt und strenge Bestrafung der Schuldigen ankündigt. Auch kam es in der heutigen Stadtratssitzung zu einer einmütigen Kundgebung des Stadtrats gegen diese Ausschreitungen und zu scharfen Angriffen gegen die Polizei und Justizverwaltung, die dem Stadtrat und dem Stadtoberhaupt gegen die unglaublichen Anpöbelungen, denen sie täglich in den nationalsozialistischen Organen ausgesetzt sind, absolut keinen Schutz gewähren. Für Kenner der Lage und der Stimmung bedeuten diese Warnungen und Proteste leider nicht viel."        

    
Weihestunde in der Hauptsynagoge mit Vortrag zu den Psalmen von Rabbiner Dr. Freudenthal (1926)         

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 29. Januar 1926:       


Antijüdische Rechtssprechung des Schwurgerichtes in Nürnberg (1928)      

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 27. Januar 1928: "Nürnberg (Seltsame Rechtssprechung). Das Schwurgericht zu Nürnberg hat am 19. Januar die Schriftleiter des Nürnberger nationalsozialistischen Hetzblattes 'Der Stürmer', den Landtagsabgeordneten Streicher und den Stadtrat Holz, von der Anklage der Beleidigung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, dessen Mitglieder in einem Artikel als Etappenschweine, Marketender und Zuhälter bezeichnet worden waren, freigesprochen, da der verantwortliche Redakteur, Reichstagsabgeordneter Dietrich (Coburg), die Aussage über die Urheberschaft des Artikels verweigerte. Am 20. Januar standen vor dem Nürnberger Gericht abermals Redakteure, Verleger und Drucker des 'Stürmer', diesmal wegen Beleidigung der jüdischen Religionsgemeinschaft (Religionsvergehen). In mehreren 'Stürmer'-Artikeln war behauptet worden, dass der Ritualmord noch heute im Judentum üblich sei und sogar vom Talmud gestattet werde. Durch obszöne und aufreizende Bilder wurden diese Behauptungen unterstrichen. Ferner wurde das Verbrechend des Leiferder Eisenbahnattentäters Schlesinger (Wikipedia-Artikel), der als Jude bezeichnet wurde, als ein im Sinne des Judentums gottgefälliges Werk dargestellt. Auch für diese 'Stürmer'-Nummer figurierte Reichstagsabgeordneter Dietrich als verantwortlich. Trotz des wissenschaftlichen Gutachtens des als Sachverständiger vernommenen Würzburger Universitätsprofessors Geheimrat Dr. Hahn, der das Absurde der Ritualmordlegende darlegte und den Behauptungen über die angeblichen Irrlehren des Talmud entgegentrat, und trotzdem der Staatsanwalt den Angeklagten Holz für überführt hielt und zwei Monate Gefängnis gegen ihn beantragte, erfolgte wiederum Freisprechung alles Angeklagten. In der Begründung heißt es, dass die Urheberschaft nicht festgestellt sei, und außerdem nicht nachgewiesen werden könne, dass der Angeklagte Holz die jüdische Religionsgemeinschaft habe angreifen wollen, sondern dass er die jüdische Volksgemeinschaft treffen wollte. Es liege deshalb kein Religionsvergehen vor. Gegen beide Urteile wurde Berufung eingelegt."        

 
Wohltätigkeitsveranstaltung des jüdischen Gesangvereins zugunsten der jüdischen Nothilfe (1929)   

Nuernberg BayrGZ 15041929.jpg (209374 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1929:      

  
Generalversammlung des Vereins "Israelitische Kinderheilstätte Bad Kissingen" (Sitz in Nürnberg, 1929)    
Anmerkung: weitere Berichte über die Arbeit der seit 1905 in Bad Kissingen bestehenden "Israelitischen Kinderheilstätte" und ihres in Nürnberg sitzenden Vereins siehe auf einer Seite zu Bad Kissingen (interner Link).  

Nuernberg Israelit 10051929.jpg (176441 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1929: "Nürnberg, 29. April (1929). Die Generalversammlung des Vereins 'Israelitische Kinderheilstätte Bad Kissingen', (Sitz Nürnberg), fand am 7. April in Nürnberg (Gemeindehaus) statt. Den Vorsitz führte der 1. Vorstand, Herr Sanitätsrat Dr. Münz in Bad Kissingen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende in warmen Worten des unersetzlichen Verlustes, den der Verein durch den Heimgang des langjährigen Schatzmeisters, Herrn Wilhelm Ottensooser seligen Andenkens erlitten hat, der in selbstlosester und hervorragender Weise für den Verein gewirkt hat.  
Nach dem Jahresbericht, verfasst von Herrn Sanitätsrat Dr. Münz, wurden seit Bestehen der Anstalt im ganzen 5.300 Kinder aufgenommen. Im Jahre 1928 fanden 400 arme, kranke Kinder Aufnahme.  
Der weitaus größte Teil der Kinder wurde vollkommen unentgeltlich aufgenommen. Außerdem wurde 24 im Beruf stehenden jüdischen Mädchen eine 3-4-wöchentliche Kur in Bad Kissingen ermöglicht. Die Erfolge waren auch in diesem Jahre glänzende. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister, Herr Kurt Ottensoser. Die Anforderungen an den Verein werden infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage immer größer und die eingegangenen Mitgliedsbeiträge und Verpflegungszuschüsse deckten bei weitem nicht die Ausgaben im Gesamtbetrag von ca. Mark 42.000.-.  
Über die Aussichten für das Jahr 1929 berichtete Herr Julius Baumann für den geschäftsführenden Ausschuss. Es liegen bereits für dieses Jahr wiederum zahlreiche Anmeldungen vor, und die Kinderheilstätte, dieses Werk reinster Menschenliebe, kann ihren Betrieb im gleichen Umfange nur dann aufrecht erhalten, wenn der Verein mehr denn je von allen Gönnern und Freunden unterstützt wird. Es gilt im Interesse der Zukunft des Vereins immer neue Freunde für dieses humanitäre Werk zu begeistern, um so der großen Not dieser Ärmsten der Armen zu steuern.  
Es wurde auch besonders darauf hingewiesen, dass es der Verein als seine schönste und vornehmste Aufgabe betrachtet, kranken Mittelstandskindern, von Eltern, die durch die Inflation ihr Vermögen verloren haben, eine Kur in der Kinderheilstätte zu ermöglichen. Der Verein hofft, dass die Anstalt auch im kommenden Jahre eine Stätte der Freude und der Genesung für arme und kranke Kinder sein wird, und er vertraut auf das nie versagende jüdische Herz, dass ihm auch für dieses Jahr die nötigen Spenden zufließen, um seine großen Aufgaben zu erfüllen und insbesondere auch die Gründung eines eigenen Heimes für die im Beruf stehenden Mädchen zu ermöglichen."          

