Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mosbach (Kreisstadt, Neckar-Odenwald-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
- siehe Textseite mit Texten zur jüdischen Geschichte Mosbachs aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts (interner Link)    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts kurpfälzischen Oberamtsstadt Mosbach sind jüdische Bewohner vom 13. bis zum 20. Jahrhundert nachweisbar. 
    
Eine jüdische Gemeinde bestand in der an der Verbindungsstraße zwischen Heidelberg und Würzburg liegenden Stadt schon im Mittelalter. Erstmals werden Juden in der Stadt 1297 genannt, als Adolf von Nassau Mosbach ausdrücklich mit Christen und Juden an Gerlach von Breuberg wegen einer Schuld verpfändete. Die jüdische Gemeinde wurde mehrfach von schweren  Verfolgungen getroffen. Während der sog. "Rintfleischverfolgung" wurden am 28. Juli 1298 55 Juden ermordet (unter ihnen der Rabbiner und der Gelehrte Samuel ben Eleasar mit Frau, Tochter und Schwiegertochter). Weitere Verfolgungen fanden im März/April 1343 und in den Pestjahren 1348/49 statt.
    
Nach der Verfolgung in der Pestzeit wird erst 1381 wieder ein Jude in der Stadt genannt (Drostelin), der allerdings 1387 seinen Wohnsitz nach Heidelberg verlegte. 1391 wurden alle Juden aus der Kurpfalz, damit auch aus Mosbach vertrieben.  
   
Im 15. und 16. Jahrhundert waren nur vereinzelt Juden in der Stadt. 1421 ist von einem Mosbacher Juden die Rede, der einen Rechtsstreit mit Graf Reinhard II. von Hanau um ein Haus in Windecken hatten. 1449 zogen zwei Juden, einer mit dem Zunamen "von Mergentheim" von Lauda nach Mosbach. 1471 werden in der Stadt zwei Juden genannt (Guntrich und Isack). Mitte des 16. Jahrhunderts werden in Steuerlisten einzelne Juden im kurpfälzischen Amt Mosbach genannt, jedoch keine in der Stadt selbst.  
     
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17./18. Jahrhundert zurück. 1674 waren in der Stadt die Juden Liebmann, Joseph und Isaac, die zur selben Familie gehörten. 1689 flohen aus dem durch französische Truppen zerstörten Mannheim mehrere Familien nach Mosbach, u.a. die in einer Liste von 1697 genannten Samuel Hammelburger, David Levi, Löw Herz, Juda Isaac, Seligmann Joseph, Joseph Spielmann, Lemle Roßkamp, Salmon Hamell. 1698 wurde ihnen "jeder ehrliche Handel" in der Stadt gestattet. Die meisten von ihnen kehrten jedoch alsbald nach Mannheim zurück. 
  
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Familien in der Stadt in kräftiger Weise: 1722 hab es neun jüdische Haushaltungen in Mosbach (neben dem Vorsteher Kallmann die Juden Josef, Liebmann, Gabriel, Samuel, Isac, Joseph und David). 1730 wird als Vorsteher der Gemeinde Liebmann Joseph genannt. 1743 waren es bereits 17 jüdische Familien in der Stadt. Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Vieh, Wein, Getreide und anderen Landesprodukten sowie mit Textilien. 1782 übernahm eine jüdische Handelsgesellschaft die allerdings nicht sehr ertragreiche Salzproduktion der 1756 bei Mosbach entdeckten Saline.    
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 100 jüdische Einwohner (4,3 % von insgesamt 2.343 Einwohnern), 1865 190 (6,1 % von 3.095), 1871 Höchstzahl von 220 jüdischen Einwohnern, 1880 192 (5,5 % von 3.514), 1900 161 (4,3 % von 3.712), 1910 176 (3,9 % von 4.526). Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von jüdischen Familien zahlreiche offene Läden und Handlungen in der Stadt betrieben. Dazu beteiligten sich jüdische Unternehmer an der Industrialisierung der Stadt. Die jüdischen Familien waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert. Das schönste und dekorativste Haus in der Altstadt, das Palm'sche Haus, war im 19. Jahrhundert im Besitz der jüdischen Familie Eisenmann: Kaufmann Feist Eisenmann hatte es erworben und herrichten lassen. 
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (im Gebäude der Synagoge) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (neben dem für den Bezirk zuständigen Rabbiner) ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Unter den Lehrern blieben in besonderer Erinnerung: M. Kahn (bis 1870), nach ihm Max Hanauer, der von 1870 an in Mosbach tätig war und 1910 sein 40-jähriges Ortsjubiläum feiern konnte, Alfred Kaufmann (um 1925) sowie der letzte Lehrer der jüdischen Gemeinde David Barracker (von 1926 bis 1939). Seit 1827 war Mosbach Sitz eines Bezirksrabbinates. Zum Rabbinatsbezirk gehörten die jüdischen Gemeinden in Billigheim, Binau, Eberbach, Großeicholzheim, Heinsheim, Hochhausen, Kleineicholzheim, Neckarzimmern, Neudenau, Stein am Kocher und Strümpfelbrunn. Das Rabbinat befand sich zuletzt (1924 bis 1938) in der Pfalzgraf-Otto-Straße 3. 
  
