Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wingersheim (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagoge / Synagogue  

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In Wingersheim bestand eine jüdische Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden 100 jüdische Einwohner gezählt.      
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 85 jüdische Einwohner, 1846 112, 1861 101, 1866 110, 1889 137, 1900 105, 1910 96. 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (vgl. unten Bericht von 1908). 
  
Wingersheim war bis 1880 Sitz eines Bezirksrabbinates, danach war das Rabbinat in Quatzenheim auch für den Bezirk Wingersheim zuständig.
  
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer und/oder ein Kantor angestellt, der zugleich als Schochet tätig war. Von den Lehrern/Kantoren werden genannt: um 1887/1888 M. Lazarus (Kantor), um 1889/1899 L. Moses (Lehrer/Kantor).   
 
An jüdischen Vereinen werden genannt: der Wohltätigkeitsverein Gemilus chessed (1889/1899 unter Leitung von Ph. Levy und A. Kahn).  
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1889/1899 M. Levy.  
    
 1936 wurden noch 53 jüdische Einwohner in Wingersheim gezählt. Diejenigen, die in den folgenden Jahren Wingersheim nicht mehr verlassen konnten, wurden unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.  
    
Von den in Wingersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Rene Bauer (1886), Josef Bron (1907), Gabriel Hirtz (1895), Celine Isaac geb. Levy (1897), Fleurette Kaufmann (1876), Emma Levy (1894), Joseph Levy (1878), Leon Levy (1899), Rene Markus (), Rosalie Markus geb. Braunschweig (1895), Jeanne Recht geb. Levy (1888), Mina Roth (1877), Berthe Weill (1906), Max Weil (1877).     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben      
Antijüdische Gewalttaten (1893)  

Wingersheim Israelit 06031893.jpg (87456 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1893: "Wingersheim, 11. Februar (1893). (Bestrafte Rohheit). In seiner letzten Sitzung hat das Schöffengericht Hochfelden eine Tat abgeurteilt, die viel böses Blut in unserer Gegend erregt hat. Im Oktober vorigen Jahres wurden von hiesigen Burschen bei den angesehensten israelitischen Bürgern die Fensterläden zertrümmert und die Scheiben eingeschlagen. Angesichts der Rohheit, sowie des Umstandes, dass die Tat aus reinem Mutwillen verübt war, wurden zwei der Raubeine, Lorenz Fuchs und Joseph Debus, zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Der Haupttäter und zwei Konsorten sind über die Grenze entwischt. Einer von dieser, namens Hägel, welcher leichtsinnigerweise sofort in die Fremdenlegion eintrat, dürfte hierdurch schon genug gestraft sein. Er hat bereits mehrere herzzerreißende Briefe an seine Verwandten geschrieben." 

      
Gerichtsentscheid betr. des rituellen Bades mit großer Tragweite für die Rechtsfähigkeit der jüdischen Gemeinden in Elsaß-Lothringen (1908)    

Artikel in "Der Israelit" vom 15. August 1907: "Straßburg im Elsass, 9. August. Das Landgericht Straßburg hat vor kurzem ein Urteil gefällt, wonach die Rechtsfähigkeit der elsass-lothringischen Synagogengemeinden aufgrund eines Dekrets vom Jahre 1808 von der ausdrücklichen Anerkennung durch das Staatsoberhaupt abhängig sei. Es handelte sich um die Entscheidung folgenden Rechtsstreits. In der Gemeinde Wingersheim hatte sich die Mikwe 25 Jahre hindurch in einem Privathause befunden und war von der Besitzerin desselben besorgt worden. Das Haus kam nun aber in andere Hände, und die neue Hauswirtin wollte die Benutzung der Mikwe nicht mehr gestatten. Die Gemeinde erhob darauf Klage, wurde jedoch vom Landgericht endgültig abgewiesen, weil ihr mangels der formellen Anerkennung durch das Staatsoberhaupt die Rechtsfähigkeit abgehe und sie somit nicht als prozessführende Partei auftreten könnte. Eine solche Anerkennung, bemerkt zu diesem Urteil die Straßburger Israelitische Wochenschrift, ist aber für keine der elsass-lothringischen Gemeinden, weder unter französischer noch unter deutscher Herrschaft, erfolgt. Das Urteil hat also prinzipielle Bedeutung für sämtliche Gemeinden des Landes. Aufgrund dieser Sachlage, die auch in der Tagespresse erörtert wurde, ergibt sich, dass eine Gemeinde, die ein Recht auf dem Klagewege geltend machen will, dies nur mittelbar durch das zuständige Bezirkskonsistorium bewerkstelligen kann. Das Konsistorium muss also im eigenen Namen den Rechtsstreit führen. Es muss dazu aber gemäß der Konsistorialordnung vom Jahre 1844 die Ermächtigung des Bezirkspräsidenten einholen." 
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1908: "Wingersheim (bei Hochfelden), 8. Januar (1908). Unsere israelitische Kultusgemeinde wurde heute durch die II. Zivilkammer des Landgerichts Straßburg, welches ihre Klage (beziehungsweise die des Konsistoriums) gegen den Eigentümer des Hauses, worin sich die Mikwe befindet, am 26. Juni 1907 wegen mangelnder Rechtsfähigkeit abgewiesen hatte, auf Grund der bis 1751 reichenden Akten des Bezirksarchivs als rechtsfähig anerkannt. Für Gotteshäuser, die vor 1808 beziehungsweise 1784 bestand, bedürfte es nicht des Nachweises ausdrücklicher Zulassung seitens der Obrigkeit, - eine Entscheidung welche für mehrere hundert Gemeinden des Reichslandes von größter Wichtigkeit ist."   

