Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lauingen (Kreis Dillingen)
Jüdische Geschichte / Synagogen

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletAdressen / Standorte der Synagogen     
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
   
In Lauingen kam es zur jüdischen Ansiedlungen beziehungsweise zur Bildung einer jüdischen Gemeinde im Mittelalter, unterbrochen durch die Zeiten von Judenverfolgungen 1298 und 1348/49.   
  
Ende des 13. Jahrhunderts
lassen sich erstmals Juden in Lauingen nachweisen. 1293 zahlten die in Lauingen und Gundelfingen lebenden Juden an Herzog Ludwig dem Strengen 170 Pfund Haller. Eine Anzahl von Juden, die damals Lauingen verließen, hatten weitere 30 Pfund Haller zu bezahlen. Von der Judenverfolgung 1298 ("Rintfleisch"-Verfolgung, vgl. bei Röttingen) waren auch die Juden in Lauingen betroffen. Nach dieser Verfolgung erfährt man erst wieder 1324 von Juden in der Stadt. Ihre Jahressteuer war damals einem Ulmer Bürger verpfändet. Auch 1330 werden Juden in Lauingen genannt. Die jüdische Familien lebten zunächst im Bereich des späteren Spitals. Von der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 waren die Lauinger Juden sehr wahrscheinlich auch betroffen. Dies wird daraus geschlossen, dass sich das Spital zwischen 1347 und 1367 einige früher von Juden bewohnte Häuser aneignete. 1356 wird Isaak von Lauingen in Augsburg genannt, vielleicht ein Überlebender der Verfolgung. 1367 oder 1368 werden Juden in Lauingen wiederum aufgenommen.  
 
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (d.h. nach 1367 oder 1368) und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bestand wiederum eine jüdische Gemeinde in der Stadt. Die jüdischen Familien lebten nun in der Judengasse (heutige Hirschstraße, eine Quergasse der Hauptdurchgangsstraße im südwestlichen Stadtviertel), die erstmals 1397 genannt wird. In der Judengasse befanden sich nun auch die Einrichtungen der Gemeinde wie die Synagoge ("Judenschule", 1417 genannt, Hirschstraße 18; doch sind einige Fragen zu diesem Gebäude als Synagoge offen, vgl. die Diskussion hierzu auf der Seite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg, siehe unter den Links). Auch ein "Judenhof" wird im Bereich der Judengasse genannt. In der Judengasse lebten jedoch auch weiterhin christliche Familien. 1431 wird ein Jude genannt, der außerhalb der Judengasse wohnte. Enge Beziehungen bestanden zwischen den in Lauingen und den in Augsburg bestehenden jüdischen Gemeinden. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die Lauinger Juden im Zusammenhang mit der Judenausweisung aus dem Herzogtum Bayern - Landshut ausgewiesen. Die Vertreibung wurde in Lauingen zwischen März 1450 und Oktober 1451 durchgeführt. Die Synagoge fiel nach der Vertreibung gleichfalls dem Lauinger Spital zu.   
     
Zu erneuten jüdischen Ansiedlungen kam es Mitte des 16. Jahrhunderts und in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (zwischen ca. 1630 und ca. 1653). 
     
Im 19./20. Jahrhundert ist von längeren jüdischen Niederlassungen in der Stadt nichts bekannt
.  
        
        
Adressen / Standorte der Synagogen   

bullet Synagoge des 13./14. Jahrhunderts mit rituellem Bad (oder nur das rituelle Bad?) möglicherweise an Stelle der heutigen Spitalkirche St. Alban 
bulletSynagoge des 15./16. Jahrhunderts Hirschstraße 18.  

   
   
Fotos    
(alle Fotos: J. Hahn)  

Erinnerungen an die erste jüdische Gemeinde des 13./14. Jahrhunderts, 
ihr Wohngebiet und ihre ehemalige Synagoge mit dem rituellen Bad  
 
Lauingen Stadt 101.jpg (67415 Byte) Lauingen Stadt 100.jpg (80078 Byte) Lauingen Spitalkirche 111.jpg (88792 Byte)
Straßen im Bereich des ehemaligen mittelalterlichen Wohngebietes; das Spital kam zwischen 1347 und 1367 
in diesem Bereich in den Besitz früherer jüdischer Häuser
 
Lauingen Spitalkirche 100.jpg (69163 Byte) Lauingen Spitalkirche 101.jpg (83656 Byte) Lauingen Spitalkirche 113.jpg (77874 Byte)
Die vermutlich an der Stelle der mittelalterlichen Synagoge (oder nur über der mittelalterlichen Mikwe?)
 erbaute Spitalkirche St. Alban (ursprünglich Marienpatrozinium) 
  
