Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bodenheim mit Nackenheim (VG Bodenheim, Landkreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge  
Zu Nackenheim: siehe auch die Website https://nackenheim-im-nationalsozialismus.de/    

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Bodenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück, als erstmals Juden am Ort genannt wurden. Bereits 1351 wird allerdings in einer Rothenburger Quelle (sc. Rothenburg ob der Tauber) ein Jude "aus Bodenheim" genannt (Quelle genannt bei Kemp S. 2 Anm. 6 s.Lit.).
 
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges werden 1644 in Mainz zwei Juden aus Bodenheim genannt, die dort Unterkunft bei Glaubensgenossen fanden. Im Bodenheimer Gemeindearchiv ist aus dem Jahr 1711 eine Urkunde vorhanden, die die damalige Anwesenheit von Juden am Ort belegt (genannt wird die Jüdin Hancla mit ihren Kindern, die ihre Schulden nicht bezahlen konnte). 1713 wird der Jude Gumprecht erwähnt, der "auf ein Wohnplätzlein" in der Entengasse (heutige Jahnstraße) klagte und Recht bekam. 1729 wird der Schutzjude Honela Seeligmann genannt, 1730 Simon Leser. Eine erste Liste liegt von 1742 vor: neben dem bereits genannten Simon Leser werden aufgeführt: Hirsch Moyses, Mayer Löser, Bumbel Lewi, Mayer Honell, Löb Honnle (Honell), Isaac Honnle (Honell). Die Bodenheimer Juden lebten damals vom Handel mit Vieh und Landesprodukten.    
  
1780 ließ sich in Bodenheim Jakob Bamberger aus Schonungen nieder. Hier wurde sein Sohn Abraham (August) Bamberger (1790-1858) geboren, der 1841 in Mainz das Bankhaus Bamberger & Cie. gründen sollte. Jakob Bamberger verzog später auch nach Mainz, wo er 1855 in seinem 100. Lebensjahr verstarb. Zur weiteren Geschichte der Familie Bamberger und den bedeutenden Nachkommen von Jakob Bamberger siehe den Beitrag von Hans-Peter Laqueur: Bodenheim und die Familie Bamberger. Sich schließende Kreise (intern eingestellt).     
  
1786 wird in Bodenheim von der Taufe des Juden Herz Löw berichtet, den daraufhin seine Frau mit den Kindern verließ (Löw ertränkte sich später im Brunnen des Ortes). 
   
Zunächst blieb die Zahl der ortsansässigen Juden gering: bei der Volkszählung 1804 wurden 27 jüdische Einwohner gezählt. 1808 gab es folgende jüdische Familien (mit damals neu angenommenen Familiennamen): Händler Abraham Beringer mit Frau und vier Kindern; Händler Simon Blum mit Frau und drei Kindern; Jacob Mayer mit Frau und vier Kindern; Lehrer Jacob (Jacques) Liebmann mit Frau und fünf Kindern; Kaufmann Isaac Salomon Becherbach mit Frau und fünf Kindern; Adam Strauß mit Frau und Kindern; Witwe des Abraham Simon mit Sohn). In den folgenden 50 Jahren nahm die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort weiter zu: 1853 wurde ein Höchststand mit 118 jüdischen Gemeindegliedern erreicht. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung langsam zurück. 
 
Zur Gemeinde gehörten auch die im benachbarten Nackenheim lebenden jüdischen Personen (1808 zwei jüdische Familien: Abraham Schwarz mit Frau und zwei Töchtern sowie Jacob Wolf mit Frau und sechs Kindern; 1830 6 jüdische Einwohner, 1900 12, 1933 11).    
   
An Einrichtungen waren ein Betsaal, später eine Synagoge (s.u.) sowie ein Schulraum (im Synagogengebäude) und ein rituelles Bad vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Mainz, seit 1883 auf einem eigenen Friedhof beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die ersten bekannten Religionslehrer waren: Abraham Beringer (gest. 1800) und der in der Liste von 1808 schon erwähnte Jacob (Jacques) Liebmann (geb. 1768). Weitere Lehrer waren: der 1838 genannte Religionslehrer Samuel Bing aus Fürth; ab 1844 M. Katz (oder Katzenstein; neben ihm war bis 1849 als Vorsänger Juda Löw Berliner aus Harburg tätig), ab 1851 Lehrer Seligmann Steinberger, ab 1855 Lehrer Bär. Auf dem Friedhof der Gemeinde ist beigesetzt: der seit 1883 angestellte letzte jüdische Lehrer Bodenheims, Meier Reiss (geb. 1850, gest. 1921). Nach dem Tod von Lehrer Reiss wurde der Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer erteilt.  Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Mainz.    
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Markus (Max) Blum (geb. 7.6.1882 in Bodenheim, gef. 21.2.1918).  
      
