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Synagogen in Bayerisch Schwaben
Binswangen (VG
Wertingen, Kreis Dillingen an der Donau)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die
Website des Förderkreises Synagoge Binswangen e.V.
www.synagoge-binswangen.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Binswangen bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1940. Ihre Entstehung geht
in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Nach ungesicherten Quellen
lebten bereits im 15. Jahrhundert Juden am Ort. Die erste urkundlich belegbare
Nennung von zwei Juden aus Binswangen (Schmuel und Mair) ist von 1525.
1609 gab es 27 jüdische Steuerzahler in Binswangen. Die jüdischen
Familien konnten sich in einem Bereich unmittelbar östlich des Dorfes an der
Straße nach Wertingen niederlassen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen
Einwohner von 327 Personen (beziehungsweise etwa 70 jüdische Haushaltungen,
1811/12) bis auf 415 im Jahre 1848 (fast 40 % der Gesamtbevölkerung).
Damals betrieben die meisten Binswanger Juden Handel, insbesondere Hausierhandel
(mit Ellenwaren, Leder, Häuten, optischen Waren, Wolle usw.), aber auch
Viehhandel. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück. 1910 lebten nur noch 74, 1925 49
Juden am Ort. 1806 wurde das Bezirksrabbinat Binswangen gegründet.
Bekanntester Rabbiner war Isaac Hirsch Gunzenhauser. Nach der Auflösung des
Bezirksrabbinates wurde Binswangen dem Bezirksrabbinat
Augsburg
zugeteilt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische
Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben hatte die Gemeinde bis 1881 einen Rabbiner
(genannt wird Rabbiner Abraham Fränkel; zuletzt 60 Jahre lang Isaak Hirsch Gunzenhauser) sowie einen
Lehrer, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungstexte unten).
Unter den Lehrern sind bekannt: um 1872 Moritz Morgenthau aus Pahres, nach 1873 bis nach 1881 Mosche Wetzler u.a.m..
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es am Ort zahlreiche
Handelsgeschäfte und Läden, die jüdischen Familien gehörten (um 1930
noch drei Vieh- und zwei Pferdehandlungen, zwei Lebensmittelgeschäfte und eine
Spezereihandlung). Zur Binswanger Gemeinde gehörten auch die im benachbarten
Dillingen a.d. Donau lebenden jüdischen Einwohner (1932 8 Personen).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Neuburger
(geb. 27.2.1881 in Binswangen, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 1.5.1918),
Unteroffizier Martin Strauß (geb. 18.5.1886 in Binswangen, vor 1914 in Augsburg
wohnhaft, gef. 7.9.1918) und Ludwig Bauer (geb. 8.1.1898 in Binswangen, gef.
14.10.1918). Ihre Namen stehen zusammen mit den Namen von 12 weiteren
"Frontkriegern" auf einer Gedenktafel, die in der ehemaligen Synagoge
1935 angebracht wurde (s.u.) und im Versteck sowohl das Jahr 1938 wie auch die
folgenden Jahre überstand. Auch auf dem kommunalen Kriegerdenkmal auf dem
Friedhof links vor der Friedhofskapelle finden sich die Namen der genannten drei
jüdischen Gefallenen.
Um 1925, als noch 48 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (ca. 5,1 %
von 950 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Leopold Gradmann,
J. Müller, Berthold Strauß und Arthur Strauß. An jüdischen Vereinen
gab es damals noch den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chewra Kadischa
sowie den Israelitischen Frauenverein. 1932 wird als Vorsteher
weiterhin Leopold Gradmann genannt, Schatzmeister war Ludwig Leiter. Jüdischen
Religionsunterricht erhielt im Schuljahr 1932/33 noch ein Kind.
Von bis nach 1933 bestehenden jüdischen Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer
Familien / Einzelpersonen sind bekannt (Zusammenstellung nach K. Öhlschläger
s.Lit. S. 199): Duschenes, Lebensmittelgeschäft (Hauptstraße 2), Judenmax -
Miller, Eisenhandlung (Hauptstraße 2), Feigenbaum, Lebensmittelgeschäft
(Hauptstraße 4), Ludwig Leiter, Viehhändler (Hauptstraße 12), Ebstein,
Flaschenbier, Konditorei (Hauptstraße 16), Schwestern Neuburger (Hauptstraße
14), Max Gradmann, Textiliengeschäft (Hauptstraße 18), Albert Strauß, Viehhändler
(Hauptstraße 22), Ludwig Bauer, Pferdehändler (), Schimmelefrau (Hauptstraße
26), Wolf, Textilien (Hauptstraße 28), Josef Strauß, Getreidehändler
(Hauptstraße 30), Josef Strauß, Metzgerei (Hauptstraße 38).
1933 lebten noch 36 jüdische Personen am Ort. Von ihnen konnten in den
folgenden Jahren neun emigrieren (Brasilien, USA, Palästina), weitere 20 sind
emigriert oder in andere Städte verzogen. 1937 konnten die wenigen hier noch
lebenden jüdischen Einwohner das 100jährige Jubiläum ihrer Synagoge feiern.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gotteshaus geschändet und völlig
verwüstet (s.u.), in jüdischen Läden und Wohnungen wurden die Fensterscheiben
eingeschlagen. 1942 wurden die letzten sieben deportiert, fünf im
April nach Piaski, zwei im September nach Theresienstadt.
Von den in Binswangen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften
jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den
Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den
Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Herrmann Apfel
(1854), Josef Bauer (1863), Max Bauer (1909), Hermann Feigenbaum (1898), Sabine
Feuchtwanger geb. Feigenbaum (1864), Therese Friedberger geb. Landauer (1864),
Julie Gallinger (1864), Marie Gallinger (1871), Mina Gradmann geb. Wassermann
(1873), Jeanette (Jenny) Harburger geb. Leiter (1872), Irma Hellmann geb. Luchs
(1896), Charlotte (Gitel) Kahn geb. Strauss (1887), Ida Krailsheimer geb.
Feigenbaum (1864), Ludwig Leiter (1878), Kathinka Liebstädter geb. Wolf (1876),
Rosa Lindauer geb. Kahn (1866), Eugen Luchs (1898), Elsa Maas geb. Müller
(1890), Dina Marx geb. Strauss (1900), Karolina Mayer geb. Morgenthau
(1872), Arnold Müller (1906), Karolina (Lina) Müller (1862), Klara Müller
(1894), Caroline Neuburger (1873), Moritz Neuburger (1869), Claire (Clary,
Kläry) Rosenbaum geb. Wolf (1901), Ilse Salm (1917), Fanny Neuburger (1871), Mina Neuburger
(1881), Lina Schönstädt geb. Strauss (1879), Emilie Schwarz (1884), Hedwig
Schwarz (1879), Klara Schwarz (1877), Rudolf Schwarz (1887, "Stolperstein" in
Wiesbaden,
Quelle), Erna Stern geb.
Strauss (1893), Hedwig (Hetty) Strauß geb. Kapp (1900), Friedrich Strauss (1891), Max Strauss (1925), Salomon Wetzler
(1874; Sohn des damaligen Lehrers Mose Wetzler); Siegfried Wetzler (1880,
gleichfalls Sohn des Lehrers Wetzler), Hermann Wolf (1872), Hilda Würzburger
geb. Dreifuss (1903).
Hinweise: - der kursiv gesetzte Name von Klara üllker (geb. 1894
in Augsburg) findet sich nicht in der aktuellen Version des Gedenkbuches des
Bundesarchives zu Binswangen.
- für den späteren Lehrer Siegfried Wetzler (geb. 1880 in
Binswangen) wurde in Königstein im Taunus ein "Stolperstein" verlegt,
siehe http://www.stolpersteine-koenigstein.de/index.php/familie-wetzler
Von den in Dillingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angabe nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Kurt Baldauf (1911).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1873 /
1916 / 1920
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Juli 1873:
"Offene Stelle. Die Stelle eines Religionslehrers, verbunden
mit der eines Vorsängers und Schächters, ist in hiesiger israelitischen
Gemeinde zu besetzen. - Das jährliche Einkommen entziffert sich auf
ungefähr 7-800 Gulden und zwar fünfhundert Gulden fester Gehalt und
ungefähr 2-300 Gulden an Erträgnissen der Schächter-Funktion. Hierzu
kommt noch freie Wohnung und zwar in einem schönen zweistöckigen
Wohnhause, mit sehr freundlicher Aussicht. Anmeldungstermin längstens bis
1. August laufenden Jahres. - Antritt der Stelle baldmöglichst. - Da die
Schülerzahl gering ist, so dürfte dem Bewerber, falls solcher seine
übrige Zeit dem Privatunterricht usw. widmen würde, ziemlich Gelegenheit
zu Nebenverdiensten geboten sein, und überdies steht, mit Antritt noch
anderweitiger Funktionen, demselben seinerzeit noch bedeutende
Gehaltserhöhung in Aussicht. - Reflektierende wollen recht bald sich
melden und ihre einschlägigen Befähigungszeugnisse anher einsehen. Binswangen
bei Augsburg, den 29. Juni 1873. Der Vorstand der hiesigen
israelitischen Kultus-Gemeinde." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1916:
"Zum 1. Dezember dieses Jahres suchen wir einen Kantor, Schochet
und Religionslehrer. Antrag auf Beitritt zum bayerischen
Versorgungsverbande der Gemeindebeamten betreffs Pensionsberechtigung ist
bereits gestellt. Gehalt Mark 1.100 mit zirka Mark 400-500 Nebeneinkommen,
freie Wohnung mit schönem Obst- und Gemüsegarten. Gefällige Angebote
mit Zeugnissen erbeten an Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde
Binswangen bei Augsburg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1920: "Die
pensionsberechtigte Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochet in
unserer Gemeinde ist per sofort oder 1. Juli zu besetzen.
Der feste Gehalt beträgt Mark 3.000.-, hierzu kommen noch Mark 400.- aus
Stiftungen und ca. Mark 500.- Nebeneinnahmen für Schächtgebühren und
Friedhofsverwaltung. Die Stelle würde sich ganz besonders gut für einen
verheirateten Bewerber eignen, da freie Wohnung im Gemeindehause dazu
gehört, nebst großem Obst- und Gemüsegarten, dessen Erträgnis bei
rationeller Bewirtschaftung ebenfalls auf etwa Mark 600.- jährlich
gewertet werden kann. In Betracht kommen nur deutsche
Reichsangehörige.
Bewerber wollen ihre Zeugnisse mit Lebenslauf baldmöglichst einsenden an
die
Vorstandschaft der Israelitischen Kultusgemeinde Binswangen bei
Augsburg." |
Über den
jüdischen Lehrer Moritz (Moses) Morgenthau (um 1872 in Binswangen)
Moritz
(Moses) Morgenthau, geb. 1843 in Pahres, absolvierte 1861 das
Königliche Lehrerseminar zu Schwabach, danach Lehrer in
Schnodsenbach 1864,
Egenhausen 1866,
Kaubenheim 1868,
Leutershausen 1870, Binswangen
1872,
Hüttenbach 1874 bis 1880,
Ottensoos 1880, von 1881 bis 1906 in
Erlangen, wo er
1911 starb und auf dem jüdischen Friedhof
beigesetzt wurde. Nachruf zu ihm auf Seite
"Texte
zur jüdischen Geschichte in Erlangen".
Zu Moritz Morgenthau weitere Informationen von einem Beitrag von Christof
Eberstadt 2024,
eingestellt als pdf-Datei.