     
Lauingen Spitalkirche 112.jpg (42042 Byte) Lauingen Spitalkirche 102.jpg (70522 Byte)   
Seitentüre zur Spitalkirche  Inneres der Spitalkirche    
     
Lauingen Spitalkirche 110.jpg (62396 Byte) Lauingen Spitalkirche 109.jpg (82701 Byte) Lauingen Spitalkirche 108.jpg (50682 Byte)
Hinweistafel zur Krypta  Abgang zur Krypta rechts des Altares  Treppen zur Krypta (ehemalige Mikwe) 
     
Lauingen Spitalkirche 104.jpg (48431 Byte) Lauingen Spitalkirche 103.jpg (61935 Byte) Lauingen Spitalkirche 105.jpg (74756 Byte)
Bei der Krypta "Unserer lieben Frau beim Brunnen" handelt es sich um die ehemalige mittelalterliche Mikwe; das ursprüngliche Tauchbecken
 ist nicht mehr vollständig erhalten, teilweise überbaut.
 
   Lauingen Spitalkirche 107.jpg (51944 Byte) Lauingen Spitalkirche 106.jpg (56854 Byte)
   In der Krypta "Unserer lieben Frau beim Brunnen",
 rechts die Stufen zum Wasserbecken
Treppen von der Kirche 
zur Krypta / Mikwe 
        
Die ehemalige Synagoge des 14./15. Jahrhunderts   
Lauingen Synagoge 205.jpg (71904 Byte) Lauingen Synagoge 200.jpg (83742 Byte) Lauingen Synagoge 201.jpg (69662 Byte)
Bei der ehemaligen Synagoge handelt es sich um einen 
zweigeschossigen Satteldachbau  
 Oben und unten: Hinweistafeln mit
 widersprüchlichen Angaben  
   
Lauingen Synagoge 204.jpg (76123 Byte) Lauingen Synagoge 203.jpg (54727 Byte) Lauingen Synagoge 202.jpg (70547 Byte)
Eingangstor zur ehemaligen Synagoge mit angeblich abgekürzter Portalinschrift für 
"Dies ist das Tor zum Herrn" (Psalmzitat); diese Deutung ist jedoch unsicher, vgl. die
 Überlegungen auf der Seite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg (siehe unten den Links).   
      
     

     
      

Links und Literatur   

Links:     

bulletWebsite der Stadt Lauingen  
bulletSeite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg: "Die Juden in Lauingen an der Donau"   

Literatur:  

bulletLouis Lamm: Zur Geschichte der Juden in Lauingen. Berlin 1915. 
Lauingen Israelit 19081915.jpg (109556 Byte)Literaturhinweis in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1915: "Zur Geschichte der Juden in Lauingen von Louis Lamm. Verlag Louis Lamm, Berlin. Der Verfasser, der als rühriger Verleger sich bereits einen achtbaren Namen erworben hat, bietet uns mit vorliegenden Schriftchen eine vermehrte Auflage seiner 1903 erschienen Arbeit über die Juden in Lauingen. Wenn dort archivarische Quellen aus dem Kreisarchiv in Neuburg an der Donau herangezogen werden konnten, so sind es hier neben diesen Quellen noch besondere Judenakten aus Lauingen, die dem Verfasser zur Verfügung gestellt und für seine Zwecke nutzbar gemacht wurden. Der Wassermann'schen Sammlung im 'Gesamtarchiv der deutschen Juden! zu Berlin konnten ebenfalls einschlägige Notizen entnommen werden. Zur Ergänzung bemerke ich noch, dass Juden von Donauwörth (S. 9) schon 1326 erwähnt werden. Zu Samuel Ulmo (S. 12) verweise ich auf meine 'Blätter für jüdische Geschichte und Literatur' II,26 Nr. 7. Das Epitheton H"RR (S. 31) bezeichnet vielleicht einen jüdischen Gelehrten, kann aber nicht mit 'Rabbiner' übersetzt werden. Zur Familie Mode (S. 32 und 36) sei auf meine Mitteilungen im 'Jahrbuch der jüdisch-literarischen Gesellschaft' VIII,131ff hingewiesen. Möge vorliegende Arbeit, die in hübschem Bruck und vornehmer Ausstattung erscheint, die verdiente Beachtung finden und dem Verfasser ein Ansporn sein, die geplante 'Geschichte der Juden im bayerischen Schwaben' recht bald zur Veröffentlichung zu bringen. Löwenstein."   
Download der Publikation - eingestellt aus den Beständen der Freimann Sammlung der Bibliothek der Goethe-Universität Frankfurt am Main.   
   
