Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version
       
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts kurmainzischen Stadt Külsheim bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter (Judenverfolgungen 1298, 1337 und 1348/49) und in der Neuzeit bis 1940. Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit werden erstmals wieder 1378 jüdische Personen am Ort genannt. Sie standen unter Schutz des Erzbischofs Adolf von Mainz. 
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück, wenngleich seit dem Ende des 14. Jahrhundert vermutlich immer einige Juden in der Stadt waren. 
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 51 jüdische Einwohner (2,0 % von insgesamt 2.539 Einwohnern),  höchste Zahl um 1864 211 Personen, danach wieder zurückgehend: 1871 196 jüdische Einwohner (10,7 % von 1.833), 1880 185 (10,0 % von 1.841), 1892 178 (in 23 Familien), 1897 150 (von insgesamt 1651 Einwohnern, in 32 Familien), 1898 143 (in 28 Haushaltungen), 1899 115 (in 32 Haushaltungen), 1900 122 (7,3 % von 1.680), 1910 106 (6,3 % von 1.670). Die jüdischen Familien in Külsheim lebten überwiegend vom Handel mit Vieh und Landesprodukten, einige gründeten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Ladengeschäfte.
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule (Konfessionsschule bis 1876, danach Religionsschule; im Gebäude der Synagoge untergebracht), ein rituelles Bad (auf Grundstück Nr. 543 im Meßhofweg; Badhaus wurde nach 1945 abgebrochen) und einen Friedhof (Bezirksfriedhof auch umliegender Gemeinden). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungstexte der Stelle unten). 1870 wird Samuel Würzburger als Lehrer genannt (Quelle). In besonderer Erinnerung am Ort blieb Lehrer Salomon Levy, der 33 Jahre lang - von 1891 bis 1924 - in der Gemeinde wirkte (siehe unten Bericht zu seiner Zurruhesetzung 1924 und zu seinem Tod 1929, der als ein Ende der jüdischen Gemeinde empfunden wurde; 1897 unterrichtete er 23 Kinder, 1898 24 Kinder, 1899 20 Kinder).  
1827 wurde Külsheim dem Bezirksrabbinat Wertheim zugeteilt, das 1850 bis 1864 vorübergehend seinen Sitz in Tauberbischofsheim hatte. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden u.a. genannt: um 1892 M.L. Brückheimer, M. Held und J. Brückheimer, um 1894 S. Hahn, J. Brückheimer, S. Blum, um 1896 J. Held, S.B. Blum und M. Brückheimer, um 1897 J. Held, S. Held und M. Brückheimer. Als Rendant wird genannt: um 1896/97 A. Weißbacher.  
 
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: Israelitischer Jünglingsverein (um 1896/97 unter Leitung von L. Adler), Israelitischer Frauenverein (um 1896 unter Leitung der Frau von F. Hahn), der Verein Chewra kadischa (Beerdigungs- und Sozialverein, 1896/97 unter Leitung von S. Scheuer), der Verein Chewra Maarif bismano (1896 unter Leitung von Is. Held). 
  
Im Kriege 1870/71 nahmen auch jüdische Männer aus Külsheim teil. Ihre Namen stehen auf der Ehrentafel 1870/71 am alten Rathaus.  Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Hermann Blum (geb. 16.8.1894 in Burgpreppach, gef. 3.11.1918), Emil Held (geb. 8.8.1878 in Külsheim, gef. 10.8.1914), Moritz Kahn (geb. 26.12.1884 in Külsheim, gef. 1.7.1916) und Salomon Kahn (geb. 12.3.1894 in Külsheim, gef. 18.11.1916). Ihre Namen (nicht der Name von Hermann Blum) stehen auf den Marmor-Tafeln der Gefallenen-Gedenktafel 1914/18 an der katholischen Kirche St. Martin.  
  
 Um 1924, als noch 64 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (3,9 % von 1.652 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Max Brückheimer I, Samuel Scheuer, Meier Naumann und Bernhard Hahn. Der bereits genannte Lehrer Salomon Levy, der 1924 in den Ruhestand trat, unterrichtete damals noch vier jüdische Kinder in Religion. 1932 waren die Gemeindevorsteher Bernhard Hahn und Meier Naumann (letzterer im Amt des Schatzmeister). Als Vorbeter war Moses Brückheimer tätig. Im Schuljahr 1931/32 waren noch drei jüdische Schulkinder in Religion zu unterrichten. Bis zuletzt war die jüdische Gemeinde streng orthodox geprägt. Die Mitglieder des Israelitischen Männervereins, der von 1843 bis ungefähr 1925 bestand, versammelten sich jeden Abend nach dem Gebet zu einer religiösen Belehrung.    
  
Um 1933 waren im Besitz jüdischer Personen die folgenden Gewerbe- und Handelsbetriebe: Viehhandlung Lazarus Adler (Hauptstraße 64, abgebrochen), Hutladen Hannchen Baum (Hauptstraße 65, abgebrochen), Viehhandlung und Metzgerei Max Brückheimer (Boxtalstraße, abgebrochen), Weiß- und Wollwarengeschäft Zerline Brückheimer (Ecke Haupt-/Spitalstrasse), Viehhandlung Abraham Hahn (Spitalstraße 7), Viehhandlung Bernhard Hahn (Hauptstrasse 123, Manggasse), Schuhgeschäft Kahn (Hauptstraße 52), Jüdische (streng rituell geführte) Wirtschaft Meier Naumann (Hauptstraße 57), Mazzenbäckerei Albert Reichert (Rathausstraße, abgebrochen), Öl- und Fetthandlung Samuel Scheuer (Hauptstraße 44, abgebrochen, Wohnhaus Hauptstraße 51), Viehhandlung Anselm Stern (Spitalstraße 14), Kolonialwarengeschäft Max Zucker (Hauptstraße 56).

1933 wurden noch 36 jüdische Einwohner in Külsheim gezählt.
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Herbst 1937 mussten die Viehhändler ihren Beruf aufgeben. Im Lauf des Jahres 1938 mussten die letzten jüdischen Geschäfte schließen. Zu den Vorgängen bei und nach dem Novemberpogrom 1938 siehe unten. Drei jüdische Männer wurden damals verhaftet und in das KZ Dachau verbracht. Bis 1940 sind insgesamt zehn jüdische Personen in andere Orte verzogen, elf konnten emigrieren (davon sechs in die USA, vier nach Erez Jisrael, eine Person nach Argentinien), sechs verstarben in dieser Zeit in ihrem Heimatort. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 13 jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert.  
   
Von den in Külsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Ester Adler geb. Hahn (1864), Nathan Adler (1885), Nathan Adler (1887), Samuel Adler (1880), Feist Baum (1890), Johanna Baum (1872), Johanna Benedik geb. Brückheimer (1875), Jakob Blum (1873), Fanny Brückheimer (1879), Hedwig Brückheimer (1896, "Stolperstein" in Wertheim, Bahnhofstr. 4), Hilde Brückheimer (1894, "Stolperstein" in Wertheim, Bahnhofstr. 4), Max Brückheimer (1882), Selma Brückheimer (1893, "Stolperstein" in Wertheim, Bahnhofstr. 4), Therese Brückheimer geb. Pappenheimer (1863), Zerline Brückheimer (1889), Berta Bär geb. Hausmann (1886), Luise Bär (1922), Samuel Bär (1883), Bernhard Hahn (1880), Jettchen Hahn (1887), Jakob Kahn (1882), Rebekka Kastanienbaum (1869), Helene Kaufmann geb. Brückheim (1877), Barbara Kuhn (1882),  Bella Levy (1893), Berta Neumann geb. Hahn (1884), Leopold Neumann (1882), Albert Reichert (1895), Johanna Reichert geb. Kuhn (1899), Rosalie Rosenberg geb. Held (1863), Recha Scheuer geb. Rosenberg (1891), Samuel Scheuer (1877), Sophie Scheuer (1922), Moses Schloß (1871), Sophie Schwarzschild geb. Brückheimer (1881, "Stolperstein" in Dertingen, Aalbachstr. 42), Ella Seligmann (1876), Karoline Sichel geb. Neumann (1854), Moses Strauß (1879), Abraham Strauß (1869), Caroline Weingarten geb. Hahn (1861), Aron Weißbacher (1885).   
      
Hinweise: einige Angaben zu dieser Seite konnten am 14.8.2009 mit Hilfe von Otto Spengler, Külsheim korrigiert werden.     
  
Für Samson Rothschild (geb. 11. Januar 1848 in Külsheim, gest. 1939 in London; Foto links: Stadtarchiv Worms) wurde in Worms ein "Stolperstein" verlegt (Haus Adenauerring 12), siehe  http://www.warmaisa.de/stolpersteine/rothschild-samson-1848-1939/ Samson Rothschild war Lehrer, zunächst 1868 bis 1872 in Grötzingen, danach ab 1872 in Worms (ab 1874 Hauptlehrer an der städtischen Volksschule bzw. der "Stadtschule Worms" - als erster jüdischer Lehrer im Großherzogtum Hessen an einer städtischen Volksschule -  und Religionslehrer am Gymnasium, aktiv in zahlreichen Ämtern der jüdischen Gemeinde Worms, insbesondere als Gemeindearchivar und Historiker (war befreundet mit dem Stadtarchivar Prof. August Weckerling), verfasste zahlreiche Texte zur jüdischen Geschichte der Stadt (vgl. u.a. Seite Texte zur jüdischen Gemeinde Worms) und zur allgemeinen Fragen der Stadtgeschichte; bis 1933 eine in Worms ebenso bekannte wie geachtete Persönlichkeit; auch im allgemeinen Leben der Stadt engagiert (Vorstandsmitglied der Musikgemeinschaft und Liedertafel); im Alter von 91 Jahren im Februar 1939 nach London emigriert, wo er am 10. Juni 1939 verstarb.     
   
