Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Glückstadt (Kreis Steinburg) 
Jüdischer Friedhof  
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
Siehe Seite zur Synagoge in Glückstadt (Seite ist noch nicht erstellt) 
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes       
   
Der Friedhof wurde 1622 angelegt. König Christian IV., der sephardische Juden aus Portugal und Spanien nach Glückstadt geholt hatte, erlaubte ihnen, einen eigenen Friedhof im Bereich der Befestigungsanlagen der Stadt anzulegen. Auf dem Friedhof befinden sich heute noch zahlreiche liegende Grabsteine sephardischer Juden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Bis 1730 sind die meisten Sephardim auf Glückstadt weggezogen; aschkenasische (aus Deutschland stammende) Juden sind nun verstärkt nach Glückstadt gekommen.   
   
Nach 1895
(damals lebten nur noch sechs jüdische Personen in der Stadt) wurde die Friedhofsfläche um ein Viertel verkleinert und dabei die Grabsteine der Größe nach aufgestellt. Nach dem Verkauf der Glückstädter Synagoge (in der Königstraße) wurde der Erlös in die Sanierung des Friedhofes gesteckt. Die Stadt verpflichtete sich in einem Vertrag von 1907, den Begräbnisort in Stand zu halten und für die Pflege zu sorgen.  
  
In der NS-Zeit (1941) wurden auf Befehl des Glückstädter NS-Bürgermeisters Wilhelm Vogt alle Grabsteine abgeräumt und das Gelände eingeebnet. Zuvor hatte Stadtbaumeister Timm einen genauen Lageplan des Friedhofgeländes und der Grabstätten erstellt. Er hat darin 132 Grabplatten und 32 stehende Grabsteine festgehalten. Bei der Abräumung der Grabsteine wurden die insgesamt 164 Grabsteine an der Kegelbahn der Gaststätte "Hoffnung" aufgestapelt. Eine Bezirksabgabestelle für Obst und Gemüse wurde über den Gräbern eingerichtet, die Grabsteine in einer Ecke gestapelt. 
   
Nach 1945
wurde der Friedhof - soweit möglich - auf Befehl des britischen Colonel Goldberg wieder hergestellt. Von den 164 Grabsteinen waren nur noch 100 vorhanden: 89 liegende und elf stehende Grabsteine. Ein Teil ist beim Abräumen zerstört worden. Einige Steine wwaren von den örtlichen Steinmetzen abgeholt und wiederverwendet worden. 
  
2017 meldete ein im Ruhestand lebender Pastor, dass in seinem Garten drei Bruchstücke von Grabsteinen des Friedhofes liegen würden, die er in den 1980er-Jahren aus einem Abfallcontainer des evangelischen Friedhofs an der Von-Graba-Straße genommen habe. Die drei Bruchstücke wurden ins Detlefsen-Museum verbracht und werden wieder im Friedhof aufgestellt. Beim Säubern der Steine wurde festgestellt, dass zwei Bruchstücke einen vollständigen, in der Mitte gebrochenen Grabstein ergaben (Grabstein von Hana Henrikus, gest. am 20. Mai 1802 im Alter von 67 Jahren in Glückstadt). Das dritte Bruchstück ist einer "Frau Rachel" gewidmet. Drei weitere Bruchstücke von Grabsteinen fanden sich in einem Keller der Stadtwerke. Auch sie wurden wieder zum Friedhof gebracht.   
  
Die Friedhofsfläche umfasst 15,31 ar. 
   
Besonders bemerkenswert ist die Ikonographie der sephardischen Steine: Sanduhren, Totenschädel über gekreuzten Knochen, auch die Abbildung der segnenden Hände eines Kohen im Rahmen eines heraldisch gestalteten Wappens u.a.m. Die Grabsteine befinden sich - bereits seit der Zeit um 1900 und erst recht nicht mehr nach der Abräumung in der NS-Zeit - nicht an den ursprünglichen Stellen. Die Grundstücksfläche beträgt 15,31 ar. 
   
