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Aidhausen (VG
Hofheim i.Ufr., Kreis Hassberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Christine Fuhl,
Pflegerin des Gemeindearchivs Aidhausen)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Aidhausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. 1595
werden erstmals Juden am Ort genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1814 41 jüdische Einwohner (7,2 % von insgesamt 571 Einwohnern), 1867 82
(11,8 % von 697), 1880 65 (9,1 % von 711), 1900 53 (7,8 % von 680). Durch
Aus- und Abwanderung ging die Zahl der jüdischen Einwohner seit der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden die folgenden
jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Samson Isaac Katzher (Auszüger), Samson Aron Kohn
(Viehschlachten), Abraham Samson Kohn (Viehschlachten), Mardechaeus Maenlein
Straus (Lichterziehen), Abraham Hirsch Franker (Schnitthandel), Anschel Löw
Stern (Schnitthandel), Maier Emanuel Marxer (Schmusen und weniger Handel),
Moises Isaac Kahn (Schmusen), Samuel Löw Löwer (Schnitthandel), Witwe
Baierlein Ehrreich (Schnitthandel), Löw Baermann Ehrenreich, Selig Stern
(Feldbau).
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule mit Lehrerwohnung, seit 1847 neben der Synagoge; das
Schulhaus hatte der jüdische Arzt Dr. Joseph Samuel der Aidhäuser Gemeinde in
seinem Testament gestiftet) und ein rituelles
Bad (im Garten bei Haus Nr. 67, wo die jüdische Familie Gerst wohnte). Die Toten der Gemeinde wurden
auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schächter tätig war. Unter den Lehrern werden genannt: S. Gutmann
(um 1862/1872, u.a. in "Israelit" vom 8.1.1862). In besonderer Weise hat Lehrer Julius
Rosenfelder das
jüdische Gemeindeleben geprägt: er war von 1878 bis 1930 Lehrer und Vorbeter
der jüdischen Gemeinde (s.u. Artikel zu seinem Dienstjubiläum 1921, seiner
goldenen Hochzeit und seinem
Tod 1930). 1894 hatte er noch neun Kindern aus der jüdischen Gemeinde
Religionsunterricht zu erteilen, 1898/99 fünf Kindern.
Um 1924, als 37 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (5,3 % von insgesamt
etwa 713 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Abraham Kuhn I und
Gerson Kleinhäuser. Als Lehrer, Kantor und Schochet wirkte Julius Rosenfelder
(bis zu seiner Zurruhesetzung am 1. August 1930, s.u.). Er
unterrichtete an der jüdischen Religionsschule damals noch fünf Kinder. Die
jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Burgpreppach. 1932 war
1. Vorsteher der Gemeinde Max Ackermann, Schriftführer und Schatzmeister Josef
Kleinhäuser. Als Kantor war inzwischen Nathan Kuhn angestellt. Sein Nachfolger
wurde nach 1933 Felix Kuhn.
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Aidhausen (3,4 % von insgesamt
678). Ihre Zahl ging bis 1939 nur geringfügig zurück auf 19 Personen (2,0 %
von 626). Drei waren inzwischen emigriert. Bereits vor dem Novemberpogrom 1938
kam es zu gewaltsamen Aktionen gegen die jüdischen Familien am Ort. Am 10.
Oktober 1938 wurden die Fensterscheiben ihrer Häuser eingeworfen. Vier der
an dieser Ausschreitung Beteiligten brachen anschließend in die Synagoge ein,
zerschlugen Fenster und schändeten einen Teil der Ritualien. Von den letzten im
Februar 1942 noch hier wohnhaften 16 jüdischen Einwohnern wurden elf im April
1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert. Am 24. Juni 1942 wurden
die letzten fünf Aidhauser Juden nach Schweinfurt eingewiesen (Angabe von
Elisabeth Böhrer) und von
dort aus im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt.
Von den in Aidhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Ackermann (1875), Babette Ackermann geb.
Rosenfelder (1884), Bella Ackermann (1939), Brunhilde (Hilde) Ackermann geb. Luchs
(1915), Herbert Ackermann (1907), Lane Ackermann (1941), Max Ackermann (1876),
Lane Ackermann (1941), Regina Baruch geb. Stern (1868), Rebekka (Ricka)
Blättner geb. Stern (1856), Irma Brühl geb. Ackermann (1906), Rosa Jacob geb. Sacki (1882), Edgar Kleinhäuser
(1932),
Josef Kleinhäuser (1894), Paula Kleinhäuser geb. Stein (1902), Max Kohn
(1863), Moritz Kohn (1864), Abraham Kuhn (1866 oder 1868), Malchen Kuhn geb.
