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zur Übersicht "Synagogen
im Elsass"       
   
 
Neuwiller-lès-Saverne (Neuweiler,
Dep. Bas-Rhin, Alsace / Unterelsass)  
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge    
   
Übersicht:   
      
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
     
In Neuwiller bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16.
Jahrhunderts zurück. Doch gab es bereits im Mittelalter Juden in der Stadt
(Stadtrechte seit 1327). 1322 lebte hier ein Jude Joseph, der damals von
Ludwig dem Bayern verpfändet wurde. 1336 wird eine Schuld Ludemanns von
Lichtenberg bei den Juden in Neuweiler erwähnt. Von der Verfolgung in der
Pestzeit waren auch die Juden der Stadt betroffen; vermutlich wurde damals für
längere Zeit das jüdische Leben in der Stadt vernichtet.  
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 15./16. Jahrhunderts
zurück. Ein spätestens in dieser Zeit belegter  Friedhof lag am Rande der Festung der
Stadt. Von ihm sind noch Grabsteine (?, zumindest Namenssteine) erhalten, die in einer Mauer
eingefügt wurden (chemin des Remparts).   
    
Im  17./18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner langsam zu. 1784
wurden 14 jüdische Familien mit zusammen 73 Personen gezählt.     
  
 
Im  19. Jahrhundert  entwickelte sich die  Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 111 jüdische Einwohner, 1846 166, 1861 152, 1870 159, 1900 67, 1910
107.   
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Ein neuer
jüdischer Friedhof wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
angelegt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat  Saverne
(Zabern; vgl. Bericht zur Einweihung der Synagoge, die durch den Rabbiner aus
Zabern vorgenommen wurde).     
  
1936 wurden noch 13 jüdische Einwohner in Neuwiller gezählt.
Diejenigen, die in den folgenden Jahren Neuwiller nicht verlassen konnten,
wurden unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.    
   
Von den in Neuwiller geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind  in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lucien Behr (1869),
Blanche Hirtz (1931), Hortense Israel geb. Joseph (1890), Samuel Joseph (1858),
Léon Joseph (1917), Hermann Kahn (1883), Leon Kahn (1912), Lucien Kahn (1912),
Myria Kraemer (1890). 
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
     
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1904  
 
  
    
	 Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August
      1884: "Die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schächters in
      Neuwiller (Elsass) ist vakant. Fixer Gehalt 600 Mark. Der Dienst des
      Schächters bringt ca. 200 Mark und kann sich noch steigern. Bewerber
      wollen unter EInsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten sich
      wenden.  
      Marx Wolf, Vorsteher."       | 
   
  
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	 Anzeige
      im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. August
      1904: "Chasan (Kantor) 
      sucht die Kultusgemeinde Neuweiler, Kreis Zabern im Elsass, wenn möglich
      per sofort. Ledige Bewerber bevorzugt. Reflektanten wollen sich an
      Herrn Samuel Josef, Neuweiler, wenden."       | 
   
 
   
Der Vorbeter stirbt an Suizid (1900)    
 
  
    
	 
      Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November
      1900: "Neuweiler (bei Buchsweiler), 4. November (1900).
      Der erst seit einigen Monaten hier amtierende Vorbeter machte gestern
      seinem Leben durch den Strick ein Ende. Er wurde an seiner Stubentür tot
      aufgefunden. Nähere Ursachen sind nicht bekannt. Man munkelt jedoch
      dabei, er sei geisteskrank gewesen. Q."       | 
   
 
    
     
Sonstiges     
   
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:  
Grabstein in New York für Mina Wright aus Newviller (1822-1873)    
  
Anmerkung: das Grab befinden sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
die Geburtsnamen von Heymann und Mina Wright werden nicht mitgeteilt
.  
 
