Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Laufenburg (bis 1930 Klein-Laufenburg; Landkreis Waldshut)
 Jüdische Geschichte 
  

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bulletZur jüdischen Geschichte in Laufenburg 
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Zur jüdischen Geschichte in Laufenburg          
     
In Laufenburg (gemeint: die ehemaligen Stadtteile Klein-Laufenburg - heute auf deutscher Seite - und Groß-Laufenburg - heute auf schweizerischer Seite) gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde.
 
Im Mittelalter haben sich im Bereich von "Groß-Laufenburg" (wohl in der Altstadt auf schweizerischer Seite) einzelne Juden spätestens zu Anfang des 14. Jahrhunderts niedergelassen: 1311 ist der Jude Moses von Laufenburg nach Basel verzogen. Ein anderer Laufenburger Jude, Abraham, lebte in Laufenburg 1327 bis 1333.        

Im 19./20. Jahrhundert haben sich möglicherweise wenige jüdische Personen zeitweise in Klein-Laufenburg niedergelassen. Die Volkszählungsergebnisse ergeben im 19. Jahrhundert für 1862 zwei jüdische Personen in der Stadt, 1880 eine Person, 1890 acht Personen. Allerdings kann es sich bei diesen bei den Volkszählungen genannten Personen auch um zufällig ortsanwesende Personen gehandelt haben, da 1871, 1885 und 1895 jeweils keine jüdischen Personen erfasst wurden.
 
1933 wurden drei jüdische Einwohner erfasst. Zwei davon waren das Ehepaar Siegfried und Emilie Löwenstein. Siegfried Löwenstein (geb. 14. September 1875 in Rexingen als Sohn des Viehhändlers Elias Löwenstein und seiner Frau Auguste geb. Bäritz) war als Holzhändler tätig und von 1919 bis 1939 Gesellschafter und Geschäftsführer der Fa. Dampfsägewerke Laufenburg GmbH. Weitere Gesellschafter im Betrieb waren Siegfrieds Bruder Sally (geb. 2. Dezember 1878 in Rexingen, war verheiratet mit Johanna geb. Fröhlich; Kinder Ruth geb. 1911 und Ernst, geb. 1915) sowie dessen Schwiegervater Jakob Fröhlich (geb. 5. Juni 1855 in Rexingen, war verheiratet mit Thekla geb. Metzger). Im Betrieb war als Angestellter 1931 bis 1939 auch Siegfried (Simon) Wertheimer tätig, der in dieser Zeit auch in Laufenburg lebte (die dritte 1933 bei der Volkszählung erfasste Person)
. Siegfried Löwenstein war verheiratet mit Emilie geb. Rosenthal (geb. 26. März 1883 in Beerfelden als Tochter von Daniel Rosenthal und seiner Frau Sophie geb. Würzburger). Das Ehepaar Löwenstein lebte in Ladenburg in dem von ihm gebauten Haus Stadtweg 1.  
  
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde Siegfried Löwenstein verhaftet und vom 11. November 1938 bis 7. Dezember 1938 im KZ Dachau inhaftiert. Der Betrieb wurde enteignet ("arisiert"). Seit April 1939 lebte das Ehepaar Löwenstein in Stuttgart (zunächst Wernlinstraße 6, ab Juni 1940 Salzmannweg 8)
. Beide wurden am 26. April 1942 von Stuttgart nach Izbica, Krasnystaw, Lublin deportiert und sind umgekommen
  
Von den in Laufenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Emilie Löwenstein geb. Rosenthal (1883), Siegfried Löwenstein (1875).
 
