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Obbach (Gemeinde
Euerbach, Kreis Schweinfurt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth
Böhrer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Obbach bestand eine relativ große jüdische Gemeinde
bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Erste Hinweis für eine jüdische Ansiedlung in Obbach liegen aus der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts hervor. Juden werden in Rechtsgeschäften
erwähnt und in Gerichtsakten namentlich genannt. Es gab - wie auch andernorts -
zahlreiche einschränkende Bestimmungen für die jüdischen Familien am Ort. So
war es ab 1680 jüdischen Frauen in Obbach verboten, sich an Sonn- und
christlichen Feiertagen mit einem Strickstrumpf auf der Straße blicken zu
lassen. 1732
werden zwei Obbacher Juden unter den Besuchern der Leipziger Messe
genannt. Die jüdischen Familien standen damals unter dem Schutz der Herren von
Seckendorf. Um 1800 lebten in Obbach 30 jüdische Familien
"großteils in 2 großen abgesonderten herrschaftlichen Gebäuden"
(aus "Geographisches-Statistisch-Topographisches Lexikon von
Franken", 1801).
Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder entwickelte sich im 19.
Jahrhundert wie folgt: 1816 168 jüdische Einwohner (28 % von insgesamt 599),
1837 210 (29,0 % von 725), 1867 192 (28,7 % von 668), 1900 174 (28,7 % von 606),
1910 146 (22,3 % von 654). Die jüdischen Familien wohnten zumeist in eigenen
Häusern im Bereich der Synagoge und des jüdischen Gemeindehauses. Die meisten
von ihnen hatten Grundbesitz. Die jüdischen Familien lebten insbesondere
vom Vieh- und Pferdehandel. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es
mehrere im Besitz jüdischer Familien befindliche Warengeschäfte und Handlungen
vor Ort, darunter auch jüdische Metzgereien (s.u.). Die meisten Familien hatten
auch landwirtschaftlichen Besitz.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Obbach die folgenden
jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Seligmann Isaac Straus (Warenhändler), Isaac Hirsch Hirschmann
(Viehhändler), David Wolf Nelkenstein (Warenhändler), Samuel Joseph
Rheinfelder (Waren- und Viehhändler), Isaac Joseph Rheinfelder (Warenhändler),
Nihm Isaac Strauss (Warenhändler), Löb Isaac Steuermann (Viehhändler),
Seligmann Itzig Strauß (Warenhandel), Seligmann Nihm Königsberger (Viehhändler,
Vorsteher), Michael Nathan Schloss (Warenhändler), Elias Samuel Ramsfelder
(Lehrer, Warenhändler), Madel Seligmann Ramsfelder (Schlächterei), Gelle Josua
Königsberger (Schmuserei), Schir Nihm Königsberger (Schlächter), David Isaac
Hochspringer (Viehhändler), Abraham Löb Bildstein (Viehhändler), Isaac Samuel
Siegel (Warenhändler), Hona Benjamin Frankenburger (Warenhändler,
Viehhändler, ehem. Hof- und Geschäftsjude bei Freiherr Friedrich Wilhelm von
Bobenhausen), David Maier Fleischmann (Schlächter), Lazarus Isaac Strauss
(Warenhändler), Wolf Isaac Kleemann (Viehhändler), Niem Samuel Ramsfeld
(Schlächter in Geldersheim), Jakob Samuel Ramsfeld(er) (Schlächter in
Geldersheim), Jakob Wolf Wölfner (Warenhändler), Jakob Joseph Amburger
(Viehhändler), Götz Nathan Schloss (Warenhändler), Seligmann Samuel
Ramsfeld(er), (Schmuster), Oscher Michael Blank (Warenhändler), Löb Salomon
Kronenthal (Viehhändler), Isaac Hohne Friedenheit (Viehhändler), Wolf Jacob
Fränkel (Handelsmann), Hirsch Jonas Harzfelder (Warenhändler), Samuel Isaac
Siegel (), Jeidel Jacob Rosmann (Vieh- und Pferdehändler), Abraham Hona
Bergmann (Handelsmann), Abraham Bär (), Samson Isaac Strauss (Warenhändler),
Fradel, Witwe von Jonas Wippert (Warenhandel), Isaac Benjamin Goldstein
(Viehhandel), Jette Aron Schlorch (Schmuserei), Benedict Michel Goldberg
(Uhrmacher), Haium Hohna Frankenburger (Viehhändler), Wolf Feist Dessauer
(Warenhändler). Ohne Matrikelstelle wird Vorsinger Mendel Simon
genannt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), ein
1836 erbautes jüdisches Gemeindehaus mit der Israelitischen Volksschule und der Lehrerwohnung
(Sulzthaler Straße 8; bis zur Gegenwart erhalten) sowie ein rituelles Bad
(letzteres am Ende der Kleinstraße, doch erst seit 1913 dort nachweisbar). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein jüdischer Volksschullehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (Kantor)
und Schächter tätig war. Die Gemeinde Obbach war 1840 kurzzeitig Sitz
eines Distriktsrabbinates. Nachdem die Gemeinde Niederwerrn
jedoch bereit war, zur Finanzierung des Distriktsrabbinatsfonds 30 Jahre lang
pro Jahr von jedem Familienhaupt 1/2 Gulden abzuführen, wenn der Rabbinatssitz
nach Niederwerrn verlegt würde, gab die Königliche Regierung dem zugleich
günstiger gelegenen Niederwerrn den Vorzug.
