Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Saalfeld (Kreisstadt des Kreises Saalfeld-Rudolstadt, Thüringen)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Saalfeld bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Juden werden zu Beginn des 14. Jahrhunderts genannt. Sie bildeten eine Gemeinde mit Synagoge. Die Grafen von Schwarzburg als die Stadtherren erhielten von ihnen jährlich vier Gänse. Um 1310 überließen jedoch Heinrich XII. und Günther XV. diese Abgabe dem Rat der Stadt. In der Zeit der Judenverfolgungen 1348/49 (Pestzeit) sollen die Juden aus Saalfeld vertrieben worden sein. Für eine Vertreibung der Juden spricht, dass drei Saalfelder Juden 1357 zu den Neubegründern der jüdischen Gemeinde in Erfurt gehörten. 1362 wird Abraham von Saalfeld in Nordhausen aufgenommen. 1364 verkaufte Graf Günther die Synagoge dem Saalfelder Bürger Peter Beherer. 
 
1389 werden wiederum Juden in der Stadt genannt. Damals wurde die Stadt von den Grafen von Schwarzburg-Ranis an die Wettiner Markgrafen verkauft. 1418 gab es in der Stadt zehn jüdische Personen, die geschäftlich tätig waren, davon neun Männer und eine Frau. Sie stammten teilweise von anderen Orten (Kahla, Mainz, Neustadt und Nordhausen). Andererseits lassen sich 1398 zwei Juden mit dem Beinamen "von Saalfeld" in Erfurt nachweisen. Die Juden der Stadt lebten vom Handel mit Geld und Schmuck. Bei der Vergabe von Darlehen arbeiteten sie mit Juden aus Erfurt, Gräfenthal, Jena, Kahla oder Pößneck zusammen (belegt im Zeitraum von 1422 bis 1425; genannt wird mehrfach der Saalfelder Jude Zacheus). Von einer Vertreibung der Juden aus der Stadt ist nichts bekannt, doch wird vermutet, dass die Saalfelder Juden von den Vertreibungen aus den wettinischen Territorien mit betroffen waren. 
 
An die mittelalterliche jüdische Geschichte erinnert die 1468 genannte "Judengasse" (südlich von Markt und Rathaus).    
  
   
Bis zum 19. Jahrhundert liegen keine weiteren Quellen zu Juden in der Stadt vor. Vermutlich sind erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder jüdische Personen zugezogen. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1895 31 jüdische Einwohner, 1909 33. Die Juden der Stadt bildeten eine lose religiöse Gemeinschaft, keine eigentliche Gemeinde (doch genannt in den Gemeindeverzeichnissen der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1934 und 1932/33). 
 
An Einrichtungen bestand ein Betraum (s.u.). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Erfurt beigesetzt (vgl. Grabstein für Sofie Frank geb. Rosenberger unten).  
  
Um 1924 wurden 33 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (von insgesamt etwa 15.000 Einwohnern) 
  
1933 lebten wie schon einige Jahre zuvor 33 jüdische Personen in der Stadt (von insgesamt 17.960 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
   
Von den in Saalfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Louis Friedmann (1886), Max Friedmann (1901), Rosa Friedmann (1883), Rosa Holländer geb. Katz (1911),  Bertha Katz (1869), Fanny Katz (1876), Leopold Katz (1874), Dr. Georg Rosenbaum (1898).    
     
Hinweis: es kommt immer wieder zu Verwechslungen mit dem ostpreußischen Saalfeld (heute Zalewo), wo es im 19. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde gab. Da in den angegebenen Listen meist nicht klar differenziert wird, bleibt die obige Liste zunächst noch unvollständig. Für Angehörige der Familien Friedmann und Katz wurden im Mai 2008 "Stolpersteine" verlegt. 
    
Im Mai 2008 wurden in Saalfeld "Stolpersteine" verlegt: vor dem Haus Lange Gasse 29 sieben Steine für Angehörige der Familie Friedmann sowie vor dem Haus Wielandstraße 1 für Angehörige der Familie Katz. Internetseite bei GenWiki.          
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Saalfeld     
     

Berichte zu einzelnen Personen  
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Salomon Schwarz (1922)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. März 1922: "Saalfeld. Hier entschlief der langjährige Vorsteher der hiesigen Gemeinde, Salomon Schwarz im 9? Lebensjahre. Es war dem Verewigten noch kurz zuvor vergönnt, mit seiner körperlich und geistig rüstigen Gattin im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder das Fest der diamantenen Hochzeit zu begehen."      

     
Diamantene Hochzeit von Moritz Frank und Sofie geb. Rosenberger (1933)     

Saalfeld Israelit 19011933.jpg (31174 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933: "Saalfeld (Thüringen), 18. Januar (1933). Am 29. Januar feiern die Priv. Eheleute Moritz und Sofie Frank (geb. Rosenberger aus Schonungen) in Saalfeld (Thüringen) das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Die beiden 88-jährigen Jubilare erfreuen sich bester geistiger und körperlicher Frische."          

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige des Haushalts- und Spielwarengeschäftes S. Becker (1916)     

Saalfeld FrfIsrFambl 17111916.jpg (62841 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. November 1916: 
"Verkäuferin gesucht. 
Suche zum sofortigen Antritt für mein Haushaltungs- und Spielwarengeschäft eine erste tüchtige Verkäuferin, mosaisch. Stellung dauernd und angenehm. Angebote nur mit Bild, Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen bei freier Station erheben. 
S. Becker, Saalfeld a. S. (Thüringen) 
Haushalt - und Spielwarengeschäft."     

