Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bützow (Landkreis Rostock) 
Jüdischer Friedhof 
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Siehe Seite zur jüdischen Geschichte in Bützow  http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Buetzow  
und die Seite zur Geschichte der Synagoge in Bützow http://www.juden-in-mecklenburg.de/Synagogen/Synagoge_Buetzow        
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes   
  
Siehe auch die Seite http://www.juden-in-mecklenburg.de/Friedhoefe/Juedischer_Friedhof_Buetzow    
  
Im 18. Jahrhundert (um 1738) pachtete die jüdische Gemeinde der Stadt Grundstücke des domanialen Bauhofes zur Anlage eines Friedhofes. Die erste Beisetzung fand um 1740 statt. Der Friedhof wurde 1800 und 1821 erweitert. Die letzte Beisetzung erfolgte 1918. 1922 wurde die jüdische Gemeinde der Stadt aufgelöst bzw. mit der Gemeinde Güstrow verbunden. Der Friedhof wurde bis 1937 weiter gepflegt. In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet. 1955 kaufte die Stiftskirche von Bützow den Begräbnisplatz und schloss einen Pflegevertrag ab. Zwei Drittel des Friedhofes (unbelegter Teil) wurden seitdem für Neubelegungen von der evangelischen Gemeinde genutzt. Auf dem belegten Teil sind 74 Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst etwa 8,50 ar von früher 12 ar.  
Der Friedhof wurde Anfang September 2002 geschändet (zehn Grabsteine umgeworfen und teilweise zerstört; Grabsteine mit Nazi-Symbolen besprüht). 
  
