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Zur Übersicht über "Jüdische
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Zur Übersicht über Synagogen
Mallorca - Jüdische
Geschichte
Historia judía de Mallorca
- Jewish History of Majorca - Histoire juive des Mallorca
Anfänge der jüdischen Geschichte. Auf den Balearischen Inseln
(Mallorca, Menorca, Ibiza) lebten Juden spätestens seit dem 2. Jahrhundert
n.d.Z. Im 5. Jahrhundert kam es zu einer Judenverfolgung in Mahon (Magona), der
Hauptstadt von Menorca. Bereits damals ließen sich offenbar mehrere jüdische
Einwohner taufen, um weiteren Verfolgungen zu entgehen. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts, als unter der Herrschaft der Almohaden die Juden in Spanien
zunehmend verfolgt wurden, nahm die Zahl der Juden in Mallorca, insbesondere in
Palma stark zu. In der Stadt wurden eine große und zwei kleinere Synagogen
erbaut. Die jüdischen Einwohner verdienten ihren Lebensunterhalt durch Handel
und Landwirtschaft.
13.-15. Jahrhundert. Als König Jakob I. von Aragón
(Jaime I. el Conquistador, König von 1213-76) 1229 Mallorca eroberte,
befand sich in seinem Gefolge der Jude Don Bachiel von Saragossa. Er war für den König als
Übersetzer tätig. Der König gab den Juden von Palma eine
Wohnviertel unweit des Palastes und garantierte ihnen ihre Rechte. Den Christen
wurde unter Androhung strenger Strafen verboten, Juden zu beleidigen. Diese konnten Häuser, Weinberge und andere Liegenschaften in Mallorca erwerben. König
Jakob II. von Aragón (Jaime II., König von 1291-1327) bestätigte den
Juden ihre Privilegien. Zu seiner Zeit wurde im jüdischen Viertel
"Calle" eine neue Synagoge erbaut und ein jüdischer Friedhof
angelegt.
Um 1300 nahmen die Spannungen zwischen den Juden und den Christen zu, vor
allem, da viele Christen bei Juden hoch verschuldet waren. Dem christlichen
Klerus wurde 1305 verboten, das jüdische Viertel oder die Häuser der Juden zu
betreten. Doch bestätigte auch der neue König Sancho I. die Privilegien
der Juden.
Fotos - Einige Spuren des jüdischen Mittelalters in Palma de Mallorca
Straßenzüge im mittelalterlichen
jüdischen Viertel |
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Zentrum des mittelalterlichen
jüdischen
Viertels: Carrer de Monti-Sion |
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Die Kirche
Monti-Sion, auf den Grundmauern der zentralen mittelalterlichen Synagoge
der Stadt erbaut
(Església de Monti-Sion, Iglesia de Montision) |
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Die Santa Clara-Kirche, vermutlich auch
auf
den Grundmauern einer Synagoge erbaut |
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Hinweistafel |
Nicht ganz geklärt ist die
Geschichte des an ein Minarett
erinnernden Kirchturmes |
Blick zum Eingangstor des
Vorhofes der
Santa-Clara-Kirche |
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Auffallend ist die vergitterte
Empore, die an ähnlich gestaltete
Frauen-Emporen von Synagogen erinnert. |
Im Inneren der
Santa-Clara-Kirche |
Einer der beiden
siebenarmigen
Leuchter |
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Oben: die bekannten Rimmonim in der Kathedrale von
Palma de Mallorca, die aus einer Synagoge von Sizilien stammen.
Curiosament, els pocs vestigis que el visitant pot
trobar els conserva l'església. Els més esplèndids, però, aquest
parell de rimmonim del segle XIV -els ornaments d'orfebreria que
coronen els rotlles de la Torà-, no van pertànyer a la comunitat
jueva de Palma. L'església explica que van ser adquirits per un mercader
mallorquí a Sicília després dels avalots antijueus d'aquella illa.
Venuts a la Seu de Mallorca, s'hi conserven des d'aleshores, tot i els
intents frustrats de la sinagoga d'Israel per tornar-los a la fe jueva. Al
museu de la Seu, entre les obres que dibuixen l'esplendor del gòtic
mallorquí, també hi ha grans canelobres de 7 braços, aliens al culte
cristià, però presents a moltes esglésies de Mallorca i utilitzats,
fins no fa gaire, en els serveis religiosos de la catedral.
Com si es tractés d'un testimoni d'aquesta presència difuminada de la
cultura hebrea, una gran estrella de David s'amaga entre la geometria de
l'admirable rosetó que presideix la Seu. Sobre l'estrella de David, també
coneguda com el Segell de Salomó: http://www.israel-mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0f2o0
Quelle
dieser Informationen |
Im Juli und August 1391 kam es auf der ganzen Insel zu schweren
Pogromen gegen die jüdischen Gemeinden. In Palma brachen die Unruhen am 10.
Juli 1391 aus, als christliche Jugendliche mit Kreuzen in das jüdische
Wohnviertel eindrangen. Durch den nachfolgenden Mob kam es zu einem ersten
Massaker. Anfang August 1391 wurden die jüdische Gemeinden von Inca, Sóller,
Sineu und Alcudia ausgelöscht; viele Juden dieser Städte
ermordet. Andere zogen die Taufe dem Tod vor. Am 24. August 1391 kam es zu einem Massaker an der jüdischen
Bevölkerung in Palma. Die jüdischen Häuser wurden zerstört, 300 bis 400 Juden wurde
vor allem im Bereich der Hauptstraße des jüdischen Viertels (Monti-Sion-Straße)
ermordet. 800 hatten sich in das königliche Schloss flüchten können. Nicht
wenige Juden ließen sich taufen. Als Königin Violante von dem Massaker
informiert wurde, verurteilte sie die christlichen Bewohner der Stadt zu einer
hohen Geldstrafe. 1392 wurde vom König jedoch eine volle Amnestie
ausgesprochen. Die Schulden, die Christen bei Juden hatten, wurden diese
erlassen. Ein Edikt vom 21. Januar 1393 regelte neue Schutzbestimmungen
für die jüdischen Einwohner. Ein christlicher Bürger, der einen Juden
verletzte, sollte gehängt werden. Seitdem zogen zahlreiche weitere jüdische
Familien aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Mallorca (darunter im Jahr 1394
150 Familien aus Portugal), sodass es hier Anfang
des 15. Jahrhunderts mehr als 1.000 jüdische Familien gab. Die bitteren
Erfahrungen von 1391 wurden alsbald verdrängt.
