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Demmin (Landkreis
Mecklenburgische Seenplatte)
Jüdische Friedhöfe
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Zur jüdischen Geschichte von Demmin siehe vor allem die Seiten in der "Website
von "Juden in Mecklenburg":
http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Demmin
Dazu zufällig in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" entdeckt:
Über das neue jüdische Gemeindehaus in Demmin (1868)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Januar 1868: "Gesuch. Die Synagogengemeinde zu Demmin
besitzt seit 1838* eine schöne Synagoge. Ein derselben gehöriges
Gebäude musste gegenwärtig gegen Baufälligkeit niedergerissen werden
und ist durch ein sehr stattliches Gebäude für Schule und Lehrerwohnung
ersetzt worden. Die Gemeinde, aus 30 Familien bestehend, hatte hierzu ein
Kapital von 1.000 Talern angesammelt, und waren ihr 3.000 Thaler als
Anleihe versprochen worden. Das neue Gebäude kostet 4.400 Thaler und
müssen die übrigen 3.400 Thaler Oster ausgezahlt werden, während
derjenige, welcher diese 3.000 Thaler der Gemeinde vorzustrecken
versprochen hatte, sich jetzt außer Stande sieht, diesem Versprechen
nachzukommen. Die Gemeinde befindet sich dadurch in einer peinlichen Lage,
da sie aus eigenen Mittel dieses Kapital zu schaffen so schnell nicht
vermag. Das Gebäude ist mit 6.600 Thaler assekuriert. Die Solidarität
der gesetzlich konstituierten Gemeinde, die Genehmigung der königlichen
Regierung zum Bau und zu Übernahme der von ihm verursachten Lasten auf
den Etat, die hypothekarische Sicherheit und die prompte Zahlung der
Zinsen geben die vollste Bürgschaft für die sichere Kapitalanlage. Wir
fordern daher wohlgesinnte Kapitalisten auf, der Gemeinde die
erforderliche Summe von 3.000 Talern auf das besprochene neue Gemeindehaus
darzuleihen, und können jährlich 100 Thaler oder alle zehn Jahre 1.000
Thaler zurückgezahlt werden. Wir bemerken noch dass, auf dem
Synagogengebäude noch eine Hypothekenschuld von 2.000 Talern lastet, und
der betreffende Kapitalist könnte nach seinem Belieben auch diese 2.000
Thaler übernehmen, wodurch ihm beide Gebäude der Gemeinde hypothekarisch
verpfändet wären.
Wir geben uns der Hoffnung hin, dass diesem Gesuche recht bald willfahren
werden wird, wodurch außer der zweifellosen Sicherheit des dargeliehenen
Kapitals einer wohlorganisierten Gemeinde augenblicklich ein großer
Dienst geleistet würde. Demmin, 7. Januar 1868.
D. Cohn, Vorsteher der Synagogen-Gemeinde." |
Anmerkung: Die Einweihung der Synagoge
war am 1. Februar 1839, vgl.
http://www.juden-in-mecklenburg.de/Synagogen/Synagoge_Demmin.
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Zur Geschichte der Friedhöfe
Bis 1825 wurden die Verstorbenen der jüdischen Familien Demmins, da sie zur
jüdischen Gemeinde Stralsund gehörten, vermutlich im
jüdischen Friedhof bei Niederhof
beigesetzt.
In Demmin bestand ein erster jüdischer Friedhof seit 1825 vor dem
Luisentor (früher: Kuhtor). Das Grundstück hatten die jüdischen Familien, die
bis 1847 zur jüdischen Gemeinde in Stralsund gehörten, in diesem Jahr erworben.
Der Friedhof wurde 1848 aufgegeben. Von ihm ist nichts erhalten, das Grundstück
ist mit Wohnhäusern bebaut. Zumindest einige Grabsteine dürften vom alten auf
den neuen Friedhof verbracht worden sein.
Das Grundstück zur Anlage eines
zweiten jüdischen Friedhofes wurde von der jüdischen Gemeinde Stralsund für die in
Demmin lebenden Gemeindeglieder 1847 erworben. Es wurde bis um 1933 belegt
(letzte Beisetzung vermutlich von Clara Cohn geb. Joachimsthal, gest. 17.
Februar 1933). 1938
verkauften die noch in Demmin lebenden Gemeindemitglieder einen unbelegten Teil
des Friedhofes als Baugelände. In der Pogromnacht 1938 wurde der Friedhof
beschädigt. Am 19. September 1939 wurde das gesamte Friedhofsgrundstück an die
Stadt Demmin verkauft und der Friedhof geschlossen. Die am 14. Februar 1940
verstorbene Ida Davidsohn musste im Demminer Waldfriedhof beigesetzt werden.
