Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rödelsee (Kreis Kitzingen) 
Jüdischer Friedhof 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
     
Siehe Seite zur Synagoge in Rödelsee (interner Link)   
     
     
 Zur Geschichte des Friedhofes     
   
Der jüdische Friedhof in Rödelsee wurde im 15. Jahrhundert angelegt. Er wird bereits 1432 und wiederum 1526 genannt. 1563 bestätigte die Grundherrschaft (Wilhelm Moritz von Heßberg) das Bestehen des Friedhof. 1602 wird der Bau der Mauer und eines Taharahauses genehmigt. Der Rödelseer Friedhof war zentrale Begräbnisstätte mehrerer umliegender jüdischer Gemeinden, u.a. Großlangheim, Hüttenheim, Kitzingen, Mainbernheim, Mainstockheim, Marktbreit. Es ist mit einer Fläche von 188,30 ar und über 2.500 Grabsteinen einer der großen jüdischen Friedhöfe in Bayern. Der Friedhof ist von einer massiven Steinmauer umgeben. Auf Grund mehrerer Erweiterungen (1614, 19. Jahrhundert) ist der Friedhof in fünf Gräberfelder gegliedert. Links vom Eingang liegt der jüngere Teil aus dem 19./20. Jahrhundert. Ein Gefallenendenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges ist vorhanden. Bereits vor und in der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrfach geschändet (1929, 1932, 1936). Bei Novemberpogrom 1938 wurde das kleine Taharahäuschen in Brand gesetzt. 1950 abgebrochen. Der Waschstein aus dem Taharahaus wurde 1950 als Gedenkstein aufgestellt. 1981 wurde er zerstört. 1983 ist ein neuer Gedenkstein zur Erinnerung an die in der NS-Zeit umgekommenen Juden aus Rödelsee und Umgebung aufgestellt worden.
  
  
Aus der Geschichte des Friedhofes        
  
Anmerkung zum jüdischen Friedhof anlässlich des Hinweises auf einen hier begrabenen Gaon (bedeutender Rabbiner) Isack Günzburg (Artikel von 1901)  

Aus einem Artikel einer Serie über "Günzburg und die schwäbischen Gemeinden" vom 19. August 1901: "14, Isack Günzburg, Sohn des Ascher Aron (Nr. 4), der als großer Gaon bezeichnet wird und für die Verbreitung von Thorakenntnis eintrat; er wurde in Rödelsee begraben. 
Mit Anmerkung: Rödelsee war ebenfalls eine bedeutende Gemeinde und gehörte zum Bistum Bamberg (Mtsch 29, 506). Der dortige Cantor, Jakob ben Isack Halevi verfasst unter dem Titel Kehillat Jaakow eine im Rhythmus des Samuelbuchs geschrieben gereimte Übersetzung des Pentateuchs und der Bücher Josua und Richter (Fürth 1692); vgl. Cat. Bodl. Nr. 5546 (wo der Ortsname richtig zu stellen ist; ebenso Cat. München 115). Bekanntlich ist der getaufte Paulus Ämilius dort geboren. Der dortige Friedhof, den ich vor 2 Jahren besuchte, ist sehr alt und von bedeutendem Umfang. Er steht unter Aufsicht des dortigen Lehrers Frank, der sich in anerkennenswerter Weise bemüht, als Grabsteine zu kopieren und für ihre Auffrischung zu sorgen. Ich werde bei anderer Gelegenheit über diese Grabsteine Näheres mitteilen und will hier nur noch beifügen, dass Rabbiner und Rabbinerassessoren von Kitzingen, Mainbernheim, Marktbreit u.a. hier beerdigt sind. Auch Abkömmlinge der Familie des Samson Wertheimer fanden hier ihre letzte Ruhestätte (vgl. Kaufmann, Urkundliches aus dem Leben Samson Wertheimers, S. 121).

