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in Erlangen
Erlangen (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Erlangen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Diese Seite wird bei Gelegenheit durch weitere Texte ergänzt.
Hinweis auf
Ansprechpartner zur Geschichte der untergegangenen Erlanger jüdischen
Gemeinde |
Herr Christof Eberstadt wurde 2014 von der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen zum
" Beauftragten der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen für die alte Jüdische Gemeinde"
bestellt. Damit möchte die JKG Erlangen ihren Wunsch nach dem Aufbau eines eigenen Archivs mit Informationen aller Art über die
in der NS-Zeit durch Verfolgung untergegangene erste Jüdische Gemeinde Erlangens realisieren.
Herr Eberstadt bittet Interessenten und Anbieter von Informationen zum Thema um Kontaktaufnahme per
E-Mail cpa-eberstadt@t-online.de. |
Übersicht über die eingestellten Texte:
Über die
Aufnahme von Juden in der Stadt seit 1860
Der
Magistrat der Stadt stimmt der Aufnahme von jüdischen Personen zur
Niederlassung in der Stadt zu (1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juli 1860: "Erlangen, im Juni (1860). Das hiesige
Gemeinde-Kollegium hat die seit mehreren Jahren schwebende Frage, ob in
Zukunft Juden sich dort niederlassen dürfen, mit 24 gegen 3 Stimmen
bejaht, und sofort mit 25 gegen 2 Stimmen, der Magistrat aber einstimmig
den ersten Juden aufgenommen. Für das intolerante Bayern jedenfalls ein
großer Triumph."
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juli 1860: "Aus Bayern, Ende Mai (1860). Die
Toleranz bricht sich auch bei uns mehr und mehr Bahn. Während in
Nürnberg die Zahl derjenigen, die die Bürgeraufnahme erlangen, in steter
Zunahme begriffe ist, hat auch die Stadt Erlangen, entgegen ihrer
früheren Ansicht, einen Schritt nach Vorwärts getan. Man schreibt
nämlich von dort: 'In einer außerordentlichen Sitzung des
Gemeindekollegiums war das Ansässigmachungsgesuch des Juden Lehmann
Aischberg von Uehlfeld zu
verbanden. Da dieser Gegenstand für hiesige Stadt von Wichtigkeit ist, so
erörterte ihn der Vorstand in einer sehr durchdachten Rede und hob
besonders die Notwendigkeit der Toleranz, wie in unsern Nachbarstädte,
hervor, es wurde demnach zuerst darüber abgestimmt, ob für die Zukunft überhaupt
Juden sich hier niederlassen dürfen oder nicht, diese Frage wurde mit 24
gegen 3 Stimmen bejaht, das spezielle Gesuch des Aischberg
nachfolgend mit 25 gegen 2 Stimmen ebenfalls und in der heutigen
Magistratssitzung einstimmig genehmigt; somit wäre ein Kampf
beendigt, der hier die Bürgerschaft seit 8 Wochen lebhaft beschäftigte.'
Bereits bietet sich ein Kommissionär in den öffentlichen Blättern zur
Vermittlung von Käufen von Häusern oder Bauplätzen an."
|
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer in der jüdischen Gemeinde
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 /
1881 / 1923
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876: "Mit dem 1.
Mai 1877 wird die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger-, Synagogendiener-
und Schächterstelle vakant.
Der fixe Gehalt als Lehrer und Vorsänger
beträgt 700 Mark, als Schächter, Synagogendiener und Nebenakzidenzien
kann sicher gerechnet werden ca. 800 Mark, nebst freier Wohnung,
veranschlagt zu 200 Mark.
Bewerber um diese Stelle wollen ihre
Qualifikationsnoten über erstandene Prüfung portofrei an Unterzeichneten
einsenden.
Erlangen, den 1. August. Der Kultusvorstand: Adolph Jakob." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. November 1880: "Vakanz.
Die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger und Schächterstelle soll bis
1.Januar 1881 besetzt werden. Fixer Gehalt 700 Mark. Nebeneinkünfte
1.000-1.200 Mark. Wohnung des bisher funktionierenden Lehrers.
Verheiratete werden bevorzugt. Bewerber wollen sich an den unterzeichneten
Vorstand wenden.
Erlangen. Der Kultusvorstand L.H. Guttmaier." |
Auf diese Ausschreibung hin bewarb sich
erfolgreich Lehrer Morgenthau (siehe Berichte unten). |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1923:
"Die Stelle eines seminaristisch gebildeten Lehrers, Vorbeters und
Schochets ist sofort in hiesiger Gemeinde zu besetzen. Gehalt nach Tarif.
Bevorzugt werden jüngere Bewerber. Israelitische Kultusgemeinde Erlangen
(Bayern)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1923:
"Die Stelle eines seminaristisch gebildeten Lehrers, Vorbeters und
Schochets ist sofort in hiesiger Gemeinde zu besetzen. Gehalt nach Tarif.
Bevorzugt werden jüngere Bewerber. Israelitische Kultusgemeinde Erlangen
(Bayern)." |
Spendenaufruf von Lehrer Morgenthau für einen armen Studenten (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1903: "Dringender Aufruf!
Im Interesse eines sehr braven und strebsamen Studenten, israelitischer
Religion, von ganz unbemittelten Eltern, die er bisher durch seinen
Privatunterricht mit unterstützt hat, der vor seinem Staatsexamen steht
und dem hiezu die nötigen Mittel fehlen, sich demselben zu unterziehen,
wende ich mich an Euch, ihr wohltätigen Glaubensgenossen, denen es
heilige Pflicht ist, sich an diesem Gemilus-Chesed-(Wohltätigkeits-)Werk
zu beteiligen, die ergebene Bitte zu stellen, unverzüglich reichliche
Spenden für ihn an mich zur Weiterbeförderung einzusenden. Ich kenne die
Verhältnisse des Bittestellers und dessen tadellose Führung seit seiner
Jugend, weshalb ich als Pflicht erachte, zum ersten Male mit diesem Aufruf
an die Öffentlichkeit zu treten. Erlangen (Bayern), Februar 1903. M.
Morgenthau, Lehrer und Kantor." |
Spendenaufruf der beiden Lehrer Morgenthau und Katz für
eine mittellose Familie (1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1907: "!!Aufruf!! Durch
langjährige Krankheit, durch schwere Unglücksfälle, sowie durch
schlechten Geschäftsgang ist eine würdige Familie unverschuldet in
bitterste Not geraten und sieht dem nahenden Winter trostlos entgegen.
Edle Menschen wollen der gänzlich mittellosen und unglücklichen Familie
ihr kleines Geschäft vor dem sicheren Ruin retten; damit ihr
gebrechlicher Ernährer den Unterhalt für seine große kinderreiche
Familie verdienen kann. Dazu bedarf es der Unterstützung wohltätiger,
edel denkender Menschen. Edle Glaubensgenossen! Beteiligt euch an dieser
großen Weisung des Gebens im Verborgenen. Lasset keine jüdische Familie
umkommen und verwirklicht Euere Mildtätigkeit! Zur Annahme von Spenden,
über welche zurzeit in diesem Blatte öffentlich quittiert wird, sind wir
gerne bereit. Gott lohne es Ihnen!
M. Morgenthau Lehrer in Erlangen. L. Katz. Auch die Expedition des
Blattes ist zur Annahme von Spenden bereit." |
Zum Tod von Lehrer M. Morgenthau (1911)
Anmerkung: Moritz
(Moses) Morgenthau, geb. 1843 in Pahres, absolvierte 1861 das
Königliche Lehrerseminar zu Schwabach, danach Lehrer in
Schnodsenbach 1864,
Egenhausen 1866,
Kaubenheim 1868,
Leutershausen 1870,
Binswangen 1872,
Hüttenbach 1874 bis 1880,
Ottensoos 1880, von 1881 bis 1906 in Erlangen, wo er
1911 starb und auf dem jüdischen Friedhof
beigesetzt wurde.
Zu Moritz Morgenthau weitere Informationen von einem Beitrag von Christof
Eberstadt 2024,
eingestellt als pdf-Datei.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1911:
"Erlangen, 23. August (1911). Vergangenen Sonntag, den 20. August,
brachte man unter zahlreicher Beteiligung aus allen Kreisen der
Bevölkerung die sterbliche Hülle des Religionslehrers Herrn M.
Morgenthau zu Grabe. Herr Rabbiner Dr. Neuburger, Fürth, schilderte in
beredten Worten das segensreiche und verdienstvolle Wirken des
Verblichenen während seiner 30jährigen Tätigkeit in Erlangen. Zu Pahres
bei Neustadt an der Aisch 1843 geboren, absolvierte er 1861 das
Königliche Lehrerseminar zu Schwabach, übte sodann seine Lehrtätigkeit
in Kaubenheim,
Leutershausen, Binswangen und wirkte seit 1881 in
Erlangen
auch als Schochet (Schächter) und Mohel (Beschneider). Herr Lehrer Katz,
der Schwiegersohn und Nachfolger des Verstorbenen, nahm in ergreifenden
Worten Abschied von dem geliebten Vater seiner Familie.
Sodann sprachen Herr W. Männlein als Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde in deren Namen, Herr A. Dreifuß als Vorstand des
israelitischen Wohltätigkeitsvereins, dessen Gründer der Verblichene
war; Herr Rechtspraktikant Max Stern im Namen der ehemaligen Schüler und
Schülerinnen; sodann entboten die Vertreter des königlichen
humanistischen Gymnasiums, sowie der königlichen Realschule wie auch die
städtischen Behörden ihrem dahingegangenen Waisenrat den letzten Gruß.
In erhebenden Worten feierte Herr Lehrer Rohmer den Verstorbenen als
treuen Kollegen und dankte als Vorstand des Bezirkslehrervereins für
erwiesene Kollegialität und Vereinstreue.