Schloss (1878), Nathan Kuhn (1904),
Ottilie (Tilly) Kuhn (1898), Louis Stein (1872), Adolf Stern (1874), Julius
Stern (1869), Philipp Stern (1872), Regine Weglein geb. Gerst (1868), Betty Weil geb.
Kuhn (1907).
Von den in das Ghetto Theresienstadt verschleppten jüdischen Einwohnern hat
Frieda Stein geb. Rau (geb. 1875) die NS-Zeit überlebt; sie war mit dem in der
Liste oben genannten Louis Stein (1872) verheiratet (Ausk. Elisabeth
Böhrer nach Recherchen im Bundesarchiv).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1876
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1876: "Die
hiesige Religionslehrer-, Vorsänger und Schächterstelle wird mit dem 1.
Dezember laufenden Jahres vakant. Fixer Gehalt 500 Reichsmark nebst schöner
Wohnung, Garten und freier Beheizung. Die Schechita (Schächten) beträgt 300
Mark mit nicht unbedeutendem Nebenverdienste. Qualifizierte Bewerber wollen sich
baldigst an den Unterzeichneten wenden.
Aidhausen (Post Hofheim), im November 1876. Nathan Kuhn, Vorstand".
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Karte an Lehrer Julius Rosenfelder (1886)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Zum 50-jährigen Dienstjubiläum des Lehrers Julius Rosenfelder im November 1921
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1921:
"Aidhausen (Unterfranken), 1. November. Samstag, den 19. November,
begeht Herr Lehrer Rosenfelder seinen 70. Geburtstag und sein 50jähriges
Dienstjubiläum. Als Erzieher der Jugend, als Vorbild der Gemeinde und als
Berater und Helfer für jedermann, hat er sich in 43jähriger selbstloser
Wirksamkeit am hiesigen Orte die Liebe und Achtung der gesamten
Bevölkerung erworben. Möge es dem wackeren Jubilar vergönnt sein, noch
viele Jahre in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische zum Segen
seiner Gemeinde seines Amtes zu walten." |
Ankündigung der Goldenen Hochzeit von Lehrer Julius Rosenfelder (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1930: "Goldene Hochzeit. Am 25. Mai begeht Lehrer Julius Rosenfelder
in Aidhausen das Fest der goldenen Hochzeit. Herr Rosenfelder war in den
70er-Jahren in Rodheim und Crainfeld
(Hessen) angestellt. Seit 1878, also seit 52 Jahren wirkte der Jubilar
segensreich in Aidhausen und erfreut sich heute noch geistiger und
körperlicher Frische. Die Gemeinde ist um ihn her zusammengeschmolzen.
Aber wacker hält der Senior der aktiven bayerischen Lehrer auf seinem
Posten aus. Mögen dem fast 80jährigen Jubilar an der Seite seiner Gattin
noch viele Jahre in Gesundheit und Glück beschieden sein!" |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "Aidhausen,
2. Mai (1930). Am 25. Mai begeht Lehrer Julius Rosenfelder in Aidhausen
das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Herr Rosenfelder war in den
70er-Jahren in Rodheim und Crainfeld
(Hessen) angestellt. Seit 1878, also seit 52 Jahren, wirkt der Jubilar
segensreich in Aidhausen und erfreut sich heute noch geistiger und
körperlicher Frische. Wacker hält der Senior der aktiven bayerischen
Lehrer auf seinem Posten aus. Mögen dem fast 80-jährigen Jubilar an der
Seite seiner Gattin, die ihm stets eine wackere Lebensgefährtin war, noch
viele Jahre in Gesundheit und Glück beschieden
sein." |
Über die Feier der Goldenen Hochzeit von Julius und
Karoline Rosenfelder (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni
1930: "Aidhausen, 25. Mai (1930): Unter lebhafter Teilnahme
der hiesigen Gesamtbevölkerung ohne Unterschied der Konfessionen, sowie
von Freunden von Nah und Fern fand heute das seltene Fest der Goldenen
Hochzeit der Lehrersehegatten Julius und Karoline Rosenfelder statt.
