Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kelkheim (Taunus) (Main-Taunus-Kreis)
 Jüdische Geschichte 
  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Kelkheim  
bulletFotos  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort -  einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Kelkheim          
     
In Kelkheim bestand zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. Auch gab es vermutlich keine jüdische Personen, die sich im 19./20. Jahrhundert in der Stadt (gemeint: Kelkheim) auch nur zeitweise niedergelassen haben.
 
Im Kelkheimer Stadtteil Ruppertshain (Robert-Koch-Straße) bestand seit 1895 die Ruppertshainer Heilstätte (eine Lungenheilstätte), die durch den Frankfurter Rekonvaleszenten-Verein errichtet wurde. Einen großen Teil der Baukosten trug die Baronin Hannah Mathilde von Rothschild (Königstein). 1899 wurde die Einrichtung durch einen Anbau vergrößert. In der Lungenheilstätte arbeiteten bis zu ihrer Vertreibung in der NS-Zeit auch jüdische Ärzte. Die Einrichtung bestand (zuletzt als "Gerhard-Domagk-Klinik") bis 1982. Das Gebäude ("Zauberberg" genannt) wird derzeit für Künstleratelier und für Praxen genutzt. 
  
Im Kelkheimer Stadtteil Fischbach lebte Anna Schmitt geb. Wertheimer (geb. 3. August 1893 in Lambsheim als Tochter von Karl und Luise Wertheimer), die zur katholischen Kirche konvertiert war, aber auf Grund ihrer Abstammung im September 1943 deportiert und im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde. Anna Schmitt war seit 1921 verheiratet mit dem (nichtjüdischen) Kaufmann Emil Schmitt und wohnte mit ihm zunächst in Frankfurt. 1933 verzogen sie nach Kelkheim, dem Geburtsort von Emil Schmitt. 1939 wurde Emil Schmitt zur Wehrmacht eingezogen, aber im April 1941 vermutlich wegen seiner Ehe mit einer Jüdin verlassen. Am 19. Mai 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und in das KZ Natzweiler/Elsass überstellt. Zuletzt war er im KZ Dachau, wo er bei Kriegsende durch die Alliierten befreit wurde. Er starb jedoch an den Folgen der KZ-Haft am 16. Dezember 1945 in Bad Mergentheim. Für Emil und Anna Schmitt wurden am Mauerweg 10 im Juni 2014 in Frankfurt "Stolpersteine" verlegt. Vgl.  https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-nordend/familien/scheuer-selma-und-simon-eugen-und-betty-kloos-und-anna-und-emil-schmitt
 
Gleichfalls in Fischbach überlebte ein Frankfurter Jude, weil ihn eine Fischbacher Familie in ihrem Haus versteckte. 
 
In der NS-Zeit waren Frankfurter Juden tagsüber in Arbeitskolonnen in Kelkheim zur Zwangsarbeit verpflichtet. Der Einsatz war möglich über die 1906 gebaute Eisenbahn von Frankfurt-Höchst nach Königstein, die mit den Haltestellen Hornau, Mitte und Münster auch die Ortsteile von Kelkheim anfährt (danach weiter nach Schneidhain und Endstation Königstein). So arbeiteten von April bis Oktober 1939 auf Antrag von Bürgermeister Graf in Kelkheim 20 Frankfurter Juden unter strenger Beaufsichtigung in der städtischren Obstanlage, bei der Ausbesserung von Feldwegen und beim Kartoffelspritzen. Die jüdischen Arbeiter waren in zwei Räumen des Gasthauses "Taunusblick" lagermäßig untergebracht. Sonntags konnten sie ihre Familien in Frankfurt besuchen. Weitere Informationen und Dokumente siehe https://www.kelkheim.de/_data/017_-_DdA_-_KiDR_-_Judenlager.pdf  (Kopie eingestellt auch in dieser Website).

  
Von den in Kelkheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): aus Fischbach Anna Schmitt geb. Wertheimer (1893).   
    
    
    

Fotos              
 
Foto von Anna Schmitt geb. Wertheimer und der "Stolpersteine" für sie und ihren Mann Emil Schmitt siehe  https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-nordend/familien/scheuer-selma-und-simon-eugen-und-betty-kloos-und-anna-und-emil-schmitt 
    
     
    