Artikel zur Geschichte des jüdischen Friedhofes und der jüdischen Gemeinde  

Artikel von Wolfgang Schmidtbauer in der "Schweriner Volkszeitung" vom 12. März 2011 (Artikel): 
"Ohne Schutzgeld keine Ansiedlung. 
BÜTZOW - Bereits vor der Mitte des 18. Jahrhunderts bestand in Bützow eine nicht unbedeutende Gemeinde jüdischer Einwohner, wie wir es aus den Memoiren des Aaron Isaak aus Treuenbrietzen wissen, der 1751 in Bützow Wohnung nahm. 1738 hatte die in Bützow lebende Herzogswitwe Sophie Charlotte Jochim Gumpert und Nathan Hersch als "Hofjuden" angenommen und ihnen ein Privileg erteilt. Es lebten nunmehr zehn Familien in der Stadt, denen eine herzogliche Erlaubnis erteilt worden war, ihren Wohnsitz im Land zu nehmen, und die zuvor die Gebühr für dieses Privileg - das sog. "Schutzgeld" - an die Renterei (die fürstliche Kassen) - bezahlt hatten. Erst damit war die Voraussetzung für eine Ansiedlung in Mecklenburg-Schwerin gegeben, denn wer sich ohne Privileg im Lande aufhielt, dem drohte eine Patentverordnung - d.h. eine gesetzliche Bestimmung Herzog Christian Ludwigs - die "Wegschaffung" an.
Eine Gemeinde benötigte unbedingt einen Begräbnisplatz. Auf dem Klüschenberg, der zum domanialen Bauhof bei Bützow gehörte, wurde dessen Anlage um 1738 genehmigt und das Areal an die jüdische Gemeinde verpachtet. Die ersten Bestattungen fanden dort im Jahre 1740 statt. Während bis 1790 die Anzahl der in Bützow lebenden Personen jüdischen Glaubens nahezu gleich blieb, nahm sie danach zu, so dass 1811 bereits 16 jüdische Familien in Bützow wohnten. Eine Erweiterung des Friedhofes war somit unerlässlich, die dann auch im Jahre 1800 auf 40 Quadratruten (860 Kubikmetern) erfolgte. Als im gleichen Jahr an den Bützower Rat die Forderung herangetragen wurde, den um die Stiftskirche gelegenen Friedhof zu schließen und einen neuen außerhalb der Stadt anzulegen, sahen Magistrat und Bürgerrepräsentanten dafür keine Notwendigkeit. Erst 1808 erfolgte diese Verlegung, ebenfalls auf den Klüschenberg, so dass beide Friedhöfe nunmehr in unmittelbarer Nachbarschaft lagen. Außer in Bützow ist eine solche nachbarliche Lage noch aus Friedland, Krakow, Malchow und Rostock bekannt.
1821 machte die Zunahme der jüdischen Einwohner eine Erweiterung ihres Friedhofs auf 57 Quadratruten (1 230 Kubikmetern) erforderlich, wofür nun zwei Reichstaler 16 Schilling Pacht an das Domanialamt zu zahlen waren. Als der auf domanialem Gebiet liegende Bauhof mit dem darauf befindlichen jüdischen Friedhof 1876 in das Eigentum der Stadt überging, kaufte ihr die jüdische Gemeinde das Areal ab und errichtete eine eigene Umzäunung und einen separaten Eingang.
Weder das Amt noch die Stadt noch die Pastoren Bützows haben daran Anstoß genommen, dass der christliche und der jüdische Friedhof eng beieinander lagen - wohl aber kamen dem Oberkirchenrat in Schwerin im Jahre 1884 Bedenken. Er schrieb an den Bützower Pastor Chrestin: "Es kommt uns darauf an festzustellen, ob im Lande ... bisher durchgehend die Regel befolgt ist, die jüdischen Begräbnißplätze von den christlichen Kirchhöfen völlig und in der Art zu isoliren, daß erstere von letzteren räumlich durch einen weiten Abstand entfernt sind und irgend ein Verhältniß der Nachbarschaft zwischen beiden nicht besteht, noch viel weniger der eine hart neben dem anderen liegt." Kirchenrat Chrestin antwortete mit einer Beschreibung der Verhältnisse und endete lakonisch: "So lange ich mich erinnere, hat der Judenkirchhof an der angegebenen Stelle gelegen" und wehrte von vornherein irgendwelche Maßnahmen ab: ".. ich möchte nicht, daß Anlaß zur Aufregung gegeben würde."
Nach der Wende zum 20. Jahrhundert nahm die Anzahl der jüdischen Einwohner vor allem durch Wegzug in größere Städte immer weiter ab. Die letzte Bestattung auf dem jüdischen Friedhof fand nach Akten im Landeshauptarchiv im Jahre 1910 statt, Synagoge und Schulhaus in der Wallstraße wurden 1920 öffentlich versteigert, die israelitische Gemeinde schließlich 1922 aufgelöst. Die weitere Instandhaltung des Friedhofes war Aufgabe der Landesgemeinde, die dessen Pflege für die Jahre 1931-1933 dem Gartenbaubetrieb Otto Dewerth, Bützow, für 40 RM jährlich übertrug. Es scheint, als ob die Toten noch die nächsten fünf Jahre ohne Störung dort ruhen konnten: aber der von den Nazis organisierte "Volkszorn" führte während des Pogroms im November 1938 zur Verwüstung des Friedhofes. Anträge der Bürgermeister Kreienbrink (1938) und Müller (1939 und 1941) an die Regierung, die Einebnung zu gestatten, führten zu dem Ergebnis, dass die Stadt selbst entscheiden sollte. Eine Einebnung unterblieb, aus welchen Gründen auch immer. Wie es heißt, sollen allerdings Grabsteine im Frühjahr 1945 für den Bau von Panzersperren missbraucht und nach Kriegsende auf Geheiß des sowjetischen Stadtkommandanten wieder zurückgebracht worden sein. Noch nicht entnazifizierte NSDAP-Mitglieder wurden jedenfalls im Frühjahr 1947 eingesetzt, um den jüdischen Friedhof wieder herzurichten. Seit 1955 steht der Begräbnisplatz im Besitz der Bützower Stiftsgemeinde, die mit dem Kauf die Verpflichtung zur Pflege bis zum Jahre 1999 übernahm. Mehrfach wurde in der Vergangenheit die Ruhe der Toten barbarisch gestört, Grabsteine wurden beschmiert, umgeworfen, zerschlagen ... Es muss uns allen ein Herzensanliegen sein, dass solche Schandtaten nie wieder geschehen. Der Friedhof der Bützower jüdischen Gemeinde soll uns daran erinnern, dass in Bützow zweihundert Jahre lang Juden und Nichtjuden Bürger unserer Stadt waren, die in gegenseitiger Toleranz zusammenlebten. Sie einte ihr Menschsein."    

    
    
Lage des Friedhofes 
    
Der Friedhof ist im südöstlichen Bereich des kommunalen Friedhofes Dreibergen mit der Adresse Kühlungsborner Straße 52.  

