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Friedhöfe in der Region"
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Erlangen (Mittelfranken/Bayern)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Erlangen (interner
Link)
Siehe Seite zur jüdischen Geschichte in
Erlangen nach 1945 (interner Link)
Hinweis auf
Ansprechpartner zur Geschichte der untergegangenen Erlanger jüdischen
Gemeinde |
Herr Christof Eberstadt wurde 2014 von der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen zum
" Beauftragten der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen für die alte Jüdische Gemeinde"
bestellt. Damit möchte die JKG Erlangen ihren Wunsch nach dem Aufbau eines eigenen Archivs mit Informationen aller Art über die
in der NS-Zeit durch Verfolgung untergegangene erste Jüdische Gemeinde Erlangens realisieren.
Herr Eberstadt bittet Interessenten und Anbieter von Informationen zum Thema um Kontaktaufnahme per
E-Mail cpa-eberstadt@t-online.de. |
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde
wurden zunächst in Baiersdorf beigesetzt, bis
1891 ein eigener Friedhof in Erlangen angelegt werden konnte. Eine längere
Zeit der Planung und Beantragung war vorausgegangen. Zunächst hatte die
Israelitische Kultusgemeinde Erlangen mehrere ablehnende Bescheide von den
zuständigen Behörden erhalten, bis im April 1891 durch einen Plenarbeschluss
des Stadtmagistrates die Errichtung eine Begräbnisplatzes "Auf dem Berg 11
1/2" gestattet wurde. Der Friedhof wurde
am 30. September 1891 durch den Fürther Distriktrabbiner Dr. Jakob
Neuburger
eingeweiht.
Über
die Einweihung des Friedhofes berichteten die "Fränkischen
Nachrichten" am 1. Oktober 1891: "Erlangen, 1. Oktober (1891) (Friedhofeinweihung).
Gestern bei herrlichem Wetter wurde die Übernahme des israelitischen Friedhofs
in feierlicher Weise begangen. Um 2 Uhr nachmittags versammelte sich eine
beträchtliche Anzahl Teilnehmer im neuen Friedhofes am Bubenreuther Wege. Unter
denselben befanden sich Vertreter der städtischen Behörden und Kollegien, des
Bezirksamtes, des Amtsgerichts und des Forstamtes, sowie Angehörige der
katholischen und der (beiden) reformierten Pfarrgeistlichkeit. Nachdem Akkordant
und Baumeister Schickendanz den Bau der israelitischen Gemeinde übergeben und
der Vorstand Gutmeyer denselben dem Schutze und der Obhut der städtischen Behörden
empfohlen hatten, drückte in warmen Worten Herr Rechtsrat Fränger im Namen der
Stadt sich lobend darüber aus, dass die neu situierte israelitische Gemeinde
ein Eigentum zur Bestattung ihrer Leichen erworben habe, mit dem ausgesprochenen
Wunsche, dass es derselben vergönnt bleibe, auf den ersten Benützungsfall noch
geraume Zeit warten zu dürfen. Hierauf stimmte ein dreifaches Quartett von
hiesigen Herren Volksschullehrern das Wied 'Wiedersehen', in zwei Versen
gesungen, an, worauf der derzeitige Rabbiner Dr. Neuburger aus Fürth in mehr
als halbstündiger, herzergreifender Rede die Weihe des Friedhofes und
Einsegnung würdevoll vollzog. Hierauf betete der Lehrer und Kantor Morgenthau
den Psalm 16 in hebräischer Sprache und Herr Dr. Neuburger das Schlussgebet.
Mit dem Vortrage des Liedes 'Am Grabe', gesungen von genanntem Chor, schloss die
fast einstündige Feier, die wohl in den Annalen der Geschichte Erlangens
ehrbares Andenken erhalten wird."
Zusammen mit der Anlage des Friedhofes wurde im
Eingangsbereich an der östlichen Seite ein Taharahaus mit einer Friedhofswärterwohnung
erstellt. Die Grundsteinlegung fand dazu bereits im Juli 1891 statt.
