Der
Friedhof der jüdischen Gemeinde auf dem "Judenberg" wurde
nach 1730 angelegt und später mehrfach erweitert (Fläche 46,27 ar). Er hat die
NS-Zeit nahezu unversehrt überstanden. Ende 1942 wurden alle Metallgegenstände
von den Grabsteinen entfernt. Nur die Bronzetafel mit den Namen der Kriegstoten
des 1. Weltkrieges verblieb am Gefallenendenkmal. Der Friedhof ist auch nach
1945 mehrfach belegt worden. Am Eingang wurde 1984 eine große Gedenktafel mit
den Namen der Laupheimer Opfer der Verfolgungszeit 1933 bis 1945 angebracht.
Die
Leichenhalle am Friedhof wurde 1822 erbaut, 1907 durch eine neue am selben
Standort (Judenberg 24) ersetzt. Nach 1945 (und bis 2008) war das Gebäude an
eine Familie vermietet, die auch einen Teil der Pflege des Friedhofes übernahm. 2013/14
wurde sie zu einer Begegnungs-
und Gedenkstätte umgebaut (siehe Pressebericht unten). Dieses "Haus am
Friedhof" wurde am 16. Juli 2014 eröffnet und ist seitdem Teil des
Museums zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim.
Vgl. Seite: http://www.ggg-laupheim.de/Haus%20am%20Friedhof/Eroeffnung%20Haus%20am%20Friedhof.htm
und Fotos unten.
Auf den ca. 1.200 Gräbern des Friedhofes sind ca. 1.000
Grabsteine erhalten.
Lage des jüdischen Friedhofes Laupheim
(durch
Pfeil markiert) (Karte kann durch Anklicken
vergrößert werden) (Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
Lage des jüdischen Friedhofes
in Laupheim auf dem dortigen
Stadtplan: oben anklicken und unter
"Behörden und öffentliche
Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, israel., Laupheim"
Fotos
Historische Fotos/Abbildungen
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932; Plan des
Totenhauses: Museum für Christen und Juden, Laupheim)
Das Totenhaus ("Haus
am Friedhof")
Judenberg 24
(Baupläne von 1907)
Ansicht des
Totenhauses
Plan des Totenhauses:
Erdgeschoss
mit Vorhalle, Zimmer des Wärters
und Leichenzelle
Gedenktafel mit den Namen der
in
der NS-Zeit umgekommenen
Laupheimer Juden
Der Hauptweg durch den
Friedhof (Blick vom Eingang)
Blick zum Gefallenendenkmal
des Ersten Weltkrieges (Mitte)
Das Denkmal für die im
Ersten
Weltkrieg Gefallenen
Teilansichten
Teilansichten
Teilansichten
Grabstein für
Rabbiner Dr.
Leopold Treitel (1845-1931) und seine Frau
Rebekka Treitel geb. Brann (1856-1936)
Symbole: Schofar auf Buch
Gräber aus den
Jahren 1941/42
Grabstein für Josef Bergmann
und seine Frau Friedericke
Erinnerungsplakette für
John
H. Bergmann,
Chronist der jüdischen Geschichte
Laupheims (1908-1996)
Grab für Melanie Steiner-Herz
(1872-1956)
Grabstein für Kantor Emil
Dworzan
(1856-1931), Frau Rosa und Tochter Alwine
Von Jugendgruppe gepflanzter
"Mandelbaum" mit Text des Liedes von Schalom Ben-Chorin
(Fritz Rosenthal, "Freunde, dass der Mandelzweig..."), dessen Vorfahren teilweise
aus Laupheim stammten.
November
1986: Über die Arbeit von Ernst
Schäll (gest. 2010)
(Foto links: Ernst Schäll und der Webmaster der "Alemannia
Judaica" Dr. Joachim Hahn in Laupheim ca. 1986)
Pressebericht
von Alf Endres in der "Südwestpresse" (überregionale
Ausgaben) vom 15. November 1986:
"Von den Schwierigkeiten der Rettung
zerstörter Grabsteine.