Aus der Geschichte des Rabbinates
Zum Tod des Religionslehrers Raphael Fränkel, Sohn von
Rabbiner Abraham Fränkel (geb. 1804 in Binswangen, gest. 1890 in
Mergentheim)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. Februar 1890: "Mergentheim
im Februar 1890. Im vorigen Monate entschlief hier im Alter von 86 Jahren
der von Obernbreit zu seinem
Schwiegersohn übersiedelte vormalige Religionslehrer Raphael Fränkel,
der es vermöge seines biederen, bescheidenen Charakters, seiner
gediegenen religiösen und profanen Kenntnisse verdient, dass ihm in
diesen Annalen des Judentums ein Ehrendenkmal gestiftet werde. In Binswangen
im bayrischen Schwaben als Sohn des weil. Rabbiners Abraham Fränkel geboren,
genoss er dessen Unterricht, wie den seines Schwagers, des nachmaligen
Rabbiners Isaak Hirsch Gunzenhauser und später den des Rabbiners Aron
Gugenheimer in Kriegshaber bei
Augsburg, woselbst er unter 27 Lehramts-Kandidaten das beste Examen
bestand.
Als der begabteste unter vielen Geschwistern, musste er zu deren
Unterstützung sowie seiner Mutter bald auf den Broterwerb bedacht sein.
Er nahm daher eine Privat-Lehrerstelle im Hause des berühmten Rabbi Wolf
Hamburger in Fürth an, wobei er sich
dessen Hochachtung erwarb und in seinen Talmudstudien sehr befördert
wurde, sodass der gefeierte Meister nach einiger Jahren mit Bedauern ihn
aus seiner Familie und seinem Kreise zum Antritt der Religionslehrerstelle
in Obernbreit scheiden
sah.
Daselbst wirkte der gewissenhafte und pflichtgetreue Pädagoge 57 Jahre,
vom Vertrauen seiner Gemeinde, der Dankbarkeit und Verehrung zahlreicher
Schüler umgeben, die er nicht nur in die Hallen der Tora, sondern auch in
das allgemeine Gebiet des Wissens mit ungemeinem Lehrgeschick einzuführen
verstand. Es tat ihm aber wohl, nach Jahren aus der Ferne vielfache
Beweise der Anhänglichkeit zu empfangen und von allen Seiten durch zarte
Aufmerksamkeit sich geehrt zu sehen. Auch sonst praktisch als Buchführer,
Korrespondent und Versicherungsagent tätig, wurde er bei seinem fünfzigjährigen
Dienstjubiläum von der Direktion der bayerischen Hypotheken- und
Wechselbank durch ein ehrenvolles Diplom und ein ansehnliches Geschenk
ausgezeichnet.
In den letzten zwei Jahren war er körperlich wohl geschwächt, sein Geist
aber immer rege, hell und munter, seiner Umgebung, aus dem reichen Schatz
seiner Erinnerungen menschenfreundlich mitteilend.
Seine Würdigkeit und Beliebtheit sprach sich bei seinem großen
Leichenbegängnisse aus, bei welchem Rabbiner und Vorsänger seinen
Verdiensten die gerechte Würdigung zuteil werden
ließen." |
Rabbiner Isaak Hirsch Gunzenhauser betreibt eine kleine
Talmudschule (1866)
Aus
einem längeren Artikel über die Situation der Tora- und Talmudschulen in
Bayern in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1866:
"g. in Binswangen (ca. 40-50 Familien) hat auch der dortige
Rabbiner unser Lehrer, der Herr und unser Meister Isak Hirsch Segal stets
bei wackerster Beteiligung und Betätigung der Gemeinde Schüler um sich
versammelt; was auch noch jetzt, leider aber vermindert,
stattfindet..." |
Zum Tod von Rabbiner Isaak Hirsch Gunzenhauser (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1881: "Binswangen,
im Tischri. Nicht ehrt der Ort den Mann, sondern der Mann ehrt seinen Ort
(Taanith, Folio 21.). Kaum hat ein neues Jahr begonnen, so habe ich Ihnen
leider auch schon eine traurige Mitteilung zu machen. Herr Rabbiner Isak
Hirsch Gunzenhauser weilt nicht mehr unter den lebenden; denn Gott, dem
Allmächtigen, hat es gefallen, ihn am 3. Tischri (26. September) nach
eintägiger Krankheit, nachdem er noch am 1. Tage Rosch Haschono
(Neujahrsfest) in der Synagoge gewesen, zur Tora gerufen war und das Gebet
für den König gesprochen hatte, im hohen Alter von 84 Jahren zu sich ins
bessere Jenseits zu berufen.
Mit ihm, der sein hiesiges Amt 60 Jahre in Eintracht und Friede mit seiner
Gemeinde verwaltet und 57 Jahre hiervon in glücklicher Ehe mit seiner ihm
in Tugend und Wohltätigkeit gleichstrebenden, auch hoch betagten Gattin
verlebt hat, scheidet ein Mann aus unserer Mitte, der mit seltener
Frömmigkeit zugleich eine äußerst reichhaltige Talmudkenntnis verband
und deshalb auch von auswärts in rituellen Fragen vielfach um
Entscheidung angegangen wurde.
Derselbe hat die seinerzeit existierende Jeschiba
(Talmudhochschule) in Fürth als hervorragender Zögling gesucht und wird
wohl einer der letzten Schüler jener berühmten Hochschule gewesen
sein.
Von dem großen Ansehen, der Achtung und Liebe, die der Verstorbene
allgemein genossen, gab die zahlreiche Begleitung bei der Beerdigung ein
beredtes Zeugnis. Die katholische Geistlichkeit und die Beamten von der
benachbarten Amtsstadt Wertingen, die Mitglieder der hiesigen und
Buttenwieser israelitischen Gemeinde, sowie eine unzählige Menge Leute
christliche Konfession gaben dem würdigen Greise das Ehrengeleite.
Am Grabe sprach der von der Kultusverwaltung berufene Rabbiner, Herr Dr.
Groß in Augsburg, in geistreicher Weise über 5. Mose 32,48 etc. vom Tode
Moses, dann schilderte der Sohn des Verstorbenen, Herr Bezirksrabbiner
Gunzenhauser von Mergentheim, in
ergreifenden Worten die seltenen Eigenschaften und die rabbinische, wie
menschenfreundliche Wirksamkeit seines Vaters und zum Schlusse widmete der
Religionslehrer, Herr Wetzler von hier, dem langjährigen, gewissenhaften,
wohlwollenden und charaktervollen Führer und Lehrer der Gemeinde einen
warmen und empfindungsreichen Nachruf.
In dem Verewigten hat nicht nur der Ort seiner segensreichen
Berufstätigkeit, sondern auch das Gesamtjudentum einen schweren, in
unserer Zeit der Abnahme des Torastudiums und der echten Religiosität,
wie von den Rednern hervorgehoben wurde, unersetzlichen Verlust erlitten.
Das Andenken des Gerechten bleibt gesegnet." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Rechtsanwalt Geheimer Justizrat Dr. Ignaz Heinsfurter
(geb. 1861 in Binswangen, gest. 1926 in München)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 7. August 1926:
"Dem Andenken Dr. Ignaz Heinsfurters. Am 27. Juli 1926 ist ein
edler Mensch nach kurzer Krankheit aus dem Leben geschieden, Rechtsanwalt
Gemeiner Justizrat Dr. Ignaz Heinsfurter, betrauert von seinen
Angehörigen, Freunden, Berufsgenossen und den vielen Hilfsbedürftigen,
denen er jederzeit ein bereitwilliger Helfer gewesen war.
Der Ignaz Heinsfurter war am 23. November 1861 in Binswangen
geboren, besuchte die Mittelschule in Nördlingen und Augsburg, die
Universitäten in München und Leipzig. Alle die Prüfungen, denen er sich
an Mittelschulen und Hochschulen zu unterziehen hatte, hat er mit dem
Prädikat 'ausgezeichnet' bestanden. Bei der zuweiten praktischen Prüfung
für den Bayerischen Justiz- und Verwaltungsdienst hat er als Erster unter
allen Referendaren die beste Note erhalten.
Eine seiner hervorragendsten Charaktereigenschaften war die stete
Hilfsbereitschaft für jeden, der nach seiner Ansicht zu den vom Schicksal
Belasteten gehörte. Er hat dies aus Pflichtgefühl schon in früher
Jugend als Student an der Hochschule. Damals erregte er die Aufmerksamkeit
des berühmtesten Nationalökonomen seiner Zeit, des Professors Lujo von Brentano,
der den jungen Studenten gegen unverdiente Schwierigkeiten in Schutz nahm.
Die gerühmte hervorstechendste Eigenschaft seiner Persönlichkeit
bewährte er besonders auch in seinem Berufe als Wahrer und Hüter des
Rechts. Wer seinen Rat suchte, fand in ihm einen bereitwilligen Berater, sofern
die Sache nach seiner Ansicht auch des Schutzes würdig war.
Den höchsten Lohn erblickte er im Erfolge seiner Bemühungen, dem
verletzten Rechte zum Siege zu verhelfen. Ich hatte vor Jahren gemeinsam
mit ihm einen Rechtsstreit gegen einen Mann durchzuführen, der es mit
seiner Auffassung vereinigen konnte, einen andern um sein Recht zu
bringen. Wie hat das Ignaz Heinsfurter, der sonst so ruhige Mensch und
Anwalt, im berechtigten Unmut über die versuchte Rechtsbeugung sich
ereifern können! Unbeugsam war er, wenn er von dem Unrecht der seinem
Klienten gegenüberstehenden Gegner überzeugt war, während er
andererseits, treu seiner Natur als friedliebender Mensch, immer einen
Ausgleich unter den streitenden Parteien herbeizuführen bedacht war.
.....
Wir verehren in Ignaz Heinsfurter den hervorragenden scharfsinnigen
Juristen und Denker; wir verehrten in ihm noch mehr den Menschen und
Charakter. Er war, so merkwürdig dies klingen mag, ebenso wie der vor
wenigen Tagen leider aus dem leben geschiedene Geheimrat Dr. Karl Oppenheimer
ein naives Kind mit einer überaus keuschen und reinen Empfindung, ein
Idealist in des Wortes schönster Bedeutung, ein feuriger und doch
allezeit treuer Freund seiner Freunde, reich an Milde und Menschlichkeit,
wo es galt, Notleidende zu trösten und ihnen zu helfen, ein leuchtendest
Beispiel hohen sittlichen Ernstes und unwandelbar in
Gesinnungstüchtigkeit. Es war alles in allem, wie in keiner anderen
Sprache auszudrücken möglich ist, ein Isch zadik. Er wird bei
allen, die im Leben ihm nahe standen, unvergesslich bleiben. Der Spruch
des Talmud kennzeichnet ihn: Wissen und Tugend im Verein: Ein edler
Renner, silbergezäumt. Wissen allein: Ein Klepper, der sich zaumlos
bäumt. München, im Juli 1926. Dr. Heinrich Frankenburger." |
Zum Tod des Arztes Dr. Leopold Loewenfeld (1871/72 Arzt
in Binswangen, gest. 1924 in München)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 21. Februar 1924: "Dr. Loewenfeld
(München). Hofrat Dr. Loewenfeld ist in hohem Alter von 77 Jahren in
München gestorben; er entstammte einer angesehenen Münchener Familie;
nach Vollendung seiner Universitätsstudien machte er - 23 Jahre alt - den
Krieg 1870/71 als junger Assistenzarzt mit, ließ sich nach dem Kriege als
praktischer Arzt in Binswangen nieder, das er jedoch bald verließ,
um sein Glück in der neuen Weilt zu suchen. 1872 bis 1876 praktizierte er
in Chicago, wo er einen ausgedehnten Wirkungskreis gewann. Durch die
anstrengende Tätigkeit sowie durch das dortige raue Klima litt seine
Gesundheit ernstlichen Schaden, weshalb er, der Sehnsucht nach der alten
Heimat, nach deutschem Geist und deutscher Wissenschaft folgend, Chicago
verließ und ab 1877 in München sich niederließ. Neben der
Berufsausübung nahm er sich Zeit zu einer größeren Arbeit: 'Aktiologie
und Pathologie der spontanen Hirnblutungen', die er 1881 zur Erlangung der
Privatdozentur bei der Münchener medizinischen Fakultät einreichte. Sein
heißer Wunsch, als Lehrer und Forscher wirken zu können, ging nicht in
Erfüllung, da er als Jude - nach seiner eigenen Anschauung auf Ziemßens
Einspruch - nicht zur Dozentur zugelassen wurde. Das war für Loewenfeld
eine schwere Enttäuschung, eine Enttäuschung, die aber seine großen
Fähigkeiten nicht lahm legte, sondern in eine andere Richtung lenkte, in
die eines äußerst fruchtbaren Schriftstellers auf seinem Spezialgebiet
der Nervenkrankheiten. Die Zahl seiner größeren und kleineren Arbeiten
ist Legion, besonders hervorzuheben sind die Mitherausgabe der
Abhandlungen über 'Grenzfragen des Nerven- und Selenlebens', ferner seine
Bücher 'Pathologie und Therapie der Neurasthenie und Hysterie' 1894,
über 'Hypnotismus' 1901, über 'Psychische Zwangszustände' 1904, über
'Sexualleben und Nervenleiden' 1914 u.a.m. Von seinen weiteren, einem
nicht allein ärztlichen Leserkreis geltenden Arbeiten haben die Schriften
'Über die Dummheit' und besonders 'Über das eheliche Glück.