Die zahlreiche Trauerversammlung legte beredtes Zeugnis ab, welcher
Beliebtheit sich der Verblichene erfreute. Die israelitische
Kultusgemeinde Erlangen verliert in dem Dahingegangenen eine Stütze, die
mit seltener Pflichttreue eine hervorragende Gelehrsamkeit und gediegene
Bildung verband und so eine verdienstvolle und segensreiche Tätigkeit
entwickelte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. August
1911: "Erlangen. Vergangenen Sonntag senkte man die sterbliche Hülle
des Lehrers M. Morgenthau, der seit 1881 - 30 volle Jahre - im Dienste der
israelitischen Kultusgemeinde stand, in den Schoss der Erde. Die
Trauerrede hielt Herr Rabbiner Dr. Neubürger. Sodann nahm sein Schwiegersohn
und Nachfolger im Amte, Lehrer Katz, ergreifenden Abschied. W. Männlein
sprach im Namen der israelitischen Kultusgemeinde, N. Dreifuß als
Vorstand des israelitischen Wohltätigkeitsvereins, dessen Gründer der
Verblichene war, Rechtspraktikant Stern im Namen der ehemaligen Schüler
und Schülerinnen, dabei erwähnend, dass der Verblichene ein treuer
Anhänger der zionistischen Bewegung war. Sodann wurden Kränze
niedergelegt im Namen des königlichen humanistischen Gymnasiums, der
königlichen Realschule, der städtischen Behörden und des
Bezirkslehrervereins, in deren Namen Lehrer Rohmer eine eindrucksvolle
rede hielt. Mit einem Trauergesang des Lehrervereins schloss die erhebende
Trauerfeier." |
Zum Tod der Lehrerwitwe (von Leopold Katz) Johanna Katz geb. Morgenthau (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1928:
"Erlangen. Nach langem und schwerem Leiden starb hier die Witwe unseres früheren
Lehrers, Frau Johanna Katz. Sie war eine Tochter des Lehrers Morgenthau,
der vor ihrem Manne viele Jahre segensreich in unserer Gemeinde wirkte." |
Lehrer Justin Fränkel wechselt von Hofheim nach Erlangen (1924)
Anmerkung: Justin Fränkel (geb. 28. Oktober 1896 in
Obbach) wuchs mit
seiner jüngeren Schwester Berta in der Familie des Viehhändlers und Metzgers
Mendel Fränkel und seiner Frau Fanny geb. Grünbaum in
Obbach auf. Er besuchte ab 1911 die
Israelitische Präparandenschule in
Höchberg. Ab 1914 bis 1919 machte er eine Ausbildung an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt ILBA in
Würzburg, unterbrochen durch seine Zeit als Kriegsteilnehmer im Ersten
Weltkrieg. Nach Abschluss der Ausbildung war Justin Fränkel von 1921 bis 1924
Lehrer in Hofheim, anschließend am Mädchengymnasium in
Erlangen. Ab 1923 war er
mit Frieda geb. Blatt aus Obbach verheiratet; 1924 wurde sein Sohn Ernst
geboren, 1927 die Tochter Edith (Schwarz). Justin prägte als Religionslehrer und
Kantor die noch junge Kultusgemeinde Erlangen und engagierte sich im
Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, auch als Schriftführer
der Ortsgruppe (1932). In der NS-Zeit kam es im September 1934 zu Misshandlungen
durch einen SA-Mann. 1936, nach dem verfolgungsbedingten Berufsverbot, zog
Justin nach Bamberg und arbeitete dort an einer jüdischen Sonderklasse der
Volksschule. Im April 1937 wurde er verhaftet im Zusammenhang der
Ritualmordlegende zu Manau (vgl. auf Seite zu
Hofheim); danach, im November 1937, ging er
wieder zurück nach Erlangen. Justin Fränkel konnte im Juli 1938 in die USA
emigrieren. Seine Mutter Fanny und seine Schwester Berta wurden nach der
Deportation ermordet. Justin Frankel starb 1984 mit 87 Jahren in Cincinnati,
betrauert von seiner Frau Frieda, den Kindern Ernst und Edith, Enkeln und
Urenkeln.
Mitteilung
in "Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern" vom 26. März
1924:
"Justin Fränkel in Hofheim erhielt ab 1. April die
Religionslehrerstelle in Erlangen.
Simon Blumenthal in Rimpar kommt am
15. Mai nach Hofheim." |
Berichte zu
Personen an der Universität Erlangen
Berichte zu
Professor Dr. Jakob Herz
Jakob Herz wird Assistent bei Prof. Dr. Strohmeyer (1841)
Noch ohne Namennennung wird die folgende Nachricht 1841 in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" verbreitet:
Am 22. Mai 1841 berichtete die
"Allgemeine Zeitung des Judentums": "Aus Bayern, 26. April (1841). Seit einem halben
Jahre ist auf der Universität Erlangen ein Israelit als Assistent an der
chirurgischen Klinik angestellt, was auf Betrieb des nun in München lebenden
Prof. Dr. Strohmeyer geschehen".
|
Dr.
Herz wurde als Prorektor der Universität bestätigt (1847)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 23. November
1847: "Erlangen. Als Prorektor der hiesigen Universität wurde
Dr. Herz aus Bayreuth bestätigt, was, abgesehen von dem Talente und
positiven Wissen dieses seit mehreren Jahren hier weilenden sehr beliebten
Arztes, deswegen hauptsächlich als bemerkenswert erscheint, dass derselbe
der erste Israelit in Bayern sein möchte, der als Dozent den akademischen
Lehrstuhl besteigt. Mit der Prorektor-Stelle ist bekanntlich bei uns die
venia legendi verbunden; sie gibt Anwartschaft auf Erlang der Professur
oder zum weiteren Staatsdienst. (A.Z.)." |
Anstellung von Jakob Herz im Staatsdienst als ordentlicher
Professor in Erlangen (1862)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1862: "Aus
Bayern. Bei
der stiefmütterlichen Behandlung, über welche in unserem Königreich die
Juden, insbesondere bezüglich der Anstellung im Staatsdienste, bisher zu
klagen hatten, verdient es gewiss öffentlicher Erwähnung, dass die königliche
Regierung auch in diesem Betreff die Bahn des Fortschritts einschlägt. So
wurden kürzlich nicht nur Juden als Notare eingestellt, sondern auch
einer, Dr. Herz, als ordentlicher Professor bei der medizinischen
Fakultät in Erlangen habilitiert. Ingleichen wird die neue
Gewerbeordnung in liberaler Weise angewendet und den Juden zu allen
Gewerben und Plätzen Zutritt gestattet. Mit diesem humanen Streben der
Regierung geht der bessere Sinn der Bevölkerung Hand in Hand, und ahmen
viele kleine Städte den größeren in der bereitwilligen Aufnahme von
Juden nach." |
Weitere
Vorbehalte gegen die Ernennung von Dr. Herz zum Professor (1863)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Jeschurun" (Alte Folge) 1863 S. 236:
"Erlangen. Einer der hervorragendsten medizinischen Lehrer und einer
der vorzüglichsten Ärzte, Herr Dr. Herz, den die bayerische Regierung,
weil er Israelite ist, nicht zum Professor befördern, sondern nur den
Titel 'Ehrenprofessor' verleihen wollte (was Herr Dr. Herz zurückwies),
will Erlangen und Bayern verlassen." |
Der
außerordentliche Professor Dr. Herz wird zum ordentlichen Professor der
Anatomie ernannt (1869)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1869:
"München, 13. Februar (1869). Der Prosektor und außerordentliche
Professor Dr. Herz in Erlangen wurde zum ordentlichen Professor der
Anatomie ernannt." |
Meldung des Todes von Prof. Herz (Oktober 1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1871: "Erlangen, 27.
September (1871). Der berühmte Prof. Herz, der erste Jude, welcher in
Bayern eine Anstellung im Staatsdienste erhalten, ist leider heute Mittag
seinem Leiden erlegen." |
Ein erster Nachruf zu
Prof. Herz (Oktober 1871)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Oktober 1871: "Erlangen,
28. September (1871). Über die letzten Momente des Prof. Herz wird
Folgendes gemeldet: ‚Gestern Nachmittag um ein Uhr ist Herr Professor
Dr. Jakob herz seinen Leiden erlegen. ‚Das Leben entflieht, Gott sei’s
gedankt!’ – mit diesen Worten legte er ohne Schmerz und Kampf sein
Haupt zur Ruhe. Der Verlust durch den Tod dieses Mannes ist für die
Wissenschaft wie für die leidende Menschheit ein gleich schwerer. Denn für
jene hat er als eifriger, gründlicher, mit der glücklichsten Lehrgabe
ausgestatteter akademischer Lehrer an der benachbarten Universität durch
Jahrzehnte auf unzählige Jünger der Heilkunde anregend und befruchtend
gewirkt; was er aber den Kranken und Leidenden durch seine tiefe
Wissenschaftlichkeit, durch den glücklichsten ärztlichen Seherblick,
durch reiche Erfahrung und eine bis zum völligen Selbstvergessen
gesteigerte Uneigennützigkeit gewesen, davon werden bei der Kunde von
seinem Hinscheiden die Tränen von Tausenden in der Nähe und Ferne, die
ihm Heilung und Hilfe verdanken, Zeugnis geben. Der Jakob Herz war am 2.
Februar 1816 zu Bayreuth geboren und hat sonach nur ein Alter von 55
Jahren erreicht. In Erlangen, wo er seine Universitätsstudien machte, war
er zuerst 8 Jahre lang Assistent der chirurgischen Klinik unter Stromeyer,
Ried und Heyfelder, dann seit 1848 Professor an der Anatomie. Seine
Ernennung zum Professor, welcher lange Zeit bei allen seinen allgemein
anerkannten Verdiensten seine Konfession – er war Israelit – als unüberwindliches
Hindernis entgegen stand, datiert kaum über ein Jahrzehnt zurück." |
Ausführlicher Bericht in der liberalen "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" zu Trauerfeier und Nachrufen für Prof. Herz, u.a. von Rabbiner Wittelshöfer
(Floß)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Oktober 1871: "Professor
Dr. Jakob Herz. Über diesen allzu früh dahingerafften, für so viele
unvergesslichen Mann kommen uns von verschiedenen Seiten Mitteilungen aus
seinem Leben zu, aus welchen wir folgende hervorheben.
Aus einer Jugend schreibt uns sein Studiengenosse, Herr Rabbiner Wittelshöfer
zu Floß unter anderem: Herz hatte im elterlichen Hause, in der Kulmbacher
Straße zu Bayreuth, jenes Zimmer als Studier- oder Arbeitszimmer gewählt,
an dessen Türe mit schwarzen Buchstaben ‚Samson Herz’ geschrieben
stand. Es war das der Name jenes Mannes, den Jean Paul in seinen Schriften
‚mein Samson’ nannte. Herz glaubte, von diesem seinem Ahnen her wohne
in den Räumen, wo der große klassische Geist Richters bisweilen zu
Besuch einkehrte, eine Weihe für seine eigene wissenschaftliche Seele, um
sie in den Tempel der Gelehrsamkeit einzuführen. Dies waren Knabenideen
des 10jährigen Lateinschülers. Pietät war überhaupt ein Hauptzug
seines Charakters.
Dort in dem, nach dem Hofe zu gelegenen lichten Zimmer saß Herz als der
älteste unter seinen, verschiedene Klassen und Schulen besuchenden
Geschwistern oft als Zucht- und Lehrmeister mit Zurechtweidung und
Mahnung, oft auch helfend beim An- und Auskleiden, zärtlich wie ein Vater.
Denn Herz musste diesen ersetzen wegen der monatelangen Abwesenheit des
Familienhauptes, dessen Geschäftsbetrieb in Hof war. Die Mutter aber
hatte die Kleinsten zu besorgen, denn es war ein großer Familienkreis.
Wir sehr auch Herz den Vater zu vertreten verstand, bewies er bei einer
drohenden Katastrophe. Es war an einem Sommerabend, da wir bei einem Gang
durch die Stadt eine verdächtige Erleuchtung der so genannten
Spittelkirche bemerkten. Wir eilten zur Straßenecke, und siehe beim
Einbiegen in die Kulmbacher Straße leuchtet uns die helle Lohe entgegen,
die aus dem Gasthofe, dem Herz’schen Hause gegenüber aufzusteigen
anfing. Herz stürzt in die Elternwohnung und ich mit ihm. Dort war die
Mutter anfangs fast ohnmächtig und bewusstlos, später außer Fassung,
umgeben von den größeren Kindern, die schrecklich jammerten.