Ernst Schäll aus Laupheim restauriert seit 1982 Grabsteine des Laupheimer
jüdischen Friedhofes. Dazu Zitate aus dem nebenstehenden Pressebericht - Rückblick auf die ersten vier Jahre seiner
Arbeit:
"Wenn Ernst Schäll durch den Laupheimer Judenfriedhof - mit 1000
Grabmälern einer der größten im Land - geht, sieht er mehr als der eilige
Besucher, der nur himmlische Ruhe und rosige Idylle genießt. Er sieht, wie der
Buntsandstein unter seinen Fingern zerbröselt, sieht Risse und Sprünge und
abgebrochene Stücke liegen. Ernst Schäll sieht einen Friedhof sterben.
Hunderte von Grabsteinen sind bereits so stark angegriffen, dass fünf
hauptamtliche Steinmetze jahrelang mit Restaurationsarbeiten beschäftigt
wären. Anschließend hätte ein Fachmann ein Leben lang zu tun, neuen
Zerstörungen entgegenzuwirken. Ein immenser Aufwand, den man sich hierzulande
offenbar nicht leisten will. Was die öffentliche Hand für die Erhaltung
jüdischer Friedhöfe ausgibt, zeugt nicht von dem politischen Willen, diese
Kulturgüter zu retten. Es sind symbolische Beträge, die für gärtnerische
Pflege der Anlagen aufgebraucht werden, aber keinen Stein zu retten vermögen.
Privatleute sind es zumeist, die sich im Land um den Erhalt der Friedhöfe
kümmern. Allerdings sind es nur Initiativen, etwa in Buttenhausen... und in
Laupheim, wo es Ernst Schäll mit ein paar Mitarbeitern gelungen ist, in den
letzten vier Jahren mit großem technischem Aufwand rund 40 Steine zu retten.
Darunter viele, die als künstlerisch wertvoll einzustufen sind...
Was den Grabsteinen - überwiegend aus Buntsandstein - zusetzt, sind saurer
Regen und schwefelhaltige Luft. Die Schwefelverbindungen bauen die für den
Stein 'lebensnotwendige' Kieselsäure in den äußeren Partien ab, wodurch des
Steines Härte und sein innerer Zusammenhalt verloren gehen; der Stein wird zu
Mehl. Oft genügt ein leichter Daumendruck, um ganze Schichten abblättern zu
lassen.
Bei der Restaurierung werden Gesteinspartien, deren Halt nicht mehr
gewährleistet ist, herausgebrochen, gereinigt und dann mit Dübeln aus
nichtrostendem Stahl wieder befestigt. Risse werden erweitert und mit
eingefärbtem Steinersatzmaterial verschlossen. Mit demselben Stoff werden
fehlende Gesteinsteile ersetzt. Danach wird dem Stein Kieselsäure zugeführt,
damit er seine ursprüngliche Härte zurückgewinnt. Abschließend erhält er
eine wasserabweisend, die natürliche Atmung erlaubende Imprägnierung. Nach
dieser gründlichen 15- bis 20stündigen Behandlung wird der Stein wieder auf
sein Fundament (das oft noch zusätzlich erneuert wird) gesetzt.
Diese aufwändige, zeitraubende Arbeit geschieht in Schälls und seiner Mitarbeiter
Freizeit..."
Ergänzende Anmerkung: bis zur Gegenwart hat Ernst Schäll etwa 130
Grabsteine restauriert. Bei den baden-württembergischen Heimattagen 2002 wurde
Schäll mit der "Heimatmedaille" des Landes Baden-Württemberg
ausgezeichnet.
(Foto links von Roland Ray von 2001)
Artikel
von Roland Ray in der "Schwäbischen Zeitung" vom 29. Oktober
2010 (Artikel):
"Der die Fackel der Erinnerung trug
Trauer um Ernst Schäll: Der Laupheimer Ehrenbürger ist nach längerer Krankheit im Alter von 83 Jahren gestorben. Als Heimatforscher und Kunstkenner, Autor und Restaurator trug er maßgeblich dazu bei, die jüdische Geschichte der Stadt vor dem Vergessen zu bewahren.