Erfahrungen, Reflexionen und Ratschläge eines Arztes' - bereits in 4.
Auflage erschienen - ein dankbares Publikum und weite Verbreitung
gefunden.
In den letzten Jahrzehnten durch geschwächte Sehkraft an selbstständiger
Arbeit gehindert, wurde er durch seine geistig hochstehende Gattin in
verständnisvoller hingebender Mitarbeit unterstützt. Über fünf
Jahrzehnte war der verehrungswürdige Mann vielen Kranken ein
wissensreicher, warmherziger, ärztlicher Berater und
Helfer." |
Zum Tod von Sophie Metzger geb. Strauß, langjährige
"Vorstandsdame" im Israelitischen Frauenverein Binswangen
(1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1929: "Augsburg. Am 17. Februar 1929 verschied in Augsburg nach
kurzem Leiden Frau Sophie Metzger geb. Strauß im 69. Lebensjahre. Die
Beerdigung gestaltete sich nach Überführung in den israelitischen
Friedhof zu Binswangen zu einer erhebenden Trauerfeier, die Zeugnis
ablegte von der großen Beliebtheit, deren sich die Verblichene zu
erfreuen hatte. Die Trauerrede hielt Herr Oberkantor Wilhelm Heimann aus
Augsburg, der ein klares, wahrheitsgetreues Lebensbild der Verstorbenen
entwarf. Am offenen Grabe betrauerten die Mitglieder des israelitischen
Frauenvereins Binswangen den Heimgang ihrer langjährigen ersten
Vorstandsdame". |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Josef Gallinger sucht für sein Manufakturwarengeschäft
einen Commis (1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1869:
"In
meinem Manufakturwaren-Geschäft en gros et détail (Feiertag geschlossen)
findet ein Commis, der mit Korrespondenz und Buchführung vertraut,
Engagement.
Binswangen, 19. Oktober 1869. Josef Gailinger" |
Moritz Feigenbaum verkauft sein Wohn- und
Geschäftshaus in Binswangen (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 21. November 1901: "Geschäfts-Verkauf.
Wegzugshalber verkaufe ich mein in Binswangen bei
Höchstädt an der Donau, stehendes Wohn- und Geschäftshaus. Seit
circa 20 Jahren wird auf dem Anwesen ein Manufaktur-, Weiß- und
Wollwarengeschäft mit nachweisbarem Erfolg betrieben. Für einen
strebsamen jungen Mann würde sich Gelegenheit bieten, sich eine dauernde,
sichere Existenz zu verschaffen. Das Haus samt Warenlager hat einen Werk
von circa Mark 15.000, als Anzahlung wären 3-4 Mille erforderlich. Zu
weiterer Auskunft erbietet sich
Moritz Feigenbaum, Nördlingen,
Bayern." |
Hochzeitsanzeige für Sigmund Bauer und Lina Bauer geb.
Goldschmidt (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1925: "Statt
Karten - Gott sei gepriesen - Sigmund Bauer - Lina
Bauer geb. Goldschmidt. Vermählte.
Binswangen, 8. Juni
1925, 16. Siwan 5685, Unterreichenbach. Trauung:
so Gott will.
Montag, 8. Juni 1925, mittags 1 Uhr, Hotel Goldschmidt in Würzburg." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
(1837: eine Synagoge, "die
durch ihre Schönheit und Eleganz sich fast mit allen bisher erbauten messen
kann")
Hinweis
auf das Wappen der Gemeinde Binswangen. Das 1966 von Gemeinderat
beschlossene Wappen der Gemeinde enthält im unteren Bereich einen Treppengiebel,
der an die Synagoge bzw. an die Geschichte der Juden in Binswangen
erinnern soll.
Informationen zum Wappen http://www.binswangen.hosting.bndlg.de/cms/?page_id=22 |
Eine Synagoge ("Judenschule") wird
erstmals 1609 genannt. Vermutlich stand bereits sie am Platz des heute noch
vorhandenen Synagogengebäudes. Diese Synagoge wurde bereits 1612 Opfer eines
Brandanschlags, wurde aber wieder aufgebaut und spätestens seit 1625 wieder
genutzt. Um 1830 war die alte Synagoge - ein schmaler, rechteckiger Bau - für
die stark gewachsene Gemeinde zu klein geworden. Im Oktober 1833
beschloss die Gemeinde, eine neue Synagoge auf dem
Platz der alten Synagoge zu erbauen. An der konkreten Planung waren auch der
damalige Rabbiner Isaac Hirsch Gunzenhauser und der Religionslehrer Jakob Neuburger
beteiligt. Mit dem Entwurf wurde der Maurermeister Michael Christa aus Zusamaltheim
beauftragt. Christa's Pläne fanden keine Zustimmung, weswegen von Regierungsbauinspektor Eduard Rüber ein
neuer Plan gefertigt wurde. Dieser orientierte sich am Bau der Synagoge
von Ingenheim in der Pfalz aus dem Jahre 1830, in dem erstmals im Synagogenbau
das maurische Motiv des Hufeisenbogens (Fenster, Portal) und des Treppengiebels
begegnet. Im Blick auf die Bauausführung wurde mit dem Baumeister Leonhard Christa, dem
Bruder des ersten Planfertigers, ein Vertrag über 3.400 Gulden abgeschlossen.
Im Juni 1836 wurde die alte Synagoge abgebrochen, am 15.
September 1837 konnte die neue Synagoge durch den Ortsrabbiner Gunzenhauser unter
Anwesenheit von Landrichter Herrmann und einer großen "Zahl
herbeigekommener Fremder" eingeweiht werden.
Die Gesamtkosten der neuen Synagoge betrugen 13.778 Gulden.
Der Bau der Synagoge 1837
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung" des Judentums vom 18. November
1837: "In Binswangen im Oberdonaukreise wurde eine neue Synagoge
erbaut, die durch ihre Schönheit und Eleganz sich fast mit allen bisher
erbauten messen kann. Seine Königliche Majestät ließ den Plan dazu unentgeltlich
von der königlichen Baukommission entwerfen." |
Enthüllung einer Gedenktafel für die
Kriegsgefallenen (Juni 1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli
1935: "Binswangen. Am Sonntag, 16. Juni, fand in der überfüllten
Synagoge, die auch von zahlreichen Andersgläubigen besucht war, die
feierliche Enthüllung einer Gedenktafel für die Kriegsgefallenen statt.
Die von Würde und Bekenntnismut getragene Weiherede des Herrn Bezirksrabbiners
Dr. Jacob (Augsburg) machte einen nachhaltigen Eindruck auf die Erschienenen.
Herr Kamerad Strauß begrüßte hierauf im Namen der Kultusgemeinde die
anwesenden Gäste. Als Vorsitzender der Ortsgruppe Augsburg des
Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten sprach Herr Kamerad Wormser Worte
von der Treue und dem Opfermute der auf der Tafel Verzeichneten. Lehrer
Lewkowitz übermittelte den Gruß und die Verbundenheit der
Nachbarsgemeinde Buttenwiesen. Die Feier wurde umrahmt von erhebenden
Gesängen des Herrn Oberkantor Haymann und Frau Marx (beide Augsburg),
sowie von einem Prolog eines Schulkindes; sie war ein Erlebnis für die
leider sehr zusammengeschmolzene Gemeinde." |
Anmerkung: diese Gedenktafel ist in
der Synagoge heute noch zu sehen. Sie war lange versteckt und überstand
somit die Schändung des Synagoge 1938 und die folgenden Jahre. |
1937
feierte die Jüdische Gemeinde noch das Jubiläum ihrer 100 Jahre zuvor
erbauten Synagoge. Die Bayerische Israelitische Gemeindezeitung
berichtete:
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
September 1937: "Binswangen. Eine erhebende Gedenkfeier beging
die hiesige israelitische Gemeinde am 15. Elul dieses Jahres (= Sonntag,
22. August 1937). An diesem Tage waren es 100 Jahre, da unser Gotteshaus
von dem damaligen Rabbiner der Gemeinde, Isak Hirsch Gunzenhauser,
eingeweiht wurde. Der Ernst der Gegenwart gestattete nur eine religiöse
Feier, welche am Sonntag, den 22. August, unter Teilnahme der hiesigen
sowie der Nachbargemeinde Buttenwiesen stattfand. Den Mittelpunkt der
Feier bildeten die Reden des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Jacob (Augsburg)
und des Herrn Lehrers M. Neuburger. Beide Redner schilderten das
Gotteshaus als den Mittelpunkt des religiösen Lebens und knüpften daran
die Mahnung, das heilige Gut trotz aller Zeitenstürme den nachkommen zu
erhalten. Herr Lehrer Neuburger gab die Eindrücke, welcher er in
frühester Jugend hier empfing, wieder, er sprach über die Geschichte der
Gemeinde, insbesondere den Lebenslauf des seligen letzten Rabbiners I. H.
Gunzenhauser. - Umrahmt waren die Ansprachen von den Gesängen des
Kultusvorstandes und ehrenamtlichen Vorbeters Herrn Gradmann und von
Psalmen-Vorträgen. Nach der Feier im Gotteshause begab sich die Gemeinde
auf den Friedhof, um den Danke jener Generation darzubringen, welche in
ihrem tiefen religiösen Sinn mit größter Opferfreudigkeit das heilige
Werk, die Errichtung dies schonen Gottestempels, vollbrachte. Möge
dasselbe noch lange Zeit seinem heiligen Zwecke dienen!" |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge wurde durch einen auswärtigen, aus Augsburg gekommenen SA-Trupp geplündert
und geschändet. Die SA-Leute fuhren vormittags um 11.00 Uhr mit einem Lkw bei der
Synagoge vor. Der einzige Binswanger, der sich am Geschehen beteiligte, brach
mit einer Kreuzhacke die Synagogentüre auf. Alle noch im Ort anwesenden Juden
mussten antreten und die kostbaren Gegenstände ihres Gotteshauses auf den Lkw
laden. Das übrige Inventar der Synagoge wurde anschließend von den SA-Leuten
zerstört. Eigentlich sollte die Synagoge in Flammen aufgehen,
jedoch sah man davon wegen der engen Bebauung um sie herum und wegen der
drohenden Brandgefahr ab.