    
Zum Friedhofsverein "Chebroh kaddischo"  

Kitzingen Buch 01.jpg (56109 Byte)Text aus Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von Kitzingen. 1908 S. 38: "Einige Mitglieder hiesiger Gemeinde gehören auch dem Friedhofsverein 'Chebroh kaddischo' zu Rödelsee an, welcher die eigentliche Totenbestattung vornimmt. Laut Anordnungen dieses Vereins dürfen demselben stets nur 18 Mitglieder angehören, welche aus den Gemeinden gewählt werden, die dem Friedhofsbezirk Rödelsee angehören. Der Friedhof dortselbst besteht, wie aus den Akten zu ersehen ist, seit 'urdenklichen Zeiten'. Eine ganz genaue Angabe der Zeit, wann der Friedhof zu Rödelsee angelegt wurde, ist nirgends zu finden, doch kann als sicher angenommen werden, dass derselbe mehr als 400 Jahre alt ist. Dagegen ist aus den Chebroh-Vereinsbüchern zu ersehen, dass die Chebroh-kadischo 5465, also vor 202 Jahren (sc. 1705) gegründet wurde. Unter den ersten 18 Mitgliedern waren auch 2 Kitzinger: Naphtali Sohn des Samuel-Mosche und Elieser Sohn des Raphael-Salomon. Zum Friedhofbezirk Rödelsee gehören folgende Gemeinden: Rödelsee, Großlangheim, Kleinlangheim, Mainbernheim, Wiesenbronn, Kitzingen, Mainstockheim, Marktbreit, Obernbreit, Sommerhausen (einige Familien), früher auch Marktsteft, Segnitz, Hohenfeld und Sommerach

   
Der Bau einer neuen Friedhofshalle und die Renovierung des alten Taharahauses (1921)  

Roedelsee Israelit 01091921.jpg (70170 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1921: "Kitzingen, 15. August (1921). Auf dem laut Rentamtskataster 'seit urdenklichen Zeiten' bestehenden israelitischen Zentralfriedhofe in Rödelsee wurde es bisher als großer Missstand angesehen, dass bei Beerdigungen die üblichen Gebete und Nachrufe unter freiem Himmel stattfinden mussten; ebenso war das vielleicht mehrere hundert Jahre alte Häuschen, in welchem die rituellen Waschungen stattfinden, in einem sehr baufälligen Zustande. Durch eine sehr namhafte, großherzige Spende des Herrn Julius Klugmann aus New York und seiner Gattin Fränzi, welch ersterer aus dem zum Friedhofbezirke gehörigen Wiesenbronn stammt, war es möglich, einen zeitgemäßen, stattlichen Bau zu errichten, sowie das alte Häuschen gründlich zu renovieren. Die edlen Stifter haben sich ein großes Verdienst erworben und wurden durch eine an dem Gebäude angebrachte Erinnerungstafel deren Namen für alle Zeiten verewigt."  