Zu einer erneuten Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung kam es
durch eine Verordnung des Königs Ferdinand von Aragon (1412-16) am 20.
März 1413. Nun waren Juden plötzlich gezwungen, sich ausschließlich in
ihrem Wohnviertel aufzuhalten. Sie durften nicht mehr mit Christen essen und
trinken oder Christen beschäftigen. Ihre beruflichen Möglichkeiten wurden
stark eingeschränkt. Sie mussten ein Abzeichen tragen, durften sich nicht mehr Don
nennen und konnten viele Artikel (zum Beispiel elegante Kleider) nicht mehr
erwerben. Jüdische Ärzte durften keine Christen mehr behandeln. 1415 kam der
Dominiker San Vicente
(Vinzenz) Ferrer für sechs Monate nach Mallorca. Seine Bußpredigten führten
zu zahlreichen Taufen von Juden.
Die Katastrophe von 1435. Zwanzig traten Jahre später (1435) kam die
Katastrophe über die jüdische Gemeinde, die von manchen schon lange
befürchtet wurde. In der Stadt verbreitete sich das verlogene und boshafte
Gerücht, die Juden wollten am Osterfest den Leidensweg Jesu wirklichkeitsgetreu
nachvollziehen. Ein arabischer Sklave solle gekreuzigt werden. Die angeblich
schuldigen Juden wurden sofort festgenommen. Andere jüdische Gemeindeglieder
setzten sich für sie ein. Mehrere wurden gefoltert und gestanden unter
schlimmsten Qualen, dass die Juden schuldig seien. Der beschuldigte Astruc Sibili und drei Mittäter sollten lebendig
verbrannt werden, aber, falls sie sich taufen ließen, sollten sie frei kommen.
Mehr als 200 Juden ließen sich danach taufen; der Rabbiner Salom stiftete einen
Kronleuchter mit 350 Lämpchen für die Kathedrale. Bücher und Heiligtümer der
Juden wurden daraufhin zerstört. Als die Inquisition 1492 auf Mallorca Angst
und Schrecken verbreitete, gab es keine praktizierenden Juden mehr. Ein großer
Teil hatte sich taufen lassen oder die Insel verlassen. Die Verfolgung hörte
freilich nicht auf, da viele Juden offenbar nur zum Schein Christen geworden
waren.
Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Xueta
Jüdische Persönlichkeiten
Simon ben Zemach Duran (RaSCHBAZ oder TaSCHBeTZ; 1361
Palma de Mallorca - 1444 Algier), Rabbiner und Arzt. Floh vor den
Judenverfolgungen nach Algier, wo er zunächst als Arzt lebte und 1394 zum
Oberrabbiner von Algier gewählt wurde. Verfasser zahlreicher Kommentare zu
Bibel und Talmud, Gutachten und Ermahnungsschreiben. Seine medizinischen
Schriften blieben nicht erhalten.
Jafuda Cresques (ca. 1350-ca. 1427) war einer der
bedeutendsten mallorquinischen Kartenmacher. Er zeichnete zusammen mit
seinem Vater Abraham Cresques 1375 den "Atlas Calaà"
(Katalanischer Atlas), den König Juan I. von Aragonien dem französischen
König Ludwig VI. schenkte. Auf der Karte sind alle bis dahin bekannten Erdteile
zu sehen, die erste Weltkarte überhaut. Cresques gehörte zu den Juden, die
später zum katholischen Glauben übertreten mussten. Er nannte sich dann Kaime
Rives und zog von der Insel fort. Die Karte wird in der Bibliothek von Paris
aufbewahrt.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden mehrfach Personen, die heimlich am Judentum
festhielten, angeklagt und zum Tod durch Verbrennung verurteilt (1506 22 Juden,
1509/10, 62 Juden 1511). Die "geheimen Juden" nannten sich auf Mallorca
"Leute vom Calle" oder Chuetas. Die Chuetas von Palma bewohnten unter
anderem die "Straße der Goldschmiede" und übten den Beruf des
Goldschmieds, Juweliers, des Reeders oder Händlers aus. Bis zum Ende des 15.
Jahrhunderts kam es zu 346 Prozessen im Rahmen der Inquisition, durch die 257
Personen zum Tod verurteilt wurden. 1679 wurde eine
heimliche Synagoge in einem Haus entdeckt, zahlreiche Chuetas wurden jahrelang
gefangen gesetzt und ihr Eigentum konfisziert. Auch in den folgenden Jahrzehnten
kam es immer wieder zu Verfolgungen. 1691 wurde unter andere der bedeutende
Rabbiner Raphael Valls zum Tod durch Verbrennung verurteilt.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als Menorca von 1713 bis 1781
englischer Besitz war, bestand in der Stadt eine kleine jüdische Gemeinde mit
Familien aus afrikanischen Städten. Eine Synagoge wurde in Mahon erbaut.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielten die Chuetas
unter König Carlos III. gleiche Rechte wie die Christen. Bis dahin waren ihnen
u.a. öffentliche Ämter, ein Studium oder der Militärdienst nicht zugänglich.
Außer der Goldschmiedezunft waren ihnen die Zünfte verschlossen. Nachdem 1773
die Chuetas König Carlos III. gebeten hatten, gleichberechtigt mit ihren
Nachbarn leben zu dürfen, erklärte sie der König für gleichberechtigt mit
den übrigen Bürgern. Viele einflussreiche Mallorquiner protestierten damals
gegen diese Gleichstellung.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten sich Juden wieder in Spanien und
damit auch auf Mallorca niederlassen. Ihre Zahl lag in den 1930er-Jahre zwischen
100 und 200 Personen.
In der NS-Zeit waren die auf Mallorca lebenden bzw. dorthin geflüchteten
deutschen Juden (insgesamt etwa 30 Personen) von der Verfolgung dadurch
betroffen, dass sie 1940 nach Deutschland ausgewiesen und damit in die
Vernichtung geschickt wurden. Vgl. die Geschichte der Familie Heinemann über
Bericht / Video über den unten genannten Link.