Seitdem gehörte Obbach zum Distriktsrabbinat Niederwerrn,
nach dessen erneuter Verlegung 1864 zum Distriktsrabbinat in Schweinfurt. Die
Toten der Gemeinde wurden im jüdischen
Friedhof Euerbach beigesetzt.
Die jüdische Schule (Israelitische Volksschule) wurde auf behördliche Anweisung 1820 eingerichtet.
Folgende jüdischen Lehrer unterrichteten an der Schule: Liebmann Kaiser
(1820-1822), Ludwig Marschütz (1822-1825), Hermann Schwed (1825), Lucas Treu
(1825-1835), Meier Frank (1835-1848), Elias Eldod (1848-1851, danach in Kleinerdlingen), Juda Löw
Lissauer (1853-1859), Joseph Grünbaum (1859-1872), ... Nathan Blatt (1893-1930), Alfred Grünebaum
(1930-1935). 1929 wurde die israelitische
Volksschule aufgelöst, seitdem besuchten die jüdischen Kinder die evangelische
Schule und erhielten separaten Religionsunterricht.
*Anmerkung: nach Strätz Biograph. Handbuch Würzburger Juden Bd. 1 S. 210
war Alfred Grünebaum (geb. 1909 in Sulzbürg) nach seinem Examen
an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg (ILBA) 1929
Religionslehrer in Obbach. Nach dem Examen blieb er noch ein freiwilliges Jahr
an der ILBA. Nach Angaben von Elisabeth Böhrer (mit
Quellenangabe: Meldeeinträge in Obbach) ist er am 3. Juni 1930 in Obbach
zugezogen und war bis zu seinem Wegzug am 20. Mai 1935 (nach Prichsenstadt)
Religionslehrer am Ort. Grünebaum
konnte - nach Angaben seiner Tochter Sylvia Gruen Salomon (Nashville/TN),
erhalten über Wolf-Dieter Gutsch am 25.1.2019 - im September 1940 mit Frau und
Sohn in die USA emigrieren. Er nannte sich in den USA Alfred Gruen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Isidor
Fleischmann (geb. 10.1.1886 in Obbach, gef. 9.9.1914) und Gefreiter Max Sommer (geb.
17.3.1896 in Obbach, gef. 25.3.1918). Ihre Namen stehen auf
dem Kriegerdenkmal vor der evangelischen Kirche in der
Dr.-Georg-Schäfer-Straße (auf dem mittleren der drei Gedenksteine).
In den 1920er-Jahren gab es an jüdischen Gewerbetreibenden: Adolf Rund
(Viehhändler mit landwirtschaftlichem Besitz), Abraham Schloss (Kolonialwaren-
und Stoffhändler), Zadock Strauß (Viehhändler), Wolf Fränkel (Viehhändler
mit landwirtschaftlichem Besitz), Lehmann Ramsfelder (Metzgerei, Viehhandel, mit
landwirtschaftlichem Besitz), Hirsch Kammermacher (Kleinwaren, Hausierhandel), Hieronymus
Blank (Kolonialwaren- und Samenhandlung, mit landwirtschaftlichem Besitz),
Michael Schloss (Schuhwaren und Stoffe), David Blumenthal (Hauswaren, Öfen,
Herde, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen), Gerson Wolf (Viehhändler mit
landwirtschaftlichem Besitz), Abraham Fleischmann (Metzger), Bernhard
Fleischmann (Bauer), Lehmann Bildstein (Kolonialwaren und Schule, Pferdehandel),
Nathan Bravmann (Kolonialwaren und Schuhe, mit landwirtschaftlichem Besitz),
Moses Schloss (Stoffe), Willi Fränkel (Kolonialwaren), Adolf Sommer (Makler),
Adolf Rosenstock (Schafe-, Kälber- und Ziegenhändler, mit landwirtschaftlichem
Besitz), Adolf und Arnold Schlorch (Bäckerei, Getreide- und Mehlhandel, mit
landwirtschaftlichem Besitz), Abraham und David Fränkel (Metzger und
Viehhandel), Mendelssohn Fränkel (Viehhändler), Lyon Kronenthal
(Pferdehändler, Polsterei, mit landwirtschaftlichem Besitz), David Julius
Fleischmann (Metzger, mit landwirtschaftlichem Besitz), Willi Ramsfelder
(Pferde- und Viehhändler, mit landwirtschaftlichem Besitz), Dr. Theodor
Einstein (Arzt).
Um 1924, als 120 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (18,5 % von
etwa 650), waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf Rosenstock, Arnold Schlorch,
David Blumenthal und Abraham Fleischmann. Als Lehrer an der Israelitischen
Volksschule und Kantor der Gemeinde war der bereits genannte Nathan Blatt tätig (vgl. Bericht
unten). Weiterhin (bereits seit Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts) gehörten,
nachdem im benachbarten Euerbach
die Zahl der jüdischen Einwohner bereits stark zurückgegangen war, die hier
noch lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Obbach. 1932/33 erhielten
durch den gleichfalls bereits genannten Lehrer Alfred Grünebaum acht jüdische Kinder Religionsunterricht.
Gemeindevorsteher waren 1932 weiterhin Arnold Schlorch (1. Vors.) und Emil
Rosenbusch (2. Vorsteher). An jüdischen Vereinen bestanden die
Wohltätigkeitsvereine Gemilus Chassodim (1932 Vorsitzender D.