Wer ihn im Sommerhalbjahr sprechen wollte, ging viele Jahre lang einfach vormittags auf den jüdischen Friedhof. Dort arbeitete Ernst Schäll, bis zur Pensionierung Produktionsleiter im Maschinenbau, fast täglich in seiner Garagen-Werkstatt. Mehr als 120 Grabsteine, verwittert und vom Zerfall bedroht, hat er restauriert und der Stadt lediglich Materialkosten in Rechnung gestellt. Das nötige Fachwissen eignete er sich selbst an. Von ihm konnten selbst Denkmalschutz-Profis noch etwas lernen.
Kunst und Geschichte – am 'guten Ort' waren Schälls Passionen eins. In den 1970er-Jahren wurde er auf den Jugendstilkünstler Friedrich Adler aufmerksam, der etliche Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof entwarf. Derart gründlich hat Schäll danach Leben und Werk des in Laupheim geborenen, 1942 in Auschwitz ermordeten Kunstprofessors recherchiert, dass er zu einem international gefragten Adler-Experten avancierte. Er konnte diese Arbeit 2004 mit der Publikation eines Adler-Buches krönen. Die Industriellenfamilie Steiner war ebenfalls Thema seiner Forschungen – und viele mehr. Unermüdlich hat er die Früchte seiner Studien öffentlich gemacht und über eine weit verzweigte Korrespondenz mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern und deren Nachkommen Quellen und Erinnerungsstücke erschlossen, die er regelmäßig dem Museum zuführte.
Schäll war eine moralische Instanz. Die Glut in diesem bescheidenen Mann konnte Feuer sein, wenn es darum ging, die Erinnerung an die jüdische Gemeinde Laupheims und ihr leidvolles Ende wach zu halten und seine Mitmenschen zu sensibilisieren. Sein Gerechtigkeitssinn war ausgeprägt, sein Urteil über das, was gewesen, ungeschönt. Er wollte,
'dass Lehren gezogen werden und so etwas nie wieder passiert'. Er mahnte und war um Versöhnung bemüht. Sein Engagement, vermutete Schäll, rühre wohl von seinem Elternhaus, das den Nationalsozialismus ablehnte. Im Schneideratelier des Vaters in der Ulmer Straße verkehrten viele jüdische Kunden,
'anständige Leute allesamt'.
Bundesverdienstkreuz, Staufer-Medaille, Ehrenamtspreis des Landkreises, Bürgermedaille: Schälls Wirken wurde vielfach ausgezeichnet. Zu seinem 80. Geburtstag verlieh ihm die Stadt Laupheim die Ehrenbürgerwürde. Besonders gefreut hat ihn auch der Obermayer-Award, für den er, der Nicht-Jude, von emigrierten jüdischen Laupheimern vorgeschlagen wurde.
Roland Ray."
Artikel
in der "Schwäbischen Zeitung" vom 4. November 2010 über die
Beisetzung von Ernst Schäll: "'Er ist uns ein Lehrer des Gedenkens
geworden'. Mit einer bewegenden Trauerfeier haben die Familie und Freunde am Mittwoch Abschied von Ernst Schäll genommen. Der Laupheimer Ehrenbürger, im Alter von 83 Jahren gestorben, wurde auf dem neuen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Nachrufe würdigten seine herausragenden Verdienste, die jüdische Geschichte der Stadt zu bewahren.
Die Nationalsozialisten haben die einst blühende jüdische Gemeinde in Laupheim ausgelöscht. Doch nachhaltig und liebevoll habe Ernst Schäll daran gearbeitet, dass die entrechteten und ermordeten Menschen
'ihren Namen behalten und nicht dem Vergessen preisgegeben sind', sagte der evangelische Pfarrer Hermann Müller beim Trauergottesdienst in der Leonhardkapelle.
'Er ist uns ein Lehrer des Gedenkens geworden.'