   
Lage des Friedhofes  
  
Der Friedhof liegt an der Pentzstraße 
   
   
Fotos 
(Fotos: Hans-Peter Laqueur, Aufnahmedatum: April 2006)  

Glueckstadt Friedhof 099.jpg (94605 Byte) Glueckstadt Friedhof 109.jpg (107786 Byte) Glueckstadt Friedhof 100.jpg (105795 Byte)
Hinweistafel am Eingang  Blick über das Gräberfeld mit den liegenden Grabsteinen 
   
Glueckstadt Friedhof 108.jpg (106140 Byte) Glueckstadt Friedhof 111.jpg (105702 Byte) Glueckstadt Friedhof 110.jpg (98018 Byte)
Teilansichten Stehende (askenasische) Grabsteine 
   
Glueckstadt Friedhof 102.jpg (104193 Byte) Glueckstadt Friedhof 104.jpg (93563 Byte) Glueckstadt Friedhof 101.jpg (100186 Byte)
Segnende Hände der Kohanim  Pfeil und Bogen   Hand mit Schwert 
     
Glueckstadt Friedhof 107.jpg (94597 Byte) Glueckstadt Friedhof 105.jpg (95580 Byte) Glueckstadt Friedhof 106.jpg (88224 Byte)
Grabstein mit auffälliger Symbolik 
(siehe Vergrößerung rechts) 
Schädel und Knochen als 
Symbol der Vergänglichkeit 
Engel mit Sanduhr 
  
     
  Glueckstadt Friedhof 112.jpg (88580 Byte)  
  Portugiesische Inschrift    

    
    
Presseberichte zum Friedhof 

Juli 2014: Sanierungsmaßnahmen werden durchgeführt    
Artikel in der "Norddeutschen Rundschau" (Glückstädter Fortuna) vom 4. Juli 2014: "Jüdischer Friedhof : Kiesbett für historische Grabsteine
Landesamt für Denkmalpflege zahlt 40.000 Euro für erste Sanierungsmaßnahmen des jüdischen Friedhofes in Glückstadt
'Wir haben zunächst Wasserdampf genommen. Doch kaltes Wasser ist die bessere Reinigungsvariante', sagt Wolfgang Fischer-Ohl. Der Steinmetzmeister säuberte gestern Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof. Chemikalien verwendet der 50-jährige Fachmann gar nicht. Noch drei Wochen arbeiten Wolfgang Fischer-Ohl und sein Kollege Wilfried Christiansen auf dem Gelände. Sie legen Kiesbette und ordnen die Steine darauf an. 'Ein harter Oberkirchner Sandstein', erklärt Wolfgang Fischer-Ohl zu der guten Beschaffenheit. Einige Grabsteine seien 300 Jahre alt. 'Die Schrift ist noch tadellos.' Der jüngste Stein ist von 1861. Er lag auf dem Grab von Elias Meldalo, der in der Elbe ertrank..." 
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Juli/August 2014: Denkmalschutz für den Friedhof   
Artikel in der "Norddeutschen Rundschau" (Glückstädter Fortuna) vom 17. Juli 2014: "Kulturerbe : Jüdischer Friedhof jetzt unter Denkmalschutz
Restaurierung des Glückstädter Friedhofes schreitet voran

Wolfgang Fischer-Ohl und Wilfried Christiansen haben den Rasen abgenommen, ein Vlies gelegt und Kies aus der Ostsee geschüttet. Auf diesen Steinen haben die Steinmetze Grabsteine gelegt. 'Vorne sind wir nicht so tief in den Boden gegangen, um die Wurzeln der Bäume nicht zu beschädigen', erklärt Wolfgang Fischer-Ohl. Die Berliner Steinmetze restaurieren den jüdischen Friedhof. Dabei ist an diesem Tag Joachim G. Jacobs. Er hat das Konzept erstellt und bespricht letzte Einzelheiten. Gekommen ist auch Dr. Margita Meyer, Fachreferentin des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. Sie hat die 40 000 Euro für die Restaurierung bewilligt. Dr. Meyer trägt Kopfbedeckung, so wie es bei dem Besuch eines jüdischen Friedhofs üblich ist. Als Gäste gekommen sind von der Detlefsen-Gesellschaft Christian Boldt, Elke Witt und Ruth Möller. Ihnen erzählt Meyer, dass der jüdische Friedhof jetzt unter Denkmalschutz gestellt und ins Denkmalbuch eingetragen worden ist..."   
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Artikel in der "Norddeutschen Rundschau" (Glückstädter Fortuna) vom 7. August 2014: "Grabsteine für die Ewigkeit. Sanierung des jüdischen Friedhofes in Glückstadt im ersten teil abgeschlossen / Rabbi Dov-Levy Barsilany kommt zur Bauabnahme..." 
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Dezember 2015: Vorschlag für eine Straße "Am jüdischen Friedhof" zum Stadtjubiläum 2017    
Artikel von Joachim Möller in der "Norddeutschen Rundschau" vom 31. Dezember 2015: "Eigene Straße für jüdischen Friedhof. 
Norbert Meinert vom Förderverein schlägt zur 400-Jahr-Feier Glückstadts die Umbenennung des Areals an der jetzigen Pentzstraße vor.

