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Wiesenbronn (VG
Großlangheim, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wiesenbronn
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 17./18. Jahrhunderts zurück. Bereits 1548 werden Juden am Ort
genannt.
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu: 1714 waren
bereits acht jüdische Familien in Wiesenbronn, 1719 31 Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1814 92 jüdische Einwohner (10,4 % von insgesamt 886 Einwohnern), 1837
160 (14,8 % von 1.080), 1867 105 (10,4 % von 1.013), 1890 80 (8,8 % von 908),
1900 52 (5,8 % von 896), 1910 44 (5,3 % von 836).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Wiesenbronn auf
insgesamt 26 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Joel Nathan Klugmann (Wein-
und Getreidehandel, dann Feldbau), Joseph Eißig Strauss (Schmusen), Moses
Laemlein Rosenbusch (Viehhandel und Feldbau), Eißig Laemlein Rosenbusch
(Viehhandel und Feldbau), Schönlein, Witwe von Nathan Klugmann (Weinhandel),
Samuel Selig Seligmann (Schlachten), Löw Selig Wiesemann (Schlachten), Abraham
Löw Lämmlein Lehmann (Schlachten), David Lämmlein Lehmann (Weinhandel), Jüdlein
Moses Liblin (Warenhandel), Joseph Lazarus Oettinger (Papierhandel), Samson
Maennlein Rosenthal (Warenhandel), Simon Veitel Bamberger (Warenhandel; möglicherweise
identisch mit Simon Simcha Bamberger, d.h. Vater des späteren Würzburger
Rabbiners Seligmann Bär Bamberger), Meyer Samuel Handburger
(Spezereihandel), Simon Isaac Einhorn (Schmusen), Abraham Isaac Gutgewaehr
(Viehhandel und Feldbau), Simon Isaac Eisenthal (Viehhandel), David Abraham
Eichbronner (Viehhandel und Feldbau), Salomon Eisig Strauss (Viehhandel), Isaac
Eisig Strauss (Viehhandel), Klaerla, Witwe von Salomon Weikersheim (weibliche
Arbeiten), Aron Moses Roßmann (Viehhandel), Abraham Nathan Klugmann (Weinhandel
und Feldbau), Simon Löw Samuel Dienstbieter (Weinhandel), Selig Wiesmann
(Metzgerei, seit 1823); nicht auf der Matrikelliste Fälklein Nathan Wertheimer
(jüdischer Lehrer) und Abraham Levi.
Berühmtester Sohn der jüdischen Gemeinde ist der "Würzburger Raw",
der in Wiesenbronn geborene Rabbiner Seligmann Bär Bamberger. Sein
Geburtshaus in der Eichenstraße 1 wurde 1981 abgebrochen. Eine Gedenktafel
befindet sich am Nachbargebäude mit folgender Inschrift: "Auf diesem Platz
stand das Geburtshaus des 'Würzburger Raw' Seligmann Bär Bamberger. Die
Gemeinde Wiesenbronn gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger".
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Rödelsee beigesetzt (ein altes Memorbuch wurde in der Gemeinde
aufbewahrt). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). 1817 war in der Gemeinde als Lehrer Fälklein
Nathan Wertheimer tätig (siehe Matrikelliste oben). In besonderer Erinnerung
blieb aus dem 19. Jahrhundert Lehrer Jacob Rosenbaum, der 1897 verstorben ist
und zuvor 34 Jahre lang als Lehrer der Gemeinde tätig war (siehe Bericht
unten). Nur kurze Zeit in der Gemeinde war der 1909 überraschend schnell
verstorbene Lehrer Emanuel Schloß (siehe Bericht unten). Die Gemeinde gehörte
zum Distriktsrabbinat Kitzingen.
Keine Gefallenen aus der jüdischen Gemeinde im Ersten Weltkrieg.
Um 1924, als zur Gemeinde 27 Personen gehörten (3,1 % von insgesamt 882
Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Wolf Eichenbrenner und Simon Münz.
Damals erhielten drei Kinder der Gemeinde ihren Religionsunterricht durch Lehrer
Bernstein aus Mainbernheim.
1932 war Gemeindevorsteher Hermann Sondhelm.
1933 lebten noch 22 jüdische Personen in Wiesenbronn (2,5 % von
insgesamt 866 Einwohnern). Inden folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1937 verließen neun
Gemeindeglieder den Ort: drei emigrierten nach Palästina, zwei in die USA, vier
verzogen in andere Orte Deutschlands. Drei jüdische Einwohner verstarben noch
am Ort. 1938 wurden noch neun
jüdische Einwohner gezählt. Im Oktober 1938 erklärte der Verband der
Bayerischen Israelitischen Gemeinden die Auflösung der Gemeinde. Beim
Novemberpogrom 1938 kam es zu Misshandlungen jüdischer Einwohner. In
einigen Häusern wurden die Scheiben eingeworfen. Im Stoffgeschäft Krämer
wurden die Schaufenster eingeschlagen, die Ware auf die Straße geschleppt und
anschließend auf einem Feld verbrannt. Auf dem Dorfplatz stellte man eine
jüdisch gestaltete Puppe auf und hängte ihr ein Schild mit den Namen jener
Einwohner um, die noch mit Juden geschäftlich oder privat verkehrt hatten. Zwei
Juden von Wiesenbronn wurden in das KZ Dachau gebracht, wo einer von ihnen, der
letzte Gemeindevorsteher Sali Heippert am 13. Dezember 1938 umgekommen ist.
Zwischen Juli 1939 und September 1940 verließen weitere sechs jüdische
Einwohner das Dorf. Einer konnte noch nach Palästina emigrieren, fünf zogen in
andere Orte Deutschlands. Anfang Februar 1942 lebten nur noch drei jüdische
Frauen in Wiesenbronn. Eine wurde am 20. März 1942 nach Kitzingen verbracht,
von dort am 10. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt. Die beiden
anderen wurden über Kitzingen nach Würzburg verbracht und von dort am 24.
März 1943 nach Izbica bei Lublin bzw. am 17. Juni 1943 nach Auschwitz. Beide
wurden ermordet.
Von den in Wiesenbronn geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Gidel Altmann geb.
Eisenheimer (1865), Malchen Eichenbronner (1878), Moses Eichenbronner (1881),
Nathan Eichenbronner (1875), Getta Eisenheimer (1862), Simon Eisenheimer (1859),
Klara Frank geb. Rosenbusch (1870), Marta Fröhlich geb. Münz (1895), Simon
Fröhlich (1898), Emma Heippert geb. Klugmann (1887), Käthe Heippert (1920),
Sali (Sally) Heippert (1885), Doris Hermanns geb. Rosenbusch (1869), Anna
Isaacson (1880), Fanny Joseph geb. Rossmann (1881), Jeane Klugmann (1871),
Joseph Klugmann (1884), Hedwig Kohn geb. Klugmann (1891), Jakob Krämer (1881),
Selma Krämer geb. Fleischhauer (1893), Klara Maier geb. Strauss (1862), Meta
Müller geb. Eichenbronner (1883), Jakob Münz (1888), Georg Paul (1890), Hedwig
Paul geb. Münz (1893), Hilda Paul geb. Münz (1891), Leo Rosenbusch (1867),
Hanna Sacki geb. Klugmann (1862), Regina Sondhelm (1876), Rosa Stein geb.
Rossmann (1880).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Religionslehrer-, Vorbeter- und
Schächterstelle 1900 / 1903 / 1907
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. Dezember 1900:
"Die hiesige
Religionslehrerstelle,
erbunden mit dem Vorbeter- und Schächterdienste ist per Januar zu
besetzen. Fixes Gehalt beträgt bei freier Wohnung Mark 600.--.