  
Berichte von der ersten Friedhofschändung im November 1929  

Roedelsee BayrGZ 15111929.jpg (88087 Byte)Roedelsee CV 08111929 H45 S599.jpg (52869 Byte)Kitzingen (Quelle: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung vom 15.11.1929). Ein verbrecherischer Akt, geboren aus dem Sumpf von Rohheit und Gemeinheit, wurde auf dem israelitischen Bezirksfriedhof Rödelsee bei Kitzingen verübt. In der Nacht vom 3. auf den 4. November (1929) wurden von Verbrecherhand 11 Grabsteine umgeworfen und acht von ihnen in vandalischer Weise zertrümmert. Fünf Steine standen auf Kindergräbern, sechs auf Gräbern von Erwachsenen. Unter den zertrümmerten Steinen befindet sich auch das Grabdenkmal des vor Jahrzehnten verstorbenen in Mainbernheim amtierenden Rabbiners Thalheimer. Es ist schon das zweitemal, dass verrohte Burschen diesen altehrwürdigen, vor Jahrhunderten angelegten Friedhof geschändet haben. Auch Einbrücke sind mehrfach verübt worden. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass die Entartung und Verwilderung der Sitten einen solchen Grab erreicht hat. Das sind die Folgen der Verletzung und Aufpeitschung aller niedrigen Triebe, die von völkischer Seite ausgehen. Unter der Einwirkung solcher Einflüsse in den Tätern das Gefühl der Pietät vor den Toten, das selbst den primitiven Völkern eigen ist, verloren gegangen. Man sollte nicht glauben, dass eine solche Kulturschande in einem Kulturstaates möglich ist. Wie lange noch will man die Verhetzung, die solche Früchte zeitigt und dadurch das Ansehen Deutschlands schändet, dulden? Auf die Ergreifung der Täten setzt die Friedhofverwaltung eine Belohnung von RM 500.- aus. Anzeige ist erstattet, und die Nachforschungen werden mit aller Energie unternommen, sodass zu hoffen ist, dass die Verbrecher gefasst und der verdienten Strafe zugeführt werden können.
Friedhofsschändung in Rödelsee (Quelle: CV-Zeitung vom 8.11.1929). In der Nacht vom 3. zum 4. November wurden auf dem israelitischen Bezirksfriedhof in Rödelsee bei Kitzingen elf Grabsteine umgeworfen und acht von ihnen in vandalischer Weise zertrümmert. Unter den vollständig zerstörten befindet sich auch das Grabdenkmal des Rabbiners Thalheimer aus Mainbernheim. Zu den geschändeten Gräbern gehören fünf Kindergräber. Die Fußspuren zeigen nach Mainbernheim. Da dort kürzlich eine rechtsradikale Versammlung abgehalten wurde, liegt die Vermutung nahe, dass die Tat eine Frucht dieser Hetze ist. Die Nachforschungen sind sofort energisch aufgenommen worden. Die Friedhofsverwaltung hat für die Ergreifung der Schuldigen 500 Mark Belohnung ausgesetzt.
    
Roedelsee Israelit 07111929.jpg (97787 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1929: "Friedhofsschändung. Kitzingen, 4. November (1929). Von kompetenter Seite wird uns geschrieben. Ein verbrecherischer Akt, geboren aus dem Sumpf von Rohheit und Gemeinheit wurde auf dem israelitischen Bezirksfriedhof Rödelsee bei Kitzingen verübt. In der Nacht vom 3. auf dem 4. November wurden von Verbrecherhand 11 Grabsteine umgeworfen und 8 von ihnen in vandalischer Weise zertrümmert. 5 Steine standen auf Kindergräbern, 6 auf Gräbern von Erwachsenen. Unter den zertrümmerten Steinen befindet sich auch das Grabdenkmal des vor Jahrzehnten verstorbenen in Mainbernheim amtierenden Rabbiners Thalheimer. Es ist schon das zweite Mal, dass verrohte Burschen diesen altehrwürdigen, vor Jahrhunderten angelegten Friedhof geschändet haben. Auch Einbrüche sind mehrfach verübt worden. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass die Entartung und Verwilderung der Sitten einen solchen Grab erreicht hat. Das sind die Folgen der Verhetzung und Aufpeitschung aller niedrigen Triebe, die von völkischer Seite ausgeht. Unter der Einwirkung solcher Einflusse ist den Tätern das Gefühl der Pietät vor den Toten, das selbst den primitiven Völkern eigen ist, verloren gegangen. Man sollte nicht glauben, dass eine solche Kulturschande in einem Kulturstaate möglich ist. Wie lange noch will man die Verhetzung, die solche Früchte zeitigt und dadurch das Ansehen Deutschlands schändet, dulden? Auf die Ergreifung der Täter setzt die Friedhofsverwaltung eine Belohnung von 500 Mark aus. Anzeige ist erstattet, und die Nachforschungen werden mit aller Energie unternommen, sodass zu hoffen ist, dass die Verbrecher gefasst und der verdienten Strafe zugeführt werden können."

    
Kurzer Bericht von einer Friedhofschändung 1931

Kitzingen Israelit 21051931.jpg (27518 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1931: "Kitzingen. Der jüdische Friedhof (Gemeinde Rödelsee), der bereits 1929 geschändet wurde, ohne dass die Schandtat ihre Sühne fand, wurde dieser Tage abermals heimgesucht. Zwei Grabsteine wurden umgeworfen."