Nach 1945 wurde die im Innenraum vollständig zerstörte Synagoge als
Kohlenlager, Werkstätte für einen Handwerksbetrieb und als Lager für
einen Baustoffhandel verwendet. 1960 wurde der als überflüssig erachtete Treppengiebel
abgetragen und später verschwand auch die Empore aus dem Innenraum. 1987 ersteigerte der Landkreis Dillingen
a.d. Donau auf Initiative
des damaligen Bürgermeisters der Gemeinde Binswangen, Josef Reißler, das
ehemalige Gotteshaus, das mittlerweile zur Konkursmasse einer Firma gehörte,
zum Preis von 15.000,00 DM. Im März 1993 wurde mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Nach über
3-jährigen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, deren Kosten in Höhe von
ca. 3 Mio. DM (etwa 1,5 Mio. €) sich der Bund, der Freistaat Bayern, der Bezirk Schwaben, der
Landkreis Dillingen a.d. Donau, die Stadt Wertingen, die Gemeinde Binswangen und
der Förderkreis Synagoge Binswangen e.V. teilten, wurde die "Alte Synagoge
Binswangen" am 20. Oktober 1996 als Begegnungsstätte eröffnet.
Standort der ehemaligen Synagoge: Judengasse 3.
Besichtigungsmöglichkeit:
Nach Voranmeldung beim Kulturamt im Landratsamt Dillingen a.d. Donau, zugleich
Geschäftsstelle des Förderkreises Synagoge Binswangen e.V. (Frau Lydia Edin,
Telefon 09071/51-145, E-Mail:
Lydia.Edin@landratsamt.dillingen.de).
Das Kulturamt gibt auch Auskünfte zu Veranstaltungen in der Begegnungsstätte
"Alte Synagoge" und vermittelt Führungen in der Synagoge.
E-Mail Kontakt zum "Förderkreis Synagoge Binswangen e.V." über
info@synagoge-binswangen.de
Bericht zur Arbeit des Fördervereins
2008 - Artikel aus der "Augsburger Allgemeinen" vom 4. April
2008:
Alte Synagoge in Binswangen wird immer beliebter.
Wertingen (syla) - Die Mitgliederversammlung des Förderkreises Synagoge Binswangen erfuhr bei ihrem jüngsten Treffen in dem historischen Binswanger Gebäude, dass sich die Einrichtung immer mehr als Kulturtreffpunkt etabliert. Vorsitzender Anton Kapfer bilanzierte für zwei Jahre die Arbeit des Förderkreises und nannte eine Vielzahl von Terminen, die in der ehemaligen Synagoge stattfanden und das Gebäude weit über den Landkreis hinaus bekannt machen.
Ein besonderes Anliegen des Landkreises und Förderkreises. Es sei ein besonderes Anliegen des Landkreises und auch des Förderkreises, die Geschichte der einstigen jüdischen Mitbürger in der Erinnerung heutiger Generationen am Leben zu erhalten, erklärte Kapfer im Beisein von Landrat Leo
Schrell. Der erste Mann des Förderkreises dankte allen, die während des Jahres Führungen veranstalten, die Aufsicht im Haus übernehmen, in der Hausverwaltung tätig sind, Öffentlichkeitsarbeit leisten oder die Geschäftsführung innehaben. Ihnen sei es zu verdanken, dass die Alte Synagoge mit Leben erfüllt werden könne, hieß es in der Jahresbilanz.
Wenn genügend Interessenten zusammenkämen, würde der Förderkreis eine Fahrt zu anderen Synagogen bzw. jüdischen Friedhöfen in Schwaben unternehmen. Wer sich dafür interessiere, könne sich anmelden, hieß es bei der Mitgliederversammlung. Besuchen möchte man auch die Synagoge in Augsburg sowie das jüdische Kulturmuseum.
Die dortige Einrichtung stellte in Binswangen Dr. Benigna Schönhagen vor. Sie warb für einen Besuch der interessanten Sammlung, die 2006 neu eröffnet wurde und die die wechselvolle Geschichte der Juden in Augsburg und Schwaben seit dem Mittelalter bis heute dokumentiert. Dr. Schönhagen hat auch mit Studenten eine mögliche Grundlage für den Aufbau einer Dauerausstellung in der Binswanger Synagogen erarbeitet, wo allerdings die räumlichen Möglichkeiten auf der engen Empore sehr begrenzt seien. Der eigentliche Kultraum könne dafür wegen der Veranstaltungen nicht für eine andauernde Präsentation genutzt werden, sagte die Fachfrau, die das jüdische Kulturmuseum in Augsburg leitet.
Schatzmeister berichtet über eine geordnete Kassenlage. Im Rahmen der Mitgliederversammlung berichtete Schatzmeister Josef Linder über eine geordnete Kassenlage des Fördervereins. Die Prüfer Urban und Hopp hatten keine Beanstandungen, so dass die Vorstandschaft entlastet werden konnte. Wie Vorsitzender Anton Kapfer noch mitteilte, habe man die Zahl der Stühle um 70 erweitern können, so dass künftig nicht mehr Sitzgelegenheiten aus dem benachbarten Schützenheim anlässlich von größeren Veranstaltungen herübertransportiert werden müssten. Förderkreis und Landkreis hätten sich an der Finanzierung beteiligt.
Auch eine neue Lautsprecheranlage habe man sich geleistet, bilanzierte Kapfer. Abschließend warb der Vorsitzende um weitere Personen für eine Aufsicht bei Tagen der offenen Tür sowie für Mitbürger, die sich bei einer Öffnung des jüdischen Friedhofes an bestimmten Tagen zur Verfügung stellen würden. |
Fotos
Historische Fotos:
(Quelle: Gedenkschrift: Alte Synagoge Binswangen s.Lit.)
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Plan des Baumeisters Christa
von 1833
zur Erbauung der neuen Synagoge am
Platz der alten Synagoge
(beide Umrisse
sind eingetragen) |
Historische Innenaufnahmen der
Synagoge Binswangen |
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Die ehemalige
Synagoge in den 1950er-Jahren
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Mehrbildkarten von
Binswangen mit der Synagoge
(Quelle: alle Karten aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries; die Erläuterungen gleichfalls von Peter Karl Müller)
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Karte rechts - verschickt im
März 1941 |
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Auf der
Gesamtansicht ist die Synagoge rechts zu sehen (Ausschnittvergrößerung) |
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Karte unten - verschickt
1898 |
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Die Karte wurde
am 1. August 1898 von Binswangen nach Kempten verschickt. Auffallend ist,
dass die Synagoge größer und auch über der Friedhofskapelle abgebildet
ist; die Pfarrkirche ist nicht abgebildet. Das Foto rechts zeigt die Obere
Wirthstraße mit dem Geschäft von Arnold Duschenes (vgl. Einzelkarte
unten).
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Karte unten - verschickt
1905 |
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Die Karte wurde am 9. August 1905 von Binswangen nach Augsburg versandt. Auf der Bildseite der Karte findet sich unter der Vielzahl
von Absendern allein viermal der Nachname Strauß. Einer der vier
(Unterschrift rechts) war Martin Strauß, der im Ersten Weltkrieg gefallen
ist (geb. am 18.5.1886 in Binswangen, vor 1914 in Augsburg wohnhaft). Sein
Name steht auch auf einer Gedenktafeln auf dem Kriegerdenkmal im mittleren Teil des jüdischen Friedhofes
von Augsburg in der Haunstettener Straße.
vgl. http://www.hdbg.de/gedenktafeln/content/orte/Augsburg.shtml
und
http://www.kriegstote.org/cgi-bin/baseportal.pl?htx=/Kriegsopfer/details_kriegstote_aktuell&Id=54394
Die Karte wurde im Verlag Arnold Duschenes in Binswangen erstellt. Im Heimatbuch "Binswangen - lebendiges Zeugnis reicher Vergangenheit" von Karl Öhlschläger
findet sich im Absatz "Die letzen noch bekannten Juden, Judenhäuser und Berufe"
S. 199 zu A. Duschenes folgende Angabe: "Duschenes - Lebensmittel - Hauptstraße 2" und im Kapitel "Vom Gesangsverein" auf
S. 267: Gründung des Gesangvereins 1891 mit dem Namen "Feuerwehrgesangverein", dem nur Mitglieder der Feuerwehr beitreten konnten. Als Gründungsmitglied
wird Arnold Duschenes genannt, der das Amt des Schriftführers inne hatte. |
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Karte rechts - um
1905/10 |
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Die Karte selbst ist postalisch verwendet
und wurde in Wertingen bei Binswangen abgestempelt. Allerdings wurde die Briefmarke abgerissen und mit ihr der Poststempel;
im Text selbst ist kein Datum vermerkt. Vermutlich datiert die Karte in
die Zeit um 1905 - 1910. Auffallend ist auf dieser Karte, dass neben der christlichen Kapelle auf der anderen Seite die Synagoge in gleicher Höhe abgebildet
ist. Es findet sich wie oben wieder der Name "Arnold Duschenes", der wahrscheinlich wieder Auftraggeber
für den Vertrieb der Karte zuständig war. |
Karte wie oben, jedoch
koloriert
(mit freundlicher Genehmigung von
Frantisek Bányai aus der Website
www.judaica.cz) |
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Neuere Fotos:
Die ehemalige
Synagoge im September 2004
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 1.9.2004)
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Die ehemalige
Synagoge am frühen Morgen eines Spätsommertages; recht der östliche
Giebel
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Informationstafel am Eingang |
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Die ehemalige
Synagoge im September 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 2007)
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Blick auf den im Schatten
liegenden östlichen Giebel |
Blick
von Süden auf das Gebäude |
Blick auf den westlichen
Giebel |
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Informationstafel und Eingang
vom Parkplatz |
Eingangsportale, links Zugang
zur
Frauenempore, rechts Zugang zum
Raum des Rabbiners / Vorbeters |
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Blick in den
Betsaal |
Blick von der
Frauenempore |
Blick vom Bereich des
ehemaligen
Toraschreines zum Eingang |
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Säule unter der
Frauenempore |
Blick zur
Frauenempore; einzelne auffallende Stellen in der Farbgebung
zeigen des
Zustand vor der Renovierung |
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Gedenktafel für die
Gefallenen des
Ersten Weltkrieges |
Bereich des ehemaligen
Toraschreines |
Menora |
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Fenster über dem
ehemaligen Toraschrein |
Rundfenster am westlichen
Giebel |
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Treppe zur Frauenempore |
Auf der
Frauenempore |
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Säulen auf Höhe
der Frauenempore. Auch hier zeigt die unterschiedliche
Bemalung den
Zustand vor der Renovierung |
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Dachboden über
der Frauenempore |
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Dorfbrunnen bei
der Synagoge mit Erinnerung an die Geschichte der jüdischen Gemeinde
(hebräische Buchstaben: "Schma Jisrael") |
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Informationstafel
"Kulturweg Binswangen" |
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Text zum Thema "Jüdisches
Leben": "In Bayerisch-Schwaben war immer ein Wechselspiel
zwischen Duldung und Vertreiben. Juden erschienen aufgrund ihrer Sitten
und Gebräuche sowie ihrer Sprache hin bis zu ihrer Kleidung oft als fremd
und wurden seit dem Mittelalter immer wieder ausgegrenzt und verfolgt. Auf
dem Hintergrund dieser andauernden Unsicherheit entwickelte die jüdische
Bevölkerung ein besonderes Talent, sich anzupassen und mit den jeweils
herrschenden Gegebenheiten zurechtzukommen.
