Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Aach (Hegau) (Kreis Konstanz)
 Jüdische Geschichte 
  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Aach 
bullet Einrichtungen der jüdischen Gemeinde 
bulletFotos / Karte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Aach           
     
In Aach bestand eine jüdische Gemeinde im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Erstmals werden 1494 zwei jüdische Familien genannt (darunter Löwman Jud zu Aach, genannt 1496 im Fürstenberger Urkundenbuch Bd VII Urk. 18,22) genannt. 1518 werden die Juden von Geisingen beschuldigt, ein christliches Kind ermordet zu haben; in diesem Zusammenhang werden auch Juden in Aach (und Stockach) genannt. Eine weitere Erwähnung eines jüdischen Kaufmanns aus Aach liegt von 1522 vor. 1540 waren vier jüdische Familien (1543/1554 wird genannt: Jud Secklin von Aach, 1549 Jud Essaias von Aach), 1551 fünf jüdische Familien am Ort (1555/64 Abraham Jud zu Tettnang bzw. Aach). Die höchste Zahl jüdischer Bewohner wird um 1583 mit 10 jüdischen Familien in Aach erreicht. Ihren Lebensunterhalt verdienten die Aacher Juden vor allem durch Geldverleih, aber wohl auch durch Handel mit Waren aller Art. 1570 wanderte Jud Jacob von Aach nach Kandern (heute Kreis Lörrach) aus. 1608 ist der letzte jüdische Bewohner aus Aach weggezogen, nachdem bereits 1604 die meisten ausgewiesen worden waren. 
Beim letzten Aacher Juden dürfte es sich um Jäckle Jud gehandelt haben, dessen Haus neben der Pfarrkirche mit Hofraite, Stallungen usw. der Aacher Bürger Hans Niklaus Keller am 26. Februar 1608 erwarb. Von Jäckle Jud hieß es damals: "wohnhaft zu Hanau und seßhaft zu Aach". Im Zusammenhang mit dem Verkauf wird auch Mayerle Jud, der Sohn von Jäckle Jud genannt (Weiteres im Beitrag von S. Krezdorn s.Lit.).
    
    
    
Einrichtungen der jüdischen Gemeinde   
     

Wohngebiet und Betsaal/Synagoge.
  
Die jüdischen Häuser lagen teilweise in der Stadt, teilweise außerhalb. Möglicherweise befanden sich einige davon in der bis heute so genannten Flur "Judenloch" nordwestlich der Stadt. Auch unmittelbar nördlich der Stadtmauer am Weg entlang zum Buchbühl könnte - oberhalb der Flur "Judenloch" - eine jüdische Ansiedlung gewesen sein.
 
Der Betsaal befand sich in dem 'Haus beim (unteren) Stadttor'. Hier wohnte auch der 1581 genannte 'Judenschulmeister" Isaak Jud (genannt in der Güterbeschreibung der beiden Kirchen). In den ersten Schutzbriefen war den jüdischen Familien das Abhalten ihrer Gottesdienste ohne Einschränkung genehmigt worden. Der Schutzbrief von 1583, der nur noch fünf und nicht wie bisher zehn Jahre gelten sollte, war allerdings voller Restriktionen (§ 6): 'obwohl den Juden zu Aach bisher ihre Versammlungen zu Vollbringung ihres Gebets und Gesangs, wie auch Schul und Schulmeister gestattet worden, so sollen sie doch fürohin sich ihres Gesangs gänzlich enthalten, auch einige Schul noch Schulmeister nicht mehr halten, und da sie dawider thun, sollen sie nach Gelegenheit ihres Verbrechens, von unsern Amtsleuten ohne Gnad gestraft werden". Diese Einschränkungen gehörten zum Beginn einer Entwicklung, die mit der Ausweisung der Juden 20 Jahre später (1604) endete.
M. Merian: Topographia Sueviae Frankfurt 1643 S. 4 schreibt zu Aach: "und daselbst, wie Laterus de Censu p. 1057 schreibt, im Jahr 1604 die Juden auf Befelch H. Ertzherzogs Maximilians von Österreich verjagt worden seien".
 