Pläne
Pläne zum Friedhof
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Flurkarte von ca. 1892 mit
Eintragung
des Friedhofes (Quelle: Stadtarchiv Erlangen
6.1.III 12524,
Ausschnitt). Die Belegung
begann mit der ersten Reihe an der westlichen Seite. |
Lageplan
des Friedhofes mit Belegung 2018. Planerstellung durch die Studierenden
Jennifer Baumann, Nicole Butto, Selina Maidhof und
Sina Meidinger der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm im Rahmen
eines Hochschulprojekts der Fakultät Bauingenieurwesen
im Labor für Vermessungskunde.“ (Projektleiter Prof. Dipl.-Ing. Berthold
Best, mit Unterstützung durch das Flugdrohnen-Team von
Thomas Killing, Michael Buschbacher, Elmar Faltermeier). Wiedergabe des
Plans mit freundlicher Genehmigung der
Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. |
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Das Taharahaus /
Friedhofswärterhaus |
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Pläne zum Bau des
Taharahauses mit Wohnung für den Friedhofsaufseher von 1891: Für die Tahara
(rituelle Leichenwaschung) wurde ein "Reinigungszimmer" neben
dem "Leichenzimmer" eingerichtet. |
Knapp zwei Monate nach der Einweihung des Friedhofes wurde im November
1891 als erster Max Aronstein beigesetzt; sein Grab befindet sich am
Westrand des Friedhofes (Belegungsplan oben mit Nr. 1 eingetragen; Foto des
Grabsteines unten). Unter den in den folgenden Jahrzehnten beigesetzten Personen
sind auch zwei der drei Religionslehrer der jüdischen Gemeinde: Moritz
Morgenthau und Leopold Katz; der letzte jüdische Lehrer (Justin Fränkel) starb
in der Emigration.
In der NS-Zeit wurden noch bis 1939 Beisetzungen
vorgenommen. Kurz davor war der Friedhof geschändet und weitgehend verwüstet worden. Waren in der
Nacht zum 28. Mai 1939 die ersten Grabsteine "von unbekannter Hand" (wie die Presse schrieb) umgeworfen worden, so folgte mit Ausnahme von ca. 20 Epitaphen vier Wochen später der Rest.
1940 hat man im Zusammenhang mit der reichsweit verordneten so gen. "Metallspende" fast alles vom Friedhof gestohlen, was an den Gräbern in metallener Form befestigt gewesen ist (lediglich zwei Bronze-Ösen, und eine verzierte Stahl-Stange finden wir heute noch vor).
Am 25. August 1942 waren, mit Ausnahme von Hildegard Laink-Vißing geb. Katz die letzten verbliebenen Juden aus Erlangen weggeschafft worden - ihre Mutter und die Schwester Gottliebe Benesi geb. Katz mit Ehemann und Kindern. Am 14. September
1942 wurde das Grundstück durch die Bewohner des Friedhofshauses von der Reichsvereinigung der Deutschen Juden in Berlin käuflich erworben, wozu ein notariell beglaubigter Kaufvertrag aufgesetzt wurde.
Nach 1945: Nach Kriegsende wurde die Friedhofsanlage auf
Anordnung der amerikanischen Behörden instandgesetzt. 1946 trat das "Gesetz zur Rechtslage der Religionsgesellschaften in
Bayern" in Kraft, demzufolge jene Vermögensstücke zurückzugeben seien, die am
1. Januar 1933 im Besitz der Religionsgemeinschaften gewesen sind, und die ihnen während der nationalsozialistischen Regierungszeit entzogen worden waren.
Der den Friedhof betreffende Vorgang wurde am 27. April 1946 mit Antwortschreiben des Erlanger Oberbürgermeisters Hammerbacher an den Herrn
"Staatskommissar für die Betreuung der Juden in Bayern" aktenkundig gemacht. Erst
1951 wurde die Eigentumsübertragung des Friedhofgrundstücks von 1942
rückgängig gemacht und zu Gunsten des "Landesverbandes der israelitischen Gemeinden Bayerns" entschieden.