Siegfried Löwenstein Bruder Sally (Sali) Loewenstein konnte 1939/40 über die Schweiz und Portugal nach New York, USA emigrieren. Er kam nach 1945 nach Laufenburg zurück und stellte 1946 einen Antrag auf Rückerstattung der Firma. Bis 1959 hatte die Familie Loewenstein Anteile am Dampfsägewerk, das 1997 geschlossen wurde (2016 abgebrochen). Sally Loewenstein starb am 28. Juni 1962 in Verona, NJ/USA. Sein Sohn Ernest Low (= Ernst Loewenstein) starb 2010 in Maplewood, Essex County, NJ.   
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Laufenburg     
     
Februar/März 2020: Pressebericht zur Geschichte des Ehepaares Siegfried und Emilie Löwenstein anlässlich der "Stolpersteine"-Verlegung      
   

Artikel von Michael Gottstein in der "Badischen Zeitung" vom 15. Februar 2020: "Stolperstein erinnert an dunkle Zeiten
LAUFENBURG. Die Geschichte Laufenburgs in der Zeit des Dritten Reiches war lange Zeit nicht gut erforscht. Ein Meilenstein ist das von Martin Blümcke und Franz Schwendemann im Auftrag der Stadt verfasste Buch über die Heimatbriefe. In Kürze werden zwei weitere Mosaiksteinchen das historische Bild ergänzen: Genauer gesagt, handelt es sich um zwei Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig am Donnerstag, 5. März, 12 Uhr, vor der Villa am Stadtweg 1 verlegen wird. Sie erinnern an Emilie und Siegfried Löwenstein, die von den Nazis ermordet wurden.
Siegfried Löwenstein und sein Bruder Sally (Kurzform für Salomon) waren einst Gesellschafter des Laufenburger Dampfsägewerks. Anlässlich der Ausstellung über die "Industrialisierung in beiden Laufenburg", die von Mai 2012 bis April 2013 im Museum Schiff zu sehen war, hatte Manfred Fögele, ehemaliger Konrektor der Hans-Thoma-Schule, Recherchen über die Geschichte des Werks und der jüdischen Besitzer unternommen und seine Erkenntnisse in einem Artikel publiziert. Das Schicksal der Familie Löwenstein war also seit geraumer Zeit bekannt, aber es sollte noch bis zum vergangenen Sommer dauern, bis klar war, dass das Andenken an das Ehepaar mit zwei Stolpersteinen, wie es sie bereits in zahlreichen Gemeinden in Deutschland gibt, wachgehalten werden soll. Neben Manfred Fögele setzte sich besonders Malte Thomas in Zusammenarbeit mit dem 'Freundeskreis Jüdisches Leben in Tiengen' für das Projekt ein.
Die Geschichte der Dampfsäge begann 1875, nachdem das großherzogliche Bezirksamt der Firma Wießler und Faller die Genehmigung zum Betrieb eines Sägewerks erteilt hatte. 1881 wurde eine Dampfmaschine angeschafft. Im Jahre 1920 war Siegfried Löwenstein Geschäftsführer des Dampfsägewerks Laufenburg, und als Gesellschafter waren auch Siegfrieds Bruder Sally sowie dessen Schwiegervater Jakob Fröhlich eingetragen. Die Familie Löwenstein stammte ursprünglich aus Rexingen bei Horb. Siegfried hatte von seinem Vater den Viehhandel übernommen, und Sally war in Mannheim im Holzhandel tätig. 'Vermutlich hatte Sally durch seine Arbeit im Holzgeschäft erfahren, dass die Laufenburger Dampfsäge zum Verkauf stand, und sah eine Chance zum Einstieg', erklärt Manfred Fögele. Auch sein Bruder Siegfried kam mit seiner aus Beerfelden (Odenwald) stammenden Ehefrau Emilie nach Laufenburg, wo er dann die Villa am Stadtweg 1, am Rande von Stadenhausen, errichten ließ.