Blumenthal, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Bedürftiger) und Zedokoh
(1932 unter Leitung von H. Blank, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Bedürftiger), der Israelitische Frauenverein (1932 unter Leitung von Frau J.
Blumenthal, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Bedürftiger), Ortsgruppen beziehungsweise Zweigstellen der Zionistischen
Vereinigung und der beiden zionistischen Fonds.
1933 lebten noch 106 jüdische Personen in Obbach. Nur langsam ging in den
folgen Jahren ihre Zahl zurück: am 15. Dezember 1935 wurden 101 jüdische
Gemeindeglieder gezählt (von denen nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer 99
in Obbach und zwei in Euerbach lebten). Gemeindevorsteher war inzwischen Isaak
Bravmann. Von November 1937 bis Oktober 1938 wanderten zwölf der
Gemeindemitglieder aus. Beim Novemberpogrom 1938 wurde ein Teil der
jüdischen Männer durch den Gendarmeriepostenführer von Geldersheim auf
Anordnung des Landrates verhaftet und in das Gefängnis nach Schweinfurt
gebracht. Acht Juden wurde durch SA-Leute aus Obbach in einer Wäscherei
festgesetzt. Die Synagoge wurde geschändet und zerstört (s.u.), jüdische
Wohnungen und Geschäfte wurden geplündert, die Wohnungseinrichtungen
zerstört, die Warenvorräte vernichtet. Juden wurden aus ihren Häusern
gezerrt, misshandelt und zum Bürgermeisteramt getrieben. Gegen Abend kam es zu
neuen Ausschreitungen, wobei das Haus eines Juden bis auf den Grund zerstört
wurde. Bis 1941 konnten noch 39 jüdische Obbacher auswandern (30 in die USA,
fünf nach Südamerika, zwei nach Südafrika, je einer nach Frankreich und
Palästina). Am 7. Februar 1942 lebten noch 36 jüdische Personen in Obbach (in
dieser Zahl ist vermutlich eine Frau enthalten, die in Euerbach lebte). Von
ihnen wurden 30 am 22. April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin
deportiert (dazu die Frau aus Euerbach). Im Sommer 1942 sind die letzten fünf jüdischen Einwohner
in das Ghetto Theresienstadt verschleppt worden: nach Forschungen von Elisabeth
Böhrer kamen sie an zwei unterschiedlichen Tagen im August 1942 zuerst nach
Schweinfurt und wurden dann im September über Würzburg nach Theresienstadt
verschleppt.
Von den in Obbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; verschiedene Angaben sind
korrigiert auf Grund der Recherchen von Elisabeth Böhrer, Stand 20.5.2013): Else Adler geb. Blatt
(1893, Tochter von Lehrer Nathan Blatt), Ricka Banda geb. Kappenmacher (1906), Beate Bildstein (1927), Else Bildstein geb. Bloch
(1891), Gerhard Bildstein (1899), Hermann Bildstein (1870), Julius Bildstein (1932), Ludwig Bildstein (1876),
Manfred Bildstein (1924), Cäcilie Blank (1903), Jette Blank (1860), Regina Blank (1865), Sabine Blank
(1868), Jeanette Blumenthal geb. Sonnenberger (1873), Isaak Bravmann (1882), Nelka
Bravmann geb. Schloss (1879), Rita Bravmann (1923), Siegbert Bravmann (1927), Bernhard Fleischmann (1882), Berta
Fleischmann geb. Silbermann (1884), Isidor Fleischmann (1922), Julius
Fleischmann (1880), Lore Fleischmann (1931),
Luise Fleischmann geb. Schlorch (1892), Max Fleischmann (1887), Recha
Fleischmann (1891), Adele Fränkel geb. Hüchberger (1878), Fanny Fränkel geb. Grünebaum (geb. 1867), Hermann Fränkel (1880), Jacob
Fränkel (1874), Jette Fränkel
geb. Bacharach (1876), Julie Fränkel geb. Lippmann (1884), Paula Fränkel
(1920), Rosa Fränkel geb.
Schloss (1884), Willy Fränkel (1872), Wolf Fränkel (1869), Ida Frank geb.
Schlorch (1883), Berta Friedmann geb. Frankenburger (1868), Joseph Goldstein (1922), Leopold
Markus Goldstein (1910), Regina
Goldstein (1881), Malchen Hirsch geb. Fränkel (1881), Kerry Jacobsohn geb. Kronthal (1897),
Cärry Judas geb. Ramsfelder (1896), Mathilde Königsberger (1889; anlässlich
der "Stolperstein"-Verlegung für sie in Würzburg im Juni 2013
erschien ein Artikel
in der Main-Post), Ferdinand Kronthal (1893), Jenny
Kronthal (1884), Leo
Kronthal (1892), Sally Kronthal (1905), Amalie (Malchen) Kuhn geb. Schloss (1878),
Jeanette Mayer geb. Bildstein (1893), Arthur Ramsfelder (1898),
Edith Ramsfelder (1937), Emma Ramsfelder geb. Gottlob (1908), Julius Ramsfelder
(1891), Tilly Ramsfelder (1898), Erna Richter geb.
Goldstein (1872), Emil Rosenbusch (1888), Gustav Rosenbusch (1926), Herbert
Rosenbusch (1929), Paula Rosenbusch geb. Schloss (1896), Ernestine Rund geb.
Bernet (1859), Josef Rund (1890), Siegbert Rund (1888), Regina Schafheimer geb.