   
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 / 1876 / 1878 / 1881 / 1884 / 1886 / 1891  

Kuelsheim Israelit 16101872.jpg (34904 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1872: "Külsheim. Die hiesige Religions- und Vorsängerstelle, mit Schächterstelle verbunden, ist mit einem festen Gehalte von 350 Gulden und 175 Gulden Nebenverdiensten, sowie freier Wohnung bis 1. November dieses Jahres wieder zu besetzen. Anmeldungen nimmt entgegen. 
Der Synagogenrat L. Adler, Vorstand."
  
  
Kuelsheim Israelit 08111876.jpg (48033 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1876: "Die hiesige Religionslehrerstelle, verbunden mit Vorsänger- und Schächterdienst, kommt bis 15. März kommenden Jahres in Erledigung. Gehalt 700 Mark, Schächtergefälle und Nebenverdienst ungefähr 400 Mark und freie Wohnung. Bewerber um diese Stelle haben sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden. Külsheim (Baden), den 22. Oktober 1876. 
Der Synagogenrat. M.L. Brückheimer." 
 
Kuelsheim Israelit 31071878.jpg (53067 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1878: "Die Religionslehrerstelle, verbunden mit Vorbeter- und Schächterdienst, ist sofort zu besetzen. Fixer Gehalt 700 Mark, Nebenverdienste 300 Mark und ist einem tüchtigen Schulmann Gelegenheit geboten, seinen Gehalt weiter zu erhöhen. Bewerber (Polen sind ausgeschlossen) wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse baldigst melden. Külsheim (Baden), 22. Juli 1878. 
Der Synagogenrat: M.L. Brückheimer." 
 
Kuelsheim Israelit 13071881.jpg (46929 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1881: "Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle hier ist vakant und soll bis Oktober dieses Jahres besetzt werden, eventuell könnte dieselbe auch vorher angetreten werden. Fixer Gehalt 700 Mark Nebeneinkommen ca. 400 Mark. Nur befähigte (deutsche) Bewerber mögen sich melden. Nähere Auskunft erteilt. Külsheim (Baden), 8. Juli 1881. Der Synagogenrat: M.L. Brückheimer." 
 
Kuelsheim Israelit 23041884.jpg (76745 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die israelitische Religionsschul- und Kantorstelle in Külsheim, mit welcher freie Wohnung, ein fester Gehalt von 700 Mark, der Schächterdienst mit 300 Mark Verdienst und ca. 200 Mark Nebeneinkommen verbunden ist, soll zum 1. Juli dieses Jahres neu besetzt werden. Bewerber, unter denen ledige und seminaristisch Gebildete bevorzugt werden, wollen ihre Meldungen nebst Zeugnissen baldigst anher gelangen lassen. Merchingen, den 20. April 1884. 
Die Bezirkssynagoge Tauberbischofsheim. Dr. L. Heilbut." 
 
Kuelsheim Israelit 15041886.jpg (55005 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1886: "Külsheim. Die Religionsschulstelle in Külsheim, verbunden mit dem Vorsänger- und Schächterdienst, soll durch einen seminaristisch gebildeten Lehrer per 1. Mai besetzt werden. Fester Gehalt Mark 700. Nebenverdienste ungefähr Mark 500 und freie Wohnung. Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Synagogenrat Külsheim einsenden. Der Vorstand Hona Hahn." 
 
Kuelsheim Israelit 16021891.jpg (75378 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1891: "Vakanz. Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter und Schächterstelle ist auf 1. Mai dieses Jahres anderweitig zu besetzen. Das Gesamteinkommen beläuft sich bei einem fixen Gehalt von 700 Mark auf mindestens 1.200 Mark und dürfte sich bei einer tüchtigen Kraft noch erhöhen. Seminaristisch gebildete Lehrer, die mit guten Zeugnissen versehen sind, wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche innerhalb 4 Wochen bei uns einreichen. 
Külsheim (Baden), 11. Februar 1891. Der Synagogenrat."
  

   
Zum Tod des langjährigen Lehrers in Külsheim Samuel Würzburger (1902, Lehrer in Külsheim von ca. 1842 bis 1872)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1902: "Karlsruhe. Vor einigen Tagen starb dahier der emeritierte Religionslehrer der israelitischen Religionsgesellschaft, Samuel Würzburger. Wer den Verstorbenen noch in seinen besten Jahren gekannt hatte, wie er sich oft so leidend fühlte, der hätte dem braven und tüchtigen Manne kein so langes Leben (fast 87 Jahre) in Aussicht stellen können. Und wie war er in seinem hohen Alter noch so geistig frisch sein Auge war nicht getrübt und seine Säfte nicht geschwunden (5. Mose 34,7). Es war ein seltener Genuss, mit dem ehrwürdigen Greise sich zu unterhalten. Schrift und Inhalt seiner Briefe trugen bis vor Kurzem noch ganz den Stempel jugendlicher Frische. Würzburger war in Siegelsbach, Rabbinat Sinsheim, geboren und besuchte das evangelische Seminar zu Karlsruhe, nachdem er vorher schon die Stelle eines Religionslehrers bekleidet hatte. In Karlsruhe war er durch seine hervorragenden hebräischen und talmudischen Kenntnisse und seine Leistungen, besonders auf dem kantoralen Gebiete, ein Lieblingsschüler des seligen Oberrats Epstein. Seine erste Lehrerstelle nach seiner Entlassung aus dem Seminare war Külsheim, in welch großer Gemeinde er fast ein Menschenalter verbrachte und seine Schule durch seine Unterrichtsresultate zu einer der ersten des Großherzogtums emporhob. Man muss den genialen Lehrer in seinem Berufe gesehen haben. Wie hatte er es verstanden, die Schüler geistig zu wecken; man musste, ob man wollte oder nicht, ein Zurückbleiben gab's nicht. Unterstützt wurde seine Lehrgabe durch eine stramme Disziplin. Das talmudische die Ehrfurcht vor deinem Lehrer gleiche der Ehrfurcht vor Gott (Aboth 1,3; 4.12) bestand bei all seinen Schülern. Der Wunsch, seine Kinder höheren Lehranstalten zuzuführen, veranlasste ihn, die so lange innegehabte Stelle in Külsheim aufzugeben und eine solche bei der israelitischen Religionsgesellschaft zu Karlsruhe anzunehmen, wo ihm eine Anzahl Mitglieder von seiner Seminarzeit her noch ihre Liebe und Verehrung bewahrt hatten. Auch hier wirkte er lange Zeit, bis ein körperliches Leiden ihn zwang, seinem Berufe zu entsagen. Da er von seiner geistigen Frische nichts eingebüßt hatte, traf man den ehrwürdigen Greis immer bei seinen Büchern. Stets liebenswürdig im Umgang, tolerant auch gegen Andersdenkende, hat er sich viele Freunde erworben, die mit seinen zahlreichen Schülern ihm stets ein treues Andenken bewahren werden. Worms. S. Rothschild."          

  
Von den Schwierigkeiten eines jüdischen Elementarlehrers (1879)  

Kuelsheim AZJ 21011879.jpg (136996 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1879: "Aus Baden, 5. Januar (1879). Die 'Germania' lässt sich schreiben: 'Die von uns bereits gemeldete Nachricht von der in Külsheim erfolgten Besetzung einer seither stets nur von Katholiken innegehabten Lehrerstelle durch einen Juden hat in den beteiligten Kreisen große Erbitterung (!?!) hervorgerufen, und zu verschiedenen Vorstellungen an die Behörden geführt. Der Badische Beobachter (ein extrem ultramontanes Blatt!) meint, dass in der Gemeinde die Erfordernisse absolut nicht vorhanden seien, welche die Behörde berechtigen könnten, einen Lehrer der Minderheit anzustellen. Es hätten in Külsheim nie konfessionell geformte Schulen bestanden, und es hätten die Juden durch die neue Ordnung der Dinge keinen Lehrer verloren, da sie früher auch keinen hatten; ein Gemeindebeschluss liegt ebenfalls in dieser Hinsicht nicht vor. Allerdings gehe die Rede, dass die Stadtväter den Beitrag von 160 Mark für den Religionsunterricht der jüdischen Kinder verweigert (haben), und es darauf ankommen lassen, dass man ihnen einen jüdischen Lehrer schicke. Den scheine nun auch die Oberbehörde nach Külsheim gesandt zu haben, ohne zu bedenken, dass sie zwar 29 Judenkindern den Religionsunterricht sichert, dagegen 256 Christenkindern denselben verkümmert.'      
Es versteht sich von selbst, dass auch an dieser Simultanschule den Schülern jeder Konfession der konfessionelle  Religionsunterricht erteilt wird. In den profanen Fächern muss der Lehrer alles spezifisch Konfessionelle vermeiden, mag der Lehrer, welcher Konfession es sei, angehören. Wie daher die Anstellung eines jüdischen Lehrers den katholischen Religionsunterricht verkümmern könne, ist nur ultramontanen Geistern findbar. Sie mögen immerhin behaupten, dass in einer Simultanschule der katholische Religionsunterricht überhaupt verkümmert sei – die Konfession des Lehrers tut nichts dazu, es sei denn, die Herren setzen voraus, der katholische Lehrer genüge der übernommenen Pflicht nicht, und bringe doch das spezifische Konfessionelle in den Profanunterricht hinein."  
  
