Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kleinlangheim (Marktgemeinde, VG Großlangheim, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)          
    
In Kleinlangheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, doch gab es bereits im 15. Jahrhundert jüdische Personen am Ort (1415 genannt). Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildeten die in Kleinlangheim lebenden Juden zusammen mit denen in Großlangheim eine gemeinsame Gemeinde.      
   
In den Ort kamen zu den regelmäßigen Viehmärkten - zwischen 1795 und 1908 war in Kleinlangheim der größte Viehmarkt in Franken - auch viele Juden von außerhalb. 
   
Beim der Erstellung der Matrikellisten 1817 wurden für Kleinlangheim 14 bzw. bis 1825 17 Matrikelstellen festgeschrieben. Die damaligen Familienvorsteher waren (in Klammer den angenommenen Familiennamen und er Erwerbszweig): Maier Moses Haehnlein (Viehhandel), Hirsch Jacob Sondhelm (Viehhandel), Mosis Jacob Sondhelm (Ellenwarenhandel), Jacob Moises Sondhelm (Metzgerei und Feldbau), Moses Maier Haehnlein (Schmusen), Joseph Maier Haehnlein (Viehhandel), Hirsch Isaac Berg (Warenhandel), Ensel Israel Helfer (Buchbinder und Schmuser), Moses Israel Helfer (Waren- und Branntweinhandel, dann Feldbau), Israel David Handburger (Ellenwarenhandel), Blümlein Handburger, David Mendels Witwe (Ellenwarenhandel), Zärlein Fleischmann, Maier Moses Witwe (Viehhandel und Metzgerei) Löw Ensel Rosenfelder (Getreidehandel), Kresslein Rimfelder, Meyer Löws Witwe (Schmusen und Viehhandel), Jeremias Meier Fleischmann (Feldgüter und Viehhandel, Matrikel seit 1820), Männlein Handburger (Seifensieder, Matrikelstelle seit 1824), Veist Hirsch Berg (Schnittwarenhandel, Matrikelstelle seit 1825).  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1814 82 jüdische Einwohner (8,5 % von insgesamt 969 Einwohnern), 1837 118 (9,8 % von 1.210), 1867 116 (9,2 % von 1.256), 1880 105 (8,3 % von 1.258), 1900 83 (7,3 % von 1.140), 1910 62 (5,7 % von 1.092).  
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (einklassig; in einem nicht mehr bestehenden Gebäude vor der Synagoge) und ein rituelles Bad (auf dem Grundstück der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Rödelsee beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als Lehrer werden genannt: um 1897 Lehrer Strauß, seit 1909 Lehrer Rosenberger, spätestens seit 1924 Lehrer Moritz Sonn. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Kitzingen.    
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 50 Personen gehörten (4,9 % von insgesamt 1.016 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Bernhard Rosenstein und Simon Hahn. Als Lehrer war Moritz Sonn tätig. Er erteilte an der Religionsschule der Gemeinde zwei Kindern den Unterricht. An jüdischen Vereinen bestanden der Wohltätigkeitsverein Maariw Bismano (gegründet 1885, vergleiche Bericht von 1894 unten; 1932 unter Leitung von Adolf Sondhelm) und der Israelitische Frauenverein (1932 unter Leitung von Zerline Handburger). 1932 waren die Gemeindevorsteher Bernhard Rosenstein (1. Vors.), Arnold Lewin (2. Vors.). Weiterhin war Lehrer Sonn in der Gemeinde tätig. Im Schuljahr 1931/32 erteilte er vier Kindern der Gemeinde des Religionsunterricht. 
 
Bereits in den 1920er-Jahren zeigten sich die Vorboten der NS-Zeit am Ort. 1922 wurden in Kleinlangheim Fensterscheiben in jüdischen Häusern eingeschlagen und die Fässer eines jüdischen Weinhändlers angebohrt. Das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Einwohnern wurde durch die Ausschreitungen zunehmend belastet.  