Die erste Nennung von Menschen jüdischen Glaubens in unserer Heimat
stammt aus dem Jahr 1212. Sie siedelten zu dieser Zeit vornehmlich in den
größeren Städten. Ab dem 15. Jahrhundert wurden sie wiederholt verfolgt
und ausgewiesen. Nach diesen Austreibungen suchten die Juden Schutz und
neue Heimat auf dem breiten Land, so in Binswangen unter der
Oberherrschaft der Habsburger bei wechselnden Lehensherrn (Markgrafschaft
Burgau). In den folgenden drei Jahrhunderten entwickelten sich diese
Landjudengemeinden zu ansehnlicher Größe und Blüte, ehe im 19.
Jahrhundert ein starker Rückgang, bedingt durch die Auswanderung ganzer
Familien in die Großstädte oder in die USA, zu verzeichnen ist.
In Binswangen lässt sich die Ansiedelung von Juden ab 1525 belegen. Diese
hatten gemeinhin keinen Zugang zu den Zünften oder Handwerken. Auch
Grundbesitz war ihnen verboten. Daher konzentrierten sie sich auf den
Handel und den Geldverleih. Das Zusammenleben mit der Dorfbevölkerung
gestaltete sich nach authentischen Quellen als friedliches Nebeneinander.
Eine Ausnahme bilden die nationalsozialistischen Repressalien auf die
jüdischen und nichtjüdischen Dorfbewohner von 1933 bis 1945.
Die wichtigste Einrichtung für eine Landjudengemeinde war die Synagoge,
Die ehemalige Binswanger Synagoge, in den Jahren 1835/36 erbaut,
entspricht in ihrem Baustil den damaligen königlich-bayerischen
Bauvorschriften. Hier finden sich neomaurische Elemente wie der
Treppengiebel, die Hufeisenform als Fenster- oder Portalabschluss oder die
Palmettenkapitelle als oberer Abschluss der Säulenreihe im Innenraum. Die
Ausgestaltung des Innenraumes orientierte sich ganz an der Vorgabe, die
ihre Legitimation in der Ausstattung des salomonischen bzw. herodianischen
Tempels von Jerusalem findet." |
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Weitere Erinnerungen an die
jüdische Geschichte
(Aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Karte des Modewarenhauses von
Hermann Wolf mit Ausschnittsvergrößerungen. Der vor der Tür stehende
Herr könnte Hermann Wolf sein, die aus dem Fenster schauenden Personen
vermutlich Familienangehörige. Die Karte wurde am 7. Juli 1906 von
Binswangen nach Dietenheim (bei Illertissen) verschickt. Der 1872 geborene
Hermann Wolf ist nach der Deportation von München in das Ghetto
Theresienstadt 1942 umgekommen.
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Historische Karte mit Blick in die "Obere Wirthstraße", heute
Hauptstraße in Binswangen, rechts (Nr. 2) das Wohn- und Geschäftshaus der
Familie Arnold Duschenes; die Karte wurde 1911 von Arnold Duschenes nach Cannstatt
verschickt. |
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Brief
der Fa. Hans Georg Hillenbrand sel. Erben aus Augsburg an
"Herrn
Heinrich Schwarz's seel. Frau Wittwe" in Binswangen vom 27. Januar
1855.
Heinrich Schwarz war verheiratet mit Nanette geb. Binswanger |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
September 2008:
Bericht vom "Europäischen Tag der
Jüdischen Kultur" |
Artikel
von Rosmarie Gumpp in der "Augsburger
Allgemeinen Zeitung" vom 8.9.2008: Erinnerungen an eine schlimme Zeit
Wertingen/Binswangen - Trotz des nicht gerade freundlichen Wetters fand sich doch eine stattliche Anzahl von interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf dem Judenberg in Wertingen ein, um mit Anton Kapfer einen geführten Rundgang durch den jüdischen Friedhof zu unternehmen.
(Foto: Gerne beantwortete der Vorsitzende des Förderkreises der Synagoge Binswangen am vergangenen Sonntag die an ihn gestellten Fragen. Dabei durfte ein kleiner geschichtlicher Exkurs nicht
fehlen).
Spätestens seit Hitlers Machtantritt am 30. Januar 1933 ahnten auch die Binswanger Juden, dass sie nichts Gutes erwartete, berichtete Kapfer. Besonders ab 1938 nahmen die antisemitischen Ausschreitungen überall in Bayern immer mehr zu. Im Juli 1938 wurden 25 Grabsteine des jüdischen Friedhofes umgestürzt und die meisten auch zerschlagen. Mit der Reichskristallnacht vom 10. November 1938 wurde der vorläufige Höhepunkt der antisemitischen Ausschreitungen erreicht. So wurden in Binswangen die Läden und Wohnhäuser der Juden zertrümmert, auf dem Judenfriedhof wurden erneut Grabdenkmäler umgeworfen und auch die Synagoge wurde durch einen SA-Trupp geplündert und geschändet. Anton Kapfer berichtet ferner: "Vormittags gegen 11 Uhr fuhren die SA-Leute mit einem Lkw bei der Binswanger Synagoge vor. Alle noch im Ort lebenden Juden mussten antreten und die kostbaren Gegenstände aus ihrer Synagoge auf den Lkw laden. Der älteste Jude trug mit zitternden Händen eine Thora-Rolle (Heilige Schrift der Juden) aus dem Gotteshaus".
Das übrige Inventar sei anschließend von den SA-Leuten zertrümmert worden, das Gotteshaus wurde nur wegen der engen Bebauung und der damit verbundenen Brandgefahr nicht niedergebrannt. Die Folge dieser Ausschreitungen war, dass von November 1938 bis Ende 1940 weitere elf Juden Binswangen verließen - neun davon wanderten aus - zwei zog es in andere Orte.
Der gläubige Jude legt als Zeichen seiner Ehrfurcht keine Blumen sondern Steine auf das Grab. "Immer wieder finden wir am verschlossenen Tor Steine vor" - erzählt Anton Kapfer, "ein Zeichen, dass Angehörige hier waren, aber den Friedhof nicht besuchen konnten". Der Friedhof müsse bis zum heutigen Tag abgesperrt bleiben - Führungen können aber jederzeit auch über den Förderkreis Synagoge Binswangen beantragt werden.
Und weiter berichtet Anton Kapfer, dass jüdische Nachfahren der Binswanger Juden, wenn sie heute aus aller Welt angereist kommen, kein Interesse an der Synagoge im Ort haben, sondern "nur" auf den Friedhof wollen, um hier ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Die Synagoge wurde 1938 entweiht, deshalb habe sie für den gläubigen Juden keine Bedeutung mehr.
Der Friedhof der ehemals israelitischen Kultusgemeinde von Binswangen geht auf das Jahr 1663 zurück. In diesem Jahre kaufte die gesamte Judenschaft von Binswangen von der Markgrafschaft Burgau einen Acker für das Begräbnis der Juden. Gegen das Judenbegräbnis erhob die Herrschaft Wertingen in der Folgezeit des Öfteren Einspruch, weil der Platz nach Wertingen und damit unter die Gerichtsbarkeit der dortigen Herrschaft gehörte; die Stadt Wertingen beanspruchte sogar das Recht, auf dem Platz weiterhin ihr Vieh weiden zu lassen.
Dass die Markgrafschaft Burgau seinerzeit über den Platz hätte verfügen können, hängt offenbar damit zusammen, dass dort früher eine Richtstätte der Markgrafschaft vorhanden war. Die Binswanger Juden lösten in der Folgezeit das Weiderecht ab, der Friedhof selbst wurde nach und nach erweitert. Obwohl er schon im Jahr 1693 hätte eingezäunt werden sollen, zogen sich die Bemühungen um seine Eintillung (= Umzäunung) noch 70 Jahre hin, bis endlich nach exakt 100 Jahren nach seiner Anlage eine Mauer um diesen Platz gezogen werden durfte. Im Hebräischen heißt Friedhof "Haus des Lebens". |
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Dezember 2009:
Bericht über eine der kulturellen
Veranstaltungen in der Synagoge |
Artikel
von Margot Sylvia Ruf in der "Augsburger Allgemeinen" vom 6.
Dezember 2009: "Stimmungsvoll in der Alten Synagoge.
Binswangen Was gibt es Schöneres an einem Adventsabend, als sich gemütlich bei einem Konzert der PiccaDilly’s, einem der renommiertesten Chöre im Landkreis Dillingen, zurückzulehnen, um Kopf und Seele aufzutanken?
Wer diese Wahl am vergangenen Samstag getroffen hatte, erlebte wieder einmal mehr in der Alten Synagoge in Binswangen einen besonderen Kulturgenuss. Vorweihnachtlicher Rummel und die Jagd nach den passenden Geschenken blieben draußen vor der Tür.
Der gemischte Chor, dem Sängerinnen und Sänger aller Altersschichten angehören, servierte seinen Zuhörern ein abwechslungsreiches Adventskonzert mit klassischen Liedern aber auch heiteren amerikanischen Songs, die längst zu Ohrwürmern geworden sind. Dabei kam der Klangkörper unter der temperamentvollen Leitung von Klaus Nürnberger so richtig international aufgestellt daher.
Französische und englische Beiträge wurden abgerundet durch ein estnisches Weihnachtslied, zu dem Chormitglied Helin Heier (21) aus Tallinn die musikalischen Mitstreiter rund um den Chorleiter ermuntert hatte. Eine erstaunliche Leistung der Sänger, wenn man weiß, dass estnisch nicht gerade eine einfache Sprache ist.
Freuen durfte sich das Publikum über leise Klänge genauso wie über heitere Weisen aus Amerika, die Fröhlichkeit aufkommen lassen und das Herannahen des besonderen Festes aus einem anderen Blickwinkel in ihren Mittelpunkt stellen.
Erinnerungen an Kinderglück. Weihnachtslieder seien der Widerhall vom Kinderglück vergangener Tage, hatte zu Beginn des Konzertes.
Chormitglied Rainer Hörmann seinen Grußworten an die zahlreichen Besucher in der Synagoge vorangestellt. Und so erging es einem auch bei den klassischen Weisen wie etwa
'Es ist ein Ros’ entsprungen'. Wer in seinen Jugendjahren die stillen Rorate während der Adventszeit in einer spärlich erleuchteten Dorfkirche erleben durfte, dessen Herz wurde auf wundersame Weise berührt.
Ähnlich verhielt es sich beim Beitrag 'Ich steh an deiner Krippen hier' von Johann Sebastian Bach oder
'Und unsrer lieben Frauen' von Max Reger.
Amerikanische Songs. 'Somebody’s knocking' lautete das amerikanische Lied, das auch den Titel des Abends der PiccaDilly’s abgegeben hatte. Die ganze Sangesfreude der Chormitglieder um Klaus Nürnberger kam dabei zum Ausdruck. Der Chor beweist immer wieder seine Disziplin, und der Dirigent lässt seinen Schützlingen nicht einmal Raum für die kleinsten Patzer. Das ist weit mehr als Freizeitsingen zur netten Unterhaltung. Die PiccaDilly’s haben viel Ehrgeiz und genug Motivation, das Beste anzustreben, was der Chorgesang im Landkreis Dillingen und weit darüber hinaus zu bieten hat.