Am Vorabend des Festes wurde das Jubelpaar mit einer Ovation beehrt, an
welcher die Ortskapelle und der Gesangverein beteiligt waren, dessen
Ehrenmitglied der Jubilar ist. Vormittags 10 Uhr fand eine Synagogenfeier
statt, in welcher Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim in einer
tiefdurchdachten Ansprache die edlen Tugenden des Jubelpaares,
insbesondere des Jubilars als Lehre rund Führer seiner Gemeinde seit 52
Jahren eingehend würdigte und demselben namens der Kultusgemeinde, des Rabbinatsbezirks
und des Bezirksausschusses des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden Dank und Grüße zum Ausdruck brachte. Namens der
Nachbargemeinde Kleinsteinach
sprach der Kultusvorstand Emanuel Grünbaum unter Überreichung
eines praktischen Geschenkes ehrende Worte. Lehrer Blumenthal aus Hofheim
beglückwünschte das Jubelpaar im Namen der Kultusgemeinde Hofheim-Lendershausen,
Königshofen im Grabfelde und Oberlauringen,
sowie im Auftrage der aktiven und pensionierten Amtsbrüder des
Rabbinatsbezirks unter gleichzeitiger Überreichung einer
Glückwunschadresse. Schön und feierlich umrahmt waren diese Ansprachen
durch die von Lehrer Heller-Adler aus Königshofen
dirigierten klangvollen Solo-Chorgesänge des Königshofener
Synagogenchors. Mit bewegten Worten dankte sodann Lehrer Rosenfelder
aus Ladenburg namens seiner
gefeierten Eltern für die zahlreichen Ehrungen. Unter den zahlreich
eingelaufenen Glückwünschen sind besonders hervorzuheben die
Glückwunschschreiben des Reichspräsidenten Dr. Held, der
unterfränkischen Kreisregierung, des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden, der israelitischen
Lehrerbildungsanstalt Würzburg usw. Möge es dem verehrlichen
Jubelpaare vergönnt sein, noch lange Jahre hindurch in einem heiteren und
sonnigen Lebensabend sich dieser feierlichen und erbebenden Stunden zu
erinnern. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
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Artikel ebd.
vom 15. Juli 1930 unter den "Vereinsmitteilungen" des Lehrervereins:
"Vor kurzem beging unser Kollege Rosenfelder, Aidhausen, das Fest der
goldenen Hochzeit. Welch großer Beliebtheit sich das Jubelpaar erfreute,
das beweisen die Menge der Gratulanten, die sich zur Feier einfanden.
Besonders erfreulich war die rege Teilnahme der nichtjüdischen
Bevölkerung an diesem Ehrentag. Auch Reichspräsident von Hindenburg,
Ministerpräsident Held und der Regierungspräsident von Unterfranken
sandten Glückwunschschreiben. In einem Dankschreiben an uns schließt der
greise Jubilar mit den Worten: 'Möge Gott in den Herzen der Obrigkeit
aller Länder gleiche Gefühle erwecken, auf dass wir einer besseren
Zukunft entgegensehen mögen.'" |
Zum Tod des jüdischen Lehrers, Kantors und Schächters Julius Rosenfelder (Oktober 1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930: "Nachruf!
Aidhausen (Unterfranken). Am 10. Oktober wurde Kollege Julius
Rosenfelder unter Beteiligung der gesamten Ortsbevölkerung und vieler
auswärtiger Freunde im Alter von 80 Jahren zu Grabe getragen. In kleinem
Kreise hat der Entschlafene Großes gewirkt und durch seine
Persönlichkeit und sein vielfältiges Wissen sich hohe Achtung erworben.
Im Mai war es ihm noch vergönnt, die Goldene Hochzeit zu feiern und am 1.
August wurde er in den Ruhestand versetzt. Mit dem Abschluss seiner
Lebensarbeit betrachtete der sonst lebensfrohe Mann seine Lebenszeit für
beendet. Er sehnte sich heimwärts und entschließ sanft zur ewigen Ruhe.
