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Friedhöfe in der Region"
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Bützow (Landkreis
Rostock)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur jüdischen Geschichte in Bützow
http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Buetzow
und die Seite zur Geschichte der Synagoge in Bützow http://www.juden-in-mecklenburg.de/Synagogen/Synagoge_Buetzow
Zur Geschichte des Friedhofes
Siehe auch die Seite http://www.juden-in-mecklenburg.de/Friedhoefe/Juedischer_Friedhof_Buetzow
Im 18. Jahrhundert
(um 1738) pachtete die
jüdische Gemeinde der Stadt Grundstücke des domanialen Bauhofes zur Anlage eines
Friedhofes. Die erste Beisetzung fand um 1740 statt. Der Friedhof wurde 1800 und
1821 erweitert. Die letzte Beisetzung erfolgte 1918. 1922 wurde die jüdische
Gemeinde der Stadt aufgelöst bzw. mit der Gemeinde Güstrow verbunden. Der
Friedhof wurde bis 1937 weiter gepflegt. In der NS-Zeit wurde der Friedhof
geschändet. 1955 kaufte die Stiftskirche von Bützow den Begräbnisplatz und
schloss einen Pflegevertrag ab. Zwei Drittel des Friedhofes (unbelegter Teil)
wurden seitdem für Neubelegungen von der evangelischen Gemeinde genutzt. Auf dem
belegten Teil sind 74 Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst etwa 8,50
ar von früher 12 ar.
Der Friedhof wurde Anfang September 2002 geschändet (zehn
Grabsteine umgeworfen und teilweise zerstört; Grabsteine mit Nazi-Symbolen
besprüht).
Artikel zur Geschichte des jüdischen Friedhofes und der jüdischen Gemeinde
Artikel von Wolfgang Schmidtbauer in
der "Schweriner Volkszeitung" vom 12. März 2011 (Artikel):
"Ohne Schutzgeld keine Ansiedlung.
BÜTZOW - Bereits vor der Mitte des 18. Jahrhunderts bestand in Bützow eine nicht unbedeutende Gemeinde jüdischer Einwohner, wie wir es aus den Memoiren des Aaron Isaak aus Treuenbrietzen wissen, der 1751 in Bützow Wohnung nahm.
1738 hatte die in Bützow lebende Herzogswitwe Sophie Charlotte Jochim Gumpert und Nathan Hersch als "Hofjuden" angenommen und ihnen ein Privileg erteilt. Es lebten nunmehr zehn Familien in der Stadt, denen eine herzogliche Erlaubnis erteilt worden war, ihren Wohnsitz im Land zu nehmen, und die zuvor die Gebühr für dieses Privileg - das sog. "Schutzgeld" - an die Renterei (die fürstliche Kassen) - bezahlt hatten.
Erst damit war die Voraussetzung für eine Ansiedlung in Mecklenburg-Schwerin gegeben, denn wer sich ohne Privileg im Lande aufhielt, dem drohte eine
Patentverordnung - d.h. eine gesetzliche Bestimmung Herzog Christian
Ludwigs - die "Wegschaffung" an.
Eine Gemeinde benötigte unbedingt einen Begräbnisplatz. Auf dem Klüschenberg, der zum domanialen Bauhof bei Bützow gehörte, wurde dessen Anlage um 1738 genehmigt und das Areal an die jüdische Gemeinde verpachtet. Die ersten Bestattungen fanden dort im Jahre 1740 statt. Während bis 1790 die Anzahl der in Bützow lebenden Personen jüdischen Glaubens nahezu gleich blieb, nahm sie danach zu, so dass 1811 bereits 16 jüdische Familien in Bützow wohnten. Eine Erweiterung des Friedhofes war somit unerlässlich, die dann auch im Jahre 1800 auf 40 Quadratruten (860 Kubikmetern) erfolgte. Als im gleichen Jahr an den Bützower Rat die Forderung herangetragen wurde, den um die Stiftskirche gelegenen Friedhof zu schließen und einen neuen außerhalb der Stadt anzulegen, sahen Magistrat und Bürgerrepräsentanten dafür keine Notwendigkeit. Erst 1808 erfolgte diese Verlegung, ebenfalls auf den Klüschenberg, so dass beide Friedhöfe nunmehr in unmittelbarer Nachbarschaft lagen. Außer in Bützow ist eine solche nachbarliche Lage noch aus Friedland, Krakow, Malchow und Rostock bekannt.
1821 machte die Zunahme der jüdischen Einwohner eine Erweiterung ihres Friedhofs auf 57 Quadratruten (1 230 Kubikmetern) erforderlich, wofür nun zwei Reichstaler 16 Schilling Pacht an das Domanialamt zu zahlen waren. Als der auf domanialem Gebiet liegende Bauhof mit dem darauf befindlichen jüdischen Friedhof 1876 in das Eigentum der Stadt überging, kaufte ihr die jüdische Gemeinde das Areal ab und errichtete eine eigene Umzäunung und einen separaten Eingang.
Weder das Amt noch die Stadt noch die Pastoren Bützows haben daran Anstoß genommen, dass der christliche und der jüdische Friedhof eng beieinander lagen - wohl aber kamen dem Oberkirchenrat in Schwerin im Jahre 1884 Bedenken. Er schrieb an den Bützower Pastor Chrestin: "Es kommt uns darauf an festzustellen, ob im Lande ... bisher durchgehend die Regel befolgt ist, die jüdischen Begräbnißplätze von den christlichen Kirchhöfen völlig und in der Art zu isoliren, daß erstere von letzteren räumlich durch einen weiten Abstand entfernt sind und irgend ein Verhältniß der Nachbarschaft zwischen beiden nicht besteht, noch viel weniger der eine hart neben dem anderen liegt." Kirchenrat Chrestin antwortete mit einer Beschreibung der Verhältnisse und endete lakonisch: "So lange ich mich erinnere, hat der Judenkirchhof an der angegebenen Stelle gelegen" und wehrte von vornherein irgendwelche Maßnahmen
ab: ".. ich möchte nicht, daß Anlaß zur Aufregung gegeben würde."