Nebenverdienst und Einnahme aus der Schechitah betragen Mark 400.- Seminaristisch
gebildete Lehrer (verheiratete bevorzugt) belieben sofort ihre
Zeugnisabschriften an den unterzeichneten Vorstand einzusenden.
Wiesenbronn bei Kitzingen am Main, 10. Dezember (1900).
A. Roßmann." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
19. Februar 1903:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter-
und Schochetstelle wird per 1. März vakant.
Fixer Gehalt: 600 Mark, Schechitah und Nebenverdienste 400 Mark, freie
Wohnung mit Garten nebst Holzrecht. Reflektanten wollen alsbald ihre
Zeugnisse an den unterzeichneten Kultusvorstand
einsehen.
Wiesenbronn, bei Kitzingen, 10. Februar 1903. A. Roßmann."
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember
1907: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
ist per 1. Mai zu besetzen. -
Jährliches festes Gehalt 600 Mark sowie 600 Mark garantierte
Nebeneinkünfte aus dem Vorbeter- und Schächterdienste.
Meldungen richte man gefälligst an den unterzeichneten Vorstand der
israelitischen Kultusgemeinde Wiesenbronn.
A. Rossmann." |
Zum Tod des Lehrers Jacob Rosenbaum (1897)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1897:
"Wiesenbronn, im Kislew. Wiederum hat der Tod eine weite
Lücke gerissen, nicht nur in eine Familie und in unsere Gemeinde, sondern
für das ganze Judentum wird der Verlust unersetzlich sein. Unser Lehrer
und Führer, der hier nahezu 34 Jahre seines Amtes mit großer Treue
waltete, Herr Jacob Rosenbaum weil nicht mehr unter uns. Nachdem er noch
am Sonntag unterrichtete, machte am Dienstag Nacht eine Herzlähmung
seinem edlen Leben, welches nur der Tora, Aboda (Gottesdienst) und Gemilus
Chasodim (Wohltätigkeit) gewidmet war, ein Ende. Mehr als 60 Jahre stand
er als Lehrer, Chasan und Schochet in den jüdischen Gemeinden Germersheim,
Klein-Ostheim, Gleusdorf, Rödelmaier
und zuletzt hier in einer Weise vor, die ihm überall die Achtung, Liebe
und Anhänglichkeit seiner Kultusmitglieder erwarb. Davon legte seine am
Eref Schabbos (Freitag) stattgehabte Beerdigung den sprechendsten Beweis
ab. Von nah und fern waren Freunde, Schüler und Kollegen herbeigeeilt, um
dem teueren Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Vor dem Trauerhause
gaben die Herren Lehrer Strauß - Kleinlangheim, Lehmann - Schonungen,
Eisenheimer - Großenbuseck,
Rosenbaum - Berolzheim (Sohn des
Verstorbenen) und der protestantische Lehrer Zemer - Wiesenbronn, den
Gefühlen des Schmerzes in ergreifenden Reden Ausdruck. Die ganze
Bevölkerung Wiesenbronns, ohne Unterschied des Konfession, gab dem von
Allen verehrten Dahingeschiedenen das Geleite. Auf dem Begräbnisplatze,
in dem eine Stunde entfernten Rödelsee, hatten sich zahlreiche Freunde
und Verehrer des Verlebten eingefunden und hier gaben Lehrer Frank -
Rödelsee und Kissinger - Frankenwinheim ein treffliches Lebensbild, des
als Jehudi, als Lehrer und als Mensch gleich groß dastehenden Mannes, der
uns ebenso unersetzlich als unvergesslich sein wird. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod des Lehrers Emanuel Schloß (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25.´November 1909: "Wiesenbronn
(Unterfranken), 23. November (1909). Mit dem Hinscheiden unseres
allverehrten Lehrers Emanuel Schloss - das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen - hat unsere Gemeinde einen überaus schmerzlichen
Verlust erlitten. Die Beisetzung fand unter ungewöhnlich
zahlreicher Beteiligung aller Schichten der Bevölkerung statt.
In
Verhinderung des zuständigen Herrn Rabbiners Adler in Kissingen wurde
Herr Präparandenlehrer Klugmann aus Höchberg von der Gemeinde zur
Abhaltung eines Hesped (Trauerrede) berufen. In zu Herzen gehenden
Worten schilderte derselbe das verdienstvolle Wirken des für die Ideale
unserer heiligen Tora und Religion begeisterten Lehrers und Erziehers, des
von innigster Andacht beseelten Vorbeters, des treuen
Freundes und einsichtigen Beraters der Gemeindeglieder. Herr Lehrer
Rosenberger - Kleinlangheim widmete dem hochgeschätzten Kollegen Worte
ehrenden Gedächtnisses, hervorhebend, dass bei der jetzigen, der Tora
leider abholden Generation mehr denn je der Ausspruch unserer Weisen - seligen
Andenkens - seine Berechtigung hat : 'ein Gerechter vergeht, für
seine Generation ist vergangen', weshalb der Verlust des
allgemein Betrauerten ein beklagenswerter sei. Mit tränenerstickter
Stimme rief hierauf der Sohn des Verblichenen, Herr Lehrer Jakob Schloß -
Mönchsroth, dem Vater tiefergreifende Worte kindlicher Dankbarkeit und
Verehrung nach.
Auf dem Friedhof zu Rödelsee, wohin man die sterbliche Hülle des
Dahingegangenen geleitete, hielt Herr Lehrer Wechsler - Aschbach einen
eindrucksvollen Hesped (Trauerrede), das Leben und Wirken des
Verstorbenen mit den Worten kennzeichnend: 'Gottesfurcht ist das Licht
des Lebens..." Gottesfurcht war die Quelle seiner
Lebensäußerungen, bildete die Motive seiner Handlungen; Gottesfurcht war
sein köstliches Kleinod. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Jugendliche wegen Aktion gegen Synagoge und jüdische
Häuser verurteilt (1936)
Anmerkung: zu dem vielleicht überraschenden Urteil 1936 ist anzumerken,
dass die NS-Behörden keine Privataktionen duldeten, die nicht mit
Parteibehörden, Gestapo usw. abgesprochen waren.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar
1936: "Wegen Sachbeschädigung verurteilt.
Frankfurt am Main, 22. Januar 1936. Die 'Main-Fränkische Zeitung' in
Würzburg meldet aus Kitzingen:
Die Judenfrage ist gesetzlich geregelt. Der Führer hat den klaren Befehl
gegeben, dass Einzelaktionen gegen Juden zu unterbleiben haben. Trotzdem glauben
manche immer noch, auf eigene Faust losziehen zu dürften. so fassten drei
Burschen in Wiesenbronn den Entschluss, in ihrem Dorf etwas zu
unternehmen. Eines Nacht klapperten die Scheiben und flogen bei vielen
Juden die Fenster ein. Die drei hatten sich deswegen vor dem Amtsgericht
Kitzingen wegen teils gemeinschädlicher, teils einfacher
Sachbeschädigung zu verantworten. Jeder der drei Burschen wurde zu einer
Geldstrafe von 60 Mark, für den Fall der Nichteinbringlichkeit zu einer
Gefängnisstrafe von 20 Tagen verurteilt. Der Staatsanwalt hatte die
Freiheitsstrafen beantragt. Nur dem Umstand, dass die Tat der jungen
Burschen als ein unüberlegter Streich zu bewerten war, hatten sie es zu
verdanken, dass sie mit einer, wenn auch empfindlichen Geldstrafe,
davonkamen. |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den aus Wiesenbronn stammenden "Würzburger Raw"
- Seligmann Bär Bamberger (Artikel zu seinem Tod 1878)
Anmerkung: es wird nur der erste Teil der Biographie bis zum Antritt
der Rabbinates in Würzburg zitiert.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5.
