Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hirzenach (Stadt Boppard, Rhein-Hunsrück-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In Hirzenach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1935. Bereits im 16. Jahrhundert gab es jüdische Einwohner am Ort. Zumindest wird zwischen 1577 und 1579 ein jüdischer Glasermeister in Ober-Hirzenach namentlich genannt. Die Entstehung der Gemeinde geht jedoch erst in die Zeit Ende des 18. Jahrhunderts / Anfang des 19. Jahrhunderts zurück.     

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 47 jüdische Einwohner, 1827 50, 1848 40 (in zehn Familien), 1854 31. Bereits früh erfolgte der Rückgang der Zahl der jüdischen Einwohner am Ort durch die Auswanderung, insbesondere nach Nordamerika sowie durch die Abwanderung in die Städte. 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule) und ein Friedhof (auf Gemarkung Holzfeld). Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde im 19. Jahrhundert zeitweise ein eigener Lehrer angestellt wurde (möglich auf Grund der Zahlen der jüdischen Familien am ehesten in der Mitte des 19. Jahrhunderts), ist nicht bekannt.   
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1889/1901 H. Gerson.     
  
Auf Grund der zurückgehenden Zahl der jüdischen Einwohner wurde die Hirzenacher Gemeinde spätestens 1888 als Filiale der Synagogengemeinde Oberwesel zugeteilt. 1894/1903 gab es noch drei jüdische Familien in Hirzenach.        
    
1930/35 gab es noch zwei jüdische Familien am Ort. Die NS-Zeit sorgte beschleunigend dafür, dass die Gemeinde 1935 aufgelöst wurde (s.u.).   
     
Von den in Hirzenach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eugen Benedict (1878), Alfred Feist (1892), Herbert Feist (1931), Hilde Feist (1933), Karl Feist (1895), Selma Feist  (1896), Benjamin Gerson (1876), Helene Lehmann geb. Feist (1891), Blondine Plätzer geb. Benedikt (1879), Berta Schürmann geb. Haas (1871).     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   

Gemeindebeschreibung der "sterbenden" jüdischen Gemeinde Hirzenach   (1930)       

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. Juni 1930: "Hirzenach, 7 Kilometer von Boppard, mit 340 Einwohnern, hat noch 2 jüdische Familien, die beide Feist heißen. Hirzenach ist die typische 'sterbende Gemeinde'. Seit Jahrhunderten stattliche Gemeinde, die alltäglich zweimal Minjan hatte; musste ihr alte Synagoge vor rund 75 Jahren dem Bau der Rheinuferbahn opfern. Der Eisenbahnfiskus stellte 1855/56 eine neue, sehr stattliche Synagoge an der Hauptstraße her. Aber die neue Zeit, die gerade durch die Eisenbahn bestimmt wurde, ließ die Gemeinde kleiner werden. Die letzte Barmizwoh wurde 1908 in der Synagoge begangen, und dabei das letzte Mal Minjan gemacht. Die zerfallende, fensterlose Synagoge, vor der inzwischen ein Baum wuchert, ist vor einem Vierteljahr für 1500 auf Abbruch verkauft worden. Mit den Erlös ist der alte Friedhof (ca. 1/2 Stunde südlich von Hirzenach auf einer Anhöhe) ausgebessert und gesichert worden..."    

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Ehrungen für jüdische Kriegsteilnehmer aus Hirzenach (1916/17)       

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. Dezember 1916:  "Hirzenach. Leopold Feist, Gefreiter im Feldartillerieregiment 220, Sohn des Kaufmanns Herrn J. Feist.""     
 
Mitteilung in "israelitisches Familienblatt" vom 29. März 1917: "Hirzenach. Alfred Feist, Gefreiter in einer Maschinengewehrkompagnie, Sohn des Metzgers Herr Isaak Feist, hat die Hessische Tapferkeitsmedaille."    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge   
       
   
Zunächst war im oberen Teil des Dorfes - ungefähr auf Höhe des heutigen Bahnhofes - eine erste Synagoge vorhanden, die um 1825 umgebaut worden war. Für den Umbau musste die Gemeinde eine Anleihe von 500 Thalern aufnehmen. Nach einer Beschreibung von 1831 hatte der Betsaal die folgenden Maße: "eine Länge von 23 1/2 Fuß und Breite von 18 Fuß, einen Flächenraum von 463 3/4 Quadratfuß". Zu beiden Seiten eines Mittelgangs gab es fünf Sitzbänke. Vor Vorraum aus führte eine Treppe zur Empore der Frauen. 
  