Die Bezirksrabbiner in Mosbach waren:  

bullet Rabbiner Isak bzw. Eisik Friedberg (geb. als Sohn des Rabbiners Löb Friedberg in Schluchtern, gest. 1870 in Bruchsal). Seit 1825 war er Stiftungsrabbiner in Karlsruhe, 1830 bis 1855 Bezirksrabbiner in Mosbach, 1855 bis 1870 Bezirksrabbiner in Bruchsal.  
bulletRabbiner Sigmund Weil (geb. 1814 Eichstetten [nach Friedhofsregister Geburtstag am 1.1.1813], gest. 28.2.1886 in Mosbach): von 1843 bis 1855 als Rabbiner in Eichstetten, Februar bis Juli 1855 Rabbinatsverweser in Bretten, anschließend (Anstellungsbescheid des Oberrats vom 19. Juli 1855) bis zu seinem Tod 1886 Bezirksrabbiner in Mosbach (das Grab im Friedhof ist in Abteilung II Nr. 49; Grabstein ist wegen starker Zerstörung des Friedhofes in der NS-Zeit nicht erhalten).  
bulletRabbiner Dr. Leopold Löwenstein (geb. 1.12.1843 Gailingen als Sohn des Rabbiners Jakob Löwenstein, gest. 16.12.1923 Mosbach): Studium in Würzburg und Eisenstadt/Burgenland,  zunächst als Lehrer an verschiedenen Orten tätig, 1872-86 Bezirksrabbiner in Gailingen, typischer Vertreter der orthodoxen Gelehrsamkeit in Baden, 1886-1923 Bezirksrabbiner in Mosbach mit Merchingen und Wertheim, erster Ehrenbürger der Stadt Mosbach, seit 1920 Mitglied der Rabbinerkonferenz des Oberrates, Verfasser mehrerer Werke zur Geschichte der Juden in badischen Landesteilen (das Grab im Friedhof ist in Abteilung VI Nr. 113; Grabstein erhalten). Genealogische Informationen: https://www.geni.com/people/Leopold-Löwenstein/6000000046895505894   
bulletRabbiner Julius Greilsheimer (geb. 1891 Friesenheim, gest. 1944 KZ Auschwitz): 1910 bis 1921 Ausbildung in Breslau; 1919 Privatlehrer in Freiburg, 1921 bis 1924 Rabbiner in Freiburg, seit 1924 Bezirksrabbiner in Mosbach mit Merchingen und Wertheim, im November 1938 im KZ Dachau, 1939 nach Holland ausgewandert, 1944 mit seiner schwangeren Frau und seinen Töchtern Elfriede, Edith und Lore über das KZ Westerbork in das KZ Auschwitz verschleppt, wo die ganze Familie ermordet wurde.
Nach https://www.joodsmonument.nl/nl/page/480827/julius-greilsheimer-and-his-family ist in Westerbork am 15. Juli 1943 noch der Sohn Isbert Isaak geboren und wohl am selben Tag verstorben https://www.joodsmonument.nl/nl/page/27411/isbert-isaak-greilsheimer.  

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Adolf Held (geb. 13.3.1873 in Mosbach, gef. 26.7.1919), Vizefeldwebel Hugo Siegel (geb. 16.6.1886 in Mosbach, gef. 24.5.1915) und Moritz Stein (geb. 12.6.1879 in Großeicholzheim, gef. 1.10.1916) sowie Max Löwenstein und Julius Eisemann. 
  
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde 159 Personen gehörten (3,4 % von insgesamt 4.658 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Louis Frank (zugleich Bezirksältester im Rabbinatsbezirk Mosbach), David Rothschild und Salo Braun. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Alfred Kaufmann tätig. Er erteilte damals 24 Kindern den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere den Israelitischen Männerverein (1924 unter Leitung von Hermann Würzburger mit 45 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Hermann Würzburger; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), den Israelitischen Frauenverein (1924 unter Leitung der Frau von Aron Blum mit 45 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Clara Siegel; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger) sowie den Jüdischen Jugendbund (1932 unter Leitung von Fritz Dilsheimer). 1932 gab es fünf Mitglieder im Gemeindevorstand; genannt werden David Rothschild (als stellvertretender Vorsitzender) und Salo Braun. Vorsitzender der Repräsentanz war Sigmund Kaufmann. Als Lehrer und Kantor war inzwischen David Barracker tätig. Im Schuljahr 1931/32 erteilte er 15 Kindern den Religionsunterricht.         
     