Kuelsheim AZJ 11021879.jpg (159895 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1879: "Tauberbischofsheim, den 25. Januar. Es ist zum Staunen, mit welcher Dreistigkeit ultramontane Blätter und Blättchen die einfachsten Tatsachen entstellen. Käme dies nicht gar zu häufig vor, man könnte annehmen, dass diese Blätter von ihren Korrespondenten schlecht bedient seien; allein die bekannte Verleumdungssucht und systematische Verbreitung von Unwahrheiten lässt eine solche mildere Auffassung nicht zu.    
So ist der Fall, welchen die Germania respektive der Badische Beobachter betreffs der Külsheimer Lehrerstelle, mitgeteilt in Nr. 4 dieser Zeitung, vollständig entstellt und habe ich Ihnen den Sachverhalt der Wahrheit gemäß in Nr. 3 berichtet. Ich wiederhole nur, dass nicht der Oberschulrat den jüdischen Unterlehrer oktroyiert hat, dass vielmehr der dortige Gemeinderat aus Sparsamkeitsgründen, die allerdings zunächst aus Überwollen gegen die Ansprüche der jüdischen Gemeinde entsprungen, denselben verlangte. Zur weiteren Orientierung teile ich noch mit, dass außer dem jüdischen Lehrer noch zwei christliche Hauptlehrer an derselben Schule wirken, die gemeinsam mit den Geistlichen den Religionsunterricht erteilen. Die mit so großer Emphase in der Germania beklagte Verkümmerung des katholischen Religionsunterrichts ist also nur Geflunker, darauf berechnet, dem Volke Sand in die Augen zu streuen und dabei die Behörden zu diskreditieren. Die in dem Artikel weiter hervorgehobene große Erbitterung in den beteiligten Kreisen existiert auch nur im Kopfe des Korrespondenten, dem wahrscheinlich der Untergang der Welt nahe zu sein scheint, weil ein jüdischer Lehrer statt eines christlichen, Rechnen, Schreiben, Lesen, sowie den Anschauungsunterricht und noch einige andere Fächer in den ersten zwei Schuljahren erteilt, als ob diese Gegenstände irgend mit der Konfession etwas zu tun hätten. Die Zeit aber geht über diese Rekrimination zur Tagesordnung über, wenn auch hie und da noch die Anschauungen gewisser Volkskreise durch die giftigen Auslassungen fanatisch angelegter Naturen getrübt werden. Nach einigen Jahrzehnten wird man sich wundern, dass eine so einfache Tatsache, die doch bei Jedem, dessen Blick nicht durch Vorurteil getrübt ist, als eine Forderung der Gerechtigkeit angesehen werden muss, so viel Staub aufwirbeln konnte. 
Die Herren müssten doch endlich begreifen, dass der heutige Staat nur auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit, d.h. der Gleichheit Aller vor dem Gesetze aufgebaut sein kann. M."  

      
70. Geburtstag von Lehrer Markus Kahn (in Hechtsheim 1931) 
Anmerkung: Markus Kahn ist am 18. Januar 1861 in Westerburg geboren, besuchte 1874 bis 1876 die Präparandenschule in Höchberg, dann bis 1879 das israelitische Lehrerseminar in Würzburg. Nach Abschluss der Ausbildung war er von 1879 bis 1882 Lehrer in Schornsheim (mit Niedersaulheim und Udenheim), 1882 Lehrer in Flonheim, anschließend Lehrer in Rimbach, dann Külsheim; von ca. 1896 bis 1911 Lehrer in Bernkastel, und von 1911 bis 1931 Lehrer in Hechtsheim
Es ist unklar, wann genau Markus Kahn in Külsheim Lehrer war. Vor seiner Zeit in Bernkastel, also vor 1896 ist unklar, da bereits ab 1891 Lehrer Salomon Levy in Külsheim tätig war.   

Artikel im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Religionsgemeinden in Hessen" Nr. 1 1931: "Hechtsheim (in Rheinhessen). Am 18. Januar 1931 kann Herr Lehrer M. Kahn, der seit 20 Jahren in der hiesigen Gemeinde als Lehrer, Vorbeter und Schochet tätig ist, seinen 70. Geburtstag feiern. Herr Kahn ist am 18. Januar 1861 in Westerburg, Provinz Hessen Nassau, geboren, fand als dreizehnjähriger Jüngling Aufnahme in der israelitischen Präparandenschule zu Höchberg bei Würzburg und trat nach zweieinhalbjähriger Vorbildung in dieser Präparandie in das Israelitische Lehrerseminar in Würzburg ein. Als er im Jahre 1879 diese Lehrerbildungsanstalt verließ, fand er sofort Anstellung in der damals starken israelitischen Gemeinde Schornsheim, Rabbinatsbezirk Alzey. Von hier aus erteilte er auch den Religionsunterricht in Nieder-Saulheim und Udenheim. Nach drei Jahren siedelte er nach Flonheim bei Alzey über und fand dann eine umfangreiche Tätigkeit in Rimbach im Odenwald. Nach sechsjähriger Tätigkeit in dieser Gemeinde fand er eine Anstellung in Külsheim, Rabbinat Mosbach in Baden. Nach einer weiteren Amtstätigkeit von zwölfeinhalb Jahren in Bernkastel an der Mosel wurde Herr Kahn, wie oben erwähnt nach Hechtsheim berufen. Neben seinen Hechtsheimer Obliegenheiten versieht Herr Kahn auch die Unterrichts- und Schächter-Tätigkeit in Ebersheim-Harxheim, Hahnheim, Bodenheim, Undenheim und Schornsheim. Seit über 50 Jahren ist so Herr Lehrer Kahn im Dienste jüdische Gemeinden tätig, hat hunderte von jüdischen Kindern in den Lehren des Judentums unterwiesen, hat manche Gemeinde als Sch'liach Zibbur (Vorbeter) im Gebet vereint und als gewissenhafter Schächter der Erfüllung dieser heiligen Aufgabe gedient. Er hat sich in seinen alten Tagen auch noch unserem Landesverband der israelitischen Religionsgemeinen Hessens zur Verfügung gestellt und hat die beschwerlichsten Wege in Nachbargemeinden zwecks Ausübung seiner Berufstätigkeit nicht gescheut. Wir sprechen Herrn Kahn unsere Glückwünsche zu seinem Jubeltage aus und wünschen ihm in Gesundheit und weiterer rüstiger Schaffenskraft: ad meoh weesrimm schonoh." (= alles Gute bis 120 Jahre).    

 
Lehrer Salomon Levy sendet Neujahrsgrüße (1902)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1902: 
"Allen Verwandten, Freunden und Bekannten senden herzlichste Neujahrsgrüße ('gute Einschreibung und Versiegelung').
Lehrer Levy & Frau, Külsheim in Baden."   

      
Abschied von Lehrer Salomon Levy (1924, Lehrer in Külsheim von 1891 bis 1924)  

Kuelsheim Israelit 25121924.jpg (168835 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1924: "Külsheim (Baden), 10. Dezember (1924). Die hiesige Gemeinde veranstaltete am Schabbat Wajeze eine Abschiedsfeier für unseren allverehrten Lehrer Herr Levy, der nach 54jähriger Dienstzeit, davon 33 Jahre in hiesiger Gemeinde, ununterbrochen in vorbildlicher Weise tätig war. Die Feier wurde Samstag früh nach dem Gottesdienste in der festlich mit zartem Grün geschmückten Synagoge im Beisein aller Gemeindemitglieder mit einer eindrucksvollen Festrede des Herrn Bezirksrabbiner Dr. Greilsheimer Mosbach, eingeleitet. Als weitere Ehrengäste sah man die Herren Stadtpfarrer Eck von der politischen Gemeinde, Herrn Bürgermeister Spengler nebst einem Herrn vom Gemeinderat. Für das hiesige Lehrerkollegium Herr Oberlehrer Seitz. Nach der Predigt, die auf alle Anwesenden einen mächtigen Eindruck machte, verlas der Herr Bezirksrabbiner ein Schreiben vom Oberrat der Israeliten, in welcher dieser Dank an den Jubilar ausspricht. In formvollendeter Rede sprach nun Herr Justin Held als ehemaliger Schüler. Herr Stadtpfarrer Eck drückte in herzlichen Worten seine Freude darüber aus, dass es im vergönnt sei, einer so seltenen Feier beizuwohnen. Herr Bürgermeister Spengler schilderte den Jubilar in seiner Eigenschaft als Lehrer, sowie in seiner amtlichen Tätigkeit und brachte in schönen Worten das friedliche Zusammenleben der Konfessionen in hiesiger Gemeinde zum Ausdruck. Nach der schönen Rede des Herrn Oberlehrer Seitz für das hiesige Lehrerkollegium trugen noch drei Schüler reizende Abschiedsgedichte vor. Zum Schluss sprach der derzeitige Vorstand Max Brückheimer I. allen Erschienenen den Dank im Namen der Gemeinde wie des Jubilars aus. Als äußeres Zeichen des Dankes überreichte die Gemeinde dem Jubilar einen prachtvollen Ruhesessel. Tief bewegt dankte der Jubilar jedem einzelnen, womit die schöne Feier ihr Ende erreichte."  

   
Zum Tod von Lehrer Salomon Levy (1929) 

Kuelsheim Israelit 28031929.jpg (148519 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Külsheim (Baden), 17. März (1929). Die letzte Stütze im schwankenden Gefüge unserer Gemeinde ist mit dem Hingange des Lehrers Salomon Levy zusammengebrochen. Wenn er auch seit wenigen Jahren im Ruhestand gelegt hat, so bot er doch noch immer die geistige Kost durch seine aus gründlichstem Torawissen fließenden Schiurim (Lehrstunden), durch seine allen Höchstforderungen genügende Toravorlesung. Nur ein Mann mit seinen jüdisch-religiösen Qualitäten konnte der, bei seiner vor ca. 35 Jahren erfolgten Anstellung etwa 30 Familien starken Gemeinde genügen, in deren Mitte die Tora damals wie eine Edelpflanzung liebreichste Wartung und sorgfältigste Pflege erfahren hatte. Und es war für ihn sicher der herbsten Schmerzen einer, dass er mit ansehen musste, wie die Alten sich zu Grabe legten, wie die Jungen aber in die Welt hinauszogen, hinter sich eine in sich zerfallende Kehilloh (Gemeinde) zurücklassend. Es zeugt für seine bekannte Bescheidenheit und Demut, dass er sich letztwillig jeden Hesped (Trauerrede) verbat. Wenn trotzdem Bezirksrabbiner Greilsheimer für Gemeinde und Bezirk, Lehrer Kaufmann namens der badischen Lehrer in Kürze das Wort nahmen, so wollten sie dem Schmerz um den Verklärten wenigstens die bitterste Schärfe nehmen. 
Als der Grabhügel sich schloss, um den, neben dem Bürgermeister, der ganze Gemeinderat sich versammelt hatte, mag manchem Nachdenklichen in der Gemeinde die bange Frage das Herz erschüttert haben: Von woher wird uns nun Hilfe werden?  Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
Anmerkung: Lehrer Salomon Levi starb am 15. März 1929 und wurde am 17. März 1929 beigesetzt (Angabe im RSA-Familienbuch Külsheim; Quelle).  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Pesla Adler (1879)  

