Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Brüel (Kreis Ludwigslust-Parchim) 
Jüdischer Friedhof  
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
Siehe Seite bei juden-in-mecklenburg.de: http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Brueel    
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes       
    
Das Alter des jüdischen Friedhofes in Brüel ist nicht bekannt, vermutlich ist er noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (um 1750 lebten die ersten jüdischen Einwohner in der Stadt) oder spätestens um 1810/1830 entstanden. Die Friedhofsfläche umfasste um 1880 10,80 ar, heute noch 2,55 ar. Da die jüdische Gemeinde des Ortes bereits 1913 aufgelöst wurde, ist der Begräbnisplatz im Mai 1915 an die politische Gemeinde verkauft worden. Es kam in den 1920er- und 1930er-Jahren offenbar zu Schändungen und Zerstörungen des Friedhofes: im August 1938 wurde bei einer Inspektion des Friedhofes von umgefallenen und zum Teil gewaltsam zertrümmerten Grabsteinen berichtet.
    
In den 1980er-Jahren waren noch 28, nach anderen Angaben 31 Grabstätten erkennbar mit zusammen neun, meist stark verwitterten Grabsteinen. Die Fläche des Friedhofes, in der noch Grabsteine standen, war beziehungsweise wurde von einem Drahtzaun umgeben. Außerhalb des eingezäunten Bereiches finden sich weitere Grabhügel im Unterholz (ohne Grabsteine). Es sind weiterhin neun Grabsteine erhalten. 
 

Anfang 2001 wurde der Friedhof geschändet. Vier 15- und 16jährige aus der rechten Szene wurden als Täter ermittelt.   
 
Aktuell (Sommer 2020) befindet sich der Friedhof in einem sehr gepflegten Zustand. Die Grabsteine sind durch einen Steinmetz gerichtet; die erhaltenen Inschriften bzw. Inschriftfragmente gut lesbar. Eine Hinweistafel enthält den Text: "Zur ewigen Erinnerung: Hebräisch*. 'Vollkommen ist das Wirken des Herrn, denn all seine Wege sind gerecht.' Dieser jüdische Friedhof in Brüel wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Der älteste Grabstein ist von 1832. Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine jüdische Gemeinde nachweisbar. In den Terrorzeiten des Nationalsozialismus wurde der Friedhof teilweise verwüstet. Der Friedhof ist gepflegt und unter Denkmalschutz gestellt. Möge Ihren Seelen das ewige Leben beschert sein. Hebräisch**. Hinweise für Besucher. Beim Betreten des Friedhofs werden männliche Besucher gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Nähere Informationen erhalten Sie beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern." 
Hinweise: Hebräisch*: im hebräischen Text wird anders als im deutschen Text 5. Mose 32,4 ganz zitiert, in der Übersetzung von Leopold Zunz: "Der Hort, untadelig ist sein Werk; denn all seine Wege sind recht; ein Gott der Treue, sonder Trug, gerecht und gerad' ist er".
Hebräisch**: die fünf Buchstaben stehen als Abkürzung für einen Segenswunsch auf den meisten Grabsteinen in der letzten Zeile, können auch übersetzt werden mit: "Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens". Auf der Tafel ist der vierte Buchstabe von rechts falsch geschrieben, es müsste "B" statt "K" sein.  
   
  
Lage des Friedhofes
  
Der Friedhof liegt weit südlich zwischen Brüel und Weitendorf. Wo sich die Straße (B 192) gabelt – links nach Sternberg, rechts nach Schwerin – beginnt geradeaus ein Waldweg mit Wegweiser zum Campingplatz. Nach etwa 600 m ist links des Weges eine Bank, daneben zweigt ein mit einer Schranke abgesperrter Waldweg ab. Von hier aus sind es etwa 10 Minuten zu Fuß, zunächst bergauf, dann noch etwas bergab. Der Friedhof liegt mitten im Wald, er ist mit Maschendraht umzäunt, das Tor unverschlossen.  
Nach der Liste der Kulturdenkmale von Brüel liegt der Friedhof am "Weg zum Roten See". 
      