November 1878:
"Seeligmann Bär Bamberger.
Wiederum ist ein Mann von hinnen geschieden, der in der Geschichte des
Judentums seinen Platz einnimmt und dessen Mann neben den Persönlichkeiten,
welche im Leben und in der Wissenschaft gewirkt und neue Bahnen
eingeschlagen haben, mit Verehrung genannt zu werden verdient. Weithin ist
die erschütternde Kunde gedrungen, dass der Distriktsrabbiner Bamberger
in Würzburg am Laubhüttenfeste während des Gottesdienstes, ja, wie die
Blätter meldeten, vor der geöffneten Bundeslade (= Toraschrein)
plötzlich verschieden sei; ein Herzschlag machte seinem Leben ein
Ende.
Diesem würdigen Manne ein Wort der Erinnerung in dieser Zeitung zu
widmen, erscheint mir, seinem ehemaligen Schüler, als eine Pflicht, als
ein Akt der Pietät.
Seligmann Bär Bamberger oder R. Jizchak Dob Halewi, unter welchem Namen
er in rabbinischen Kreisen bekannte ist, wurde im Jahre 1909 in Wiesenbronn,
einem Dorfe nicht weit von Würzburg, geboren. Er besuchte die im ersten
Viertel dieses Jahrhunderts noch blühende Fürther Jeschiwah, wo er ganz
nach nach alter Weise unter dem bekannten Wolf Hamburger dem Studium des
Talmud oblag. Hamburger, dessen Lieblingsschüler er war und dessen Werke
er vor der Drucklegung zuweilen kopierte, übte einen wesentlichen
Einfluss auf seine spätere Denk- und Handlungsweise aus. Nach
mehrjährigem Aufenthalte in Fürth kehrte er in die Heimat zurück; er
begründete eine Familie und ward - Geschäftsmann. Schon damals ein
tüchtiger Talmudist, widmete er in seinem frommen Eifer seine Tätigkeit
mehr dem Studium als dem Geschäfte, das er seiner Frau überließ, sodass
das Kapital, das er als Heiratsgut erhielt, in dem Maße abnahm, als seine
Familie sich vergrößerte. Bald waren seine Mittel erschöpft und das
Geschäft löste sich auf. -
Im Jahre 1839 trat der greise Oberrabbiner Abraham Bing von seiner Stelle
zurück, und das große Oberrabbinat Würzburg, zu dem noch verschiedene
Ansbach'sche, Fulda'sche und andere Gemeinden gehörten, wurde gemäß
Erlass des bayerischen Ministeriums in mehrere Distriktsrabbinate geteilt.
Da entschloss sich Bamberger, durch die Verhältnisse gedrängt und durch
seine Freunde ermuntert, als Kandidat für das Rabbinat Würzburg
aufzutreten. Seine Anhänger vermochten es durchzusetzen, dass die
gesetzlich vorgeschriebene Prüfung, welche sich auch über deutsche
Sprache und Elementargegenstände erstreckte, ihm erlassen und er als
Distriktsrabbiner von Würzburg am 19. März 1840 gewählt wurde. Trotz
mancher Kämpfe, welcher er namentlich in den ersten Jahren seiner
Amtsführung zu bestehen hatte, erwarb er sich die Liebe und Achtung
seiner Gemeinde; auch diejenigen, welche seiner Richtung nicht huldigten
und ihren eigenen Weg gingen, schätzen ihn wegen seiner ungeheuchelten
Frömmigkeit und seines biederen
Charakters..." |
Zum Tod des aus Wiesenbronn stammenden Julius Klugmann (gest. 1921 in Nürnberg)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. März 1921: "Nürnberg, 27. Februar (1921). Einen
schweren Verlust hat die Adaß Jisroel
in Nürnberg erlitten. Vor einigen Wochen schied Herr Julius
Klugmann nach kurzem Krankenlager aus dem Leben. Mit ihm verlor die
gesetzestreue Judenheit Bayerns eine Persönlichkeit, die sie in ihren
besten Traditionen verkörperte. Lange Jahre Vorstandsmitglied der Adaß
Jisroel, strebte er in Ehrlichkeit und Treue, in nimmermüdem Eifer mit
Gleichgesinnten, die Adaß Jisroel zum Mittelpunkt echtjüdischen Lebens
in Nürnberg zu machen. Er selbst verstand es in wundervoller Weise,
unterstützt von einer gleichgesinnten Gattin, in die Tat umzusetzen. Den
Armen ist ein Wohltäter genommen worden, der in Wahrheit Jahrzehnte ohne
Aufsehen und ohne viel darüber zu sprechen, viele Tränen getrocknet, und
manches Leid gelindert hat. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch wurde er,
der in Wiesenbronn geboren war, bei seinen Ahnen auf dem alten
ehrwürdigen Friedhof zu Rödelsee
zur letzten Ruhe gebettet; Rabbiner Dr. Wohlgemuth, Kitzingen
und Rabbiner Dr. Klein, Nürnberg, beklagten in tief empfundenen Worten
den Heimgang des echten Jehudi und wahren Menschenfreundes. Während der
Schiwa sprach im Trauerhause Rabbiner Dr. Brader, Ansbach,
als langjähriger Freund des Hauses, Worte herzlichen Gedenkens. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Beiträge zum 50. Todestag von Rabbiner
Seligmann Bär Bamberger in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27.
September 1928
- 1. Dr. Moses Auerbach (Berlin): Rabbi
Seligmann Bär Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -
- 2. Karl Ochsenmann (Frankfurt am Main): Seligmann Bär Bamberger - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - zum 50. Todestag. Dem Förderer
jüdischen Schulwesens, dem Vertreter jüdischer Volksbildung ein Gedenkblatt
zur 50. Wiederkehr seines Todestages in Ehrfurcht gewidmet.
Anmerkung: Die Beiträge wurden nicht abgeschrieben
- zum Lesen bitte die Textabbildung anklicken
Rechts: Beitrag von
Dr. Moses Auerbach |
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Rechts: Beitrag von
Karl Ochsenmann |
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Neujahrgrüße von Frau Abraham Klugmann (September 1931)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September
1931:
"Allen lieben Verwandten und Bekannten wünsche ich herzlichst
gute Einschreibung und Besiegelung
Frau (von) Abraham Klugmann
Wiesenbronn." |
Zur Geschichte der Synagoge
Im 18. Jahrhundert war ein Betraum oder eine erste Synagoge
vorhanden. 1718 wurde eine Synagoge im Anbau zu einem Gebäude
(des "Samson Judenhaus") an
der Badersgasse eingerichtet. Auf diesem Grundstück stand - nach den
archäologischen Funden von 2012 - zunächst vermutlich ein mittelalterlicher
Herrensitz (nach 1264 erbaut). Um 1500 wurde das mittelalterliche Gebäude
abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (vermutlich ein Wohnhaus eines
Handwerkers mit Werkstatt). 1718 wurde der genannte Anbau errichtet,
durch den das Haus erstmals als Synagoge genutzt wurde. 1792 wurde eine
neue Synagoge auf dem Grundstück erstellt. Das Gebäude enthielt im
Erdgeschoss eine Vorsängerwohnung, den Betsaal im Obergeschoss. Über 140 Jahre
war dieses Gebäude Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort. 1850
wurde im Erdgeschoss auch eine Mikwe (rituelles Bad) eingebaut. 1890 wurde ein
größerer Umbau vorgenommen, der Betsaal wurde dabei mit aufwendigen
Schablonenmalereien gestaltet.
Im Zusammenhang mit der Auflösung der jüdischen Gemeinde im Oktober 1938
wurde die Synagoge geschlossen; die Ritualien wurden nach München verbracht,
darunter Silberschmuck der Torarollen aus der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. Das Mobiliar
wurde teilweise zersägt und nach jüdischem Brauch auf dem Friedhof
beigesetzt.