1933 lebten noch 38 jüdische Personen am Ort (3,8 % von insgesamt 999 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (bis 1939 vier in die USA, je drei nach England und Peru, zwei nach Holland und einer nach Palästina). 1933 ist bereits ein jüdisches Wohnhaus angezündet. Im März 1938 wurde ein jüdischer Mann durch eine Steinwurf schwer verletzt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (s.u.); die jüdischen Häuser wurden überfallen und geplündert. Dabei wurde der Keller eines jüdischen Weinhändlers völlig ausgeraubt. Zwei jüdische Männer wurden festgenommen und in das KZ Dachau verschleppt. 1939 wurden noch 13 jüdische Einwohner gezählt. Die letzten drei jüdischen Einwohner zogen 1940 nach Würzburg, von wo sie am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Ende 1940 gab es keine jüdischen Einwohner mehr in Kleinlangheim.  
    
Von den in Kleinlangheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; Korrekturen am 27.5.2022 auf Grund der Recherchen von Wolf-Dieter Gutsch eingearbeitet): Jakob Ackermann (1866), Jeanette Ackermann geb. Berliner (1865), Ludwig Ackermann (1906), Siegfried Ackermann (1900), Hilde Bär geb. Sondhelm (1892), Käthe Bergmann geb. Sondhelm (1893), Carry Birn geb. Sondhelm (1880), Georg Brönner (1929), Zerline Brönner geb. Ackermann (1902), Cäcilie Fleischmann (1863), Jakob Goldmeier (1874), Johanna Guldmann geb. Goldmeier (1896), Ida Haase geb. Hähnlein (1902), Cilly Laura Lina Hahn (1880), Jetta Hahn (1879), Justin Hahn (1921), Rosa Hahn geb. Sondhelm (1891), Simon Hahn (1881), Sophie Hahn (1870), Albert Hähnlein (1899), Moses Hähnlein (1864), Adolf Handburger (1903), Isidor Handburger (1871), Babette Heilbrunn geb. Sondhelm (1894), Else Hess geb. Leopold (1881), Lina Kohlmeier geb. Goldmeier (1879), Babetta Koppel geb. Sondhelm (1881), Emma Lehmann geb. Rosenblatt (1861), Arnold Lewin (1889), Irma Lewin geb. Sondhelm (1890), Ricka Oberdorfer geb. Rosenblatt (1866), Minna Regenstein geb. Goldmeier (1884), Wilhelm Rosenmann (1880), Dinchen Rosenstein geb. Sonder (1873), Ernestine Schwarz geb. Hahn (1886), Friedrich Sonhelm (1889), Getha Sondhelm geb. Silbermann (1866), Hedwig Sondhelm (1888), Hermann Sondhelm (1861), Isak Sondhelm (1854), Lucia Lina Sondhelm (1893), Max Sondhelm (1868), Sophie Sondhelm (1887), Therese Stern geb. Strauß (1863), Jeanette (Jenny) Weber geb. Hahn (1884), Bertha Weil geb. Handburger (1865).
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1909   

Kleinlangheim Israelit 07011909.jpg (42537 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1909
"Die hiesige Lehrer-, Kantor- und Schochetstelle  
ist per sofort oder später zu besetzen. 
Garantiertes Einkommen 1.200 Mark pro Jahr, sowie freie Wohnung und sehr schönen Garten. 
Israelitische Kultusgemeinde Kleinlangheim (Bayern). 
Der Vorstand."

  
Ein Vorbeter der jüdischen Gemeinde empfiehlt sich für die "Hohen Feiertagen"
Anmerkung: zu den Hohen Feiertagen im Herbst suchten die jüdischen Gemeinde häufig Hilfsvorbeter, um den eigenen Vorbeter angesichts der vielen Gottesdienste zu entlasten. 

Kleinlangheim Frf IsrFambl 05091913.jpg (37081 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: 
"Vorbeter für 'Jomkippur' sucht Israelitische Kultusgemeinde. 
Kleinlangheim
- Unterfranken".

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Kurzer Bericht zum Wohltätigkeitsverein Maarif-Bismano (1895)   

Kleinlangheim Israelit 06051895.jpg (22612 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1895: "Kleinlangheim, 7. April (1894). Vor 9 Jahren wurde hier ein Maarif-Bismano-Verein gegründet. Derselbe erwies sich bis heute als nützlich in seinen religiösen Wirkungen und in seiner Wohltätigkeit. Viele Tränen armer Israeliten wurden durch die Gaben genannten Vereines gestillt."