Gegenwart. Manche der Nachkommen des Chuetas, die heute
teilweise noch dieselben Familiennamen wie ihre mittelalterlichen Vorfahren
besitzen, haben bedeutende Positionen in der Industrie und Landwirtschaft sowie in
Wissenschaft und Politik inne. Ein Interesse zur Rückkehr zum Judentum besteht
bei den heute geschätzten 25.000 Nachkommen der Chuetas nicht. Vermutlich sind
die meisten im katholischen Glauben heimisch geworden; anderen ist der Glaube -
ob jüdisch oder katholisch - nicht wichtig. Auch muss die Zugehörigkeit zum
Judentum durch ein Rabbinatsgericht bestätigt werden, wobei es sich um eine
aufwändige Prüfung handelt.
Seit 1971 besteht wieder eine kleine jüdische
Gemeinde in der Stadt, die erste seit der Katastrophe von 1435. Die
Gemeindeglieder sind großenteils zugewandert aus der Türkei, Marokko,
Osteuropa und Lateinamerika.
Die Gemeinde wurde mitgegründet von Rabbiner Dr. Werner van der Zyl, der
in der Folgezeit "ehrenhalber" erster Gemeinderabbiner wurde (geb.
1902 in Schwerte, Westfalen, gest. 10. April 1984 auf Mallorca).
Der Gemeinde gehörten in den 1990er-Jahren etwa 100 Mitglieder / 50 Familien an; die Zahl der Juden auf Mallorca
wurde damals auf etwa
300 geschätzt. Im Juni 1987 konnte eine Synagoge in der Calle Monseñor Palmer
eingeweiht werden. Der jüdische Friedhof befindet sich etwa 16 km östlich der
Stadt in Santa Eugenia.
2014: Der derzeitige Kantor und Leiter der jüdischen Gemeinde auf
Mallorca ist David Kaisin. Einen eigenen Rabbiner gibt es in der Gemeinde nicht.
2018: Vorsteher der jüdischen Gemeinde auf den Balearen ist seit 2008
Abraham Barchilón (Stand 2018). Nach den Angaben des Pressebericht unten vom
Januar 2018 leben auf den Balearen in 2018 inzwischen etwa 1000 jüdische
Personen, 90 Prozent von ihnen auf Mallorca. Die Mitglieder stammen aus
unterschiedlichen Nationen, darunter auch aus Deutschland, Spanien,
Argentinien.
Lage des Friedhofes: Unmittelbar hinter dem kommunalen Friedhof von
Santa Eugenia.
Adresse der jüdischen Gemeinde: Comunitat
Israelita de Mallorca, Carrer de Monsenyor Palmer 3,
07014 Palma Website
Fotos
Der jüdische Friedhof
in Santa Eugenia |
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Das Eingangstor
mit Inschrift und Symbolik |
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Blick über den großenteils
noch unbelegten Friedhof |
Friedhofshalle |
Blick über die
belegte
Friedhofsfläche |
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Betsaal in Palma
(Monseñor Palmer) |
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In diesem
Gebäudekomplex in der Monseñor Palmer befindet sich der Betsaal der
Gemeinde;
der Eingangsbereich ist durch Davidsterne gekennzeichnet. |
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Beitrag von Dr. Meyer Kayserling: Die Juden auf Mallorca. In:
Jahrbuch für die Geschichte der Juden und des Judentums. 1860. S. 68-100.
Eingestellt als pdf-Datei.
Zum Autor Dr. Meyer Kayserling (1829-1905) siehe Wikipedia-Artikel
"Mayer Kayserling" .
Der Artikel gibt den Forschungsstand von 1860 wieder, ist aber dennoch
interessant zu lesen.
Spanischer Text
La herencia de los "xuetes" mallorquines
Gastronomía, cultura popular, arqueología y patrimonio histórico
reflejan la presencia hebrea en Mallorca; hoy se celebra la quinta edición de
la Jornada Europea de la Cultura Judía PERE MARÍ. PALMA.
Hoy día, el turismo aparece como una buena razón para
recordar y recuperar la numerosa herencia judía mallorquina, un legado largo
tiempo olvidado (cuando no perseguida esta comunidad y sus descendientes
conversos). Una de las rutas turísticas organizadas por Cort recoge las calles
del antiguo call, uno de los principales barrios judíos del Mediterráneo
Occidental durante siglos, y el Ayuntamiento ha solicitado la entrada en la Red
de Juderías de España. También en Palma se celebra hoy la V Jornada de la
Cultura Judía.
A pesar de la que los restos arquitectónicos y arqueológicos de la presencia
judía en la isla son escasos, la historia y la cultura mallorquina conservan
abundantes señales de su influencia. Una de las rondalles recopiladas por
Alcover recogía uno de los cuentos del Talmud, mientras que las raíces de
cocarrois y robiols se pueden hallar en los borekes sefarditas, igual como los
crespells en forma de corazón y de estrella, como explica el escritor Miquel
Ferrà en las páginas de la revista El Mirall.
La comunidad judía mallorquina, cuya presencia en la isla se puede remontar a
la época romana, fue fértil en muchos campos. La cartografía fue uno de ellos.
Abraham y Jafuda Cresques fueron de los mejores cartógrafos europeos en su época,
el siglo XIV y XV. La conocida como Escuela Malloquina representaba la élite de
esta disciplina. El conocido como Atlas Català, de 1375, es una de las obras
maestras de los Cresques que han llegado a nuestro tiempo. Se conserva en la
Biblioteca de París.
Xuetes mallorquines fueron importantes médicos de la época medieval (Aaron
Abdalhac, Simon Ben Semakh Duran), poetas y comerciantes. La salida de muchos de
ellos de Mallorca tras las expulsiones dañó el tejido económico isleño. Una
parte importante de los expulsados se trasladó a Orán, en la costa argelina.
En el Museu de Mallorca se conservan capiteles de la antigua sinagoga de la
calle Sant Bartomeu, donde hoy se halla la delegación del Banco España. El
museo de la Seu también conserva unos "rimmonim" (ornamentos de
orfebrería que coronaban los rollos de la Torah) del siglo XIV procedentes de
Sicilia.
El presidente de ARCA-Llegat Jueu, Manuel Quadreny, señala que existe un
importante patrimonio cultural judío en la isla "que hay que proteger y
dar a conocer". El historiador Francesc Riera Montserrat apunta que la
expulsión de los judíos de Mallorca "tuvo un impacto económico. La vida
económica mallorquina se resintió". Riera apunta a la presencia xueta en
Part Forana, en ciudades como Inca, Felanitx o Porreres.
