Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bernburg (Kreisstadt) 
Jüdische Friedhöfe 
   

Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe          
   
In Bernburg, das im Spätmittelalter aus Altstadt, Neustadt und Bergstadt bestand, lag spätestens im 15. Jahrhundert ein erster jüdischer Friedhof im Bereich der mittelalterlichen jüdischen Ansiedlung ("Judendorf") in der Plötzkauer Gemarkung südwestlich der Altstadt. Der Flurname "Jüdenkäfer" (käfer von hebräisch kewer = Grab) erinnert an die Lage des Friedhofes. 
  
Im 15. Jahrhundert lagen die Synagoge der jüdischen Gemeinde wie auch ein zweiter jüdischer Friedhof im Südwesten der Neustadt nahe der Saale. Dieser Friedhof wurde bis 1826 belegt. Das Gelände wurde von der jüdischen Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts für den Bau des Kurhauses und der Anlage des Kurparks an die Stadt verkauft. Er lag nach einer Beschreibung "hinter dem Zimmermann'schen Kaffeehause im Krumbholz" (heute Bereich des ehemaligen Kurhauses beziehungsweise "Anhaltiner Säle" und ehemaliger Kurpark/"Das Krumbholz"). 
 
 
  
Inschrift am Eingangstor zum neuen Friedhof: "Gottesacker Erbauet unter der glorreichen Regierung Seiner ältestregierenden Herzoglichen Durchlaucht Alexius Friedrich Christian von der hiesigen israelitischen Gemeinde im Jahre 1826. Sprüche Salomonis Kap. 12 Vers 28: In dem Wege der Tugend ist Leben, ihr Steig führt gerade zur Unsterblichkeit hin" (mit hebräischem Zitat des Bibelverses und der Jahreszahl nach jüdischem Kalender 5586).  
 
Ein neuer jüdischer Friedhof konnte (am 30. Mai) 1826 unter Herzog Alexius Friedrich Christian eingeweiht werden. Darauf weist eine alte Inschrift am Eingangstor hin (Foto von Andreas Laqueur im Juli 2021). In den folgenden Jahrzehnten wurden (bis in die NS-Zeit) über 500 Beisetzungen vorgenommen. 1954 wurde noch Eugen Madelong bestattet, der als einziger Überlebender seiner Familie aus dem KZ zurück. Ein großer Teil der Grabsteine ist durch Verwitterung nicht mehr lesbar. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Die Feierhalle ist noch teilweise erhalten. 
   
Bereits in den 1980er-Jahren hatte sich Pfarrer Dietrich Bungeroth mit Jugendlichen auf "Spurensuche" begeben. Seit Ende der 1990er-Jahre kümmert sich der Arbeitskreis "Jüdische Geschichte in Bernburg" um den Friedhof. Bei einem internationalen Jugendcamp im Sommer 2004 wurde der Friedhof instandgesetzt. Der Friedhof ist regelmäßig am Volkstrauertag für Besucher geöffnet. 
   
   
Lage der Friedhöfe 
   
Der (neue) Friedhof liegt An der Röße/Rößeberg (gegenüber Einmündung Zeppelinstraße)    

 

Lage des jüdischen Friedhofes in Bernburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken: 
der Link zeigt direkt an: "Friedhof, jüdischer Friedhof (mit Denkmal)". 

   
   
Fotos
 
(Fotos: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmen im Mai 2007)  

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Blick auf das Torhaus, das zur Zeit der Aufnahmen restauriert wird (Frühjahr 2007) 
   
Eingangstor mit Portalinschrift 
(Foto von Andreas Laqueur vom Juli 2021) 
     
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Blick über die Mauer in den Friedhof   
    

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Februar 2009: Vortrag über Spuren der jüdischen Geschichte in Bernberg   
Artikel von Paul Spengler in der "Mitteldeutschen Zeitung" am 2. März 2009 (Artikel): "Friedhöfe, Gedenkorte und Synagogen im Salzlandkreis
Joachim Grossert stellt im Museum Schloss Bernburg eine Übersicht zu vorhandenen Stätten vor