Juden wurden enteignet. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde die Lage für die jüdische Familie Schritt für Schritt gefährlicher. Bereits 1933 beschwerte sich ein Konkurrent in der Parteizeitung 'Der Alemanne' über die 'Bevorzugung des Juden Löwenstein'. In den Folgejahren drängte die NSDAP auf die Arisierung jüdischer Betriebe, Juden wurden von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen und enteignet. 1938 wurde Siegfried Löwenstein im KZ Dachau eingesperrt. Nachdem die Anteile der Löwensteins verkauft worden waren, kam Siegfried Löwenstein frei. Der Verkaufserlös von rund zwei Millionen Reichsmark wurde freilich auf ein Sperrkonto überwiesen, und die Wohnung Siegfrieds wurde mit Beschlag belegt.
Vergleich mit Sally Löwenstein. Während Sally Löwenstein und seine Ehefrau Johanna über die Schweiz und Portugal nach New York emigrierten, zogen Siegfried und Emilie Löwenstein nach Stuttgart. Den Akten zufolge wurden sie 1942 in das Durchgangslager Izbica/Lublin deportiert, wo sich ihre Spur verliert. 1949 wurden sie für tot erklärt.
Sally und Johanna Löwenstein kehrten jedoch nach Laufenburg zurück und stellten 1946 beim französischen Militärbefehlshaber einen Antrag auf Rückerstattung. Die Vorkriegsgesellschafter und ihre Erben schlossen einen Vergleich mit Sally, der wieder geschäftsführender Gesellschafter wurde und wahrscheinlich im Hotel Rebstock sowie auf der Schweizer Seite lebte. 1957/58 erwarb Christoph Stoll einen Teil der Anteile am Dampfsägewerk, doch die Gruppe Löwenstein hielt ihre Anteile bis 1959. Bis in die 1970er-Jahre belieferte das Dampfsägewerk die Firma Sedus Stoll mit Holz. 1997 wurde das Werk geschlossen, 2005 das Grundstück verkauft, und im Jahre 2016 wurde die ehemalige Dampfsäge abgerissen.
Enkel lebt in den USA. Während Manfred Fögele mit Hilfe der Akten in verschiedenen Archiven die äußeren Lebensumstände der Familie rekonstruieren konnte, fanden sich kaum Quellen, die etwas über die privaten Umstände oder die Persönlichkeit der Löwensteins verrieten. Die Frage, wie weit sie vor der Machtergreifung der Nazis in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt integriert waren, bleibt daher vorerst offen. Doch es ist Manfred Fögele gelungen, den Enkel Sally Löwensteins in den USA ausfindig zu machen und einen Kontakt herzustellen. Dem ehemaligen Konrektor Fögele sowie Grünen-Stadtrat Malte Thomas, der als Lehrer an der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut arbeitet, ist es wichtig, durch die Stolpersteine vor der ehemaligen Löwenstein-Villa gerade jungen Menschen und Schülern die Geschichte ihrer Stadt (einschließlich der dunklen Seiten) anhand anschaulicher Denkmäler begreiflich zu machen und ihnen zu zeigen, welche Schicksale sich in den vertrauten Gebäuden einst abgespielt hatten." 
Link zum Artikel    

      
      
Fotos

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Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Laufenburg       
bulletGeni.com: Zu Johanna Loewenstein geb. Fröhlich https://www.geni.com/people/Johanna-Loewenstein/6000000064018073917  und Sally Loewenstein https://www.geni.com/people/Salomon-Loewenstein/6000000027854602292 (mit Foto des Paares). 
Zu Siegfried Loewenstein https://www.geni.com/people/Siegfried-Loewenstein/6000000121220889875  und Emilie Loewenstein geb. Rosenthal https://www.geni.com/people/Emilie-Loewenstein/6000000121221195862  mit Links zu Familienangehörigen.  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 472 (zu Laufenburg AG).  
bulletQuelle für die NS-Zeit: Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bestand J 355 Bü. 77 ("Judendokumentation" der 1960er-Jahre); Gedenkbuch Baden-Württemberg S. 213-214.
bulletJoachim Hahn: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg.

  
  

                   
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Stand: 15. Oktober 2013