Herz, der damals 14jährige Knabe, war der einzige Disponierende. Er ließ
die kleinsten Kinder, die schon im Bette waren, ankleiden, das Haus nach
der Brandseite zu gegen Eindringlinge absperren, die nötigsten Utensilien
packen und durch den Hof ins Freie tragen, wo er sie einem ausgestellten
Wachposten anvertraute. Dabei ermutigte er immer die Mutter, die in ihrer
Verwirrung manchen Schaden angerichtet hatte. Dieselbe Kinder- und
Bruderliebe begleitete ihn durchs ganze Leben bis zur Aufopferung. Und
eben dieselbe Pietät bewahrte er seinem Glauben! War er Märtyrer seines
Berufes, so war er es noch mehr des ersteren! Nicht bloß, der er der
langjährigen Hinansetzung seines Verdienstes und Rufes ein beharrliches
Credo entgegensetzte, nicht bloß, dass der ‚Jude Herz’ mit Stolz die
zugemutete Glückseligmachung (sc. Taufe) zurückwies. Als wir anno 35
zusammen die Universität Erlangen bezogen, hatten wir in der damals ganz
christlichen Stadt keine Gelegenheit zu jüdischer Kost. Herz bezog die
seine aus Bruck, denn er wollte bei der religiös erlaubten bleiben, trotz
der vielen Beschwerden, die damit verbunden waren, da die Speisen oft spät,
oft abends, stets kalt kamen und erst gewärmt werden mussten, und zwar
von ihm selbst, nachdem er oft spät aus dem Kollegium kam. Herz litt oft
Hunger; doch wich er nicht vom Gesetze. Aber seine Fürther Verwandten,
welche 6 Monate lang die Kosten dieses Unterhaltes getragen hatten –
seine Eltern befanden sich nämlich damals nicht in der Lage, seine
Studienkosten auf sich zu nehmen – sagten sich los, und wollten ferner
ihm die Kost unmittelbar senden. Man denke sich die damalige Entfernung
und den Transport, wo keine Eisenbahn war. Nur zweimal in der Woche
erhielt Herz eine Sendung, die kärglich bis zur nächsten reichte und 3
Tage lang gewärmt und aufgefrischt werden musste, und doch wich er nicht
vom Gesetze.
Herz abstrahierte zwar später von der ursprünglich spezifischen
Religiosität; durch seine dankbare Anerkennung aber, womit er sich über
den in Erlangen arrangierten Gottesdienst für die Andachtstage gegen
seine dort angesiedelten Glaubensgenossen aussprach, besiegelte er nicht
blo0ß die Treue gegen den Glauben, sondern bewies auch, wie er mit ganzer
Seele die heiligen Institutionen unserer Religion bewahrte. |
Ein
anderer Korrespondent schreibt uns: ‚Dem ausgezeichneten Arzt und Lehrer
wurden schon vor langen Jahren die größten Anerbietungen gemacht; dem
getauften Juden Herz war nichts unerreichbar; diese Verlockungen wurden
selbst unmittelbar durch König Ludwig I. von Bayern an ihn gerichtet: er
trotzte unerschütterlich allen derartigen Versuchungen. Oft hat er es
ausgesprochen, dass er als Jude, und nicht anders, Universitätsprofessor
werden wolle. Durch seine Charakterstärke erreichte er, was er erstrebte:
sein Ruhm war so weit gedrungen, seine Verdienst um Stadt und Universität
Erlangen so über jede Missgunst erhaben, dass ihm endlich vor einigen
Jahren die ordentliche Professor an der Universität Erlangen verliehen
wurde.
Er war begeistert für seinen Lehrberuf, der ihm volle innere Befriedigung
gewährte; von den Studenten aller Fakultäten, deren opferwilliger Freund
er gewesen, war er geliebt und hoch verehrt. Als Arzt hat er Tausenden
Leben und Gesundheit wiedergegeben. Seine gründliche Gelehrsamkeit, sein
genialer prognostischer Scharfblick, sein Operationstalent – diese glücklichen
Eigenschaften veranlassten die Patienten aus aller Herrn Länder bei Herz
Hilfe für ihre Leiden zu suchen. Eine große Tätigkeit entfaltete er für
die kommunalen Interessen Erlangens, dessen Ehrebürger er war, und die
bayerische Fortschrittspartei sieht sich eines treuen Kämpfers beraubt,
der in Wort und Schrift mit gleicher Ausdauer und mit gleicher Hingabe
eine echt nationale Politik vertrat.
An seinem Grabe hat der Prof. theol. evang. Dr. v. Hofmann u.a. Folgendes
gesprochen: ‚Dass er nie und in keiner Weise das Seine gesucht hat, auch
nicht eigene Ehre, soll ich wohl nicht erst von ihm rühmen. Denn die
Tugend der Selbstsuchtlosigkeit schien sich bei ihm wie von selbst zu
verstehen. Und diese mit dem eigenen Lebensmark erkaufte Hingabe war in
ihrer Betätigung von der besonnensten Erwägung, von dem klarsten Urteil
regiert. Er trug das richtige Maß der Dinge in sich und legte es an
vorurteilslos und unbestechlich, nur seine feurige Liebe zum Vaterland und
seine edelsinnige Begeisterung für alles, was des Menschen Dasein menschwürdig
macht, zurate ziehend. Was sie ihn als das Rechte und Richtige erkennen
ließen, dem gehörte er und gehörte ihm ganz, ohne Rückhalt, ohne
Menschenfurcht und Menschengefälligkeit, frei von persönlichen Rücksichten,
voll Opferfreudigkeit, aber auch voll Siegeszuversicht.’
Jakob Herz, opferwillig bis zum Selbstvergessen, hat das größte Opfer
seines Lebens dem Judentume dargebracht, dessen Erwähnung der Schluss
dieser Zeilen bilden möge. Seit mehr als 25 Jahren war sein Herz an die
hochsinnige Tochter eines seiner Freunde und Kollegen gekettet. Bei
gegenseitiger Überzeugungstreue wurde nie von einer Seite ein Opfer der
Konfession gefordert. Ein zu gewissenhafter Staatsdiener, um die
Landesgesetze zu umgehen, die ihm Zivilehe nicht gewährten, hat Herz das
Glück, sich eine Familie zu begründen, nicht mehr erlebt; als greiser Bräutigam
ist er ins Grab hinab gestiegen. So bleibt er für alle Zeiten ein
leuchtendes Vorbild treuester Pflichterfüllung, mannhafter Festigkeit und
edelster Menschenliebe. Seine Freunde haben den Beschluss befasst, um auch
äußerlich sein Andenken bleibend zu ehren, ihm dein Denkmal zu
errichten. Nach erfolgter landesherrlicher Genehmigung wird ein Aufruf an
alle Freunde und Verehrer des edlen Mannes gerichtet werden, der Umfang
und die glänzende Ausführung des Monumentes ist von der Größe der
eingehenden Beiträge bedingt. Mögen vor Allem die Israeliten, welche
diesen gefeierten Namen mit gerechter Freude und mit hohem Stolze den
Ihrigen genannt haben, sich erinnern, dass ihre Spenden nicht nur zur Ehre
des hehren Toten, sondern auch zur Ehre
und zum Ruhme des Gesamtjudentums beizutragen bestimmt sind." |
Ausführlicher Bericht in der orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der
Israelit" zu Trauerfeier und Nachrufen für Prof. Herz
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1871: "Erlangen, 4.
Oktober (1871). In Ergänzung des bereits mitgeteilten Berichtes über die
Leichenfeier des Professors Dr. Herz ist noch nach dem ‚Erlanger
Tagblatt’ zu erwähnen, dass zahlreiche Deputationen von Auswärts
erschienen waren. Bamberg allein hatte drei Deputationen gesandt, außerdem
waren solche gekommen aus Nürnberg, Fürth und Bayreuth. Man sah u.a.
Freunde des Verstorbenen aus München und Augsburg, aus Ansbach und
Rothenburg, aus Schweinfurt und Thüringen. Der allen Erlangern wohl
bekannte Prof. Brinz, der gefeierte Rechtslehrer, war herbeigeeilt, um
seinem alten Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Ein angesehener Kaufmann
aus Nürnberg hatte seinen Kuraufenthalt unterbrochen und war aus der
Ferne herbeigekommen, um dem Begräbnisse anwohnen zu können. Endlich möge
auch noch erwähnt werden, dass Landleute in ungemein großer Zahl aus der
Umgebung von Erlangen sich zu der Leichenfeier eingefunden hatten. Kopf an
Kopf gedrängt stand die Menschenmasse vor der Halle des Leichenhauses auf
dem Neustadter Gottesacker. Trotz Wind und Regen, der während der ganzen
Feier in Strömen sich ergoss, harrte man unverdrossen aus, und wer es bei
der großen Ungunst der äußeren Verhältnisse irgend vermochte, folgte
mit gespannter Aufmerksamkeit den Rednern, die in der Halle das Bild des
Verewigten vor den trauernden Gemütern ausführten. Der Sarg, in den der
Tote ruhe, war mit Blumen, Kränzen und Zweigen überdeckt, die von den
verschiedensten Seiten aus der Nähe und Ferne gekommen waren. Aus Bonn am
Rhein war ein Lorbeerkranz geschickt worden. Der geschmackvoll mit Blumen
gezierte Leichenwagen war in einem prachtvollen Viergespann von Rappen aus
den Ställen der Häuser Helbig und Franz Erich gezogen und von einer
Anzahl Studenten, Mitgliedern der Burschenschaft ‚Bubenruthia’, die
Fackeln trugen, umgeben. Das 6. Jägerbataillon hatte zur Anerkennung der
Verdienste, die sich der Verewigte um die Verwundeten der Jahre 1866 und
1870 erworben hatte, sein Musikkorps zur Eröffnung des Zuges abgeordnet.
Die Geistlichkeit aller Konfessionen, die Beamten, das Offizierskorps, die
Professoren und Studenten der Universität, unzählige Einheimische und
Fremde ohne offizielle Stellung, endlich die Mitglieder der städtischen
Kollegien folgten dem Sarge. Eine stattliche Reihe von Wagen schloss den
Zug. Es dauerte wohl über eine Viertelstunde, bis der gewaltige
Menschenstrom vor dem Auge des Zuschauers vorüber war. So ging es in
immer strömendem Regen durch die Stadt, die Fenster an den Häusern waren
besetzt und in den Strassen standen die Menschen zu dichten Spalieren gedrängt.
Auf dem Friedhofe der jüdischen Gemeinde in Baiersdorf konnten nicht alle
zu dem eigentlichen Begräbnisplatze Hinzukommenden Platz finden. Hier
brachten die vereinigten Sänger von Erlangen die letzte Huldigung des
Gesanges." |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1871: "Freysing, 4.
Oktober (1871 – Zum Andenken an Professor Dr. Herz.). ‚Das Leben
flieht – Gott sei’s gedankt’ – das waren die letzten Worte, mit
denen unser edler Herz am 27. September dieses Jahres, nachmittags 1 Uhr,
seinen Geist aufgab. ‚Herz ist tot!’ so tönt es traurig allerwärts
in Erlangens breiten Straßen. ‚Herz ist tot!’ und es feuchtet sich
mit dieser Trauerbotschaft in vielen Gegenden, nicht bloß Bayerns,
sondern auch des Auslandes, manches Auge, das ihn gesehen, das ihn
gekannt. Von tiefem Schmerze gebeugt stehen nun in Tränen zerflossen
seine vielen, vielen Freunde, Kollegen und Schüler um sein Grab, wohl
wissend, dass mit Herz einer der edelsten Männer der jetzigen Zeit, eine
Perle im Diamantschmuck der Erlanger medizinischen Fakultät, ein Mann von
gründlichem deutschen Wissen durch den Tod des Welt entrissen wurde. Die
Stadt Erlangen selbst hat sich in ihr Trauergewand gehüllt, da sie einen
ihrer wackersten Ehrebürger, einen bis zum letzten Atemzuge mutigen und
unerschrockenen Vorkämpfer für die Einigung des gesamten Deutschlands
verloren. Die Fortschrittspartei unseres engeren Vaterlandes sieht sich
eines Gliedes beraubt, welches schon seit einer Reihe von Jahren mit
bewunderungswürdiger Hingabe in Wort und Schrift für echt deutsche
Politik zündend wirkte. Mehr noch aber, als durch seine politische Tätigkeit,
hat Herz durch |
Seinen
Lebensberuf, durch seine Stellung als Arzt geleistet. Seine gründliche
Gelehrsamkeit, seine reiche Erfahrung auf dem Gebiete der Medizin, sein
genialer prognostischer Scharfblick, sein auf tiefen anatomischen
Kenntnissen basierendes Operationstalent – diese glücklichen
Eigenschaften waren es, welche Patienten aus den entferntesten Gegenden
veranlassten, bei dem Manne Hilfe für ihre Leiden zu suchen, der, unscheinbar von außen,
wie die Schale eines Kernes, trotzdem stets als glänzendes Gestirn am
medizinischen Himmel galt. Und welche Sorgfalt, welche Liebe und
Aufopferung bewies Herz, dieser edle Arzt, der Stolz der Israeliten
Bayerns, seinen Patienten? Davon mögen und sollen nur die Tausende von
Kranken lebendiges Zeugnis geben, welche seine ärztliche Hilfe suchten
und auch fanden, wenn Glück und Segen von oben die Meisterhand unseres
Dahingeschiedenen, manchmal in der wunderbarsten Weise, begleiteten! Der
Triumph seiner Eigenschaften aber gipfelte in seinem Charakter.