Der jüdische Friedhof ist weit über die Grenzen Glückstadts bekannt. Denn auf dem Areal sind Gräber sephardischer Juden zu sehen – mit gut erhaltenen historischen Grabplatten. Keine Selbstverständlichkeit in Deutschland, denn in der Nazi-Zeit sind jüdische Friedhöfe geschändet und viele Grabplatten vernichtet worden. Norbert Meinert schlägt jetzt eine Umbenennung für das Gebiet um die Ruhestätte in 'Am jüdischen Friedhof' vor. Der Vorsitzende des Fördervereins Detlefsen-Museum bringt einen Antrag für den Museumsverein bei der Stadt ein. Meinert hat recherchiert, dass dies keine Nachteile für eventuelle Anwohner bringen würde. 'In dem Bereich wohnt keine Privatperson', erklärt der Glückstädter.
Heute liegt der jüdische Friedhof an der Pentzstraße. Gegenüber gibt es einen großen Parkplatz auf dem Areal, wo einst der Schlachthof stand. Die nächsten Anwohner – diese sind die Stadtwerke Glückstadt – haben bereits die Anschrift Bahnhofsstraße. Das Einzige, was Meinert bei einer Änderung des Straßennamens sieht: 'Der Stadtplan müsste neu aufgelegt werden.'
Als Fördervereinsvorsitzender ist Meinert in die Feierlichkeiten der 400-Jahr-Feier der Stadt in 2017 eingebunden. Für ihn und die anderen Verantwortlichen des Detlefsen-Museums steht fest: Die Geschichte der sephardischen Juden in Glückstadt ist wichtig und soll ausreichend gewürdigt werden. 'Es war gut für die Stadtgeschichte, dass Stadtgründer Christian IV. die Juden nach Glückstadt geholt hat', sagt Meinert zur damaligen wirtschaftlichen Entwicklung, zu der diese Einwanderer – sie kamen vorwiegend aus Portugal – beitrugen.
Erwartet werden zum Stadtjubiläum zahlreiche auswärtige Gäste. Deshalb wünscht sich Meinert bis dahin die Änderung des Straßennamens. Schon heute kommen viele Menschen, um sich speziell den Friedhof anzusehen. 2014 wurde er mit erheblichen Mitteln aus dem Denkmalschutzfonds des Landes saniert – nach dem Konzept des Berliner Planers Joachim G. Jacobs. Und im kommenden Jahr wird ein neuer schmiedeeiserner Zaun das Areal zur Straße hin begrenzen. Die Spenden für den Zaun hat der Museums-Verein im Auftrag der Stadt Glückstadt gesammelt.
Joachim G. Jacobs hat sich bereit erklärt, 2017 wieder nach Glückstadt zu kommen, um einen Vortrag zu halten. 'Er führt für uns auch Gespräche mit einem jüdischen Museum in London über einen Leuchter, um diesen wieder nach Glückstadt zu holen.' Der Leuchter stand einst in der Synagoge in der Königstraße, welche 1912 aufgelöst wurde. 'Keiner weiß, wie der Leuchter nach London gekommen ist', sagt Meinert. Schön wäre es, wenn das historische Stück als Dauerleihgabe für das Detlefsen-Museum wieder nach Glückstadt kommen würde. "   
  