  
Vorboten der NS-Zeit (1922) 

Marktbreit CV-Ztg 16111922.jpg (87515 Byte)Artikel in der CV-Zeitung (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 16. November 1922: "Die völkische Hetze im Maindreieck. Im Maindreieck der Gegend von Kitzingen, Marktbreit und Kleinlangheim, grassiert die völkische Hetze zurzeit besonders heftig. Wir erhalten aus Kleinlangheim den Bericht über eine sozialdemokratische Versammlung, in dem es u.a. heißt. Zu dieser Versammlung war auch der Stoßtrupp der Hakenkreuzler und als Wortführer war der Zahnarzt Dr. Hellmuth aus Marktbreit erschienen. Dieser Herr hielt sich besonders lange damit auf, den ermordeten Minister Dr. Rathenau zu beschimpfen. Derartiges kann sich diese Sorte von Leuten nur in Bayern leisten, wo ja das Schutzgesetz nicht existiert. Die Bemühungen der Reichsregierung, politische Attentate zu verhindern, werden wohl illusorisch sein, solange derartige Hetzen ungestraft in Volksversammlungen gehalten werden dürfen. Ein Vorschlag des Hetzredners ging dahin, den Juden das Geld abzunehmen und damit die Kriegsschulden zu bezahlen. Derartiges erlebt man hier fast alltäglich. Frau Ellen Arendt reist von Dorf zu Dorf, um ihre giftige Saat auszustreuen und als die einzig Schuldigen am Elend der Gegenwart die Regierung und die Republik zu bezeichnen. Man muss fürchten, dass in Bayern der Regierung die Erleuchtung erst kommt, wenn es zu spät ist."  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
 
Spende von Lehrer Jacob Salzer in Ermershausen anlässlich der Verlobung seiner Sohnes Abraham Salzer mit Nanni Fleischmann aus Kleinlangheim (1871)    
Anmerkung: Die Mitteilung steht innerhalb einer Liste von "Spenden für das Heilige Land". Abraham Salzer ist am 28. Juni 1846 in Ermershausen geboren, er war verheiratet mit Nanette (Nanni) geb. Fleischmann aus Kleinlangheim. Genealogische Informationen siehe https://www.geni.com/people/Abraham-Salzer/6000000000630364913.    

Mitteilung in "Der Israelit" vom 8. November 1871: "Lehrer Jakob Salzer von Ermershausen gelegentlich der Verlobung seines Sohnes Abraham Salzer Sofer in Kissingen mit Nanni Fleischmann aus Kleinlangheim 3 fl. 30 kr."         

       
Anzeige des Landesproduktenhändlers Löb Hahn 1892 und Nachruf auf ihn 1897 

Kleinlangheim Israelit 01021892.jpg (20436 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1892: "Offeriere 40 Zentner sehr schöne selbstgedörrte Pessach-Zwetschgen. 
Löb Hahn,
Klein-Langheim." 
   
Kleinlangheim Israelit 30121897.jpg (54460 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Kleinlangheim. Die hiesige Kultusgemeinde hat einen ihrer besten Männer, einen wirklich frommen Jehudi dieser Tage zur letzten Ruhe bestattet. Es ist dies der selige Löb Hahn, der in jeder Beziehung ein edler Charakter, braver und wirklich gottesfürchtiger Mann war. Der Verstorbene war erst 57 Jahre alt, hinterlässt eine große Familie, meist unversorgte Kinder und ist dies ein schwerer Schlag für die Familie und die israelitische Gemeinde. Wo es Kranke und Arme gab, war der Verblichene stets da. Hahn war auch der Gründer der vor 11 Jahren entstandenen Chefre Maarif-Bismano." (Wohltätigkeitsverein Maarif-Bismano).    

   
Zum Tod von Frau Wiesengrund (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1901: "...Der zweite Trauerfall ereignete sich in unserer Nachbargemeinde Kleinlangheim, woselbst nach dem gesegneten Alter von fast 101 Jahren Frau Wiesengrund verschied, die am 12. April - am Tag nach dem Pessachfest - beerdigt wurde. Gelegentlich deren hundertsten Geburtstage brachte bereits der 'Israelit' eine kurze Beschreibung ihres Lebens und Wirkens, weshalb heute eine nochmalige Wiederholung nicht nötig erachte."    