Historia
La presencia judía en Mallorca y Balears se remonta a tiempos de la dominación
romana. Las inscripciones judías en la necrópolis de ses Fontanelles, en Santa
María, ahora conservadas en el Museu de Mallorca, son uno de los restos más
antiguos conservados. Una lámpara judía hallada en unas excavaciones del siglo
V fue robada. En Menorca se hace referencia en el siglo V a una importante
comunidad hebrea, forzada a la conversión. El saqueo del call en 1391 y la
expulsión o la conversión forzosa de los xuetes (en 1435) supone un hito trágico
en la historia de esta comunidad, cuyos descendientes, conversos al cristianismo,
seguirían siendo discriminados social y legalmente durante muchos siglos. En el
siglo XVII aún existen comunidades judaizantes, que mantienen la religión.
Pero la Inquisición (con condenas a muerte a la hoguera) podrá con ellos. En
1720 se dicta la última condena a muerte a un judaizante, que había huido poco
antes de la isla. Pero aún en1823 se registra un feroz ataque contra el barrio
donde se concentraban en Palma los descendientes de xuetes.
Hinweis auf eine TV-Sendung zum Schicksal
jüdischer Deutscher in der NS-Zeit im Oktober 2010
"Wie die Nazis Juden verfolgten":
Sendung in "report München" vom 29. November 2010 um 21.55 Uhr
Seite
mit Link zum Video dieser Sendung - Link
zum Video - Ergänzende
pdf-Datei |
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Artikel in 3sat.de vom 15. Oktober 2010 (Artikel):
"Mallorcas dunkle Geschichte. Wie die Nationalsozialisten Juden verfolgten
Mallorca ist ein bei Deutschen besonders beliebtes Urlaubsziel. Doch die Insel hat eine dunkle Vergangenheit, von der die meisten Touristen nichts wissen: Auch hier wurden einst Juden von den Nazis
verfolgt. Die jüdischen Großeltern von Ernst-Peter Krüger, Irene und Ernst Heinemann aus Magdeburg sind im Nationalsozialismus nach Mallorca geflüchtet.
'Sie sind 1934 auf die Insel gekommen, weil die offizielle Politik begann, Juden wegzuschieben und als Untermenschen abzutun', sagt Krüger. Doch mit den jüdischen Flüchtlingen kommen auch Nazis nach Mallorca. Sie bespitzeln die jüdischen Familien und kollaborieren mit den spanischen Faschisten.
Gefälschte Dokumente. Im Juni 1940 teilt das Kommissariat für Überwachung, die politische
Polizei Francos, allen jüdischen Einwanderern mit, dass sie die Insel verlassen müssen.
'Man musste zurück in das Land, wo man herkommt, nämlich
nach Deutschland', so Ernst-Peter Krüger. 'Und da wartete das Konzentrationslager.' Der Bischof von Menorca half damals etlichen jüdischen Flüchtlingen.
'Damit sie hier wegkamen, hat man ihnen gefälschte Dokumente gegeben', sagt Pater Francesc Ramis Darder vom Bibelmuseum in Palma.
'Für Menschen jüdischer Herkunft oder Religion hat die katholische Kirche
Tauf- und Heiratsurkunden ausgestellt. Es war die Anfangszeit des
Franco-Regimes und eine Unterschrift von einem Bischof hat damals keiner in
Frage gestellt.'
Doch die Heinemanns sind den Nationalsozialisten bereits als Juden bekannt. Sie brauchen einen anderen Fluchtweg. Der Weg nach Palästina ist ihnen verwehrt, denn sie besitzen keinen gültigen Pass. In ihren deutschen Ausweis ist ein dickes
'J' für 'Jude' gestempelt. Sie sehen keinen anderen Weg, als sich das Leben zu nehmen, erklärt es Ernst Heinemann selbst in einem Abschiedsbrief.' |
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Zur Geschichte der Familie Heinemann siehe
auch einen Artikel
von Alexander Sepasgosarian im "Mallorca Magazin" vom 24.-30.
September 2004.
Eingestellt auch als pdf-Datei. |
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November 2011:
Palmas Judenviertel wird neu entdeckt |
Artikel in der "Mallorca-Zeitung"
vom November 2011: "Palmas Judenviertel: Das unsichtbare
Reiseziel. Die Vergangenheit der Juden und Zwangsbekehrten in
Palma erweist sich als Magnet für jüdischen Tourismus. Die Stadt will
das Thema erwerben und erwägt die Errichtung eines
Besucherzentrums..".
Link
zum Artikel - auch eingestellt als
pdf-Datei |
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Weitere
Presseberichte: |
März 2016:
"Porträt der Woche - An drei Orten zu Hause. Ilanit Spinner lebte
auf Mallorca, in Tel Aviv und ist heute TV-Reporterin in München".
Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 17. März 2016 (Link
zum Artikel).
Aus diesem Artikel - Ilanit Spinner ist 1984 geboren: "Diese Kindheit in Mallorca möchte ich aber auf keinen Fall missen, und es ist tatsächlich gut möglich, dass ich dort jüdischer aufgewachsen bin, als das in München der Fall gewesen wäre.
Unsere Gemeinde auf Mallorca war ziemlich klein. Jeder wusste, dass es auf ihn ankommt. Und das spürte man. Mein Religionslehrer zum Beispiel war richtig toll, ein älterer Herr, der wie ein Opa für mich war und der ungefähr 20 Sprachen beherrschte. Sonntags war Religionsunterricht angesagt, und zwar den ganzen Vormittag lang.
Ich habe auf der Insel meine Batmizwa gemacht, wir sind fast jeden Freitag in die Synagoge gegangen. Ich war richtig stolz auf meine kleine Gemeinde. Mein Vater hatte sich dann irgendwann dafür eingesetzt, dass sie umgebaut, vergrößert und verschönert wurde, und das machte mich noch stolzer. Zu Tu Bischwat sind wir immer zum jüdischen Friedhof spaziert, haben Bäume gepflanzt. Richtig schön war das. Dass wir jüdisch traditionell aufwachsen, war unseren Eltern wichtig, und wir wären da sicher nicht hingezogen ohne die Möglichkeit, ein jüdisches Leben zu führen." |
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Januar 2018: Aktueller
Bericht aus der jüdischen Gemeinde auf Mallorca |
Artikel von Claudia Schittelkopp im
"Mallorca-Magazin" vom 27. Januar 2018 (Link
zum Artikel): "Die jüdische Gemeinde Mallorcas ist kosmopolitisch.