1854 musste die Synagoge abgebrochen werden, da damals die Rheintalbahn gebaut und über das Grundstück der Synagoge geführt wurde. "Eine neue, sehr stattliche Synagoge" wurde 1855/56 an der Hauptstraße erbaut. Das Gebäude konnte teilweise mit Zahlungen aus dem Eisenbahnfiskus erstellt werden. Bereits seit 1850 hatte die Gemeinde jedoch auch Mittel zum Neubau einer Synagoge gesammelt; in diesem Jahr war behördlicherseits die Durchführung einer Kollekte zum Bau einer neuen Synagoge genehmigt worden. 
  
Bis 1908 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten, danach war die Zahl der jüdischen Einwohner in Hirzenach für Gottesdienste zu klein geworden; die Synagoge stand in der Folgezeit leer. 
  
1929
wurde von den Behörden die Genehmigung zum Verkauf der Synagoge erteilt. Die rituellen Gegenstände wurden in Nachbargemeinden verteilt. 1930 wurde im "Israelitischen Familienblatt Hamburg" über den Zustand des Gebäudes berichtet: "Die zerfallende, fensterlose Synagoge, vor der inzwischen ein Baum wild wächst und auf deren Vorhof kniehoch Gras wuchert, ist vor einem Vierteljahr für 1.500 Reichsmark auf Abbruch verkauft worden". Tatsächlich ist die Synagoge wenige Jahre später großenteils abgebrochen und auf ihren Grundbauern ein Wohnhaus erstellt worden. Die giebelseitigen Backsteinmauern blieben beim Umbau erhalten. 1935 berichtete die Zeitschrift "Der Israelit" - damals scheint die Synagoge noch gestanden zu haben.  
  
Verkauf der Synagoge auf Abbruch (1935)  

Hirzenach Israelit 20061935.jpg (56459 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1935: "Hirzenach (Landbürgermeisterei St. Goar am Rhein), 11. Juni (1935). Die Religionsgemeinde wurde aufgelöst und die Synagoge an einen Privatmann verkauft, der sie abreißen und das Gelände als Bauplatz verwenden wird. Die Kultusgegenstände wurden in die Nachbargemeinden gebracht. In dem Orte wohnen jetzt noch zwei jüdische Familien. Der schön gelegene, ehrwürdige Friedhof ist ein Beweis für die ehemalige Größe und das Alter der Gemeinde."   

   
   
Adresse/Standort der Synagoge            Rheinstraße 91 (ehemalige Hauptstraße) 
  
  
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 125)   

Historisches Foto Hirzenach Synagoge 130.jpg (74477 Byte)  
  Ortsansicht von Hirzenach um 1930: in der
 Mitte das Gebäude der Synagoge 
 
     

   
   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Boppard  

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 125-126 (mit weiteren Literaturangaben).    
bulletGustav Schellack: Das jüdische Schulwesen in den ehemaligen Kreisen Simmern und St. Goar im 19. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 5. Jahrgang, Ausgabe 2/95 S. 23-27. Beitrag online zugänglich (pdf-Datei)
bulletDoris Spormann / Willi Wagner: Zur Geschichte der Juden in St. Goar, Werlau und Hirzenach. In: Jüdisches Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis. Hg. von Hunsrücker Geschichtsverein. 2003.  
bulletBoppard Lit 130.jpg (162489 Byte)Karl-Josef Burkard/Hildburg-Helene Thill: Unter den Juden. Achthundert Jahre Juden in Boppard. Dausner-Verlag Boppard 1996 (Abschnitt "Juden in Hirzenach S. 181-200).   

            
n.e.       

                   
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Stand: 30. Juni 2020