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Friedhöfe in der Region"
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Malchow
(Landkreis Mecklenburgische Seenplatte,
Mecklenburg-Vorpommern)
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In der 1235 gegründeten Stadt Malchow lebten vermutlich bereits im Mittelalter
einzelne Juden. Um 1490 werden erstmals welche in der Stadt genannt. 1492
wurden die im Müritzgebiet lebenden Juden vertrieben.
Erst Ende des 17. Jahrhunderts konnten sich Juden in Malchow wieder niederlassen. Nach
den Erinnerungen der Familie Jacobson zog um 1700 Salomon Jakauf aus
Röbel in Malchow zu und betrieb hier einen Handel mit Garnen und Webstoffen.
In
der Mitte des 18. Jahrhunderts zogen weitere jüdische Händler in der
Stadt zu. 1797/1801 lebten sechs jüdische Familien in der Stadt, 1802/03 fünf,
1804/10 sieben. 1811 bis 1819 sind es insgesamt 48 Personen. Erste Vorsteher der
um 1810 gegründeten jüdischen Gemeinde waren Joseph Moses und Salomon
Jakob.
Eine Synagoge wurde zwischen 1820 und 1825 gebaut. Der Großherzog hatte
Bauholz für das Gotteshaus zur Verfügung gestellt. Die Synagoge stand auf dem
heutigen Grundstück Lange Straße 64 (Gebäude wurde Anfang der 1990er-Jahre
abgebrochen).
1828
wurden 63 jüdische Einwohner in zehn Familien gezählt (Gesamteinwohnerzahl
2.250). Die jüdischen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt als Kauf- und
Handelsleute, sechs hatten 1828 bereits offene Läden. Um 1840 wurde eine
jüdische Religionsschule eingerichtet. Als erster Lehrer (zugleich Vorbeter und
Schächter der Gemeinde) wirkte von 1829 bis 1841 Jacobi Valentin. 1880
lebten 108 jüdische Personen in der Stadt (von insgesamt 3.350 Einwohnern),
danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück. Die jüdische Gemeinde
gehörte zum Landesrabbinat in Schwerin.
Mitte der 1920er-Jahre, als nur
noch 22 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden, waren Synagogenvorsteher
Isidor Jacobson und Semmy Schlomann. Religionslehrer, Kantor und Schächter war
A. Steinkritzer aus Parchim. Er unterrichtete noch drei jüdische Kinder in
Malchow. Bereits in den 1920er-Jahren konnten kaum noch jüdische Gottesdienste
in der Synagoge gefeiert werden.
1935 wurde das Synagogengebäude mit dem
Grundstück verkauft. In Malchow lebten nur noch die die beiden jüdischen
Familien von Richard Schlomann und Betty Jacobson. Richard Schlomann (geb.
1878), Hedwig Schlomann sowie der Enkel Harry Schlomann wurden im November 1942
von Rostock nach Theresienstadt deportiert. Betty Jacobsohn geb. Levy (geb.
1867) wurde 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Die genannten
Personen haben die Zeit im KZ nicht überlebt.
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in
Malchow wurde vermutlich um 1790/1800 angelegt. Genauere Angaben lassen sich aus
den bisher ausgewerteten Quellen nicht machen. 1810 wurde ein von einzelnen
Mitgliedern der israelitischen Gemeinde gestifteter jüdischer
Privatleichenverein gegründet. Im Grundbuch der Stadt war der Friedhof als
Eigentum der jüdischen Gemeinde eingetragen unter dem Grundbuchblatt 2921
(Bestattungsplatz 606 qm) und unter Grundbuchblatt 6922 die nicht mehr
bestehende Leichenhalle mit 21 qm.
Auf dem Friedhof wurden nach der Übersicht von Karl-Heinz Oelke (s.
Lit.) auf Grund einer Auswertung der Sterbeanzeigen in den "Malchower
Nachrichten" bzw. dem "Malchower Tageblatt" zwischen 1891 und
1929 (für zuvor und danach liegen keine Angaben vor!) folgende Personen
beigesetzt: Elias Moses Löwenthal (1825-ca. 1886), Eli Jacobson (1860-1880),
Clara Jacobson (1882-1883), Anna Jacobson (1884-1885), S.S. Jacobson
(1806-1891), M. Philippson (1809-1892), Nathan Schlomann (1808-1895), August
Schlomann (1873-1898), Sara Pincus (? -1898), Moritz Jacobson (1848-1899), Eva
Meyer geb. Heynßen (1821-1899), Marianne Schlomann (1805-1900), Julius Löwenthal
(1852-1900), S. M. Jacobson (1820-1903), L.M. Levy (1821-1903), Hermann Levy
(1859-1905), Jonas Ascher (? - 1906), Sophie Schlomann geb. Seligson
(1851-1906), Max Löwenthal (1856-1907), Helene Löwenthal (1825-1908), Felix
Schlomann (1876-1908), Marianne Jacobson (1820-1908), Emilie Ascher geb. Kohl
(1849-1909), Isaak Louis (1831-1911), Friederike Schlomann (1840-1913),
Henriette Levy (1830-1914), Emmi Löwenthal (? - 1915), Louis D. Levy
(1833-1915), Eva Löwenthal (? - 1916), Friederike Schlomann (1850-1923), Selma
Koppel geb. Levy (? - 1923), Philippine Levy (? - 1924), Hermann Löwenthal (? -
1923), Sophie Louis (1841-1926), Semmy Schlomann (1854-1927), Rebecke Levy
(1837-1927), Betty Schlomann (? - 1928), Isidor Jacobson (? - ca. 1936/38)
1920 kam es zu einer ersten schweren Grabschändung. Zwischen dem 7. und 9.