Bürgermeister Rainer Kapellen erinnerte an Schälls ehrenamtliches Wirken auf dem jüdischen Friedhof. Rund 120 Grabsteine hat er fachmännisch restauriert. Schäll sei zudem ein Botschafter der Stadt im besten Sinn gewesen, der Brücken von unschätzbarem Wert zu ehemaligen Laupheimer Juden schlug.
Es zeichne Schäll besonders aus, dass er schon früh Anstöße gab, diesen Teil der Lokalgeschichte aufzuarbeiten, sagte die Vorsitzende der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken, Elisabeth Lincke. Als Beispiele nannte sie den Anstoß für die Schalomtage und Gedenktafeln, die Einladung an die ehemaligen Laupheimer Juden 1988 – 50 Jahre nach der Zerstörung ihrer Synagoge –, für die Einrichtung und Gestaltung des Museums, die Beschäftigung mit Friedrich Adler und anderen Künstlern. Schäll sei Ideengeber und Motor gewesen, einmal Angestoßenes habe er mit großem Nachdruck weiterverfolgt.
'Unser lieber Freund hat Bleibendes für Laupheim geschaffen', sagte Theo Miller, der im Namen der Jahrgänger sprach. Der VVL-Vorsitzende Rolf Müller würdigte Schäll als exzellenten Kenner der Heimatgeschichte und der regionalen Kunst –
'er hat viel für den Aufbau des Museums geleistet'." - Zum Lesen
des weiteren Textes (mit einem Nachruf von Yizchak Heinrich Steiner und
einem Bericht über Michael Schick, der die Arbeit Schälls fortsetzt - bitte
Textabbildung anklicken.
Rechts: Grabstein
für das Ehepaar Schäll auf dem neuen Friedhof in Laupheim - erstellt
nach einem Entwurf von Friedrich Adler (Original im jüdischen Friedhof
auf dem Grab von Frida Adler, der Mutter von Friedrich Adler; Fotos:
Michael Schick, Laupheim)
Links: Einen Kranz weißer
Rosen ließen Nachkommen der ehemaligen jüdischen Gemeinde an Ernst
Schälls Grab niederlegen.
Ob daraus wieder ein Stein
entstehen kann, ist fraglich
Fragmente, aus denen wieder
ein Stein entstehen wird
Grabstein aus Fragmenten -
Oberer Teil fehlt und wurde
bewusst nicht ergänzt
Grabstein - zusammengesetzt
aus vier Fragmenten
Grabstein nur ein Fragment,
Rest neu: Grab von "Anschel"
Marx Rosenthal (1770 Ichenhausen -
1817 Laupheim),
ein Ur-Ur-Großvater des Religionsphilosophen
Schalom Ben Chorin s.A.
Informationen zum Besuch des Friedhofes: Gruppenführungen
ab 10 Personen nach vorheriger Vereinbarung möglich (Kontakt über Michael Schick (Tel.
07392/9697824, E-Mail; Museum
zur Geschichte von Christen und Juden, Telefon 07392-968000, Internet).
März 2011:
Über die Geschichte des im Friedhof beigesetzten
Lazar Schönberg - Nachkommen zu Besuch in Laupheim
Foto
links von Michael Schick: Ben Schwalb und Joanne Landau am Grab auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim.
Artikel von Michael Schick und Reinhold Adler in der
"Schwäbischen Zeitung" vom 19. März 2011 (Artikel):
"Der Weg in die Freiheit endet jäh in Biberach. 66 Jahre nach dem Tod von Lazar Schönberg besuchen Nachkommen sein Grab auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim.
LAUPHEIM Die dramatische Geschichte beginnt in Berlin. Lazar Schönbergs Familie flüchtet in den 1930er-Jahren vor den Nazis nach Holland. Doch Holland wird 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt.
In Amsterdam kann sich die Familie Rettungspässe des südamerikanischen Staates Honduras beschaffen, um so der drohenden Deportation zu entgehen. Gertrude, Lazar Schönbergs Tochter, besucht damals in Amsterdam die gleiche Schule wie Anne Frank, deren Familie sich später in einem Hinterhaus versteckt und deren Tagebuch weltberühmt wird. Irene Hasenberg hat sich mit ihren Eltern und Geschwistern aus Elmshorn nach Amsterdam geflüchtet.
