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Friedhöfe in der Region"
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Zürich
Jüdischer Friedhof - Unterer Friesenberg
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden in Zürich
Vgl. Seite zur Synagoge
der Israelitischen Cultusgemeinde in Zürich (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Am Unteren Friesenberg erwarb die - nach der Ausweisung im Mittelalter - in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder entstandene jüdische Gemeinde im Sommer
1865 einen Acker zur Anlage eines Friedhofes. In den folgenden Monaten wurde
das Gelände hergerichtet und am 31. Mai 1866 mit der ersten Beisetzung
einer jüdischen Frau durch den Lengnauer Rabbiner Dr. Meyer Kayserling
eingeweiht. 1892 wurde eine Friedhofshalle in maurischem Stil erbaut.
Nach mehreren Erweiterungen (ein großes zweites Grundstück wurde seit 1916
belegt), beträgt die Friedhofsfläche heute 17.354 m².
Seit der Anlage des Friedhofes
am Oberen Friesenberg 1952 wurden immer weniger Beisetzungen im
unteren Friedhof vorgenommen.
An bekannten Persönlichkeiten wurden auf dem Friedhof beigesetzt:
Artikel zur Geschichte des Friedhofes
Der Kauf des Friedhofgeländes im Sommer
1865
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1865:
"Zürich, den 5. Juli (1865). Die hiesige Kultusgemeinde, welche
jetzt gegen 30 Mitglieder zählt und seit vergangenen Herbst ein ihr von
dem Stadtrat in sehr freundlicher Weise überlassenes Lokal als Synagoge
benutzt, hat nun auch einen Acker zur Anlegung eines Friedhofs
angekauft." |
Die Einweihung des Friedhofes anlässlich der ersten Beisetzung durch Rabbiner
Dr. Kaiserling (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1866:
"Zürich, den 31. Mai (1866). Der hiesige israelitische
Kultus-Verein, gegenwärtig 28 Mitglieder zählend, ist schon seit
längerer Zeit im Besitze eines eigenen Gottesackers, welcher durch das
Ableben einer unserer Glaubensschwestern heute zum ersten Male
zweckentsprechend benutzt wurde. Zur Abhaltung einer Leichenrede und
Einweihungsfeierlichkeit war der Herr Rabbiner Dr. Kaiserling von Lengnau
berufen. Der Redner hob unter Anderem hervor, dass, trotzdem wir uns an
einer ernsten traurigen Stätte befänden, dennoch freudige Gefühle in
uns aufsteigen müssen, wenn wir erwägen, dass an einer Stelle, wo vor
circa 400 Jahren die schrecklichste Verfolgungssucht gegen uns herrscht,
jetzt die Vorurteile zu schwinden beginnen und ein Geist der Liebe und der
Duldung einziehe! Und wahrlich, wer sollte sich auch nicht zum Danke gegen
unsern himmlischen Vater veranlasst fühlen, darob, dass man jetzt im
Juden auch den Menschen ehrt! - Ferner beruhigte der Redner die Anwesenden
über das Erbeben und den Schrecken vor einem Gottesacker durch die
Erklärung der verschiedenen Benennungen für denselben, indem er
bemerkte, nur der rohe Mensch nennt diesen Platz Beit Hakewarot
("Gräberhaus"), der denkende höhere hingegen nennt in Beit
Alman, Beit Chaijim ein Haus für die Ewigkeit, ein Haus zum
neuen Leben! Endlich noch ermahnte der Redner das anwesende jüdische
Publikum - es waren nämlich nicht nur Juden, sondern auch eine große
Menge aus allen Konfessionen zugegen - dass auch sie dahin streben mögen,
jedes Vorurteil und jeden Aberglauben aus ihrer Mitte zu entfernen, um dem
wahren Glauben Eingang zu verschaffen. - Gehoben und befriedigt
verließ Alles die Ruhestätte. -" |
Beisetzung von Johanna Steinheim geb. Matthiesen, Witwe von Salomon Ludwig
Steinheim (1882)
Anmerkung: Johanna Steinheim
geb. Matthiesen (geb. 15. Oktober 1792 in Altona) war die Witwe des
Mediziners, jüdischen Religionsphilosophen und Gelehrten Salomon Ludwig
Steinheim (1789 Bruchhausen - 1866 Zürich). Zu seinem Leben und Werk siehe
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Ludwig_Steinheim mit
Literaturhinweisen, Deutsche Biographie
https://www.deutsche-biographie.de/sfz81215.html .
