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Speicher (Eifel) (VG
Speicher, Eifelkreis Bitburg-Prüm)
Jüdischer Friedhof
Zur jüdischen Geschichte in Speicher
Vgl. Hinweise in:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=25269
Artikel von Christina Bents aus dem "Trierer Volksfreund" vom 21.
Februar 2021 (Reihe "Jüdische Friedhöfe in der Eifel"): "Der jüdische
Friedhof in Speicher ist ein Ort, der Geschichten erzählt.
Zwei mächtige Akazienbäume rahmen den Eingang mit seinem Eisentor und Resten
einer Sandsteinmauer ein. Der Blick schweift weit über das Kylltal bis nach
Spangdahlem, Dudeldorf, Röhl und Dahlem. Der jüdische Friedhof in Speicher
strahlt Würde aus. In zwei Reihen sind acht Gräber. Dort sind Mitglieder der
Familien Salomon und Abraham beerdigt. Ein Teil des Friedhofs scheint nicht
belegt gewesen zu sein. Ende der 1920er Jahre waren hier die letzten
Bestattungen. In Speicher lebten zeitweise vier jüdische Familien. Auch wenn,
wie es der ehemalige Bürgermeister Rudolf Becker, aus Erzählungen berichtet, vor
der Nazizeit das Zusammenleben zwischen Juden und Nichtjuden unproblematisch
gewesen sei, fühlten sich die jüdischen Bewohner Speichers seit Anfang der
1930er Jahre zunehmend von den Nazis bedroht. Und das nicht erst seit der
Reichspogromnacht 1938, als der Friedhof geschändet wurde. Denn eine Familie
wanderte bereits Mitte der 30er Jahre nach Israel aus, eine andere 1939. Andere
hatten weniger Glück. So kamen diese aus Speicher stammenden Juden während des
Nazi-Terrors um (Quelle: Gedenkbuch des Bundesarchives Berlin): Rudolf Berg
(geboren 1925), Walter Ruben Berg (1923), Sanny Lichtenstädter geb. Salomon
(1898), Amalie Marcus geb. Abraham (1872) und Simon Salomon (1873), dessen
Eltern bis in die 1930er Jahre dort ein Textilgeschäft betrieben. Unter dem
Pseudonym Siegbert Salter wurde Simon Salomon als Schriftsteller und Verleger
bekannt. Sein Vater Levy Salomon stammte aus Dreis, die Mutter Sara kam aus
Wittlich. Im Selbstverlag veröffentlichte Salomon mit 25 Jahren in Paris seinen
schmalen Gedichtband 'Aus trüben Tagen'. Bereits ein Jahr später erschien in
Trier 'Im Lande der Quellen. Sage und Dichtung'. Um die Jahrhundertwende begann
er, sich eine Existenz in Berlin aufzubauen. Er gründete ein privates
Lehrinstitut und arbeitete als Sprach- und Handelslehrer. Nach dem Ersten
Weltkrieg wurde er als Siegbert Salter zu einem der bekanntesten Vertreter der
deutschen Presselandschaft. Der Eifeler war Herausgeber, Chefredakteur und
Schriftleiter zahlreicher Zeitschriften. Er wurde am 27. März 1943 von den Nazis
umgebracht. In der Eifel erinnert man sich noch heute an Simon Salomon: So hatte
der Eifelkreis Bitburg-Prüm 2003 im Einvernehmen mit der Stadt Speicher die
(heute nicht mehr existierende) Realschule plus nach Simon Salomon benannt. Eine
Gedenktafel wurde vom Eifelverein Speicher am ehemaligen Wohnhaus der Familie
Salomon in der Kirchstraße angebracht. Und der Arbeitskreis für Heimatgeschichte
und -literatur hat 2003 ein Buch über Simon Salomon drucken lassen. Daneben gibt
es Kontakt zu Nachfahren der jüdischen Familien Jacob und Samson. Es fanden
gegenseitige Besuche statt. So besuchte eine Messdienergruppe 2018 in der Nähe
von Tel Aviv die Familie von Eli Samson, dessen Großeltern 1933 mit ihren Söhnen
nach Palästina ausgewandert waren. Einige seiner Verwandten sind auf dem
Friedhof in Speicher beerdigt. Daher hatte Eli Samson diesen besucht und
anschließend einen Brief an den damaligen Ortsbürgermeister Schommer
geschrieben. Darin bedankte er sich für die gute Pflege des Friedhofs. Auch
Rafael Jacob, dessen Ehefrau die Schwester des früheren israelischen
Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin ist, wurde von den Messdienern im Kibbuz
Manara besucht. Die Familie Jacob war wiederholt in Speicher. Bis heute gibt es
Briefkontakte zwischen Speicher in Israel. Die jüdische Geschichte lebt also
weiter in Speicher. Und auch die Erinnerung an Schicksale wie das der Jüdin
Elise Heinz geb. Blumenberg, die 1938 aus Köln in die Eifel kam, um Leo Heinz,
Buchdruckermeister und Katholik, zu heiraten. Sie überlebte den Krieg – fünf
Jahre versteckt vor den Nazis in einer kleinen Wohnung in der Kapellenstraße in
Speicher. Der inzwischen verstorbene Werner Peter Streit sowie weitere
Augenzeugen und Forscher aus der Eifel hatten ihre Geschichte 2016 auf Einladung
des Arbeitskreises Gedenken in Bitburg erzählt, damit sie nicht vergessen wird.
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Eingang zum Friedhof
mit Hinweistafel |
Blick über den Friedhof
mit Grabstein für Caroline Abraham |
Grabstein für
David Salomon (1869-1926) |
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Grabstein für
Trude Salomon (1909-1922) |
Grabstein für
Siegmund Salomon (1863-1928) |
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Verwitterter, nur noch teilweise lesbarer Grabstein für Abraham Leib (?),
gest. 1899 und Babette Leib (?) geb. Kahn gest. 1899 |
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Grabstein
für Caroline Abraham |
Blick über
den Friedhof |
Straße
"Staudengraben" mit Friedhofseingang |