Nach 1945 ist der Friedhof von der Evangelischen Kirchengemeinde erworben und wieder
hergerichtet worden. Es sind etwa 30 Grabsteine erhalten. Das
Friedhofsgelände ist von einer Feldsteinmauer umgeben und umfasst etwa 10 ar
(nach genaueren Angaben 9,19 ar). Eine 1961 angebrachte Gedenkinschrift
steht auf der Rückseite des Grabsteines für Rebecka Mannheim mit
einem Zitat aus Psalm 122,8. 2011 wurde der Friedhof zuletzt saniert.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt in der Nähe des Bahnhofes an der Bergstraße 5.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Demmin auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage der Bergstraße an;
der jüdische Friedhof ist mit einem "Kreuz" für "Friedhof" markiert |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 5.6.2020)
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Das
Eingangstor |
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Hinweistafel |
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Blick über
den Friedhof
vom Eingangsbereich
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Grabstein
für die (unverheiratete) Rebecka Schöne Mannheim (1.5.1827-22.8.1845)
mit der Inschrift auf der Rückseite:
"Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen" (Psalm
122,8). |
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Grabstein
für Ascher Tobias
(gest. 1876) (nur
hebräisch, liegt im Friedhof auf dem Kopf) |
Grabstein
für Cäcilie Müller
geb. Cohnheim (31.10.1828-19.11.1903) |
Grabstein für Henriette
Davidsohn
(25.2.1774 Deutsch Crone, 28.4.1864) |
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Grabstein
für Stephan Holz
(24.7.1905 - 26.7.1928) |
Grabstein
für Bernhard Schleich
(8.5.1843 - 14.6.1897) |
Grabstein für Alex Brotzen
(22.10.1853 - 12.6.1909) |
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Grabstein für
Sußmann Davidsohn
(17.9.1803 - 4.6.1869) |
Grabstein
für Siegmund Davidsohn
(2.6.1851 - 2.2.1910) |
Grabsteine für Löser
Davidsohn (gest. 1888) und
Pauline Davidsohn geb. Löwenstein (gest. 1910) |
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Grabstein für
Johanna Davidsohn geb. Loewe
(gest. 1902) und Hermann Davidsohn (gest. 1917) |
Grabsteine
für Otto Joachimsthal (gest. 1889)
und Cohn Joachimsthal (gest. 1891) |
Grab für
"Religionslehrer" ...
(Name unlesbar) |
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Grabstein
für Max Cohnheim
(5.9.1842 - 4.3.1909) |
Grabstein
für Max Lewinsky
(gest. 1925 oder 1926) |
Grabstein für Julius
Hurwitz
(17.12.1847 - 6.12.1912) |
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Grabstein
für Moses Mannheim
(gest. 1866)
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Grabstein für
Rebecca Cohnheim
(gest. 1835 oder 1838)
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Grabstein rechts für
Esther Cohn geb. Lichenheim
aus Dargun (gest. 16.12.1884) und für
David Cohn
aus Dt. Crone (gest. 1.12.1885) |
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Grabstein für
Julie Davidsohn
geb. Cohnreich (gest. 1868) |
Grabstein
für Clara Cohn
geb. Joachimsthal (gest. 1933) |
Grabstein für David Klemann
(gest. ..) |
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Grabstein
(abgebrochene Säule - Symbol für zu früh abgebrochenes Leben)
für Jette Cohnheim geb. Nathan (gest. 1858), Emil und Gustav Cohnheim
(gest. 1854), S.A. Cohnheim (gest. 1878) |
Grabstein für Elise
Brotzen geb. Sußmann
(gest. 1916) |
Grabstein für Olga
Liebeck
(gest. 1930)
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Einzelne Presseberichte zum Friedhof
August 2010:
2011 wurde der Friedhof saniert |
Artikel in der "Demminer Zeitung"
vom 25. August 2010 (Artikel):
"Arbeiten an Grabsteinen.
Demmin (TB). Die beschädigten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in der Demminer Bergstraße sollen im kommenden Jahr
(sc. 2011) repariert werden. Das kündigte Bürgermeister Ernst Wellmer anlässlich der Übergabe der Stolpersteine zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger an. Für die Sanierung werde sich die Stadt mit der jüdischen Gemeinde abstimmen. Finanzielle Unterstützung komme vom Innenministerium, so der Bürgermeister." |
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November 2019:
Gedenkstunde auf dem jüdischen
Friedhof zum Jahrestag des Novemberpogroms 1938
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Artikel von Denny Kleindienst im "nordkurier.de"
vom 10. November 2019: "Kranzniederlegung. Mit Kränzen und Worten
ehrt Demmin die Opfer der Reichspogromnacht.
Wie in jedem Jahr hat die Hansestadt Demmin am 9. November auf dem Jüdischen
Friedhof der Opfern der Reichspogromnacht gedacht.