Ehre seinem Andenken!" |
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Links derselbe Bericht in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" vom 15. November 1930. |
Zum Tod der Witwe von Julius Rosenfelder - Karolina Rosenfelder (1932)
Artikel
in den "Mitteilungen des jüdischen Lehrervereins für Bayern" vom 15. Mai
1932: "Am 12. April dieses Jahres folgte Frau Karolina Rosenfelder
von Aidhausen ihrem vor eineinhalb Jahren verstorbenen Gatten, unserem
Kollegen Julius Rosenfelder, ins Grab. Die Beerdigung in
Kleinsteinach fand unter
zahlreicher Beteiligung aus allen Bevölkerungskreisen statt." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Kaufmanns Heinrich Walter (1897)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1897:
"Aidhausen bei Hofheim. 'Mit dem Eintritt des Monats Adar häufe man
Freuden'. Die hiesige Gemeinde konnte diesmal leider dieser Aufforderung
zur Freude keine Folge leisten. Am 16. Februar verschied nach kaum
5tägiger Krankheit an Diphteritis, in noch nicht vollendetem 42.
Lebensjahre, der in weiten Kreisen beliebte und geachtete Kaufmann
Heinrich Walter. Durch seinen Tod erlitten nicht nur die trauernden
Hinterbliebenen, die Frau mit 5 unmündigen Kindern einen harten Schlag
und unersetzlichen Verlust, sondern es verlor in ihm die ganze Gemeinde
ein teueres Mitglied, ein Mitglied, das ihr zur Ehre und Zierde gereichte.
Bei ihm hieß es: 'ich freue mich, wenn man zu mir sagt: Lasst uns ins
Gotteshaus gehen, denn er versäumte fast keinen Gottesdienst. Seine
Freude zur Ausübung von Gerechtigkeit und Wohltätigkeit gab er
bei jedem Anlass kund. Aber auch der Welt gegenüber zeigte er sich als
edler Charakter. Jedermann, ohne Unterschied der Konfession, suchte und
fand bei ihm in uneigennützigster Weise Rat und Hilfe und Jeder, der mit
ihm in Geschäftsverbindung stand, lobte seine große Redlichkeit und
Ehrlichkeit. Möge der Allgütige der nun alleinstehenden Witwe Trost und
Beruhigung senden und weitere Unglücksfälle von unserer Gemeinde
abwenden. Amen". |
Hinweis auf den aus Aidhausen stammenden Lehrer Sally
Rosenfelder (geb. 1882 in Aidhausen, gest. 1969 in den USA)
Aus Aidhausen stammt der nach seinen Studien in
Burgpreppach und Würzburg bis 1910 in Buchen
und von 1910 bis 1939 in Ladenburg
tätige Lehrer Sally Rosenfelder (geb. 1882 in Aidhausen), ein Sohn
des Lehrers Julius Rosenfelder (vgl. die Berichte oben; bei der Goldenen
Hochzeit seiner Eltern 1930 war Sally Rosenfelder anwesend). Weitere
Informationen auf der Seite zu Ladenburg.
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Warengeschäftes C. Rosenfelder
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1902:
"Suche
für mein gut eingeführtes Warengeschäft einen tüchtigen
Detailreisenden
für kleine Touren. Wandergewerbeschein erhält er auch, wenn er noch
nicht das 25. Lebensjahr erreicht hätte. Schabbos und Jomtof (Feiertag)
streng geschlossen. Kost und Logis im Hause. Offerten, belegt mit
Zeugnissen und Gehaltsansprüchen, an C. Rosenfelder, Aidhausen
(Unterfranken)." |
Weitere Dokumente
Korrespondenzkarte
(Spendenaufruf)
von Rabbiner Osias Krohn -
Skala, Galizien (1888)
(aus der Sammlung von Aribert Elpelt,
Website
heimat-unterfranken.de) |
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Korrespondenz-Karte
(Spendenaufruf) an
"Wohlgeborenen Herrn S. Kleinhäuser (statt Kleinhauter) in Aidhausen Bayern
Deutschland" von Rabbiner Osias Krohn: "Euer Wohlgeboren. Der
äußerste Notfall zwingt mich nochmals um Ihre edle Spende anzuflehen.
Eine arme von Russland infolge der Judenverfolgungen hierher geflüchtete
Rabbinerfamilie steht vor Sie und bittet um Erbarmen. Es kommt ein
neues Jahr, der Allvater wird Sie dafür ins Lebebuch einschreiben.
Nachdem Geldsendungen in Briefen mir mehrfach nicht zugekommen sind, so
bitte nur per Postanweisung zusenden...". Unterzeichnet von Rabbiner Osias Kron Skala a/Z ([Skala am Zbruch]
Galizien."