April wurden acht Gräbsteine umgestürzt, mehrere dadurch zerstört. Der
Friedhof wurde in der NS-Zeit u.a. von SA-Leuten zerstört. Am 28. September
1944 ging der Friedhof nach der Beschlagnahmung des Grundstückes durch das
Reich an die Stadt Malchow über. Die Leichenhalle war damals bereits zerstört.
Mitverkauft wurden die noch vorhandenen Grabdenkmäler bzw. Grabsteine, die
Einfriedungsmauer und die auf dem Friedhof befindliche alte, inzwischen
unbrauchbar gewordene Pumpe. Die Stadt Malchow hatte dem Reich RM 550 zu
bezahlen (Grundstücke mit Mauer und Pumpe RM 50, Grabdenkmäler bzw. Grabsteine
RM 500). Nach dem damaligen Bericht war die Grabdenkmäler bzw. Grabsteine
"zum Teil abgebrochen und umgestürzt", "vielfach von Unkraut und
altem Laub überwuchert, auch werden verschiedene Denkmäler beschädigt sein...
Der Kirchhof liegt verwildert da".
Bis Ende der 1980er-Jahren waren noch einige Grabsteine und Grabsteinfragmente
erhalten. 1988 stellte die Stadt eine mit Palmenzweigen und Davidstern
geschmückte Tafel auf. Nach einem Bericht von 1993 wurden keine Grabsteine mehr
vorgefunden. 1994 bis 1996 wurde das Gelände wieder hergerichtet, die
Umfassungsmauer repariert und offensichtlich auch das Grabmal Schlomann wieder
aufgestellt. Schüler von Malchower Schulen pflegen den Friedhof.
Lage des Friedhofes
Der jüdische Friedhof liegt unmittelbar östlich des
allgemeinen Friedhofes beim Gebäude der Friedhofsverwaltung.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Malchow auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken -
der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes in Malchow an. |
Fotos
(Fotos: Hans-Peter Ziehmann, Denkendorf, Aufnahmedatum August
2005)
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Hinweistafel
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Einzige erhaltene Grabstätte,
für
Hermann Schlomann (1843-1912) und
Friederike Schlomann (1840-1913) |
Nur die Inschrift für Hermann
Schlomann
ist noch zu lesen |
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Presseberichte zum Friedhof
Februar 2020:
Schmierereien am Friedhof
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Artikel
von Petra Konermann im "Nordkurier" vom 8. Februar 2020 :
"POLIZEI SUCHT ZEUGEN. Schmierereien am Jüdischen Friedhof in
Malchow
Die Mauer des Jüdischen Friedhofs in Malchow ist mit Schmiererein
verschmutzt worden. Die Polizei sucht nach den Tätern.
Während ihrer Streife haben Polizisten am Freitagabend verschiedene
Schmierereien an der Mauer des jüdischen Friedhofs in Malchow entdeckt. Die
Schmierereien waren laut Polizei auf einer Länge von sieben Metern und in
einer Höhe von rund 50 Zentimetern von den unbekannten Tätern aufgetragen
worden. Die Polizei hat nun die Ermittlungen aufgenommen und bittet in
diesem Zusammenhang um Mithilfe aus der Bevölkerung. Sachdienliche Hinweise
nimmt das Polizeirevier Röbel unter der Telefonnummer 039931 8480, jede
andere Polizeidienststelle oder die Internetwache der Landespolizei M-V
unter www.polizei.mvnet.de
entgegen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Karl-Heinz Oelke:
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Malchow (Mecklenburg). 1994. |
| Zeugnisse jüdischer Kultur S. 38-39. |
| Brocke/Ruthenberg/Schulenburg
S. 496. |
| Michael Buddrus / Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945.
Lebenswege und Schicksale. Ein Gedenkbuch. Schwerin 2019. Band 1. Texte und
Übersichten. Zu Malchow S. 226-227. |
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