1924 waren die Gemeindevorsteher Sally Blum, Sally Strauß und Otto Blum, 1932 Adolf Beringer (gest. 1934), Gustav Weil und Heinrich Wolf aus Nackenheim. Damals wurde der Religionsunterricht der jüdischen Kinder durch den Lehrer Kahn aus Hechtsheim erteilt (Anfang der 1930er-Jahre durch Ferdinand Mayer, Harxheim und Herrn Rosenberg aus Mainz, die auch die Aufgabe des Vorsängers übernahmen). 
   
1933 lebten noch etwa 45 Juden in Bodenheim (1938 etwa 30). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung ist in den folgenden Jahren ein großer Teil von ihnen ausgewandert oder in andere Orte verzogen.    
   
Von den in Bodenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Otto Blum (1877), Kathi Catharina Blum geb. Hermann, Ehefrau von Otto (1885), Margot Blum, Tochter von Otto und Kati (1921), Salomon Blum (1869), Klara Karoline Blum geb. Marx (1872; die Ehefrau von Salomon Blum hat Theresienstadt überlebt und ist 1946 in Mainz gestorben), Siegfried (Sally) Blum (1882, 1938 Freitod in Borken), Gertrude Sidonie Hoffmann-Blum geb. Blum, Tochter von Sally (1914), Margarete Cahn geb. Mayer (1865), Wilhelm Adolf Dolles (1877), Emilie (Milly) Ehrmann geb. Strauss (1888), Ida Feibel geb. Guthmann (1870), Joseph Fillo (1879), Fanny Finger geb. Fillo (1878), Karoline Hirsch geb. Blum, Witwe (1866), David Kapp (1869; 1935 Freitod in Worms), Johanna Kort geb. Rosenzweig, (1886), Hedwig Maier geb. Blum, Witwe, Tochter von Amalie (1886), Jonas Julius Mayer (1863), Pauline Ettinghausen geb. Mayer, Ehefrau von Jonas Julius (1879), Julius Mayer (1882), Franziska Nachmann geb. Mayer, Tochter von Julius und Klementine (1918), Babette Rosenthal geb. Beringer (1874), Johanna Strauss (1868), Gustav Weil (1867), Arthur Weil (1905), Berthold Weil (1903), Ernst Weil (1901), Richard Weil (1904), Johannette Weil (1916). 
 
Für folgende Personen wurden in Bodenheim Stolpersteine verlegt (Stand Dezember 2011): Otto, Kathi und Margot Blum; Salomon und Klara Karoline Blum; Sally und Gertrude Blum; Margarethe Cahn; Adolf Dolles; Emilie Ehrmann; Ida Feibel; Joseph Fillo; Fanny Finger; Caroline Hirsch; David Kapp; Johanna Kort; Hedwig Maier; Jonas Julius Mayer; Julius Mayer; Pauline Ettinghausen geb. Mayer; Franziska Nachmann; Babette Rosenthal; Johanna Strauß; Gustav, Ernst, Berthold, Richard, Johannette und Arthur Weil.   
    
Anmerkungen: die in einigen Listen genannte Klementine Mayer geb. Bodenheimer (1885, Frau von Julius Mayer) starb nicht in einem KZ, sondern 1948 in Frankreich; der in einigen Listen zu Bodenheim genannte Julius Metzger (geb. 25. September 1862) ist nicht in Bodenheim, sondern in Badenheim (VG Sprendlingen-Gensingen) geboren (Hinweise von Horst Kasper vom 23.4.2016).  
    