    
Gewalttat von Nazis gegenüber einem Rabbiner aus Jerusalem (1932)
  

Nuernberg Israelit 21071932.jpg (88153 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1932: "Nürnberg, 18. Juli (1932). Ein aus Jerusalem stammender Rabbi ist zur Zeit in Begleitung seines Dieners hier. Er besuchte den hiesigen Rabbiner und befand sich gerade auf dem Heimweg, als er eine Naziwirtschaft passieren musste. Dort wurde er und sein Begleiter von einigen jungen Rowdies in die Kneipe gezerrt und auf das Brutalste misshandelt. Er erlitt schwere Hautabschürfungen und trug ein verletztes Auge davon. Der Begleiter erhielt mehrere Schläge mit der Faust ins Gesicht. Der Rabbi musste ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die polizeilichen Erhebungen sind bis jetzt fruchtlos verlaufen. 
Es ist hier das Produkt und die Frucht gemeiner fanatischer Hetze. Harmlose Passanten werden misshandelt und sind ihres Lebens nicht sicher. Im Interesse des gesamten Judentums müssen derartige Exzesse öffentlich gebrandmarkt und der breiten Öffentlichkeit mitgeteilt werden." 

  
   
   
Berichte aus der NS-Zeit
       
Juden sind vom Besuch der Badeanstalten und der Stadions ausgeschlossen (1933)   

Nuernberg JuedRundschau 08081933.jpg (150086 Byte)Artikel in der "Jüdischen Rundschau" vom 8. August 1933:     

  
Die "Hindenburg-Hochschule" ist "vollkommen judenfrei" (1934) 
Anmerkung: Die "Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" in Nürnberg (seit 1961 in die Universität eingegliedert, hieß von 1933 bis 1945 "Hindenburg-Hochschule)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: "Nürnberg. Unter der Überschrift 'Nürnbergs Hindenburg-Hochschule judenfrei' meldet die 'Fränkische Tageszeitung', dass die Hindenburg-Hochschule in Nürnberg als eine der ersten deutschen Hochschulen vollkommen judenfrei sei. Die Zeitung unterstreicht die ungeheure Bedeutung dieser Meldung für den Fortschritt in der Lösung der Judenfrage und für die Realisierung des Leisatzes Julius Streiches: 'Ohne Lösung der Judenfrage keine Erlösung des deutschen Volkes.'      

  
Verspottung der Juden auf dem Faschingsumzug (1935)     

Nuernberg Israelit 14031935fas.jpg (37783 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1935:     

 
Die Zahl der jüdischen Einwohner Nürnbergs geht zurück (1935)  

Nuernberg Israelit 23051935.jpg (61582 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1935:       

  
Weitere Maßnahmen zur Isolierung der jüdischen Einwohner (1935)  

Nuernberg Israelit 25071935.jpg (114962 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1935:        

   
Juden und Hunde jüdischer Besitzer werden aus den Hundesportvereinen ausgeschlossen (1935)  

Nuernberg Israelit 08081935.jpg (35278 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1935:       

   
Treffen der bayerischen Esra-Gruppen in Nürnberg (1936)    

Nuernberg Israelit 30041936.jpg (242545 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1936:          

  
Juden haben keinen Zutritt mehr zu den Sommerbädern der Stadt (1937)  

Nuernberg Israelit 13051937.jpg (23257 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1937:      

  
Einheitsliste bei der Wahl zur Gemeinde-Vertretung (1937) 

Nuernberg Israelit 03061937.jpg (43859 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  

  
    
Sonstiges   
Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Kantorenverbandes in Nürnberg (1914)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. April 1914:     

 
Abbildungen zu Nürnberg in einer Ausgabe der Zeitschrift "Menora" (1928)
  

Nuernberg Menora 1928 Uebersicht.jpg (19697 Byte)Aus der Zeitschrift "Menora" 1928 - Übersicht.  


Einweihung einer Torarolle im Betsaal des ostjüdischen Vereins "Achi Eser" (1937)   

Nuernberg Israelit 28011937.jpg (98225 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1937:     

  
        

        

        

        

        

        

        

 

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Stand: 15. Februar 2014