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Brüel (Kreis
Ludwigslust-Parchim)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite bei juden-in-mecklenburg.de:
http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Brueel
Zur Geschichte des Friedhofes
Das Alter des jüdischen Friedhofes in Brüel ist nicht
bekannt, vermutlich ist er noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (um
1750 lebten die ersten jüdischen Einwohner in der Stadt) oder spätestens um
1810/1830 entstanden. Die Friedhofsfläche
umfasste um 1880 10,80 ar, heute noch 2,55 ar. Da die jüdische Gemeinde des Ortes bereits 1913
aufgelöst wurde, ist der Begräbnisplatz im Mai 1915 an die politische
Gemeinde verkauft worden. Es kam in den 1920er- und 1930er-Jahren offenbar zu
Schändungen und Zerstörungen des Friedhofes: im August 1938 wurde bei einer
Inspektion des Friedhofes von umgefallenen und zum Teil gewaltsam zertrümmerten
Grabsteinen berichtet.
In den 1980er-Jahren waren noch 28, nach anderen Angaben 31 Grabstätten
erkennbar mit zusammen neun, meist stark verwitterten Grabsteinen.
Die Fläche des Friedhofes, in der noch Grabsteine standen, war beziehungsweise
wurde von einem Drahtzaun umgeben. Außerhalb des eingezäunten Bereiches finden
sich weitere Grabhügel im Unterholz (ohne Grabsteine). Es sind weiterhin neun
Grabsteine erhalten.
Anfang 2001 wurde der Friedhof geschändet. Vier 15- und
16jährige aus der rechten Szene wurden als Täter ermittelt.
Aktuell (Sommer 2020) befindet sich der Friedhof in einem sehr gepflegten
Zustand. Die Grabsteine sind durch einen Steinmetz gerichtet; die erhaltenen
Inschriften bzw. Inschriftfragmente gut lesbar. Eine Hinweistafel enthält den Text: "Zur
ewigen Erinnerung: Hebräisch*. 'Vollkommen ist das Wirken des Herrn, denn all
seine Wege sind gerecht.' Dieser jüdische Friedhof in Brüel wurde im 19.
Jahrhundert angelegt. Der älteste Grabstein ist von 1832. Mitte des 19.
Jahrhunderts ist eine jüdische Gemeinde nachweisbar. In den Terrorzeiten des
Nationalsozialismus wurde der Friedhof teilweise verwüstet. Der Friedhof ist
gepflegt und unter Denkmalschutz gestellt. Möge Ihren Seelen das ewige Leben
beschert sein. Hebräisch**. Hinweise für Besucher. Beim Betreten des Friedhofs
werden männliche Besucher gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Nähere
Informationen erhalten Sie beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden in
Mecklenburg-Vorpommern."
Hinweise: Hebräisch*: im hebräischen Text wird anders als im deutschen
Text 5. Mose 32,4 ganz zitiert, in der Übersetzung von Leopold Zunz: "Der Hort,
untadelig ist sein Werk; denn all seine Wege sind recht; ein Gott der Treue,
sonder Trug, gerecht und gerad' ist er".
Hebräisch**: die fünf Buchstaben stehen als Abkürzung für einen Segenswunsch auf
den meisten Grabsteinen in der letzten Zeile, können auch übersetzt werden mit:
"Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens". Auf der Tafel ist der
vierte Buchstabe von rechts falsch geschrieben, es müsste "B" statt "K" sein.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt weit südlich zwischen Brüel und Weitendorf. Wo sich die
Straße (B 192) gabelt – links nach Sternberg, rechts nach Schwerin – beginnt
geradeaus ein Waldweg mit Wegweiser zum Campingplatz. Nach etwa 600 m ist links
des Weges eine Bank, daneben zweigt ein mit einer Schranke abgesperrter Waldweg
ab. Von hier aus sind es etwa 10 Minuten zu Fuß, zunächst bergauf, dann noch
etwas bergab. Der Friedhof liegt mitten im Wald, er ist mit Maschendraht
umzäunt, das Tor unverschlossen.
Nach der Liste der Kulturdenkmale von Brüel liegt der Friedhof am "Weg zum
Roten See".