Von den in Nackenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen
von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Feiner (1886), Amalie Feiner geb. Mayer, Ehefrau von Josef (1889), Ruth Feiner, Tochter von Josef und Amalie (1925), Gustav Sender (1884), Betty Sender geb. Wolf, Ehefrau von Gustav (1885), Mathilde Weill geb. Bloch (1870), Marguerite Weill, Tochter von Mathilde (1902), Heinrich Wolff (1878), Selma Wolff geb. Hecht, zweite Ehefrau von Heinrich (1883).
  
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1869 / 1876 / 1882  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1869: "Israelitische Religionslehrer- und Vorsängerstelle. 
Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle zu Bodenheim im Kreis Oppenheim, mit einem jährlichen Gehalt von 300 Gulden ist erledigt und kann sogleich ein Befähigter eintreten. Bewerber wollen sich an die Unterzeichneten wenden, wobei bemerkt wird, dass ein Verheirateter, und der die Funktion des Schächtens versehen kann, bevorzugt wird.
Bodenheim, den 15. November 1869. 
Der israelitische Religionsgemeinde-Vorstand. Moritz David Mayer. Lazarus Mayer. Samuel Blum."   
 
Bodenheim Israelit 21061876.jpg (30732 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1876: "Ein unverheirateter Schächter, Vorbeter und Religionslehrer, mit den besten Zeugnissen versehen, wünscht sofort oder zum 1. August engagiert zu werden. Offerten beliebe man an Herrn A. Schönlank in Bodenheim bei Mainz zu richten."
 
Bodenheim Israelit 13091876.jpg (39140 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1876: "In der israelitischen Gemeinde Bodenheim bei Mainz ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters mit jährlichem Gehalte von Mark 600 nebst freier Wohnung zu besetzen. Die Nebeneinkünfte dürften sich auf 300 Mark belaufen. Reflektanten, die dem Schächterdienst vorstehen müssen, wollen ihre Offerten mit Zeugnissen an den unterzeichneten Vorsteher einsenden. Abraham Beringer". 
 
Bodenheim Israelit 18101882.jpg (25973 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1882: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters für die israelitische Religionsgemeinde zu Bodenheim bei Mainz ist neu zu besetzen und werden Bewerber eingeladen, sich an uns zu wenden. Der Vorstand.
Anmerkung: auf diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Lehrer Meier Reiss, der bis zu seinem Tod 1921 in Bodenheim geblieben ist. 

    
Über den Lehrer Meier Reiss  
Anmerkung: Der Vorname wird auch "Mayer" geschrieben, der Nachname auch als "Reuß", doch schrieben die jüdischen Familien in Groß-Zimmern ihren Familiennamen gewöhnlich "Reiss" . 

Bodenheim Friedhof 206.jpg (81257 Byte)Lehrer Meier Reiss (geb. 1850 in Groß-Zimmern, gest. 1921 in Bodenheim, links Foto des Grabsteines auf dem Friedhof in Bodenheim) war zunächst Religionslehrer in Ebersheim (Mainz-Ebersheim), wo er die von dort stammende Caroline geb. Simon geheiratet hat (geb. 1847). 1882 wechselte er nach Bodenheim. In den ersten Jahren kamen zwei Töchter des Ehepaares (1884 und 1887) tot zur Welt. Im April 1897 starb Caroline Reiss geb. Simon. Sie wurde im jüdischen Friedhof in Bodenheim beigesetzt. Meier Reiss war seit Dezember 1901 in zweiter Ehe verheiratet mit der Witwe Rosa Simon, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte (beide lebten später in den USA).   
Angaben nach den Recherchen von Horst Kasper im Artikel über Religionslehrer Reiss in der "Allgemeinen Zeitung" vom 1.6.2012 (siehe Link unten). 

  

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Bodenheim geboren sind
 
 Bodenheim KK MZ Metzger Julius.jpg (99154 Byte)  Bodenheim KK MZ Nachmann Franziska.jpg (96506 Byte)  Bodenheim KK MZ Weil Arthur.jpg (92395 Byte)
    Kennkarte für Julius Metzger (geb. 25.9.1862 in
 Bodenheim, später wohnhaft in Bingen und Mainz),
 deportiert im September 1942 ab Darmstadt in 
das Ghetto Theresienstadt, wo er am 21.10.1942
 umgekommen ist.   
 Kennkarte für Franziska Nachmann geb. 
Mayer
(geb. 8.4.1918 in Bodenheim, zuletzt 
wohnhaft in Mainz), deportiert im März 1942 
in das Ghetto Piaski und umgekommen  
   