  
    
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    Grabstein für  
      "Heymann Wright   
      Born in Schaffhouse France 
      September 28th 1812   
      Died February  21st 1874"  und  
      "Mina Wright  
      Born in Newviller  France  February 19th 1822   
      Died September 27th 1873".       | 
   
 
     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge          
     
Eine ältere Synagoge unbekannten Baujahres (vermutlich
aus dem 18. Jahrhundert) war vorhanden. Sie wurde 1843 noch einmal renoviert und
erweitert.  Zum Zeitpunkt der Einweihung der neuen Synagoge erschien sie der Gemeinde
allerdings wie
eine "Nothütte" aus vergangener Zeit (siehe Bericht
unten). 
        
Eine neue Synagoge konnte am 22. September 1875
eingeweiht werden. Architekt Louis Furst hatte die Pläne gezeichnet.      
          
Die Einweihung der Synagoge im September 1875     
 
  
     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1875: "Neuweiler
      (Elsass), 22. September (1875). Heute feierte die hiesige israelitische
      Gemeinde ein schönes und höchst gelungenes Fest. Die neue, in maurischem
      Baustile erbaute Synagoge sollte eingeweiht werden. Von nah und fern
      strömten, trotz des Regens, zahlreiche Festgäste herbei. Um 10 Uhr
      versammelten sich dieselben im Gemeindehause. Der Gemeinderat, den Herrn
      Bürgermeister an der Spitze, der Herr Kreisdirektor nebst anderen
      höheren Beamten des Kreises hatten sich zur Feier eingefunden. Gegen 11
      Uhr setzte sich der Festzug, unter dem Klange einer heiteren Musik in
      Bewegung. Vor der alten Synagoge, die wirklich eine Nothütte
      gewesen war, hielt man stille, um die Gesetzrollen (Torarollen)
      herauszuholen und dem alten Gotteshause Valet zu sagen. Hierauf begab man
      sich, unter Begleitung einer zahlreichen Volksmenge, worunter viele
      Christen, in die herrlich geschmückt neue Synagoge, wo die Lichter
      bereits auf dem siebenarmigen Leuchter neben der heiligen Lade und dem
      prachtvollen Kronleuchter mitten im Betsaale brannten. Nach einem
      feierlichen Gesange wurden die Gesetzrollen in das Heiligtum gebracht, um
      dort verwahrt zu werden. Hierauf trat Herr Rabbiner Dreyfus aus Zabern vor
      und hielt in fließender Sprache eine gehaltvolle Rede. Anknüpfend an
      eine Stelle des Propheten Jesaja, in welcher zum Danke gegen Gott
      aufgefordert wird, sprach er zuerst seinen und der ganzen israelitischen
      Gemeinde Dank aus für das neue Gotteshaus. Aber auch die Wohltäter und
      Förderer des Werkes und insbesondere die hohe Regierung, die, beiläufig
      gesagt, einen Beitrag von 9.000 Franken, worunter 1.000 von der Kaiserin
      Augusta gegeben hatte, sollten in dieser festlichen Stunde nicht
      vergessen   | 
   