Schloss (1875), Arnold Schlorch
(1880), Emil Schlorch (1877), Lilly Schlorch (1912), Max Schlorch (1886), Rosa Schlorch geb.
Fleischmann (1877), Samuel (Semi) Schlorch (1889), Selma/Susi Schlorch (1894), Sofie
Schlorch geb. Silbermann (1883), Meta Schloss geb. Adler (1887), Michael Schloss
(1885), Moses Schloss (1883), Elise Seemann geb. Schloss (1880), Bella Stern geb.
Kronthal (1887), Heinrich Steuermann (1881), Klara Strauss geb.
Ramsfelder (1869), Zadok Strauss (1873).
Nach 1945 kamen nur zwei der aus Obbach stammenden jüdischen
Personen aus den Konzentrationslagern zurück, unter ihnen Siegfried Ramsfelder (geb. 1904 in
Obbach als Sohn von Lehmann Ramsfelder und Philippine geb. Grünbaum), der am
27. November 1941 von Würzburg nach Riga deportiert worden war. Er überlebte den
Holocaust und war von 1956 bis 1958 Vorsitzender der
Israelitischen Kultusgemeinde in Würzburg (Link: Liste
der Leiter der jüdischen Gemeinde in Würzburg). Er starb (nach
Angaben von Elisabeth Böhrer) 1964 in den USA. Über sein Schicksal wurde von
Peter von Zahn der Film "Die enthemmte
Bürokratie" gedreht. Dieser Film ist nach Recherchen von Elisabeth
Böhrer 1981 entstanden und kann über den Mitschnittservice des ZDF zum Preis
von 35 € (Stand: Dezember 2016) bestellt werden (Kontakt).
Zur Erinnerung an den in Obbach geborenen Heinrich Steuermann (1881) wurde in
Berlin-Wilmersdorf am 11. September 2009 ein "Stolperstein"
verlegt.
Link mit weiteren Informationen zu Heinrich Steuermann und seiner Familie: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/3203.
(Foto: Initiative Stolpersteine Charlottenburg-Wilmersdorf)
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anmerkung: Trotz der Größe der jüdischen Gemeinde
Obbach finden sich überraschenderweise kaum Berichte zum Gemeindeleben in
jüdischen Periodika wie "Der Israelit", "Allgemeine Zeitung des
Judentums" und "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung".
Bislang konnten nur die folgenden Artikel mit einem Bezug zu Obbach gefunden werden:
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
"Konfessionelle Vielfalt" in einer Familie - ein
Artikel aus dem Jahr 1869
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1869: "Aus
Bayern. Der in diesen Blätter wegen seiner heftigen Äußerungen gegen
die Juden bei Gelegenheit der Landtagswahlen erwähnte katholische Kaplan
Frank aus Löhrieth ist der Sohn des verstorbenen jüdischen Lehrers F.
aus Obbach; ein Bruder dieses judenfeindlichen Juden ... ist ein
evangelischer Geistlicher!!" |
Lehrer Nathan Blatt gibt Anregungen für ein besseres Verhältnis zwischen
jüdischem Lehrer und der Landwirtschaft (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1900:
"Obbach (Bayern). (Der israelitische Lehrer und die Landwirtschaft).
Während unsere christlichen Kollegen in den schönen Sommertagen sich in
Flur und Garten mit Hacke, Karst und Spaten zu schaffen machen, sich durch
ihre Wanderungen über Berg und Tal, in Wald und Feld, gegen die
Einflüsse der Witterung stählen, durch die Bewegung in freier Luft die
aufgebrauchten Säfte des ganzen Organismus erneuern und dadurch die für
uns Lehrer so nötige Ausspannung der Nerven herbeiführen, sitzen wir,
die israelitischen Lehrer, in dumpfer Stube, geben im Schweiße unseres
Angesichts Privatstunden, die oft nicht viel einbringen und suchen durch
Unterrichtserteilung in Buchführung, Wechsellehre und dergleichen den
jungen Nachwuchs immer wieder solchen Berufen zuzuführen, von denen
wegzuführen unter den obwaltenden Verhältnissen viel mehr unsere Pflicht
wäre. Ich glaube aber, der israelitische Lehrer, der nicht bloß Lehrer,
sondern auch Erzieher sein will, der gestaltend, bildend, ja oft umbildend
auf die spätere Lebensführung seiner Schüler wirken soll, hat in der
Gegenwart ganz andere Aufgaben zu erfüllen, an der Erreichung ganz
anderer Ziele mitzuarbeiten; gebieterisch drängen die Umstände dahin,
auf - ich möchte sagen - ganz entgegengesetztem Gebiete seine Kräfte in
edlem Wettstreite zu entfalten. Er soll den durch die Stürme der Zeiten
fast erstorbenen Natursinn wiederbeleben helfen, Liebe zur Landwirtschaft,
Obstbaumzucht usw. zu erwecken suchen, er soll mitwirken, dass die alten,
goldenen Zeiten (als Israel noch auf eigenem Grund und Boden wandelte)
nicht mehr als Märchen von weitem erscheinen, sondern wieder Blut und
Farben gewinnen.