Das Synagogengebäude kam 1939 in Privatbesitz und wurde 1950 zu einem Wohnhaus mit
Zwischendecke im früheren Betsaal umgebaut. Trennwände wurden eingezogen,
Fenster wurden vergrößert oder teilweise zugemauert. Erhalten blieb unter dem Dach
die Originaldecke des Betraumes mit einem charakteristischen blauer
Sternenhimmel. Auch als Wohnhaus blieb die frühere Synagoge ein auffallendes Gebäude am Ort.
1990 wurde an der Ostseite ein Nebengebäude neu erstellt.
2005 erfolgte ein Besitzerwechsel. Vom neuen Eigentümer des Synagogengebäudes
wurde seit diesem Jahr eine umfassende, aber zugleich behutsame Restaurierung und
Sanierung des Gebäudes vorgenommen. Die Trennwände und die Zwischendecke
wurden wieder ausgebaut, die Synagoge mit dem Betsaal in den ursprünglichen
Zustand versetzt. Die Renovierungsarbeiten wurden im
Sommer 2013 abgeschlossen. Bei den Arbeiten wurde auch das rituelle Tauchbad
(Mikwe) freigelegt. Sie war bis oben mit Bauschutt aufgefüllt worden. Dabei
wurden zahlreiche Fundstücke entdeckt. Im Sommer 2016 erfolgten im Hof der
früheren Synagoge Grabungen. Im Zusammenhang mit ihnen wurden weitere Relikte
des jüdischen Lebens gefunden wie die Reste eines
Tora-Gehänges.
Über die Restaurierung
erschienen mehrfach Presseartikel:
Frühjahr 2007:
Grabungen im Keller der ehemaligen Synagoge |
Links:
Im Frühjahr 2007 fanden Grabungen und sanierungsbegleitende Beobachtungen
im Keller des Synagogengebäudes statt.
Quelle: Büro für
Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse, Website. |
|
Herbst 2008:
Nur auf einem
Nebengebäude der ehemaligen Synagoge wird eine Solaranlage
installiert |
Zitate aus einem längeren Artikel in der
"Main-Post" vom 11. November 2008 (Artikel):
"WIESENBRONN - Sonne auf historischen Dächern
Bauherren wollen Solaranlagen – wenn sie in ein Denkmal ziehen, gibt es Probleme.
Reinhard Hüßner kennt sich aus mit Denkmälern. Er leitet das Kirchenburgmuseum in Mönchsondheim, und er baut sich ein historisches Gebäude zum Wohnhaus um – die
alte Synagoge in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen). Ihm liegen auch Umweltschutz und Energiesparen am Herzen. So macht er sich bei der Sanierung seines Denkmals Gedanken, wie er Sonnenenergie nutzen kann.
Ein verstecktes Nebengebäude darf er mit einer Solaranlage ausrüsten. Auf dem Haupthaus hat sie keine Chance. Das ist ihm klar. Dunkelblau spiegelnde Glasflächen, die moderne Technik über das Dach der Synagoge von 1792 stülpen – das würde nicht passen.
'Die roten, geschlossenen Dachlandschaften sind typisch für die fränkischen Dörfer', sagt Hüßner.
Als Winzer hat er ein Gefühl für die Landschaft. Als Volkskundler weiß er, dass Denkmäler sich wandeln und immer Zutaten bekamen, die irgendwann Mode oder neueste Technik waren, und die oft wieder verschwanden. Auch das sei zu bedenken.
...
Das meint auch Reinhard Hüßner. Die Solaranlage hat er sich zwar genehmigen lassen. Doch Vorrang hat die Wärmepumpe. Zwei 90 Meter tiefe Löcher ließ er dafür in den Hof bohren. Aus der Erde soll die Wärme für Wasser und Heizung kommen. Behutsam will er mit seinem Denkmal umgehen. Er zeigt den
alten Betsaal der Synagoge mit der blauen Bemalung, erzählt von Lehmputz und Sumpfkalkmörtel für den neuen Anbau und davon, dass der Bau ein Jahr stockte, weil Hüßner im Keller fein säuberlich Relikte aus vergangenen Jahrhunderten freilegen ließ. Achtung vor Traditionen und natürlicher Umwelt gehören für ihn zusammen wie der bedachte Umgang mit Denkmälern und moderner Technik." |
|
September 2010:
Die ehemalige Synagoge wird restauriert und als
Wohnhaus genutzt |
Pressemitteilung im
"Sonntagsblatt" vom 19. September 2010 (der Artikel von Torsten
Schleicher im "Sonntagsblatt" wird nur mit den ersten Sätzen
zitiert: "Wohnen unterm Sternenhimmel
Reinhard Hüßner restauriert die ehemalige Synagoge im Schwanbergdorf Wiesenbronn.
In vielen Orten Frankens erinnern Friedhöfe und Synagogengebäude an die jüdische Vergangenheit - so auch im unterfränkischen Wiesenbronn. Reinhard Hüßner, Leiter des Mönchsondheimer Kirchenburgmuseums, leistet dort einen ganz privaten Beitrag der Erinnerungskultur: Er saniert die einstige Synagoge als künftiges Wohnhaus." |
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Juli 2011:
Auszeichnung für die Restaurierung der
ehemaligen Synagoge |
Artikel von "fcn" in der
"Main-Post" vom Juli 2011 (Artikel):
"WIESENBRONN
25 000 Euro Preisgeld für die Sanierung der ehemaligen Synagoge
Michaela und Reinhard Hüßner erhalten Auszeichnung von der unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks
(fcn) Michaela und Reinhard Hüßner gehören zu den sechs Förderpreisträgern zur Erhaltung historischer Bausubstanz der unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks. Bei der Übergabe der mit jeweils 25 000 Euro dotierten Auszeichnungen lobte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel die Geehrten:
'Sie sind bereit, sich mit viel Engagement und großen finanziellen Opfern für unsere Heimat
einzusetzen.'
Michaela und Reinhard Hüßner sanieren die ehemalige Synagoge in der Badergasse 4 in Wiesenbronn, erbaut 1792/93. In der Begründung der Jury heißt es:
'Ziel der Instandsetzung war neben der größtmöglichen Erhaltung der originalen Bausubstanz eine behutsame Ergänzung von ehemaligen Bauteilen und
Schmuckelementen.' Der Bau eines Nebengebäudes für die Haustechnik und Sanitärräume habe Eingriffe in die historische Bausubstanz vermieden. Dennoch sei es gelungen,
'den langfristigen Erhalt des Gebäudes durch eine zeitgemäße Wohnnutzung
sicherzustellen'.
'Uns ist dieser Preis sehr gelegen gekommen', freute sich Reinhard Hüßner. Auch der Landkreis Kitzingen habe das Projekt mit 3000 Euro gefördert. Er informierte die Festgäste im Gemeindehaus Kleinrinderfeld, dass es trotz umfassender Dokumentation im Verlauf der Arbeiten Überraschungen gegeben habe.
'In der Dachtraufe fanden wir Genisah, das ist historische
Gebetsliteratur.' Außerdem traten Mesusa zu Tage, dabei handele es sich um früher im rechten Türpfosten angebrachte Textauszüge aus den Büchern Mose.
Hüßner präsentierte noch weitere Fundstücke – im Boden entdeckte und etwa 400 Jahre alte Vorratstöpfe, schön verzierte Kacheln aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie einen Pfeifenkopf aus dem 18. Jahrhundert.
'Man könnte diese Sachen einfach verschweigen und beseitigen, wir haben uns für die andere Variante
entschieden.'
