In Bisingen bestand von August 1944 bis April 1945 ein Außenkommando des
Konzentrationslagers Natzweiler/Elsass (der "Gruppe Wüste). Das Lager war
mit durchschnittlich 1500 (insgesamt 4163) Häftlingen belegt, darunter großenteils jüdische
Häftlinge, die aus Auschwitz und Stutthof hierher verlegt worden waren. Das
Lager befand sich an der Schelmengasse bis zur Freesienstraße, die
Ölschieferabbaustätte, wo die Häftlinge arbeiteten, im sogenannten
"Kuhloch" im Außenbachtal. Aufgrund der katastrophalen Lebens- und
Arbeitsbedingungen verstarben bis zur Auflösung des Lagers mindestens 1158
Häftlinge, die auf dem Bisinger KZ-Friedhof 1946 (aus Massengräbern
umgebettet) beigesetzt wurden.
Der Friedhof wurde 1947 eingeweiht und in der Folgezeit als Gedenkstätte mit mehreren
Gedenktafeln und Gedenksteinen gestaltet: seit 1964 steht am Eingang des
Friedhofes eine Stele des Tübinger Bildhauers Ugge Bärtle mit dem Text:
"Hier ruhen 1158 Tote unbekannten Namens aus vielen Ländern Europas. Den
Opfern ruchloser Gewalt." Im neuen Eingangsbereich ließ der
Zollernalbkreis 1991 einen Gedenkstein mit einer Bronzetafel errichten. Der Text
enthält Ausschnitte der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker am 8. Mai 1985. Eine Schautafel am Eingang informiert seit 1996
über weitere Gedenkstätten und wurde auf Anregung der Initiative Gedenkstätte
Eckerwald erbaut. 1998 sind ein jüdischer Gedenkstein, gestiftet von der
Gemeinde Bisingen und dem Kreis, sowie eine Gedenktafel für Godfried de Groot,
gestiftet vom Holocaust-Überlebenden les Arbeid hinzugekommen. Ein zweiter
Gedenkstein für die jüdischen Opfer des KZ Bisingen wurde von Shalom Stamberg
aus Haifa 2005 gestiftet. Der Gedenkstein für den polnischen Juden Yankel
Gelibter wurde 2007 von seinem Bruder Chaim Gil aus Tel Aviv aufgestellt. Er
trägt die Inschrift aus 1. Mose 4,10: "Die Stimme des Blutes deines
Bruders schreit zu mir von der Erde." Einen Gedenkstein für Aleksander
Olszanski haben seine Tochter und Enkelkinder im Juni 2011 errichtet.
Vom KZ-Lager ist in Bisingen an der
Schelmengasse noch die ehemalige Entlausungsbaracke erhalten. Auf dem Gelände
des Sportvereins Bisingen ist eine weitere Gedenkstätte eingerichtet (Standort
im "Kuhloch", wo bis heute die Abraumhalden des Ölschieferabbaus zu
sehen sind).
Seit
November 1996 ist im Heimatmuseum Bisingen eine ständige Ausstellung zum
KZ-Außenkommando Bisingen zu besichtigen: Ausstellung "Schwierigkeiten
des Erinnern", Kirchstr. 15, 72406 Bisingen
Kulturamt der Gemeinde Bisingen: Tel. 07476/896-131 E-Mail
(Hannelore Grunert M.A.)
Uta Hentsch, 1. Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen, Tel.
07471/3898.
Öffnungszeiten: Sonntags 14 - 17 Uhr und jederzeit auf Anfrage.
Führungen können vereinbart werden. Telefon: 07476/1053 E-Mail
1998 entstand im Rahmen eines
Internationalen Jugendworkcamps der Geschichtslehrpfad, der einen
Rundgang über die historischen Orte ermöglicht (Bahnhof, ehemaliges Lagergelände,
Ölschieferabbaugelände, KZ-Friedhof, ehemaliges Massengrab).