Herz war ein Charakter in des Wortes eminentester Bedeutung. Nichts mehr
konnte ihn von seiner Anschauung und seiner Überzeugung abwendig machen,
wenn er sie einmal als die richtige und allein maßgebende erkannt hatte.
Der von Natur aus kleine, unscheinbare Mann mit seinem ruhig-ernsten und
doch wieder alle Herzen gewinnenden Blicke glich dann einem Löwen, wenn
es galt, mit seinem Mannesworte in offenem Kampfe für seine Überzeugung
einzustehen. Unvergesslich wird auch für alle, die ihm näher zu stehen
das Glück hatten, seine Toleranz für Andersgläubige sein. Seine Wohltätigkeit,
seine Uneigennützigkeit, die oft mit völligem Selbstvergessen endete,
erstreckte sich in gleicher Weise und in gleich rührender
philanthropischer Art auf alle christlichen Konfessionen ohne jeglichen
Standesunterschied. Herz war der helfende rettende Arzt in den Palästen
des Reichtums, wie in der dumpfen Hütte des Fabrikarbeiters. Nicht äußere
Auszeichnung, nicht sein von Jahr zu Jahr wachsender Ruf waren es, welche
sein rastloses und mühevolles, von Kämpfen verschiedener Art
durchzogenes Leben einigermaßen versüßen konnten, nein – Herz fand
als Charaktermann seine schönste Beseligung einzig und allein in dem
tiefen Bewusstsein, seine natürlichen schönen Anlagen bloß der
leidenden Menschheit und dem akademischen Unterrichte geweiht zu haben.
Was Herz dem studierenden Jünglinge war, weiß Schreiber dieser Zeilen
aus eigener Erfahrung, während seiner einstigen Universitätszeit in
Erlangen – ein aneifernder, für die Wissenschaft durch seine
herrlichen, beredten Vorträge und Demonstrationen begeisternder Lehrer,
dessen Namen im Herzen aller seiner einstigen Schüler und Kommilitonen
ewig fortleben wird. Sein ganzes, leider nur zu frühe beschlossenes Leben
wurde in den jüngsten Tagen von anderer Seite mit vollem Rechte ‚eine
ununterbrochene Kette von Selbstaufopferung und Wohl tun’ genannt.
Leider schonte Herz in dieser seiner jahrelangen Selbstaufopferung seinen
schwächlichen Körper bis zu seiner letzten Erkrankung nicht. Er, der
Vielen ein Retter des schwachen Lebens gewesen – er dachte an sich
zuletzt, als bereits die Sichel des Todes über sein Haupt geschwungen
war. – Doch genug! Eine kundigere Feder mag späterhin ein detailliertes
Lebensbild dieses Edelsten der Menschenfreunde entwerfen, als meine
schwachen Kräfte es erlauben; stete Gefühle der Pietät gegen Herz als
Gelehrten und als Menschen waren es, welche Anlass zu diesen flüchtigen
Zeilen gaben. Er hat nun ausgekämpft einen großen Lebenskampf und ihn
bestanden zu einem ewigen Nachruhme. Sit terra levis!" |
Links: Grabmal für Prof. Dr. Jakob Herz im jüdischen
Friedhof in Baiersdorf |
Nachruf in der nichtjüdischen "Wochenschrift der
Fortschrittspartei" (Oktober 1871)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Oktober 1871: "Über
den verstorbenen Professor Dr. Jakob Herz, dessen am 27. September
erfolgten Tod wir schon gemeldet, enthält die bayerische ‚Wochenschrift
der Fortschrittspartei’ einen Nachruf, in welchem es heißt: ‚Hier dürfen
wir nur sagen, aber auch mit voller Überzeugung sagen, dass die Partei
des freiheitlichen nationalen Fortschritts in Bayern keinen überzeugteren
und werktätigeren, zu jeder Stunde in allen Richtungen bereiten Vorkämpfer
gehabt hat, als Herz, der in der vollen selbstsuchtlosen Hingabe an die öffentlichen
Interessen ein würdigen Ebenbild unseres und seines unvergesslichen
Freundes Brater. Beide sind durch einen frühen Tod dem Vaterlande
genommen worden, und doch hatte Jeder von ihnen ein reiches Leben voll
Segen und Frucht für die Menschheit hinter sich. Darin glücklicher als
ein vorangegangener Freund, dessen Gesundheit seit Jahren ein Gegenstand
ängstlicher Sorge und Sorgfalt des berühmten Arztes war, hat Herz noch
den glorreichen Wiederaufbau des Deutschen Reiches aus tausendjährigem
Verfall erlebt mit der ungetrübtesten Freude über das Erreichte und in
der festen Zuversicht, dass es nach den Worten des Kaisers ein Reich der
Wohlfahrt, des Friedens und der Freiheit sein werde. Ihm selber war es
noch vergönnt, als Vorstand des Erlanger Hilfsvereins, dann als Führer
eines Sanitätszuges bis ins Herz von Frankreich hinein, vor allem aber
als Leiter eines Spitals, dem er neben seiner fast unabsehbaren sonstigen
Berufstätigkeit mit beispielloser Hingebung sich widmete, an dem großen,
neuen Befreiungskriege der deutschen Nation werktätigen Anteil zu nehmen,
und es unterliegt keinem Zweifel, dass er, dessen Konstitution im Dienste
der leidenden Menschheit schon seit Jahren über alles Maß außer dem
seiner Aufopferungsfähigkeit angestrengt worden war, den ungeheuren
Zumutungen, die er im Laufe des Krieges an sie stellte, schließlich
erlegen ist." |
Ein Denkmal-Komittee bildet sich (November 1873)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1871: "Am 27. September
dieses Jahres starb in Erlangen Dr. Jacob Herz, ordentlicher Professor der
Medizin an der Universität daselbst. - Wir glauben nur einen Wunsch der
zahlreichen Schüler, Freunde und Verehrer dieses als akademischen Lehrer,
Arzt und Mensch gleich ausgezeichneten Mannes zu erfüllen, wenn wir
dieselben auffordern, beizutragen, ihn an der Stätte seines Wirkens durch
ein dauerndes Zeichen der Erinnerung zu ehren. Es ist hierfür zunächst
die Errichtung eines Denkmales in Aussicht genommen, an welche sich eine
Stipendienstiftung anschließen wird, welche den Namen des Verewigten
tragen soll. Beiträge bitten wir an einen der Unterzeichneten
einzusenden. Erlangen, den 28. September 1871. Professor Dr. Brinz, München.
Th. V. Cramer-Klett, Nürnberg. Dr. Dorsch, prakt. Arzt, Erlangen. Advokat
Frankenburger, Nürnberg. Prof. Dr. J. Gerlach, Erlangen. Dr. Mack, prakt.
Arzt, Fürth. Professor Dr. Makowiczka, Erlangen. Oberarzt Dr. Friedrich Müller,
Augsburg. Professor Dr. Spiegel, Erlangen. C. Weinmann, Kaufmann,
Erlangen." |
Der Aufruf erschien auch in der liberalen
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" - Prof. Herz genoss - wie
auch in den oben wiedergegebenen Nachrufen deutlich wird - dasselbe
Ansehen in den orthodoxen wie den liberalen Kreisen des Judentums. |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. November 1871: "Erlangen,
5. November (1871). Hier ist folgender ‚Aufruf’ erschienen und von
hier aus verbreitet worden.
– wie oben in der Zeitschrift ‚Der Israelit’ -
(Auch wir sind bereit, Spenden zu diesem Zwecke entgegenzunehmen und sie
in diesem Blatte anzuzeigen. Hierbei wollen wir nicht unterlassen zu
bemerken, welche Liebe und Achtung für den verstorbenen Professor Herz
sich in diesem Aufrufe aussprechen, und wie armselig diesem Beispiele
gegenüber, das ja nicht das einzige seiner Art ist, die Klage des Prof. Röder
in Heidelberg, von der wir in Nr. 36 berichtet, sich ausnimmt, darüber,
dass Juden auch deutsche Lehrstühle an den Universitäten besteigen!
Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums.)" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1872:
"Erlangen, 16. März (1872). Für das zu Ehren des verstorbenen
Professors Herz in Erlangen zu errichtende Denkmal sowie für die
zum Andenken an denselben zu gründende Stipendienstiftung sind bei dem
Fürther Komiteemitgliede bereits 6.600 Gulden eingegangen; hierunter
befinden sich 2.700 Gulden aus New York und
Cincinnati." |
Beschluss zur Ausführung des Denkmales für Prof.
Herz nach erfolgreicher Spendensammlung (November 1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Dezember 1873: "Erlangen,
11. November (1873). Kurz nach
dem im September 1871 erfolgten Ableben des alt akademischer Lehrer, Arzt
und Menschenfreund ausgezeichneten Professors der Medizin an der hiesigen
Universität, Herrn Dr. Jakob Herz, hatte sich ein Komitee zu dem Zwecke
gebildet, durch Sammlungen die Mittel zur Errichtung eines Denkmals für
denselben aufzubringen. Die Beiträge von Verehrern, Schülern und
dankverpflichteten Patienten flossen, - selbst von jenseits des Ozeans, -
in so reichem Maße, dass das Ziel in verhältnismäßig kurzer Zeit
vollkommen erreicht wurde. Das Denkmal wird nach dem Beschlusse des
Komitees in einem 10 Fuß hohen, in Erzguss ausgeführten Standbilde des
zu früh Verblichenen bestehen, dessen Modellierung Herr Professor
Zumbusch in Wien (früher in München) übernommen hat. Dasselbe wird der
Stadtgemeinde Erlangen als Geschenk überlassen, deren
Gemeindekorporationen dessen Aufstellung auf dem Holzmarktplatze
beschlossen haben. (Diese Ehrenbezeugung wird einem Juden zum ersten Male
gewährt…)." |
Enthüllung des Denkmals für Prof. Herz (Mai 1875)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1875: "Die Enthüllung
des Denkmals des Prof. Dr. Jacob Herz in Erlangen. Am 6. vorigen Monats
fand zu Erlangen die feierliche Enthüllung des Denkmals des verstorbenen
Professors Dr. Jakob Herz statt. Es ist die erste Statue, die in Europa
einem Juden, und zwar durch eine allgemeine Sammlung und mit so großer
Feierlichkeit gesetzt und enthüllt wurde. Es wird daher angemessen
erscheinen, wen wir hier eine ausführlichere Beschreibung dieser Feier,
und zwar nicht aus jüdischer Feder, nach dem ‚Korres. v. u. f.