Um 1933 gehörten jüdischen Familien eine Zigarrenfabrik, eine Bauereiartikelfabrik, Weinhandlungen, Getreide- und Mehlhandlungen, Textilwarengeschäfte, Vieh- und Pferdehandlungen, Metzgereien und andere Gewerbebetriebe, dazu eine Arzt- und eine Zahnarztpraxis. Insbesondere waren dies die folgenden Gewerbebetriebe: Mehl- und Weinhandlung Gebr. Altmann (Hauptstraße 12), Landesprodukte Baer & Sohn (Eisenbahnstraße 18), Koschere Gastwirtschaft "Zur Traube", Inh. Hermann Bamberger (Hauptstraße 70), Handlung und Bank Aron Blum (Hauptstraße 57), Zigarrenfabrik Leopold Blum (Neckarelzer Straße 11), Mehlhandlung Salomon und Manfred Braun (Eisenbahnstraße 20, Lager Güterbahnhofstr.3), Schuhgeschäft Dilsheimer (Hauptstraße 41), Textilwarengeschäft Max Edheimer (Hauptstraße), Viehhandlung Jakob Eisemann (Kistnerstr.18), Koschere Metzgerei Josef Eisemann (Schwanengasse 3), Weinhandlung Louis Frank (Badgasse), Schreinerbedarf Berthold Hahn (Eisenbahnstraße 14), Modegeschäft Held (letzter Inh. Max Bloch, Hauptstraße 23-25), Viehhandlung Gustav Kaufmann (Bleichstraße), Tuchgeschäft Sigmund Kaufmann (Hauptstraße 45), Schreinereibedarf Sigmund Levita (Hauptstraße 76), Viehhandlung Isak und Wilhelm Marx (Löwenbrunnengasse), Zahnarzt Dr. Alfred Mayer (Hauptstraße 100, bis 1928), Getreide- und Mehlhandlung Nathan Oppenheimer (?), Pferdehandlung Wilhelm und Siegfried Reuter (Hauptstraße 102-104), Schnapsbrennerei David Rothschild (Hauptstraße 94), Kolonialwarengeschäft David Schlössinger (Kesslergasse), Lederhandlung Siegfried Siegel (ehem. Falk, Hauptstraße 6), Viehhandlung Moses und Alfred Vogel (Fabrikgasse 9), Öl-, Fett- und Waschmittelhandlung Adolf Vogel (Entengasse 2, abgebrochen).     
  
1933 wurden 134 jüdische Einwohner in Mosbach gezählt (2,8 % von insgesamt 4.848 Einwohnern). In den folgenden Jahren verließ ein Großteil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien die Stadt. Eine systematische Judenhetze betrieb die in der Stadt gelesene NS-Zeitung "Heidelberger Beobachter". Salomon Braun musste im Juni 1933 seine Mitgliedschaft in der Handelskammer aufgeben. Gustav Kaufmann musste Anfang 1934 seine Viehhandlung aufgeben. Die anderen Viehhandlungen wurden bis 1937 zur Schließung gezwungen. Rechtsanwalt Michael Hanauer verlor 1935 seine Stelle im Landgericht, nachdem er dort 24 Jahre dort tätig war. Max Edheimer 1936 musste sein Textilgeschäft schließen, andere Handlungen hielten sich noch bis 1938, teilweise bis Anfang 1939. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.), die noch betriebenen jüdischen Geschäften wurden überfallen, teilweise geplündert und demoliert (u.a. das Schreinerbedarfsgeschäft von Berthold Hahn und die Weinhandlung Frank). Acht jüdische Männer wurden in das KZ Dachau eingeliefert, darunter Rabbiner Julius Greilsheimer. 1939 wurden noch 22 jüdische Einwohner gezählt. Die letzten 16 wurden am 22. Oktober 1940 in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert. 
    
Von den in Mosbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; die kursiv gesetzten Namen stehen seit November 2013 auf dem Gedenkstein am Synagogenplatz): Irma Adler geb. Ehrlich (1898), Nehemias Hermann Altmann (1860, "Stolperstein" in Wertheim, Mühlenstr. 18), Lea Birnbaum geb. Spielmann (1884), Marylla Birnbaum (1912), Leopold Blum (1898), Rosa Blumenthal geb. Friedmann (1885), Salomon Braun (1862), Sophie Braun geb. Bär (1876), Fritz Dilsheimer (1902), Lore Dilsheimer geb. Kohlmann (1915), Adolf Ehrlich (1877), Gertrud (Gida) Falkenstein (1896), Frieda Frank geb. Reuter (1881), Julius Frank (1905), Ruth Frank geb. Güthermann (1913), Clare (Claire) Goldschmidt geb. Kaufmann (1914), Edith Greilsheimer (1934), Elfriede Greilsheimer (1931), Isbart Isaak Greilsheimer (1943, gest. im Lager Westerbork), Julius Greilsheimer (1890), Karoline Greilsheimer geb. Schlessinger (1905), Lore Greilsheimer (1934), Heinrich Grünhut (1883), Fanny Günzburger geb. Weil (1863), Frieda Hanft (1883), Selma Hanft (1881), Rosalie (Rosel) Heimann geb. Reuter (1894), Emma Heppenheimer geb. Baer (1861), Betty Hirsch geb. Eisemann (1858), Therese Istel geb. Kaufmann (1860), Harry Katz (1930), Helene Katzmann geb. Siegel (1876), Gustav Kaufmann (1878), Henriette Kaufmann geb. Baer (1881), Klara Kaufmann (1914), Lina Kaufmann (1911), Rosa Kaufmann geb. Strauß (1878), Albert Ladenburger (1868), Gertrud (Gertrude) Levita geb. Blumenthal (1884), Siegmund Levita (), Isak Marx (1866), Zerline Levita (1916), Selma Lippmann geb. Baer (1886), Bertha Löbmann geb. Gotthilf (1871), Betty Marx geb. Blumenfeld (1867), Isak (Isaak) Marx (1866), Siegfried Marx (1893), Sofie Marx (1898), Sara Oppenheim geb. Siegel (1883), Marylla Rabner geb. Birnbaum (), Siegfried Reuter (1901), Wilhelm Reuter (1869), Henriette Roos geb. Kaufmann (1866), Lina Rosenbusch geb. Haymann (1873), Joseph Rosenfeld (1893), David Rothschild (1874), Eva Rothschild geb. Loeb (1880), Heinrich Rothschild (1869), Gottschalk Schlessinger (1852), David Schlössinger (1881), Bella Schlössinger geb. Wertheimer (1883),  Marianne (Marie) Schlössinger (1926), Erna Schneemann (1907), Max Seligmann (1874),  Friedrich Siegel (1875), Simon Siegel (1866), Walter Josef Siegel (1923), Therese Strauss geb. Eisenmann (1867), Bruno (Bronislaw) Wilgowolski (1922), Hermann Würzburger (1867), Milly (Nelly) Würzburger geb. Strauß (1906), Wilhelm Würzburger (1898).                   
   