Der Beitrag 'Good news' kann für die Leistungen des Chores stehen, der wirklich gute Nachrichten für die gemeinsame Sache liefert.
Mitsingen zum Abschied. Mit 'The Lord bless you' entließen die PiccaDilly’s ihre rundum begeisterten Fans in den Adventsabend, viel beklatscht von einem dankbaren Publikum, das viel fürs Herz und Gemüt bekommen hatte. Als Zuckerl gab es noch eine Strophe des irischen Reisesegens und die Möglichkeit,
'Es ist ein Ros’ entsprungen' mitzusingen." |
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Januar 2010:
Über das Veranstaltungsprogramm in der
ehemaligen Synagoge |
Artikel von Margot Sylvia Ruf in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 27. Januar 2010 (Artikel):
"Viel Neues in der Alten Synagoge.
Binswangen Seit 1996 ist die Alte Synagoge Binswangen nach einer aufwändigen Restaurierung der Öffentlichkeit für kulturelle Zwecke zugänglich. Ein Förderkreis, der bereits 1992 ins Leben gerufen worden war, kann sich seit Jahren über die vielfältige Nutzung des kulturhistorisch wichtigen Gebäudes in Binswangen freuen.
Initiator der Rettung der einstigen Synagoge vor dem Verfall waren der damalige Bürgermeister des Ortes, Josef Reißler sowie der gleichzeitig amtierende Dillinger Landrat Dr. Anton Dietrich. Sie setzten alle Hebel in Bewegung, um der Synagoge zu neuem Leben und einer sinnvollen Nutzung zu verhelfen. Vorsitzender des Förderkreises ist heute der Schulmann Anton Kapfer, selbst Bürger von Binswangen. Die Geschäftsführung liegt in den bewährten Händen von Hedwig Regensburger-Glatzmaier, die die unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen in der Synagoge organisiert und damit bisher eine sehr glückliche Hand bewiesen hat.
13 Konzerte. Allein im vergangenen Jahr fanden 13 Konzerte, teilweise mit namhaften Interpreten, in dem historischen Gebäude statt. Dabei waren unterschiedlichste Musikrichtungen vertreten. Besonders passend für den ungewöhnlichen Konzertraum war das Gastspiel von
'Conspiracy of Love'. Klezmer, Swing und Jazz waren dabei vertreten und fanden ein begeistertes Publikum. Aber auch das Konzert des Gesangvereins Binswangen, das Nachtkonzert der Musikschule Wertingen sowie das Jazz-Klezmer-Duo Susanne Ortner-Roberts und Tom Roberts fanden in der Synagoge den passenden Veranstaltungsrahmen.
Selbst der Knabenchor 'Rodnik' aus der Ukraine und das renommierte Duo Ariana Burstein & Roberta Legnani schwärmen von dem besonderen Konzertrahmen, den sie in Binswangen vorfanden. Nicht zuletzt sind es die Sänger der Gruppe
'PiccaDilly’s', die immer wieder gerne in die alte Synagoge kommen und sich ihren Fans aus dem ganzen Landkreis präsentieren. Und auch heuer hat bereits ein kultureller Glanzpunkt in dem einstigen jüdischen Gotteshaus stattgefunden. Die drei Musiker von
'16 gipsy strings' begeisterten ihr stattliches Auditorium mit einer 'Homage an Django
Reinhardt'.
Auch Ausstellungen. Zum Veranstaltungsrahmen in der Synagoge kamen außerdem eine Ausstellung, fünf Vorspieltermine des Musikvereins Binswangen, zwölf Tage der offenen Tür, ein Festakt, eine Trauung, acht Besichtigungen mit Führungen sowie zwei Weihnachtsfeiern für Kinder und Erwachsene hinzu. Beim Förderkreis könnte man noch gut einige interessierte Mitbürger brauchen, die sich für eine Aufsicht bei Tagen der offenen Tür usw. engagieren.
Seit Bestehen des Förderkreises hat dieser Ausstattungsgegenstände und Kunstobjekte in einer Höhe von rund 80 000 Euro beschafft. Dazu zählen ein Flügel, eine Videoausstattung, Stellwände und Scheinwerfer. Holzstelen von Norbert Zagl sowie die besonders eindrucksvolle künstlerische Arbeit
'Menschenkette' von J. Paul Menz gehören genauso dazu wie ein erst kürzlich erworbenes
'Beschneidungsbuch' aus Binswangen, das eine Besonderheit für alle darstellt, die die Geschichte der einstigen jüdischen Bevölkerung des Ortes interessiert.
Für einen namhaften Betrag hat der Förderkreis die Filmdokumentation 'Die Schul
bewahren' über die Geschichte der Synagoge erstellen lassen. Spenden sind seit Gründung der Einrichtung 68 458,84 Euro eingegangen. Dazu kamen Mitgliedsbeiträge in Höhe von rund 42 000 Euro.
Melodien aus Oper, Operette, Musical sowie Pop und Gospel. Und was wird im Jahr 2010 in der Synagoge in Binswangen alles geboten? Bisher stehen allein sechs Konzerte der beliebten Gruppe
'Saitenwind' im März auf dem Programm. Das Frühjahrskonzert mit den Binswanger Einrichtungen wie Gesangverein, Musikverein sowie Schülern der Grundschule Binswangen startet am 18. April.
'Münz und Maunz' heißt es am 5. Februar mit Melodien aus Oper, Operette, Musical sowie Pop und Gospel.
Es gastieren Roswitha Munz-Walser, Reinhard Munz und Donata Sandner. Und auch ein Schülerkonzert der Musikschule Wertingen am 24. April, eine Fotausstellung mit Bildern aus Binswangen, ein Konzert mit den
'PiccaDilly’s' am 26. Juni, ein Auftritt von Annette Sailer-Heidel und Alexandra Finck sowie von Ariana Burstein & Roberto Legnani stehen ebenfalls auf dem Programm." |
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März 2010:
Mitgliederversammlung des Forderkreises Synagoge
Binswangen e.V. |
Artikel
in der "Augsburger Allgemeinen" vom 29. März 2010 (Artikel):
"Synagoge Binswangen wird gerne genutzt.
Binswangen. Über eine fast konstante Mitgliederzahl kann sich der Förderkreis Synagoge Binswangen freuen. Derzeit sind es 120 Bürger aus dem Landkreis Dillingen, die den Verein unterstützen und ihm damit ihr Wohlwollen signalisieren. Bei der Mitgliederversammlung des Förderkreises im Schützenheim Binswangen wurde Anton Kapfer als Vorsitzender einstimmig im Amt bestätigt.
In den Jahren 2008 und 2009 wurde die Alte Synagoge 131 Mal genutzt. Unterschiedliche Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Vereinstermine waren genauso im Programm enthalten wie etwa Besichtigungen der historischen Einrichtung. Allen Personen, die Führungen betreuen sowie Hausmeister und Reinigungspersonal galten Dankesworte von Anton Kapfer, der sich freute, dass auch Landrat Leo Schrell, Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier und Bürgermeister Anton Winkler zur Versammlung gekommen waren.
Einheitliche Schilder. In seinem Bericht ging der Vorsitzende des Förderkreises auch darauf ein, dass die jüdischen Friedhöfe in Bayerisch-Schwaben alle eine einheitliche Beschilderung in Deutsch und Englisch bekommen werden. Am Mittwoch, 28. April, erfolge um 18 Uhr ein öffentlicher Termin anlässlich der offiziellen Beschilderung in Fischach, an der Interessenten teilnehmen könnten. Wann es beim Binswanger Friedhof so weit sein soll, stünde derzeit noch nicht fest, teilte Kapfer der Mitgliederversammlung mit. Freude äußerte der Vorsitzende über die Tatsache, dass man das alte Beschneidungsbuch, das Angaben von 1773 bis 1829 enthalte, habe erwerben können.
Den Schatzmeisterbericht erstattete der ehemalige Vorstandsvorsitzende und Direktor der Kreis- und Stadtsparkasse Dillingen, Joseph Silberhorn. Daraus ging hervor, dass der Förderverein über eine solide Finanzbasis verfügt. Kapfer dankte in diesem Zusammenhang dem Landkreis, der VG Wertingen und der Gemeinde Binswangen, dass sie gemeinsam die Unterhaltungskosten für die Alte Synagoge tragen.
Neuwahlen durchgeführt. Bei den anstehenden Neuwahlen gab es keine großen Veränderungen. Vorsitzender bleibt Anton Kapfer. Seine Stellvertreter sind wie bisher Heinz Petz und Anton Winkler. Als Geschäftsführerin fungiert weiter Hedwig Regensburger-Glatzmaier. Die Schatzmeisterfunktion haben Joseph Silberhorn und Ulrich Kain inne. Beisitzer sind Willy Lehmeier, Georg Leis, Christine Nittbaur, Margot Sylvia Ruf, Alfred Sigg, Herbert Stempfle, Johann Urban und Günter Hiesinger. Als Kassenprüfer werden Wolfgang Grob und Helmut Storr tätig sein.
Bei einem kurzen Ausblick erwähnte der Vorsitzende, dass mit einer neuen Heizung für die Synagoge ein dickerer finanzieller Brocken zu verkraften sein werde. Ansonsten könne man sich auch im Jahr 2010 auf zahlreiche interessante Veranstaltungstermine in dem einstigen jüdischen Gotteshaus in Binswangen freuen, das als Konzertraum immer beliebter werde. Bürgermeister Anton Winkler informierte die Versammelten noch über den Stand des Verfahrens beim
'Schilling-Haus', wo in den nächsten zwei Monaten mit dem Baubeginn zu rechnen sei. Bei dem Gebäude handelt es sich um das letzte bestehende Privatgebäude mit jüdischer Vergangenheit in Binswangen.
(syla)" |
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Juni 2010:
Planungen für den "Europäischen Tag der
jüdischen Kultur" am 5. September 2010:
dazu ein Artikel
von Margot Sylvia Ruf in der "Augsburger Allgemeinen" vom 17.
Juni 2010: eingestellt als pdf-Datei
und ein weiterer Artikel
von Margot Sylvia Ruf in der "Augsburger Allgemeinen" vom 21.
Juni 2010: eingestellt als pdf-Datei |
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Dezember 2010:
Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr in der
ehemaligen Synagoge |
Artikel von Margot Sylvia Ruf in der "Augsburger Allgemeinen"
vom 17. Dezember 2010 (Artikel): "Alte Synagoge ein attraktiver Anziehungspunkt.
Binswangen Es ist wieder einmal eine erfreuliche Jahresbilanz, die der Förderkreis Synagoge ziehen kann. Auch 2010 war das historische Gebäude mit der interessanten jüdischen Vergangenheit ein attraktiver Anziehungspunkt für Besucher mit verschiedensten kulturellen Interessen.
Jedenfalls sind der Vorsitzende des Förderkreises, Anton Kapfer, und sein Team zufrieden über die Zahl der Menschen, die im zu Ende gehenden Jahr in die Synagoge nach Binswangen kamen. Geschäftsführerin Hedwig Regensburger-Glatzmaier spricht von rund 1500 Gästen, welche die Veranstaltungen in der Synagoge für einen Besuch anziehend fanden. Die Nutzung des Gebäudes für vielfältige Termine könne man nur als gut bezeichnen, heißt es beim Förderkreis. Zu nennen seien außerdem die zahlreichen auswärtigen Besucher, die zu den zehn Tagen der offenen Tür kamen und sich auch bei Führungen und Filmvorführungen ('Die Schul bewahren') informierten.