Fotos
(Hans-Peter Laqueur, Aufnahmen vom Juli 2020)
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Hinweistafel |
Gesamtansicht |
Grabstätten ohne
Grabsteine |
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Die hintere Reihe zeigt
die nach Osten gerichteten
Vorderseiten mit hebräischen Inschriften |
Grabstätten ohne
Grabsteine
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Grabstein für
Friederike Ladewig
geb. Löwenhelm (1796-1853) |
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Grabsteine für Feche
Joel geb. Weil (1803-1877)
und Isaac Ladewig (1800-1866) |
Grabsteine u.a. für Selig
Ladewig (1808-1877) und seine
Frau geb. Schöne Lichenheim
(gest. 1868) |
deutsch beschriebene
Rückseiten
der Grabsteine |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer.
Berlin 1992. S. 24-25. |
| Michael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg:
Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue
Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 272-273. |
| Michael Buddrus / Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945.
Lebenswege und Schicksale. Ein Gedenkbuch. Schwerin 2019. Band 1. Texte und
Übersichten. Zu Brüel S. 187-188. |
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Jürgen
Gramenz / Sylvia Ulmer: Die Juden von Brüel (Mecklenburg).
Rekonstruktion einer Gemeinde. Cardamina Verlag 2013. 174 S. ISBN:
978-3864241413.
Zum Inhalt: Besucht man heute das kleine Städtchen Brüel in Mecklenburg,
erinnert heute mit Ausnahme des weit außerhalb der Stadt liegenden jüdischen
Friedhofs nichts mehr an die ehemaligen Mitbewohner der Stadt. Doch auch sie
waren seit mindestens der Mitte des 18. Jahrhunderts Teil des Stadtbildes
und trugen auf ihre Weise zum Gemeindeleben bei. Zunächst nur landesherrlich
geduldet, denen durch den Herzog zum Teil Brüel als Wohnort nur zugewiesen
wurde, wurden sie später Teil der lokalen Wirtschaft und etablierten sich
als Kaufleute in der Stadt. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die
Gemeinde ihren zahlenmäßigen Höhepunkt, bevor sie sich durch Abwanderung der
Gemeindemitglieder in die Großstädte immer weiter verkleinerte und im Jahr
1915 mangels ausreichender Mitgliederzahlen der Schweriner Gemeinde
angeschlossen wurde. Mit dem Wegzug des letzten jüdischen Bürgers, des
Fabrikdirektors Georg Hamburger, endete schließlich im Jahr 1919 auch die
jüdische Geschichte Brüels. Aus unzähligen Dokumenten und Akten des Stadt-
und Landesarchivs wird mit diesem Buch der erstmalige Versuch unternommen,
die ehemalige jüdische Gemeinde von Brüel von den Anfängen und den ersten
Schutzjuden bis zu ihrem Anschluss an die Schweriner Gemeinde zu
rekonstruieren. Neben Erwähnungen zahlreicher jüdischer Familien in Brüel
und deren Bezüge in andere Mecklenburger Städte werden vor allem die Brüeler
Familien Ahrenfeld, Cohnheim (Kohnheim), Crull (Krull), Frank (Franck),
Hamburger, Herzfeld, Joel, Ladewig, Lichenheim (Liechenheim, Lychenheim),
Louis und Löwenhelm (Loewenhelm) im Detail behandelt: ihre Herkunft und
soziale Stellung innerhalb der Stadt, ihre Familienstrukturen und familiäre
Begebenheiten, ihr Verbleib. Zusätzlich zum Aufbau und den Verhältnissen
innerhalb der jüdischen Gemeinde wird auch die nahezu vollständige Abfolge
ihrer Vorsteher und Religionslehrer dabei nicht außer Acht gelassen. Auch
die Geschichte des jüdischen Friedhofs wird nun teilweise neu geschrieben,
sein Schicksal, die Gräber und die verbliebenen Grabsteine als Dokumentation
vollständig dargestellt. Mit zahlreichen Hinweise wird auch versucht, ihre
ehemaligen synagogalen Beträume zu verorten. Das Buch ermöglicht nun dem
Friedhofsbesucher einen Blick auf die Familiengeschichten der dort
Bestatteten und es lädt dazu ein, auch das jüdische Brüel kennenzulernen.
Aus der Seite
http://www.gramenz.net/publikationen/die_juden_von_brueel_mecklenburg_rekonstruktion_einer_gemeinde?sLang=de
. |
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