Die Synagoge liegt zwischen schicken Cafés, Ausgehlokalen und einem Massagesalon nahe Palmas Paseo Marítimo. Der Zugang ist mit einem Gitter geschützt und per Video überwacht. 1000 Juden leben aktuell auf den Balearen, 90 Prozent von ihnen auf Mallorca.
'Unsere Gemeinschaft ist wie die ganze Gesellschaft der Inseln
kosmopolitisch', sagt Abraham Barchilón, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde auf den Balearen. Die Mitglieder stammen aus vielen Nationen, unter anderem aus Deutschland, aus Argentinien und natürlich aus Spanien.
'Viele haben zwei Konsulat, die ihres Heimatlandes und uns.' Barchilón, der eigentlich aus Tanger stammt, steht seit zehn Jahren der Gemeinde vor. Der 67-jährige Anwalt denkt nicht an den Ruhestand:
'Es ist gut, einen regelmäßigen Tagesablauf zu haben.' Dazu gehört neben der Arbeit für ihn eben auch das rege Engagement in der jüdischen Gemeinde.
Am Montag, 29. Januar, treffen sich Vertreter der Gemeinde mit balearischen Abgeordneten im Parlament anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags (27. Januar).
'Es ist eine Frage der Menschlichkeit, an den Holocaust zu erinnern', sagt der Vorsitzende. Deshalb werden an diesem Tag anstatt sechs Kerzen für sechs Millionen ermordete Juden sieben Gedenkkerzen angezündet:
'Es fielen ja auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Kritiker und andere dem Naziregime zum
Opfer.'
Auch heute noch an den Holocaust zu erinnern sei unabdingbar: 'Damit kein Diktator der Welt mehr so einen Genozid begehen kann - egal an welchem
Volk.' Die Gedenkveranstaltung beginnt am Montag um 12.30 Uhr und ist öffentlich zugänglich.
'Der Gedenktag ist und bleibt von großer Wichtigkeit, denn viele Überlebende des Holocaust gibt es nicht mehr und das Gedächtnis der Gesellschaft ist sehr
schlecht.' Auch gerade vor einem wieder wachsenden Antisemitismus. 'Das ist leider ein globales Phänomen', sagt Abraham Barchilón. Oftmals sei der Antisemitismus unterschwellig oder werde als Antiisraelismus getarnt.
'Dagegen hilft nur, bereits den Kindern zu vermitteln, dass es verschiedene Kulturen und Religionen gibt. Denn als Erwachsener lernt man keine Toleranz
mehr.' Genau aus diesem Grund können auch regelmäßig Schulklassen die Synagoge besuchen.
'Auch heute gibt es noch Kinder, die sagen, sie wollen keinen Juden mit in der Klasse haben, obwohl sie gar keinen
kennen', sagt Barchilón. Genau solche Vorurteile sollen durch den Kontakt mit der jüdischen Gemeinde abgebaut werden.
Einer breiteren Öffentlichkeit ist die Synagoge, die im vergangenen Jahr 30-jähriges Bestehen feierte, immer am ersten Septembersonntag zugänglich. Dann wird der Europäische Tag der jüdischen Kultur begangen. Eine Woche lang gibt es verschiedene Aktivitäten, um die Gemeinde kennenzulernen. Dazu gehören auch Führungen durch das alte jüdische Viertel. Vermittelt wird dabei zudem die besondere Geschichte der mallorquinischen Juden, der
Xuetas. 'Die Xuetas erlitten eine einzigartige Verfolgung und Stigmatisierung, die sich erst mit dem Beginn der Demokratie in Spanien änderte', erklärt Barchilón.
'Wir sind eine offene Gemeinde', fügt der Vorsitzende an. Sie wurde vor 46 Jahren gegründet. Staatliche Unterstützung gibt es für sie allerdings nicht, die Gemeinde muss sich selbst tragen. Vor Hochfesten wie Pessach (Ostern) beispielsweise organisiert die Gemeinde koschere Speisen. Denn jüdische Läden oder Restaurants gibt es auf den Inseln nicht. Viele Mitglieder sehen sich als konservative Juden an, doch alle Glaubensrichtungen seien willkommen, betont Barchilón.
Stichwort: Xuetas. Xuetas wurden die Nachfahren der auf Mallorca zum Christentum übergetretenen Juden genannt. Das Wort stammt von den katalanischen Begriffen für Schweinespeck und Jude ab. Zwangskonversionen fanden im 14. und 15. Jahrhundert statt, viele lebten ihren Glauben im Geheimen weiter. Mit der Inquisition ab 1488 setzte sich die Unterdrückung mal mehr mal weniger fort. 130 Jahre später flammte die Verfolgung wieder auf. Die Xuetas lebten isoliert und stigmatisiert. Die Vorurteile begannen mit dem Ende der Franco-Zeit und der Öffnung Mallorcas zum Tourismus zu verschwinden. Heute tragen Mallorquiner noch Xueta-Nachnamen wie Aguiló, Cortès und Fortesa." |
|
2019: Führungen zur
jüdischen Geschichte auf Mallorca können gebucht werden über
https://www.jewishmajorca.com/
|
Einführende Text auf der Website: Culture.
Community. Connections.
Jewish Majorca was created to help revive the once prominent Jewish
community of the Balearic Islands. In 2014 we moved to Majorca (also know in
spanish as Mallorca ) and met the local Conversos who shared with us stories
and secrets of their Jewish heritage. We strive to bring together members of
the current Jewish community from their many different backgrounds. We also
program seminars and conferences open to Jews and non-Jews alike to learn
together about the richness and diversity of Jewish history and culture. By
offering a walk and talk with members of the local active Jewish community
today – visitors get to see the past, present, and hopefully the future from
another point of view.
Tours are offered in English, Spanish, Catalan and Hebrew. The different
options for routes are available for both residents of Majorca and visitors
to the island. To receive information and availability to suit your needs
should you be planning a visit to the islands, please be specific about
travel dates, arrival/departure times, how many persons, children’s ages, as
well as if anybody has any mobility issues, and where you are staying. We
look forward to sharing a unique experience with you here in Jewish
Majorca.. |
|
März 2019:
Bericht über eine Führung in
der "Mallorcazeitung" |
Artikel von Sophie Mono in der
"Mallorcazeitung" vom 3. März 2019: "Juden auf Mallorca: die unsichtbare
Geschichte
Die Geschichte des Judentums in Palma de Mallorca ist vielen älteren
Mallorquinern noch präsent, im Stadtbild aber kaum zu sehen. Dabei gibt es
bis heute rund 20.000 Nachfahren der Juden des Mittelalters, die oft an
ihren Nachnamen identifiziert werden können. Die Gemeinde will jetzt mehr in
Erscheinung treten.