BERNBURG/MZ. Ein Vortrag über "Zeugnisse jüdischer Kultur im Salzlandkreis" war am späten Donnerstagnachmittag im Osttorhaus des Museums Schloss Bernburg zu hören. Joachim Grossert, Mitarbeiter in der Organisationsabteilung der Kreisverwaltung, gab damit erstmals einen Überblick, an welchen Orten jüdische Friedhöfe im neuen Kreis aufzufinden sind. Es war eine Veranstaltung der Kreisvolkshochschule mit dem Arbeitskreis "Jüdische Geschichte in Bernburg". Der Referent ist aktives Mitglied dieses Arbeitskreises. 
"Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist ja nicht tot. Er ist nur fern. Tot nur ist, wer vergessen ist". Diesen Gedenkspruch auf einem Grabstein setzte Grossert an den Beginn seines Vortrags. Die letzte Ruhestätte habe für Juden einen nicht zu überschätzenden Wert, erklärte der Referent. Zwölf alte jüdische Friedhöfe sind Grossert aus Aufzeichnungen auf der Fläche des heutigen Salzlandkreises bekannt. "Der Kenntnisstand darüber hat sich aber in den letzten Jahren enorm erhöht", sagte Grossert. 
Darunter fallen Friedhöfe, die meist im 19. Jahrhundert auf preußischem wie auf anhaltischem Gebiet angelegt wurden. Von außen sind viele dieser historischen Grabstätten jedoch nur schwer als solche zu erkennen, erst recht, wenn sie heute zu privaten Grundstücken gehören. 
So gab es zum Beispiel in Güsten nördlich von Amesdorf einen alten Friedhof, der 1940 eingeebnet wurde. Zur NS-Zeit wurde das über 3 000 Quadratmeter große Areal zur Obstplantage. Der Forscher Dr. Peter Schulze aus Hannover hat dort jedoch den ältesten Grabstein im Salzlandkreis entdeckt. Er stammt aus dem Jahre 1766. Der jüngere jüdische Friedhof in Güsten in Richtung Rathmannsdorf wurde geschändet, indem die Grabsteine pietätlos als Baumaterial freigegeben wurden. Ein Gedenkstein aus der DDR erinnert noch an die ehemalige Nutzung. 
Der größte jüdische Friedhof im Salzlandkreis und im Raum Anhalt befindet sich in Bernburg. Auf einer Fläche von über 2 800 Quadratmetern sind fast 400 Grabsteine erhalten. Bereits vor der Wende hat sich Pfarrer Dietrich Bungeroth mit Jugendlichen auf "Spurensuche" begeben. Seit Ende der 1990er Jahre kümmert sich der Arbeitskreis "Jüdische Geschichte in Bernburg" um den Friedhof. Seitdem wird das Gelände an der Ilberstedter Straße regelmäßig am Volkstrauertag für Besucher geöffnet. 
In Aschersleben findet sich an der Schmidtmannstraße der zweitgrößte jüdische Friedhof des Salzlandkreises. In einem sehr guten Zustand ist der Friedhof in Hoym. Wie Grossert erläuterte, entspricht es durchaus der Denkweise des Judentums, wenn - wie dort zu sehen - die ältesten Grabsteine nach und nach im Erdreich versinken. 
Neben der Friedhofskultur widmete sich Grossert auch den Synagogen. Fast alle wurden zur Reichspogromnacht 1938 vernichtet. Erhalten geblieben ist hingegen das "Schalom-Haus" in der Republikstraße in Schönebeck, das 1877 nach Vorbild der großen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin gebaut wurde. Das Innere der Synagoge wurde zerstört, das Gebäude - ein Reihenhaus - blieb stehen. Die baptistische Gemeinde Schönebecks hat dort ihren Sitz. Etwa 40 Gäste folgten den Ausführungen des Referenten. Darunter waren fachkundige Gäste aus Schönebeck, Staßfurt, Aschersleben und Nienburg, die sich seit Jahren mit dieser Materie befassen. 
  