Interessante Fotoausstellung.
Genutzt wurde das einstige jüdische Gotteshaus auch für eine Fotoausstellung zum Thema
'Bilder aus Binswangen aus den 50er und 60er Jahren', die sehr gut ankam.
Fünf Vorspieltermine veranstaltete der Musikverein Binswangen in der Synagoge. Zwei Festakte, fünf Trauungen, sowie ein Schulunterricht, zählten ebenfalls zur Palette der Termine. Hinzu kamen 27 Konzerte mit einer großen Bandbreite.
Von der Hofmarkmusik Gempfing bis zu mehreren Konzerten der 'PiccaDilly’s' und von Schülerkonzerten bis zu einem Auftreten des Chores
'Chorallen' reichen die Veranstaltungen. Die meisten der Konzerte waren sehr gut besucht und tragen den Ruf der Synagoge als attraktiven Veranstaltungsraum weit über die Grenzen des Landkreises Dillingen hinaus.
Viel investiert.
Seit Bestehen des Förderkreises Synagoge hat dieser Ausstattungsgegenstände und Kunstobjekte in Höhe von 83 000 Euro beschafft. Dazu zählen ein Flügel, eine Videoausstattung, Stühle, Stellwände und Scheinwerfer.
Ein besonders interessantes Kunstwerk, das immer wieder Beachtung findet, ist die Arbeit von J. Paul Menz, das mit
'Menschenkette' betitelt ist.
Erworben hat der Förderkreis auch zwei weitere künstlerische Arbeiten (Stelen) sowie ein altes Binswanger Beschneidungsbuch.
Die Filmdokumentation 'Die Schul bewahren' kostete 32 000 Euro. Sie kann interessierten Besuchern bei Tagen der offenen Tür immer wieder gezeigt werden und ist, wie Gäste versicherten,
'sehr eindrucksvoll und anrührend'.
Infotafel am Friedhof.
Im Herbst stellte der Förderkreis eine neue Informationstafel beim Judenfriedhof auf, die Besucher auf verschiedene wichtige Daten im Zusammenhang mit der Gedenkstätte hinweist. Der Förderkreis hat heute 123 Mitglieder. Seit Gründung sind über 70 000 Euro an Spenden und 45 000 Euro an Mitgliedsbeiträgen eingegangen.
Auch im neuen Jahr wird es wieder eine Reihe von interessanten Veranstaltungsterminen in der Synagoge in Binswangen geben, versprechen der Vorsitzende des Förderkreises, Anton Kapfer, und Geschäftsführerin Hedwig
Regensburger-Glatzmaier." |
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Februar 2011:
Klezmer-Konzert in der ehemaligen Synagoge |
Foto
links von Margot Sylvia Ruf: Das Klezmer-Ensemble 'Mesinke' aus Krumbach brachte eine besondere Botschaft mit bei seinem Konzert in der Synagoge Binswangen.
Artikel von Margot Sylvia Ruf in der "Augsburger Allgemeinen"
vom 7. Februar 2011 (Artikel):
"'Mesinke' ist eine wunderbare Botschaft.
Binswangen Das Klezmer-Ensemble 'Mesinke' (jiddisch: die jüngste Tochter) gehört seit 1991 zum festen Bestandteil der Klezmerszene in Deutschland und verfügt mittlerweile in diesem Genre über großes Ansehen. Die sechs Musiker sind also seit 20 Jahren zusammen und eine wunderbare Symbiose nicht nur in musikalischer Hinsicht geworden.
'Mesinke' ist eine Botschaft schlechthin. Die Gruppe vertritt ein wichtiges Anliegen. Vier Männer und zwei Frauen vermitteln eine unverkrampfte und spielerisch anmutende Nähe zum Judentum. Sie liefern damit einen unschätzbaren Beitrag zur Völkerverständigung. In der Alten Synagogen wurde dies am Wochenende bei einem besonderen Konzert deutlich.
Neues Programm. Erstmals präsentierte 'Mesinke' ein neues Programm, das in dem einstigen jüdischen Gotteshaus den passenden äußeren Rahmen fand. Anders als das bisherig zu Gehör gebrachte ist die Aneinanderreihung von Liedern und Musikbeiträgen unter dem Titel
'Shabes iz far ale' mit einem besonderen Schwerpunkt versehen. Wirkt alles am Anfang von Melancholie und den tausend Traurigkeiten geprägt, die das jüdische Volk im Lauf seiner Geschichte durchleiden musste, so ändert sich das im Programmverlauf.
Die Sängerin Erika Spielvogel gab beim Konzert die notwendigen Erklärungen, anfangs nur spärlich, damit die Beiträge nicht ihren Zusammenhang verloren. Das sei im ersten Konzertteil beabsichtigt, sagt denn auch Jürgen Groß, der auf Gitarre, Akkordeon und Mandoline gleichermaßen zu begeistern weiß.
Erika Spielvogel bezeichnet diesen Konzerttermin am Freitag als den passenden Tag, der bei den Juden traditionell den Sabbat einläute.
'Wir sind Gois und keine Juden, sonst wären wir heute nicht hier', erklärt die Sprecherin, die den vielen Zuhörern, die aus dem ganzen Landkreis Dillingen und darüber hinaus gekommen sind, den besonderen Tag Shabes mit seinen vielfältigen religiösen Momenten.
Vielfältige Beiträge. Musikalisch setzte die Gruppe 'Mesinke' dann den Wortbeitrag in unterschiedliche Liedbeiträge um, die die Sehnsucht der Menschen nach Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt beschwören, aber auch jüdische Lebensfreude und Traurigkeit gleichermaßen vermitteln.
Das Kinderlied 'Dayne shpiltsayg' soll an das furchtbare Schicksal jüdischer Kinder im Wilnaer Ghetto erinnern. Und wenn als eindrucksvolles Zeichen einsam eine Spieluhr erklingt, halten die Zuhörer in der Synagoge buchstäblich den Atem an. Die Musiker von
'Mesinke' wechseln mühelos die Instrumente, sie präsentieren sich alle auch als Sänger und brillieren als Solisten, wenn es die Stücke erfordern.
Wenn im zweiten Teil des Programms der heitere Abschnitt beginnt und Lieder, die in den Familien traditionell am Shabes erklangen zu hören sind, ist das Publikum aus, der Reserve gelockt. Es wird geklatscht und mitgesummt, wenn
'Shabes in feld' die ganze jüdische Fröhlichkeit der einstigen Ostjuden zum Ausdruck bringt.
Ein wunderbarer Abend. Eine gute Woche ('A gite vokh' ) wünschen dann Jürgen Groß (Gesang, Gitarre, Akkordeon, Mandoline), Martin Glogger (Gesang, Kontrabass), Nicole Hausmann (Gesang, Gitarre, Percussions), Alexander Maier (Gesang, Klarinette, Saxofon), Thilo Jörgl (Gesang, Gitarre, Schlagzeug) und Erika Spielvogel (Gesang, Percussions) am Ende eines wunderbaren Klezmer-Abends. Sie werden nicht ohne heftige Zugaben entlassen, bei denen der Wunsch nach
'Shabes zol zayn, Shabes oyf der gantsen velt' zum Ausdruck kommt. Die Zuhörer äußern ihre Freude in einem lang anhaltenden Beifall." |
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März 2012:
Jahresversammlung des Fördervereins |
Artikel von Margot Sylvia Ruf in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 23. März 2012: Synagoge
Binswangen ist mit Leben erfüllt. Der Förderverein ist mit der
Auslastung des einstigen jüdischen Gotteshauses
zufrieden..."
Link
zum Artikel. |
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April 2012:
Gedenken zum 70. Jahrestag der Deportation |
Pressemitteilung der Gemeinde Buttenwiesen
vom 10. April 2012: "Buttenwiesen: 70. Jahrestag der Deportation. Binswangen und Buttenwiesen gedenken der Opfer.
Die Namensliste der Opfer wollte kein Ende nehmen. Mehrere Minuten dauerte es, bis Johann Urban und Michael Hahn die Namen der 48 jüdischen Mitbürger aus Binswangen und Buttenwiesen verlesen hatten, die vor 70 Jahren zwangsdeportiert wurden. In einer bewegenden und eindrucksvollen Gedenkstunde erinnerten der Förderkreis Synagoge Binswangen und die Gemeinde Buttenwiesen an das Leid der Opfer. Windlichter, die im Halbrund auf dem Buttenwiesener Schulplatz vor der ehemaligen Synagoge aufgestellt waren, symbolisierten die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
In seiner Rede blickte Bürgermeister Norbert Beutmüller auf die Ereignisse vor 70 Jahren zurück. Am 1. April 1942 – "einer der schlimmsten Tage in der Geschichte unserer Dörfer", so Beutmüller – wurden 41 Binswanger und Buttenwiesener Juden unter Zwang zum Bahnhof geführt und von dort in das Zwangsghetto Piaski in Polen (bei
Lublin) verschleppt. In Piaski herrschten katastrophale Zustände. Ernährung, Unterbringung und hygienische Verhältnisse waren völlig unzureichend. Viele der Zwangsdeportierten starben in dieser "Hölle", wie es einer der Überlebenden nannte. Die verschleppten Juden aus Binswangen und Buttenwiesen lebten nur wenige Monate in
Piaski. Dann wurden sie in den Gaskammern der benachbarten Vernichtungslager ermordet.
Im Laufe des Jahres 1942 wurden die sieben verbliebenen jüdischen Mitbürgern aus den beiden schwäbischen Dörfern in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von diesen überlebte nur Thekla Lammfromm aus Buttenwiesen den Holocaust.
Mit einem klaren Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus beendete Beutmüller seine Rede: "Die rechtsextremen Verächter unserer Demokratie (so Bundespräsident Joachim Gauck) werden in Binswangen und Buttenwiesen nicht das Sagen haben. Unsere bürgerliche Solidargemeinschaft stärkt das Miteinander aller Bürgerinnen und Bürger, egal welcher Hautfarbe, welcher Religion und aus welchem Herkunftsland." Er bedankte sich bei allen Teilnehmern – der Schulplatz war mit ca. 200 Besuchern gut gefüllt – für ihr Kommen und für ihr Zeichen gegen Rechtsextremismus.
In Vertretung von Landrat Leo Schrell berichtete der Dillinger Altoberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl von einer Israel-Reise vor 15 Jahren. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte mit dem "Tal der untergegangenen Gemeinden" habe ihn damals erschüttert: "Und plötzlich stand ich vor einer Steinwand mit den Namen der schwäbischen Gemeinden und mit dem Namen Buttenwiesen." Weigl bedankte sich bei den Gemeinden Binswangen und Buttenwiesen und beim Förderkreis Synagoge Binswangen für ihr Engagement, das Gedächtnis an die jüdische Geschichte wach zu halten. "Denn nur, wer die Namen nicht nur kennt, sondern sie auch benennt, entreißt die Opfer auch nach 70 Jahren noch der Vergessenheit," so
Weigl.
Als Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg sprach Marjan Abramovitsch anschließend das hebräische
Kaddisch-Gebet, das traditionelle jüdische Totengebet. In einem eindrucksvollen Zug begaben sich die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung danach zum ehemaligen Bahnhof Buttenwiesen, wo die Juden den Deportationszug besteigen mussten. Die Windlichter wurden dabei von Vertretern des öffentlichen Lebens getragen.