1943 werden die Familien Schönberg und Hasenberg verhaftet und über das KZ Westerbork ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo das Leben qualvoll ist und der Tod ständig vor Augen steht. Während die Großeltern der Familie Schönberg ins KZ Theresienstadt deportiert werden, haben die beiden Familien zunächst Glück. Durch die Vermittlung der Schutzmacht Schweiz soll im Januar 1945 ein deutsch-amerikanischer Zivilinternierten-Austausch über Konstanz/Kreuzlingen und Marseille stattfinden. 301 jüdische Häftlinge aus Bergen-Belsen, darunter auch die Familien Schönberg und Hasenberg, sollen daran teilnehmen und werden in einen Zug des Roten Kreuzes nach Konstanz gesetzt, wo die Übergabe stattfinden wird.
Doch der Zug, der in die Freiheit fahren sollte, hält in Biberach, wo die Leiche von Irenes Vater, John Hasenberg, der unterwegs gestorben ist, ausgeladen wird. 40 Personen müssen den Zug verlassen und werden ins Interniertenlager Biberach (Lager
Lindele) gebracht. 42 US-amerikanische Internierte aus diesem Lager dürfen statt ihnen am Austausch teilnehmen.
In Ravensburg oder Meckenbeuren hält der Zug noch einmal, um weitere amerikanische Staatsbürger aufzunehmen. Wieder müssen jüdische Bergen-Belsen-Häftlinge den Zug verlassen. Sie werden in die Argonnen-Kaserne nach Weingarten gefahren und anderntags im Biberacher Lager Lindele untergebracht, wo bereits seit 1942 britische Internierte von den Kanalinseln festgehalten werden. Dort ist heute die Bereitschaftspolizei untergebracht.
Am 2. März 1945 stirbt Lazar Schönberg im Lager Lindele. Wie der bereits auf dem Transport verstorbene John Hasenberg und weitere fünf jüdische Männer aus Bergen-Belsen, die infolge der Haftbedingungen so geschwächt waren, dass sie in den Wochen nach ihrem Eintreffen in Biberach verstarben, wird auch Schönberg zunächst auf dem evangelischen Friedhof in Biberach beigesetzt und im Dezember 1945 nach Laupheim auf den jüdischen Friedhof umgebettet.
Bis Anfang 2011 wusste die Familie Schönberg nicht, wo der Familienvater beerdigt ist. Nachkommen der Familie leben heute in der Nähe von New York. Durch eine Recherche des Urenkels, Ben
Schwalb, der zurzeit in Tübingen studiert, konnte die Frage jetzt geklärt werden. Ben Schwalb konnte seiner Großmutter in den USA mitteilen, dass das Grab ihres Vaters gefunden ist. Vor wenigen Tagen haben Schwalb und seine Mutter Joanne Landau das Grab ihres Großvaters beziehungsweise Urgroßvaters in Laupheim erstmals besucht.
Lazar Schönbergs Grabnachbar auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim ist John Hasenberg. Seine Tochter, Dr. Irene Butter-Hasenberg, wohnt in Michigan, USA. Sie hat das Grab ihres Vaters schon mehrfach besucht und hält Vorträge in Schulen über sein Schicksal. Die Nachforschungen, die Lazar Schönbergs Urenkel anstellte, bewirkten, dass nach nunmehr 66 Jahren die Verbindungen zwischen den beiden Familien wieder hergestellt werden konnten. Wie berichtet wird, rief die Kontaktaufnahme am Telefon viele alte dramatische Erinnerungen wach.
Außer den beiden Familienvätern Lazar Schönberg und John Hasenberg sind noch weitere vier Personen aus dem Zug von Bergen-Belsen in Laupheim bestattet worden."