      
     
Sonstiges  
Historische Ansichtskarte von Saalfeld mit dem Schuhhaus Katz  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)    

  Saalfeld Schuhhaus Katz 120.jpg (110433 Byte)  Saalfeld Schuhhaus Katz 120a.jpg (240706 Byte)  Saalfeld Schuhhaus Katz 120b.jpg (398297 Byte)

Es handelt sich um eine historische Ansichtskarte von Saalfeld mit dem Markt und der Kirche, versandt am 28. Oktober 1940 nach Pößneck. Gut  zu erkennen ist das Schuhgeschäft Katz am rechten Bildrand. Das Schuhgeschäft von Leopold und Fanny Katz befand sich seit 1930 direkt am Markt in Saalfeld. Durch über Jahre fortwährende Belästigungen und Angriffe wurde die Familie in der NS-Zeit zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Leopold und Fanny Katz wurden am 20. September 1940 über Weimar - Halle - Leipzig in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie umgekommen sind.  
Levy (Leopold) Katz wurde am 18. Juni 1874 in Bibra geboren. Er ist am 28. September 1942 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. 
Fanny Katz geb. Mayer wurde am 6. Januar 1876 in Marktsteft / Kitzingen geboren. Sie ist am 6. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. An das Ehepaar erinnern heute zwei Stolpersteine in Saalfeld.  
Quellen: http://ajubs.blogsport.de/2016/01/          http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/s-t/1711-saalfeld-thueringen 
http://wiki-de.genealogy.net/Saalfeld_(Saale)/Stolpersteine    https://www.geni.com/people/Levy-Leopold-Katz/6000000026961611761    

     
      
 
     
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Zur Synagoge im Mittelalter siehe oben.   
    
Seit Ende des 19. Jahrhunderts war ein Betraum vorhanden. 1924 wird berichtet, dass an den hohen Feiertagen Gottesdienste angehalten wurden, zu denen auch die Juden aus Rudolstadt hinzukamen. Der Betraum befand sich vermutlich in einem jüdischen Privathaus in der Saalstraße. Weitere Informationen liegen nicht vor.    
    
    
Adresse/Standort des Betraumes  vermutlich in einem 1970 abgebrochenen Haus Saalstraße 18 / Ecke Gerbergasse        
    
    
Fotos  

Fotos zur jüdischen Geschichte in Saalfeld sind noch nicht vorhanden.   
     
Begräbnisstätte der Saalfelder Juden: 
der jüdische Friedhof in Erfurt 
Erfurt Friedhof 286.jpg (149575 Byte)   
   Im jüdischen Friedhof in Erfurt: Grabstein
 für Sophie Frank geb. Rosenberger 
(1845 Schonungen - 1935 Saalfeld) 
  
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Mai 2008: Verlegung von "Stolpersteinen" in Saalfeld   
Pressemitteilung im "Saale-Portal" vom 23. April 2008 (Artikel): "8. Mai : Aktion STOLPERSTEINE in Saalfeld
Saalfeld. Jeder Stein steht für verlorenes Leben. Stolpersteine erinnern an das Leben Verfolgter während der NS-Zeit. 

Der Künstler Gunther Demnig setzte bereits in zur Zeit 277 Orten seine Steine und lässt ab 8.Mai 2008 auch die Saalfelder stolpern. 
'Um den Stein lesen zu können, muss man sich vor dem Opfer verbeugen.' 
Mit den Stolpersteinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen
lebendig gehalten, die einst hier wohnten. In unserer Stadt soll zunächst der Familien Friedmann und Katz gedacht werden. 
Dass man die Steine mit Füßen tritt, ist eine Parallele zu den Ereignissen! 
Im Rahmen der "Aktion Stolpersteine" in Saalfeld lädt die Johanneskirche Saalfeld am 8. Mai 2008 um 12 Uhr zu einem Friedensgebet ein. 
Ab 12.30 Uhr werden die Stolpersteine für Familie Friedmann vor dem Haus Lange Gasse 29 gesetzt.
Ab 13 Uhr drei Stolpersteine für Familie Katz vor dem Haus Wielandstraße 1 gesetzt. 
Am Abend um 19.30 Uhr sind Interessierte zu einem Vortrag und Gespräch "Rechtsextremismus in Thüringen" mit Stefan Herdegen in das Gemeindehaus am Hohen Ufer eingeladen.
Jeder kann einen Beitrag gegen das Vergessen leisten. Um Beteiligung an der Finanzierung der Aktion Stolperstein gebeten.
Spenden werden erbeten auf das Konto der Stadtverwaltung Saalfeld:
Kontonummer: 60    BLZ: 83050303  Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt
Buchungstext: 'Stolperstein'     
Ein Faltblatt zur Aktion Stolpersteine in Saalfeld liegt ab sofort im Rathaus und im Bürger- und Behördenhaus, Markt 6, aus." 
 
 

     

    
Links und Literatur   

Links:  

Website der Stadt Saalfeld  
Seite bei GenWiki über die Stolpersteine in Saalfeld     

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 725-726; III,2 S. 1283-1284. 
Maike Lämmerhirt: Juden in den wettinischen Herrschaftgebieten: Recht, Verwaltung und Wirtschaft im Spätmittelalter. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe. Band 21. 2007.     
Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link). Zu Saalfeld S. 215-216. 
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt am Main 2003. S. 242.     

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Saalfeld, Thuringia. There were Jews living in Saalfeld at the beginning of the 14th century. The Jewish population was 60 in 1910 and 33 in 1932. On Kristallnacht (9-10 November 1938), nine Jewish men were arrested. In 1939, 14 Jews remained. Two families were able to emigrate and four families were deported. No further information is available on the fate of the other Jews in Saalfeld.   
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 29. August 2016