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Dalheim (VG
Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Dalheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis um
1900. Um 1804 wurden 24 jüdische Einwohner gezählt, 1808 gab es fünf
jüdische Haushaltungen. 1824 und 1830 waren je 21 jüdische Einwohner am Ort. 1861
erreichte die Gemeinde mit 30 Mitgliedern ihren Höchststand. Seitdem ging die
Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (siehe unten), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Im
Blick auf das rituelle Bad liegt ein Dokument aus dem Jahr 1839 vor, nachdem die
großherzogliche Regierung in diesem Jahr die Schließung aus hygienischen
Gründen angeordnet hat (Dokument mit Umschrift eingestellt als pdf-Datei,
erhalten von Winfried Seibert am 17.5.2016).
1900 wurden noch 18 jüdische Einwohner am Ort gezählt, 1931 nur noch eine Person.
Bei dieser handelte es sich um Therese Lion, die 1870 in Dalheim als
Tochter von Anselm Lion und der Sophia geb. Koch geboren war, bis nach 1933 in
Dalheim lebte, dann aber nach Mainz verzogen ist (oder umgesiedelt wurde?). 1942
wurde sie von Darmstadt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert (mit
Transport XVII/1 am 28. September 1942). Sie ist wenig später - am 26. November
1942 - in Theresienstadt umgekommen.
Von den in Dalheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Koch (geb. 1877 in
Dalheim, später wohnhaft in Alzey, vgl.
Kennkarte unten, Richard Koch (geb. 1900 in Dalheim, später
wohnhaft in Berlin), Therese Lion (geb. 1870 in Dalheim, 1933 wohnhaft in
Dalheim).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden - außer dem unten zur Synagogengeschichte genannten
Bericht - noch keine Artikel zur jüdischen Geschichte in Dalheim
gefunden. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Dalheim
geborenen Albert Koch |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Albert Koch (geb. 16. Juni 1877 in Dalheim), später wohnhaft
in Alzey,
vom 15. November 1940 bis 13. Dezember 1940 im KZ Dachau inhaftiert, wo
er am 13. Dezember 1940 umgekommen ist;
auffallend ist, dass Albert Koch ohne den inzwischen angeordneten
zweiten Vornamen "Israel" unterschrieben hat.
Albert Koch war verheiratet mit Klara geb. Haas (aus Guntersblum,
umgekommen 1944 im Ghetto Theresienstadt 1944) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Eine kleine Synagoge war
vorhanden. Sie wird erstmals 1847 genannt. Viel weiß man nicht zur
Geschichte dieses Gebäudes. Möglicherweise kam das Ende der Dalheimer
Synagoge auf Grund einer schweren Schändung in der Nacht vom 15. auf den 16.
August 1890, worüber die jüdische Presse berichtete:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israellit" vom 25. August 1890: "Aus
Rheinhessen, 18. August (1890). In der Nacht von Freitag auf Samstag
wurden in der Synagoge zu Dahlheim bei Oppenheim sämtliche Gegenstände, die zu
liturgischen Zwecken dienen, demoliert. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 600
Mark. Es scheint, dass die Schandtat lediglich aus Rache verübt worden ist; von
dem Täter fehlt jede Spur." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1890:
"In der Nacht von Freitag auf Sonnabend wurden in der Synagoge zu
Dahlheim bei Oppenheim sämtliche Gegenstände, die zu liturgischen
Zwecken dienen, demoliert. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 600 Mark.
Es scheint, dass die Schandtat lediglich aus Rechte verübt worden ist;
von dem Täter fehlt jede Spur". |
Nach dieser Schandtat wurde die Synagoge - wohl auch auf Grund der
zurückgegangenen Zahl jüdischer Einwohner in Dalheim - möglicherweise ganz
geschlossen. In der Ortsbeschreibung Dalheims von Karl Johann Brilmayer (1900)
wird keine Synagoge am Ort mehr genannt.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt (Hinweise
bitte an den Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite)
Fotos
Fotos/Darstellungen sind nicht
vorhanden; über Hinweise freut sich
der Webmaster von "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
1971 Bd. I,112. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 133 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Winfried
Seibert: Der jüdische Friedhof in Dalheim und Schicksale Dalheimer
Juden. 96 S. zahlr. Abbildungen. Emons Verlag 2017. ISBN
978-3-7408-0183-0. 7,95 €. www.emons-verlag.de
|
| Peter Kolb: Jüdisches Leben in der Landgemeinde
Dalheim. 2024. |
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