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

April 2015: Erinnerung an das Schicksal von Anna Schmitt     
Artikel von Robin Kunze in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 13. April 2015: "Geschichte einer Fischbacherin. Das Schicksal der Anna Schmitt
Eichendorffschüler beschäftigen sich mit der Nazi-Diktatur und mit und deren Konzentrationslagern. Aus ihren Erkenntnissen formten sie in Bühnenstück, das sich mit einer Ausstellung gut ergänzt.
Ganz schlicht an einer Wäscheleine im Foyer der Eichendorffschule hängen die Dokumente – Register, amtliche Briefe, Verzeichnisse. Sie erzählen die Geschichte der Kelkheimerin Anna Schmitt, die 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. 'Von Fischbach nach Auschwitz' taufte Historikerin Heidi Stögbauer diese Ausstellung, die sie vor der Premiere des Theaterstückes 'Mala und Edek' präsentierte. 'Es ist unglaublich, was sich aus dieser Zeit an Schriftstücken noch alles finden lässt', erklärt Stögbauer. Vor acht Jahren begann sie mit ihrer Forschung über Holocaust Opfer aus dem Main-Taunus-Gebiet und stieß dabei auf Anna Schmitt, die, wie sich später herausstellte, die Schwägerin ihrer Großtante war. Über den 'International Tracing Service' (ITS; zu Deutsch: 'Internationaler Suchdienst') gelangte Stögbauer an wertvolle Dokumente, die Stück für Stück den Weg Anna Schmitts von Fischbach nach Auschwitz offen legten. Eines dieser Dokumente, ein Register für Mitmenschen jüdischen Glaubens, zeigt etwa, dass im Zeitraum von Juli bis September 1938 insgesamt 243 Juden im Main-Taunus-Kreis lebten. Viele davon lebten in Hofheim, Flörsheim und Bad Soden, in der Kelkheimer Spalte findet sich dagegen nur ein Eintrag: Anna Schmitt. 'Aus einer Heiratsurkunde geht hervor, dass sie zunächst in Frankfurt heiratete', berichtet Stögbauer. '1933 zog sie dann mit ihrem Mann Emil nach Fischbach.' Wahrscheinlich habe das Ehepaar dort Schutz vor der Erfassung durch die Gestapo gesucht. Doch Emil Schmitt wurde für eine Straftat verurteilt und kurz darauf inhaftiert. 'Es muss sich um ein kleines Vergehen gehandelt haben, für das man heute höchstens eine Bewährungsstrafe bekommen würde', erzählt Stögbauer. Sich zu verstecken war nun schwierig, und es trat der schlimmste Fall ein: Einem Brief des Landrats vom 19. Mai 1943 ist zu entnehmen, dass Anna Sara Schmitt in Schutzhaft genommen wurde und mit einer Rückkehr nicht zu rechnen sei. 'Eine Transportliste belegt dann, dass Anna Schmitt Ende September 1943 vom Frankfurter Hauptbahnhof aus nach Auschwitz gebracht wurde', sagt Stögbauer. Eine am 11. November ausgestellte Sterbeurkunde dokumentiert Schmitts Tod am 15. Oktober. Gerne würde Heidi Stögbauer auch mehr über Anna Schmitts Geschichte vor der Zeit der Nazi-Diktatur berichten, ist diesbezüglich aber realistisch. 'Ich weiß, dass sie mit ihrem Ehemann eine wohl gute Ehe in Frankfurt führte', berichtet die Historikerin, 'viel mehr lässt sich heute aber wohl nicht mehr finden.' Die Suche gibt sie allerdings nicht auf. 'Man will ja der Holocaust-Geschichte immer ein Stück Leben entgegensetzen', so Stögbauer. Genau dies tat das Theater Domino bei der anschließenden Premiere ihres neusten Stückes 'Mala und Edek'. Es erzählt die historisch belegte Geschichte eines Paares, das im Konzentrationslager Auschwitz den Tod fand. Das Kammerstück schafft es dabei sehr gut, mit nur wenigen Mitteln einen Eindruck vom Innenleben der Auschwitz-Gefangenen zu vermitteln. Drei Vorstellungen. an der Eichendorffschule wird es noch geben. Am kommenden Freitag und Samstag hebt sich der Vorhang jeweils um 20 Uhr, am darauffolgenden Sonntag bereits um 16 Uhr. Der Eintritt in die Eichendorffschule (Lorsbacher Straße 28) kostet 10 Euro (ermäßigt: 8 Euro). Die kleine Ausstellung zu Anna Schmitt läuft parallel. Nach den Vorstellung folgt jeweils eine Gesprächsrunde..."   
Link zum Artikel  

    
     

     
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kelkheim   
bulletSeite der Historischen Gesellschaft Eschborn zu Anna Schmitt (mit einem Artikel von 2008): http://www.historische-eschborn.de/berichte/Main-Taunus-Kreis/Falsche_Tafel/falsche_tafel.html     
bulletSeite zu den 2014 verlegten "Stolpersteinen" für Anna und Emil Schmitt in Frankfurt  https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-nordend/familien/scheuer-selma-und-simon-eugen-und-betty-kloos-und-anna-und-emil-schmitt 

Literatur:  

bulletWolf Gruner: Der geschlossene Arbeitseinsatz deutscher Juden. Zur Zwangsarbeit als Element der Verfolgung 1938-1943. Berlin 1997.
bulletKelkheim in der Zeit des Nationalsozialismus. 2018. Societätsverlag. 19,80 €.  
Dazu Pressebericht in der "Frankfurter Rundschau" vom 5. Januar 2019: https://www.fr.de/rhein-main/nicht-alle-zeitzeugen-wollten-reden-10991237.html    
bulletMonika Öchsner: Dokumentation der Ausstellung "Kelkheim im Dritten Reich". 1983 von Stadtarchivar Dietrich Kleipa geplant und durchgeführt. Im Auftrag der Stadt Kelkheim (Taunus) - Kulturreferat Dr. Beate Matuschek - recherchiert und zusammengestellt durch Monika Öchsner, Kunsthistorikerin M.A. Wiesbaden. März 2019.  

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020