Dani Rotstein hat vieles, das einen guten Stadtführer ausmacht. Er ist
unterhaltsam, er hat Ahnung, und er brennt für das, was er erzählt. Dabei
ist es erst rund vier Jahre her, dass der heute 39-Jährige aus New York zum
ersten Mal durch die Altstadt von Palma de Mallorca schlenderte. Eine Stadt,
die selbst den aufmerksamen Spaziergänger durch nichts an ihre jüdische
Vergangenheit erinnern lässt. Es ist eben jene Vergangenheit, wegen der sich
der Amerikaner so sehr mit den alten Gassen verbunden fühlt, in denen es vor
mehr als 600 Jahren von jüdischen Händlern und Kaufleuten wimmelte: Auch
Rotstein ist Jude. Im Frühjahr vergangenen Jahres hat er auf Mallorca einen
Ableger des globalen Netzwerks Limud gegründet, seit August ist er
Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde. In beiden Institutionen will er
vor allem eines erreichen: die jüdische Kultur und Geschichte auch
nicht-jüdischen Menschen nahebringen und Verbindungen zwischen den Juden der
Insel schaffen. Thematische Stadtführungen auf Englisch, Spanisch,
Katalanisch und Hebräisch sind da nur ein logischer Schritt, den Rotstein
seit Dezember geht. 'Ihr müsst eure Vorstellungskraft nutzen. Nur so kann
das alte jüdische Viertel vor euren Augen wieder auferstehen', sagt Rotstein
und führt die kleine Gruppe vom Rathausplatz ins Carrer de l'Almudaina.
Tatsächlich gibt es keine Bauwerke, die von der damaligen Zeit zeugen. Auch
von der alten Synagoge, die im 16. Jahrhundert abgerissen wurde, sind nur
noch ein paar Quader zu sehen. Darauf errichtet wurde 1571 die
Monti-Sion-Kirche. 'Und Hinweisschilder oder Infotafeln gibt es auch kaum',
so Rotstein.
Einmalig auf der Welt. Es ist ein
kleiner Kreis, der ihm diesmal auf seiner Tour folgt. Eine Buchautorin aus
Kanada ist dabei, eine Journalistin aus Schweden, zwei skandinavische
Mallorca-Residentinnen. Keine von ihnen ist Jüdin, doch alle haben – ob
beruflich oder privat bedingt – ein Interesse an der jüdischen Geschichte
Mallorcas. 'Die Situation auf der Insel ist eine besondere, die es so nicht
noch einmal auf der Welt gibt', sagt Rotstein und führt die Gruppe in das
kleine Besucherzentrum 'Centre Maimó ben Farraig', in dem die wichtigsten
Eckdaten an Schautafeln in zwei kleinen Räumen befestigt sind. Die frühesten
Zeugnisse jüdischer Kultur auf Mallorca gehen auf das 5. Jahrhundert nach
Christus zurück. Wie überliefert ist, halfen die Juden dem katholischen
König Jaume I. bei der Rückeroberung der Insel von den Mauren – und bekamen
deshalb nicht nur ein eigenes Viertel, sondern hatten auch geschäftlich
weitgehend freie Hand.
Dass zu jener Zeit eine goldene Epoche für die Juden auf Mallorca anbrach,
betont auch Ari Molina gern. Der studierte Historiker ist neuer Vorsitzender
der jüdischen Gemeinde auf Mallorca. Neben ihm und Rotstein gehören dem
Vorstand auch Sternekoch Toni Pinya und Journalist Miguel Segura an. Sie
alle lösten im August vergangenen Jahres den Vorsitzenden Abraham Barchilón
ab, der der Öffentlichkeit gegenüber zurückhaltender agierte.
'Bedeutende jüdische Ärzte, Geistliche und Kartografen prägten im
Mittelalter die Inselgesellschaft. Sie hatten Beziehungen im ganzen
Mittelmeerraum und brachten wichtige Erkenntnisse', sagt Molina. Wie
Rotstein liegt ihm viel daran, eine möglichst breite Öffentlichkeit für die
Religion zu interessieren, die auf der Insel mit den Anfängen der
Inquisition in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert offiziell komplett
ausgelöscht wurde.
'Die jüdische Geschichte auf Mallorca ist sehr traurig', so auch Rotstein,
der seinen deutschen Namen von den Großeltern geerbt hat, die einst aus
Nazi-Deutschland flüchteten. Schon 1391 wurden rund 300 von 3.000 Juden in
Palma bei einem Pogrom getötet, ein weiterer Anschlag ist im Jahr 1435
dokumentiert. 1691 verbrannte die Inquisition auf der Plaça Gomila im
heutigen Terreno-Viertel 37 Juden öffentlich auf Scheiterhaufen – drei von
ihnen sogar bei lebendigem Leib.
Spätestens danach konvertierten alle jüdischen Inselbewohner zwangsweise zum
Christentum. 'Das hat es in dieser Gesamtheit sonst nirgendwo gegeben. An
anderen Orten der Erde flohen viele Juden, um sich nicht christlich taufen
lassen zu müssen, aber von der Insel zu verschwinden, war unmöglich.' Und so
entstand die Gemeinschaft der xuetes – den Nachfahren der zum Katholizismus
gezwungenen Juden, die noch Jahrhunderte später der mallorquinischen
Gesellschaft beweisen mussten, dass sie nicht heimlich weiter jüdische
Bräuche pflegten – und dennoch von ihr diskriminiert wurden. 'Es gab eine
soziale Abgrenzung bis Mitte des 20. Jahrhunderts', so Ari Molina. Zu
erkennen sind die Nachfahren der Juden bis heute an ihren Nachnamen.
Typische xueta-Nachnamen sind Bonnín, Aguiló, Cortès, Fuster und Forteza.
'Die Jugend heute weiß das kaum noch, aber älteren Mallorquinern ist es
geläufig', sagt Molina. Von denen hören xuetes bis heute hin und wieder
Kommentare, wenn sie ihren Nachnamen nennen.