Demmin. 'Der 9. November ist der Tag des Antirassismus', sagte Demmins
Bürgermeister Michael Koch (CDU) und betonte: 'Das Gedenken darf nicht
enden.' An diesem nassgrauen Samstagmorgen gedachte die Hansestadt mit einer
Kranzniederlegung auf dem Jüdischen Friedhof in der Bergstraße den Opfern
der Reichspogromnacht. So wie sie es jedes Jahr zum 9. November tut. Neben
dem Bürgermeister waren Vertreter der Stadtverwaltung und aller Fraktionen
der Stadtvertretung, der Pastor der evangelischen Gemeinde, Norbert Raasch,
sowie einige Bürger aus Demmin und Umgebung gekommen. Insgesamt knapp 30
Leute. Es waren schon weniger da in den vergangenen Jahren. Sie legten
Kränze und Blumen nieder, legten Steine auf die Grabsteine und hielten
gemeinsam inne. In einer kurzen Rede erinnerte der Bürgermeister daran, dass
mit den Novemberpogromen 1938 die Lage der Juden in Deutschland
existenzbedrohlich wurde. Die Pogrome, so Koch, waren der Übergang von der
Diskriminierung zur systematischen Vernichtung der Juden. 'Auch in unserer
Stadt wurde der jüdische Friedhof verwüstet.' In den Folgetagen habe dann
Rosa Lewinski ihr Lebensmittelgeschäft geschlossen. Die jüdische Demminerin
konnte noch nach Südafrika auswandern. Andere Demminer Juden wurden von den
Nazis deportiert und ermordet. In der Goethestraße und der Frauenstraße
erinnern Stolpersteine an Grete Davidsohn, sowie an Arnold und Liesbeth
Davidsohn. Auf der Metalltafel an der Mauer des Jüdischen Friedhofs steht:
'Beim Reichspogrom 1938 verwüstet.'
Am Boden liegender Grabstein fällt sofort auf. Das Gedenken hat heute
einen festen Platz in Demmin. Doch gibt es auch die andere Seite? Gibt es
antisemitische Vorfälle? Auf dem jüdischen Friedhof fällt ein am Boden
liegender Grabstein sofort ins Auge. Es ist der Stein, den Alt-Bürgermeister
Ernst Wellmer meint, wenn er sagt, dass sich der antisemitische Vorfall auf
dem Jüdischen Friedhofs sich nach der Wende nur ein einziges Mal wiederholt
hat. Wellmer sagt auch: 'Wir kennen die Täter nicht.' Insofern sei nicht
klar, ob dieses Geschehen, das sich in den frühen 90er Jahren ereignet hat,
politisch motiviert war. Wellmer zufolge ist es auch schon viele Jahre her,
dass nach einer Kranzniederlegung die Kränze in den umliegenden Bäumen
hingen. Auch in dem Fall konnte niemand zur Rechenschaft gezogen werden,
bleiben die Motive unklar. Klar antisemitisch waren dagegen Schmierereien in
der Demminer Goethestraße im August 2010. Nur wenige Tage, bevor dort die
Stolpersteine verlegt wurden, wurde ein Davidstern und die Worte 'Jedem das
Seine' auf den Gehweg geschmiert, die auch am Eingang des
Konzentrationslagers Buchenwald zu finden sind. Die Polizei hatte die Täter
noch in der Nacht in der Nähe des Tatorts festgenommen. In den letzten
Jahren sind keine weiteren antisemitischen Vorfälle in Demmin bekannt
geworden.
Jüdischer Friedhof wurde 1845 angelegt. Der Jüdische Friedhof in
Demmin, der 1845 angelegt wurde und auf dem 1933 die letzte Bestattung
stattfand, wurde 2011 in Absprache mit dem Landesverband der Jüdischen
Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern saniert. 'Wir wollten einen würdigen
Anblick', sagt Ernst Wellmer. Der umgestoßene Grabstein wurde liegen
gelassen. Denn ein jüdischer Friedhof bleibt im Wesentlichen, wie er ist.
Die Juden bezeichnen einen Friedhof auch als 'Haus der Ewigkeit', erklärt
der Rostocker Landesrabbiner Yuriy Kadnykov. Wer dort beerdigt ist, habe
dort auch 'seine letzte Wohnung'. Es sei daher wichtig, diese Orte zu
erhalten. Es sei außerdem wichtig, dass Menschen an die Reichspogromnacht
erinnern. Laut dem Landesrabbiner gibt es heute in Demmin zwar keine
Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Wenn nun aber die Demminer Bürger das
Gedenken übernehmen, 'dann erinnern sie an ihre ehemaligen Mitbürger.'
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zeugnisse jüdischer Kultur S. 27-28.
|
| Brocke/Ruthenberg/Schulenburg
S. 294-295 . |
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