Unter den jüdischen Persönlichkeiten der Stadt ist vor allem Rabbiner Dr. Leopold Löwenstein (1843-1923) zu nennen, der u.a. mehrere Werke zur Geschichte der Juden in Baden verfasste und von der Stadt Mosbach zu ihrem ersten Ehrenbürger ernannt wurde. Für den im KZ ermordeten Bezirksrabbiner Julius Greilsheimer und die anderen ermordeten Mosbacher Juden wurde 1947 in Gan Joskar/Israel ein Hain von 100 Bäumen gepflanzt.
      
      
      
 
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge             
   
Bereits im 13. Jahrhundert war vermutlich – auf Grund der Größe der Gemeinde (55 Ermordete während der Rindfleischverfolgung 1298) – ein Betsaal oder eine Synagoge vorhanden. Ihr Standort ist nicht mehr bekannt.  
     
Im 18. Jahrhundert waren Betsäle in jüdischen Privathäusern vorhanden, deren Standort nicht mehr bekannt ist.  
      
Ende des 18. Jahrhunderts oder Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Frohndbrunnengasse (hinter Durchgang zwischen Hauptstraße 42 und 44) eine Synagoge erbaut. Zur Baugeschichte konnten aus dieser Zeit bislang keine Quellen gefunden werden. Am 22. Februar 1846 wurde in einer Gemeindeversammlung mehrheitlich beschlossen, die Inneneinrichtung der Synagoge zu erneuern. Bis dahin waren sogenannte "Ständer" (Betpulte) vorhanden, die von den Gemeindegliedern käuflich erworben waren. In einem dafür bestimmten Kaufbuch wurden die Inhaber dieser "Ständer" festgehalten. Da der Platz im Betsaal auf Grund der zunehmenden Zahl von Gemeindegliedern nicht mehr für neue Ständer ausreichte, wollte man feste Bänke (Subsellien) anschaffen. Pläne und Kostenüberschlag wurden angefertigt. Das Bezirksamt Mosbach genehmigte die Veränderung der Inneneinrichtung. Auf einer weiteren Gemeindeversammlung im Juni 1847 protestierten allerdings Siesel Eisenmann, Joseph Löb Eisenmann, Löb Lyon und Lippmann Rothschild entschieden gegen die Subsellien. Sie warfen der Gemeindeversammlung vor, dass durch deren "Neuerungssucht" ihr Eigentum beschädigt werde. Der Synagogenrat wandte sich gegen diese Vorwürfe. Allein der fehlende Platz fordere die Neueinrichtung. Das Ergebnis der Auseinandersetzung war, dass sich zunächst gar nichts veränderte. Erst im Mai 1850 beschäftigte sich wieder eine Gemeindeversammlung mit der Anschaffung der Subsellien und beschloss mehrheitlich unter dem vergeblichen Protest Siesel Eisenmanns die Neuanschaffung der festen Bänke für die Synagoge.  
         
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Angehörige des Mosbacher SS-Zuges drangen in die Synagoge und die beiden noch in jüdischem Besitz befindlichen Geschäfte ein. Sie demolierten die Einrichtungen. Das zerschlagene Mobiliar und die Kultgegenstände (einschließlich der Torarollen) aus der Synagoge wurden auf dem Marktplatz verbrannt. Auf der Spitze des Brandhaufens war nach einem vorliegenden Bericht eine Torarolle, bekleidet mit dem Talar und dem Zylinder des Rabbiners (so bei Herbert Schultheis: Die Reichskristallnacht in Deutschland nach Augenzeugenberichten. 1985 S. 117-118); in einem anderen Bericht aus dem Jahr 1963 heißt es: "Auf dem Platze vor dem Rathaus erhob sich ein Scheiterhaufen, zerschlagene Möbelstücke, Bücher mit hebräischen Schriftzeichen und obenauf, an einer Stange, ein Zylinder" (Anmerkung: es könnte sich bei der Stange auch um eine Stange handeln, an der eine Torarolle aufgewickelt war, sodass sich die Bericht nun widersprechen müssen). Die Hitler-Jugend, die Schulkinder und eine große Menschenmenge sahen zu. Die Synagoge wurde kurz danach angezündet, die Ruine in den Tagen darauf abgebrochen. Der Platz wurde danach als Holzlagerplatz benutzt; in den 1950er Jahren wurden hier Garagen erbaut. 
  
An einer dieser Garagen aus den 195
0er-Jahren befand sich seit 1969 eine Gedenktafel für die Synagoge. 1985/86 wurde der Platz als Gedenkstätte neu gestaltet (Abbruch der Garagen; neuer Gedenkstein). Zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 wurden im November 2013 die Namen von 68 jüdischen Holocaust-Opfern in den Gedenkstein am Synagogenplatz eingraviert.    
      