Salomon Ludwig
Steinheim und Johanna (Hinde, Hanna) geb. Matthiessen waren seit 1814 (in
Altona) verheiratet. Veröffentlicht ist der Briefverkehr zwischen den
Eheleuten: Jutta Dick / Julius H. Schoeps: Salomon Ludwig
Steinheim - Johanna Steinheim: Briefe. Verlag Olms, Georg. 1996. Nach dem
Artikel war die Beisetzung von Johanna Steinheim am 26. Mai 1882 in Zürich.
Gestorben ist sie "am ersten Tag des Offenbarungsfestes", also am 1. Tag von
Schawuot (Wochenfest), das war am 24. Mai 1882.
Dank: an Nikolaus Gatter für die Übersendung des Artikels. Das Grab von Johanna
Steinheim ist nach Auskunft der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich im Friedhof erhalten.
Artikel
in der Zeitschrift "Die Neuzeit - Wochenschrift für politische, religiöse
und Cultur-Interessen" (Wien) von 23. Juni 1882 S. 216: "Zürich.
Selten wohl hat der jüdische Friedhof in Zürich eine solche
Trauerversammlung in seinen Mauern gesehen, wie am Freitag den 26. vorigen
Monats. Unter den ungefähr 80 Personen beiderlei Geschlechts des
Leichengefolges befanden sich etwa vier Mitglieder der jüdischen Gemeinde,
während die übrigen mit Ausnahme von zwei oder drei Personen, die dem Namen
nach zu Israels Nachkommen zählen, Bekenner der christlichen Religion waren,
und zwar meist Professoren, Gelehrte, Künstler. wenn man nun das regnerische
Wetter, die weite Entfernung bis zum Friedhofe und die Vormittagsstunde in
Betracht zieht, so müsste man zu dem Schlusse kommen, dass es eine
bedeutende Persönlichkeit sei, der man die letzte Ehre erwies. Und in der
Tat war dem so. Da nun die Verstorbene schon ihres hohen Alters wegen, mehr
aber noch als die Witwe eines um Juden und Judentum hochverdienten Mannes
das Interesse eines größeren Kreises in Anspruch nehmen dürfte, so will ich
den Lesern Ihres werten Blattes mit Folgendem einen kurzen Bericht über
dieselbe geben. Es war nämlich Frau Dr. Johanna Steinheim geb.
Matthiessen, aus Altona, die im Alter von 92 Jahren, ohne leibliche
Nachkommen zu hinterlassen, am ersten Tage des Offenbarungsfestes ihren
Geist aufgab. Sie kam 1862 nach Zürich mit ihrem kranken Gatten, der in Rom
vergeblich die Genesung von einer gefährlichen Gehirnkrankheit suchte, sich
dann von den hiesigen Spezialärzten, ebenfalls ohne günstigen Erfolg,
behandeln ließ und hier 1868 verstarb. Er wurde zuerst auf einem
christlichen Kirchhof beerdigt; die jüdische Gemeinde aber in Altona setzte
es durch, dass die Leiche exhumiert, nach Altona gebracht, dort auf dem
jüdischen Friedhofe beigesetzt wurde. Salomon Ludwig Steinheim wurde
im Jahre 1790 in einem kleinen Städtchen in Westfalen geboren (Grätz nennt
Altona als seinen Geburtsort, aber mit Unrecht), ließ sich früh in Altona
als praktischer Arzt nieder, führte da Johanna Matthiessen als Gattin heim,
und führte mit ihr eine glückliche, aber kinderlose Ehe. Frühzeitig machte
er die Bekanntschaft mit Gabriel Rießer, dessen intimer Freund er ward. Mit
ihm gemeinsam trat er in den Kampf für die Emanzipation der Juden ein.