November 2009: Friedhofsführung am Volkstrauertag mit Joachim Grossert    
Artikel von Lars Geipel in der "Mitteldeutschen Zeitung" - "Bernburger Kurier" vom 15. November 2009 (Artikel): 
"Jüdischer Friedhof erzählt bewegende Geschichten
Öffnung: Zahlreiche Besucher nutzen die Möglichkeit, die Begräbnisstätte zu besichtigen.  
HALLE/MZ.
Joachim Grossert hat die Geschichte schon oft erzählt. Auf Arbeit in der Verwaltung des Salzlandkreises, auf Vorträgen als Mitglied des Arbeitskreises "Jüdische Geschichte in Bernburg" und natürlich auch auf dem jüdischen Friedhof in der Saalestadt selbst. Doch der Historiker kann die Geschichte offensichtlich gar nicht oft genug erzählen. Denn die fast 40 Besucher, die am Sonntagvormittag gegen 11 Uhr zur zweiten Führung auf die nur einmal im Jahr geöffnete Begräbnisstädte am Rößeberg kamen, kannten sie noch nicht. Die Geschichte des leiblichen Großvaters von SPD-Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der auf dem jüdischen Friedhof in Bernburg begraben liegt. 
Die Gäste lauschten aufmerksam den Worten des fachkundigen Referenten zur bewegenden Lebensgeschichte des Bernburger Bankiers Ludwig Gumpel (1860 bis 1935) und seiner folgenreichen, nächtlichen Liaison mit einer Hamburgerin, aus der der Vater des fünften deutschen Bundeskanzlers hervorging. Doch Grossert wusste nicht nur von Helmut Schmidt und dessen Vorfahren zu berichten. Den mehreren hundert Besuchern, die über den gesamten Tag verteilt den Friedhof besuchten, erzählte er zahlreiche Details aus der Geschichte der Juden in Bernburg. So auch die der Entwicklung des ersten Bernburger Kaufhauses in der Wilhelmstraße, das von Nathan Gottschalk eröffnet und später von Willy Cohn übernommen wurde. Der verkaufte das Haus nach der Reichspogromnacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der DDR-Handelsgesellschaft Konsum genutzt. 
Wieder einmal hatte sich der Arbeitskreises "Jüdische Geschichte in Bernburg" am Volkstrauertag viel Mühe gegeben, um den interessierten Gästen ein aufschlussreiches Programm zu bieten. Neben Geschichten und Vorträgen von Grossert hatten die Mitglieder des Gremiums auch wieder Informationstafeln über die Geschichte des Friedhofs und der Juden in Bernburg im Allgemeinen aufgestellt. Zudem wurde Auskunft über die Arbeit des Arbeitskreises gegeben. 
Seit sich die Gruppierung um den größten jüdischen Friedhof im Salzlandkreis und im Raum Anhalt kümmert und ihn 1999 zum ersten Mal in Zusammenarbeit des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, erfreut sich das Interesse an der jüdischen Kultur in der Region einer stetig steigender Beliebtheit. Zudem ist es dem Arbeitskreis zu verdanken, dass die fast 400 Grabsteine auf dem knapp 2 800 Quadratmetern großen Gelände überhaupt noch in solch einem Zustand sind, dass man sie besichtigen kann. "Es ist eine mühevolle Arbeit, da uns nur sehr wenig Geld zur Verfügung steht. Aber jeder kleine Baustein ist eine große Motivation für uns", so Grossert und zeigt zu Recht mit Stolz auf den frisch sanierten Grabstein von Theodor Spanier."
   

    
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Bernburg  

Literatur:  

bulletGermania Judaica I,1 S. 111. 
bullet Zeugnisse jüdischer Kultur S. 168-169.  
bullet Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 253-256. 
bullet Art. "Lachen hilft beim Unkrautjäten" in: Jüdische Allgemeine Nr. 33/04 vom 16.8.2004 S. 20. 

    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020