   
Zur Geschichte der Familie Brönner-Ackermann 
(Informationen von Wolf-Dieter Gutsch)  

Zerline Brönner geb. Ackermann (geb. 1902 in Kleinlangheim). Zerline Brönner geriet 1938 wegen "fortgesetzter Rassenschande" in die Hände der Gestapo und wurde in das KZ Moringen, später in das KZ Lichtenburg, dann in das KZ Ravensbrück eingeliefert. 1942 kam sie dann - wohl im Rahmen der Aktion "14f13" in die Tötungsanstalt Bernburg an der Saale, wo sie in der Gaskammer ermordet wurde.
Zerline Brönner wurde in Kleinlangheim geboren und wuchs dort auf, verließ allerdings ihren Heimatort etwa im Jahr 1928. Ihr außerehelicher Sohn Leo Ackermann (geb. 1923 in Kleinlangheim) überlebte als "Geltungsjude" auf wundersame (und noch nicht vollständig bekannte Weise) die Shoah, er starb 1996 in Langgöns bei Gießen. Ihr ehelicher Sohn Georg Brönner (geb. 1929 in Kleinlangheim, siehe Foto links) wurde am 31. Januar 1945 in Hadamar ermordet.
Zur Lebensgeschichte von Georg Brönner siehe im Anhang die zu seiner "Stolperstein"-Verlegung in Würzburg erstellte Biographie von Kristin Höhn (pdf-Datei).  

  
   
   
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Zunächst war ein Betraum vorhanden. 1725 wurde eine erste Synagoge erbaut, die 1802 erweitert wurde
  
1832/33
wurde eine neue Synagoge erstellt. 1848 und 1927 wurde diese jeweils umfassend renoviert. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SS-Leuten aus Kitzingen, unterstützt durch viele Ortsbewohner überfallen und geschändet. Die Inneneinrichtung und die Ritualien wurden zerstört, darunter waren fünf Torarollen. Auch das Schulhaus und die Mikwe wurden beschädigt. Das teilweise beschädigte Synagogengebäude blieb noch einige Zeit erhalten, wurde jedoch nach 1945 abgebrochen. Auf den Grundmauern wurde das Postgebäude der Gemeinde erstellt.   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:    Pfarrgasse 21  
   
    
Fotos   
(Fotos: Hahn)  

Grundstück der ehemaligen Synagoge Rathaus mit Gedenktafel
Kleinlangheim Synagoge 120.jpg (73395 Byte) Kleinlangheim Synagoge 121.jpg (65154 Byte) Kleinlangheim Synagoge 122.jpg (66493 Byte)
Grundstück Pfarrgasse 21: die ehemalige
 Synagoge stand an Stelle des Gebäudes im
 Hintergrund mit dem bewachsenen Giebel,
 dafür stand das Gebäude der jüdischen 
Schule (heute neu bebaut).  
Die Gedenktafel am Rathaus ist 
zu sehen unterhalb des 
angebrachten Spiegels.
Inschrift: "In Kleinlangheim bestand eine
 Jüdische Kultusgemeinde, deren Synagoge
 (Pfarrgasse 21) in der Pogromnacht 1938
 verwüstet wurde. Zur Erinnerung an unsere
 ehemaligen Mitbürger".
    
     
        
Ehemalige Haus der 
jüdischen Familie Lewin (Levin)
in der Wiesenbronner Straße 3
(Foto: Elisabeth Böhrer, 
Aufnahme vom 3.4.2011)
Kleinlangheim Ort 025.jpg (120895 Byte)
    Vor dem Haus wurden im November 2010 zwei "Stolpersteine" zur Erinnerung an Arnold Lewin und Irma Lewin geb. Sondhelm 
sowie deren Eltern Hermann und Hetta Sondhelm geb. Silbermann verlegt (siehe Pressebericht unten)