Während jener aber den Kampf nach außen verlegte und mit den äußeren
feindlichen Elementen um die bürger´liche Gleichstellung der Juden rang,
wollte Steinheim die Emanzipation im Innern, die Selbstbefreiung von
Knechtischem Sinn und von Vorurteilen erstreben; er wollte dem Judentum
seine wahre Aufgabe, seine eigentliche Mission wieder zum vollen Bewusstsein
bringen. - In späteren Jahren lebte er als Sonderling, wahrscheinlich ein
Vorzeichen der später sich einstellenden Gehirnerweichung, der er im 76.
Jahre erlag. Eine ausführliche Biographie Steinheims ist noch nicht
erschienen. die Frau, die ihren Mann vergötterte, fand keinen der Aufgabe,
sie zu schreiben, würdig; nur der greise Zunz, meinte sie, wäre der
geeignete Schriftsteller hierfür. Bald jedoch, so versicherte mir eine ihrer
besten Freundinnen, ersuchte sie denselben, von dieser Aufgabe abzustehen.
Sie fürchtete nämlich, in diesem Nestor der Wissenschaft stecke noch zu viel
vom Rabbiner und als solcher könne er dem vollen Verdienste eines Steinheim,
der sich im äußeren Leben von der Synagoge und Gemeinde losgesagt hatte,
vielleicht nicht gerecht werden." |
Titel der Zeitschrift "Die Neuzeit..." Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Neuzeit
Digitalisierte Ausgabe:
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=neu |
Hinweis auf die 1892 erbaute Abdankungshalle
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Mai 1913.
"Der Friedhof ist 1865 angelegt worden; Verhandlungen mit der Stadt
betreffen Beteiligung am allgemeinen städtischen Friedhof wurden im Jahre
1877 von der Generalversammlung endgültig angelehnt: 1892 wurde die
Abdankungshalle errichtet." |
Der Präsident der jüdischen Gemeinde in Cavalla
(Griechenland) wurde auf dem Friedhof in Zürich beigesetzt (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Oktober 1914: "In der Fremde, auf dem Friedhofe in
Zürich, wurde letzten Sonntag Herr Mosche Chajim Benvenista, Präsident
der jüdischen Gemeinde in Cavalla (Griechenland), bestattet. Im Alter von
78 Jahren war er auf der Reise von München in seine Heimat beim
Aufenthalt in Zürich plötzlich verschieden. Der Verstorbene, einer
hochangesehenen sephardischen Familie angehörend, war eine um seine
Gemeinde hochverdiente Persönlichkeit und hatte auch in der städtischen
Verwaltung lange Zeit hervorragende Ehrenstellungen inne." |
Kann der Wert eines jüdischen Friedhofes vermehrt werden ? - eine Diskussion
aus dem Jahr 1927
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 19. September 1927:
"Mehrwert eines jüdischen Friedhofes. Die neuerstellte
Wohnkolonie am Friesenberg in Zürich erforderte den Ausbau des Straßennetzes,
vor allem der Friesenbergstraße zwischen der Uetlibergbahn und der
Schweighofstraße durch Anlage eines Trottoirs. An der Friesenbergstraße
liegt der Friedhof der israelitischen Kultusgemeinde. Von ihrem
Grundstück musste diese einen 134 Meter langen und 2 Meter breiten
Landstreifen für das Trottoir abtreten; außerdem forderte die Stadt von
der israelitischen Kultusgemeinde eine Leistung von 8.155 Franken für den
durch die Korrektion der Friesenbergstraße entstandenen Mehrwert der
Friedhofliegenschaft. Die Gemeinde verweigerte die Zahlung dieses
Mehrwertbeitrages unter Hinweis darauf, dass durch die Straßenkorrektion
eine Wertvermehrung des Friedhofgebäudes nicht eingetreten sei und sie
daher auch nicht zu Beitragsleistung an den Kosten der Straßenherstellung
herbeigezogen werden könne. Sowohl die kantonale Schützungskommission
des I. Kreises als auch das Bezirksgericht Zürich wiesen jedoch die
Einsprache der israelitischen Kultusgemeinde ab und erklärten sie