Unsere Urväter waren Hirten, Ackerbauer oder Handwerker und überließen
den Handel den Phöniziern, Griechen und Arabern, und der israelitische
Lehrer soll sich als Hochziel stecken das, was der Kunst- und Handelsgärtner
Siegfried Minden vor einigen Jahren in einer Zeitschrift betonte, in die
Tat umsetzen zu helfen: 'Eltern und Vormünder, wenn Eure Verhältnisse
kaum eine andere Berufswahl ermöglichen, als Eure Kinder, resp. Mündel
dem Klein- oder Hausierhandel in die Arme zu werfen, führt sie der
Bodenkultur zu! Lasst sie dadurch zu einer geachteten Lebensstellung
gelangen und überlasst das Hausiergewerbe den Euch darum beneidenden -
Antisemiten.'
Lasst Euch nicht durch den Gedanken abschrecken, das bestehende Vorurteil
der Landleute gegen ihre neuen Konkurrenten sei ein Hindernis zur
Verwirklichung dieser Ziele. Trotz dieser Vorurteile werden gewiss gute
und billige Erzeugnisse jüdischer Gärtner und Landwirte willige Abnahme
finden. Man pflegt auf den Märkten gewiss nicht nach der Religion
derjenigen zu fragen, welche Bodenprodukte liefern; bei dem Verkaufe von
Früchten, Blumen und dergleichen kommt es nur darauf an, ob die
Produzenten leistungsfähig sind.
Durch diese beherzigenswerten Worte ist uns Lehrern eine schwere Aufgabe
zugewiesen. Aber - diese Frage wird jetzt aufsteigen - wie und was können
wir zur Lösung derselben beitragen? Da gibt es meiner Meinung nach nur
Eines: Fangen wir bei uns selbst an! Wir kennen ja die pädagogischen
Grundsätze: 'Wer erziehen will, muss selbst erzogen sein und nur Liebe
erzeugt Gegenliebe.'
'Die Natur steht vor dir in ihrer großen Ruhe, in ihrer naiven
Schönheit, in ihrer kindlichen Unschuld und Einfalt, verweile gern bei
diesem Bilde.' (Schiller).
Die Natur erfüllt unser Herz mit Begeisterung für unseren schweren Beruf
und diese Sonne der Begeisterung wird dann ihre Strahlen auch in die
weichen Kinderherzen senken. Haben wir uns nur erst selbst gewonnen, dann
haben wir auch unsere Kinder gewonnen, und haben wir die Kinder, dann
'glüht die Morgenröte besserer Tage schon hinterm Berg der Gegenwart.'
Denn: 'die Welt besteht durch den Hauch der Kinder in der Schule.' Wenn
erst einmal die Freunde |
am
Werden, Entfalten und Gedeihen in der Natur so recht in uns erwacht ist,
dann wird das Interesse am Landleben und an der Landwirtschaft von selbst
kommen und - last not least - neben dem ideellen Nutzen wird auch
der reale sich einstellen.
Zahlreiche unserer christlichen Kollegen erwerben alljährlich auf diese
Weise Preise und Ehrungen und erhöhen dadurch beträchtlich ihre
Einnahmen; wem von uns aber - Hand aufs Herz - ist es schon einmal
eingefallen, zur Erhöhung seines gewiss nicht besseren Einkommen
dieselben Wege zu wandeln?
Und doch ist die Zeit, die man auf diese Beschäftigung verwendet, keine
vergeudete. So schreibt z.B. der Schulanzeiger von Unterfranken: 'Kann der
Lehrer auf dem Lande über einen Schulgarten verfügen, oder sich in den
Besitz eines Gartens setzen, so gibt es nicht leicht eine angenehmere und
zugleich einträglichere Nebenbeschäftigung, als die Kulturpflanzen,
insbesondere des Obstes.'
Darum weg mit den nervenaufregenden, gesundheitsschädlichen
Nebenbeschäftigungen herkömmlicher Art, frisch zu dieser neuen gegriffen
und der Segen wird nicht aufbleiben. Zum Schlusse noch noch eine
Bemerkung. Edeldenkende und für allen gesunden Fortschritt in Israel
begeisterte Männer wollen die Hand reichen, dass diese Ausführungen kein
bloßer Traum bleiben, sondern sich wenigstens zum kleinen Teile
verwirklichen. Sie wollen Mittel bereitstellen und Gelegenheit geben, dass
solche von uns, die Interesse an der Sache haben und die Mühe nicht
scheuen, einen mehrwöchentlichen Kursus in Obstbaumzucht und Blumenpflege
mitmachen können und ich habe den Auftrag erhalten, über alle diesbezüglichen
Fragen näheren Aufschluss zu erteilen. Also Kollegen! Machen wir einen
Versuch! Er ist des Schweißes der Edelsten wert. Es ist auch ein Kiddusch
Haschem (Heiligung des Gottesnamens), was wir beginnen wollen, und wahrlich
nicht der kleinste. Bedenket: 'Der Menschheit Hoffnung ist in Eure Hand
gegeben, bewahret sie. Mit Euch sinkt sie, mit Euch wird sie sich heben!' Nathan
Blatt, Obbach." |
Stellengesuch des Lehrers Nathan Blatt (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1901:
"Stellen-Gesuch.
Junges, sehr talentiertes Mädchen, im Putzfach
äußerst gewandt, sucht Stelle als Putzarbeiterin für 1. April. Es wird
mehr auf dauernde Stelle und Familienanschluss als auf hohen Lohn gesehen.
Offerten an Lehrer Blatt, Obbach, Bayern." |
Oberlehrer Nathan Blatt geht in den Ruhestand (1930)
Anmerkung: Oberlehrer Nathan Blatt war der erste Ehrenbürger
Obbachs
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1930:
"Oberlehrer Blatt (Obbach) verließ am 1. April seine Gemeinde, in
der er 37 Jahre in Treue und Hingebung seines Amtes gewaltet, und
übersiedelte nach Würzburg, um dort seinen Ruhestand zu verbringen.