(So umstritten derartige Eigentumswechsel heute betrachtet werden, kann man nicht daran vorbeisehen, dass die
"Privatisierung" des Friedhofs entscheidend dazu beigetragen haben wird, dass er überhaupt in seinem (wenn auch vandalisierten) Zustand erhalten
blieb). Seit den 1950er-Jahren wurde das Friedhofsgrundstück von den im ehemaligen Tahara-Haus verbliebenen Bewohnern betreut und
gepflegt.
Der jüdische Friedhof Erlangen ist von einer Hecke und einem Drahtzaun umgeben.
Am 6. November 1983 wurde
ein Gedenkstein für die in der NS-Zeit ausgelöschte Gemeinde aufgestellt.
Der Erlanger bildende Künstler Gerhard Schmidt-Kahler hat dafür eine Bronze-Kartusche mit Reliefabbildung einer Menorah geschaffen. Erinnert wird mit ihm an die in der NS-Zeit geflohenen und umgekommenen jüdischen Erlanger, die
in Konzentrationslagern ermordet wurden oder durch Suizid starben. Das Denkmal war eines der früheren derartigen Denkmäler in Deutschland gewesen, und entsprach dem zurückhaltenden Stil der Zeit bei solchen Anlagen. Es war in den vergangenen Jahrzehnten der zentrale Ort des Erlanger Gedenkens für die Trauerfeiern zur
"Nacht der Schande" um den 9. November herum gewesen.
Zahl der Gräber auf dem Friedhof: Bis Oktober 1939 wurden 160 Personen bestattet. 141 Namen von Erwachsenen sind überliefert. Hinzu kommen 20 Kindergräber, davon sind
sieben namentlich bekannt. Ein Gefallenendenkmal ist als Grabstein gestaltet. An
sieben Grabstellen finden sich Gedenkinschriften, die nach Mai 1945 angebracht worden sind.
Acht Grabstellen waren für Ehegatten reserviert gewesen. Nach der Befreiung Deutschlands erfolgten drei namentlich bekannte Beerdigungen, vielleicht noch vier weitere; nur ein Grab von diesen hat einen Grabstein. Ein ehemaliger Grabstein von etwa 1910 und zwei Postamente, die 2015 gefunden wurden, können nicht mehr zugeordnet werden.
Seit der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Erlangen ist der Friedhof
wieder für Beisetzungen dieser Gemeinde geöffnet. Bis 1. März 2018 sind dort
40 Grabstellen angelegt bzw. reserviert worden.
Renoviertes und restauriertes Tahara-Haus eingeweiht. In den Jahren 2015
bis 2017 wurde das Tahara-Haus umfassend renoviert. Das Gebäude dient heute ausschließlich kultischen Zwecken
des Bestattungswesens. Am 25. Juni 2017 wurde das Gebäude im Rahmen einer Feier
seiner bestimmungsgemäßen Nutzung zugeführt. Die Weihe nahm Rabbiner Shimon Grossberg aus Nürnberg vor.
Neues Denkmal September 2016
Am 29. September
2016 hat die jüdische Kultusgemeinde Erlangen zum Anlass der 125-jährigen Wiederkehr der Einweihung ihres Friedhofs
ein aus drei Tafeln bestehendes Denkmal auf dem Friedhof eingeweiht. Es trägt die Bezeichnung:
"Denkmal der Erlanger Jüdischen Kultusgemeinde zur Erinnerung an die Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus".
Tafel 1: "Opfer der "Euthanasie" während der nationalsozialistischen
Diktatur mit 31 Namen.
Tafel 2: "Gefallen im "Großen Vaterländischen Krieg" 1941-1945
zur Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Diktatur" mit 16
Namen
Tafel 3: "Opfer des Rassenwahns während der nationalsozialistischen Diktatur"
mit 78 Namen.