grundsätzlich als beitragspflichtig, indem sie von der Erwägung
ausgingen, dass die objektive Wertsteigerung maßgebend sei, und dass
weder rechtliche noch tatsächliche Gründe die Gemeinde hindern, den aus
der Straßenkorrektion erwachsenen Vorteil früher oder später
auszunützen. Unerheblich sei insbesondere das religiöse Dogma, das den
Juden das Ausgraben von Leichen und die Verwendung von Friedhofland für
profane Zwecke verbiete; denn es handle sich dabei um Beschlüsse einer
privatrechtlichen juristischen Person, denen keine stärkere Rechtswirkung
beizumessen sei als anderen privaten Willenserklärungen. Dagegen hat nun,
wie Dr. Charles Bollag im 'Israelitischen Wochenblatt' ausführt, das
Obergericht einstimmig den Standpunkt der Gemeinde geschützt und die
Klage der Stadt auf Zahlung eines Mehrwertbeitrages kostenfällig
abgewiesen. In der Begründung des Urteils hat die Eigentümlichkeit der
jüdischen Lehre hinsichtlich des Friedhofes als einer 'ewigen',
unantastbaren Ruhestätte der Toten mittelbar eine Sanktion durch die
kantonale Gerichtsinstanz erfahren. Nach einem schriftlichen Gutachten von
Rabbiner Dr. Littmann ist es nämlich allen Juden in der Welt verboten,
'Leichen ohne Zwang auszugraben oder einen Friedhof für ein anderes Feld
einzutauschen', also auch der jüdischen Kultusgemeinde in Zürich.
Diese jüdische Überlieferung und Glaubenslehre müsse bei der Frage, ob
ein Friedhof einen ökonomischen Wert besitze, geachtet werden, dies um so
mehr, als die Stadt Zürich selbst es war, die das zweite Grundstück, das
im Jahre 1926 erstmals mit Gräbern belegt wurde, an die Gemeinde vorbehaltlos
zu Friedhofzwecken verkauft habe. Wenn die Gemeinde, so führt das
Gutachten nach den Mitteilungen von Dr. Bollag weiter aus, mit großen
Kosten einen eigenen Friedhof unterhalte, obwohl es ihr frei stünde, die
städtischen Friedhöfe mitzubenützen, so müsse daraus gefolgert werden,
dass es ihr eben im Gegensatz zur christlichen Auffassung, die in
wiederholten Fällen ein Aufgeben von Friedhöfen als statthaft erklärt
habe, darum zu tun sei, dem jüdischen Religionsgesetz dauernd und strenge
nachzuleben. Folgerichtig könne in Würdigung der besonderen
Verhältnisse des Falles nicht davon gesprochen werden, dass die Gemeinde
jetzt oder in der Zukunft aus der Neuerstellung der Friesenbergstraße
irgendwelche Vorteile ökonomischer Art, sei es durch Überbauung oder
Veräußerung ihres Friedhofes erlange, und deshalb könne ihr auch nicht
ein Kostenbeitrag auferlegt werden. Der Referent der Obergerichtes
erinnerte übrigens an die Tatsache, dass die Stadt Zürich den alten
Judenfriedhof am Wolfbach, der 1424 infolge der Vertreibung der Juden aus
der Stadt eingegangen war, auf eigenem Grund und Boden hatte erstellen
lassen und deshalb ohne weiteres über ihre Liegenschaft verfügen konnte,
wogegen heute das Eigentum am Friedhofland der jüdischen Gemeinde
zustehe." |
Friedhofschändung (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 4. Januar
1929: "Friedhofschändungen auch im Ausland. In den letzten
Tagen wurde die Umfassungsmauer des Züricher jüdischen Friedhofs
'Friesenberg' in zwei Nächten hintereinander von unbekannten Tätern
beschädigt, sodass kein Zweifel besteht, dass es sich um beabsichtigte
Devastierungen handelt. Die Züricher Israelitische Kultusgemeinde hat
eine Belohung von 500 Schweizer Francs für die Eruierung der Täten
ausgesetzt und die Bewachung des Friedhofs
angeordnet." |
Lage des Friedhofes
Am
Fuß des Uetliberges - Friesenbergstraße 147
Link
zu den Google-Maps
Öffnungszeiten: Sonntag - Donnerstag 8.00 Uhr - 17.00
Uhr; Freitag 8.00 Uhr - 16.00 Uhr; an Schabbat und jüdischen Feiertagen ist der
Friedhof geschlossen.