      
      
Fotos
 
(Hans-Peter Laqueur, Aufnahmen vom Juli 2020)  

     
 Hinweistafel  Gesamtansicht  Grabstätten ohne Grabsteine
     
     
 Die hintere Reihe zeigt die nach Osten gerichteten
 Vorderseiten mit hebräischen Inschriften
 Grabstätten ohne Grabsteine
 
 Grabstein für Friederike Ladewig
geb. Löwenhelm
(1796-1853) 
     
     
 Grabsteine für Feche Joel geb. Weil (1803-1877)
und Isaac Ladewig (1800-1866)
Grabsteine u.a. für Selig Ladewig (1808-1877) und seine
Frau geb. Schöne Lichenheim (gest. 1868) 
 deutsch beschriebene Rückseiten
 der Grabsteine

    
    

Links und Literatur  

Links:  

bullet Website von Amt und Stadt Brüel 
bulletWikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Brüel)   
bulletWebsite "Juden in Mecklenburg"  http://www.juden-in-mecklenburg.de/Friedhoefe/Juedischer_Friedhof_Brueel           

Literatur:  

bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992. S. 24-25.
bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 272-273. 
bulletMichael Buddrus / Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945. Lebenswege und Schicksale. Ein Gedenkbuch. Schwerin 2019. Band 1. Texte und Übersichten. Zu Brüel S. 187-188. 
bullet Jürgen Gramenz / Sylvia Ulmer: Die Juden von Brüel (Mecklenburg). Rekonstruktion einer Gemeinde. Cardamina Verlag 2013. 174 S. ISBN: 978-3864241413.
Zum Inhalt: Besucht man heute das kleine Städtchen Brüel in Mecklenburg, erinnert heute mit Ausnahme des weit außerhalb der Stadt liegenden jüdischen Friedhofs nichts mehr an die ehemaligen Mitbewohner der Stadt. Doch auch sie waren seit mindestens der Mitte des 18. Jahrhunderts Teil des Stadtbildes und trugen auf ihre Weise zum Gemeindeleben bei. Zunächst nur landesherrlich geduldet, denen durch den Herzog zum Teil Brüel als Wohnort nur zugewiesen wurde, wurden sie später Teil der lokalen Wirtschaft und etablierten sich als Kaufleute in der Stadt. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Gemeinde ihren zahlenmäßigen Höhepunkt, bevor sie sich durch Abwanderung der Gemeindemitglieder in die Großstädte immer weiter verkleinerte und im Jahr 1915 mangels ausreichender Mitgliederzahlen der Schweriner Gemeinde angeschlossen wurde. Mit dem Wegzug des letzten jüdischen Bürgers, des Fabrikdirektors Georg Hamburger, endete schließlich im Jahr 1919 auch die jüdische Geschichte Brüels. Aus unzähligen Dokumenten und Akten des Stadt- und Landesarchivs wird mit diesem Buch der erstmalige Versuch unternommen, die ehemalige jüdische Gemeinde von Brüel von den Anfängen und den ersten Schutzjuden bis zu ihrem Anschluss an die Schweriner Gemeinde zu rekonstruieren. Neben Erwähnungen zahlreicher jüdischer Familien in Brüel und deren Bezüge in andere Mecklenburger Städte werden vor allem die Brüeler Familien Ahrenfeld, Cohnheim (Kohnheim), Crull (Krull), Frank (Franck), Hamburger, Herzfeld, Joel, Ladewig, Lichenheim (Liechenheim, Lychenheim), Louis und Löwenhelm (Loewenhelm) im Detail behandelt: ihre Herkunft und soziale Stellung innerhalb der Stadt, ihre Familienstrukturen und familiäre Begebenheiten, ihr Verbleib. Zusätzlich zum Aufbau und den Verhältnissen innerhalb der jüdischen Gemeinde wird auch die nahezu vollständige Abfolge ihrer Vorsteher und Religionslehrer dabei nicht außer Acht gelassen. Auch die Geschichte des jüdischen Friedhofs wird nun teilweise neu geschrieben, sein Schicksal, die Gräber und die verbliebenen Grabsteine als Dokumentation vollständig dargestellt. Mit zahlreichen Hinweise wird auch versucht, ihre ehemaligen synagogalen Beträume zu verorten. Das Buch ermöglicht nun dem Friedhofsbesucher einen Blick auf die Familiengeschichten der dort Bestatteten und es lädt dazu ein, auch das jüdische Brüel kennenzulernen.
Aus der Seite  http://www.gramenz.net/publikationen/die_juden_von_brueel_mecklenburg_rekonstruktion_einer_gemeinde?sLang=de  .

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020