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Alfred Levy aus Wingersheim lässt sich zum Rabbiner ausbilden (1900/1909)
    
Anmerkung: Dr. Alfred Levy (geb. 1880 in Wingersheim, gest. 1934 in Bonn) studierte von 1899 bis 1902 / 1909 am Jüdisch-theologischen Seminar in Breslau; Promotion 1905 in Heidelberg; war von 1909 bis 1925 Rabbiner in Nordhausen, von 1926 bis 1934 in Bonn; war verheiratet mit Clara geb. Jablonski. 
Zu den anderen genannten Personen: Dr. Bruno Italiener (1881-1956): https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Italiener; Prof. Dr. Ludwig Golinski (1879-1942): http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2188; zu Ludwig Levy liegen keine Informationen vor; Dr. Heimann Auerbach (1880-1957): http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1971; Dr. Abraham Albert Kahlberg (1883-1966): http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2277, Dr. Ernst Steckelmacher (1881-1943): http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2593.     

Artikel im Jahrbuch des "Jüdisch-theologischen Seminars" (Breslau) 1900 S. 2: "Das Seminar zählt gegenwärtig 24 Hörer. Neu eingetreten sind im vergangenen Jahre: Bruno Italiener aus Peine (Hannover), Ludwig Golinski aus Lissa (Posen), Alfred Levy aus Wingersheim (Unter-Elsass) und Ludwig Levy aus Sulz (Ober-Elsass). "      
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Januar 1909:  "Breslau. Die Rabbinerprüfung im jüdisch-theologischen Seminar bestanden: Dr. Auerbach aus Rawitsch, Dr. Kahlberg aus Uslar, Dr. Alfred Levy aus Wingersheim und Dr. Steckelmacher aus Mannheim. Der Kandidat Dr. Julius Wolfssohn aus Dresden erlag kurz vor der Prüfung einer Krankheit. "  

  
Verlobung von Alice geb. Levy aus Wingersheim mit Joseph Levy aus Saarburg und Silberne Hochzeit von Gustav Levy und seiner Frau (1913)   

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 3. Januar 1913: "Wingersheim. Eine Doppelfeier fand in der Familie des Herrn Gustav Levy statt: zugleich mit der Verlobung ihrer Tochter Alice mit Herrn Josef Levy aus Saarburg feierte das Ehepaar Levy seine silberne Hochzeit. Der Erlös aus der Versteigerung des Bentschens wurde dem Hagenauer Knabenwaisenhaus übermittelt."      

   
   
    
Zur Geschichte der Synagoge               
    
Eine erste Synagoge wurde 1775 erbaut. 1875 wurde sie durch einen Neubau ersetzt. 
   
In der NS-Zeit wurde das Gebäude zweckentfremdet. 
   
Nach 1945 wurde die Synagoge restauriert und ist bis zur Gegenwart erhalten.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge10 rue de la Victoire         
   
  
Fotos  

Historische Aufnahme 
(Quelle: Französische Informationsseite)
Wingersheim Synagogue 185.jpg (20317 Byte)   
   Über dem Giebel des Eingangsportals sind
 noch die Gebotstafeln angebracht  
  
     
Die Synagoge in Wingersheim 
(Quelle: Rothé / Warschawski s. Lit. 145) 
Wingersheim Synagogue 270.jpg (78550 Byte) Wingersheim Synagogue 271.jpg (98954 Byte)
  Außenansicht   Innenansicht mit Blick zum Toraschrein 
     
  Wingersheim Synagogue 180.jpg (80692 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 324.jpg (102503 Byte)
  Außenansicht (Quelle: Website des
 Ministere de la culture)
Säule vom Toraschrein (oben Ständer des Chanukkaleuchters) der 
 Synagoge Wingersheim in der Synagoge Pfaffenhofen (2011) 

   
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Wingersheim    
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Wingersheim 
bulletWebsite des Ministere de la culture mit Informationsseite zur Synagoge in Wingersheim       

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 32.145.    

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Wingersheim  Bas-Rhin dist.  A small Jewish community was established in the 19th century and a synagogue was inaugurated in 1876. By 1936 there were 53 Jews in the town. During Worldwar II, all were expelled to the south of France, together with the rest of the Jews of Alsace-Lorraine. Four or six Jews were deported. 
        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020