    
    
Lage des Friedhofes: 
   

Der Friedhof liegt etwa 1 km außerhalb von Rödelsee am Fuß des Schwanberges (an der Steige zum Schwanberg), erreichbar über Weinbergwege.
   
   
Fotos                 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 12.5.2006)  

Roedelsee Friedhof 200.jpg (25019 Byte) Roedelsee Friedhof 201.jpg (77288 Byte) Roedelsee Friedhof 202.jpg (106464 Byte)
Eine der Hinweistafeln zum Friedhof Das Eingangstor Hinweistafeln am Eingang
     
Roedelsee Friedhof 203.jpg (60690 Byte) Roedelsee Friedhof 231.jpg (40497 Byte) Roedelsee Friedhof 208.jpg (60808 Byte)
Kleines Haus für die 
Aufbewahrung von Geräten
Der Davidstern über 
dem Gerätehaus
Grabsteine u.a. für Nathan Gerst und seine
 Frau Jette geb. Frank (Doppelstein) sowie
 für den Lehrer aus Rödelsee Abraham Frank
 und seine Frau Fanny geb. Mayer 
   
     
Roedelsee Friedhof 205.jpg (78741 Byte) Roedelsee Friedhof 206.jpg (81268 Byte) Roedelsee Friedhof 207.jpg (119474 Byte)
Die Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges; rechts die Tafel für die Gefallenen des Friedhofsbezirkes Rödelsee 
(aus Kitzingen, Marktbreit usw.); auffallend die Symbolik auf den Grabsteinen: Stahlhelme, Schwerter, Lorbeerkranz
  
Roedelsee Friedhof 212.jpg (85533 Byte) Roedelsee Friedhof 211.jpg (107663 Byte) Roedelsee Friedhof 214.jpg (75284 Byte)
Teilansichten älterer Friedhofsteile; die Grabsteine sind zum großen Teil stark verwittert.
 
Roedelsee Friedhof 204.jpg (58202 Byte) Roedelsee Friedhof 217.jpg (66613 Byte) Roedelsee Friedhof 226.jpg (56136 Byte)
Teilansichten älterer Friedhofsteile  Blick vom Friedhof nach Rödelsee; rechts 
die Gräber des 19./20. Jahrhunderts
  
   
Roedelsee Friedhof 213.jpg (115373 Byte) Roedelsee Friedhof 210.jpg (72212 Byte) Roedelsee Friedhof 224.jpg (90252 Byte)
Symbol der Krone für ein Leben, 
das eine Krone verdient hat
Levitenkanne für einen männlichen
 Vertreter eines Levi-Familie
  
     
Roedelsee Friedhof 225.jpg (99345 Byte) Roedelsee Friedhof 219.jpg (92577 Byte) Roedelsee Friedhof 209.jpg (86024 Byte)
Grabsteine für Esther Fromm und 
Elieser Sohn des Simon 
Grabsteine für Jakob Rossmann und 
Max Stein aus Kitzingen, beide 
im April 1937 gestorben 
Grabsteine u.a. für Doris Mayer geb. Mendle,
 Karoline Mayer geb. Lilienstrauß, Babette
 Gerst geb. Hahn
, Berta Rosenbusch 
     
Roedelsee Friedhof 221.jpg (102211 Byte) Roedelsee Friedhof 222.jpg (107416 Byte) Roedelsee Friedhof 223.jpg (92411 Byte)
Grabsteine aus der Zeit 
um 1918 
Grabstein für Johanna Herzfelder 
geb. Schönberger
mit 
Spuren der Zerstörung 
Abgebrochene Säule als Symbol für eine 
viel zu früh Verstorbene 
(Clementine Fromm aus Kitzingen
  
     
Roedelsee Friedhof 228.jpg (105099 Byte) Roedelsee Friedhof 229.jpg (110802 Byte) Roedelsee Friedhof 220.jpg (98065 Byte)
oben und unten: Grabstein für Rabbiner 
Dr. Joseph Wohlgemuth
aus Kitzingen 
(gest. 1935) 
Grabstein für Simon Freudenberger,
 Hauptlehrer in Flieden 
(gest. 5.02.1936) 
Grabstein für Naphalie Bamberger, 
Kantor und Religionslehrer aus 
Kitzingen (gest. 30.12.1938)  
     