 Kennkarte für Arthur Weil 
(geb. 13.2.1905 in Bodenheim, zuletzt 
wohnhaft in Main), deportiert im März 1942 
in das Ghetto Piaski und umgekommen  
  
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Nackenheim geboren sind
 
 Nackenheim KK MZ Sender Betty.jpg (86102 Byte)    
   Kennkarte für Betty Sender geb. Wolff (geb. 
25.5.1885 in Nackenheim, wohnhaft in Bodenheim 
und Mainz), deportiert im März 1942 in das 
Ghetto Piaski und umgekommen
   

    
   
   
Zur Geschichte der Synagoge       
   
In den 1820er-Jahren fanden die Gottesdienste in einem Betraum in dem Haus Enggasse 3 statt. Damals sammelten die Bodenheimer Juden bereits eifrig für den Neubau einer Synagoge. 1833 wurde behördlicherseits die Erbauung einer Synagoge und eines Frauenbades genehmigt. Im April 1834 konnte man ein geeignetes Grundstück in der Rathausstraße erwerben und noch im selben Jahr mit dem Bau beginnen. Die Einweihung der Synagoge war am 27. Juni 1835. 1841 und 1887 waren größere Renovierungsmaßnahmen nötig, wobei 1887 vor allem die gesamte Innenausstattung erneuert wurde. 
    
Bereits vor 1938 wurde das Synagogengebäude verkauft und blieb daher in der Pogromnacht 1938 unangetastet. 
   
Im Jahr 1965 wurde das Gebäude abgebrochen; das Grundstück wurde neu bebaut. 
    
    
Adresse/Standort der SynagogeRathausstraße 5. 
   
   
 
Fotos:   

Historische Fotos 
(Fotos: obere Fotozeile links: Fotoarchiv von Yad VaShem, Jerusalem; Mitte und 
rechts aus dem Synagogengedenkbuch Rheinland-Pfalz s.Lit. S. 120) 
 
Bodenheim Synagoge 910.jpg (85853 Byte) Bodenheim Synagoge 101.jpg (70000 Byte) Bodenheim Synagoge 100.jpg (64478 Byte)
  Ansichten der ehemaligen Synagoge; die Ansicht links (Zeichnung) zeigt einige
 Details, die auf dem Foto rechts nicht deutlich erkennbar sind (Eingang, Fenster rechts)
Seitenansicht der ehemaligen 
Synagoge in Bodenheim
     
Fotos von 2005
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.3.2005)
Bodenheim Synagoge 201.jpg (63391 Byte) Bodenheim Synagoge 200.jpg (51380 Byte)
   Das an der Stelle der Synagoge erbaute
 Wohnhaus: der Torbogen rechts ist auch
 auf dem rechten Bildrand des historischen
 Fotos oben zu sehen. 
Die Gedenktafel für die ehemalige Synagoge
 mit Ansicht der ehemaligen Synagoge
 
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Mai 2004: Buchvorstellung    
Über das von Horst Kasper (Bodenheim) 2004 erschienene Buch: "Der jüdische Friedhof in Bodenheim - und Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürger und Bürgerinnen von Bodenheim und Nackenheim".  
Artikel von Klaus Mümpfer in der "Allgemeinen Zeitung Main" vom 20. Mai 2004 (Artikel): 
"'Haus für die Ewigkeit'. BODENHEIM. Die Lebensdaten sind nüchtern, verraten wenig vom Schicksal des Menschen, der sich dahinter verbirgt: "Caroline Hirsch, geborene Blum, geboren 7. August 1866 in Bodenheim." Laut Mitteilung des Amtsgerichts Alzey wurde als Zeitpunkt des Todes der 31. Dezember 1945 festgestellt. Caroline Hirsch war die Tochter von Samuel Blum und Schwester von Salomon Blum.  
Das Foto zeigt die Bodenheimer Geschwister Dolles: Wilhelm Adolf, Elisabeth Helene, Friedrich Hermann und Carl Joseph (von links). Ihr Vater Friedrich Wilhelm war Katholik, die Mutter Anna Carolina war Jüdin..."  
 