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

November 2010: In Kleinlangheim sollen "Stolpersteine" gelegt werden    
Kleinlangheim Sto PA 010.jpg (43245 Byte)Foto links von Ralf Weiskopf: Zur Erinnerung: Bürgermeister Roland Lewandowski, Pfarrer Gerhard Homuth, die stellvertretende Bürgermeisterin Gerlinde Stier, Gemeinderat Oskar Friedel, Dagmar Voßkühler, die Vorsitzende des Fördervereins Alte Synagoge und der Historiker Michael Schneeberger vor dem Wohnhaus der Familien Levin in der Wiesenbronner Straße. Die jüdische Familie wurde 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Zwei Stolpersteine sollen an die ehemaligen Kleinlangheimer Bürger erinnern.   
Artikel von Ralf Weiskopf in der "Main-Post" vom 14. November 2010 (Artikel): 
"KLEINLANGHEIM. Den Mantel des Schweigens lüften 
Auch in Kleinlangheim erinnern jetzt Stolpersteine an ehemalige jüdische Mitbürger 
Wie in vielen anderen Gemeinden des Landkreises Kitzingen erinnern seit Freitag auch in Kleinlangheim zwei sogenannte Stolpersteine an ehemalige jüdische Mitbürger, die 1943 von den Nazis deportiert und in Auschwitz, beziehungsweise Westerbork, ermordet worden waren
. Die beiden Messingtafeln vor einem Haus in der Wiesenbronner Straße erinnern an Arnold und Irma Levin sowie deren Eltern Hermann und Getta Sondhelm, geborene Silbermann. Es waren die Großeltern, beziehungsweise Eltern von Jack Levin, der 1939 rechtzeitig fliehen konnte. Er wurde mit vielen anderen Flüchtlingen im kleinen hugenottischen Städtchen Le Chambon in Frankreich durch die Hilfe der protestantischen Bevölkerung gerettet.
Die Wurzeln der Großfamilie reichen in Kleinlangheim bis in das Jahr 1780 zurück. Es waren Händler, aber auch bitterarme Menschen darunter, berichtete der Historiker Michael Schneeberger. Es habe zwei Familienzweige gegeben, die aber nicht sehr gut miteinander ausgekommen seien. Verwandte lebten unter anderem in Rödelsee, Mainbernheim und Kitzingen. Nachkommen der Überlebenden des Holocaust leben heute in Jerusalem, England, Chikago, Oakland und Baltimore.
Es sei der Herzenswunsch Levins gewesen, der heuer im Alter von 85 Jahren in Woodmere auf Long Island starb, dass in seinem Heimatort Kleinlangheim der Eltern und Großeltern mit Stolpersteinen gedacht wird, berichtete Schneeberger. Er hat sich intensiv mit der Geschichte der Familien Sondhelm, Levin und den zahlreichen anderen jüdischen Familien in Kleinlangheim befasst, die seit Jahrhunderten dort lebten.
Ein Zeichen der Versöhnung. Da sich die Verwirklichung des Planes, die Steine zu setzen, in Kleinlangheim einige Zeit hingezogen habe, konnte Levin dies leider nicht mehr miterleben, so Schneeberger. Er und Dagmar Voßkühler, die Vorsitzende des Fördervereins Alte Synagoge in Kitzingen, begrüßten die einstimmige Entscheidung des Gemeinderates, alljährlich mit einer solchen Stolpersteinaktion der ehemaligen Mitbürger zu gedenken. Vorher sei einige Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen, erinnerte sich Bürgermeister Lewandowski. Er dankte ausdrücklich Pfarrer Gerhard Homuth für dessen Unterstützung. 
Bürgermeister Lewandowski sagte: 'Wir wollen mit den Stolpersteinen hier in Kleinlangheim ein Zeichen setzen und den Deckmantel des Schweigens lüften, der lange Zeit über diesem dunklen Teil der Geschichte Kleinlangheims lag.' Es solle ein Zeichen der Versöhnung sein und man wolle daran erinnern, dass 1938 im Dorf noch rund 15 jüdische Familien lebten, die wegen ihres Glaubens umgebracht wurden. 'Mit den Stolpersteinen wollen wir auf das Unrecht hinweisen, das diesen Menschen durch unsere Vorfahren geschehen ist', so der Bürgermeister. Geplant sei, Zug um Zug auch vor den anderen Gebäuden im Ort, in denen jüdische Familien lebten, Stolpersteine anzubringen."  
 