Vielfache Ehrungen der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung, so
insbesondere die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes, zeugen von der
großen Liebe und Verehrung, die man ihm an seinem Wirkungsorte und
darüber hinaus entgegengebracht." |
Zum 70. Geburtstag des früheren Lehrers Nathan Blatt (1935)
Artikel
in der Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung vom 15. August 1935:
"Würzburg. Am 15. August (1935) vollendet der Oberlehrer i.R. Herr
Nathan Blatt sein 70. Lebensjahr. Nach einer fast 45jährigen
Lehrtätigkeit in Oberwaldbehrungen und an der Israelitischen Volksschule
Obbach, wo er in Treue und Hingebung seines Amtes waltete und sich die
Achtung und Liebe nicht nur seiner Glaubensgenossen, sondern der gesamten
Bevölkerung erwarb, siedelte er nach Würzburg über, wo er in Ruhe und
Zurückgezogenheit seinen Lebensabend verbringt. Der jüdischen
Öffentlichkeit ist der Name Blatt bekannt geworden durch seine eifrige
Mitarbeit im 'Hamburger Israelitischen Familienblatt' und durch sein
unentwegtes Eintreten für die Berufsumschichtung der Juden zu einer Zeit,
als diese Frage noch nicht aktuell zu sein schien. Die jüdische
Lehrerschaft berief Blatt im Jahre 1912 in die Verwaltung des Jüdischen
Lehrervereins für Bayern, wo er über ein Jahrzehnt lang eine sehr
rührige Tätigkeit entfaltete. Wir beglückwünschen den Jubilar und
wünschen ihm noch viele Jahre der wohlverdienten Ruhe."
Anmerkung: nach Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger
Juden Bd. I S. 96 ist Nathan Blatt 1865 in Maßbach
geboren, Ausbildung an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in
Würzburg, Examen 1884. Strätz erwähnt, dass er an der Schule in
Obbach unterrichtete. Nach Angaben von Elisabeth Böhrer ist Lehrer Blatt
am 1. November 1892 von Oberwaldbehrungen
nach Obbach zugezogen. Im Dezember 1893 ist in Obbach seine erste Tochter
geboren, die zweite Tochter im Juli 1896 ebd.. Nathan Blatt verzog nach
seiner Zurruhesetzung 1930 nach Würzburg, von dort 1938 nach München, wo
er am 30. Dezember 1940 verstarb.
Die älteste Tochter war Else Adler geb. Blatt, geb. 24.12.1893 in Obbach,
war seit 1921 verheiratet mit dem Lehrer Max Adler (Gochsheim,
Altenmuhr, München) später zuletzt
wohnhaft in München, im November 1941 in das Ghetto Kowno
deportiert und dort am 25.11.1941 ermordet. |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
100-jähriges Bestehen des "Wohltätigkeitsvereins" (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1901: "Obbach
(Bayern). Eine Feier seltener Art beging am 2. Oktober der hiesige
'Wohltätigkeitsverein', und zwar die Feier seines hundertjährigen
Bestehens. Dieselbe wurde am Vorabend durch wohlgelungene theatralische
Aufführungen seitens Schulkinder und Erwachsene unter der vortrefflichen Leitung
unseres Herrn Lehrer Blatt eingeleitet. Herr Lehrer Blatt reihte
noch an diese Vorstellungen eine geistvolle Rede ein, in der er einen
Rückblick auf die verflossenen hundert Jahre gab, dabei die Lage der
Juden unter den verschiedenen bayerischen Herrschern dieses Zeitraumes
gedenkend. Seine Rede klang in einem begeistert aufgenommenen Hoch auf
unseren geliebten Prinzregenten aus,. - Morgens 9 Uhr begann
der Festgottesdienst. Die Synagoge war zu diesem Zwecke durch die
Munifizenz des hiesigen Frauenvereins reich dekoriert und fast in einen
Blumengarten verwandelt. Der von Herrn Lehrer Blatt eigens hierzu
eingeübte Chor intonierte herzerhebende Gesänge. Der Gottesdienst
erhielt durch eine schwungvolle, der Feier und Zeit angemessene Predigt
des Herrn Distriktsrabbiner Dr. Stein aus Schweinfurt das Gepräge seiner
Weihe. Die sich daran anschließende Festmahlzeit verlief sehr animiert
und auch der eigentliche Zweck des Vereins: 'Wohltätigkeit gegen Arme',
wurde dabei nicht außer Acht gelassen. Die Versteigerung des Tischgebetes
erzielte eine ansehnliche Summe, die wohltätigen Zwecken zugeführt
wurde.
Hieran reihte sich noch ein gemütliches Zusammensein mit Musik, das die
Festteilnehmer bis in die frühe Morgenstunde in fröhlichster Stimmung
beisammenhielt. Das an unseren Landesfürsten abgesandte
Huldigungstelegramm wurde dankend entgegengenommen und erwidert. Möge der
Verein ferner blühen und gedeihen! Das gebe Gott!" |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis auf Wolf (Wolfgang) Frankenburger (1826-1889)
Wolf (Wolfgang) Frankenburger (geb.