 
Weitere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde
 
Ein jüdischer Friedhof befand sich auf der Flur (heute Waldgebiet) "Hohenhalden". Die genaue Lage ist unbekannt.
 
 
Fotos / Karte
(Quelle: Fotos: sw-Fotos Hahn um 1985; Karte: Stadt Aach; Farbfoto: Wikimedia Commons Artikel Aach (Hegau))   

Flurkarte der Stadt Aach 
(um 1980)
 
   Mit rot markiert: Die Flur "Judenloch" und das
"Haus beim unteren Stadttor" (siehe unten)
 
     
 Das untere Stadttor mit dem
"Haus beim unteren Stadttor"
 
   Links: Blick auf Aach; in der Mitte des Fotos ist das untere Stadttor zu sehen; im Haus beim unteren Stadttor (rechte Fotos) befand sich der Betsaal der jüdischen Gemeinde; hier wohnte auch der "Judenschulmeister" 
     
 "Judenloch" und "Hohenhalden"    
   Das "Judenloch" ist heute ein Acker
unterhalb der Stadt
 Im Waldgebiet "Hohenhalden" soll der
jüdische Friedhof gelegen haben

   

     
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Aach     

Quellen:

bulletGLA Karlsruhe 229 Fasz. 32: Aach, Judensachen 1551-1583:
Satzbrief der Juden zu Aach 1551 (pdf-Datei) .
Kaiserliches Mandat anno 1559 - der Juden halben ausgangen (pdf-Datei)  

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,1 S. 1; III,1 Art. Aach. 
bulletLeopold Löwenstein: Zur Geschichte der Juden in Großherzogtum Baden. In: Zeitschrift für die Geschichte des Judentums Bd. II 1888 S. 383-188; III 1889 S. 74-77 (der zweite Beitrag ist eingestellt als pdf-Datei).
bulletAugust Mayer: Aus der Geschichte der Stadt Aach im Hegau. Bonndorf 1911. S. 20.
bulletGert Leiber: Das Landgericht der Baar, Verfassung und Verfahren zwischen Reichs- und Landesrecht 1283-1632. 1964 S. 208ff.
bulletBeitrag "Die Kirchen der Stadt Aach, insbesondere ihre Güter, Stiftungen und Einkünfte im 16. Jahrhundert. In: Hegau. Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. 1967. S. 264 wird aus dem Jahr 1581 berichtet über "Isaac Jud, Judenschulmeister, vom Haus am Tor, so er derzeit innehat".
bulletSiegfried Krezdorn: Die Familie Keller von Schleitheim in Aach/Hegau. In: Hegau. Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee 22. Jahrgang Heft 34 1977 ab S. 7. S. 19 wird in diesem Beitrag von dem Erwerb des Hauses von Jäckle Jud 1608 berichtet.
bulletFranz Götz (Hg.): Aach. 700 Jahre Stadt - 1283-1983. 1983. S. 48-49.
bulletKarl Heinz Burmeister: Spuren jüdischer Geschichte und Kultur in der Grafschaft Montfort. (= Veröffentlichungen des Museums Langenargen). Sigmaringen 1994. 
bulletEnglisch: Richard Gottheil: Artikel Aach in Jewish Encyclopedia. Online zugänglich
bulletDaniel Bauerfeld / Lukas Clemens (Hrsg.): Gesellschaftliche Umbrüche und religiöse Netzwerke. Analysen von der Antike bis zur Gegenwart. Bielefeld 2014.  Innerhalb des Beitrages von Kathrin Geldermans-Jörg: Schreiben, sag, berichte, antwort. Kommunikationswege und soziale Netzwerke am Beispiel des Waldkircher Ritualmordverfahrens (1504/05). S. 173-206. zu Aach insbesondere ab S. 186.

  
  

                   
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Stand: 18. Mai 2020