Kuelsheim Israelit 05111879.jpg (86034 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1879: "Külsheim (Baden). Am heiligen Schabbat Paraschat Lech Lecha (Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha, d.i. 1. Mose 12,1 - 17,27, das war am 25. Oktober 1879) wurde eine hiesige Frau in ein besseres Jenseits abgerufen, deren Lebensweise zu veröffentlichen geeignet sein dürfte. Pesla, Frau des Herrn N. Adler, Töchter eines längst verstorbenen Gelehrten, konnte man mit vollem Rechte eine Schülerin Arons nennen. Ihr ganzes Bestreben war, allenthalten Frieden zu stiften, sowohl im Familienzirkel als nach außen. Sie versäumte selten den Gottesdienst, selbst seit mehreren Jahren als leidende Person. 
Galt es einer Kollekte für Notleidende, ihr Scherflein fehlte nicht; sie spendete öfters mehr als ihr Stand erlaubte und wie verwirklichte sie die Eigenschaft der Bescheidenheit -?- Man glaubt nicht zu übertreiben, wenn man behauptet, dass diese Eigenschaft bis zu ihrem Ende sich gesteigert hat. Schon als Jungfrau hatte sie außergewöhnliche Kämpfe durchzumachen, doch die religiöse Erziehung, ihre Bescheidenheit erhielten sie immer aufrecht. Ihr letzter Wille war die Ermahnung zum häuslichen Frieden. 
So möge sie frei von Kämpfen den himmlischen Frieden genießen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Zum Tod von Moses Held (1892) 

Kuelsheim Israelit 14011892.jpg (51193 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1892: "Külsheim in Baden, 13. Dezember (1892). Heute starb plötzlich Herr Moses Held von hier im Alter von 60 Jahren. Wahrhafte ungeheuchelte Frömmigkeit, Biederkeit des Charakters, Freundlichkeit, Friedensliebe, Geradheit der Gesinnung und strenge Gerechtigkeit sowie echte Menschenliebe zählten zu seinen Tugenden. Bei Allen, die ihn kannten, bei Juden und Nichtjuden, stand er in hohem Ansehen. Seinen Kindern gab er eine musterhafte religiöse Erziehung, und hatte er das hohe Glück, dieselben in seinem Sinne heranwachsen zu sehen."  

     
Tödlicher Unfall des Viehhändlers Salomon Hahn (1903)     

Neunkirchen TBB FrfIsrFambl 20111903.jpg (27615 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. November 1903: "Külsheim (statt Hülsheim; Amt Wertheim). Beim Besichtigung von Vieh in einem Neunkirchener Stalle wurde der Viehhändler Salomon Hahn von einem der Tiere getreten. Er erlitt so schwere innere Verletzungen, dass er nach 1 1/2 Tagen starb."    

 
Lehrer Nathan Adler von Külsheim wird Lehrer in Eubigheim (1905)
  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1905: "Karlsruhe: "Das neueste Verordnungsblatt des Großherzoglichen Oberrates der Israeliten meldet folgende Veränderungen in der Besetzung der Religionsschullehrerstellen: Jakob Lewin seither in Lorsch nach Randegg, Sally Rosenfelder in Eubigheim nach Buchen, Nathan Adler von Külsheim nach Eubigheim, Kantor Simon Metzger von Sulzburg nach Bretten, Samuel Strauß von Berlichingen nach Sulzburg, Jakob Schloß von Talheim nach Malsch bei Ettlingen. Auf Ansuchen wurden von ihren Stellen enthoben: Kantor Weiß in Gailingen und Religionslehrer Jakob Lorch in Untergrombach, letzterer behufs Übernahme der Verwalterstelle der M.A. d. Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach."   

  
Goldene Hochzeit von Salli Scheuer und seiner Frau geb. Hahn (1915) 

Kuelsheim Israelit 07011915.jpg (35620 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1915: "Külsheim (Baden), 4. Januar (1915). Das hiesige Ehepaar Salli Scheuer und Frau geb. Hahn feiern am Sonntag, den 10. Januar dieses Jahres, das seltene Fest der Goldenen Hochzeit in voller geistiger und körperlicher Frische. Das ganze Städtchen ist stolz auf dieses greise Jubelpaar und wünscht ihm noch ein langes, glückliches Beisammensein."   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1915: "Das Ehepaar Salli Scheuer und Frau geb. Hahn in Külsheim (Baden) feierte am 10. dieses Monats das seltene Fest der goldenen Hochzeit in voller geistiger und körperlicher Frische. Das ganze Städtchen ist stolz auf dieses greise Jubelpaar und wünscht ihm noch ein langes, glückliches Beisammensein".        

  
Zum Tod von Lazarus Brückheimer (1920)  

Kuelsheim Israelit 15071920.jpg (130316 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1920: "Külsheim in Baden, 11. Juli (1920). Am letzten Siwantage (sc. 30. Siwan 5680 war der 16. Juni 1920) starb hier nach kurzem Kranksein Herr Lazarus Brückheimer. Voll tiefster Frömmigkeit von frühester Jugend an, versuchte er noch in vorgeschrittenem Alter in fleißigstem Selbstunterricht in die Tora einzudringen und im jüdischen Schrifttum durch Heranziehung aller ihm zugänglichen Werke bekannt zu werden. Mit liebevollstem Pflichteifer stellte er sich in Gottes Dienst, betrat jeden Morgen als erster das Bethaus und stand in vorderster Reihe, wenn es galt, gemeinnützige jüdische Anstalten zu erhalten, Armut und Elend zu verringern. Seine besondere Liebe galt dem heiligen Lande, dessen Not die seinige war, und von dem eine Handvoll Erde ihm ins Grab mitgegeben wurde.
Wenn man unter Kiddusch Haschem (Heiligung des Gottesnamens) eine Lebensführung versteht, die auch dem Nichtjuden die imponierende Größe jüdischer Ethik vor Augen führt und so dem jüdischen Sehnsuchtsziele: Dass die Einzigkeitslehre Gemeingut aller Völker werde, Bahn bereitet, so war des Verklärten Leben eine bedeutsame Zeitspanne voll reichster Werte. Denn das Bedauern über den redlichen Geschäftsmann und den gefälligen Mitmenschen war bis in die entlegensten Dörfer echt und aufrichtig. Sein Sohn, Lehrer in Marktbreit, hielt auf dem Friedhofe, - wegen des eingehenden Sabbats – in aller Kürze – ein Hesped (Trauerrede), dem er den Vers 'Mein Vater, mein Vater! Israels Wagen und seine Reiter' (2. Könige 2,12) zugrunde legte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
"Mescholim" - Geschichten von dem aus Külsheim stammenden Lehrer Simon Brückheimer, Marktbreit (1925) 

Leseproben aus den "Mescholim"
 von Simon Brückheimer
 (Geschichten über jüdische
 Charaktere aus Wertheim,
  Külsheim usw.)
Marktbreit Israelit 05111925.jpg (312268 Byte) Marktbreit Israelit 05111925b.jpg (211335 Byte)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1925, darunter Nr. 15: "In H. war ein Gendarm stationiert, der besonders die jüdischen Hausierer gerne zwackte und schikanierte. Einmal ertappte er den Frum Hersch, als er sein Patent (Hausier-Erlaubnisschein) vergessen hatte. Zuerst weidete sich der Gendarm an der Ängstlichkeit des Juden, der unzählige Male hintereinander beteuerte, dass der Schein zuhause, in Külsheim im Hausrock stecke. Dann sagte er: 'Frum Hersch, ich will Euch nicht anzeigen. Aber den Schein muss ich sehen, heute noch! Lauft heim!'  
Drei Stunden heim, drei Stunden zurück! Was blieb Frum Hersch anderes übrig. Abends um neun Uhr zeigte er das Patent vor. Und musste dann müde und ohne Verdienst noch einmal den langen Weg machen.  'Heute bin ich gelaufen,' sagte Frum Hersch vor sich hin, 'Du läuft auch noch, Rakef (=Reiter, Gendarm). 
Zwei Monate später, am Geburtstage des Großherzogs, war Frum Hersch wieder in H. Die Parade, die der Veteranenverein abgehalten, war gerade beendigt, und der Gendarm kam in Galauniform, mit Helm und langem Säbel, die untere Dorfstraße herauf. Als er Frum Hersch sehen musste, fing der an, von einem Bein auf das andere zu hüpfen und nervös an allen Taschen herumzutasten. Plötzlich aber drehte sich Frum Hersch um seine Achse und lief wie der Winde die Dorfstraße hinauf dem Ortsausgang zu.  
'Frum Hersch! Frum Hersch!' rief der Gendarm hinter im herspringend. Aber Frum Hersch hörte nicht. Er lief und lief. Zuerst auf der Landstraße, dann ging's in einen holperigen Feldweg, später durch einen Laubwald mit dichte, Unterholz. Unaufhaltsam lief Frum Hersch; bald langsamer, bald schneller. Und der Gendarm hinter ihm drein.   
Als sich die ersten Häuser des nächsten Dorfes zeigten, läutete man dort gerade Mittag. 
Frum Hersch tat jetzt gemütlicher, sodass ihn der Gendarm bald eingeholt hatte. Der keuchte und pustete. Der schwere Helm und die fest anschließende Uniform trieben ihm den Schweiß aus allen Poren.  
'Frum Hersch, heut' zeig' ich Euch an! Warum seid Ihr auf mein Rufen hin nicht stehen geblieben?'  Ich hab' Sie nicht gehört, Herr Gendarm. Bei dem Wind hört mer nit gut. Und warum wolle Sie mich anzeigen, Herr Gendarm?'  'Ihr habt Euer Patent wieder nicht!'  'Wieso, Herr Gendarm? Wer hat das gesagt, Herr Gendarm? Wolle Sie's sehe?'
Frum Hersch kramte erst ein wenig in verschiedenen Taschen und wies dann den Schein vor.  'Ja, zum Teufel,' schrie der Gendarm in hellem Zorn, 'warum seid Ihr denn so eilig aus H. fortgelaufen?'  'Entschuldige Sie vielmals, Herr Gendarm; der Hoffmanns Christian will mir heut' sei Woll' verkaufe und hat mich auf zwölf Uhr bestellt. Wenn Sie mir nit glaube, könne Sie ja mitgehe!'    
Der Gendarm war nicht bösartig. Später hat er dieses Vorkommnis selbst lachend erzählt. Und hat von da ab die jüdischen Handelsleute in Ruhe gelassen."  