Roedelsee Friedhof 227.jpg (90335 Byte)

   

Roedelsee Friedhof 218.jpg (124672 Byte)  
   Grabstein für Schrage Glückstein aus
 Kitzingen mit Gedenkinschrift für die in
 der NS-Zeit ermordeten Geschwister
  
     
Roedelsee Friedhof 215.jpg (101552 Byte) Roedelsee Friedhof 216.jpg (107896 Byte) Roedelsee Friedhof 230.jpg (113593 Byte)
"Dieser Friedhof wurde 1938 unter 
der Nazigewaltherrschaft zerstört und 
1950 von Opfern des Faschismus 
wieder hergestellt" 
Die hebräischen Zeilen übersetzt:
Oben: Zum Ewigen Gedenken.
Untere Hälfte: Ihre Seelen mögen
 eingebunden sein in den Bund des Lebens
Geschändete Grabsteine, die außerhalb 
des Friedhofes geborgen und 1904 
auf den Friedhof zurückgebracht 
wurden 
     
Soldatengräber des Ersten Weltkrieges 
(Fotos von Hans-Jürgen Zeis, Nürnberg; Aufnahmen vom Juni 2013)  
 
Roedelsee Friedhof 1310.jpg (466915 Byte) Roedelsee Friedhof 1311.jpg (434922 Byte) Roedelsee Friedhof 1312.jpg (426570 Byte)
Blick über den Friedhof 
(Teilansicht) 
Grabstein für Vizefeldwebel d.R. 
Kurt Lehmann aus Marktbreit (1895-1919)
Grabstein für Julius Putzel in Marktbreit 
(n.j.Z. 5650-5678) 
     
Roedelsee Friedhof 1313.jpg (449368 Byte) Roedelsee Friedhof 1314.jpg (500904 Byte) Roedelsee Friedhof 1315.jpg (382323 Byte)
Grabstein für Abraham Lauber aus 
Marktbreit, geb. in Obernbreit (- 1917)
Grabstein für Sali Gerst 
(1880 in Kitzingen - 1917) 
  
     
Roedelsee Friedhof 1316.jpg (488446 Byte) Roedelsee Friedhof 1317.jpg (512525 Byte) Roedelsee Friedhof 1318.jpg (482012 Byte)
  Gedenktafel für alle Gefallenen
 des Friedhofbezirks Rödelsee 
Grabstein links für Adolf Stern, 
Grabstein aus Nürnberg 
     

    
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte        

November 2018: Ein Projekt zu einem Netzwerk zum Friedhof Rödelsee wird in Sommerach vorgestellt   
Artikel in "infranken.de" vom November 2018: "'Netzwerk jüdischer Friedhof Rödelsee' vorgestellt. 
In Zusammenhang mit der Heimat- und Kulturpflege wurde in der Sommeracher Ratssitzung das Gemeinschaftsprojekt 'Netzwerk jüdischer Friedhof Rödelsee' vorgestellt. Hierzu begrüßte Bürgermeister Elmar Henke die Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen Margret Löther. Der Verein hat nach den Ausführungen Löthers von einem Fachbüro ein Vorkonzept in Absprache mit der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern und der Gemeinde Rödelsee, erarbeiten lassen. In den kommenden Jahren soll ein Wissens- und Vermittlungsnetzwerk entstehen, das die Bedeutung des historischen Bestattungsortes für die Geschichte und Kultur der Region langfristig sichtbar macht, betonte die Vorsitzende.
Neben dem zentralen Infopunkt am Friedhof selbst, erhalten alle Netzwerkgemeinden einen lokalen Informationspunkt im eigenen Ort. Das Projekt soll mit der Förderung des europäischen Leader- Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Bayern realisiert werden. Zur Teilnahme am Netzwerk eingeladen sind die Gemeinden des ehemaligen Rabbinats Kitzingen. Um Förderanträge stellen zu können, sollen die Kommunen bis zum Jahresende 2018 entscheiden, ob eine Bereitschaft zur Teilnahme am geplanten Netzwerk gegeben ist. Die Förderung läuft bis 2020, teilte Löther mit.
Sommerach war die nördlichste der rund 15 Gemeinden, die auf den ehemaligen Rabbinatsfriedhof in Rödelsee beerdigten. Auf dem Friedhof sind mindestens 27 Grabsteine Sommeracher Juden identifiziert und dokumentiert, denen Biographien und Familiengeschichten zugeordnet werden können. Die von spätestens 1763 bis 1880 bestehende örtliche jüdische Gemeinde in Sommerach hatte zeitweise bis zu einhundert Mitglieder. Konkrete Kosten des angedachten Projekts für Sommerach konnte Löther in der Sitzung nicht nennen, da man noch in Verhandlungen mit mehreren Gemeinden ist. Die Sommeracher Räte waren sich einig: Erst nach Vorlage konkreter Zahlen wird man einen entsprechenden Beschluss fassen."
Link zum Artikel  
 