      

     

Fotos 
Historische Fotos / Darstellungen: 

Fotos der Synagoge vor 1938 
sind nicht bekannt 
(Foto rechts von Werner Baier, Mosbach, 
Aufnahme vom November 2013)
Mosbach Synagoge 005.jpg (81290 Byte)   Mosbach Gedenkstein 201311017.jpg (104781 Byte)
    Blick in die Frohndbrunnengasse (Richtung Hauptstraße). Links die Synagoge 
(Skizze von Ludwig Scharf 30. August 1926; rechts Foto mit derselben Blickrichtung 2013) 
   
Die Ereignisse im Zusammenhang mit 
der Pogromnacht 1938 in Mosbach 
(Quelle: u.a. veröffentlicht bei
 Hundsnurscher/Taddey s. Lit. und 
J. Held Vortrag s. Lit.)
Mosbach 1938 06.jpg (50070 Byte) Mosbach 1938 05.jpg (8642 Byte)
    Die Feuerwehr verhindert ein Übergreifen
 der Flammen auf die Nachbarhäuser
Die Synagoge brennt
 
     
Mosbach 1938 04.jpg (12877 Byte) Mosbach 1938 07.jpg (61144 Byte) Mosbach 1938 02.jpg (76330 Byte)
Das Synagogeninventar 
auf dem Marktplatz
Öffentliche Verbrennung des Synagogeninventars
  
   

Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Foto vor 1967 
(Quelle: J. Held, Vortrag s. Lit.)
Mosbach Synagoge 100.jpg (7883 Byte)
   Die auf dem Synagogengrundstück erbauten Garagen - noch ohne Gedenktafel
     
Fotos 1983 
(Fotos: Hahn)  
   
Mosbach Synagoge 112.jpg (68928 Byte) Mosbach Synagoge 110.jpg (51808 Byte) Mosbach Synagoge 111.jpg (69434 Byte)
1967 wurde an den Garagen eine
 Gedenktafel angebracht  
Das Synagogengrundstück  Text der Gedenktafel 
   
     
Fotos 1987  
(Fotos: links oben aus Held Vortrag 
s. Lit.; die anderen Fotos Hahn) 
Mosbach Synagoge 103.jpg (13534 Byte) Mosbach Synagoge 120.jpg (62484 Byte)
   Die Einweihung der neuen 
Gedenkstätte am Synagogenplatz
Die neue Gedenkstätte 
am Synagogenplatz
     
Mosbach Synagoge 121.jpg (41702 Byte) Mosbach Synagoge 122.jpg (65512 Byte)
  Der Gedenkstein für die Synagoge  Die neue Gedenktafel 
     
Fotos 2003  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.9.2003
 bzw. Fotos mit *) vom 5.12.2003) 
Mosbach Synagoge 155.jpg (56066 Byte) Mosbach Synagoge 154.jpg (57990 Byte)
   Innerhalb des historischen Rundganges
 durch Mosbach ist der Synagogenplatz 
eine der 12 Stationen 
Hinweis zum Synagogenplatz 
am Eingang der Frohndbrunnengasse 
   
     
Mosbach Synagoge 151.jpg (84548 Byte) Mosbach Synagoge 213.jpg (84749 Byte) Mosbach Synagoge 150.jpg (54941 Byte)
Straßenschild 
"Synagogenplatz" 
Der Synagogenplatz - links unter dem
 Baum der Gedenkstein für die Synagoge* 
Erläuterungen am Synagogenplatz zur
 jüdischen Geschichte in Mosbach 
     
Mosbach Synagoge 210.jpg (66931 Byte) Mosbach Synagoge 211.jpg (59718 Byte) Mosbach Synagoge 212.jpg (64140 Byte)
Der Synagogenplatz mit dem Gedenkstein 
      
Fotos November 2013 
(Fotos: Werner Baier, Mosbach)  
   
Mosbach Gedenkstein 201311015.jpg (178195 Byte) Mosbach Gedenkstein 201311013.jpg (163531 Byte) Mosbach Gedenkstein 201311014.jpg (173346 Byte) Mosbach Gedenkstein 201311016.jpg (151524 Byte)
Der Gedenkstein   Der Gedenkstein mit der bisherigen Inschriftentafel    
Das Foto oben in hoher Auflösung 
     
Mosbach Gedenkstein 201311010.jpg (153203 Byte) Mosbach Gedenkstein 201311011.jpg (172665 Byte) Mosbach Gedenkstein 201311012.jpg (166858 Byte)
Zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 wurden in dem Gedenkstein am Synagogenplatz die Namen von 68 in der NS-Zeit 
ermordeten jüdischen Mosbacher eingraviert .    
     
     
        

Erinnerungen an Rabbiner Julius Greilsheimer und seine Familie 
(seit 1924 letzter Bezirksrabbiner in Mosbach, ermordet 1944 im KZ Auschwitz)  
(Fotos erhalten von Werner Baier, Mosbach)   

  
Mosbach Dok GR 013.jpg (228962 Byte) Mosbach Dok GR 014.jpg (287393 Byte) Mosbach Dok GR 012.jpg (82207 Byte) Mosbach Dok GR 010.jpg (153725 Byte) Mosbach Dok GR 011.jpg (85215 Byte)
Foto und die Kippa von 
Bezirksrabbiner Julius Greilsheimer 
"Dieses Buch gehört Elfriede Greilsheimer" - Erinnerung an die im KZ 
ermordete - 1931 geborene - Tochter von Rabbiner Julius Greilsheimer  
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Juni 2009Neue Publikation (2008) zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Mosbach
Artikel von Peter Lahr in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. Juni 2009 (Artikel): 
"Eine Verpfändung markiert den Anfang  
Über 20 Jahre unermüdlicher Forscherfleiß stecken in diesen 130 Seiten. Balduin Herter dokumentiert "Die Judengemeinde von Mosbach 1297 bis 1940" und verfasste damit den vierten Band der von der Stadt herausgegebenen Reihe "Mosbach im 3. Reich...". 
  