April 2005: Auf der Suche nach Holocaust-Spuren - Nachfahre jüdischer Emigranten kehrt zurück      
 Artikel in der "Allgemeinen Zeitung Mainz" vom 2. April 2005 (Artikel): 
"Auf der Suche nach Holocaust-Spuren - Nachfahre jüdischer Emigranten kehrt zurück.  BODENHEIM/NACKENHEIM. Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Altbürgermeister Horst Kasper, der von 1973 bis 1984 im Amt war, mit der Geschichte ehemaliger jüdischer Mitbürger in Bodenheim und Nackenheim. Nach langen Recherchen brachte er vor einiger Zeit das Buch "Der jüdische Friedhof in Bodenheim - Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger in den beiden Gemeinden" heraus. Die Eltern des heute 64-Jährigen waren vor dem Zweiten Weltkrieg mit jüdischen Bürgern aus Bodenheim eng befreundet. Dies veranlasste Horst Kaspar zu einer Spurensuche..."   
   
Oktober 2009: Verlegung von "Stolpersteinen" in Bodenheim   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 10. Oktober 2009: "'Stolpersteine' in Bodenheim.  
(red). Am Mittwoch, 14. Oktober, 11 Uhr, beginnt der Künstler Gunter Demnig vor der Verbandsgemeinde mit der Verlegung der "Stolpersteine". Für neun Bodenheimer Bürger, die von den Nazis in Konzentrationslagern oder andeswo umgebracht wurden, werden kleine Gedenksteine mit einer Messingplatte im Fußweg eingelassen. Am Dollesplatz, in der Jahnstraße, der Langgasse, und der Mainzer Straße werden neun kleine Denkmäler gesetzt. Weil der Künstler nicht alles an einem Tag schaffen kann, sollen im nächsten Jahr noch einmal 20 "Stolpersteine" gesetzt werden. Eingeladen sind zu dieser Aktion sind alle Bodenheimer, ganz besonders aber die Spender, die dies ermöglicht haben"  
  
Mai 2010: Weitere 21 "Stolpersteine" wurden in Bodenheim verlegt    
Artikel von Helena Sender-Petry in der "Allgemeinen Zeitung" vom 5. Mai 2010 (Artikel): 
"'Sichtbare Zeichen' setzen. 
BODENHEIM - GEDENKEN Aktionskünstler Gunter Demnig verlegt 21 Stolpersteine in Bodenheim 

Dort, wo einst die Synagoge stand, warnt eine Tafel vor 'einem Regime der Unmenschlichkeit, der Barbarei und des Rassenwahns'. Denn auch in Bodenheim lebten Männer, Frauen und Kinder, die gedemütigt, geschändet, beraubt und ermordet wurden - einzig, weil sie Juden waren. Für 21 Opfer des verbrecherischen Nazi-Terrors, darunter auch ein Katholik, setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig gestern so genannte Stolpersteine, kleine Betonquader mit einer Haube aus Messing, Mahnmale des Erinnerns, die den Toten Identität und Heimat zurückgeben. Horst Kasper, der gemeinsam mit Axel Voigt diese Aktion angestoßen und auf den Weg gebracht hat, sprach von einem 'sichtbaren Zeichen' wider das Vergessen..."     
   
Februar 2012: Weitere "Stolpersteine" für "Euthanasie"-Opfer werden in Bodenheim verlegt  
Dazu Artikel von Lena Fleischer: Stolpersteine sollen an Bodenheimer Euthanasie-Opfer erinnern (Allgemeine Zeitung, 10.02.2012)  
  
Juni 2012: Erinnerung an den jüdischen Religionslehrer Mayer Reiss   
Artikel von Lena Fleischer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 1. Juni 2012: "Zum Unterricht in die Synagoge
Religionslehrer Mayer Reiss unterrichtete in der israelitischen Gemeinde in Bodenheim. 
Er war Nachbar, Lehrer, Freund. Doch zugleich lebte Mayer Reiss zurückgezogen in Bodenheim. Er war der letzte jüdische Religionslehrer im Ort, der von 1883 bis vermutlich kurz vor seinem Tode im Jahr 1921 als solcher tätig war. 'Danach gab es keinen Lehrer der israelitischen Religionsgemeinde mehr, der auch in Bodenheim lebte', hat Horst Kasper herausgefunden..." 
Link zum Artikel: Zum Unterricht in die Synagoge (Allgemeine Zeitung, 01.06.2012) .  
 