Nach der Wende zum 20. Jahrhundert nahm die Anzahl der jüdischen Einwohner vor allem durch Wegzug in größere Städte immer weiter ab. Die letzte Bestattung auf dem jüdischen Friedhof fand nach Akten im Landeshauptarchiv im Jahre 1910 statt, Synagoge und Schulhaus in der Wallstraße wurden 1920 öffentlich versteigert, die israelitische Gemeinde schließlich 1922 aufgelöst. Die weitere Instandhaltung des Friedhofes war Aufgabe der Landesgemeinde, die dessen Pflege für die Jahre 1931-1933 dem Gartenbaubetrieb Otto Dewerth, Bützow, für 40 RM jährlich übertrug.
Es scheint, als ob die Toten noch die nächsten fünf Jahre ohne Störung dort ruhen konnten: aber der von den Nazis organisierte "Volkszorn" führte während des Pogroms im November 1938 zur Verwüstung des Friedhofes. Anträge der Bürgermeister Kreienbrink (1938) und Müller (1939 und 1941) an die Regierung, die Einebnung zu gestatten, führten zu dem Ergebnis, dass die Stadt selbst entscheiden sollte. Eine Einebnung unterblieb, aus welchen Gründen auch immer. Wie es heißt, sollen allerdings Grabsteine im Frühjahr 1945 für den Bau von Panzersperren missbraucht und nach Kriegsende auf Geheiß des sowjetischen Stadtkommandanten wieder zurückgebracht worden sein. Noch nicht entnazifizierte NSDAP-Mitglieder wurden jedenfalls im Frühjahr 1947 eingesetzt, um den jüdischen Friedhof wieder herzurichten. Seit 1955 steht der Begräbnisplatz im Besitz der Bützower Stiftsgemeinde, die mit dem Kauf die Verpflichtung zur Pflege bis zum Jahre 1999 übernahm. Mehrfach wurde in der Vergangenheit die Ruhe der Toten barbarisch gestört, Grabsteine wurden beschmiert, umgeworfen, zerschlagen ... Es muss uns allen ein Herzensanliegen sein, dass solche Schandtaten nie wieder geschehen. Der Friedhof der Bützower jüdischen Gemeinde soll uns daran erinnern, dass in Bützow zweihundert Jahre lang Juden und Nichtjuden Bürger unserer Stadt waren, die in gegenseitiger Toleranz zusammenlebten. Sie einte ihr Menschsein." |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof ist im südöstlichen Bereich des kommunalen Friedhofes
Dreibergen mit der Adresse Kühlungsborner Straße 52.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Bützow auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und unter
"Behörden und öffentl. Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, Dreibergen"
(der jüdische Friedhof ist nicht gesondert
eingetragen) |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 15.06.2017)
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Blick vom kommunalen
Friedhof
zum jüdischen Friedhof |
Eingangstor des von
einem
gusseisernen Zaun umgebenen Friedhof |
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Gedenkstein
am Friedhofseingang |
Gedenkstein und Blick
über
den Friedhof vom Eingang |
Grabsteine für Doris
Schüler geb. Ahronfeld
und Jakob Simonis |
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Grabsteine für Bertha
Liebmann geb. Bachrach und
Rieke Leopold geb. Tychersheim aus Fürstenberg |
Grabstein für
Sophie Mahus (?) |
Grabsteine für Otto Stern
(1882-1901), Frau Säshkind
(gest. 1877) und Frau Rahel Ahron (1766-1848) |
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Grabsteine für Minna
Bernhard geb. Löwenthal
und Jacob Löwenthal (1800-1863) |
Grabsteine für Carl
Horwitz (1834-1911), L.M. Schüler
(1799-1874) und Gertrud Berg (1858-1874) |
Grabsteine für Lazarus
Louis (1800-1890),
Friederike Ahron und Golde Cohn (1829-) |
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Grabsteine für Friederike
Ahron geb. Heilbut (-1897),
Golde Cohn und Hannchen H. Aronson (1791-1850) |
Grabsteine für Levin
Steinmann und
Johanna Löwenthal (1817-1886) |
Grabsteine für Hermann
Engel, Louis Engel und
Philippine Masius geb. Heidenheim (1792-1867) |
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Grabsteine für Aron
Löwenthal (1823-1901), Bertha Simonis
(1841-1842) und cand. med. Carl Berg (1862-1885)
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Grabsteine für Louis
Hirsch, Levin Israel (1792-1858),
Friedchen Simonis geb. Jacob (1780-1862)
und Bertha Israel (1832-1850) |
Grabsteine für Joel Ahron (1800-1862)
und Louis Hirsch (1814-1895)
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Hebräisch
beschriebene Vorderseiten der Grabsteine (Blickrichtung zum Eingang in den
Friedhof / kommunaler Teil) |
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Grabsteine für Isaac
Löwenthal (1793-1863)
und Abraham Ahron (1803-1874) |
Hebräisch
beschriebene Vorderseiten der Grabsteine
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer.
Berlin 1992. S. 25-26. |
| Michael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg:
Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue
Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 274-275. |
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