Der Förderpreisträger informierte, dass die Sanierung des Gebäudes noch rund ein Jahr dauern werde. Innen müssten noch Wandfassungen angebracht sowie Installationen und Sanitäranlagen eingebaut werden. Außerdem fehlt im Hof noch das Pflaster.
'Als wir im Jahr 2008 angefangen haben, wussten wir ungefähr, was auf uns
zukommt', darauf wies Hüßner hin. Er betonte, dass man bei diesem Projekt alte Handwerkstechniken angewandt habe sowie viel Material aus der Umgebung – Steine, Holz und Lehm – nutzte." |
|
Mai 2012:
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge war
vermutlich zunächst ein Herrensitz |
Artikel von Karina Brock im "Die
Kitzinger" vom 6. Mai 2012: "Synagoge war wohl einmal ein
Herrenhaus. Archäologie. Bevor die ehemalige Synagoge in Wiesenbronn
zu einem jüdischen Gebetshaus wurde, war sie wahrscheinlich ein
Herrensitz. Was ein bisschen Mörtel, ein Stück Holz und ein paar Steine
so alles verraten können..."
Link
zum Artikel |
Artikel von Julia Haug in der
"Main-Post" vom 6. Mai 2012: "Ein Adelssitz unter der Erde.
Archäologischer Fund: Steinmauer in Wiesenbronn stammt aus dem 13.
Jahrhundert..."
Link
zum Artikel |
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September 2013:
Die Renovierungsarbeiten konnten abgeschlossen
werden |
Artikel in der Website des "Bayerischen
Rundfunks" vom 11. September 2013: "Wiesenbronn (Lkr. KT) Ehemalige Synagoge saniert.
In Wiesenbronn wird am Donnerstag (12.09.13) der Abschluss der Renovierungsarbeiten an der ehemaligen Synagoge gefeiert. Das 1792 erbaute Anwesen wurde in den vergangenen acht Jahren saniert. Nun dient es als Wohnhaus.
Das Ehepaar Michaela und Reinhard Hüßner hat das Anwesen 2005 erworben und die 1792 erbaute Synagoge nach streng denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert. Alle Innenräume wurden in den originalen Farben gestrichen - vor allem der imposante Betsaal, dessen Decke ein Sternenhimmel ziert. Reinhard Hüßner ist als Leiter des nur wenige Kilometer entfernten Kirchenburgmuseums Mönchsondheim Experte in Sachen alter Gebäude. Dem Bauherren war wichtig, den Charakter der ehemaligen Synagoge zu erhalten...
Altes Wissen, alte Materialien. Für die Renovierung des alten Gotteshauses wurden ausschließlich Baustoffe verwendet, die nach historischen Methoden hergestellt wurden. So hat Reinhard Hüßner vor Ort nach Lehm gegraben, um den damals üblichen Lehmmörtel herstellen zu können. Die auf historischen Überlieferungen basierenden Arbeitsmethoden setzten die Handwerker zusätzlich unter Zeitdruck: Für die Mörtelarbeiten hatten die Maurer nur zwischen April und Oktober Zeit.
Projekt mit Fördermitteln unterstützt
Der historische Betsaal im Inneren der ehemaligen Synagoge. Ursprünglich hat das Ehepaar Hüßner für das Projekt 500.000 Euro veranschlagt. Die Hüßners bekamen aber auch finanzielle Unterstützung durch das Land Bayern, den Bezirk Unterfranken sowie den Landkreis Kitzingen. 2011 erhielt das Ehepaar zum Beispiel den mit 25.000 Euro dotierten Förderpreis des Bezirks Unterfranken zum Erhalt historischer Bausubstanz. 2012 überreichte ihnen die deutsche Stiftung Denkmalschutz einen Förderbeitrag von 65.000 Euro."
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zum Artikel |
Weitere Artikel:
- in der "Abendzeitung München" vom 11. Oktober 2013: "Wiesbronn
(Unterfranken). Wohnen in der Synagoge: Ehepaar baut jüdisches Gebäude
um..." Link
zum Artikel
- in "Spiegel online" vom 11. Oktober 2013: "Umgebaute
Synagoge. Wohnen unterm Sternenhimmel..." Link
zum Artikel |
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November 2015:
Bericht über die renovierte ehemalige
Synagoge |
Artikel von Barbara Herrmann in der
"Main-Post" vom 4. November 2015: "Wiesenbronn. Fenster
in die Vergangenheit..."
Link
zum Artikel |
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September 2016:
Eine neue Publikation zur
Wiesenbronner Synagoge ist erschienen |
Artikel von Timo Lechner in der "Main-Post"
vom 16. September 2016: "WIESENBRONN. Jüdische Geschichte unterm
Sternenhimmel
Dass ein Mann wie Reinhard Hüßner nicht in einer Doppelhaushälfte einer
Neubausiedlung wohnt, sondern in einem historischen Anwesen, das ist
irgendwo konsequent. Der Leiter des Kirchenburgmuseums in Mönchsondheim hat
sich mit der ehemaligen Synagoge seines Heimatortes Wiesenbronn aber nicht
nur ein einstiges Gotteshaus als Domizil ausgesucht. Zusammen mit Gattin
Michaela hat er in den vergangenen elf Jahren auch gleich noch eine
Ausstellung im kleinen Museum eingerichtet. Am Donnerstag wurde die
Begleitbroschüre, die von der Kulturstiftung des Bezirkes Unterfranken
gefördert wurde, an Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel übergeben. Die
Besucher können nun 'Im Schatten des Sternenhimmels' – so der Titel –
in die Geschichte der ehemaligen Synagoge und der jüdischen Gemeinde in
Wiesenbronn eintauchen. Ja, es gibt wirklich einen Sternenhimmel in der
alten Wiesenbronner Synagoge: Dieser erstreckt sich erhaben entlang des
Mansarddaches des Männerbetsaales im Obergeschoss des Gebäudes.
Denkmalpfleger, Archäologen, Restauratoren, Geologen, Historiker und
Volkskundler – sie alle waren während der Renovierung sowie bei
bauhistorischen Untersuchungen der Synagoge eingebunden. Die Broschüre, die
Hüßners Schulfreund Bernhard Ziegler vom gleichnamigen Kitzinger Atelier
gestaltet hat, ist demnach kein Museumsführer, sondern soll Ergebnisse und
neue Erkenntnisse dokumentieren. 'Diese Geschichte vor unserer Haustür soll
Einblicke in unsere eigene Vergangenheit geben, die uns fähig macht, unsere
Zukunft verantwortlich zu gestalten', sagt Hüßner. Blickfang des Hauses und
der Ausstellung ist die original erhaltene Mikwe mit dem 2,8 Meter tiefen
Tauchbecken, das der rituellen Reinigung diente. Sieben großformatige Tafeln
beleuchten in Wort und Bild Themen wie die Baugeschichte der Synagoge, die
jüdische Gemeinde Wiesenbronn oder die Biographie des in Wiesenbronn
geborenen und aufgewachsenen 'Würzburger Raw' Seligmann Bär Bamberger. Den
Besucher erwarten zwei Vitrinen mit archäologischen Funden seit dem
Frühmittelalter. Darunter altes Kinderspielzeug wie Rasseln oder
Miniaturgefäße, aber auch Töpfe, Kannen und Becher. Ausgestellt werden auch
die Fundstücke aus der 'Gensiah' im Dachboden, ein Raum, in dem etwas
geborgen oder verborgen wurde. Beispielsweise Gebetsliteratur, Bibeln und
Bibelübersetzungen. Man erfährt nebenbei einiges über den jüdischen
Doppelkalender, was in der Vergangenheit so alles auf dem Speiseplan stand
und erhält eine kurze Einführung in die auch heute noch gebräuchlichen
jiddischen Wörter in der Umgangssprache, wie Schlamassel, Bammel, Ramsch
oder Schachern. Erwin Dotzel lobte bei der Vorstellung der Broschüre vor
allem den Förderverein ehemalige Synagoge Wiesenbronn, dessen Mitglieder
sich um die Ausstellung und deren Besucher kümmern wollen. Die Kitzinger
Landrätin Tamara Bischof, gleichzeitig Mitglied des Bezirkstags, zeigte sich
beeindruckt von der authentischen Umgebung, in der die Ausstellungsstücke
gezeigt werden. Doris Frank vom Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen
hatte ein Gastgeschenk mit Geschichte dabei: den eisernen Beschlag eines
Opferstocks, den Reinhard Hüßners Vater einst den Kitzingern als Souvenir
aus Wiesenbronn vermacht hatte und der jetzt nach einer längeren Reise
wieder in die alte Heimat kam. Wie Hans-Christoph Haas, Gebietsreferent des
Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, in der Broschüre erläutert, ist
die Wiesenbronner Synagoge bauhistorisch sehr interessant: Sie stelle einen
typischen Vertreter einer fränkischen Landsynagoge dar, die mehrere
Funktionen unter einem Dach vereinte und Zentrum des Gemeindelebens war.