September 2009:
Bericht in der Zeitschrift "Momente -
Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg" Nr. 3 / 2009
Artikel:
"Mut zur Erinnerung - Mut zur Verantwortung" - E
ine
Ausstellung über das KZ Bisingen im Heimatmuseum Bisingen. Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
Lageplan des
KZ-Außenkommandos Bisingen und der
Ölschieferabbaustätte im Kuhloch.
Alle wichtigen
Erinnerungsstätten können in Bisingen auf einem
geschichtlichen Lehrpfad erkundet werden
(Quelle: Heimatgeschichtlicher
Wegweiser s.Lit. S. 321).
Technische Anlagen der
Ölschieferabbaustätte Bisingen 1945
(Quelle: Gemeinde Bisingen)
Weiteres
jüdisches Mahnmal in deutscher und hebräischer Sprache
Gedenkstein für
Jankel Gelibter
(1919 Przytyk - 1944 KZ Bisingen)
Der KZ-Friedhof
im Herbst 2003 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.10.2003)
Blick über den Friedhof;
rechts des
Kreuzes die Burg Hohenzollern
Das Gedenkkreuz im Mittelpunkt
des Friedhofes
Blick über den
KZ-Friedhof
Hinweistafel am Eingang
Hinweistafel unter dem
Gedenkkreuz
Die jüdische Gedenkstätte
Gedenkstein
Gedenkkerzen aus Israel
Einzelner Grab-/Gedenkstein
Ein ehemaliger
jüdischer Häftling des KZ Bisingen besucht im September 2003 den
Friedhof und spricht an der
jüdischen Gedenkstätte des Friedhofes das
Kaddisch (Foto: Gemeinde Bisingen)
Foto
links: Nachfahren des 1945 im KZ Bisingen verstorbenen Aleksander Olszanski , (v. l.) Janina
Olszanska, Dorota Wrobel und Peter Zantvoort, stiften eine Gedenktafel für den KZ-Friedhof
Bisingen
Artikel von Uta Hentsch in der "Hohenzollerischen Zeitung"
(Südwestpresse) vom 14. Juni 2011 (Artikel):
"Neue Gedenktafel für KZ-Friedhof
Bisingen. Nachfahren von Aleksander Olszanski stiften eine Gedenktafel für den KZ-Friedhof Bisingen, die am Sonntag, 19. Juni, enthüllt wird.
Vom 14. bis 20. Juni wird die Familie des im Konzentrationslager Bisingen am 6. Februar 1945 verstorbenen Aleksander Olszanski die Gemeinde Bisingen besuchen. Die Tochter Janina Olszanska mit ihrer Tochter Dorota Wrobel und dem Sohn Peter van Zantvoort besuchten die Gemeinde bereits im Mai 2010 für zwei Tage.
Für die Familie war der Besuch im vergangenen Jahr ein "sehr emotionelles Erlebnis". In diesem Jahr bringen die Nachfahren für ihren Vater und Großvater Aleksander Olszanski eine Gedenktafel mit, die am kommenden Sonntag, 19. Juni, um 14 Uhr auf dem KZ-Friedhof Bisingen enthüllt wird.
Aleksander Olszanski wurde am 1. Oktober 1944 von Danzig-Stutthof nach Bisingen deportiert. Zu diesem Transport gehörten 1500 polnische "politische" Häftlinge, darunter Aleksander Olszanski, und 1000 estnische Juden.
Der Verein Gedenkstätten Bisingen möchte dazu einladen, den Gästen aus Belgien und Holland am kommenden Sonntag durch Begleitung auf den KZ-Friedhof Unterstützung und Anteilnahme zu bezeugen.
Im Anschluss an die Enthüllung des Gedenksteins besteht die Möglichkeit zu persönlichem Gespräch bei einer Tasse Kaffee, Tee oder kaltem Getränk im Heimatmuseum Bisingen, Kirchgasse 15."
Ein Bericht von Antonia Lezerkoss über die
Enthüllung der Gedenktafel fand sich in der "Südwestpresse"
(Hohenzollerische Zeitung) vom 22. Juni 2011 (Artikel;
als pdf-Datei):
"Schatten der Vergangenheit.