Foto von Christof Eberstadt. |
Zu den Namen der "Euthanasie"-Opfer
und der Opfer des Rassenwahns siehe auf der Seite zur Synagoge
in Erlangen. |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Norden von Erlangen am
Nordhang des Burgberges.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Erlangen auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken und über das
Verzeichnis der "Einrichtungen"
zu
"Friedhof, israel.". |
Fotos
(Fotos: obere beiden Zeilen Hahn, Aufnahmedatum: 24.6.2006;
untere drei Zeilen Jürgen Hanke, Kronach)
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Friedhofswärterhaus /
bis 1939 auch Taharahaus |
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Blick auf den
Friedhof (von außerhalb) |
Neuere Gräber |
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Friedhofswärterhaus,
bis 1939 auch Taharahaus
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Teilansicht des Friedhofes -
vom Eingang kommend
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Grabstätte Schönberger mit
Symbol der
Levitenkanne; beigesetzt ist Simon
Schönberger aus Ermreuth,
gest. 1931 |
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Grabstein für Max
Aronstein,
der
erste auf dem Friedhof Beigesetzte
(1841 Ansbach-1891 Erlangen) |
Grabstein für Louis Charles
Grouse,
"Kurier aus London" (1856-1922)
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Gedenkstein für Lothar
Hopfenmaier,
gefallen 1914 in Frankreich (mit
Eisernem Kreuz und
Krieger-Symbolik) |
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Rechts: Gedenkstein von
1983 für
die Umgekommenen der NS-Zeit |
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Das Taharahaus nach der
abgeschlossenen Renovierung
(Außenaufnahmen 2017 von C. Eberstadt,
Innenaufnahme von Peter Friedmann) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 152. |
| Stadt Erlangen (Hg.) / Text: Ilse Sponsel:
Spuren in Stein - 100 Jahre Israelitischer Friedhof in Erlangen 30. September
1891 - 30. September 1991. Reihe: Erlanger Materialien Heft 6. |
| Faltprospekt: Stadt Erlangen (Hrsg.): Der
Israelitische Friedhof in Erlangen. Text Ilse Sponsel mit Vorwort von
Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Erlangen.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 11. Jahrgang
Nr. 72 vom März 1997 S. 17. |
| Freundeskreis der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen
(Hrsg.): Der jüdische Friedhof in Erlangen. 2018. 144 S. 10 €. ISBN
978-3-00-060968-8
Erhältlich im Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde in Erlangen, Rathsberger
Str. 8b beziehungsweise Bestellung über E-Mail
jkg.erlangen@gmail.com oder
telefonisch 09131-9730940 (Versand bei Übernahme der Versandkosten).
Zum Erscheinen des Buches erschien ein Artikel in den Nordbayerischen
Nachrichten vom 10. November 2018: "Der jüdische Friedhof in Erlangen
als 'Haus des Lebens'.
Begräbnisfeld der Erlanger Gemeinde ist spät entstanden, wurde zerstört und
wird seit 16 Jahren neu genutzt
ERLANGEN - Dem jüdischen Friedhof Erlangen, dem Bet Hachajim (Haus
des Lebens), ist ein rechtzeitig zum heutigen Pogromnacht-Gedenken
erschienenes Buch gewidmet, das – großzügig bebildert – Geschichte,
Bedeutung und Besonderheiten dieser Einrichtung beleuchtet.
Zu einer jüdischen Ansiedlung, so schreibt es Christof Eberstadt,
Beauftragter für die Geschichte der alten jüdischen Gemeinde und einer der
Buchautoren, gehört von je her als wichtige Einrichtung, neben einem Bethaus
oder einer Synagoge und einer Mikwe, der eigene Friedhof. Einer der Gründe
für dieses Anliegen ist das im Judentum geltende Gebot, für jeden Toten
einen Gedenkstein zu errichten und die Grabstätte auf ewig bestehen zu
lassen.