Jüdische Ensaïmada. Die jahrhundertelange Diskriminierung hat nicht
nur die Integration der jüdischen Nachkommen erschwert, sondern auch eine
Gemeinschaft gebildet. Weil man in der Gesellschaft ohnehin nicht akzeptiert
war, blieb man als xueta unter sich. 'Viele wollten aber auch mit allen
Mitteln zeigen, dass sie ihren jüdischen Glauben nicht nur auf dem Papier,
sondern auch in ihrem alltäglichen Handeln abgelegt haben', so Rotstein, der
seine kleine Reisegruppe mittlerweile vor eine Bäckerei nahe dem Carrer del
Call – der 'Straße des Judenviertels' – gelotst hat. 'Die Ensaïmada ist
typisch mallorquinisch und wird natürlich mit Schweinefett hergestellt',
sagt er und deutet auf das Gebäck im Schaufenster. Angeblich seien es xuetes
gewesen, die das Vorzeige-Gebäck erfanden. 'Um zu zeigen, dass sie nicht
mehr koscher lebten und sogar Schweinefleisch aßen.' Unter ähnlichen
Umständen sei der mallorquinische Ausspruch fer dissabte für das
samstägliche Reinemachen zustande gekommen. 'Angeblich wollten einige xuetes
ihren Nachbarn extra zeigen, dass sie auch am Sabbat arbeiteten, und machten
deshalb großes Aufheben darum, samstags bei geöffneten Türen ihr Haus zu
putzen.'
Heute, da sind sich Molina und Rotstein einig, sei in der breiten
Bevölkerung kaum Antisemitismus zu spüren. Leicht hätten es die rund 1.500
Juden, die mittlerweile wieder auf Mallorca leben, dennoch nicht. 'Es gibt
keine einzige koschere Metzgerei auf der Insel, und viele Feiern oder
Kulturveranstaltungen finden samstags statt, was ungünstig für uns ist',
sagt Molina. Von den rund 20.000 xuetes, auf die die Nachnamen schließen
lassen, sind in den vergangenen Jahren lediglich zwei Dutzend zum Judentum
konvertiert, so Rotstein. 'Religion fordert eben auch etwas von ihren
Anhängern, gerade im Judentum. Und viele haben kein Interesse daran', sagt
Molina. In der Synagoge nahe dem Paseo Marítimo – der einzigen, die es auf
der Insel gibt – stehe jedem die Tür offen. Auch wenn das Gebäude nicht in
dem besten Zustand sei, und die Gemeinde kein Geld habe, einen Rabbiner
einzustellen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 'Vielleicht können
wir ja irgendwann wieder eine Synagoge im alten jüdischen Viertel
errichten', hofft Dani Rotstein.
Link zum Artikel. |
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Mai 2023: Bericht
über einen der letzten jüdisch-spanisch sprechenden Mallorquiner in
Thessaloniki |
Artikel von Kike Oñate im "mallorcamazazin.com"
vom 7. Mai 2023: "Ursprung Mallorca, Sprache Jüdisch-Spanisch, Heimat
Thessaloniki.
'Del momento ke yo entyendo el Espanyol Kastellano vozos puedesh entender el
djudeo Espanyol ke es mi lingua materna. Espero de sentirvos o leervos
presto.' (Auf Spanisch: Del momento que yo entiendo el español castellano
vosotros podeis entender el judeoespañol que es mi lengua materna. Espero de
sentiros o leeros presto. Auf Deutsch: 'Seit ich das kastilische Spanisch
verstehe, können Sie auch Judäo-Spanisch verstehen, das meine Muttersprache
ist. Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören oder zu lesen; Anm. d. Red.)
Um Jacky Benmayor, den letzten jüdisch-spanisch Sprechenden in Griechenland,
aufzufinden, bedurfte es der Schreiben an drei Personen und eines fast
zweimonatigen Wartens, bis seine erste E-Mail eintraf. Die Nachkommen der
Juden, die im 15. Jahrhundert von den Katholischen Königen von der
Iberischen Halbinsel vertrieben wurden, bewahren wie Benmayor noch immer mit
Stolz diese Sprache, die man perfekt versteht, vor allem wenn man sie hört.
Denn sie stammt aus dem mittelalterlichen Kastilisch, obwohl sie Wörter aus
dem Türkischen, Arabischen, Hebräischen, Griechischen, Katalanischen und
Portugiesischen enthält.
Gleich zu Beginn der Videokonferenz gesteht der 77-jährige Grieche, dass er
froh ist, sich in der Sprache unterhalten zu können, die er zu Hause gelernt
hat und die er nun mit niemandem mehr sprechen kann. 'In meinem Alter gibt
es niemanden mehr, der diese Sprache spricht", beklagt er, obwohl die Tante
seiner Frau, die 90 Jahre alt ist, sie spricht und 'es gerne tut', wie er
sagt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten die Nachfahren jüdischer Spanier den
Großteil der Einwohner Thessalonikis. Ihre Sprache: Jüdisch-Spanisch.
Benmayor wird von vielen Menschen aus der ganzen Welt kontaktiert, weil er
den traurigen Titel trägt, der letzte Sprecher dieser Sprache zu sein, wie
er mit einigem Unmut gesteht. Aber nur wenige wissen von seiner
mallorquinischen Herkunft. 'Vielen hebräischen Nachnamen wie dem meinen wird
ein ‚Ben‘ vorangestellt, was ‚Sohn von‘ bedeutet', erklärt er. In
Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, in der er lebt, gab es
zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 30 Synagogen. 'Jede von ihnen war
nach der Region benannt, aus der die Gründer vor der Vertreibung von 1492
stammten, zum Beispiel Kastilien, Aragonien und Mallorca', sagt er und merkt
an, dass das letztgenannte Gotteshaus umgangssprachlich als 'Mayor'
bezeichnet wurde. Daher bedeute sein Nachname 'Sohn von Mallorca'. Er
erinnert auch daran, dass ein örtlicher Gelehrter dokumentiert hat, dass die
Benmayor-Familien nur die Synagoge von Mallorca besuchten, was ihre
'Verbindung' zur Insel unterstreiche.
Aber das ist noch nicht alles. 'Im Jahr 1391 gab es große Verfolgungen gegen
Juden und viele flohen nach Nordafrika. In den 1960er Jahren habe ich in
Israel ein Telefonbuch konsultiert, meinen Nachnamen nachgeschlagen und
festgestellt, dass es viele davon gibt, etwa 30 oder 40 Familien. Ich fand
heraus, dass sie aus Algerien und Marokko stammten, wohin viele
mallorquinische Juden geflohen waren', erinnert sich der Sephardi, wie die
Nachkommen der Vertriebenen auch genannt werden. 'Ich kann nicht sagen, dass
meine Vorfahren direkt aus Mallorca kamen und sich in meiner Stadt
niederließen, aber diese Beziehungen bestehen', räumt er ein.