November 2010: Erinnerung an den Novemberpogrom 1938   
Artikel von Peter Lahr in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom November 2010 (Artikel):
""Heute noch so aktuell wie früher". 
Mosbach.
"Wir gedenken der Zerstörung der Mosbacher Synagoge und der Verbrennung der Kultgegenstände vor 72 Jahren", begrüßte Markus Wieland, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins, am Mittwochabend zahlreiche Menschen auf dem Mosbacher Synagogenplatz. Die Gedenkfeier an die Pogromnacht gestalteten in diesem Jahr auch der Verein KZ-Gedenkstätte Neckarelz sowie die Volkshochschule mit..."    
 
Juli 2012: Die unglücklich verlaufene Diskussion um die Verlegung von "Stolpersteinen" in Mosbach 
Artikel von Ursula Brinkmann in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 4. Juli 2012: "Ein Stolperstein, der einiges ins Rollen gebracht hat..."  
Link zum Artikel        
 
November 2012: Gedenken an die Pogromnacht 1938 
Mosbach PA 12112012.jpg (395876 Byte)Links: Artikel von Ursula Brinkmann in der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Lokalausgabe Mosbach) vom 12. November 2012: 'Ein Stück Himmelreich gegen das 'Dritte Reich'. Würdig und zahlreich gedachte man in Mosbach der Opfer der Pogromnacht von 1938 - Psalmen, Kranz und Vortrag"
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken   
 
Zusätzlich eingestellt ist die Rede von Stadtrat Werner Baier aus Anlass des 
Gedenkens am Synagogenplatz am 9. November 2012 (pdf-Datei).      
 
November 2013: Der Gedenkstein mit den Namen der ermordeten jüdischen Holocaust-Opfer aus Mosbach wird eingeweiht  
Mosbach 10112013 P.jpg (67749 Byte)Zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 wurden in den Gedenkstein auf dem Synagogenplatz die Namen von 68 während der NS-Zeit zu Tode gekommenen jüdischen Mosbacher eingraviert. 
Bei der Gedenkfeier am Synagogenplatz hielt Oberbürgermeister Michael Jann die Ansprache. Die 68 Namen der Opfer wurden durch Mitglieder des Gemeinderates verlesen (siehe Programm links).  
Dazu Presseartikel: 
In der Rhein-Neckar-Zeitung (Lokalausgabe Mosbach) vom 9. November 2013: "Mosbach: Namen am Denkmal und ein Stolperstein
   
 
Oktober/November 2014: Schüler gestalten Gedenkfeier zum Novemberpogrom 1938 
Artikel in den "mrn-news.de" vom 28. Oktober 2014: "Mosbach – Schulen gestalten Gedenkfeier zur Reichspogromnacht
Mosbach
. Am Jahrestag der Reichspogromnacht findet in Mosbach auch in diesem Jahr am 10. November wieder eine Gedenkfeier statt. Sie beginnt um 18 Uhr auf dem Synagogenplatz und wird in diesem Jahr von den Mosbacher Schulen gestaltet. Im Anschluss daran um ca. 18.30 Uhr zeigt die Badische Landesbühne im Rathaussaal die szenische Lesung: Anne Frank Tagebuch. Der Eintritt ist frei.
Der gemeinsame Neigungskurs Musik des Auguste-Pattberg-Gymnasiums (APG) und des Nicolaus-Kistner-Gymnasiums (NKG) übernimmt die musikalische Gestaltung mit hebräischen Liedern. Nach den Ansprachen von Oberstudiendirektorin Regine Schmock (APG)und Oberstudiendirektor Hans Happes zeigt die Theater-AG des APG eine Collage von Paul Celan: 'Todesfuge'. Impressionen israelischer Schüler in Mosbach geben ihre Gastgeber vom NKG wieder. Zum Abschluss legt Oberbürgermeister Michael Jann einen Kranz nieder.
Ausgewählte Texte aus dem Tagebuch von Anne Frank werden von der Schauspielerin Laura Luise Kolbe im Rathaussaal präsentiert. Die künstlerische Leitung hat Verena Hagedorn übernommen. Anne Frank musste sich in einem Amsterdamer Hinterhaus verstecken. 25 Monate lang war sie ihrer Freiheit und Jugend beraubt. Ihre Ängste, Nöte und Alltagssorgen sowie ihre Sicht auf die politischen Zustände und ihre ersten großen Gefühle beschrieb sie in einem Tagebuch. Die Gestapo entdeckte das Versteck und die ganze Familie kam in Konzentrationslager. Anne Frank starb 15jährig im März 1945 in Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch gehört mittlerweile zum Weltdokumentenerbe und ist eine der bekanntesten Zeitzeugenschilderungen." 
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November 2017: Gedenkstunde zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938  
Artikel von Pia Geimer in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. November 2017: "Gedenkfeier in Mosbach. Für die Opfer - gegen das Vergessen. 
Gedenkfeier zur Reichspogromnacht auf dem Synagogenplatz erinnerte an fünf ermordete Bewohner der Johannes-Diakonie