bulletGermania Judaica II,1 S. 473. III,1 S. 722-724. 
     
bulletAlois Mark, Hans Bäum und Martin Griffig (Hrsg.): Sagen des Landkreises Dillingen. 1971.  
(Hinweis auf diese Publikation von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)   
Lauingen Lit 020.jpg (196225 Byte) Aus dem Buch die Sage: "Der Jude im Seelhaus. Das Seelhaus war zur Zeit, als in Lauingen noch viele Juden wohnten, eine Synagoge. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts stand derselben der Rabbiner Elieser vor, der einen Sohn namens Joseph hatte. Dieser war sehr talentiert und wegen seines guten Benehmens allgemein beliebt. Bedauert wurde, dass Joseph ein Judenkind war. Ein am hiesigen Gymnasium angestellter Professor schenkte dem Jungen besondere Aufmerksamkeit und erreichte trotz des Vaters Widerwillen, dass Joseph am Gymnasium studieren durfte. Der Rabbiner prägte seinem Sohne unaufhörlich ein, nicht die Gebräuche der Christen nachzuahmen. Joseph machte außerordentliche Fortschritte und erhielt auf Verwenden seiner Lehrer eine Professur an der Universität Heidelberg. Bevor er aber diese antrat, wurde er Christ. Der Vater verwünschte und verfluchte deshalb seinen Sohn und sandte alle Briefe ungeöffnet zurück.   
Der alt gewordene Rabbiner wurde krank und lag auf seinem Sterbebette. Voll kindlicher Liebe eilte der Sohn Joseph herbei und fand den Vater im Sterben. Elieser wandte seine letzte Kräfte auf und spuckte dem Sohn ins Gesicht mit dem Ausruf: 'Kommst du daher, falscher Issachar? Wenn des Zimmermanns Sohn Jehova ist, so will ich nicht in sein Paradies!' Mit diesen Worten kehrte er sich um und hauchte seine Seele aus.  
Seitdem geisterte der alte Rabbiner in der Synagoge. Viele Juden zogen deshalb weg. Nach der gänzlichen Vertreibung der Juden aus Lauingen kam das Gebäude an die Stadt, die es zu einer Wohnung für arme Leute einrichtete. Gar oftmals ließ sich noch der Rabbiner mit seiner spitzigen Mütze sehen und erschreckte die Leute durch sein Erscheinen."   
  
bulletReinhard H. Seitz: Zur Topographie der älteren Judengemeinden in Augsburg und Lauingen (Donau). In: Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben (Hrsg. von Peter Fassl). Reihe: Irseer Schriften Bd. 2. Sigmaringen 1994. S. [19]-35 und S. 66/67.  
bulletders.: Jüdische Gemeinden im Landkreis [Dillingen a.d. Donau]. In: Der Landkreis Dillingen an der Donau ehedem und heute. 2. neubearbeitete Auflage. Dillingen 1982. S. 139-143. 
bulletPfalz-Neuburg Lit 012.jpg (70178 Byte)Monika Müller: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum Pfalz-Neuburg. Wißner-Verlag 2016.  Reihe: Veröffentlichtungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. ISBN/EAN: 978-3957860941. 452 S.  34,80 €       
Nicht Gegnerschaft und Ausweisung prägten den frühneuzeitlichen Alltag von Christen und Juden in Schwaben, sondern ein Neben- und Miteinander. Juden traten durchaus selbstbewusst gegenüber ihrem Schutzherrn auf, jüdisch-christliche Doppelgemeinden entwickelten sich mitunter.
Anders in Pfalz-Neuburg: In der sogenannten Jungen Pfalz - geschaffen 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg - entfaltete sich jüdisches Leben unter Schwierigkeiten. Immer wieder wurden die Pfalz-Neuburger Juden ausgewiesen, bisweilen entstanden erst Jahrzehnte später neue Gemeinden; landesbezogene jüdische Repräsentationsstrukturen, wie eine Landesjudenschaft, gab es nicht.
Diese Geschichte der vielen Brüche, der Diskontinuitäten, will das vorliegende Buch nachzeichnen. Dabei rücken im Spannungsfeld zwischen den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, den späteren Kurfürsten von der Pfalz, als Landesherren einerseits und den jüdischen Schutzverwandten andererseits insbesondere Kommunen wie Gundelfingen, Hilpoltstein, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg a.d. Donau in den Blick. Im dörflichen und kleinstädtischen Raum spielten sich Prozesse von Integration und Segregation ab, die zeigen, dass Judenschutz in Pfalz-Neuburg eine hohe kommunale Komponente besaß, dass er 'vor Ort' stattfand.     
 

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013