März 2014: Über das Schicksal der jüdischen Familien Adolf und Sally Blum    
Artikel von Horst Kasper in der "Allgemeinen Zeitung" vom 14. März 2014: "Verfolgt, enteignet und ermordet
LEGALISIERTER RAUB Wie sich die NS-Machthaber des Eigentums jüdischer Familien aus Bodenheim bemächtigten
BODENHEIM -
Am Beispiel der jüdischen Familien Adolf und Sally Blum, die in Bodenheim eine gemeinsame, gut florierende Firma für Landprodukte, Viehhandel und Weinbau betrieben, soll aufgezeigt werden, wie deren Vermögen durch die damaligen Finanzbehörden 'verwertet' wurde. Die derzeitige Ausstellung im ehemaligen Konzentrationslager Osthofen (17. Januar bis 5. Juni) mit dem Titel 'Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen und Rheinhessen 1933 bis 1945' gibt auch Einblick in die Schicksale dieser Bodenheimer Familien..." 
Link zum Artikel:  Verfolgt, enteignet und ermordet (Allgemeine Zeitung, 14.03.2014)     
 
Januar 2016: Über die Erinnerungsarbeit von Horst Kaspar  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 26. Januar 2016: "Bodenheim. Arbeit gegen das Vergessen. 
GESCHICHTE Altbürgermeister Horst Kasper erforscht jüdische Vergangenheit Bodenheims / 75. Geburtstag am 27. Februar
BODENHEIM -
Horst Kasper ist in Pension, er könnte jeden Tag lange ausschlafen und die Hände in den Schoß legen. Aber das ist nicht das Ding des früheren Verwaltungsbeamten, der am 27. Januar seinen 75. Geburtstag feiern kann. Der Altbürgermeister (SPD) erforscht akribisch und mit großer Leidenschaft die Bodenheimer Ortsgeschichte, hier insbesondere die Schicksale jüdischer Familien. Die Dokumentation und das Sammeln von Daten, die Aufzeichnung sämtlicher Gespräche, die er mit Nachkommen geführt hat, das Abheften der schriftlichen Korrespondenz in unzähligen Ordnern füllen seinen Tag aus..."     
Link zum Artikel: Arbeit gegen das Vergessen (Allgemeine Zeitung, 26.01.2016)  
 