Mosbach. Im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkfeier anlässlich der schändlichen Pogromnacht am 9. November 1938 standen die fünf jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Johannes-Diakonie, die im September 1940 zusammen mit weiteren 213 Bewohnern Opfer des unmenschlichen Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten wurden. Am Freitagabend fand unter Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Synagogenplatz eine Feierstunde statt, die in diesem Jahr die Mosbacher Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ausgerichtet hatte. Als Mitwirkende stellten Pfarrer Richard Lallathin, Ursula Ziegler, Ludwig Krämer und Martin Reiland abwechselnd die Lebensgeschichten der fünf ermordeten jüdischen Mitbürger vor, soweit man diese noch hatte rekonstruieren können. Die musikalische Gestaltung lag bei Peter Bechtold und seinen Musikern vom Singkreis der Johannes-Diakonie, Johann Scheffel und Roman Eustachi, die die Feier mit einem anrührenden 'Kyrie, erbarm dich, Herr' eröffneten.
Eines der gewichtigsten Worte des Alten Testaments sei das hebräische Wort 'zakar' - 'erinnert euch, gedenkt!' -, erklärte Richard Lallathin in seiner Ansprache. Dieses Gedenken zum Beispiel an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten, spielte im jüdischen Leben immer eine wichtige Rolle und gab Hoffnung an den schwärzesten Tiefpunkten in der Geschichte dieses Volkes, zu der auch die Verfolgung durch das Terrorregime der Nationalsozialisten gehörte.
In der Pogromnacht vor 79 Jahren brannte auch die Mosbacher Synagoge, das jüdische Leben in Mosbach endete am 22. Oktober 1940 mit der Deportation der letzten jüdischen Mitbürger ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich.
Zu diesem Zeitpunkt waren die fünf jüdischen Bewohner der Johannes-Diakonie bereits ermordet worden. Am 13. September 1940 starben Leopold Federgrün (*1903), Zacharias Muthert (*1894) und Theodor Baruch (*1910), am 17. September Regine Salat (*1903) und Gertrud Falkenstein (*1896) in einem zur Gaskammer umgebauten Schuppen in der Nähe von Schloss Grafeneck. Nur von Zacharias Muthert konnten noch Originalfotos gefunden werden, von den anderen Bewohnern jeweils Dokumente, Briefe oder Bilder von Stolpersteinen, die während der Rezitation ihrer Biografien an die Hauswand projiziert wurden.
Geradezu prophetisch klarsichtig hatte der junge Leopold Federgrün schon 1924 die antisemitischen und kriegstreiberischen Tendenzen erkannt, die er in Heidelberg auf den Straßen beobachten konnte. Von Gertrud Falkenstein ist vor allem ein bewegender Brief ihrer Schwester Fridl erhalten geblieben, in dem diese sich verzweifelt bei den ehemaligen Hauseltern nach dem Verbleib ihrer Schwester erkundigte, nachdem diese mit offiziell unbekanntem Ziel abtransportiert worden war. Die Namen der ermordeten Bewohner sind inzwischen auch auf der am Synagogenplatz aufgestellten Stele eingraviert worden, an der Bürgermeister Michael Keilbach einen Kranz niederlegte. Die Gedenkstunde ging mit einem Gebet und dem aaronitischen Segen aus der jüdischen Liturgie zu Ende.
Anschließend fand im Rathaussaal ein Vortrag des Journalisten und Buchautors Jim Tobias statt, der seinen Film 'Die vergessenen Kinder von Strüth' vorstellte und sich mit dem Schicksal versprengter Kriegswaisen befasste. Zwischen 1945 und 1948 war auch auf dem Schwarzacher Hof ein ähnliches Waisenhaus eingerichtet, in dem solche meist körperlich und seelisch schwer traumatisierten Kinder aufgepäppelt und auf ein Leben nach Krieg und Verfolgung vorbereitet werden sollten. Für viele von ihnen wurde der Schwarzacher Hof zum Sprungbrett in die Welt, sie fanden ein neues Zuhause in Kanada, Australien, den USA oder nach der Gründung des Staates Israel auch in Palästina. Erst 1948 konnte das Kinderzentrum geschlossen werden, und der Schwarzacher Hof wurde wieder zur Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen."  
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November 2018: Gedenken zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938   
Artikel in "nokzeit.de" vom 31- Oktober 2018: "Gedenkfeier zur Reichspogromnacht. 
Mosbach. (pm) Am Jahrestag des Synagogenbrands in Mosbach, dem 10. November findet auch in diesem Jahr um 17.30 Uhr eine Gedenkfeier auf dem Synagogenplatz statt. Es wird an die Reichspogromnacht und das Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Mosbach während der Diktatur des Nationalsozialismus erinnert. Bürgermeister Michael Keilbach wird an die Geschehnisse in unserer Stadt vor 80 Jahren erinnern. Gleichzeitig soll die Veranstaltung aber auch mahnen, Wachsamkeit gegen jede Form von Rassismus, Menschenverachtung und Intoleranz zu entwickeln
Stefan Müller-Ruppert wird Texte zum Thema vortragen. Musikalisch wird die Gedenkfeier von Tanja Wilbrodt auf der Klarinette begleitet. Den anschließenden ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Juliana auf dem Kirchplatz gestalten Pfarrerin Stefanie vom Hoff und Diakon Christian Schätzle ebenfalls zum Thema...  
In den Wochen nach dem Gedenktag werden im Kino Neckarelz drei Filme dienstags jeweils um 20.15 Uhr gezeigt, die sich ebenfalls mit den Geschehnissen des Holocaust und dessen (Spät-)folgen bzw. der Ausgrenzung von Minderheiten beschäftigen: Der Trafikant von Nikolaus Leytner mit Bruno Ganz in der Rolle des Sigmund Freud, Die Unsichtbaren – Wir wollen leben erzählt das Untertauchen von Flüchtlingen vor der Judenverfolgung der Nazis innerhalb der eigenen Heimatstadt. Dabei werden dramaturgisch geschickt Zeitzeugen-Interviews mit spannend umgesetzten Nachinszenierungen verknüpft. Alternative Fakten? Im Gerichtsdrama Verleugnung nach dem realen Fall David Irving gegen Deborah Lipstadt steht nicht weniger als die historische Wahrheit des Holocaust auf dem Prüfstand. Nach britischem Recht musste Lipstadt belegen, dass Holocaust-Leugner Irving, wie von ihr behauptet, lügt..."  
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Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Mosbach mit Seite zur Geschichte der Stadt  
Hinweis: im Mosbacher Stadtmuseum gibt es eine Fotoausstellung zur Verfolgung der jüdischen Bürger während der NS-Zeit. 
bulletArchivalien zur jüdischen Geschichte Mosbachs im Leo Baeck Institut New York (Digibaeck - online zugängliche Archivalien)  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Mosbach (interner Link)     