Juli 2019: Zum Stand der Erarbeitung eines "Wissens- und Vermittlungsnetzwerks" zum Friedhof Rödelsee                                           

Artikel von Walter Sauter in der "Main-Post" vom 21. Juni 2019: "Rödelsee. Auf den Spuren jüdischen Lebens und Sterbens
Die Juden nennen ihn 'Makom tov' (Guter Ort) oder 'Bejt hachajim' (Haus des ewigen Lebens), rund 200 gibt es davon in Bayern, einer der größten liegt im Landkreis Kitzingen: Der von einer Mauer umschlossene, zwei Hektar große jüdische Friedhof in Rödelsee ist ein einzigartiges Kultur- und Naturdenkmal. Seit dem frühen 15. Jahrhundert war er zentraler Bestattungsort jüdischer Familien aus 18 Orten im weiten Umkreis. Nun sollen der Friedhof und diese Gemeinden mit einem groß angelegten 'Wissens- und Vermittlungsnetzwerk' miteinander verknüpft werden. Ziel ist letztlich die Schaffung eines Kulturpfads 'Auf jüdischen Spuren durch das Kitzinger Land' mit dem Friedhof Rödelsee als Zentrum.
Rund 2500 Grabsteine sind bis heute erhalten – und jeder von ihnen kann eine Geschichte erzählen. 'Es berührt mich tief, dass jüdisches Leben hier kein Ende hat', sagt Margret Löther, Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, der als Initiator und Koordinator des ehrgeizigen Projekts agiert. Und sie weiß, wovon sie spricht. Ganze Familien kommen immer wieder nach Rödelsee, oft aus Israel oder Amerika, machen sich auf dem Friedhof auf Spurensuche. Wie unlängst die Nachkommen von Nathan und Jette Gerst, ehemals Weinhändler in Kitzingen. Zu neunt waren die Familien Herman und Fletcher angereist, um das Grab ihrer Urururgroßeltern zu besuchen.
Ein mehrsprachiges Internetangebot und ein damit verknüpfter detaillierter Lageplan vor dem Friedhof sollen helfen, die Gräber künftig leichter zu finden. Wichtige Vorarbeit dazu hat der 2014 verstorbene Heimatforscher Michael Schneeberger geleistet, der akribisch Informationen über den Friedhof und die dort bestatteten Familien zusammengetragen hat.
Die Gemeinde Rödelsee, so Löther, wolle sich bei dem Projekt 'stark engagieren'. Der Kommune gehört das Areal vor dem Haupttor zum Friedhof, auf dem ein Informationspunkt mit Lageplan samt einer kleinen Ausstellung und Sitzgelegenheiten entstehen soll. Eine Plattform könnte zudem einen Überblick über die insgesamt fünf Gräberfelder von außerhalb des Mauerrings erlauben. Gedacht ist auch an ein Tastmodel des Friedhofs für Blinde und Sehbeeinträchtigte, denn Inklusion spielt beim 'Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee' eine wichtige Rolle. So soll die Webseite in einfacher Sprache gehalten sein, es soll einen Audioguide geben oder Führungen von Jugendlichen für Jugendliche.