Entgegen der oftmals schmucklosen barocken Anlagen zeichne sie sich jedoch
durch den offensichtlichen Gestaltungswillen des unbekannten Baumeisters
aus, der in der prächtigen Südfassade seinen Höhepunkt finde. Die
Ausstellung wird erstmals zur Wiesenbronner Kirchweih am Sonntag, 25.
September, sowie am 23. und 30. Oktober von 10 bis 12 Uhr für die
Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Eintritt ist frei. Für 2017 wird es
einen Terminkalender geben. Die Broschüre ist zum Preis von 3,50 Euro bei
Reinhard Hüßner persönlich oder im Wiesenbronner Krämerladen erhältlich."
Link zum Artikel |
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Januar 2017 / März 2020:
Rundfunk- und Fernsehberichte über die renovierte ehemalige
Synagoge |
Beitrag des "Bayerischen
Rundfunks" (Bayern 2) am 1. Januar 2017: "Erhalt durch
Wandel. Wie die Synagoge Wiesenbronn als Wohnhaus bewahrt wird..."
Link
zum Beitrag
Video in der Mediathek des "Bayerischen Rundfunks" - BR Fernsehen vom 1.
März 2020:
https://www.br.de/mediathek/video/unter-unserem-himmel-01032020-leben-mit-einem-denkmal-synagogengeschichten-av:5e2882e9f995ef001abf2775 |
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Februar 2020:
Über das Leben in einer ehemaligen
Synagoge |
Beitrag von Gerhard Krämer in der
"Main-Post" vom 27. Februar 2020: "Wiesenbronn. Filmreife Sanierung:
Neues Leben in zwei alten Synagogen
In Wiesenbronn und Hüttenheim haben
Familien die früheren Gotteshäuser zu Wohnhäusern saniert. Wie dies gelang
und was die Bewohner damit verbinden, zeigt ein Fernsehfilm. Etliche
Menschen wohnen in Denkmälern, seien es alte Häuser oder gar Türme. Wenige
leben aber in einer ehemaligen Synagoge – wie die Familien Hüßner in
Wiesenbronn oder Link in Hüttenheim.
Andernorts dagegen dienen die ehemaligen Gotteshäuser als Lagerraum. All das
sind Synagogengeschichten, die Sybille Krafft für die Fernseh-Reihe "Leben
mit einem Denkmal" aufgespürt hat. Nicht mehr oft kommt es vor, dass es eine
Preview gibt. Die Redaktion der Sendung 'Unter unserem Himmel' des
Bayerischen Rundfunks (BR) hatte dazu in die ehemalige Synagoge in
Wiesenbronn zur Familie Michaela und Reinhard Hüßner eingeladen. Im
ehemaligen Betsaal, jetzt das Wohnzimmer der Familie, durften Akteure der
Dokumentation und Fördermitglieder den Film vorab sehen. Kinofeeling einmal
anders, nicht mit Popcorn und Cola, sondern mit Bratwürsten und Wein. 'Es
war eine wunderschöne Zeit während der Dreharbeiten', schwärmt Reinhard
Hüßner, der sich mit seiner Frau Michaela freute, Gastgeber sein zu dürfen.
Für Sybille Krafft hätte es keinen kongenialeren Ort für das Preview geben
können. 'Es ist notwendiger denn je, dass wir auf dieses kulturelle Erbe
aufmerksam machen', sagt sie mit Blick auf aktuelle Geschehnisse. 'Diesen
Schatz einfach zu bewahren und sorgsam damit umzugehen in der derzeitigen
Situation, ist da das Beste.'
Nach dem Kauf des Gebäudes ging es ans Ausräumen. Im April 2005 hat
Reinhard Hüßner das Plakat 'Zu verkaufen' an der ehemaligen Synagoge
gesehen. 'Da haben wir zugeschlagen', erzählt er. Das Gebäude war im Prinzip
bezugsfertig, doch sofort eingezogen ist Familie Hüßner nicht. 'Wir haben
erst einmal ausgeräumt.'
'Wir haben versucht, das Ursprüngliche zu rekonstruieren.'
Michaela Hüßner über die Sanierung der früheren Synagoge in Wiesenbronn
Denkmalpfleger, Archäologen, Restauratoren, Geologen, Historiker und
Volkskundler waren dann neben Architekten und Handwerkern die Begleiter für
die folgenden Jahre. Interessantes kam zum Vorschein. Fast lückenlos konnte
die Bau- und Renovierungsgeschichte rekonstruiert werden. An einer Decke im
Erdgeschoss fand der Restaurator zum Beispiel 63 Farbanstriche, verteilt auf
130 Jahre. Das rituelle Reinigungsbad, die Mikwe, wurde freigelegt, der
Betsaal im Obergeschoss mit Mansarddach ist ja mit seiner letzten Ausmalung
weitestgehend erhalten geblieben und wurde sorgfältig rekonstruiert und
konserviert. Jetzt verbringen die Hüßners Abende im Wohnzimmer unterm
Sternenhimmel.
'Wir haben all das selber gemacht, wozu man nicht unbedingt Fachleute
brauchte', erzählt Michaela Hüßner. Außen klopften sie Putz ab und sie hatte
sich sogar Zahnarztwerkzeug beschafft, um den Zement aus den Fugen zu
kratzen. 'Wir haben versucht, das Ursprüngliche zu rekonstruieren.' Jede
freie Minute habe man mit dem Gebäude verbracht. Wie viel Zeit das insgesamt
war, das weiß sie nicht. 'Man rechnet da nicht nach', meint sie. Zehn Jahre
lang sanierten die beiden nach allen Regeln der Denkmalkunst das Gebäude.
Eine Zeit, in der auch das Gebäude selbst mit den Bauherren etwas gemacht
hat: 'Man fühlt sich daheim. Zehn Jahre haben wir mit dem Haus gearbeitet,
da fühlt man sich angekommen', erklärt Michaela Hüßner. Ihr Mann Reinhard
fühlt sich in dem historischen Gebäude ebenfalls wohl. Es habe Geschichte
und irgendwie eine Aura. Das Spannende sei auch die Einbindung in die
Dorfgeschichte. Bei diesem Gebäude habe man nicht nur normale Jahreszahlen
oder Wände, 'man kann auch die Menschen spüren, die dort gelebt und
gearbeitet haben, gelitten und gefeiert haben'. Das ist 'das Fleisch
eigentlich, was die Geschichte ausmacht'.