Deutschland’ wiedergeben. Herz fand um seiner Religion willen erst spät
eine staatliche Anerkennung und die ihm gebührende Stellung; er war der
erste Jude, der in Bayern eine ordentliche Professur erhielt. Aber noch
ein anderes Motiv bewegt uns zu dieser Mitteilung. Vergebens zeichnen sich
Juden auf allen Gebieten der Wissenschaft, und ganz besonders auch durch
ihr edles, uneigennütziges, wissenschaftliches Streben aus. Auch dahin
verfolgt sie der unausrottbare Judenhass und wir haben soeben wieder die
erbärmlichste Anschuldigung seitens eines deutschen Gelehrten (des
bekannten Privatdozenten Dühring in Berlin) vor uns, mit der wir uns in nächster
Zeit zu beschäftigen haben |
werden.
Herz gibt so recht die faktische Widerlegung aller solcher Schmähungen,
und hierauf wollen wir aufmerksam gemacht haben.
Der Bericht lautet: ‚Sofort nach dem Hinscheiden des in den weitesten
Kreisen hoch geschätzten und verehrten Professors Dr. Herz hat sich ein
Komitee gebildet, welches einen Aufruf zu Beiträgen für ein dem
Verlebten zu errichtendes Denkmal, sowie für eine sein Andenken ehrende
Stipendienstiftung erließ. Der Aufruf fand regesten Widerhall, und
reichlich flossen die Gaben aus allen Gegenden, namentlich auch von
jenseits des Ozeans. Mit der Modellierung des Denkmals beauftragte das
Komitee den Bildhauer Prof. Zumbusch, der Guss wurde, nachdem der Künstler
die ihm gestellte Aufgabe meisterhaft gelöst, der Lenz’schen Eisengießerei
in Nürnberg übertragen. Heute Vormittag nun fand die feierliche Enthüllung
statt. Bereits in den Morgenstunden hatten die Bahnzüge dichte Scharen
von Festgästen gebracht, sodass in den sonst so stillen Straßen der
Stadt ein ungewohntes reges Leben herrschte. Um 10 Uhr setzte sich der
Festzug in Bewegung, in dessen Mitte wir einen Vertreter der
Staatsregierung, Herrn Ministerialrat Völk, einen Vertreter der
Kreisregierung, Herrn Medizinalrat Dr. Martins, Deputationen der Gemeindekörperschaften
von Bamberg, Bayreuth, Fürth, Nürnberg, Vertreter der Universitäten München,
Würzburg, Erlangen, die hiesigen Militär- und Zivilbehörden, die
Studentenschaft (die Chargierten der Verbindungen in ‚vollem Wichs’)
usw. erblickten. Die Strassen, durch welche der stattliche Zug sich
bewegte, waren festlich geschmückt, und eine zahllose Menschenmenge
bildete förmlich Spalier. An dem Standorte des Denkmales – dem
Holzmarkt – angelangt, gruppierten sich die Festteilnehmer um das noch
verhüllte Monument, und nachdem die mitwirkenden Sängervereine den Chor:
‚O Schutzgeist alles Guten’ vorgetragen, bestieg das Komiteemitglied,
Herr Professor Dr. von Brinz aus München, die Rednerbühne, um die
Festrede zu halten. Im Eingange berührte der Redner mit kurzen Worten den
Entwicklungsgang des heute Gefeierten, der vor 40 Jahren als ärmlich
gekleideter Jüngling in Erlangen einzig. Einfach, gleich dem antiken
Drama war sein Lebensgang, und erst nach seinem Tode erkannte man, dass
ein tief bewegtes und tief bewegendes Leben abgeschlossen. Ein Leichenzug,
wie Erlangen noch keinen gesehen, geleitete trotz der geöffneten
Schleusen des Himmels den Hingeschiedenen zu der fernen Ruhestätte. Herz
war aber auch von ungewöhnlicher geistiger Begabung, und er hatte das
Material zu einem Literator ersten Ranges in sich. In jungen Jahren
literarisch tätig, gelangte er aber nicht zur vollen Entfaltung seiner
literarischen Tätigkeit. Herz’s Leben war eben eine Transaktion
einander gegenüberstehender Faktoren, und da konnte er sich dem Triebe
der Forschung nicht einseitig hingeben. Als Lehrer hatte dagegen Herz
Gelegenheit, seine hohe geistige Begabung in vollstem Maße
auszugestalten: die Lebendigkeit seines Vortrags, die klare
Auseinandersetzung fesselte die Hörer an die Lippen des Vortragenden.
Wohl sollte man denken, dass Misserfolge auf das Gemüt des Verstorbenen
eingewirkt hätten: wurde ihm doch erst im 47. Lebensjahre eine Stellung
zuteil, die sein Talent längst verdient hatte, wurde er doch erst im 22.
Jahre seiner akademischen Tätigkeit, drei Jahre vor seinem Tode, zum
ordentlichen Professor ernannt. Doch all diese bitteren Erfahrungen
konnten ihn nicht beugen; er betrachtete dieselben als letzte Ausläufer
einer von seiner Person unabhängigen sozialpolitischen Phase, die zu
antiquieren er berufen war. Fragt man nun: wäre es Herz möglich gewesen,
sich ausschließlich dem Studierzimmer zu widmen und sich dem Krankenbette
zu entziehen? So muss man mit ‚Nein’ antworten. Herz war nicht bloß
Dozent, er war auch Arzt. Ob reich oder arg, ob vornehm oder gering, mit
gleicher Sorgfalt widmete er dem Kranken seine Tätigkeit. Mit
Hintansetzung seines Interesses, ja seines glänzenden Nachruhmes, gab er
sich dem Berufe des Arztes hin. Allwärts begehrt, lag hierin für ihn
eine Quelles des Reichtums – er hat nur wenig daraus geschöpft, die
Welt lag ihm offen – er blieb in Erlangen. Forscht man nun nach den
Motiven dieser Uneigennützigkeit und Sesshaftigkeit, so kann man fragen:
hat Herz der Welt beweisen wollen, dass man, ohne Christ zu sein, in
Verfolgung höherer zwecke nicht nach schnödem Mammon jage? Wenn dieses
Motiv die Richtschnur des Verblichenen gewesen wäre, dann hätte in
seinem Handeln ein heroisch-antiker Charakter gelegen, der, persönliche
Interessen opfernd, für das Ganze sich hingab. Dann würde aber dieses
Denkmal nur von Juden errichtet werden, es würden nicht Christen und
Juden sich hieran beteiligt haben. - Mit Sicherheit ist jedoch die
Unrichtigkeit des angegebenen Motives anzunehmen, die Tugend der
Selbstlosigkeit schien eben in Herz vollständig zu leben. Geld nahm er,
weil er musste, Hilfe gab er, weil er wollte. Redner schilderte noch in
beredten Worten die Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit des Verstorbenen,
dem gegenüber das Vorurteil zu Nichts zerflossen sei. Es stehe somit
die |
Festversammlung
vor einem Denkmal seltener Art. Man habe schon viele Monumente berühmten
Fürsten, Feldherren, Künstlern und Gelehrten errichtet, in dem heute zu
enthüllenden Denkmal feiere man den Inbegriff der Allen gleichmäßig
obliegenden, in Herz zur Reife gediehenen Tugenden: ‚Wir setzen ein
Denkmal dem Menschen’. Nach den Schlussworten des Redners fiel die das
Denkmal dem Auge entziehende Hülle. Tausendstimmige Hochrufe übertöten
die diesen Akt begleitenden Musikklänge, während in die bayerischen
Farben gekleidete Mädchen reiche Blumenspenden zu den Füßen des
Denkmals legten. Das Monument zeigt uns Herz in einfachem Gehrocke; in dem
portraitähnlichen Antilitze sind die Hauptcharakterzüge des Gefeierten:
Milde und Herzensgüte vollendet ausgedrückt. Die Vorderseite trägt die
Inschrift:
Professor Dr. Jakob Herz – Geboren 2. Februar 1816 – Gestorben 27.
September 1871.
Die Rückseite gibt den Enthüllungstag an. Nachdem die Musik verklungen,
richtete Herr Dr. von Brinz im Namen des Komitees an den Bürgermeister
der hiesigen Stadt, Herrn Reichold, eine Ansprache, indem er das Denkmal
der Stadt Erlangen übergab und gleichzeitig dem Bürgermeister die
Urkunde über die zum Andenken des Verstorbenen errichtete
Stipendienstiftung mit einem Grundstock von 2.000 Gulden übergab. Herr Bürgermeister
Reichold drückte den Dank der Stadt für die Übergabe des Denkmals, das
er als der Humanität gewidmet betrachte, aus. Mit den Vorträgen des
Gesangsgesellschaften schloss die vom schönsten Wetter begünstigte
Feierlichkeit und erst nach Beendigung derselben stellte sich Regen ein." |
Über
Denkmäler für deutsche Juden, insbesondere das Denkmal für Dr. Jakob Herz in
Erlangen (Beitrag von 1902)
Artikel in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums"
vom 26. September 1902:
Zum Lesen bitte
Textabbildungen anklicken |
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Erinnerung
an Prof. Jakob Herz (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1928: "Jakob Herz. Jakob Herz war der erste Jude auf
bayerischem Lehrstuhl. Es dauerte lange, bis er, der überragende Gelehrte
und bedeutende Mensch, das Vorurteil der Zeit gebrochen und die
ordentliche Professur erlangt hat. Zu Bayreuth geboren, wurde er im 47.
Jahre seines Lebens Prosektor zu Erlangen, nach sieben weiteren Jahren
wurde ihm 1854 die Zulassung zur Habilitation verweigert, nach weiteren
acht Jahren der Titel eines Professors, 1863 eine wirkliche, aber
außerordentliche und sechs Jahre später - im 22. Jahre seiner
akademischen Tätigkeit und drei Jahre vor seinem Tode - eine ordentliche
Professur verliehen. Dem 1871 in Erlangen verstorbenen Professor der
Medizin, Jakob Herz, errichteten seine Freunde am Luitpoldplatz zu
Erlangen ein von Professor Zumbusch entworfenes Denkmal, das den seltenen
Mann in voller Figur darstellt. Ein schöneres noch hat er sich in den
Herzen aller derer erworben, die die Herzensgüte und Selbstlosigkeit, die
Hilfsbereitschaft, die Bescheidenheit und Aufopferung dieses großen
Gelehrten, ganzen Menschen und vollen Juden gekannt haben. H."
Foto links: Das Denkmal für Jakob Herz in Erlangen. |
Erinnerung an Prof.
Jakob Herz (1933)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 10. November 1933:
"Erlangen 1933. Professor Jakob Herz zum Gedenken. Jakob Herz war der
erste Jude auf bayerischem Lehrstuhl. Nach jahrzehntelangem Kampf erlangte
er die ordentliche Professur. Herz war 1816 zu Bayreuth geboren, der
Hochbefähigte wandte sich nach harter Jugend der Chirurgie zu. Seine
wissenschaftlichen Vorträge und Arbeiten erweckten bald die
Aufmerksamkeit der akademischen Welt. 1847 erfolgte seine Ernennung zum
Prosektor in Erlangen. 1854, nachdem seine Vorlesungen zu den besuchtesten
der Universität zählten, wurde ihm die Zulassung zur Habilitation
verweigert, 1862 ernannten man ihn zum Ehrendoktor der Universität
Erlangen. 1863, im 47. Jahre seines Lebens, wurde ihm der Titel eines außerordentlichen
Professor und 1869, im 22. Jahre seiner akademischen Tätigkeit und drei
Jahre vor seinem Tode, der eines ordentlichen Professors verliehen.