Infopunkt mit Lageplan soll entstehen. In den 18 Netzwerkorten sollen nach Vorstellung der Initiatoren ebenfalls Informationspunkte entstehen, nur wesentlich bescheidener. Auch hier soll es einen Lageplan des Friedhofs geben, auf dem die Gräber der Personen markiert sind, die aus der jeweiligen Ortschaft stammen. Zudem soll über die historische Verbindung des Ortes mit dem jüdischen Friedhof sowie über die lokale Geschichte der jüdischen Einwohner oder Gebäude informiert werden wie die Bildungseinrichtungen in Segnitz, die Synagoge in Wiesenbronn oder in Obernbreit über das Schicksal von Olga Benario, die mit dem brasilianischen Revolutionär Luís Carlos Prestes liiert war und 1942 im KZ starb.
Doch dieses Netzwerk soll nicht nur aus Infotafeln bestehen, sondern auch aus Menschen und Veranstaltungen. Darüber sollen die Orte stärker miteinander verbunden und jüdisches Leben im Kitzinger Land greifbarer werden. Ein Vorkonzept skizziert auf über 30 Seiten, wie das 'Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee' aussehen und funktionieren könnte. Das ist inzwischen auch den 18 Gemeinden zugegangen, aus denen die in Rödelsee beerdigten Juden kamen. Konkret sind dies Dettelbach, Großlangheim, Hohenfeld, Hüttenheim, Kitzingen, Kleinlangheim, Mainbernheim, Mainstockheim, Marktbreit, Marktsteft, Mönchsondheim, Obernbreit, Rödelsee, Sickershausen, Segnitz, Sommerach, Sommerhausen und Wiesenbronn. Alle Kommunen wurden um finanzielle Unterstützung für das Projekt gebeten. Mehr als die Hälfte, so freut sich Margret Löther, haben diese bereits zugesagt.
Von der Idee zum neuen Netzwerk. Langer Weg: Vor vier Jahren haben sich der 'Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen' auf den Weg gemacht mit dem Ziel, das 'Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee' ins Leben zu rufen. Zunächst hieß es, die viele Idee zusammen zu tragen, zu bündeln und Mitstreiter zu suchen. Es galt Ortbegehungen durchzuführen, zwei Workshops mit beteiligten Kommunen zu organisieren und unzählige Gespräche zu führen, ehe das Vorkonzept von Bettina Keß ('kulturplan' Würzburg) erarbeitet werden konnte.
Förderung: Der nächste entscheidende Schritt steht nun für den Herbst an, wenn der Antrag auf Bezuschussung durch das LEADER-Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in Bayern gestellt werden soll. Margret Löther hofft auf 50 Prozent Förderung, wodurch die erwarteten Kosten von über 80 000 Euro halbiert werden könnten."
Link zum Artikel    
 