Ähnlich geht es der Familie von Andrea und Günter Link aus
Hüttenheim. Günter Link, selbst
Schreiner, hat auch zu den Hüßners eine Beziehung, denn er fertigte das
Holzgeländer auf der Frauenempore des Betsaals. Als die Links die ehemalige
Synagoge mit Vorsängerhaus gekauft haben, war das lange leerstehende Gebäude
eigentlich eine Bauruine. Mit viel eigener Arbeit haben sie es saniert. Die
Umwandlung von einem ehemaligen Gotteshaus in ein Wohnhaus sei anfangs schon
etwas holprig gewesen. Doch nachdem die Israelitische Kultusgemeinde grünes
Licht gegeben hatte, zog auch das Denkmalschutzamt mit, mit dem sie, wie die
Hüßners in Wiesenbronn, auch beste Erfahrungen gemacht hätten.
Nachfahren jüdischer Bürger kommen zu Besuch. Und sie genießen das
Wohnen in dem Gebäude mit einem sehr hohen Raum. 'Dem Ort seine Würde lassen
und mit ihm leben', beschreibt es Günter Link. Es lebe sich hier anders als
in einem Haus, in dem noch nie Menschen gelebt haben. Man habe auch Respekt
davor, ergänzt Andrea Link. Besuch bekomme man von Nachfahren ehemaliger
jüdischer Bürger in Hüttenheim. Das gebe einen ganz anderen Austausch mit
Religion. Es sei sehr spannend, in einem geschichtsträchtigen Haus zu
wohnen.
Sendetermin. Am Sonntag, 1. März, läuft um 19.15 Uhr im Bayerischen
Fernsehen in der Reihe 'Unter unserem Himmel' die Sendung mit dem Titel
'Leben im Denkmal: Synagogengeschichten'.
Es werden sechs Beispiele vorgestellt, wie ehemalige Synagogen in Franken
heute genutzt werden, darunter neben Wiesenbronn und
Hüttenheim zwei weitere, wo Menschen
gerade dabei sind, eine Sanierung zu planen, die älteste noch genutzte
Synagoge in Bayreuth und die ehemalige
Synagoge in Uehlfeld, die ein Taxifahrer
als Lager für Flipper-Automaten nutzt, die nach seinen Angaben überwiegend
aus jüdischen Firmen stammen."
Link zum Artikel |
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Juli 2024:
Hohe Auszeichnung für den
Förderverein ehemalige Synagoge |
Pressemitteilung des Fördervereins in "infranken.de"
(Lokalausgabe) vom Juli 2024: "WIESENBRONN. Hohe Auszeichnung für
Förderverein ehemalige Synagoge
Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins ehemalige Synagoge Wiesenbronn
konnte Vorsitzender Reinhard Hüßner den Mitgliedern die erfreuliche
Mitteilung machen, dass das Objekt 'Ballotage', das in den
Dokumentationsräumen der Synagoge gezeigt wird, von der 'Stiftung Orte der
deutschen Demokratiegeschichte' in Frankfurt als offizieller Ort der
Demokratie anerkannt wurde. Bisher wurde die Ballotage als Objekt
ausgestellt, das das harmonische Zusammenleben von Juden und Christen in
Vereinen symbolisiert. Jetzt wird das Objekt darüber hinaus beispielhaft mit
der Entwicklung der deutschen Demokratie in Verbindung gebracht. Es steht
für die Grundsätze von demokratischen Wahlen, nämlich frei, gleich, geheim,
allgemein und unmittelbar. Neben der Auszeichnung wurde auch eine Förderung
für eine angemessene Präsentation der Ballotage gewährt. Im Herbst soll die
offizielle Vorstellung als 'Ort der deutschen Demokratiegeschichte'
erfolgen. In seinem Rückblick erwähnte der Vorsitzende auch das Projekt
'Zeitzeugenbefragung', das im Rahmen einer Leader-Einzelmaßnahme
durchgeführt wurde, eine Publikation im Rahmen der Förderung 'Heimat.
Engagiert' und das ILEK-Kleinprojekt 3-D-Digitalisierung der ehemaligen
Synagoge für die Homepage. Mehrere Exkursionen führten unter anderem nach
Rödelsee, Großlangheim und in die Flur von Wiesenbronn mit Erläuterung der
früheren Flurnamen. Sehr gut angenommen wurde auch die Führung im Rahmen des
offiziellen bayrischen Archivtages zum Thema 'Essen und Trinken', bei der
die Standorte der ehemals sieben Gasthäusern in Wiesenbronn aufgesucht
wurden, darunter auch ein jüdisches. Als nächste Veranstaltung wird eine
Fahrt nach Thüngersheim mit Besuch der Wein-Kultur-Gaden und zur Synagoge in
Urspringen angeboten. Der Kassenbericht und der Protokollbericht von
Schriftführer Georg Neuerer wurden von der Versammlung zur Kenntnis genommen
und mit Applaus bedacht. Dem offiziellen Teil schloss sich ein Sommerfest
an, dass Gelegenheit zur regen Diskussion und zum Gedankenaustausch nicht
nur über die weitere Vereinsarbeit bot."
Link zum Artikel |
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Hinweis
des
Webmasters nach Kontakt mit dem Eigentümer des Gebäudes der ehemaligen
Synagoge (Reinhard Hüßner): Der ehemalige Betsaal steht für Besichtigungen nicht zur Verfügung.
Seit Frühjahr 2014 können die
ehemalige Mikwe im Erdgeschoss und ein kleiner Ausstellungsraum zweimal im
Monat besichtigt
werden. |
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Adresse/Standort der Synagoge: zwischen
Kleinlangheimer Straße und Badersgasse (Nr. 4)
Fotos
Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
vor der Renovierung |
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Die beiden Fotos
wurden 2004 erstellt
(Fotos von Jürgen Hanke, Kronach, www.synagogen.info) |
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Hinweistafel am Platz des
Geburtshauses von
Rabbiner Seligmann Bär Bamberger
(Parkplatz neben dem "Schwarzen Adler"
an der Eichstraße 1) |
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Text der
Hinweistafel: "Auf diesem Platz stand das Geburtshaus des
'Würzburger Rav'
Seligmann Bär Bamberger. Die Gemeinde Wiesenbronn
gedenkt ihrer ehemaligen
jüdischen Mitbürger"; das Geburtshaus von
Bamberger wurde 1981 abgebrochen |
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Nach der sorgfältigen
Renovierung:
das Gebäude der ehemaligen Synagoge
im November 2011 bzw. im
September 2013
(Fotos: Reinhard Hüßner) |
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Außenansicht nach
abgeschlossener Renovierung |
Innenansicht des
ehemaligen
Betsaales mit Schablonenmalereien
aus der Zeit um 1890 |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Fotos oben nach
Abschluss der Restaurierungsarbeiten im September 2013: die ehemalige
Synagoge als Wohnhaus |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Februar 2016:
Veranstaltung zur Erinnerung an
Rabbiner Seligmann Bär Bamberger und seine Familie
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Artikel von Timo Lechner
in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 25. Februar 2016:
"WIESENBRONN. Erinnerung an besonderen Sohn des Dorfes
Wiesenbronn ist für seinen Wein bekannt. Doch die 1000-Seelen-Gemeinde im
Steigerwaldvorland hat auch einen berühmten Sohn hervorgebracht: Seligmann
Bär Bamberger.
Wiesenbronn ist landläufig für seinen Wein bekannt. Doch die
1000-Seelen-Gemeinde im Steigerwaldvorland hat auch einen berühmten Sohn
hervorgebracht: Seligmann Bär Bamberger, auch als 'Würzburger Rav' bekannt.