Selbstlos und uneigennützig widmete er sein Können der Menschheit. Seine
überragenden Fähigkeiten als Arzt und Lehrer einten sich mit den
seltenen Qualitäten einer sollen Persönlichkeit, eines edlen ganzen
Menschen. Seine helfende Hand stand in steter Opferbereitschaft, in werktätiger
Liebe jedem offen.
Die unermüdlichen Anstrengungen – im Erlanger Gemeindekollegium betätigte
er seinen gemeinnützigen Bürgersinn, in den Kriegen 1866 und 1870
betreute er Lazarette – zehrten an seinem von Jugend auf schwachen Körper.
Bereits 1871 war seinem segensreichen Wirken ein frühes Ende gesetzt.
Seine Beisetzung bekundete den ganzen Umfang der Liebe und Verehrung, die
der lautere große Mann genoss. Seine Freunde errichteten Professor Jakob
Herz am Luitpoldplatz zu Erlangen ein von Professor Zumbusch entworfenes
Denkmal. Dieses äußere Zeichen der Anerkennung steht nun nicht mehr. Das
schönere aber, das sich der bedeutende Jude im Herzen aller derer
erworben, die seine Güte, Hilfsbereitschaft und Aufopferung gekannt, das
wird, von Mund zu Mund getragen, nie verlöschen." |
Hinweis: seit 2009 verleiht die Medizinische Fakultät der Universität
Erlangen jährlich den "Jakob-Herz-Preis". Die Auszeichnung
wird für herausragende wissenschaftliche Erfolge auf dem gesamten Gebiet der
Theoretischen und Klinischen Medizin vergeben. Der Preisträger wird mit einer
Urkunde und einer Medaille mit dem Porträt des Namensgebers ausgezeichnet. Der
Preis ist mit 10.000 € dotiert und wird von den Professoren der Medizinischen
Fakultät gestiftet.
Weitere Informationen zu Jakob Herz und den Jakob-Herz-Preis siehe den Wikipedia-Artikel
"Jakob Herz".
Berichte zu
weiteren Personen an der Universität
Prof. Dr.
Isidor Rosenthal wird bei der Wahl zum Rektor
der Universität übergangen (1884)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Januar 1884: "Nürnberg, 17. Dezember (1884). In Nr.
19 dieses Zeitung befindet sich die Nachricht: Die Universität Erlangen
hätte den königlichen Professor Dr. Rosenthal daselbst zum Rektor
gewählt und der Minister von Luz hätte die Bestätigung verweigert (die
Bemerkung war Berliner Blättern entnommen. Red.). Gerade das Gegenteil
ist wahr. Die Universität Erlangen hatte, obschon die medizinische
Fakultät an der Reihe war, den Dr. Rosenthal übergangen. Nur die
gedachte Fakultät wählte ihn. Die Bestätigung wäre ihm unter der
Regierung unseres erlauchten Königs Ludwig II. - Gott erhalte ihn! -
durch den liberalen Minister von Luz ganz gewiss zuteil geworden. Das
weiß man in Bayern! Ist doch vor kurzer Zeit ein allerhöchster Erlass an
alle Präsidien und die Konsistorien ergangen, sich aller Beteiligung an
dem antisemitischen Treiben zu enthalten, sonst hätte gar mancher
Geistlicher, besonders unter den protestantischen, ein Lüftchen hierzu
verspurt und durch Unterschriftbevorwortungen etc. gefördert. Gottlob,
unser liebes Bayern ist gegen uns Juden bei weitem das nicht mehr, was es
früher, besonders unter dem Minister von Abel unseligen Andenkens, war
und es ist eine Gnadenverwaltung Gottes, dass der heillose Antisemitismus
nicht zu jener Zeit ausbracht, sonst wäre es uns schlecht ergangen. Wir
genießen in allen Stücken gleiches Recht; wir zählen bereits eine
schöne Anzahl königlicher Beamten, königlicher Handelslehrer und
dergleichen; die Einjährig Freiwilligen und andere Soldaten erfahren
seitens ihrer Offiziere, wie in anderen Landen, keine Beleidigung ihres
Glaubens wegen etc." |
70.
Geburtstag und Verleihung des Ehrenbürgerrechtes für Prof. Dr. Isidor
Rosenthal (1906)
Hinweis: über Prof. Dr. Isidor
Rosenthal informiert ein Wikipedia-Artikel |
|
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Juli 1906:
"Erlangen. Siebzigster Geburtstag. Am 16. dieses Monats begeht
der Professor der Physiologie an der hiesigen Universität Dr. J.
Rosenthal seinen 70.
Geburtstag." |
|
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Juli 1906:
"Erlangen. Das Ehrenbürgerrecht der Stadt Erlangen wurde
Prof. Dr. Rosenthal zu seinem 70. Geburtstag
verliehen." |
Postkarte
an die Frau von Prof. Dr. Isidor Rosenthal (1883, ergänzendes Dokument)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Hinweis: der Frau von Prof. Rosenthal - Anna Rosenthal - ist seit 1998 in
Erlangen eine Straße gewidmet: Anna-Rosenthal-Weg.
Postkarte aus
Berlin an
"Frau Professor Rosenthal
in Erlangen (Bayern)"
(1883) |
|
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Die
Postkarte an Frau Professor Rosenthal wurde am 30. Oktober 1883 aus Berlin
verschickt. |
Auszeichnungen jüdischer Gemeindeglieder durch den
König, darunter Prof. Dr. Rosenthal in Erlangen (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. Januar 1885: "Fürth, 2. Januar (1885,
Privatmitteilung). Anlässlich des Neujahrsfestes hat Seine Majestät der
König von Bayern folgenden Glaubensgenossen das Ritterkreuz erster Klasse
des Verdienstordens vom heiligen Michael zu verleihen geruht: Herrn
Landtagsabgeordneten Rechtsanwalt W. Frankenburger in Nürnberg, Herrn
Professor Dr. Rosenthal in Erlangen, Herrn Oberstabsarzt erster Klasse
Dr. Neuhöfer in München. Prof. Dr. Rosenthal wurde bekanntlich bei
der letzten Rektoratswahl übergangen, obschon der Turnus seine Wahl
erforderte. Dr. Frankenburger hat sich als Landtagsabgeordneter - eine
Zeitlang war er auch Mitglied des deutschen Reichstages, nahm aber kein
Mandat für diesen wieder an - viele Verdienste erworben, und haben wir
hervorzuheben, dass er auch für seine Glaubensgenossen stets eifrig
eintrat. Ihm ist die Aufbesserung der Gehälter der Rabbinen aus
Staatsmitteln und die Aufhebung des lästigen Judenzolles an die Kirchen
zu verdanken." |
Isidor
Rosenthal wird Ehrendoktor der philosophischen Fakultät (1909)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September
1909: "Der Geheime Hofrat Professor Dr. med. Isidor Rosenthal,
Direktor des Physiologischen Instituts an der Universität Erlangen, der
erst vor einigen Tagen das goldene Doktorjubiläum feierte, wurde von der
Erlanger philosophischen Fakultät zum Ehrendoktor ernannt." |
|
Nachstehend ein Artikel mit unklarem
Hintergrund, daher hier bis zur Klärung nur "am Rande"
eingestellt. |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1897:
"Das bayerische Kultusministerium hat jetzt nach abgeschlossener Disziplinaruntersuchung
dem Professor Rosenthal in Erlangen 'sein Bedauern und Missfallen' über
den Vergleich aussprechen lassen, den er in seinem physiologischen Kolleg
gezogen hatte." |
Prof. Dr. Isidor Rosenthal tritt in den Ruhestand
(1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. August 1913: "Geheimrat
Professor Dr. Isidor Rosenthal. Mit Ende des soeben ablaufenden
akademischen Sommersemesters tritt eine Zierde deutscher Gelehrsamkeit,
eine Größe der heutigen internationalen Medizin nach einer öffentlichen
fachwissenschaftlichen Tätigkeit von 54 Jahren in den gewiss wohl
verdienten Ruhestand: Isidor Rosenthal in Erlangen, der am 16. Juli das
77. Lebensjahr vollendet hat. Im Jahre 1836 zu Labischin im
Regierungsbezirk Bromberg geboren, führte er seine medizinischen Studien
an der Universität Berlin durch und brachte die ausschlaggebenden
siebzehn Jahre vom 19. bis 36. in der Reichshauptstadt zu, sodass im
‚Berliner Tageblatt’ (Nr. 361) jüngst ein kundiger Berichterstatter
feststellen und begründen konnte: ‚Rosenthal ist seiner
wissenschaftliche Entwicklung nach als ein Berliner Kind anzusprechen.
Hier hat er seine Studien begonnen und unter des unvergesslichen Emil
Dubois’ Leitung, dessen langjähriger Assistent und Freund er gewesen,
auch vollendet. Rosenthal gehört zu den begabtesten Schülern Dubois’,
dem an allgemeiner Bildung, an wissenschaftlicher Gründlichkeit und
unbestechlicher Kritik es gleichzutun sein hauptsächliches Bestreben
war.’
Schon 1859 wurde der erst Dreiundzwanzigjährige Assistent am
Physiologischen Institut bei Emil Dubois-Reymond, erhielt 1867 an der
Berliner Universität eine außerordentliche Professor und ging 1872 an
die Erlanger als Ordinarius der Physiologie und Gesundheitslehre. Daselbst
wirkt er nunmehr 41 Jahre, und zwar mit dem für die ziemlich kleinen und
kleinlichen Verhältnisse der dritten bayerischen Alma mater denkbar größten
Erfolge. Die Schriften und Studien, die J. Rosenthal seit seinem
literarischen Auftreten als Fachmann verfasste und drucken ließ, sind
folgende: ‚Die Atembewegungen und ihre Beziehungen zum Nervus vagus’
(1862), ‚Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie’
(1862, dritte Auflage, mit Bernhardt, 1883), ‚Zur Kenntnis der Wärmeregulierung
bei den warmblütigen Tieren’ (1872), ‚Ziele und Aussichten der
Gesundheitspflege’ (1876), ‚Bemerkungen über die Tätigkeit der
automatischen Nervenzentra, besonders über die Atembewegungen’ (1875),
‚Allgemeine Physiologie der Muskeln und Nerven’ (1877, zweite Auflage
1899), ‚Bier und Branntwein in ihrer Bedeutung für die
Volksgesundheit’ (1881, zweite Auflage 1893), ‚Atembewegungen und
Innervation derselben’ und ‚Physiologie der tierischen Wärme’
(1882, in Hermanns ‚Handbuch der Physiologie’, Band 4), ‚Vorlesungen
über öffentliche und private Gesundheitspflege’ (1887, zweite Auflage
1889). Als Leiter publizistischer Unternehmungen betätigte sich
Rosenthal, indem er 1869 bis 1880 das ‚Zentralblatt für die
medizinischen Wissenschaften’ und 1873 bis 1885 die bei F.A. Brockhaus
in Leipzig erscheinende deutsche Ausgabe der ‚Internationalen
wissenschaftlichen Bibliothek’ redigierte. Mit seinen Kollegen Rees und
Selenka rief er 1881 das ‚Biologische Zentralblatt’ ins Leben und
steht noch jetzt mit Fachgenossen an der Spitze dieses maßgebenden Organs
des neuen bedeutsamen Fachs der Biologie.