       
Nr. 17: "Früher bezogen die Külsheimer den Koscher-Käse aus der Käserei, die von den Mönchen des Klosters Bronnbach betrieben wurde und eine besondere rituelle Abteilung hatte. Der Pförtner des Klosters war ein Schalk, der sich seine Zeit am Tore mit allerhand kurzweiligen Späßen vertrieb. Als Herz einmal Einlass begehrte, stellte sich der Mönch hinter das Gitter und rief hindurch: 
'Herz, zuerst musst Du mir eine Frage beantworten! Was ist der Unterschied zwischen einem Juden und einem Esel?'  
'Das Gitter,' was Herzens prompte Erwiderung." 

   
Zum Tod des aus Külsheim stammenden Liebmann Strauß (1927 in Karlsruhe)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1927: "Karlsruhe, 30. Okt. In der Stunde, in welcher der Jom HaKippurim (Jom Kippur = Versöhnungstag) bereits die Strahlen seiner Heiligkeit über die Welt sandte, trug man in Karlsruhe einen Mann zur ewigen Ruhe, welcher, geliebt von den Seinen, betrauert von einer Gemeinde, eine große Lücke in dem Kreise der gesetzestreue Judenheit in Karlsruhe hinterlassen hat. Liebmann Strauß, dessen Name weit über die Grenzen dieser Stadt als eines wahrhaften Gottesfürchtigen bekannt war, wurde im hohen Alter von 85 Jahren aus dieser Welt abberufen. Gebürtig aus Külsheim, einem kleinen, aber heute noch gut jüdischen Städtchen in Baden, gelang es ihm, die hier erworbenen jüdischen Kenntnisse im Frankfurt – in dem Frankfurt Samson Raphael Hirschs  – zu erweitern und zu vertiefen. So war er wie kein anderer dazu geeignet, bei der Gründung der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe, wohin er seinen Wohnsitz verlegt hatte, in die Reihe der Männer zu treten, welche es unternahmen, den Nivellierungsbestrebungen des damaligen Oberrats der Israeliten und des Synagogenrats Karlsruhe mit dieser Gründung ein Paroli zu bieten. Mit ihm hat die Adass Jeschurun (= Israelitische Religionsgesellschaft) ihren letzten Gründer verloren. So war Liebmann Strauß zu allen Zeiten seines gesegneten Lebens ein Mann der Tat, ein Mann der treuen Pflicht und dieses hohe Pflichtbewusstsein zeichnete ihn nicht nur in seinem Berufe aus, welcher ihm die Sorge für die Erfüllung eines heiligen Gebetes (Hebräisch) für viele Tausende in jedem Jahr aufs Neue auferlegte, sondern auch sonst im Leben war die Weisung Gottes ihm alleiniger Wegweiser zu allen seinen Handlungen. Wir erinnern uns an den Brand, welcher im Juni 1871 die Karlsruher Synagoge bis auf den Grund zerstörte und aus welchem Liebmann Strauß unter Lebensgefahr sämtliche Torarollen (Sifrei Tora) rettete, ohne zu beachten, dass sein neben dem brennenden Gotteshause liegendes Anwesen, welches sein gesamtes Eigentum beherbergte, ebenfalls in hellen Flammen stand. Der 'Israelit', welcher damals ausführlich über diesen Brand berichtete, würdigte die hohe Tat dieses edlen Mannes in geziemender Weise. Liebmann Strauß war ein Mann der Tat, so leitete er Jahrzehnte hindurch im Vorstand und auch als ihr Präses, die Chewrah Kadischa (Heilige Bruderschaft) in Karlsruhe, die Chewra Dawar tow ('Gesellschaft Gute Sache'), welche sich die heiligen Pflichten der Nächstenliebe zur hohen Aufgabe gestellt hat. Jahrzehnte hindurch war er 1. Vorsitzender der 'Frühsynagoge' und hat in dieser Zeit unermüdlich bis in die letzten Jahre seines Lebens als Baal Tokea (Schofarbläser) und ehrenamtlicher Vorbeter gewirkt. Gewiss war Liebmann Strauß durch die Bescheidenheit seines Charakters nie der Mann der hohen Worte, aber durch sein Leben und Wissen, durch seinen klugen und lebenserfahrenen Rat, welcher sich auf tiefes jüdisches Wissen gründete, war er eine Persönlichkeit, welche in Karlsruhe eine Stütze all derer bedeutete, welche treu zu der Fahne des überlieferten Judentums hielten. Das Leben dieses seltenen Mannes liegt heute abgeschlossen vor uns, möge es allen denen, welche in seinem Sinne, in dem einzig richtigen Sinne, das Judentum verstehen, als ein Beispiel fortwirken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Liebmann Strauß: https://de.wikipedia.org/wiki/Matzenfabrik_Strauss
- Samson Raphael Hirsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch
- Israelitische Religionsgesellschaft = Adass Jeschurun:  https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)      
- Synagogenbrand 1871: Siehe https://www.alemannia-judaica.de/karlsruhe_synagoge_a.htm über den Brand in der Weinbrennner-Synagoge, Kronenstraße. 
     

   
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeigen des Bäckers Hirsch Hahn (1890 / 1900 / 1901 / 1904 / 1907) bzw. der Mazzenfabrik Hahn (1924)     

Kuelsheim Israelit 03041890.jpg (19336 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1890: "Ein kräftiger Junge 
kann sofort in die Lehre treten bei 
Hirsch Hahn, Bäcker, Külsheim."  
  
Kuelsheim Israelit 31121900.jpg (32904 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1900: "Ein selbständiger Bäckergeselle
der auch Matzenschießen kann, findet dauernde Beschäftigung, bei Bäcker Hahn, Külsheim, Baden. 
Eintritt sofort, Samstags und Feiertage streng geschlossen."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1901: "Ein Bäckergeselle  
kann sofort eintreten. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
Bäcker Hahn,
Külsheim in Baden."     
 
Kuelsheim Israelit 01021904.jpg (36362 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1904: "Ein kräftiger Junge  
kann unter günstigen Bedingungen die Bäckerei erlernen. Samstags und Feiertage geschlossen. Eintritt Ostern. 
H. Hahn
, Bäcker, Külsheim (Baden)."   
  
Kuelsheim Israelit 14031907.jpg (42554 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1907: "Ein jüngerer Bäckergeselle  
kann sogleich nach Ostern eintreten bei 
Bäcker Hahn, Külsheim (Baden)
. Samstag und Feiertage geschlossen."  
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Dezember 1924: "Mazzenfabrik sucht 
für Stuttgart einen bei der Privatkundschaft und Bäckereien gut bekannten Platzvertreter gegen angemessene Provision. 
Gefl. Offerten erheben an 
Mazzenbäckerei H. Hahn Witwe, Külsheim i. Baden".   

    
Anzeige von Moritz Weißbacher (1902)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1902: "Zu verkaufen
3 Stück Ia gut erhaltene Schabbos-Lampen, das Stück zu 25 Mark unter Nachnahme, wozu ich Liebhaber suche. Ferner versende ich bei Post-Collie-Abnahme 10 Pfund franco, nach allen Postationen neue Grüne Kern 1902er Ernte, unter Nachnahme zu 3 Mark und bitte um gefälligste Bestellungen. Bei Bahnsendungen billigere Preise. 
Moritz Weißbacher,
Külsheim, Baden."    

    
Anzeige des Manufakturwaren-Geschäftes Samuel Held (1902)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1902: 
"Suche für mein Manufakturwaren-Geschäft (Detail) 
Lehrling
 
mit guter Schulbildung zum Eintritt per 1. Januar, eventuell sofort. Samstags und Feiertage geschlossen. 
Samuel Held,
Külsheim (Baden)."                     
 
Zu Kaufmann Samuel Held ein weiteres Dokument: 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  
Postkarte an Samuel Held (1900)   Kuelsheim Dok 880.jpg (206574 Byte) Kuelsheim Dok 880a.jpg (173969 Byte)
Anmerkungen zu der Postkarte (von Peter Karl Müller): Der Empfänger der Karte ist Samuel Held in Külsheim. Er war ein ein Cousin (Vetter) des Absenders Emanuel Mannheimer in Mönchberg. Da ein Jacob Mannheimer aus Mönchberg am 18.1.1870 eine Carolina Held aus Külsheim heiratet (Quelle), war diese vermutlich eine Schwester des Vaters von Samuel Held und der Absender ein Sohn von Jacob Mannheimer und Carolina Held.
Zum Text der Karte: "Mönchberg, den 13.4.1900 (sc. = Sederabend, Beginn des Pessachfestes im Monat Nissan 5660).
Meine Lieben. Soeben kam ich nach Hause und vernehme mit großer Freude, daß Du uns lieber Emil die Halbfeiertage besuchen willst und bin ich wirklich froh, daß wir zusammen wieder einmal eine vergnügte Stunde feiern können. Bestimme mir wann Du kommst, nämlich genau den Tag. Hoffentlich kommt auch Adolf Stern und David Scheuer mit. Ich lade dieselben noch einmal dringend ein. (sc. die Namen Stern und Scheuer finden sich in der obigen Auflistung der um 1933 noch im Besitz jüdischer Personen befindlichen Gewerbe- und Handelsbetriebe in Külsheim). In der Hoffnung, daß Ihr alle wohl seid, was bei uns Gott sei Dank (abgekürzt G.s.D.) auch der Fall ist, verbleiben Euer treuer und unvergeßlicher Vetter und Cousin Emanuel Mannheimer.
Text seitlich links stehend - Haltet die Feiertage. 
Text oben linke Ecke auf dem Kopf stehend - Hoffentlich kann liebe Mina und Albert nach Hause kommen, werden uns dieselben auch besuchen ...". 