Der jüdische Geistliche wurde 1807 geboren und wurde weit über die Grenzen
seines Heimatdorfes, vor allem als Initiator jüdischer Bildungseinrichtungen
in Würzburg, bekannt. Ihm galt am Mittwoch ein Erinnerungsabend, zu dem
Michaela und Reinhard Hüßner geladen hatten und der spannende Einblicke in
das fränkische Landjudentum brachte. Leben im Baudenkmal? Davon gibt es
mehrere Beispiele. Leben aber im Museum, das zugleich noch eine Synagoge
ist, das gibt's wohl nur einmal. Für Michaela und Reinhard Hüßner aus
Wiesenbronn ist das jedoch mittlerweile eine ganz normale Angelegenheit. Vor
elf Jahren begannen sie, die ehemalige Synagoge des Ortes herzurichten.
Wohnhaus und Ausstellungsort zugleich sollten entstehen. Nachdem das Projekt
nun abgeschlossen ist, wollten die Hüßners mit einer Besichtigung für
geladene Gäste und einer anschließenden Vortragsreihe im Gasthof Schwarzer
Adler Seligmann Bär Bamberger würdigen, der ein beispielhafter Vertreter
seiner Zunft und ein Mittler zwischen orthodoxer und liberaler jüdischer
Lehre war, wie Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden
erläuterte. Schuster beschrieb die Weltoffenheit Bambergers, mit der er
fortschrittliche Töne in das jüdische Leben im Alltag brachte. Die heutige
Würzburger Gemeinde sowie Shalom Europa, das jüdische Gemeinde- und
Kulturzentrum in Würzburg, sei ohne ihn nicht denkbar. Schuster stilisierte
den Rabbiner auch als Person, an der man sich in der aktuellen Debatte im
Umgang mit Immigranten ein Beispiel nehmen könne. So wäre Bamberger heute
für Menschenrechte und Gleichheit eingestanden. Aktuell müsse man bedenken,
dass Menschen nach Deutschland kommen, die von Kindesbeinen an eine
ablehnende Haltung gegenüber dem Judentum eingetrichtert bekommen hätten.
Auch der Regierungspräsident von Unterfranken, Paul Beinhofer, sah Anlass
für kritische Töne: Wer nach Deutschland komme, müsse die Werteordnung einer
jüdisch-christlichen Tradition als 'Hausordnung' anerkennen. Das
Landjudentum habe Franken entscheidend mitgeprägt, die Weltoffenheit
Bambergers sei beispielhaft, so der Vorsitzende des Kuratoriums von Shalom
Europa. Sein Stellvertreter, Albrecht Fürst zu Castell-Castell, lobte die
Zielstrebigkeit der Hüßners, ebenso wie Bezirksheimatpfleger Professor Klaus
Reder, der von seinen ersten Berührungspunkten mit der jüdischen Geschichte
auf dem Land erzählte, die er bereits in seiner Studentenzeit hatte. Auch
der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Michael Glos berichtete von
persönlichen Erfahrungen mit dem Umgang und den Wandel einer
Erinnerungskultur zum Judentum. Der Historiker Dr. Roland Flade, der mehrere
Publikationen zu jüdischen Lebensgeschichten veröffentlicht hat, referierte
über das Leben und Wirken von Seligmann Bär Bamberger als Distriktsrabbiner
in Würzburg. Besonders hob er dessen Spannungsfeld als 'Unstudierter' unter
den Gelehrten seiner Zeit hervor und beschrieb den gebürtigen Wiesenbronner
als einen Mann des Ausgleichs, der durch die Gründung der Israelitischen
Erziehungs- und Unterrichtsanstalt (1856) und die Israelitische
Lehrerbildungsanstalt (1864) auch die Bildung aktiv vorangetrieben hat. Der
Gastgeber Reinhard Hüßner dokumentierte die Familiengeschichte Bambergers,
dessen Geburtshaus mit der Nummer 72 vor einigen Jahren abgerissen wurde.
Ohne die Aufzeichnungen von Sohn Nathan Bamberger wäre das Wissen um den
Rabbiner wohl weitgehend verloren gegangen. Die Spurensuche in Wiesenbronn
geriet ebenso informativ wie unterhaltsam. Musikalisch gestaltet wurde der
Erinnerungsabend vom Veitshöchheimer Quartett Schmitts Katze, das jiddische
Lieder und Klezmer spielte. Wann und wie oft die Ausstellung in der
Wiesenbronner Synagoge zu sehen wird, soll in den kommenden Wochen
entschieden werden."
Link zum Artikel |
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Juni 2024:
Aktuelle Projekte des
Fördervereins Ehemalige Synagoge werden staatlicherseits gefördert
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Artikel von Marius Flegler in "Die
Kitzinger" vom 18. Juni 2024: "WIESENBRONN. Förderbescheid an
Förderverein ehemalige Synagoge übergeben.
In München wurde die Arbeit des Fördervereins gewürdigt. Groß war die
Freude beim Förderverein ehemalige Synagoge Wiesenbronn, als Vorsitzender
Reinhard Hüßner in München aus den Händen von Finanzstaatssekretär Martin
Schöffel einen Förderbescheid aus dem Pilotprojekt "Heimat.Engagiert" in
Empfang nehmen konnte. Bayernweit erhielten 18 Projekte diese Förderung.
Nach Unterfranken kam nur eine: nach Wiesenbronn. Das geht aus einer
Pressemitteilung des Landratsamts Kitzingen hervor, der auch folgende
Informationen entnommen sind.
Der Zuschuss in Höhe von 2000 Euro wurde für die Publikation von zwei
Handschriften gewährt, die in der Ausstellung in der ehemaligen Synagoge
gezeigt werden. Es handelt sich dabei um ein Wörterbuch "hebräisch-deutsch
für den Alltagsgebrauch", das der Wiesenbronner Bauer Johann Kaspar Hühsam
um 1850 verfasst hat und um eine "Bergesrulische Besach-Predigt",
niedergeschrieben von dessen Sohn Johann Hühsam im Jahre 1871. Beide
Handschriften bezeugen ein friedliches und funktionierendes Zusammenlaben
von Juden und Christen in Wiesenbronn. Wie Staatssekretär Schöffel bei der
Übergabe betonte, soll die Förderung auch eine Anerkennung für die
Erinnerungsarbeit sein, die der Förderverein seit Jahren leistet. In
Zusammenarbeit mit dem Röll-Verlag aus Dettelbach soll die Publikation im
Herbst erscheinen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 428-429. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 127-128; 1992² S.
137. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 470-471.
|
| Avraham Malthête: Bamberger Circumcisions. Online
eingestellt.
In diesem Beitrag werden Eintragungen von Beschneidungen aus der Familie
Bamberger in Wiesenbronn zusammengestellt. Diese Beschneidungen nahm der
Mohel Ascher Blumenthal aus Altenschönbach
vor. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 179-180. |
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Wiesenbronn S. 148-151.
|
| Reinhard Hüßner: "Ist die Synagoge ohnehin
baufällig und nur mittelst Klammern und Rügeln zusammengebunden". Zur
Baugeschichte der Wiesenbronner Synagoge. In: Jahrbuch für den Landkreis
Kitzingen 2009. Dettelbach 209. S. 239-254.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wiesenbronn Lower
Franconia. Jews are first mentioned in 1548 and a community is known from the
17th century. A synagogue was built in the late 18th century. R. Seligmann Baer
Bamberger ('the Wuerzburger Rav'), founder of the Wuerzburg teachers seminary
and chief rabbi of the Wuerzburg region in 1840-70, was born in Wiesenbronn in
1807 and founded a yeshiva there. The Jewish population reached 160 in 1837
(total 1.080) and then declined steadily to 22 in 1933. Nine left in 1933-38 and
another six in 1939-40 in the wake of the Kristallnacht riots (9-10
November 1938). Three remaining women were reported to Izbica in the Lublin
district (Poland) and the Theresienstadt ghetto in 1942.
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