Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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 Wolgast (Landkreis Vorpommern-Greifswald) 
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof 
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
  
In Wolgast gab es bereits im Mittelalter jüdische Einwohner (1348 genannt). Danach erfährt man von jüdischen Personen in der Stadt erst wieder in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts.
 
1773 berichtet der Wolgaster Bürgermeister der königlichen Regierung, dass einige Juden (Bernhard Hertz und Lehmann Wolff), die Geldgeschäfte betrieben, und Jacob Hertz, der mit Tabletten handelte, in der Stadt seien. Nicht gesagt wird, ob diese jüdischen Personen in Wolgast Niederlassungsrecht hatten. Im Mai 1823 wurden drei jüdische Einwohner in Wolgast registriert. 1816 hatte der Kaufmann Salomon Rose eine Niederlassungsgenehmigung für Wolgast erhalten. Er trat allerdings 1833 mit seiner Frau zum christlichen Glauben über.
  
Ende 1852 lebten in Wolgast sechs jüdische Personen, davon zwei volljährige Männer. 1887 werden in Wolgast acht jüdische Personen genannt. Zur Bildung einer jüdischen Gemeinde in der Stadt ist es auf Grund der geringen Zahl der jüdischen Einwohner auch in der Folgezeit nicht gekommen.
  
Zu Beginn der NS-Zeit lebten nur wenige jüdische Familien/Personen in der Stadt. Genannt werden die jüdischen Geschäftsinhaber Emma Scheidemann, Abraham Eckdisch (polnischer Staatsbürger), Gottfeld sowie Arnold und Georg Rieß wie auch Paula Stein, gegen die sich der nationalsozialistische Boykott und andere Maßnahmen richteten. Arnold Rieß wurde ein Verhältnis mit seiner "arischen" Angestellten vorgeworfen und dies öffentlich angeprangert.  
 
In der NS-Zeit sind umgekommen (Angaben nach dem "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Beiser geb. Wronker (geb. 1874 in Wolgast, später wohnhaft in Berlin, umgekommen nach Deportation in das Ghetto Riga 1942/1944); Emmi Dymentmann geb. Riess (geb. 1903 in Wolgast, später wohnhaft in Berlin und Wolgast, Deportation 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz), umgekommen im Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno)), Pauline Friedberg geb. Lewy (geb. 1854 in Wolgast, später wohnhaft in Stettin, deportiert im Februar 1940 in das Ghetto Glusk und umgekommen); Henriette Gottfeld geb. Mschkowski (geb. 1877 in Wielle/Westpreußen, später wohnhaft in Stralsund und Wolgast; deportiert im Februar 1940 ab Stettin in das Ghetto Belzyce, umgekommen 1943), Martha Philippsborn (geb. 1862 in Wolgast, später wohnhaft in Berlin, 1940 ermordet in der Tötungsanstalt Brandenburg a.d. Havel ["Euthanasie"]), Franz Riess (geb. 1904 in Wolgast, später wohnhaft in Berlin, 1941 deportiert ab Berlin in das Ghetto Litzmannstadt [Lodz], umgekommen), Franziska Riess (geb. 1904 in Wolgast, wohnhaft in Wolgast, deportiert 1940 ab Stettin in das Ghetto Glusk, umgekommen), Egon Scheidemann (geb. 1928 in Wolgast), Emma Scheidemann (geb. 1890 in Issiweg), Günther Scheidemann (geb. 1923 in Wolgast), Berta (Bertha) Stein (geb. 1885 in Bagniewo/Schwetz/Westpreußen, später wohnhaft in Wolgast, Greifswald und Stettin, deportiert ab Stettin im Februar 1940 in das Ghetto Piaski und umgekommen), Paula Stein geb. Goldschmidt (geb. 1889 in Schwedt a.d. Oder, später wohnhaft in Wolgast und Greifswald), deportiert ab Stettin im Gebruar 1940 in das Ghetto Piaski und umgekommen).
   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes   
   
Vgl. Seite des Forschungsprojektes "Jüdische Friedhöfe" der Fachhochschule Neubrandenburg:  https://www.kleks.app/editor/?element_id=222492&lang=de   
und Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Wolgast)
 
Über die Geschichte eines jüdischen Friedhofes in Wolgast ist nur wenig bekannt. Möglicherweise gab es - aus der Zeit vor 1880 ? - einen jüdischen Friedhof in Walgast oder es wurden jüdische Verstorbene im Bereich eines christlichen Friedhofes ("Mischfriedhof"?) hinter dem Kreiskrankenhaus neben der alten Mühle beigesetzt. Auf einer alten Karte ist ein (jüdischer) Friedhof mit "L" eingetragen (Signatur für jüdischer Friedhof). Bestätigt wurde dies 2006 offenbar durch das Auffinden von alten christlichen als auch jüdischen Grabsteinen, wozu dem Webmaster allerdings keine Nachweise oder Fotos vorliegen.
Die Friedhofsfläche des Friedhofes bei der Mühle umfasst etwa 4,5 ar. Um 1990 wie auch um 2009 und beim Besuch des Grundstückes war das Friedhofsgelände verwildert und überwachsen. Beim Besuch im Mai 2020 auf dem Grundstück wurde nur ein (sicher nichtjüdischer) Grabstein und der Rest eines weiteren Grabsteines entdeckt. Eine Hinweistafel ist nicht vorhanden.     
   
  
   
Lage des oben beschriebenen Friedhofes (mit möglichen jüdischen Beisetzungen)
   
Auf dem Gelände hinter dem Kreiskrankenhaus (neben der alten Mühle, an der Straße "Am Paschenberg". 
Link zu den Google Maps    

  Lage des oben beschriebenen Friedhofes in Wolgast auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage der Straße "Am Paschenberg" an.   

   
   
   

Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 3. Juni 2020)  

     
 Die alte Mühle hinter
dem Krankenhaus in der Straße "Am Paschenberg"
 Eingangstor zu dem alten (christlichen?
oder auch jüdischen? Friedhof)
 Blick über das Friedhofsgrundstück
mit Brunnen am Eingang
     
     
 Teilansicht  Teilansicht  Reste eines Grabsteines
     
     
   Grabstein für die (sicher nichtjüdische)
Wilhelmine Baumann (3.5.1859 - 4.3.1944)
 

   
  
  

Links und Literatur 

Links:  

bullet Website der Stadt Wolgast      

Literatur:   

bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 669.  
bulletWolfgang Wilhelmus: Juden in Vorpommern. Reihe: Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 8. Schwerin 2007. Hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung Schwerin. 144 S.
(Online zugänglich  https://library.fes.de/pdf-files/bueros/schwerin/05396.pdf bzw. eingestellte pdf-Datei)   

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020