   
Danksagung nach der goldenen Hochzeit des Ehepaars Sali Scheuer und Frau geb. Hahn (1915)  

Kuelsheim Israelit 14011915.jpg (26556 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1915: "Für die uns erwiesene Aufmerksamkeit anlässlich unserer Goldenen Hochzeit sagen wir Allen recht herzlichen Dank. Sali Scheuer und Frau, Külsheim (Baden)."  

  
Anzeige des Restaurants M. Naumann (1921)  

Kuelsheim Israelit 26051921.jpg (31463 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: 
"Für Erholungsdürftige, Sommerfrischler, die Landaufenthalt suchen, empfehle mein streng 
koscheres Restaurant
bei mäßigen Preisen und guter Verpflegung. 
M. Naumann, Külsheim, Baden."  

           
Verlobungsanzeige von Elsa Held und Semy Strauss (1923)   

Kuelsheim Israelit 31051923.jpg (27821 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: "Elsa Held – Semy Strauss. Verlobte. Külsheim in Baden, Amt Wertheim – Karlsruhe in Baden, Schlossplatz 13. Mai 1923 – Siwan 5683."  

    
Hochzeitsanzeige für Semmy Strauss und Else geb. Held (1923)  

Kuelsheim Israelit 19071923.jpg (45698 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1923: "Gott sei gepriesen.  
Semmy Strauss - Else Strauss geb. Held.
Vermählte. 
Karlsruhe i.B. Schlossplatz 13 - Külsheim in Baden. 
Trauung: 24. Juli 1923 / 11. Aw 5683 in der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe."    

    
Verlobungsanzeige von Feny Hahn und Willi Rothschild (1928) 

Kuelsheim Israelit 09021928.jpg (27595 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: 
"Feny Hahn - Willi Rothschild. Verlobte. 
Külsheim (Baden) - Hörstein (Unterfranken)."  

       
Hochzeitsanzeige von Leo Hahn und Elsi geb. Strauß (1929)  

Kuelsheim Israelit 31011929.jpg (33215 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1929: 
"Gott sei gepriesen. Leo Hahn - Elsi geb. Strauß. 
Vermählte. Külsheim (Baden) - New York - Hardheim (Baden)
30. Januar 1929)."       

  
Verlobungsanzeige für Recha Levy und Alfons Süsser (1931)        

Kuelsheim Israelit 03091931.jpg (23298 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1931: "Recha Levy - Alfons Süsser
Verlobte. Külsheim (Baden) - Frankfurt am Main - Karlstadt am Main
August 1931 - Elul 5691."   

      
      
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Jeanette Wertheim aus Külsheim (1844-1921) und Bernhard Wertheim aus Breitenbach (1843-1898)    
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Jeanette Wertheim wird nicht mitgeteilt.      

Kuelsheim NY Cyprus 1730.jpg (65512 Byte)   Kuelsheim NY Cyprus 1730a.jpg (135629 Byte)   Grabstein für 
"Our Beloved Mother 
Jeanette Wertheim 
 
Born in 
Külsheim Baden Germany  Nov. 22, 1844  
Died June 6, 1921 und 
"A devoted Husband and Loving Father 
Bernhard Wertheim
Born in 
Breitenbach-Kurhessen 
March 8, 1843 Died Oct. 25, 1898".    

          
          
          
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge   
       
Über mittelalterliche Einrichtungen ist nichts bekannt. 
       
Eine Synagoge und ein Rabbinerhäuschen werden 1770 erstmals erwähnt. Wo sie sich befanden und ob es sich bei der Synagoge um ein eigenes Gebäude oder einen Betsaal in einem jüdischen Privathaus oder in dem Rabbinerhäuschen handelte, ist nicht bekannt. Für die letztere Annahme spricht, dass die Regierung 1792 die Errichtung einer neuen Synagoge in Külsheim nur unter der Bedingung genehmigte, dass dafür das Rabbinerhäuschen an die Bürgerschaft verkauft werden müsse.  
       
Noch vor 1797 baute die jüdische Gemeinde die Scheuer der Juden Schmay und Manasses zu einer neue Synagoge mit Wohnung für den Rabbiner um. Dadurch konnte Ende 1797 das ehemalige Rabbinerhäuschen (eine halbe Hofreite) versteigert werden. Für das Gebäude gab es außer einem Nichtjuden nur jüdische Kaufinteressenten. Beim dritten Steigerungstermin wurde es für 750 Gulden dem David Nathan zugeschlagen. Als Bedingung für den Synagogenbau war in Külsheim verfügt worden, dass "die Judenschul auf die Gass zu ohne Fenster geschlossen aufgeführt" werden sollte. Offensichtlich sollten die Christen nicht durch die Gebete und Gesänge oder das laute Aufsagen des Lehrstoffs der Kinder gestört werden. Inwieweit diese Bestimmung beim Bau eingehalten wurde, ist nicht bekannt. Spätestens bei Um- und Ausbauten im 19. Jahrhundert wurden Fenster zur Strasse hin eingebaut. Dennoch konnte man dem Gebäude äußerlich nicht ansehen, dass es als Gotteshaus diente. Nachdem es im Laufe der Jahrzehnte äußerlich einen etwas heruntergekommenen Eindruck machte, notierte der Vertreter des Bezirksamtes anlässlich einer Ortsbereisung 1861: "Die Synagoge hat ein so vernachlässigtes Aussehen, wie es für keinerlei zur öffentlichen Gottesverehrung bestimmtes Haus passt, der Zustand schon längere Zeit, weshalb man, obgleich der Vorsteher eheste Verbesserung zugesagt hat, für angemessen hält, den Vollzug von Amt aus zu überwachen". Es ist anzunehmen, dass die Synagoge auf Grund dieser behördlichen Stellungnahme damals nochmals renoviert wurde.   
     
Über das gottesdienstliche Leben in der Külsheimer Synagoge liegen einige Berichte in den Tagebuchnotizen des Haller Professors Ulrich Gerhardt vor, der zwischen 1907 und 1930 mehrfach die Gottesdienste in Külsheim besuchte und sich zu den Besonderheiten Aufschriebe machte. Der 1875 geborene Gerhardt erinnerte sich auch an "seine Jugend", als in Külsheim die jüdischen Männer noch in ausgesprochener Festkleidung, das heißt mit Gehrock und Zylinderhut die Synagoge besuchten. Inzwischen sei mehr und mehr der "gute Anzug" an deren Stelle getreten. Gerhardt beschrieb die Synagoge als sehr traditionelles Bethaus mit einem "nach alter Art" in der Mitte stehenden und über ein paar Stufen erreichbaren Almemor und dem rechts von der Lade stehenden Betpult. Insgesamt machte sie ihm einen "altmodischen" Eindruck. Zum Gottesdienst am zweiten Neujahrstag am 10. September 1907 notierte Gerhardt, dass alle verheirateten Gottesdienstbesucher nach alter Tradition im "Sargenes" (Leichenhemd) erschienen. Die älteren Männer trugen meist noch Bärte. Auf allen Plätzen waren an diesem Tag weiße Bezüge auf den Pulten. Vorbeter Lewy hielt den Gottesdienst. Als Schofarbläser trat ein Herr Adler auf, der mit dem Gebetsschal über dem Kopf blies. Der Segen wurde von nur einem Cohen gesprochen. Lehrer Levy als einziger Levit wusch ihm die Hände. Dazu hatte er einen alten Krug mit Kanne. Am Schluss des Gottesdienstes wurden zwei mal 30 Töne Schofar geblasen. Mehrere Besonderheiten in der Abfolge des Gottesdienstes wurden von Gerhardt festgehalten, die hier nicht detailliert ausgeführt werden können. Zum Gottesdienst am 24. September 1907 (zweiter Tag von Sukkot) berichtete Gerhardt, dass der Gottesdienst um 8 Uhr begann. Schulchandecke, Paroches und Toramäntel waren zu diesem Fest in roter Farbe. Die Torarollen waren mit Wimpeln (Beschneidungswindeln) zusammengerollt. Auch bei diesem Gottesdienst fielen ihm zahlreiche Besonderheiten auf. Nach dem Gottesdienst besuchte Gerhardt die Sukka von Meier Naumann. Hier fiel ihm eine alte Schabbeslampe mit sechs Ölröhren auf. Als Jahre später am 25. März 1925 Gerhardt wiederum zum Gottesdienst in Külsheim war, entdeckte er neue Decken am Almemor und Schulchan. Von Maier Naumann wurde ihm nach dem Gottesdienst das Memorbuch der Gemeinde gezeigt. Im September 1930 war Gerhardt noch zweimal zu den Gottesdiensten in Külsheim. Beim Gottesdienst am 13. September war nur eine Torarolle vorhanden. Maier Naumann hatte die beiden anderen zur Ausbesserung in seine Wohnung genommen. Zu den Gottesdiensten an den Hohen Feiertagen (Gerhardt beschrieb noch ausführlich den von ihm am 24. September 1930, zweiter Tag des Neujahresfestes) waren die Torarollen wieder in der Synagoge zurück.  
      