Bisingen. Mit der Enthüllung einer Gedenktafel für ihren Vater und
Großvater Aleksander Olszanski auf dem Bisinger KZ-Friedhof hat sich für
die Nachfahren der Kreis endlich geschlossen..."
Juli 2011:
Überlegungen zur künftigen
Gestaltung des Friedhofes:
Foto
links von Rath (Schwarzwälder Bote):
KZ-Ehrenfriedhof in Bisingen. Wird man mit den christlichen Dopppelkreuzen der jüdischen Opfer gerecht?
Artikel im
"Schwarzwälder Boten" vom 14. Juli 2011 (Artikel): "Nachdenken über Grabsteine auf KZ-Friedhof
Bisingen. Wie soll der KZ-Friedhof künftig aussehen? Berichte über neue Projekte und bewegende Momente der jüngsten Vereinsgeschichte standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Vereins Gedenkstätten KZ
Bisingen am Mittwoch.
Die Vorsitzende Uta Hentsch berichtete über ihre Eindrücke bei den Feierlichkeiten in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zum Gedenktag für die Opfer des Holocaust.
Berichtet wurde auch über die Gedenktafel auf dem Bisinger KZ-Friedhof, die am 19. Juni von Nachfahren des im KZ Bisingen umgekommenen Aleksander Olszanski aufgestellt wurde.
Kurz vor der Mitgliederversammlung trafen die Pakete mit dem Nachdruck des Buchs von Isak Wasserstein, einem Überlebenden des KZ Bisingen, ein. Die Rechte liegen beim Verein Gedenkstätten KZ Bisingen, der das Buch vertreibt. Die Mitglieder wurden zudem informiert, dass das Foto eines Verantwortlichen des KZ Bisingen falsch zugeordnet worden war. Man habe die Korrektur der Tafel bereits eingeleitet.
Uta Hentsch berichtete vom Besuch des Landesrabbiners Wurmser auf dem KZ-Friedhof Bisingen im April. Auf Wunsch von KZ-Überlebenden sollen jüdische Grabsteine zwischen die bestehenden steinernen Doppelkreuze gesetzt werden. Darüber wurde während eines Ortstermins gesprochen, zu dem auch der Kreisarchivar, Bürgermeister Joachim Krüger, Hanne Grunert und Uta Hentsch gekommen waren. Für den Rabbiner sprachen religiöse Motive gegen die geplante Veränderung. Er wünscht eine Hervorhebung und Abgrenzung des Platzes des ehemaligen Massengrabs. Zur Zeit sind ergänzende englischsprachige Informationstafeln vor dem Friedhof und dem ehemaligen Massengrab in Arbeit.
Kurz vor den Sommerferien wird es eine Geländeputzete durch Neuntklässler der Bisinger Realschule auf dem Geschichtslehrpfad geben. Dieter Grupp, stellvertretender Vorsitzender, regte an, im nächsten Frühjahr den versumpften Weg neben dem Öltank trocken zu legen. Das Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Gelände des Lagers ist größer geworden. Jetzt soll untersucht werden, wie die Bestimmungen und Pläne für dieses Gebiet aussehen."
April
2012:Die Gedenkstätte ist 65 Jahre
alt
Artikel im "Schwarzwälder
Boten" vom 19. April 2012: "Bisingen. KZ-Friedhof vor 65
Jahren eingeweiht..." Link
zum Artikel
Artikel in der "Südwestpresse" (Lokalausgabe) vom 18. April
2012: "Ein Ort für Erinnerung und Trauer..." Link
zum Artikel
Website der Gemeinde
Bisingen;
zahlreiche Presseberichte der vergangenen Jahre finden sich, wenn unter
"Suche in bisingen.de" der Suchbegriff "KZ" eingegeben wird
Michael Grandt: Unternehmen Wüste. Hitlers letzte Hoffnung. Das
NS-Ölschieferprogramm auf der Schwäbischen Alb. Tübingen 2002.
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hg. vom Studienkreis: Deutscher Widerstand. Band 5,2.
Baden-Württemberg I. Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen 1997. S.
320-322.
Juso-AG Bisingen (Hg.): Das KZ Bisingen. Eine Dokumentation. Gewidmet den
Opfern der Intoleranz. Dritte Auflage. Bisingen 1996.