Natürlich ist eine Aufzählung der einzelnen Beiträge J. Rosenthals zu
den von ihm oder anderen geleiteten Zeitschriften hier ebenso sehr
ausgeschlossen, wie eine fachgemäße |
und
sachgemäße Würdigung seines ausgedehnten Schaffens an diesem Orte und
beim jetzigen Anlass in Betracht kommen kann. Es muss genügen, einerseits
den Weltruf der Leistungen dieses Meisters in der Physiologie des Menschen
und in der Hygiene, die er beide mit in erster Linie zu ihrer heutigen
Bedeutung emporheben half, festzustellen, andererseits sein
ergebnisreiches Streben, mit den Resultaten seiner Studien gleichsam dem täglichen
Leben selbst unter die Arme zu greifen: vielleicht der schönste Ruhm des
medizinischen Forschers.
Überhaupt war Isidor Rosenthal stets alles andere als ein weltfremder
Stubengelehrter. Er hat sich als modern denkender Mann in dem ihm zur
zweiten Heimat gewordenen Erlangen vielfach an den
Gemeinde-Angelegenheiten beteiligt und jahrelang als viel beachtetes
Mitglied im städtischen Gemeindekollegium mit beratschlagt. In
Anerkennung dessen ernannte ihn die Stadt Erlangen zu ihrem Ehrenbürger.
J. Rosenthal hat die Kriege von 1864, 1866 und 1870 als Arzt mitgemacht.
Im Jahre 1870 war er Stabsarzt beim Hanseatischen Infanterieregiment Nr.
76 und hat nach der Schlacht von Orleans das Eiserne Kreuz erhalten. Auch
in der Politik stand er oft genug seinen Mann, indem er sich an den Kämpfen
des ausgesprochenen Liberalismus gegen Rückschritt, Verdunkelung und
Kulturfeindschaft nachdrücklich beteiligte. Er gehörte zu den geistigen
Führen der freisinnigen Partei im nördlichen Mittelfranken.
Die amtliche Bekanntmachung teilte am 16. Juli mit: ‚Vom 1. Oktober
laufenden Jahres an wurde der ordentliche Professor in der medizinischen
Fakultät der Universität Erlangen, Geheimer Hofrat Dr. Isidor Rosenthal
auf sein Ansuchen von der Verpflichtung zur Abhaltung von Vorlesungen
befreit und ihm aus diesem Anlass in Anerkennung seiner vorzüglichen
Dienstleitung der Titel und Rang eines Königlichen Geheimen Rates
verliehen.’ Wir schließen diese Skizze über Leben, Wesen und Wirken
dieses gediegenen Charakters, der auch jederzeit, wo er eingriff, ohne
Aufdringlichkeit eine Persönlichkeit zu verkörpern wusste, mit einigen Sätzen
aus dem eingangs erwähnten, dem Scheidenden gewidmeten Artikel eines
Kenners im ‚Berliner Tageblatt’ vom 19. Juli: ‚Isidor Rosenthal
steht im 77. Lebensjahr und hat nach einer erfolgreichen und ehrenvollen
wissenschaftlichen Laufbahn ein volles Anrecht darauf, seinen Lebensabend
in einer des hoch angesehenen Forschers würdigen Ruhe zu schließen. -
Gleichwohl wird es manchen unter seinen Freunden geben, die seinen
Entschluss bedauern. Denn an geistiger Frische vermag er es noch heute mit
viel jüngeren seiner Genossen aufzunehmen. Wir wünschen dem
ausgezeichneten Physiologen und vortrefflichen Menschen einen schönen
Lebensabend. L.F." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1913:
"Erlangen, 1. August (1913). Der ordentliche Professor und
Direktor des physiologischen Instituts Geh. Hofrat Dr. med. et phil. Isidor
Rosenthal wurde auf sein Ansuchen von der Verpflichtung zur Abhaltung von
Vorlesungen befreit; aus diesem Anlass erhielt er den Titel eines Geheimen
Rates. Geheimer Rat Rosenthal ist am 16. Juli 77 Jahre geworden, er ist 1836 in
Labischin, Provinz Posen, geboren. Der berühmte Physiologe hat nach einer
erfolgreichen und ehrenvollen wissenschaftlichen Laufbahn ein volles Anrecht
darauf, seinen Lebensabend in einer des hochangesehenen Forschers würdigen Ruhe
zu schließen. Gleichwohl wird es manchen unter seinen Freunden geben, die
seinen Entschluss bedauern. Denn an geistiger Frische vermag er es noch heute
mit viel jüngeren seiner Genossen aufzunehmen. Rosenthal ist seiner
wissenschaftlichen Entwicklung nach als ein Berliner Kind anzusprechen. Hier hat
er seine Studien begonnen und unter des unvergesslichen Emil Dubois-Reymond
Leitung, dessen langjähriger Assistent und Freund er gewesen, auch vollendet.
Rosenthal gehört zu den begabtesten Schülern Dubois', dem an allgemeiner
Bildung, an wissenschaftlicher Gründlichkeit und unbestechlicher Kritik es
gleichzutun, sein hauptsächlichstes Bestreben war. Wir wünschen dem
ausgezeichneten Physiologen und vortrefflichen Menschen einen schönen
Lebensabend." |
Zum
Tod von Prof. Dr. Isidor Rosenthal (1915)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. Januar 1915: "Der Erlanger Physiologe, Geheimrat
Professor Dr. Isidor Rosenthal ist am 2. dieses Monats im Alter von 78
Jahren infolge von Herzschwäche gestorben." |
Prof.
Georg Jacob wechselt von Erlangen nach Kiel (1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. September
1911: "Professor Dr. Georg Jacob von der Universität Erlangen, der
im 50. Lebensjahre steht, ist als Nachfolger Georg Hoffmanns zum
ordentlichen Professor der semitischen Philologie an der Universität Kiel
ernannt worden. Er siedelt zu Beginn des Wintersemesters nach Kiel
über." |
Anmerkung: Georg Jacob (1862-1937)
war Islamwissenschafter und Orientalist und der Begründer der modernen
Turkologie in Deutschland; in Kiel war er der erste Direktor eines eigenen
"Orientalischen Seminars" (bis 1929); Nachfolger von Georg Jacob
auf dem Lehrstuhl in Kiel wurde Theodor Menzel. |
Dr. Markus Zucker wird zum Oberbibliothekar, Philipp Stein zum Bibliothekar
befördert (1913)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Juli 1913: "Der
Bibliothekar mit dem Titel Oberbibliothekar an der Universität Erlangen,
Dr. Markus Zucker, wurde zum Oberbibliothekar mit dem Range eines
ordentlichen Universitätsprofessors, der Sekretär mit dem Titel
Bibliothekar an dieser Bibliothek, Philipp Stein, zum Bibliothekar befördert." |
Prof.
Dr. Max Nöther wird zum Geheimen Hofrat ernannt (1917)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. Februar
1917: "München. Folgende Ernennungen sind zu berichten: der
bekannte Mathematiker ordentlicher Professor Dr. Max Nöther - Erlangen
zum Geheimen Hofrat, Dr. Paul Arndt, Kunstmaler, Max Obermeyer -
München zu Professoren, Lehrer Jakob Possenheimer - Böchingen, Michael
Rosenstiel - Mutterstadt, Benzion Ellinger - Fürth, Moses Rüll - Nürnberg,
Martin Estenfeld - Mürsbach und Samuel Massenbacher - Niederwerrn zu
Hauptlehrern." |
|
Über
die Tochter von Prof. Dr. Max Nöther: die Mathematikerin Emmy Nöther
(1882-1935) |
Foto
links aus dem Wikipedia-Artikel
zu Emmy Nöther
Artikel von Ursula Naumann in br-online.de (Artikel):
"Weiblich, jüdisch, links, genial - Die Mathematikerin Emmy Noether.
Nach ihrem Tod nannte Albert Einstein Emmy Noether das 'schöpferischste mathematische
Genie', das seit Beginn des Frauenstudiums hervorgebracht worden sei, rühmte ihre Entdeckungen als außerordentlich wichtig und zukunftsweisend und fand eine prägnante Formel für ihr Arbeitsgebiet:
'Reine Mathematik ist auf ihre Weise die Poesie logischer Ideen'.
Keine "Verweiblichung" an deutschen Universitäten! Den meisten von uns ist der Zugang zu dem Ideenreich der Algebra verschlossen, in dem Emmy Noether zu Hause war. Nachvollziehen lässt sich, welche enormen Widerstände die 1882 geborene Tochter eines Erlanger Mathematikprofessors auf ihrem Weg zum Ruhm überwinden musste. Nachdem ihr erstes Habilitationsgesuch an der Universität Göttingen 1915 auf Grund ihres Geschlechts abgelehnt worden war
('zahlreichen studierenden Frauen würde sich hiermit ein neuer Lebenslauf eröffnen, und die wissenschaftliche Höhe der deutschen Universitäten würde durch die fortschreitende Verweiblichung zweifellos
sinken'), durfte sie 1919 dann doch habilitieren. Eine ordentliche Professur aber bekam sie nie. Dafür war sie nach der Machtergreifung der Nazis unter den ersten Göttinger Hochschullehrern, denen aus rassischen Gründen die Lehrbefugnis entzogen wurde. Zuflucht und eine neue Wirkungsstätte fand sie am Frauencollege Bryn
Mawr/Philadelphia.
"Offen und versöhnend wie immer gingst Du Deinen Weg". Im Exil ist Emmy Noether am 14. April 1935 nach einer Operation gestorben.
'Dein Herz kannte kein Arg; es glaubte nicht an das Böse', rief ihr ein Freund nach,
'mitten in dem stürmischen Sommer 1933, in dem furchtbaren Kampf, Zusammenbruch und Aufbruch, in einem Meer von Hass und Gewalt, von Angst und Verzweiflung und lastender Sorge, gingst Du Deinen Weg wie vorher, mit demselben Eifer den mathematischen Problemen nachdenkend. Offen wie immer, versöhnend wie immer gingst Du Deinen
Weg.'" |
Hinweis: am Geburtshaus von Emmy
Noether in der Hauptstraße 23 in Erlangen erinnert eine Gedenktafel
(abgebildet im Wikipedia-Artikel
zu Erlangen); auch das Emmy-Noether-Gymnasium
in Erlangen erinnert an sie. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum
Tod des Gemeindevorstehers Moses Stern (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Dezember
1904: "Erlangen, 12. Dezember (1904). Vorgestern verstarb im 61.
Lebensjahr der Vorstand der Kultusgemeinde Bruck - Erlangen,
Kaufmann Moses Stern, ein treues Mitglied unseres Vereins. Die heute
erfolgte Beerdigung, bei welcher die Stadt Erlangen durch den zweiten
Bürgermeister Fränger und mehrere Mitglieder der städtischen Kollegien
vertreten war, legte Zeugnis dafür ab, wie der Dahingeschiedene als
Vorstand der Gemeinde und als städtischer Armenpflegschaftsrat es auch
verstanden hat, die Beziehungen zu den Behörden zu freundlichen zu
gestalten. Auf die tief empfundene Grabrede des Rabbiners Dr. Neuburger -
Fürth folgten innige Dankesworte des hiesigen Lehrers Morgenthau namens
der Gemeinde Bruck - Erlangen." |
Zur
Beisetzung von Stabsarzt Dr. Strauß (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1910:
"Erlangen, 9. Mai (1910). Gestern Vormittag 10 Uhr fand die
feierliche Überführung der Leiche des nach langem schweren Leiden hier
verstorbenen Stabsarztes Herrn Dr. Strauß nach Fürth statt, woselbst
nachmittags 2 1/2 Uhr die Beerdigung auf dem alten israelitischen Friedhof
erfolgt. Der Trauerzug wurde eröffnet durch die Musik des 19.