Die Karte wurde Ende August 1888 von Skala am Zbruch (Zbrucz, Збруч,
Fluss) nach Aidhausen verschickt; zu Skala siehe Wikipedia-Artikel
Skala-Podilska, ukrainisch Скала́-Поді́льська,
Wikipedia-Artikel) |
Weitere
Karte von Rabbiner Krohn, aber nicht Aidhausen betreffend. |
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nach 1945:
Displaced Person in Aidhausen
(1947) |
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Dokument
einer DP (Displaced Person)
in Aidhausen (1947) |
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In Aidhausen gab
es nach vorliegenden Informationen kein Lager für Displaced Persons, doch
wird Szer Mihaly (oder Mihaly Szer?) zu diesem Personenkreis gehört haben.
Er wird unter den Schach-Mitteilungen der jiddischen Zeitschrift "Undzer
Wort" am 1. August 1947 und am 29. August 1947 genannt. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden. 1710/11
wurde eine erste Synagoge erbaut, wobei es sich um einen Fachwerkbau handelte.
Eine neue Synagoge wurde 1869 auf dem Grundstück der bisherigen
Synagoge erbaut. Neben dem Gebäude war seit 1847 das durch den jüdische
Arzt Dr. Josef Samuel gestiftete jüdische Schulhaus mit der Lehrerwohnung
(siehe oben). In der Synagoge wurde
u.a. ein Torawimpel von 1646 aufbewahrt.
Bereits am 10. Oktober 1938 kam es zu Ausschreitungen gegen die
jüdischen Familien am Ort, bei denen auch die Fenster der Synagoge
eingeschlagen und ein Teil der Ritualien geschändet wurden.
Nach 1945 kam das Synagogengebäude nach Klärung des
Restitutionsverfahrens in Privatbesitz und wird seitdem als Wohnhaus mit
Werkstatt verwendet. Aus der Zeit als Synagoge sind u.a. noch zwei
Original-Türen vorhanden (Eingang
für Männer und Frauen getrennt), zwei Original-Rundfenster (vorne und hinten)
erhalten, ebenso vier Original-Korbbogen-Fenster (Schwierz 1987 S. 32).
Auf einer Grünfläche gegenüber der ehemaligen Synagoge findet sich eine
Gedenktafel auf einem Felsbrocken mit dem Text: "In Aidhausen bestand bis
1942 eine Jüdische Kultusgemeinde. Synagoge in der Dorfstraße. Zur Erinnerung
und zur Mahnung".
Adresse/Standort der Synagoge: Frankenstraße 30 (unweit
des Rathauses, frühere Anschrift: Dorfstraße 100, beziehungsweise Haus Nr. 101/101a)
Fotos
(Historische Aufnahme vom 18. Juli 1929 durch Th. Harburger, veröffentlicht in ders.:
Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Bd. 2 S. 3).
Historisches Foto
(Ritualie
aus Aidhausen) |
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Kohanim -
Waschgerät aus dem ehemaligen Privatbesitz von Max Ackermann
in Aidhausen |
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Die ehemalige Synagoge nach
1945
(Quelle: Schwierz S. 32) |
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Die ehemalige Synagoge
(1987) |
Der Gedenkstein gegenüber
der
ehemaligen Synagoge |
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Die ehemalige Synagoge 2007
(Fotos: Hahn Aufnahmedatum 27.5.2007) |
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Blick auf die westliche
Fassade
der ehemaligen Synagoge |
Blick von
Südwesten |
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Ehemals
Eingangstüren für den Zugang zum Betsaal der Männer und zur
Frauenempore |
Blick auf das Gebäude von
Norden |
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Originale
Eingangstür mit Schloss |
Blick auf das Gebäude von
Süden |
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Der Gedenkstein
gegenüber der Synagoge |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 248-249. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 32. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 400.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 152-153. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Aidhausen Lower Franconia.
The Jewish community numbered 82 (total 697) in 1867 with a synagogue erected in
1869. In 1933, 23 Jews remained. The synagogue and Jewish homes were vandalized
in October 1938. Ten Jews emigrated in 1935-39 and the rest were deported to
Izbica in the Lublin district (Poland) and the Theresienstadt ghetto in 1942.
nächste Synagoge
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