April 2013:Am Friedhof entsteht ein "Ernst-Schäll-Platz"
- Das ehemalige Leichenhaus wird Begegnungs- und Gedenkstätte
Artikel von Roland Ray" in der
"Schwäbischen Zeitung" vom 16. April 2013 (Link
zum Artikel) : "Stadt gestaltet beim jüdischen Friedhof einen Ernst-Schäll-Platz
Die Rohbauarbeiten zur Sanierung des ehemaligen Leichenhauses haben begonnen –Gesamtkosten liegen bei 570 000 Euro.
LAUPHEIM Das Haus Judenberg 24 am Eingang zum jüdischen Friedhof, 1907 als Leichenhalle und Wohnquartier für den Friedhofswärter erbaut, soll eine Begegnungs- und Gedenkstätte werden, in der sich Besucher über die Geschichte des guten Ortes informieren können. Im Sommer 2012 gab der Gemeinderat grünes Licht, in die Sanierung einzusteigen. Vor wenigen Tagen haben nun die Rohbauarbeiten begonnen.
Wegen des langen Winters sei man fünf Wochen in Verzug, berichtete Thomas Mayer vom Baudezernat am Montag dem Bau- und Umweltausschuss. Die Außenfassade soll bis August fertig sein, das Gebäudeinnere im Oktober.
Im Hauptraum wird eine vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg gestaltete Powerpoint-Präsentation die Entstehung des Leichenhauses und des Friedhofs schildern und über die Laupheimer Chewra Kadischa berichten, eine Begräbnisbruderschaft, die sich um die Bestattung der Toten kümmerte.
Der Raum diene zum Empfang und zur Vorbereitung von angemeldeten Besuchergruppen, die danach über den Friedhof geführt werden, erklärte Bürgermeister Rainer Kapellen.
'Regelmäßige Öffnungszeiten sind nicht vorgesehen.'
Vor dem Haus will die Stadt einen Platz gestalten und ihn nach Ernst Schäll benennen. Der 2010 gestorbene Laupheimer Ehrenbürger hat mehr als 120 Grabsteine auf dem Friedhof restauriert und maßgeblich dazu beigetragen, die jüdische Geschichte der Stadt vor dem Vergessen zu bewahren. Entwürfe für den Platz, eingebettet in ein Gesamtkonzept Judenberg, will Kapellen in Bälde präsentieren.
Umbau und Sanierung des ehemaligen Leichenhauses kosten voraussichtlich 330 000 Euro. Dazu kommen 190 000 Euro für Straßen- und Kanalarbeiten am Judenberg und etwa 50 000 Euro für die Gestaltung des Ernst-Schäll-Platzes. Aus dem Stadtsanierungsprogramm fließen Zuschüsse. Yitzhak Heinrich Steiner, dessen Familie 1936 unter dem Druck der Nazis nach Sankt Gallen übersiedelte, sammelt Spenden für das Projekt.
Die Gesamtkosten – 570 000 Euro – seien nicht von Pappe, bedeutete Burkhard Volkholz (CDU). Die Stadt erhalte freilich einen Gegenwert: der historische Judenberg werde in würdevoller Form aufgewertet. Im Übrigen, so Volkholz, dürfe es hier kein Zaudern geben:
'Wir haben immer gesagt, dieses schwierige Thema ist uns das Geld wert.'
Leider sei es nicht gelungen, eine rollstuhlgerechte Toilette in das Haus Judenberg 24 zu integrieren, bemängelten Martina Miller (SPD) und Werner Lehmann (Freie Wähler). Das Baudezernat begründet dies damit, dass die erforderliche Rampe etwa 12 Meter messen müsste und den ganzen Vorplatz des Hauses in Anspruch nehmen würde. Ein Zugang von der Friedhofseite sei ausgeschlossen. Für ein rollstuhlgerechtes WC im Erdgeschoss fehle der Platz; der Denkmalschutz habe es abgelehnt, eine historische Zwischenwand zu entfernen.