Oktober 2020: Pflegeeinsatz auf dem jüdischen Friedhof  
Artikel von Gerhard Bauer in "inFranken.de" ("Die Kitzinger") vom 5. Oktober 2020: "Rödelsee. Pflegeeinsatz auf dem jüdischen Friedhof
Alljährlich im Herbst steht auf dem jüdischen Friedhof bei Rödelsee die Grünpflege auf dem Programm. Mitglieder des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, Bürger aus den umliegenden Gemeinden, Schulklassen und nicht zuletzt der Landschaftspflegeverband kümmern sich um die Beseitigung von Aufwuchs, reinigen Grabanlagen, rechen zusammen und sorgen dafür, dass das Grün im kommenden Frühjahr wieder ungehindert Einzug halten kann.

Alljährlich im Herbst steht auf dem jüdischen Friedhof bei Rödelsee die Grünpflege auf dem Programm. Mitglieder des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, Bürger aus den umliegenden Gemeinden, Schulklassen und nicht zuletzt der Landschaftspflegeverband kümmern sich um die Beseitigung von Aufwuchs, reinigen Grabanlagen, rechen zusammen und sorgen dafür, dass das Grün im kommenden Frühjahr wieder ungehindert Einzug halten kann. Die Klasse 8a der Mittelschule Iphofen mit ihrer Klassenlehrerin Gerhild Nathaus hatte das Thema Juden im Dritten Reich schon einmal im Unterricht behandelt, doch große Begeisterung herrschte nicht, als sie ihre Schüler wegen der Beteiligung an der Pflegeaktion fragte. Sie sah es daher nach coronabedingten Unterrichtsausfällen als teambildende Maßnahme.
Einstieg in den Geschichtsstoff. Noah Käufer (13) war das erste Mal auf einem jüdischen Friedhof und beschrieb die völlig andere Art der Gestaltung und Anlage auf christlichen Friedhöfen gewohnt als beeindruckend. Mit einem merkwürdigen Gefühl rechte Katharina Hofbauer aus Würzburg zwischen den teilweise verfallenen Grabsteinen Grasschnitt zusammen. Sie absolviert in der Naturschutzbehörde des Landkreises derzeit ihr Freiwilligenjahr als BuFDi. Sie betrachtet die aus Sandstein gemeißelten Grabsteine als Symbol der Vergänglichkeit, die bei der handwerklichen Arbeit zum Nachdenken veranlasse. Die Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge, Margret Löther, erklärte, dass mit der Arbeit auf dem Friedhof für die Schulklasse der Einstieg in den Geschichtsstoff erfolge. Auf dem zweitältesten jüdischen Friedhof im Landkreis habe 1943 die letzte Beisetzung stattgefunden. Älteste Teilnehmerin unter den etwa 35 Helfern war Rosmarie Hofmann aus Wiesenbronn. Die weiteste Anreise jedoch hatte Robert L. Strauss hinter sich. Der US-Amerikaner lebt in Barcelona und kam eigens zu den Pflegeanreisen angereist. Der Hintergrund: auf dem Friedhof liegen seine Ur-Großeltern Eichenbronner aus Wiesenbronn. Seine Großmutter Hannah Eichenbronner Strauss war um 1890 nach Amerika ausgewandert. Es dauerte einige Zeit bis er die nebeneinander liegenden Gräber des 1923 verstorbenen Samson Eichenbronner und seiner Ehefrau Louise Eichenbronner, die drei Jahre später starb, gefunden hatte.
Vierter Friedhofspflegetag für Robert Strauss. 1996 war er erstmals auf dem knapp zwei Hektar großen Friedhof. Die Anlage beeindruckte ihn so sehr, dass er 1998 in den USA eine Dokumentation schrieb, in der er sich mit der Geschichte seiner Vorfahren und dem Friedhof beschäftigte. Über den Kontakt mit Rosmarie Hofmann gelang es ihm damals, das Grab der "great-grandparents" (Urgroßeltern) zu finden. Es war der vierte Friedhofspflegetag, an dem Robert Strauss teilnahm, immer noch beeindruckt von der Geschichte, die um 1432 begann. Und Strauss will wieder kommen, sich um den jüdischen Friedhof und die Gräber seiner Vorfahren kümmern, gemeinsam mit den Helfern aller Altersklassen. Zu groß ist der Eindruck, den der abgeschieden liegende Friedhof besonders im Frühjahr gemacht hat, wenn alles ungehindert grünt und blüht, Schmetterlinge fliegen und Bienen seltene Pflanzen umsummen."  
Link zum Artikel   

     
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Rödelsee mit Informationen zum jüdischen Friedhof (unter >Touristik und >Sehenswertes)
bullet Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen e.V.: Informationsseite und Fotoseite zum jüdischen Friedhof Rödelsee
bulletWeitere Informationsseite zum jüdischen Friedhof in Rödelsee
bullet Seiten zu einer Ausstellung über den Friedhof Rödelsee "Ein jüdischer Friedhof in Deutschland"
bulletZur Seite über die Synagoge in Rödelsee (interner Link)

 Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 107-108.   
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Rödelsee. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 8. Jahrgang Nr. 60 vom Dezember 1993 S. 18. 
bulletMichael Schneeberger/Christian Reuther: "Nichts mehr zu sagen und nichts zu beweinen. Ein jüdischer Friedhof in Deutschland.". 

   
    

                      
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020