Januar 2019: Kleinlangheim unterstützt das Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee
Artikel von Winfried Worschech in der "infranken.de" ("Die Kitzinger") vom 17. Januar 2019: "Kleinlangheim unterstützt Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee. Viele Jahrhunderte gestalteten jüdische Mitbürger in unseren Breiten das Leben in Dörfern und Städten mit.
Viele Jahrhunderte gestalteten jüdische Mitbürger in unseren Breiten das Leben in Dörfern und Städten mit. Das Netzwerk jüdischer Friedhof in Rödelsee will das nicht in Vergessenheit geraten lassen. Führungen im Friedhof, verschiedene Aktionen und Dokumentationen in den Kommunen sollen dazu beitragen. Das Netzwerk braucht dazu auch die finanzielle Unterstützung der Gemeinden. Der Kleinlangheimer Marktgemeinderat sprach sich in der Sitzung am Dienstagabend bei einer Gegenstimme dafür aus, einen einmaligen Zuschuss von 3500 Euro beizusteuern. Bürgermeisterin Gerlinde Stier erinnerte daran, dass aus Kleinlangheim 112 ehemalige jüdische Mitbürger auf dem Rödelseer Friedhof beerdigt sind. 'Deren Andenken in Ehren zu halten ist nicht nur Verpflichtung, sondern ein Anliegen', sagte Stier. In Kleinlangheim habe der Anteil der jüdischen Mitbürger bei etwa zehn Prozent gelegen 'unter denen viele angesehene Einwohner waren'. Bei ihren Argumenten bezog sich die Bürgermeisterin auf den Vortrag, den Monika Conrad in dieser Sache in der Jahresschlusssitzung im Dezember gehalten hatte. Werner Krauß vertrat die Meinung, dass die finanzielle Unterstützung vom Eigentümer des jüdischen Friedhofs geleistet werden müsse. (Besitzer ist der jüdische Landesverband, Anm. d. Verf.). Dem hielt die Bürgermeisterin entgegen, dass es nicht um die Pflege des Friedhofs, sondern um das Netzwerk und die Beteiligung der betroffenen Ortschaften gehe."  
Link zum Artikel  
 

       
        

Links und Literatur    

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Kleinlangheim      
bulletRede des Kreuznacher Oberbürgermeisters Andreas Ludwig zum 27. Januar 2008 (Gedenktag für die Befreiung von Auschwitz) - im Mittelpunkt der Rede eine Erinnerung an die aus Kleinlangheim stammende Sophie Sondhelm (geb. 1887 in Kleinlangheim, seit 1920 Leiterin der "Kölner Jüdischen Kinderheilanstalt Bad Kreuznach"; auch ihre Schwester Hedwig und Mina, ihre Cousine Lina arbeiteten mit; 1935 kam nach dem Tod der Mutter von Sophie Sondhelm auch der Vater Seligmann Sondhelm 1935 von Kleinlangheim nach Bad Kreuznach; nach der Zerstörung und zwangsweisen Schließung des Kinderheimes 1938 übernahm Sophie Sondhelm die Leitung des Altenheimes in Gailingen, bis 1942 noch die Leitung des Kinderheims Neu-Isenburg; im Februar 1943 nach Theresienstadt deportiert, im November 1944 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde). Die Rede auch als doc-Datei

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 338-339.   
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 86 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 556-557.   
bulletDirk Rosenstock (Bearbeiter): Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg. Band 13. Würzburg 2008. S. 177-178.

    
    

 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kleinlangheim Lower Franconia. Jews are first mentioned in 1415 and subsequently formed a single community with Grosslangheim (until the late 18th century). The Jewish population numbered 118  (total 1.210) in 1837 and 38 in 1933. From the 1920s, the Jews suffered from anti-Jewish agitation and occasional violence. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized and Jewish homes were looted. In 1937-39, 13 Jews emigrated an 22 left for other German cities. The last three were deported to the Theresienstadt ghetto on 23 September 1942.        
   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020