"
September 2013:
Zum Stand der Sanierung der früheren
Leichenhauses
Artikel
von Roland Ray in der "Schwäbischen Zeitung" vom 13. September
2013: "Dem 'guten Ort' nahe. Sanierung der früheren Leichenhauses
am jüdischen Friedhof kommt voran - Außen soll zu den Schalomtagen alles
fertig sein..." Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken Link
zum Artikel in der "Schwäbischen Zeitung"
Artikel von Julia-Maria Bammes
in der "Südwestpresse" (Lokalteil Ehingen) vom 18. Juli 2014:
"Mit dem Haus am jüdischen Friedhof erinnert Laupheim an seine Geschichte Die jüdische Gemeinde Laupheim, im 19. Jahrhundert die größte in Württemberg, wurde durch die Nationalsozialisten ausgelöscht. Eine Dokumentationsstätte an historischer Stelle bietet Raum zum Erinnern.
"Deutschland muss sich erinnern. Wir dürfen nie vergessen, was damals geschah." Ein Zitat Ernst Schälls. Der Laupheimer, Jahrgang 1927, begann vor mehr als 30 Jahren den jüdischen Friedhof in Laupheim zu pflegen und die verwitterten Grabsteine zu restaurieren. Rund 50 Stunden habe er für einen Stein benötigt, 120 habe er bis zu seinem Tod im Jahr 2010 repariert, sagt Prof. Paula Lutum-Lenger vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Schälls Eltern seien Gegner des Nationalsozialismus gewesen. Als 14-Jähriger habe er gesehen, wie jüdische Menschen aus Laupheim deportiert wurden..." Link
zum Artikel
Fotos von der Einweihung des
"Hauses am jüdischen Friedhof" am 16. Juli 2014
(Fotos: Hahn)
Yizchak Heinrich
Steiner und sein Sohn Daniel
bringen die Mesusa am Eingang an
Durchschneiden
des Bandes
Präsentation des
Filmes zum Friedhof
Blick vom Haus zum Friedhof
Plan des Friedhofes
Das Haus am
jüdischen Friedhof
Sommer
2016: der Wasserlauf am Denkmal für die
Gefallenen des Ersten Weltkrieges wird instandgesetzt (Fotos: Michael Schick)
September 2016:Über die Arbeit von Michael Schick auf dem
Friedhof
Artikel von Roland Ray in der "Schwäbischen Zeitung" vom 30.
September 2016: "Bewahrer der jüdischen Geschichte
Der Laupheimer Michael Schick sieht die Pflege des jüdischen Friedhofs als Wiedergutmachung
Hüter des Andenkens: Michael Schick kümmert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich um den
jüdischen Friedhof in Laupheim.
Die Nationalsozialisten haben die einst blühende israelitische Gemeinde in Laupheim ausgelöscht. Wer sich auf Spurensuche begibt, wird den jüdischen Friedhof entdecken. Und mit etwas Glück den Mann antreffen, der den Ort seit vielen Jahren in seiner Freizeit pflegt und bewahrt: Michael Schick. Wie er dazu gekommen ist?
'Die Geschichte meiner Heimatstadt hat mich schon immer interessiert', sagt Schick..." Link
zum Artikel
Im Bestand EL 228 b I Bü. 82 finden sich
zum Friedhof Laupheim Belegungspläne, Belegungslisten und eine Dokumentation
Register L 1/1 bis L 15/1 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1897175
Ebd. Bü. 83 finden sich Dokumentation Grabstein Register L 13/1 bis L
29/12; R 1/1 bis R 10/17 (online kein Inhalt)
Ebd. Bü. 84 finden sich Dokumentation Grabstein Register R 11/1 bis R
30/13 (online kein Inhalt)
Literatur:
Nathanja Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof Laupheim. Eine
Dokumentation. Hg. Stadt Laupheim 1998. 601 S. ISBN 3-00-003527-3
(hierin
weitere Literatur; vgl. oben unter den Links den Hinweis zur Epigraphischen
Datenbank zum jüdischen Friedhof in Laupheim auf Grund der Dokumentation
von Nathanja Hüttenmeister)
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