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Mosbach 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Mosbach sind vorhanden:    
J 386 Bü. 397 Mosbach  Eheschließungen 1822 - 1854  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446005   
J 386 Bü. 398 Mosbach  Eheschließungen 1856 - 1938  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446006   
J 386 Bü. 399 Mosbach  Sterbefälle 1819 - 1855  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446007   
J 386 Bü. 400 Mosbach  jüdischer Friedhof Gräberabteilungen 1868 - 1932   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446008  
J 386 Bü. 401 Mosbach  Eheschließungen 1841 - 1920  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446009   
J 386 Bü. 402 Mosbach  Geburten 1856 - 1870, Sterbefälle 1856 - 1870  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446010                
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Mosbach" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 72 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 233 finden sich zum Friedhof Mosbach Belegungsplan, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 72  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907193        

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 203ff.  
bulletGermania Judaica II,2 S. 548f; III,2 S. 884-885.  
bulletzu Leopold Löwenstein: Mitteilungen der städtischen Sammlungen Mosbach 6 (1974) S. 5-6.  
bullet"Als die Synagogen brannten...", in: Landkreis Mosbach. Informationsdienst für Kommunalpolitik, Wirtschaft und Kultur 20 (1963) S. 5.  
bulletMartin Runow: Die Stiftung eines Capitals … zur Errichtung eines Rabbinats zu Mosbach, in: Der Odenwald 44 1997 S. 60-68. 
bulletMosbach JSH1.jpg (49445 Byte)Vortrag von 1994: Julius Held: The Holocaust – from a Distance (Schwerpunkt Mosbach) - Unterseite (htm-Datei).   
bulletzu Julius Held: Art. von Ulrike Wendland: in: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. 1999 Bd. 1 S. 284-289.  Siehe englische Seite.             Julius Held starb am 22. Dezember 2002.
bullet Rudolf Landauer, Reinhart Lochmann: Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis. Herausgegeben vom Landratsamt NOK, 2008, ISBN: 978-3-00-025363-8. 200 S., 284 Fotos, 19,90 Euro. 
bullet Balduin Herter: Mosbach im 3. Reich, 4. Heft, Die Judengemeinde von Mosbach 1297 bis 1940. Hg.: Große Kreisstadt Mosbach, 2008. 130 S., zahlr. Schwarz-Weiß-Abb., 5 €.  
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S.399-402.    
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  

      
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Mosbach  Baden.  A Jewish community existed by the 13th century. Fifty-five Jews were murdered in the Rindfleisch massacres of 1298. The community was again attacked in 1343 and wiped out in the Black Death persecutions of 1348-49. Few Jews lived there until the early 18th century, when the community began to grow despite residence restrictions. They numbered 16 families in 1775. In 1782, Jews obtained the salt monopoly for the entire Palatinate. After annexation to Baden in 1806, restrictions were gradually removed. In 1827, Mosbach became the seat of the district rabbinate, with jurisdiction over 14 communities. A synagogue was built in 1860 and a Jewish elementary school was in operation in 1830-76. The outstanding rabbi in the period was the Conservative Leopold Loewenstein (1843-1924), who also published important historical works on the Jews of Baden. The Jewish population reached a peak of 229 in 1871 and then declined steadily to 134 (total 4,848) in 1933. At the outset of the Nazi era, Jews operated three factories and 14 business establishments. In all, 107 left in 1933-40, most emigrating from Germany. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned down, Jewish homes were vandalized, and eight Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. Sixteen Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940. Another 26 were sent to the camps from their places of refuge after leaving Mosbach. Of those deported, 39 perished. 
      
   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020