8. Juni 1826 in Obbach, gest. 1889 in Nürnberg): studierte in Würzburg
Jura, danach als Strafverteidiger tätig, ab 1861 Rechtsanwalt in
Nürnberg; genoss hohe Achtung als Gerichtsredner; von 1869 bis 1889
Mitglied des Bayerischen Landtages, von 1874 bis 1878 Vertreter Nürnbergs
im Deutschen Reichstag Berlin. Vielfach ausgezeichnet und dekoriert; trug
den Titel eines Justizrates. |
Weiteres siehe Wikipedia-Artikel
"Wolf Frankenburger" (Hinweis: der
Wikipedia-Artikel enthält - nach Stand vom 28.6.2015 - einen Fehler im
Blick auf das Geburtsdatum, 27.3.1827 ist falsch, korrekt ist - auch nach
den Recherchen von Elisabeth Böhrer - der 8.6.1826) |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetreibe und Privatpersonen
Commis- und Lehrlingssuche des Manufakturwarengeschäftes
der Gebrüder Bildstein (1900)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1900:
"Wir suchen für unsere Samstags und Feiertage streng geschlossenes
Manufakturwarengeschäft einen
Lehrling
mit guter Schulbildung.
Kost und Logis im Hause.
Gebrüder Bildstein, Obbach, Unterfranken." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1900:
"Wir suchen für unser Samstags und Feiertage streng geschlossenes
Manufakturwarengeschäft einen
Commis
per 1. Januar. Diejenigen,
welche im Versandgeschäft tätig waren, erhalten den Vorzug. Ferner
findet ein Lehrling mit guter Schulbildung Engagement.
Gebrüder Bildstein,
Obbach,
Unterfranken." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war eine ältere Synagoge aus dem Jahr 1764 vorhanden.
Sie stand auf einem Grundstück, das im Urkataster von 1834 mit der Haus Nr. 28
bezeichnet wird. Nach dem Bau der neuen Synagoge wurde das Gebäude 1866 an den
Gutsherrn Ernst Albert Eisfeld verkauft und 1899 abgebrochen.
1862 oder in den Jahren danach wurde eine
neue Synagoge erstellt. Sie wurde aus unverputzten Sandsteinquadern errichtet und
zeigte maurische Architekturelemente. Das Grundstück für die Synagoge war der
Jüdischen Gemeinde 1862 von der gebürtigen Obbacherin Jette Goldstein geb. Kleemann
geschenkt worden. Nur selten wird etwas aus der
Synagogengeschichte in überregionalen jüdischen Periodika erwähnt. Immerhin
wird in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
September 1934 ihr Architekturstil kurz beschrieben:
Aus
einem Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. September
1934: "Alte und neue Synagogen. Es ist merkwürdig, dass verhältnismäßig
viele Synagogen in früheren Jahren einem Brande zum Opfer gefallen sind. Nur
selten verdankt ein Neubau dem Anwachsen der Gemeinde seine Entstehung. Man mag
die neueren Synagogen schön finden. Die in Theilheim etwa, wo die Anlage der
Frauenempore und deren Ausstattung mit farbigen Vorhängen an stille
Theaterlogen erinnern; die in maurischem Stil gehaltenen Synagogen in
Marktbreit und Obbach oder die in kirchenhaftes Düster getauchte in Gerolzhofen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
durch vier SS-Leute aus Schweinfurt überfallen. Sie vertrieben die noch vom Morgengebet
anwesenden Gemeindemitglieder aus dem Gotteshaus,
zerstörten Dach und Fenster, Möbel, Geräte und Ritualien und zündeten die
Synagoge an. Am Abend kamen unter anderem der Kreisleiter der NSDAP und der örtliche Lehrer
zur Synagoge, die inzwischen völlig ausgebrannt war.
Die Synagogenruine wurde nach 1945 abgebrochen. Ein Teil des
Umfassungsmauer blieb erhalten; etliche Steine wurden als Baumaterial unter
anderem für die Mauer des Gutshofes und des Schlossparks verwendet. An der erhaltenen
Umfassungsmauer wurde 1986 eine Gedenkstätte zur Geschichte
der jüdischen Gemeinde und der Synagoge eingerichtet.
Adresse/Standort der Synagoge: Gegenüber
Greßtaler Straße 5 (Wendeplatz)
Hinweis: Erhalten ist das jüdische Schlachthaus
auf dem Gelände des Schlosshofes, erhalten ist gleichfalls das Gebäude der
jüdischen Schule am Ort (neben dem Kindergarten).
Fotos
Historische Darstellungen /
die Synagoge |
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Darstellungen der
ehemaligen Synagoge in Obbach: links auf einer 1901 versandten
historischen Ansichtskarte (beide Abbildungen leider in schlechter
Bildqualität; der
Webmaster bemüht sich um bessere Vorlagen). Das untere
Bild auf der Karte ist vermutlich
mit "Sulzthaler Str.