  
     werden.
      Wenn, fuhr der Redner fort, man einen Vergleich zieht zwischen dem alten
      Gotteshause und dem neuen, so muss man unwillkürlich an den früheren
      Zustand der Israeliten und an den jetzigen denken. Früher war das Volk
      Israel verspottet und verachtet und seufzte unter schwerem Drucke, jetzt
      hingegen genießt es alle Wohltaten, die anderen Staatsbürger zuteil
      werden. Früher waren auch die heiligen Lehren der Israeliten nicht
      genugsam bekannt und doch ist die Summa derselben: Liebe Gott von Herzen
      und deinen Nächsten wie dich selbst! Die israelitische Religion ist nicht
      fanatisch; sie lehrt Duldsamkeit und will mit anderen Konfessionen in
      Frieden leben. Deutschland gebührt der Ruhm, diese Grundsätze der
      Toleranz am ersten aufgestellt zu haben; dort stand vor hundert Jahren ein
      zweiter Moses auf. Moses Mendelssohn, der Rabbi aus Dessau, der in seinen
      geistvollen Schriften das Prinzip der Aufklärung und der Duldsamkeit
      verteidigte. Als die große Staatsumwälzung der französischen Revolution
      ausbrach, da drangen diese Ideen unter alle Völker Europas und errangen
      den Israeliten ihre bisher so bekümmerten bürgerlichen Rechte. Das
      Alles, dieser Rückblick auf die Vergangenheit stimmt zum Danke, aber
      diesen Dank wird die Gemeinde am besten beweisen durch Liebe und Achtung
      gegen Andersgläubige und durch Eintracht und Frieden in der eigenen
      Gemeinde, dann wird dies Haus auch das werden, was seine Überschrift
      anzeigt, nämlich ein Bethaus für alle Völker.   
      Nach dem Schlussgebet und dem Halleluja-Gesang verließ die Versammlung
      das neue Gotteshaus, dessen Eingang mit Tannenbäumen geschmückt war, die
      der Herr Oberförster mit der größten Bereitwilligkeit hatte aufstellen
      lassen. Ein Festmahl vereinigte die Israeliten im Hause des Herr
      Kaffeewirtes Wolf, der um die Gründung des neuen Bethauses die größte
      Verdienste hat; die Christen hingegen begaben sich in das Gasthaus von
      Herrn Metra, wo sie bis abends fröhlich beisammen waren.   
      Ein schönes Beispiel von Duldsamkeit hat die Gemeinde Neuweiler gegeben.
      Drei Konfessionen wohnen da im Frieden nebeneinander, das war der
      wohltuende Eindruck des Festes. Warum ist es nicht überall so?
      (Straßburger Bote)."   | 
   
  
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     Artikel
      in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1876: "Aus
      dem Elsass, 22. Dezember (1875). Neulich wurde eine neue und recht
      schöne Synagoge in Neuweiler im Elsass eingeweiht. Der
      Bürgermeister, der Stadtrat und viele andere städtische Beamte waren bei
      der Zeremonie zugegen. Die deutsche Regierung hat an 8.000 Francs zum
      Baufond gegeben und auch von der Kaiserin Augusta ist eine Schenkung von
      1.000 Francs gemacht worden."       | 
   
 Bereits in den 1930er-Jahren konnten keine Gottesdienste mehr
in der Synagoge abgehalten werden, da der Minjan nicht mehr zustande kam. Die
Synagoge wurde aufgegeben.   
     
Nach 1945 blieb das Gebäude zwar erhalten, wurde jedoch - auch
äußerlich - stark umgebaut und als Lager verwendet.    
     
     
Adressen/Standorte der Synagogen:   
    
 
Alte Synagoge des 18. Jahrhunderts in der rue du Général Leclerc (1952
abgebrochen);  
neue Synagoge von 1875 in der 5 faubourg de Maréchal-Clarke     
     
     
Fotos
  
 
  
    Die Synagoge in  
      Neuwiller les Saverne  | 
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    Die Fotos dürften Ende
      des  
      19. Jahrhunderts entstanden sein.  | 
     Historische
      Ansichtskarte mit Hauptstraße, 
       Katholische Kirche und Synagoge   | 
   
  
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    Das Gebäude der
      ehemaligen  
      Synagoge in Neuwiller 
      (Quelle: Rothé/Warschawski S. 100)    | 
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    Das Gebäude der ehemaligen
      Synagoge 
       im Dezember 2016  
      (Fotos: Christopher Schadt, Karlsruhe)   | 
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    Blick auf die
      ehemalige Synagoge im Gegenlicht   | 
    Blick auf die
      Synagoge mit Eingangsportal  | 
   
  
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    Das
      Foto in hoher Auflösung   | 
    Das
      Foto in hoher Auflösung    | 
   
  
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    Das zerrissene
      Blatt ist die einzige Information zur Synagoge; es weist darauf hin, dass
      es verboten ist, das Gelände zu betreten.   | 
   
 
    
     
Links und Literatur
  
 
Links:  
Literatur:   
	  | Germania Judaica II,2 S. 585.   |  
	  |  Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S.100. 
  
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	  | Neuwiller-lès-Saverne au fil du temps... 
	Reihe: Les Editions de Provence - Forcalquier 2011.
	Abschnitt zur jüdischen 
	Geschichte (eingestellt als pdf-Datei).     |  
 
     
   n.e.         
          
          
  
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