Die Muttersprache seines Vaters, León, war Jüdisch-Spanisch, obwohl er in
der Schule Griechisch gelernt hatte, wie er auch. In der Tat waren die
meisten Einwohner von Thessaloniki zu Beginn des letzten Jahrhunderts Juden,
die jüdisch-spanisch und andere Sprachen sprachen, aber kaum griechisch, so
Benmayor. Die Nazis löschten diese sephardische Gemeinschaft aus und
schickten etwa 50.000 Juden der Stadt in Konzentrationslager, 95 Prozent der
damaligen Bevölkerung. 'Die gesamte Familie meines Vaters landete in
Auschwitz, er war der einzige Überlebende', erinnert er sich. Nach seiner
Rückkehr in die Stadt lernte León einen Cousin ersten Grades kennen, der
ebenfalls gerettet wurde, und seine Tante, die eine Tochter hatte, die in
der Türkei lebte. 'Obwohl die Familie meiner Mutter ebenfalls aus
Thessaloniki stammte, konnte sie, als sie das Land wechselte, kaum
Griechisch, dafür aber Englisch, Französisch und Jüdisch-Spanisch, die
Sprache, die sie immer mit meinem Vater und mir gesprochen hat', sagt er und
betont, dass für ihn die letzten Sprecher diejenigen sind, die vor dem
Zweiten Weltkrieg geboren wurden, weil es ihre Muttersprache war. 'Nach dem
Krieg haben wir uns nicht bemüht, sie zu sprechen', gibt er zu, aber vor 25
Jahren habe man Treffen organisiert, um sie zu benutzen. Benmayor war
dreimal beruflich in Barcelona und wurde nach Valencia eingeladen, um dort
einen Vortrag über das Thema zu halten. Seit vier Jahren unterrichtet er
Jüdisch-Spanisch an der Universität und freut sich, dass das Interesse an
der sephardischen Kultur zunimmt, auch wenn die Nutzung der Sprache
rückläufig ist."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Meyer Kayserling: Die Juden auf Mallorca. In:
Jahrbuch für die Geschichte der Juden und des Judentums. 1860. S. 68-100.
Eingestellt als pdf-Datei.
Zum Autor Dr. Meyer Kayserling (1829-1905) siehe Wikipedia-Artikel
"Mayer Kayserling" . Der Artikel gibt den Forschungsstand von 1860
wieder, ist aber dennoch interessant zu lesen. |
| Baruch Braunstein: The Chuetas of Majorca. Conversos and the Inquisition
of Majorca. 1936. Reprint with a prolegomenon 1971 (Reihe: Studia sephardica). |
| A. L. Isaacs: The Jews of Majorca. 1938 (with documentary
appendix). |
| M. Fortoza: Els descendents dels jueus conversos de Mallorca. 1966. |
| Art. Majorca (sp. Mallorca): in Encyclopedia Judaica. Jerusalem ca.
1975. Vol. 11 Sp. 795-803 (mit Literaturangaben). |
| Hispania Judaica Series (hg. Hebrew
University of Jerusalem) Vol. V: A. S. Selke, The Conversos of
Majorca: Life and Death in a Crypto-Jewish Community in XVII Century Spain,
1986. Link. |
| Heide Wetzel-Zollmann/Wolfgang Wetzel: Mallorca. Ein
Streifzug durch 6.000 Jahre Geschichte und Kultur. Inca/Mallorca 2004. |
| Miquel Ferrà i Martorell: El Call de Palma. Ciutat Passa a Passa.
Palma 2004.
|
| Presseartikel von Silke Heine in kath.net vom 10. August
2014: "Kinder Israels auf der Urlaubsinsel. Mallorca hat eine
kleine jüdische Gemeinde mit langer Tradition..." Link
zum Artikel |
| José Miguel López Romero: Unerwünscht! Die
Vertreibung der deutschen Exiljuden aus Ibiza und Mallorca 1939-1945. Verlag
Peter Grohmann Stuttgart 2016 ISBN 978-3-944137-40-7.
Informationen auf Verlagsseite: https://www.die-anstifter.de/peter-grohmann-verlag/
|
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Christian
Riemenschneider: Katholische Juden? Eine Ethnografie zu den Xuetes
auf Mallorca. Reihe: Göttinger Studien zur Kulturanthropologie /
Europäischen Ethnologie - Göttingen Studies in Cultural Anthropology /
European Ethnology; 1 Erschienen: 2016. Print 29,00 €
Softcover, 17x24; 328 Seiten.
Arbeit ist online zugänglich:
siehe
https://www.univerlag.uni-goettingen.de/handle/3/isbn-978-3-86395-212-9?locale-attribute=de
bzw. direkter Link zum Download:
https://univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-86395-212-9/kaee1_riemenschneider.pdf?sequence=1&
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Film:
| "These are the Names". Informationen nach
der Seite http://www.csabagal.com/de/filmmusik/
Buch, Produktion und Regie: Paula Zimerman Targownik und Daniel Targownik;
Kamera: Daniel Targownik, Schnitt: Paula Zimerman
Originalmusik von Csaba Gál, gespielt von Csaba Gál und Ines Koethnig; Onlineschnitt und Tonmischung Rolf Wilhelm
Sprecher Armand Presser; Dokumentarfilm / Spanien, Schweden, Israel / 66 Minuten / 16:9 / PAL;
Deutsch / Englisch
Seit 1391 gab es keine Juden auf Mallorca. Viele waren Opfer eines Pogroms geworden.
Die Überlebenden konvertierten aus Angst um ihr Leben zum Katholizismus. 600
Jahre später kommt Rabbiner Friberg nach Palma de Mallorca um die Nachfahren jener konvertierten Juden zu finden.
Denn obwohl so viel Zeit vergangen ist, gibt es unter den Katholiken Mallorcas noch immer eine Gruppe, die aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln gesellschaftlich gemieden wird. In Palma de Mallorca nennt man sie
'Chueta'. Rabbiner Friberg entdeckt, dass die Wunden aus der dunklen Vergangenheit Mallorcas längst nicht verheilt sind.
Siehe auch: http://www.hagalil.com/archiv/2007/12/chuetas.htm
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