J(üdische) Schule" überschrieben; nach Angaben von Elisabeth
Böhrer
befand sich die Schule im heutigen Gebäude Sulzthaler Str. 8. |
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Das ehemalige
jüdische Schulhaus
(Fotos: Elisabeth Böhrer,
Aufnahmedatum 16.4.2010) |
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Foto links: das
ehemalige jüdische Schulhaus in derselben Perspektive wie auf der
Postkartenansicht oben (Foto links unten); Foto rechts: das ehemalige
jüdische Schulhaus |
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Das ehemalige jüdische
Schlachthaus
(Fotos: Elisabeth Böhrer,
Aufnahmedatum 16.4.2010) |
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Blick auf das Gebäude
vom Schlosshof |
Blick auf das
Gebäude
von der Straße |
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Führung "Auf den
Spuren der
jüdischen Geschichte" in Obbach
am 18. Juni 2005 |
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Hinter der Mauer
stand die Synagoge; Pfarrer Wolfgang Brändlein gab die
historischen
Erläuterungen; Quelle: Evangelische
Kirchengemeinde Obbach |
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Die Gedenkstätte für die
Synagoge
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach; aus www.synagogen.info) |
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Eine erste
Gedenktafel für die Synagoge aus den 1980er-Jahren hatte den Text:
"An diesem Platz stand die Synagoge der
Jüdischen Gemeinde
Obbach"; eine neue Gedenkstätte mit mehreren Tafeln und
Darstellungen der Synagoge wurde - nachdem
die alte Tafel 1999 mit Farbe
beschmiert wurde - am 16. März 2001 durch den 1. Bürgermeister der
Gemeinde Euerbach
Arthur Arnold eingeweiht. Um die Gedenkstätte bemühte
sich der Arbeitskreis "Jüdisches Leben in Obbach". |
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Die Gedenkstätte für die
Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2007) |
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Hinweis: links im Hintergrund
ist das frühere
jüdische Schlachthaus zu erkennen. |
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Andernorts entdeckt: |
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Entdeckt
im jüdischen Friedhof Pfaffenhausen bei
Hammelburg: Grabstein für Musikprofessor
Herrmann (Hirsch) Steuermann (geb. 1848 in Obbach als Sohn von Joseph
Steuermann, gest. 1909 in Würzburg) im jüdischen
Friedhof Pfaffenhausen; in Würzburg lebten auch der Bäckermeister Jakob Steuermann (geb. 1859 in Obbach als Sohn des Obbacher
Viehhändlers Isaak Steuermann
und Julie geb. Kleemann, gest. 1928 in Würzburg) und der Kaufmann
und Teilhaber einer Tuch- und Manufakturwarengroßhandlung Wilhelm (Wolf) Steuermann (geb.
1851 in Obbach als Sohn von Isaak Steuermann, gest. 1917 in Würzburg). Angaben nach Strätz Biograph. Handbuch Würzburger
Juden II, 603, die verwandtschaftlichen Beziehungen konnten präzisiert werden durch Angaben auf Grund der Recherchen von Elisabeth
Böhrer: demnach waren also Jakob und Wilhelm Steuermann Brüder; durch ihren gemeinsamen Großvater Löb Steuermann waren Jakob
und Wilhelm Cousins zu Hermann Steuermann). |
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Entdeckt
in einem der
jüdischen Friedhöfe in Ingelheim am Rhein:
In der Mitte Grabstein für die Schwestern Fanny Fränkel aus
Obbach (geb. 21.4.1861, gest. 11.3.1929) und
Hannchen Mayer geb. Fränkel (geb. 13.11.1864 nach Geburtsurkunde,
Grabstein liest 1863, gest. 26.2.1929) (Foto von Stefan Haas);
die beiden waren Töchter von Jakob Fränkel, Metzgermeister, Obbach, Hs.
Nr. 30 1/2 und seiner zweiten Frau Bertha Blümlein, Metzgerstochter von
Schonungen (Informationen von Elisabeth Böhrer).
vgl. Dokumentation des Friedhofes Ingelheim: http://www.steinheim-institut.de:50580/ihl_all.html
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 373-375. |
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 98. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 384-385.
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 | Angaben zu dem Film zu Siegfried Ramsfelder (aus der Liste
der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung - Medienlisten -
Filme zum Verwaltungsrecht - Link):
Die enthemmte Bürokratie. - 1983. - 30 Minuten
Die dritte Folge der Bürokratie-Serie nimmt einen Fall unter die Lupe, der sich zur Zeit des
"Dritten Reichs" abgespielt hat : Der Jude Siegfried Ramsfelder wird mit zweihundert anderen Juden aus Würzburg nach Osten abtransportiert, wo fast alle Insassen des Zuges umkommen. Peter von Zahn zeichnet aufgrund der Akten im Staatsarchiv in Würzburg den gespenstischen Eifer nach, mit dem die Gestapo-Bürokratie diesen Gewaltakt vollzog. |
 | Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 250-252. |
 | Oppahu
- Obbach 813 bis 2013. Beiträge zur Geschichte Obbachs. Hrsg. von der
Gemeinde Euerbach aus Anlass des 1200. Jubiläums des Gemeindeteils Obbach
2013. 204 S. mit 197 Abb.
Darin u.a.: Elisabeth Böhrer / Andreas Schäfer: Zur
jüdischen Geschichte Obbachs. S. 109-128.
Das Buch ist über die Gemeindeverwaltung Euerbach zu beziehen www.euerbach.de
Tel. 09726/91550. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Obbach Lower Franconia. A
Jewish community is known from the 18th century. A synagogue was built in 1840
and a Jewish Public school had 41 students in 1850. The Jewish population was
192 in 1867 (total 668) and 106 in 1933, with most owning homes and fields in
the area of the synagogue and community center. On Kristallnacht (9-10
November 1938) the synagogue was burned down and Jewish homes and stores were
destroyed. In the 1937-41 period, 39 Jews emigrated, including 30 to the United
States. Of the 36 remaining in 1942, 30 were deported to Izbica in the Lublin
district (Poland) via Wuerzburg in April and the last six, all aged, were sent
to the Theresienstadt ghetto on 10 September 1942.

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