Auf dem Bahnhofsplatz sprachen Gerlinde Schindler-Schneller als Vertreterin der Evangelischen Kirchengemeinde
Wertingen, Pfarrer Rupert Ostermayer (Katholische Pfarreiengemeinschaft
Wertingen) und Pater Thomas Schilling (Katholische Pfarreiengemeinschaft Unterthürheim) Gebete zur Erinnerung an die Opfer. Mit Dank- und Schlussworten von Anton
Kapfer, dem Vorsitzenden des Förderkreises Synagoge Binswangen, klang die beeindruckende Gedenkstunde aus, die vom Männerensemble Binswangen-Höchstädt und von der Musikkapelle Hans Fischer – Zusamtaler Musikanten Buttenwiesen musikalisch umrahmt wurde."
Übernommen aus Pressemeldung-Bayern.de |
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Dezember 2014:
Bericht über das Jahresprogramm 2014 |
Artikel von Margot Sylvia Ruf in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 17. Dezember 2014: "Die alte Synagoge mit Leben erfüllt
Internationale Künstler und heimische Gruppen kommen gleichermaßen gerne nach Binswangen.
Für den Förderkreis Synagoge Binswangen war das zu Ende gehende Jahr 2014 im Hinblick auf die Nutzung des historischen Gebäudes ein besonders erfolgreiches. Das Haus hat sich längst über den Dillinger und Wertinger Raum hinaus als wichtige Einrichtung einen guten Namen gemacht. Viele renommierte Künstler und Gruppen, die auf verschiedensten kulturellen Feldern tätig sind, schätzen die Alte Synagoge als Veranstaltungsstätte mit besonderer Aura und vorzüglicher Akustik..."
Link
zum Artikel |
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September 2016:
Europäischer Tag der jüdischen
Kultur - Programm in Binswangen und
Buttenwiesen |
Artikel von Siegfried P. Rupprecht in der "Stadtzeitung.de"
vom 4. August 2016: "Angesehen, entrechtet, ermordet.
Den 'Europäischen Tag der jüdischen Kultur' nutzen die Gemeinden Binswangen
und Buttenwiesen, um auf ihre langjährige Vergangenheit jüdischer Mitbürger,
aber auch auf die zahlreichen Einrichtungen der damaligen jüdischen
Gemeinschaft aufmerksam zu machen. Heuer findet die Erinnerung dazu am
Sonntag, 4. September, statt.
Der Förderkreis Synagoge Binswangen hat dazu ein vielseitiges Programm auf
die Beine gestellt. Von 14 bis 16.30 Uhr steht der
jüdische Friedhof am Judenberg in
Wertingen zur Besichtigung offen. Im gleichen Zeitraum ist auch die
Synagoge in Binswangen geöffnet. Um 15 Uhr kommt dort der Film 'Die Schul‘
bewahren …' zur Aufführung. Der Streifen ist eine Dokumentation über die
Geschichte der Juden in Binswangen und Schwaben sowie über die örtliche
Synagoge. Um 17 Uhr steht eine literarische Stunde mit Texten jüdischer
Schriftsteller an. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt...
Plünderndes Rollkommando. Die Gemeinde
Buttenwiesen lädt am 'Europäischen
Tag der jüdischen Kultur' von 14 bis 15.30 Uhr zu einem Rundgang durch die
jüdische Kommune vor Ort ein. Er wird von Gemeindearchivar Dr. Johannes
Mordstein durchgeführt. 'Wie kaum ein anderer Ort wird Buttenwiesen bis zum
heutigen Tag von der jüdischen Geschichte geprägt', betont er. Davon legen
Synagoge, Friedhof, Ritualbad, jüdisches Wohnviertel und Schule Zeugnis ab.
Die Teilnahme am Rundgang ist kostenlos. Treffpunkt ist beim Rathaus am
Marktplatz 4..."
Link zum Artikel . |
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Oktober 2019:
Erinnerung an die jüdische
Geschichte in Binswangen |
Artikel von Manfred Schiedl in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 9. Oktober 2019: "Straßen im Landkreis. Vom
jüdischen Leben in Binswangen
Die 'Judengasse' in Binswangen und die Synagoge waren einst wirtschaftlicher
und spiritueller Mittelpunkt für einen großen Teil der Dorfbewohner
Die Judengasse: Schmal, wie man sich eine Gasse vorstellt. Dazu aufgeräumt
und gepflegt. Sie führt von der Hauptstraße in Binswangen in südliche
Richtung am Westgiebel der Synagoge vorbei und zeugt von einer 400 Jahre
dauernden Geschichte der Juden in Binswangen. Eine Urkunde aus dem Jahre
1539 belegt die Anfänge einer einst blühenden Landjudengemeinde.
Zwischen den Eckdaten 1539 und 1942 etablierte sich ein reges
Gesellschafts- und Glaubensleben der jüdischen Gemeindemitglieder. Sie lebten
in erster Linie vom Handel mit allerlei Gebrauchswaren, ebenso vom Handel
mit Vieh, vor allem mit Pferden, Getreide und auch Grundstücken. Laut
Ortschronik wohnten die jüdischen und überwiegend christlich orientierten
Dorfbewohner friedlich zusammen. Im Jahre 1848 lebten in Binswangen die
meisten Juden: Ihr Anteil betrug 38,4 Prozent bei einer Einwohnerzahl von
1300.
Mit der zunehmenden Emanzipation der Juden in Deutschland ab Mitte des 19.
Jahrhunderts und der damit verbundenen Freizügigkeit, wanderten immer mehr
jüdische Dorfbewohner aus oder gingen zurück in die Städte. Dort gab es mehr
wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten, auch religiöse Freiheit war eine
Motivation zur Abwanderung. Beliebtestes Auswanderungsland waren damals die
Vereinigten Staaten von Amerika. Noch heute suchen Nachfahren aus den USA
den Kontakt zu den Wurzeln der Väter hierzulande, bestätigt Anton Kapfer,
Vorsitzender des Förderkreises der Synagoge Binswangen.
Gesellschaftlicher und religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde war die
Synagoge oder die 'Schul', wie die Juden ihr religiöses Zentrum
bezeichneten. Bereits 1609 gab es in Binswangen eine Synagoge. Der Neubau,
wie er heute noch besteht, wurde in den Jahren 1836/1837 erbaut. Nach den
Vorgaben der königlichen Baubehörde musste die Synagoge im sogenannten
neomaurischen Stil errichtet werden. Die königlichen Baumeister waren der
Meinung, dass die Stilistik des Gotteshauses auch der aus dem vorderen
Orient kommenden Religion entsprechen müsse. So entwickelte sich der
neomaurische Stil, der sich verschiedener Gestaltungselemente der Baukunst
der damaligen muslimischen Moscheen bediente: Treppengiebel, das Hufeisen
als Gestaltungselement, die Palmettenkapitele der Säulen sowie die gesamte,
sehr farbenfrohe Ornamentik. Die Ausgestaltung des Innenraumes gaben die
jüdischen Gesetze vor: die Ausrichtung der Thoranische nach Osten, den
tiefer liegenden Hauptraum, das große Vorlesepult, der Almemor in der Mitte
und die umlaufende Frauenempore.
Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte
sich abrupt das politische Klima im Dorf. Obwohl zu dem Zeitpunkt nur noch
36 Menschen jüdischen Glaubens hier lebten, waren diese menschenverachtenden
Repressalien ausgesetzt. Zwei belastende historische Daten markieren das
Ende einer einst blühenden Landjudengemeinschaft: Zum einen die Schändung
und Verwüstung der Synagoge durch SA-Schergen am 10. November 1938, einen
Tag nach der berüchtigten Pogromnacht in den deutschen Städten, zum zweiten
die Deportation der letzten zwei jüdischen Bewohner am 27. Juli 1942 ins KZ
Theresienstadt mit dem Ziel Auschwitz.
Die Synagoge war anschließend bis 1985 in einem kläglichen Zustand, bis
schließlich der Landkreis das Gebäude auf Drängen des Gemeinderats erwarb.
Der Landkreis leitete dann auch die komplette, originalgetreue Restaurierung
in die Wege. Am 20. Oktober 1996 fand die feierliche Wiedereröffnung statt.
Die künftige Nutzung definierte sich im neuen Namen: 'Alte Synagoge
Binswangen – Haus der Begegnung und Besinnung'. Für die Organisation der
Kulturarbeit wurde ein Förderkreis auf Vereinsbasis gegründet, der in
Kooperation mit dem Kulturamt beim Landratsamt Dillingen die kulturellen
Termine koordiniert und die Erinnerungsarbeit organisiert.
Neben der ehemaligen Synagoge erinnern heute noch weitere Zeugnisse an die
einst blühende Landjudengemeinde: der 'jüdische Friedhof' an der Straße nach
Wertingen und das sogenannte 'Schillinghaus', ein ehemaliges Geschäftshaus
an der Hauptstraße. Es ist heute Vereinszentrum. Auch wichtige historische
Dokumente im Gemeindearchiv, mehrere Veröffentlichungen über das jüdische
Leben und natürlich die Judengasse, in deren Mitte sich die Synagoge
befindet, zeugen vom Leben der Binswanger Juden."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Karl Öhlschläger: Binswangen - lebendiges Zeugnis reicher
Vergangenheit. Binswangen 1982. |
| Baruch Z. Ophir und Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 461-462. |
| Gernot Römer: Der Leidensweg der Juden in
Schwaben. Schicksale von 1933-1945 in Berichten, Dokumenten und Zahlen. Augsburg
1983. S. 50-55. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. München 1988 S. 234-235. |
| Sabine Ullmann: Nachbarschaft und Konkurrenz: Juden
und Christen in Dörfern der Markgrafschaft Burgau 1650 bis 1750.
Vandenhoeck und Ruprecht Göttingen. 563 Seiten. 1999. 64.50 €. ISBN
10-3525354665. |
| Alte
Synagoge Binswangen. Eine Gedenkschrift. Hg. vom Landkreis Dillingen a.d.
Donau. 1996. € 7.- |
| "Die Shul bewahren..." ein Dokumentarfilm über die
Geschichte der Juden in Schwaben und Binswangen und der Synagoge Binswangen
auf DVD. € 24.50.
Die Gedenkschrift "Alte Synagoge Binswangen" und
die DVD "Die Shul bewahren" sind in der Synagoge Binswangen oder
bei der Geschäftsstelle des Förderkreises Synagoge Binswangen e.V. im
Landratsamt Dillingen, Große Allee 24, 89407 Dillingen a.d.Donau
erhältlich (Tel. 09071/51-145, Fax 09071/72907-225; E-Mail).
|
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu. (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben).
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Binswangen: 414-422. |
| "Ma
Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen
in Schwaben. Mit Beiträgen von Henry G. Brandt, Rolf Kießling,
Ulrich Knufinke und Otto Lohr. Hrsg. von Benigna Schönhagen.
JKM Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. 2014.
Der Katalog erschien zur Wanderausstellung "Ma Tovu...".
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben des
Jüdischen Kultusmuseums Augsburg-Schwaben und des Netzwerks Historische
Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Binswangen, Swabia. A Jewish settlement existed in the second half of
the 16th century, augmented after 1617 by Jews expelled from Burgau and its
environs. Jews engaged in moneylending and the cattle trade. A new synagogue was
built in 1837. R. Hirsch Gunzenheimer was chief district rabbi and headed a
local yeshiva until his death in the late 1860s. The Jewish population declined
from 327 (total 894) in 1811 to 193 in 1871 and 36 in 1933. Most were still
present on Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue and
cemetery were vandalized, windows smashed in Jewish homes and stores, and
valuables stolen. Eleven Jews left by the end of 1940, nine emigrating. Of the
seven remaining in 1942, five were deported to Piaski (in Poland) on 3 April and
two to the Theresienstadt ghetto (27 July).
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