Infanterie-Regiments, den Leichenwagen, begleiteten sechs
Sanitäts-Unteroffiziere. Hinter dem Sarge folgten die nächsten
Anverwandten des Verstorbenen, die israelitische Kultusgemeinde, Vertreter
der Universität, der Staats und städtischen Behörden, das Offiziers-Korps
beider Regimente fast vollzählig und die Unteroffiziere des 19.
Infanterie-Regiments. An der Stadtgrenze machte der Zug halt, und nachdem
Herr Lehrer Katz Abschieds-, Trost- und Dankesworte gesprochen hatte,
löste sich der Trauerzug auf, während der Leichenwagen nach Fürth
weiterfuhr. Das Offiziers-Korps des Königlichen 19. Infanterie-Regiment
König Viktor Emanuel III. von Italien, gezeichnet von Heydenaber, Oberst
und Regiments-Kommandeur, widmet dem Verblichenen folgenden warmherzigen
Nachruf: 'Das Regiment verliert in dem Entschlafenen einen tüchtigen und
pflichtgetreuen Sanitäts-Offizier, dem es stets ein treues und
ehrenvolles Andenken bewahren wird." |
Kaufmann
Eduard Goldstein erhält den Doktorgrad der philosophischen und juristischen
Fakultät (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1912:
"Erlangen. Kaufmann Eduard Goldstein hat bei der philosophischen und
außerdem bei der juristischen Fakultät der Universität auf Grund
größerer staatswissenschaftlichen und juristischen arbeiten den Doktorgrad
erworben. Dr. Goldstein hat sich, neben einer anstrengenden und
erfolgreichen Berufstätigkeit, selbst auf das Gymnasialabiturium
vorbereitet und dann Jurisprudenz und Staatswissenschaft
studiert." |
Anmerkung: Eduard Goldstein promovierte
1912 über "Die Staatsangehörigkeit der juristischen Personen". |
Unfalltod von Emanuel
Rosenberger (1916)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. April
1916: "Erlangen. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde der in Urlaub
befindliche Artilleriehauptmann Emanuel Rosenberger infolge
Unvorsichtigkeit vom Zuge erfasst und getötet." |
Erinnerung an den
Fotografen Simon Katz (gest. 1927)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Fotopostkarte mit dem
jüdischen
Fotographen Simon Katz (1911) |
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Die Fotopostkarte wurde
anlässlich des Umzuges beim 75-jährigen Stiftungsfest der Erlanger
"Uttenruthia" (Christliche Studentenverbindung, Website)
im Jahr 1911 aufgenommen. Der Fotograf hat dabei nicht nur den Umzug,
sondern auch den Fotografen Simon Katz bei seiner Arbeit festgehalten
(Ausschnittvergrößerung) und es dabei auch für nötig befunden, diesen
namentlich auf der Fotokarte zu erwähnen. Simon Katz betrieb in Erlangen
ein Fotogeschäft "Atelier für moderne künstlerische Photografie
und Kunst-Anstalt". Er starb 1927 und wurde auf dem jüdischen
Friedhof in Erlangen beigesetzt. Seitdem führte seine Frau Wilma das
Geschäft weiter und wurde später von ihrem Schwiegersohn, Jakob Benesi,
einem gelernten Fotografen unterstützt. Zum Schicksal der Familie nach
1933 siehe eine Seite
auf der Website hshedenus.de: demnach wurden Jakob Benesi (kath.
Konfessionszugehörigkeit) mit seiner Frau Gottliebe geb. Katz und den
drei (katholischen) Kindern Erich, Hildegard und Hannelore nach der
Deportation in Auschwitz ermordet. |
Seite zu Simon Katz im
"Lexikon der Fotografen": http://www.fotorevers.eu/de/fotograf/Katz/4083/ |
Rechts: Foto aus dem
Atelier Simon Katz;
bei dem Foto handelt es sich
um Regina Rost geb. Stöcklein (nichtjüdisch,
geb. 1883, aus Erlangen)
(erhalten vom Enkel Fritz Rost) |
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80.
Geburtstag des 2. Vorstandes und Kassiers Leopold David (1931)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Dezember 1931: "Erlangen. Am 10. November (1931) feierte unter
Anteilnahme der ganzen Gemeinde und einer weiteren nichtjüdischen
Öffentlichkeit der 2. Vorstand und Kassier der Israelitischen
Kultusgemeinde Erlangen, Herr Leopold David, in körperlicher und
geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. Herr David ist seit dem Jahre
1880 Mitglied der Gemeinde, seit 1896 bekleidet er das Amt eines Mitglied
der Gemeindeverwaltung ununterbrochen. Bei dem zu seinem Geburtstag
veranstalteten Ehrenabend feierte vor allem Herr Rabbiner Dr. Behrens
(Fürth) den Jubilar, der bei der gleichen Gelegenheit zum Ehrenmitglied
der Kultusverwaltung ernannt wurde." |
Zum Tod des 2. Vorstandes und Kassiers Leopold David (1934)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November 1934:
"Erlangen.
Vor kurzem schloss der 2. Vorstand und Kassier der hiesigen israelitischen
Kultusgemeinde Leopold David im 83. Lebensjahre seine Augen für immer.
Der Verlust dieses Mannes ist für unsere auf die Hälfte ihrer einstigen
Seelenzahl zusammengeschmolzene Gemeinde ein schwerer Schlag. Denn was der
Verstorbene in den verflossenen drei Jahrzehnten auf allen Gebieten der
Verwaltung geleistet hat, wird für immer mit goldenen Lettern in der
Geschichte unserer Kultusgemeinde verzeichnet sein. Anlässlich seines 80.
Geburtstages wurde er deshalb zum Ehrenmitglied der Gemeindeverwaltung
ernannt. Mit regem Interesse widmete er sich noch bis in die letzten Tage
den Obliegenheiten des Kassiers. Eine im Jahre 1930 erschienene Broschüre
‚Geschichte der israelitischen Kultusgemeinde Erlangen’ entstammt
seiner Feder. Mit Rücksicht auf die Festtage konnte der Klage um den
Heimgang des Verblichenen nur ungenügend Ausdruck gegeben werden und nur
kurz konnten Rabbiner Dr. Behrens, Fürth und Lehrer Fränkel, Erlangen,
seine Verdienste hervorheben. Bei der später in der Synagoge abgehaltenen
Trauerfeier würdigten Lehrer Fränkel und der 1. Vorstand Max Hopfenmaier
ausführlich das segensreiche Wirken ihres ‚treuen Ekkehards’ der
Gemeinde. Sein Andenken werde zum Segen!" |
Weitere Mitteilungen und Berichte
Sammlung
für die Familien der in den Krieg gezogenen Soldaten (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1914: "Die in Erlangen veranstaltete Sammlung
für die Familien der ins Feld ziehenden Soldaten beträgt bist jetzt rund
11.000 Mark. Die kleine Israelitische Kultusgemeinde hat allein 500 Mark
geschenkt."
|
Möglichkeit einer koscheren
Verpflegung in der Universitätsstadt (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927:
"Erlangen, 25. Mai (1927). Hier wurde von der V.J.A. ein unter
Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Deutsch - Fürth stehender
jüdisch-akademischer Mittagstisch, Dreikönigstr. 3 eröffnet, wo auch
Nichtakademiker nach vorheriger Anmeldung speisen können." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928:
"Erlangen, 15. Mai (1928). Die Räumlichkeiten der unter Aufsicht des
Herrn Dr. Deutsch in Fürth stehenden Mensa Academica Judaica (Mitglied
des Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser in Hamburg) befinden
sich seit 1. Mai nicht mehr Dreikönigstraße, sondern Engelstraße 21,2,
worauf jüdische Reisende hiermit aufmerksam gemacht werden." |
Die
Burschenschaft "Bubenruthia" hat Probleme wegen Nichtdurchführung des
Arierparagraphen (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1934: "Erlangen.
Die Burschenschaft 'Bubenruthia' in Erlangen war, wie eine Korrespondenz
berichtet, wegen Nichtdurchführung des erweiterten Arierparagraphen aus
der Deutschen Burschenschaft ausgeschlossen worden. Die Burschenschaft
wollte einem Mitglied, dessen burschenschaftliche Gesinnung und Haltung
sie achtete und auf dessen bedeutsame Arbeit für Deutschland sie stolz
war, die Treue halten, auch wenn sie deshalb ihre Existenz aufgeben
müsste. Jetzt hat Reichsminister Rust in einem Erlass an den
Reichsführer der Deutschen Studentenschaft zugunsten der Burschenschaft 'Bubenruthia'
entschieden. Der Reichsführer der Deutschen Studentenschaft hat daraufhin
von dem Verlangen des Austritts des Prof. B. aus seiner Altherrschaft
Abstand genommen." |
Hinweis: Die Bubenruthia ist die
"Burschenschaft der Bubenreuther", gegründet 1817 in Erlangen; Website
der Burschenschaft |
Anzeigen
der Gemeinde, von Gewerbebetrieben und Privatpersonen
Anzeigen von
Metzgermeister Salomon Wassermann (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Suche
per sofort einen kräftigen Jungen, welcher die Metzgerei
gründlich erlernen will.
Samstags und Feiertage streng geschlossen.
Salomon Wassermann, Metzgermeister, Erlangen, Einhornstraße
5". |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember
1901:
"Suche per sofort einen kräftigen
Jungen, welcher die Metzgerei gründlich erlernen kann. Samstags und
Feiertage streng geschlossen.
S. Wassermann,
Erlangen, Einhornstraße 5." |
Für
die Häute- und Fellhandlung von Jonas Hopfenmaier wird ein Lehrling gesucht
(1908)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1908: "Lehrlingsgesuch!
Per 1. Mai dieses Jahres suche ich einen kräftigen 14-15jährigen jungen
Mann für meine Fellhandlung, Samstag und Feiertag streng
geschlossen.
Jonas Hopfenmaier, Erlangen, Bayern." |
Die
Gemeinde verkauft Torarollen (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1921: "Torarollen-Verkauf.
3 gut erhaltene und 1 weniger gute Tora-Rollen sind zu verkaufen.
Preisangebote erbeten an
A. Dreifuß, Kultusvorstand der israelitischen Kultusgemeinde Erlangen in
Bayern." |
Geburtsanzeige
für Hermann Hopfenmaier, Sohn von Albert Hopfenmaier und Lisl geb. Feldmann
(1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 1. Mai 1924: "Hermann.
Die Ankunft eines kräftigen Stammhalters zeigen hocherfreut an
Albert Hopfenmaier und Frau Lisl geb. Feldmann. Erlangen, 17. April
1924." |
Verlobungsanzeige
von Resi Reinemann und Adolf Berberich (1934)
Anmerkung: Adolf Berberich und Resi (Therese) geb. Reinemann sind beide nach
der Deportation umgekommen.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. März 1934: "Gott sei gepriesen.
Resi Reinemann - Adolf Berberich. Verlobte.
Erlangen - Frankfurt am Main. Beethovenstraße 38 / Groß-Krotzenburg.
Adar 5694 / März 1934". |
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