Das Synagogengebäude blieb in der Pogromnacht 1938 zunächst unzerstört, doch wurde eine Torarolle gestohlen, nach Tauberbischofsheim gebracht und mit den Torarollen der dortigen israelitischen Gemeinde auf dem Marktplatz verbrannt. Entweder im Anschluss an die Ereignisse in der Pogromnacht im November 1938 oder erst ein Jahr später wurde die Synagoge vollständig geplündert und verwüstet. Zeugen der Ereignisse konnten sich später an den Termin dieser Aktion nicht mehr erinnern. Jedenfalls soll die Aktion auf Befehl der NSDAP-Kreisleitung Wertheim durchgeführt worden sein. Inwieweit auch Külsheimer Parteigenossen beteiligt waren, wurde nie geklärt. Das Torasilber und die alten Messing-Hängeleuchter waren, da die Gemeinde in Auflösung begriffen war, schon im Sommer vorher verkauft worden. Nach der Plünderung war ein Korb mit Sachen aus der Synagoge in das Rathaus gebracht worden, wo er von der Kreisleitung abgeholt werden sollte, offenbar aber nicht wurde, denn dieser verblieb im Rathaus Külsheim, bis im September 1946 ein Wertheimer Geschäftsmann (Max Kozlowski) die Gegenstände an sich nahm. Seither sind sie verschollen. Über den Verbleib des Gemeindearchives und eines in rotem Samt gebundenes Memorbuch, die in einem kleinen Zimmer neben dem Betsaal aufbewahrt waren, ist nichts bekannt.   
    
Die Synagoge wurde nach den Plünderungsaktionen amtlich versiegelt. Das Gebäude wurde am 12. Januar 1940 für 3000 RM an den Landwirt Philipp Väth verkauft, der zur Unterbringung seines Strohs dringend Lagerraum benötigte. Ihm gehörte auch eine unmittelbar an das Synagogengebäude angebaute Scheune. Dem Verkauf an Landwirt Väth stimmte auch der Kreiswirtschaftsberater der NSDAP zu. Als Verkäufer trat der Anfang 1940 noch in Külsheim lebende Samuel Scheuer auf, der im Oktober 1940 deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet wurde. Am 23. August 1943 brannte das Synagogengebäude nieder. Der Brand war entstanden, nachdem Elektromeister Reinhart von Külsheim "in fahrlässiger Weise an der elektrischen Leitung an dem auf dem Gebäude [...] angebrachten Dachständer gearbeitet (hatte), ohne vorher den Strom abzuschalten". Dabei hatten sich Leitungen berührt, wodurch eine Stichflamme entstand, über die das unter dem Dachständer befindliche Stroh in Brand gesetzt wurde. Der Brand wurde durch die Feuerwehren Külsheim und Tauberbischofsheim gelöscht. Auch die benachbarte Scheune und angrenzende Wohnhäuser wurden durch den Brand beschädigt. 
     
Die bis auf Teile der Umfassungsmauern zerstörte Synagoge, für die der Eigentümer 1951 eine Nachzahlung an die Jüdische Vermögensverwaltung JRSO zu begleichen hatte, wurde einschließlich der danebenliegenden Scheune kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als einheitliches Wirtschaftsgebäude wieder aufgebaut, wobei die Kellermauern der Synagoge für den Neubau benutzt wurden. Sie erinnerten bis 2009 an die ehemalige Synagoge (Grundstück Nr. 593 an der Bergstrasse, gegenüber Bergstrasse 8, früher "Judenschulweg" genannt). Im Juli 2009 wurde die Scheune, mit der die ehemalige Synagoge überbaut wurde, abgebrochen. Am 8. November 2013 wurde am Platz der früheren Synagoge - an einem Mauerrest des Gebäudes - ein Gedenkstein eingeweiht.   
     
     
     
Fotos                         
Historische Fotos: 

Kuelsheim Synagoge 001.jpg (58359 Byte)

Kuelsheim Synagoge 002.jpg (75282 Byte)
Die Synagoge in Külsheim  Innenansicht der Synagoge 

Plan: 

Kuelsheim Plan 01.jpg (236251 Byte)

Stadtplan Külsheim mit Eintragung der
 jüdischen Einrichtungen (außer Friedhof


Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)
Ansicht der Bergstraße 2009
(Foto: Otto Spengler, Külsheim)
Kuelsheim Synagoge 150.jpg (47569 Byte) Kuelsheim Synagoge 151.jpg (54777 Byte) Kuelsheim Synagoge 470.jpg (77445 Byte)
  Dieselbe Blickrichtung 
wie die historische 
Aufnahme oben
Das auf dem ehemaligen
 Synagogengrundstück bis Juli 2009
 stehende Gebäude. Ein Teil der
 Umfassungsmauern wurde vom
 Synagogengebäude übernommen
Blick in die Bergstraße nach 
Abbruch (Juli 2009) der auf dem 
Grundstück der ehemaligen
 Synagoge erstellten Scheune
    
     
Unweit der ehemaligen Synagoge: 
das rituelle Bad
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)
Kuelsheim Mikwe 151.jpg (54458 Byte) Kuelsheim Mikwe 150.jpg (54410 Byte)
    Entlang der Grünfläche links des Gebäudes
 verlief ein Wasserkanal, über den 
die Mikwe frisches Wasser erhielt 
Das landwirtschaftliche Gebäude, 
das heute über der ehemaligen 
Mikwe steht 
        
     Kuelsheim Mikwe 154.jpg (54809 Byte) Kuelsheim Mikwe 153.jpg (67979 Byte)
    Teilweise sind die Mauerreste des früheren Hauses über dem Bad erhalten. Im ersten
 Stock befand sich eine Wohnung. Das Tauchbecken ist unter den Brettern erhalten.
     
Tauchbecken des rituellen Bades
  (sw-Fotos erhalten von Daniel Mahr,
 Walldürn)
Kuelsheim Mikwe 190.jpg (53447 Byte) Kuelsheim Mikwe 191.jpg (51641 Byte)
      
      
Jüdische Geschäfte in Külsheim
(sw-Fotos erhalten von Daniel Mahr,
 Walldürn)
Kuelsheim Ort 190.jpg (79584 Byte) Kuelsheim Ort 191.jpg (58880 Byte)
  Manufakturwaren- und Bankgeschäft
 Samuel Held (vgl. Anzeige von 1902 s.o.)
 
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

September 2012: Bericht über die Forschungen von Alfred Bauch   
Artikel von Bernhard Müller in den "Fränkischen Nachrichten" vom 12. September 2012: "FN-Heimat-Serie: Alfred Bauch erforscht mit großem Engagement die jüdische Geschichte seiner Heimatstadt. Seit 25 Jahren ist er auf Spurensuche 
Külsheim
. Über 700 Jahre gibt es nachweislich Fakten und Dokumente über jüdisches Leben und jüdische Kultur in der Brunnenstadt. "Damit ist die jüdische Historie auch ein ganz wesentliches Stück Heimatgeschichte", betont Alfred Bauch. Der 58-Jährige gehört mit zu den profundesten Kennern der jüdischen Geschichte in Külsheim. Seit rund 25 Jahren ist er auf Spurensuche, forscht er und trägt alle nur erdenklichen Daten zu diesem Thema zusammen. Mittlerweile hat sich eine Sammlung aus offiziellen Dokumenten, Nachforschungen über Familienschicksale jüdischer Mitbürger, Dokumentationen, Berichten von Zeitzeugen und unterschiedlichsten Bildern in 15 Aktenordnern in seinem Archiv im Keller angehäuft. Hinzu kommt eine kleine Bibliothek von Sekundärliteratur über jüdische Kultur im Allgemeinen. Ziel soll sein: "Alle diese Informationen zusammenfassen und die "Geschichte der jüdischen Gemeinde Külsheims als Dokumentation zu veröffentlichen", wie er sagt..." 
Link zum Artikel  (auch eingestellt als pdf-Datei)     
 
November 2013: Ein Gedenkstein für die Synagoge wird aufgestellt  
Kuelsheim Synagoge 1300.jpg (187617 Byte)Artikel von Hans-Peter Wagner in den "Fränkischen Nachrichten" vom 11. November 2013: "Gedenkstein am Mauerrest der Synagoge" (eingestellt als pdf-Datei), dazu ein Bericht "Schule und Gotteshaus bildeten eine Einheit" (Bericht über die Vorträge über die Geschichte und die Bedeutung jüdischer Kultur im Anschluss an die Enthüllung der Gedenktafel in Külsheim.  
(Artikel und Foto erhalten von Otto Spengler)     
 