Juni 2016: Der Friedhof wird mit einem neuen Zaun umgeben  
Artikel von Christin lempfert in der "Norddeutschen Rundschau" vom 3. Juni 2016: "Denkmalschutz. Neuer Zaun für jüdischen Friedhof. Die schmiedeeiserne Einfriedung für die Ruhestätte steht Dank Spendengeldern. Weitere Sponsoren werden gesucht.
Der neue schmiedeeiserne Zaun am jüdischen Friedhof steht. Nur noch die Steinsockel müssen verziert werden. Vorher gab es dort nur eine niedrige Begrenzung durch eine Betonmauer. Der Zaun war ein Wunsch der jüdischen Gemeinde und des Denkmalamtes. Das Gelände an der Pentzstraße ist seit vielen Jahren denkmalgeschützt und wurde 2014 für 40 000 Euro aus Mitteln des Denkmalschutzes des Landes saniert. Als die Arbeiten abgenommen waren, war klar: Eine optische Abgrenzung hin zur Straße wäre gut. Dadurch wirke der Friedhof in sich geschlossen. Jetzt ist der grau glänzende Zaun an der Pentzstraße montiert. Seine Gestaltung wurde mit dem Landesamt für Denkmalpflege, der jüdischen Gemeinde und der Stadt Glückstadt abgestimmt. Die Umzäunung besteht aus 16 Elementen und einer Flügeltür. Letztere sind verziert mit zwei geschmiedeten Davidsternen. Die Zaunstäbe sind so filigran und ihre Abstände groß genug, dass der Blick auf die Ruhestätte quasi frei ist. 'Er ist schlicht, baut eine angemessene Distanz zu einer Ruhestätte auf, ist aber dennoch nicht unüberwindbar. Die Türen stehen immer offen', sagt Norbert Meinert, Vorsitzender des Fördervereins des Detlefsen-Museums. Das Gelände sei nicht abgeschottet, sondern heiße Besucher jederzeit willkommen. Der Weg dahin war lang. Die jüdische Gemeinde hatte kein Geld für das Bauwerk, das 12 000 Euro kosten sollte. Deshalb waren sie auf Spenden angewiesen. Die Suche nach Gebern übernahm Esther Patyk vom Bauamt der Stadt Glückstadt in Zusammenarbeit mit Norbert Meinert. 'Rund 4200 Euro sind dabei zusammengekommen. Wer noch spenden möchte, kann dies weiterhin tun', so der Vorsitzende. Im vergangenen Jahr nahm sich bereits der örtliche Maurermeister Sebastian Schmeelke des Sockels am Friedhofzauns an und mauerte ihn auf. Die Glückstädter Ziegelei spendete die Steine dafür. Anfang des Jahres wurde der schmiedeeiserne Zaun bei der Metallbaufirma Tödt und Carstens in Steinburg in Auftrag gegeben. Jetzt schützt er die besondere Ruhestätte, die laut Denkmalamt die bedeutendste ihrer Art in Schleswig-Holstein ist. Denn auf dem Areal wurden zahlreiche sephardische und aschkenasische Juden begraben. Die ersten kamen um 1620, weil ihnen König Christian IV. bei der Stadtgründung Glaubensfreiheit und Privilegien gewährte. Die historischen Grabplatten sind gut erhalten, keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. In der Zeit des Dritten Reichs wurden viele jüdische Friedhöfe geschändet und viele Grabplatten zerstört. In Glückstadt wurden sie während der Zeit des Nationalsozialismus beiseite gepackt. Von den 132 sephardischen und 30 aschkenasischen Grabsteinen sind noch 88 sephardische und elf aschkenasische erhalten. 1861 wurde der letzte Sepharde, der in der Elbe ertrunkene Elias Meldola aus Hamburg, beigesetzt.
Die Bankverbindung des Vereins der Freunde und Förderer des Detlefsen-Museums: IBAN: DE32 2225 0020 0021 2005 06 BIC: NOLADE21WHO, Sparkasse Westholstein."
Link zum Artikel   
 