Oktober 2016: 70. Geburtstag von Raymond Henry Wolff (Vorfahren väterlicherseits aus Nackenheim)   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 20. Oktober 2016: "Kämpfer für die Restaurierung der Staudernheimer Synagoge feiert 70. Geburtstag. 
RHEINHESSEN -
(wbu). Raymond Henry Wolff ist im Einsatz für die Erinnerung. Unermüdlich setzt er sich dafür ein, dass die jüdische Geschichte in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät. Er engagiert sich für die Restaurierung der Synagoge in Staudernheim, die fast abgeschlossen ist, er arbeitet an einem Kinderbuchprojekt zur jüdischen Geschichte in der NS-Zeit, er hält Vorträge und Lesungen. Heute, am 20. Oktober, wird Raymond Wolff 70 Jahre alt. Geboren wurde er 1946 in New York, aufgewachsen ist er in New Jersey, wo seine Eltern bis in die 1960er Jahre eine Hühnerfarm betrieben. Den für ihn wichtigsten Teil seiner Erziehung erhielt er von seinen Großeltern, die ihm die deutsche Sprache und viele Volkslieder beibrachten. Seine Familie stammt mütterlicherseits aus Staudernheim, väterlicherseits aus Nackenheim – seine Eltern waren 1937/1938 in die USA ausgewandert. Viele seiner Verwandten wurden während des Holocaust ermordet, darunter die Eltern seines Vaters. Dennoch war er fasziniert von Deutschland und sprach viel mit seinen Großeltern darüber, die Sehnsucht nach Deutschland hatten. Vor allem seine Großmutter erzählte viel über das frühere Leben in Staudernheim.
'Ich bin ein deutscher Jude'. 1970 ging er – gegen den Willen der Eltern − nach Deutschland, auch um dem Wehrdienst in der US Army zu entgehen, was die Einziehung zum Vietnamkrieg bedeutet hätte. In einem Interview sagte er: 'Ich bin ein deutscher Jude. Als Amerikaner möchte ich nicht angesehen werden. Deutschland betrachte ich als meine Heimat, und ich fühle mich wohl hier.' Als 1986 seine Großmutter starb, entschloss sich Raymond Wolff dazu, für sie in ihrem Heimatort Staudernheim die ehemalige Synagoge zu restaurieren, die ein Landwirt zu diesem Zeitpunkt als Garage nutzte. 1989 gründete Wolff mit einigen anderen den 'Museumsverein Synagoge Staudernheim'. 'Um diese Synagoge habe ich gekämpft und letztendlich schaffte ich es – unser Verein konnte sie kaufen', zeigt er sich stolz. Und erinnert daran: 'Die Synagoge wurde 1896 eingeweiht, meine Ururgroßeltern, meine Urgroßeltern und mein Großvater waren dabei.' Der jüngste Arbeitseinsatz zur Restaurierung fand im Juli 2016 statt.
Dokumente einer weit verzweigten Familie. An einem weiteren großen Projekt arbeitet Wolff noch: eine Veröffentlichung der Briefe seiner Großeltern aus Nackenheim an ihre Söhne im Exil. Die Großeltern, Heinrich und Selma, schrieben etwa 200 Briefe an ihre Söhne nach New York. Diese sollen mit Erläuterungen und Fotos zu Personen und Vorgängen veröffentlicht werden. Raymond Wolff, der heute in Berlin-Neukölln lebt, bewahrt viele Erinnerungen auf, die die Familiengeschichte und zugleich auch die deutsche jüdische Geschichte dokumentieren. Er ist umgeben von tausenden alter Platten mit Musik jüdischer Komponisten, gespielt und gesungen von Juden. Hin und wieder legt er eine seiner alten Platten auf und erläutert Besuchern die Musik aus einer vergangenen Zeit. Durch seine Schallplattensammlung, so sagt er, habe er einen Teil der jüdisch-deutschen Kultur gerettet. Überdies blickt man in seiner Wohnung auf Kisten, Kästen und Ordner, die Hunderte von Briefen, Postkarten, Fotos und Dokumente seiner weit verzweigten Familie enthalten. Auch wenn er sich selbst als 'deutschen Juden' sieht, ist er kein praktizierender Jude. 'Zwar finde ich, man sollte alle Religionen abschaffen, weil sie nur eine weitere Trennung unter den Menschen verursachen, und weil es sowohl unter den Christen als auch den Juden immer Streit gibt. Aber wenn schon eine Religion, dann ist die jüdische meiner Meinung nach nicht die schlechteste.'" 
Link zum Artikel  
 

         
          

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Bodenheim  
bulletSeite zum jüdischen Friedhof Bodenheim (interner Link) 
bulletZu Nackenheim: siehe Website https://nackenheim-im-nationalsozialismus.de/    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bd. II S. 84-85. 
bullet"...und dies ist die Pforte des Himmels" Synagogen - Rheinland-Pfalz. Saarland. Hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem. 2005. S. 120 (mit weiterer Lit.) 
bulletMathias Rohde: Vom Wucherer zum angesehenen Geschäftsmann?  Bodenheimer Juden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde. Neue Folge. Themenheft Bodenheim. Jg. 3. 2001 S. 35-47.
bulletWolfgang Kemp: Die jüdische Gemeinde Bodenheim/Nackenheim. In: 1250 Jahre Albansgemeinde Bodenheim. Hg. von Bernhard Marschall. Alzey 2003. 
Der Beitrag ist online zugänglich (eingestellt als pdf-Datei) 
bulletHorst Kasper (Hg.): Der jüdische Friedhof in Bodenheim und Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger von Bodenheim und Nackenheim: zur jüdischen Geschichte in Bodenheim und gegen das Vergessen. Bodenheim 2004. 
bulletHans-Peter Laqueur: Bodenheim und die Familie Bamberger. Sich schließende Kreise. 2010.  Der Beitrag ist online zugänglich (eingestellt als pdf-Datei).  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.
  
Bodenheim. The Jews, who traded in livestock and wine, numbered 118 in 1853 but soon dwindled. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Jewish property was vandalized and by the spring of 1939 all the Jews had left, many emigrating. 
   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020