März 2016: Wurde der Grundstein der Synagoge entdeckt?  
Artikel von Michael Geringhoff im Main-Echo vom 11. März 2016: "Steinfund beschäftigt Denkmalschützer. Historisches: Kunstvoll bearbeiteten Sandstein bei Vorbereitungen für Scheunenabriss in Külsheim entdeckt
Külsheim.
In Külsheim ist ein kunstvoll beschlagener Stein wiederentdeckt worden, jetzt wird um seine Herkunft gerätselt. Wiederentdeckt wurde der Stein bei den Vorbereitungen für einen Scheunenabriss im Stadtgebiet.
An der Ecke Hauptstraße/ Bergstraße soll eine große Scheune einem Mehrfamilienhaus Platz machen. An einer Mauerecke wurde nun der rund 50 mal 50 Zentimeter große Stein wiederentdeckt und liefert seither reichlich Stoff für Spekulationen. Für Alfred Bauch, einen ausgewiesenen Kenner Külsheimer Judaica, bietet sich mit dem Stein die Chance, den Grundstein der einstigen Synagoge wiederentdeckt zu haben. Die Synagoge lag nahe bei, das Badehaus, die Mikwe, am Meßhofweg.
Fundstück wird eingelagert. Eher zurückhaltend bewertet die Leiterin des Külsheimer Bauamtes, Irene Trabold, den Fund, dessen Herkunft im Dunkel liege. Der schön beschlagene Stein zeige unter anderem zwei Hasen, die als Symbol der Fruchtbarkeit gelten. Sie könnten den Wunsch ausdrücken, dass das so geschmückte Gebäude immer gesegnet sein solle, auch für christliche Kirchen, könne sie sich einen solchen Stein vorstellen, sagte Trabold.
Es sei zudem keineswegs gesichert, dass der Stein überhaupt aus Külsheim stamme. Übrig gebliebene oder bei Abbrüchen zurückgewonnene Baumaterialien seien früher häufig über weite Strecken transportiert und anderswo wieder eingebaut worden. In einem ersten Schritt zur Klärung hat Trabold den Stein fotografieren lassen. Die Bilder sind dem Landesdenkmalamt in Stuttgart zur Prüfung zugeleitet worden. Dort will man derzeit noch nichts Abschließendes sagen. In einer ersten mündlichen Stellungnahme gegenüber der Stadt Külsheim hat aber auch das Denkmalamt vorsichtige Zweifel daran geäußert, dass der Stein tatsächlich aus Külsheim stammt und dass er im Zusammenhang mit der Synagoge stehen könnte. Sollte es bei einer genauen Prüfung doch noch gelingen, diesen Beweis zu führen, so wäre das eine landesweit beachtete Sensation, denn nur sehr selten werden solche Sockelsteine am tatsächlichen Herkunftsort aufgefunden. Eine schnelle Klärung ist derzeit wohl nicht zu erwarten. Die Stadt Külsheim wird den Stein im Zuge des Abbruches sichern und bis zur weiteren Begutachtung und Bewertung durch das Landesdenkmalamt einlagern."  
Link zum Artikel     
 
Juli 2020: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Külsheim 
Artikel von Hans-Peter Wagner in den "Fränkischen Nachrichten" vom 20. Juli 2020: "Külsheim. Wichtige Aktion Der Künstler Gunter Demnig verlegte sieben weitere Stolpersteine in drei Straßen der Brunnenstadt / Wichtige Zeichen gegen das Vergessen einer schlimmen Zeit. Die Erinnerung an ermordete Mitbürger wach halten
Külsheim
. Das Verlegen von Stolpersteinen zur Erinnerung an das Schicksal ehemaliger jüdischer Bewohner der Brunnenstadt wurde am Freitagnachmittag fortgesetzt. Der Künstler Gunter Demnig verlegte in drei Straßen insgesamt sieben solcher Steine vor den jeweiligen Häusern und Wohnungen der ehemaligen Mitbürger. Die Stadt Külsheim setzte mit der Aktion auch ein Zeichen gegen Antisemitismus. Gut zwei Dutzend Menschen aus allen Altersklassen trafen sich an der ersten Station an der unteren Bergstraße, dem ehemaligen Judenschulweg. Alfred Bauch, profunder Kenner der jüdischen Geschichte in Külsheim, freute sich, dass die Aktion in Külsheim weitergeführt werde, und unterstrich, die örtliche Pater-Alois-Grimm-Schule habe den Tag begleitend vorbereitet. Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann ergänzte, Bauch selbst sowie die Lehrkräfte Julia Fleckenstein und Elena-Maria Bitsch hätten sich zusammen mit den Schülern der inklusiven Klasse 9b um das Projekt gekümmert. Der Bürgermeister betonte, die Geschichte der Külsheims sei unauslöschlich mit der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde verbunden. Diese habe das wirtschaftliche und das kulturelle Leben beinahe 600 Jahre lang mitgestaltet. Es sei für Külsheim eine Verpflichtung, so Schreglmann, die Erinnerung an die Geschichte wach zu halten und auch künftige Generationen daran immer wieder zu erinnern. Leider sei auch in Külsheim jahrzehntelang der jüdisch geprägte Teil der Geschichte in ein Tuch des Schweigens gehüllt worden. Erst in den letzten Jahren habe man hier begonnen, sich dieser Geschichte zu stellen. So seien 2014 gemeinsam mit Gunter Demnig erste Stolpersteine verlegt worden. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass man sich an der unteren Bergstraße im vormaligen jüdischen Zentrum Külsheims befinde. In unmittelbarer Nähe sei in der Obertorgasse die Mikwe, das jüdische Ritualbad, welches noch bis heute erhalten sei. Die Sanierung des Bades werde man in den nächsten Jahren schaffen. Die Namen derer, die seinerzeit aus der Mitte der Stadt gerissen worden seien, dürften niemals in Vergessenheit geraten. Demnig setzte die Steine in Külsheim behutsam, klopfte diese besonnen ins Lot, verrichtete seine Arbeit respektvoll schweigend, als Verbeugung vor den Menschen. Fleckenstein erläuterte, wie die Schüler das Projekt angegangen sind, wie sie dieses technisch umgesetzt hatten und schließlich würdig gestalten konnten. An der unteren Bergstraße befinden sich nun die Stolpersteine für Rosi Kahn, deren Mutter Malchen Kahn und Großmutter Sophie Kahn. Malchen Kahn führte das Schuhgeschäft ihres im Ersten Weltkrieg gefallenen Mannes Moritz Kahn weiter. Nach 1933 nahm der Druck der Nazis, vor allem aus Wertheim, immer mehr zu, jüdische Menschen wurden offen terrorisiert. Rosi Kahn floh mit ihrem Mann 1936 in die USA. Großmutter Sophie Kahn starb 1938, wurde als eine der letzten auf dem jüdischen Friedhof in Külsheim bestattet. Mutter Malchen Kahn erkrankte an Asthma, starb 1939 im jüdischen Hospital in Fürth. Die Stolpersteine für Samuel Bär und für dessen Frau Berta Bär liegen in der Spitalstraße. Samuel Bär war Schuhmacher und Händler, zudem Wortführer der jüdischen Gemeinde. Er wurde bei der demütigenden sogenannten 'Brunnentaufe' am 1. September 1939 besonders heftig gequält, am 22. Oktober 1940 wie alle badischen Juden in das Lager Gurs nach Südfrankreich verschleppt, am 10. August 1942 nach Auschwitz transportiert und dort ermordet. Berta Bär ward zusammen mit ihrem Mann Samuel in das Lager Gurs deportiert. Auch sie wurde im August 1942 im Viehwaggon nach Auschwitz transportiert und ermordet. In der Boxtalstraße sind seit Freitag die Stolpersteine für Max Brückheimer und dessen Schwester Fanny Brückheimer. Max Brückheimer war am Ort jüdischer Metzger. Er wurde am 11. November 1938, dem Tag nach der Reichspogromnacht, verhaftet, nach Dachau gebracht, überlebte dieses erste Martyrium. Auch Max Brückheimer musste die 'Brunnentaufe' über sich ergehen lassen, wurde 1940 nach Gurs deportiert. Auch er kam in die Vernichtungslager nach Auschwitz, man erklärte ihn dort für tot. Fanny Brückheimer half im Metzgergeschäft ihres Bruders. Auch sie wurde nach Südfrankreich deportiert, im Lager Gurs eingesperrt. Am selben Tag wie ihr Bruder kam für sie der Transport nach Auschwitz, wo sich ihre Spur verliert. Bauch meinte abschließend, noch seien in Külsheim nicht alle Stolpersteine verlegt. Er sei froh, dass dies in Külsheim gemacht werden könne, in manchen Städten gelinge dies nicht." 
Link zum Artikel               
 

  
   

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Stadt Külsheim   
bulletWebsite von Otto Karl Spengler, u.a. mit 
einem Verzeichnis der Geburten der Külsheimer Juden ab 1812  (teilweise mit Angaben zum weiteren Lebensweg, auch Fotos)   
einem Verzeichnis der Eheschließungen der Külsheimer Juden ab 1812  
dazu Seiten über Külsheimer Emigranten nach Übersee, Külsheimer Gefallene und Vermisste des Ersten Weltkrieges 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Külsheim (interner Link)     

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Külsheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Külsheim ist vorhanden:    
J 386 Bü. 328 Külsheim Sterbefälle 1907 - 1938 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445936     
   
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Külsheim" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 16 finden sich zum Friedhof Külsheim Belegungsplan, Belegungslisten, Dokumentation Grabstein 1 bis 292 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902261   
ebd. Bü. 183 findet sich eine Dokumentation Grabstein 293 bis 635  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902263 (online kein Inhalt)  
ebd. Bü. 231 findet sich eine Dokumentation Grabstein 636 bis 920  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907071 (online kein Inhalt)         

 Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 170-171. 
bulletGermania Judaica II,1 S. 459-460; III,1 S. 694.   
bulletWilhelm Spengler: Wirkendes Leben, ein Arzt erzählt. Lengerich/Westfalen ohne Jahr S. 85-92 (persönliche Erinnerungen an die jüdische Gemeinde Külsheim des in Külsheim aufgewachsenen Wilhelm Spengler).   
bulletElmar Weiss/Irmtraut Edelmann/Helmuth Lauf: Geschichte der Brunnenstadt Külsheim. Hg. von der Stadtverwaltung Külsheim. Band 2. Külsheim 1992. Hierin Abschnitt von Herwig John: "Geschichte der Juden in Külsheim" S. 129-169.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 473-474.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  

         
           


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Kuelsheim  Baden. The medieval Jewish community was decimated in the Rindfleisch massacres of 1298 and completely wiped out in the Black Death massacres of 1348-49. It was renewed in 1378 and Jews maintained a presence over the following centuries. In the 19th century, disabilities and social distance persisted despite liberalizing laws. Teh jewish population grew to 196 in 1871 (total 1,833), with nearly half the Jews operating as cattle traders at the turn of the century. From the 1880s, the Jewish population began to drop through emgration and the exodus to the big cities, numbering 106 in 1910 and 36 in 1933. Under the Weimar Republic, Jews were active in public life but with the rise of the Nazis they were subjected to increasing social and economic isolation. Sixteen Jews emigrated through 1940 while ten left for other German cities. The last 13 were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940 and six were deported after leaving Kuelsheim; 15 perished in the camps.  
   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020