In Baiersdorf beerdigt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts aber mussten
die Erlanger Juden ihre verstorbenen auf dem Baiersdorfer Friedhof begraben
lassen, erst 1891 erhielten sie nach langen Verhandlungen an der
Rudelsweiher Straße ein Gelände für einen eigenen Friedhof zugewiesen. Auf
diesem wurden bis zum Jahr 1939 die Toten der kleinen jüdischen Gemeinde in
Erlangen begraben – ihr prominentester Kopf, der Arzt und
Universitäts-Professor Jakob Herz aber ist in Baiersdorf begraben.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Friedhof,
seiner abgelegen Lage wegen, von den Zerstörungen durch den Erlanger
Nazi-Mob noch verschont, ein Jahr später jedoch teilweise zerstört und
geschlossen. Der ungenutzte Teil des Friedhofs wurde an eine Erlanger
Familie übereignet, die Erlanger Juden wurden deportiert und ermordet. Eine
Veranstaltung am Sonntag, 11. November, um 12 Uhr, wird auf dem jüdischen
Friedhof der ermordeten Erlanger Juden gedenken. Auch nach dem Zweiten
Weltkrieg und der Rückübereignung des Friedhofsgeländes blieb dieser
Friedhof verwaist. Erst nach dem Zuzug von knapp 130 sogenannten 'Kontingentflüchtlingen' jüdischen Glaubens aus dem Gebiet der ehemaligen
UdSSR in den Jahren 1995 bis 2000 nach Erlangen weihte man den Friedhof neu
und nahm den heiligen Ort 2002 mit einer ersten Bestattung wieder in
Betrieb. Die letzten baulichen Veränderungen erhielt der Friedhof mit der
Wiederherstellung des Tahara-(Leichen) Hauses sowie der Einweihung eines
Dreifach-Denkmals. Dieses gedenkt namentlich sowohl der bei der Erlanger
Euthanasie-Aktionen Getöteten, der verschleppten und ermordeten Juden in den
Konzentrationslagern sowie der getöteten und gefallenen russischen Juden aus
dem 'Großen Vaterländischen Krieg', wie es heißt. Seit dem Jahr 2002 ist auf
den Friedhof ein neues Gräberfeld eröffnet worden, das ausreichenden Abstand
zum alten hält und so unzulässige 'Doppelbelegungen' vermeidet.
Ausführliche Biografien. Neben dieser Geschichte enthält das Buch, an
dem fünf Autorinnen und Autoren mitgearbeitet haben, ausführliche Biografien
der Erlanger jüdischen Familien und deren Schicksale, erinnert an die
Soldaten aus den Familien und geht den Spuren der Familie Herz auf dem
Friedhof nach.
Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Ester Limburg-Klaus, erläutert den
jüdischen Umgang mit dem Sterben und den rituellen Umgang damit, die
Bamberger Rabbinerin Antje Yael Deusel klärt über die Endzeit- und
Jenseits-Vorstellungen – die Eschatologie – im Judentum auf, Detlev Müller
widmet sich dem Grab von Jakob Herz in Baiersdorf. Und Erlangens
Stadtarchivar Andreas Jakob zeigt an den – von den Nazis auch zerstörten –
Denkmalen für Jakob Herz auf, wie die Ausgrenzung der Juden im 10.
Jahrhundert erst überwunden wurde und wie schwer sich die
Nachkriegsgesellschaft damit tat, das unter den Nazis erlittene Unrecht
wieder gutzumachen. Das reich bebilderte Buch versammelt als Bildautoren
neben einigen Textautoren den Fotografen Lothar Mayer, der sehenswerte
Eindrücke des Friedhofs eingefangen hat, das Jüdische Museum Prag hat ebenso
Bilder beigesteuert wie die israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem.
"
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Israel Schwierz in "haGalil.com" vom 23. Dezember 2018:
"Der jüdische Friedhof Erlangen..."
http://www.hagalil.com/2018/12/erlangen/
|
| Festschrift "150 Jahre Jüdische Kultusgemeinde
Erlangen". Hrsg. vom Freundeskreis der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen
e.V. 2023. 82 S.
Eingestellt als pdf-Datei. |
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