Fotos
(Fotos Anfang 2007 von Urs Albisser; Fotos von 2024 siehe
Fotoseiten von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-der-schweiz/)
Eingangsbereich und Friedhofshalle |
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Blick vom Eingang zur
Friedhofshalle |
Hinweistafel am Eingang |
Orientierungsplan |
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Eingangstor |
"Der Geist kehrt zu Gott
zurück,
der ihn gegeben hat" |
Vordach
mit dem Wasserbecken |
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Wasserbecken zur
vorgeschriebenen Händewaschung |
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Glasfenster im
inneren der Friedhofshalle |
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Eingangstor von innen |
Wasserbecken |
Lampen |
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Im Friedhof |
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Teilansichten |
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Pflanzenornamentik |
Ungewöhnlich auf jüdischen
Friedhöfen:
Porträt des Verstorbenen |
Die Weinende |
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Einzelne Berichte zu den
jüdischen Friedhöfen in Zürich
Dezember 2016:
Der Platz auf den jüdischen
Friedhöfen in Zürich wird knapp
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Artikel
von Matthias Scharrer in der "Limmattaler Zeitung" vom 5.
Dezember 2016:
"Letzte Ruhe. Platz für jüdische Gräber gesucht
Auf dem jüdischen Friedhof in Zürich wird es langsam eng. Die Jüdische
Liberale Gemeinde Zürich hofft deshalb auf eine Kooperation mit städtischen
Friedhöfen.
Es wird eng auf den jüdischen Friedhöfen in Zürich. 'Das war schon immer
so', sagte zwar Shella Kertész, Präsidentin der Israelitischen
Cultusgemeinde Zürich (ICZ), als das Thema kürzlich im Kantonsrat zur
Sprache kam. Der Grund: Gemäss jüdischem Brauchtum dürfen die Gräber nicht
eingeebnet werden, um für eine erneute Belegung Platz zu schaffen; sie
sollen Bestand haben für alle Zeiten. Doch etwas ist diesmal anders. Bislang
lösten die jüdischen Gemeinden Zürichs das Platzproblem, indem sie Land
hinzukauften. So geschehen zuletzt mit der Erweiterung des Friedhofs
Oberer Friesenberg im Stadtteil
Wiedikon 2005. Nun verfolgt die Jüdische Liberale Gemeinde Zürich (JLG)
einen neuen Ansatz: Sie hofft, auf städtischen Friedhöfen Platz zu erhalten,
wie ihr Präsident Alex Dreifuss bei der Genehmigung ihres Jahresberichts im
Kantonsrat gegenüber dieser Zeitung bestätigte. 'Es gibt immer mehr
Urnengräber auf den staatlichen Friedhöfen', so Dreifuss. Dadurch könnte
Platz für jüdische Gräber frei sein.
Hohe Sicherheitskosten. Im jüngsten kantonsrätlichen Jahresbericht
über die staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften kommt auch das Thema
Sicherheit der Juden zur Sprache: 'Die unruhige politische Weltlage mit
einem nochmals erhöhten Sicherheitsrisiko in Europa zwingt die beiden
jüdischen Gemeinden zu grösserer Wachsamkeit', heisst es da. Neu übernehme
die Israelitische Cultusgemeinde (ICZ) die Sicherheitsdienstleistungen für
die Jüdische Liberale Gemeinde. Beide zusammen zählen knapp 3000 Mitglieder.