Lage des jüdischen Friedhofes in Bützow auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und unter 
"Behörden und öffentl. Einrichtungen" weiterklicken zu "Friedhof, Dreibergen
(der jüdische Friedhof ist nicht gesondert eingetragen)  

   
   

Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 15.06.2017)     

 Buetzow Friedhof P1010376.jpg (546564 Byte) Buetzow Friedhof P1010375.jpg (480135 Byte)   
Blick vom kommunalen Friedhof 
zum jüdischen Friedhof  
Eingangstor des von einem 
gusseisernen Zaun umgebenen Friedhof  
 
     
Buetzow Friedhof P1010354.jpg (429747 Byte) Buetzow Friedhof P1010355.jpg (450794 Byte) Buetzow Friedhof P1010356.jpg (450704 Byte)
Gedenkstein 
am Friedhofseingang 
 Gedenkstein und Blick über 
den Friedhof vom Eingang 
Grabsteine für Doris Schüler geb. Ahronfeld
 und Jakob Simonis  
     
Buetzow Friedhof P1010357.jpg (447248 Byte) Buetzow Friedhof P1010358.jpg (431418 Byte) Buetzow Friedhof P1010359.jpg (413931 Byte)
Grabsteine für Bertha Liebmann geb. Bachrach und 
Rieke Leopold geb. Tychersheim aus Fürstenberg  
Grabstein für 
Sophie Mahus (?) 
Grabsteine für Otto Stern (1882-1901), Frau Säshkind 
(gest. 1877) und Frau Rahel Ahron (1766-1848) 
     
 Buetzow Friedhof P1010360.jpg (467915 Byte)  Buetzow Friedhof P1010361.jpg (440264 Byte)  Buetzow Friedhof P1010362.jpg (458904 Byte)
Grabsteine für Minna Bernhard geb. Löwenthal 
und Jacob Löwenthal (1800-1863)  
Grabsteine für Carl Horwitz (1834-1911), L.M. Schüler 
(1799-1874) und Gertrud Berg (1858-1874)  
Grabsteine für Lazarus Louis (1800-1890), 
Friederike Ahron und Golde Cohn (1829-) 
     
 Buetzow Friedhof P1010363.jpg (418723 Byte)  Buetzow Friedhof P1010364.jpg (396577 Byte)  Buetzow Friedhof P1010365.jpg (433500 Byte)
Grabsteine für Friederike Ahron geb. Heilbut (-1897), 
Golde Cohn und Hannchen H. Aronson (1791-1850)   
Grabsteine für Levin Steinmann und 
Johanna Löwenthal (1817-1886)  
Grabsteine für Hermann Engel, Louis Engel und
 Philippine Masius geb. Heidenheim (1792-1867)  
     
 Buetzow Friedhof P1010366.jpg (428020 Byte)  Buetzow Friedhof P1010367.jpg (376423 Byte)  Buetzow Friedhof P1010368.jpg (375178 Byte)
Grabsteine für Aron Löwenthal (1823-1901), Bertha Simonis
 (1841-1842) und cand. med. Carl Berg (1862-1885)  
  
Grabsteine für Louis Hirsch, Levin Israel (1792-1858), 
Friedchen Simonis geb. Jacob (1780-1862) 
und Bertha Israel (1832-1850)  
Grabsteine für Joel Ahron (1800-1862)
 und Louis Hirsch (1814-1895)   
  
     
 Buetzow Friedhof P1010369.jpg (365943 Byte)  Buetzow Friedhof P1010370.jpg (422489 Byte)  Buetzow Friedhof P1010371.jpg (450809 Byte)
Hebräisch beschriebene Vorderseiten der Grabsteine (Blickrichtung zum Eingang in den Friedhof / kommunaler Teil)      
     
Buetzow Friedhof P1010372.jpg (393312 Byte)   Buetzow Friedhof P1010373.jpg (417034 Byte)  Buetzow Friedhof P1010374.jpg (436196 Byte)
Grabsteine für Isaac Löwenthal (1793-1863) 
und Abraham Ahron (1803-1874)  
 Hebräisch beschriebene Vorderseiten der Grabsteine 
   

   
    

Links und Literatur 

Links: 

bullet Website der Stadt Bützow 
bulletSiehe oben die Links zur Website www.juden-in-mecklenburg.de   

Literatur:   

bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992. S. 25-26.
bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 274-275. 

  
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020