Schwierigkeiten des Erinnerns. Faltblatt zur ständigen Ausstellung
im Heimatmuseum Bisingen.
Christine Glauning: "Schwierigkeiten des Erinnerns". Das
Heimatmuseum Bisingen als KZ-Gedenkstätte, in: Gedenkstättenrundbrief
12/1999, S. 3–12.
dies.: Das Unternehmen "Wüste" und das KZ Bisingen, in: Möglichkeiten
des Erinnerns. Hg. Alte Synagoge Hechingen u. a.; 1997, S. 43–59.
dies.: Schieferöl und Zwangsarbeit. Das Unternehmen "Wüste"
und das Konzentrationslager in Bisingen, in: Petra Haustein; u. a.:
Konzentrationslager. Geschichte und Erinnerung. Ulm 2001.
dies.: Schieferöl und Zwangsarbeit. Das Unternehmen "Wüste"
und das Konzentrationslager in Bisingen, 2003.
Wolfgang Sörös: Nationalsozialistische Konzentrationslager und
Kriegswirtschaft im regionalgeschichtlichen Unterricht der Hauptschule. Dargestellt
am Beispiel des KZ Bisingen. Zulassungsarbeit PH Ludwigsburg. Ludwigsburg
1977.
Reihe MATERIALIEN
der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: "Wir sind gezeichnet fürs Leben, an Leib und Seele".
Unternehmen "Wüste" - das südwürttembergische Ölschieferprojekt und seine sieben Konzentrationslager. Die Veröffentlichung führt insbesondere Jugendliche an die Geschichte des südwürttembergischen Ölschieferprojektes mit Decknamen
"Wüste" heran: mehr als 12.000 KZ-Häftlinge wurden in der Endphase des Zweiten Weltkriegs beim Abbau und der Verschwelung des ölhaltigen Gesteins zu Treibstoff ausgebeutet, Tausende von Männern starben aufgrund der katastrophalen Verhältnisse in den Lagern und Ölschieferwerken.
Autorinnen und Autoren des Vereins KZ-Gedenkstätte Bisingen und der Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V. haben historische Quellen für das Heft didaktisch aufbereitet. Sie informieren über Opfer und Täter sowie über das System der Konzentrationslager mit den Außenlagern, die bis nach Südwürttemberg reichten und in denen sich die Situation in der letzten Kriegsphase durch kriegswichtige Rüstungsprojekte noch verschärfte.
Die Publikation lädt zugleich zur Spurensuche an den Standorten der jeweiligen Lager ein und greift auch Schwierigkeiten der Erinnerungsarbeit an diesen Orten
auf. Stuttgart 2012. 56 Seiten.
Mehr zu der Publikation siehe in der Website www.gedenkstaetten-bw.de.
Das Lese- und Arbeitsheft ist kostenlos. Es kann bestellt werden bei der Landeszentrale für politische Bildung,
Stafflenbergstr. 38, 70184 Stuttgart, Fax: 0711/164099-77, E-Mail: marketing@lpb.bwl.de, Webshop:
www.lpb-bw.de/publikationen.html.
Die
Broschüre als pdf-Datei.
Eva-Maria Eberle: Tribunal Général. Kriegsverbrecherprozesse
Rastatt 1946-1950. Verlag Buch Klöpfer
Ottersweier 2018. ISBN: 978-3-943855-22-7. Inhalt: Inhalt des Buches sind die Rastatter Prozesse gegen Kriegsverbrecher in den Jahren 1946-1950. Ziel war, für tatsächlich 61 hingerichtete Kriegsverbrecher in Rastatt den jeweiligen Prozess zu finden. Das Buch beschreibt die großen Prozesse zu den Außenlagern von
Natzweiler-Struthof, aber auch andere Prozesse, wie z.B. der Dora Prozess, der Leonberg-Tunnel Prozess, der Hinzert Prozess usw. Es ist die bisher einmalige Aufführung vieler in Rastatt stattgefundener Prozesse und eine aufwändige Recherche von drei
Jahren.
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