Oktober 2017: Grabsteine vom jüdischen Friedhof aufgefunden   
Artikel von Kay Blohm in der "Norddeutschen Rundschau" vom 18. Oktober 2017: "BEDEUTSAME FUNDE IN GLÜCKSTADT: Grabsteine vom Jüdischen Friedhof gefunden
Bevor der gelernte Handlungsgehilfe und Glückstädter Nazi-Bürgermeister Wilhelm Vogt den Jüdischen Friedhof an der Pentzstraße 1941 komplett schänden ließ, beauftragte er den Stadtbaumeister Timm im Juni 1940 einen genauen Lageplan des Friedhofgeländes und der Grabstätten zu erstellen. Im Maßstab 1:250 zeichnete Timm einen Belegungsplan mit 132 Grabplatten und 32 stehenden Grabsteinen (Stelen). Im Herbst 1941 wurden die 164 Grabsteine an der Kegelbahn der Gaststätte 'Hoffnung' aufgestapelt und auf dem Friedhof eine 'Bezirksannahmestelle für Obst- und Gemüseerzeugnisse' errichtet. Jetzt sind Teile dieser Grabsteine wieder aufgetaucht. Bürgermeister Vogt kümmerte sich nicht darum, dass nach jüdischem Glauben alle Grabstätten für die Ewigkeit angelegt werden, das heißt die Toten ruhen ewig in ihrem Grab bis zur Ankunft des Messias. Egal war Vogt auch der Vertrag von 1907 der Stadt Glückstadt mit der Jüdischen Gemeinde, in dem der Stadt die Verwaltung des Vermögens zugesprochen wurde. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadtverwaltung, für die Pflege sowie Instandhaltung des Friedhofs zu sorgen. Die Auflage des Regierungspräsidiums, alle acht Grabstätten, die jünger als 40 Jahre sind, umzubetten und in einer Gruft neu zu bestatten, wurde nicht erfüllt.
Nach Kriegsende ordnete der britische Colonel Goldberg an, die an der Ostseite des Friedhofs aufgestapelten Grabsteine wieder auf dem Friedhofsgelände auszulegen. Von den 164 Grabsteinen aus dem Jahr 1940 waren aber nur noch exakt 100 vorhanden: 89 liegende und elf stehende Grabsteine. Ein Teil ist sicherlich beim Abräumen des Friedhofs zerstört worden. Einige Steine wurden jedoch von den örtlichen Steinmetzen abgeholt und wiederverwendet.
Nach der Eröffnung der vielbeachteten 400-Jahre-Jubiläumsausstellung zur Jüdischen Gemeinde und ihres Friedhofs in Glückstadt im Detlefsen-Museum, meldete sich Pastor im Ruhestand Wolfgang Feige: 'Ich habe in meinem Garten drei Fragmente von jüdischen Grabsteinen. Diese habe ich in den 80er Jahren aus einem Abfallcontainer des evangelischen Friedhofs an der Von-Graba-Straße genommen.' Die drei Bruchstücke befinden sich jetzt im Detlefsen-Museum und sollen mit den anderen Grabsteinfragmenten wieder zum Jüdischen Friedhof gebracht werden. Beim Säubern der Steine stellte sich heraus, dass zwei Bruchstücke einen vollständigen, in der Mitte gebrochenen, Grabstein ergaben. Es ist das Grabmal von Hana Henrikus, die im Alter von 67 Jahren am 20. Mai 1802 in Glückstadt verstarb. Von dem dritten Bruchstück sind nur noch zwei Zeilen der hebräischen Inschrift erhalten: 'Hier ist geborgen die teure Frau, Frau Rachel'.
Der ehemalige Leiter der Stadtwerke Glückstadt, Karl-Heinz Jacobs, erinnerte sich, dass in einem Keller der Stadtwerke noch Bruchstücke von drei Grabsteinen mit hebräischer Inschrift lagen. Jacobs brachte die Steine ins Detlefsen-Museum: 'Die Steine sind hier besser aufgehoben und könnten ja wieder auf den Friedhof gebracht werden'.
Es ist nicht verwunderlich, dass die drei Grabsteine bei den Stadtwerken waren, da ein erheblicher Teil des ehemaligen Jüdischen Friedhofs, etwa 1500 Quadratmeter, zum heutigen Betriebsgeländes der Stadtwerke gehört. Die drei Fragmente sind kleine Kindergrabsteine: Wilhelmine Rachel Mahs, im Alter von zwei Jahren am 26. August 1855 gestorben; das Mädchen Vogel, Tochter des Abraham, gestorben am 23. Dezember 1786; David, Kind der Liebkosungen, Sohn des Jehoschuwa (Sterbedatum fehlt).
Die fünf Grabsteinfragmente sollen wieder auf den Friedhof kommen. Darüber laufen Gespräche mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein in Kiel, der Eigentümer des Jüdischen Friedhofs an der Pentzstraße ist.
Info: Die Ausstellung 'Die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Glückstadt 1619 – 1915' des Detlefsen-Museums ist aufgrund der guten Besucherzahl bis zum 12. November verlängert worden. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr."  
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Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Glückstadt  
bulletWebsite des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein K.d.Ö.R.  

Literatur:  

bulletMichael Brocke/Christiane E. Müller: Haus des Lebens. Jüdische Friedhöfe in Deutschland. 2001. S. 200-201. 

   
    

                   
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Stand: 15. Oktober 2013