Ein Teil ihres Sicherheitsdienstes werde von Spezialisten aus Israel
abgedeckt, heisst es weiter im Bericht der kantonsrätlichen
Geschäftsprüfungskommission. 'Beide Gemeinden würden es begrüssen, wenn sich
der Kanton und die Stadt an diesen Kosten beteiligen würden.' Entsprechende
Gespräche seien im Gang. Laut ICZ-Präsidentin Shella Kertész belaufen sich
die Sicherheitskosten derzeit auf jährlich 800 000 Franken. 'Wir wollen das
nicht. Aber die Situation ist leider so, dass wir im Fokus von Terroristen
sind', so Kertész. Auch Rechtsextreme sorgen für Ängste. So wurde die
Busstation beim jüdischen Friedhof Unterer Friesenberg kürzlich mit
Hakenkreuzen verschmiert. (mts)
Hohe Zahl an Urnenbestattungen. Tatsächlich liegt der Anteil der
Urnenbestattungen in Zürich seit einigen Jahren bei 90 Prozent, wie Nat
Bächtold, Sprecher des Stadtzürcher Präsidialdepartements, auf Anfrage sagt.
Er bestätigt weiter: 'Durch die Entwicklung hin zu mehr Urnenbestattungen
gibt es auf den städtischen Friedhöfen Reserveflächen.' Die hohe Zahl an
Urnenbestattungen sei aber nur ein Grund dafür. Ein anderer: Die Friedhöfe
seien im Hinblick auf eine 'sehr viel höhere Bevölkerungszahl' angelegt
worden. Die zunehmend verdichtete Stadt Zürich hat damit ein ungewohntes
Luxusproblem: Es gibt mehr als genug Platz auf ihren Friedhöfen. Der
Friedhof Sihlfeld, grösste letzte Ruhestätte Zürichs, dient deshalb
teilweise auch als Park. Er liegt in Zürich Wiedikon, wo auch ein Grossteil
der jüdischen Gemeinde Zürichs ansässig ist.
Städtische Friedhöfe halb leer. Ob ein Teil des Friedhofs künftig für
jüdische Gräber reserviert wird, ist offen. Das städtische Bestattungs- und
Friedhofamt sei in einem 'konstruktiven Austausch mit den verschiedenen
Religionsgemeinschaften in der Stadt Zürich, darunter auch mit den jüdischen
Gemeinden', so Bächtold. Es fänden regelmässig Gespräche und Treffen statt.
Auch der Platzbedarf der jüdischen Friedhöfe komme dabei zur Sprache. 'Das
Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich hat bei diesen Gesprächen
seine Bereitschaft erklärt, eine allfällige offizielle Anfrage sorgfältig zu
prüfen und nach Lösungen zu suchen', erklärt Stadtpräsidentin Corine Mauchs
Sprecher weiter. Im Durchschnitt seien derzeit rund 50 Prozent der
städtischen Friedhofsflächen durch Gräber belegt.
Anders sieht es bei den jüdischen Friedhöfen aus. Die beiden staatlich
anerkannten jüdischen Gemeinden ICZ und JLG haben in Zürich insgesamt drei
Friedhöfe: Die 1862 gegründete ICZ unterhält die Friedhöfe Unterer und
Oberer Friesenberg. Erster wurde 1866 eröffnet, nur wenige Jahre, nachdem
die Juden in der Schweiz die Niederlassungsfreiheit erhielten. Bis in die
1950er-Jahre wurde auf ihm beerdigt. Seit den 1950er-Jahren finden auf dem
Oberen Friesenberg jüdische Abdankungen und Beerdigungen statt.
ICZ-Präsidentin Kertész schätzt, dass der Platz auf dem Oberen Friesenberg
noch für zehn bis fünfzehn Jahre reichen dürfte. Dann werde die ICZ sich mit
der Stadt Zürich in Verbindung setzen, 'um alle Möglichkeiten für die
Zukunft auszuloten', so Kertész. Sie hält aber fest: 'Das Thema von
jüdischen Gräbern auf öffentlichen Friedhöfen stand und steht für die ICZ
bisher nicht zur Diskussion' – anders als bei der Jüdischen Liberalen
Gemeinde. Die JLG hat ihren Friedhof in Zürich Albisrieden; unweit davon
befindet sich der für jüdisch-orthodoxe Einwanderer aus Osteuropa bestimmte
Friedhof Agudas Achim. Ferner fanden auf dem jüdischen Friedhof Steinkluppe
in Zürich Oerlikon bis 1936 Begräbnisse statt. Da auf jüdischen Friedhöfen
die Gräber nie aufgehoben werden, verwittern die Grabmäler seither."
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