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Zur Übersicht über die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
Varel (Stadt
Varel, Kreis
Friesland)
Jüdischer Friedhof
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Martin J. Schmid,
Oldenburg und Holger Frerichs, Varel)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Varel
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
(ausführlich siehe die diesbezüglichen Abschnitte im Buch von Rudolf
Brahms s. Lit.;
Online siehe vor allem den Beitrag von Holger Frerichs: Varel: Der Jüdische
Friedhof unter https://www.groeschlerhaus.eu/erinnerungsorte/varel/varel-juedischer-friedhof/)
Der jüdische Friedhof Varel-Hohenberge war bis gegen Ende des
18. Jahrhunderts der einzige jüdische Begräbnisplatz im gesamten Oldenburger
Land. Der Friedhof wurde erstmals 1711 genannt, als der jüdischen Gemeinde
erlaubt wurde, ihren Friedhof einzuzäunen. Vermutlich war die erste
Beisetzung bereits 1702. Auf dem Friedhof wurden bis zur teilweisen Anlage
eigener Friedhöfe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die
verstorbenen Juden u.a. aus Ovelgönne, Stadt Oldenburg
und Westerstede beigesetzt.
Der älteste erhaltene Grabstein ist von 1777. Die neueste Grabinschrift ist von 1942
(für Leopold Deichmann (gest. 23. Juni 1942).
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Friedhof schwer geschändet.
Viele Grabsteine wurden entfernt und für den Bau einer Flakstellung in
Schweiburg/Wesermarsch sowie vermutlich auch für den Vareler Hafen
zweckentfremdet. Auch das schmiedeiserne Tor sowie die 160 Meter lange und über
zwei Meter hohe Einfriedung wurden vom Friedhof entfernt.
Nach 1945 wurden Grabsteine in Schweiburg und im Vareler Hafen wieder
aufgefunden und im Sommer 1948 auf behördliche Anwesung von der
Transportfirma Konken aus Schweiburg zum Friedhof zurückgebracht und wieder
aufgestellt. Es sind heute 121 Grabsteine erhalten (nach einer Dokumentation von
1980 waren es 120 Grabsteine, ein weiterer wurde nach 1980 gesetzt). Die Friedhofsfläche beträgt
18,22 ar.
Der Friedhof ist seit 1960 im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen
Gemeinden von Niedersachsen. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden
verschiedene Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. So ist, nachdem 1959/60
wiederholt Weidetiere auf den Friedhof gelangten, durch den Landesverband
jüdischer Gemeinden ein einfacher Zaun um das Gelände errichtet worden.
1994 kam es zu einer Schändung des Friedhofes.
Im
November 2018 wurde auf Initiative des Arbeitskreises "Juden in Varel" eine
Erinnerungstafel am Friedhof aufgestellt. Die Herstellung und den Aufbau hat
die Stadt Varel übernommen.
Dazu Artikel im "Friesländer Boten" vom 10. November 2018:
"'Zeichen der Mahnung und der Erinnerung'. Arbeitskreis stellt Infotafel am
Jüdischen Friedhof auf - Nachfahren von Vareler Familie aus Israel zu Gast..."
(eingestellt als pdf-Datei).
Artikel von Christopher Hanraets in der "Nordwest-Zeitung" vom 5. November 2018:
"Tafel erinnert an Juden in Varel. Geschichte - Nachfahren von Hermann Weiss aus
Israel zu Gast..." (eingestellt als jpg-Datei)
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt östlich von Varel auf dem Rest
eines großenteils abgetragenen Geesthügels inmitten der Marsch - an der
Neuwangerooger Straße (Nähe B 437).
Link zu den Google-Maps
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos obere zwei Fotozeilen: Martin J. Schmid, Oldenburg, Aufnahmedatum
21.3.2010; untere drei Fotozeilen: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven,
Aufnahmedatum 22.3.2006)
Die nachstehenden Fotos sind in jeweils zwei Größen eingestellt: durch
Anklicken der Fotoabbildung erhält man das Foto in geringerer, durch Anklicken
des darunter stehenden Links das Foto in höherer Auflösung)
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Das Eingangstor |
Blick über den Friedhof |
Teilansicht |
Foto
oben in höherer Auflösung |
Foto
oben in höherer Auflösung |
Foto
oben in höherer Auflösung |
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Grab- und
Gedenkstein für Mitglieder der Familie Schwabe: links Gedenkinschrift
für Erich Schwabe (1891-1915 - "gefallen für sein Vaterland...
begraben im Massengrab in Fournes - Nordfrankreich"), rechts für
Robert Schwabe (1858-1916), Mitte für die "Mutter und Künstlerin"
Elisabeth Schwabe (1869-1921; Inschrift "Dein Herz verströmte
Gottes schönste Gaben: die Liebe, Güte, Schönheit, Kunst, in hungernde
- weit offne Menschenhände"): |
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Foto
oben in höherer Auflösung |
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Blick auf den
Friedhof auf dem Rest eines großenteils abgetragenen Geesthügels |
Teilansicht |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Presseberichte zum Friedhof
Anmerkung: der Friedhof wird seit Jahren durch Gymnasiasten
des Jade-Gymnasiums im Winter gepflegt.
Januar 2010:
Friedhofspflege durch Schülerinnen und Schüler des
Jade-Gymnasiums |
Artikel in der "Nordwest-Zeitung" (NWZ-online, Artikel):
"Gymnasiasten pflegen jüdischen Friedhof
HEIMATGESCHICHTE Schülerinnen und Schüler unterstützen Oldenburger Gemeinde.
LR. JADERBERG/VAREL - Darüber reden ist nicht genug, dachten Hanna Müller und Hanna Wulkow, Schülerinnen eines Werte- und Normenkurses am Jade-Gymnasium, und nahmen zusammen mit weiteren Mitschülern den Vorschlag ihres Lehrers an, auf dem jüdischen Friedhof in Varel das Laub von den Gräbern und Wegen zu fegen.
Etwa 120 Gräber aus der Zeit zwischen dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts und 1942 sind weitflächig auf einem baumbestandenen künstlichen Hügel – zum Schutz gegen Sturmfluten – verteilt. Die Jugendlichen unterstützten mit ihrer Aktion die Jüdische Gemeinde Oldenburg, die diesen Friedhof erhält und pflegt." |
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Dezember 2016:
Auch in diesem Jahr: Friedhofspflege durch
Schülerinnen und Schüler des Jade-Gymnasiums |
Artikel von Melanie Jepsen in der
"Nordwest-Zeitung" (NWZ-online) vom 8. Dezember 2016: "Diese Schüler pflegen jüdischen Friedhof
Die Jugendlichen setzen sich mit der Judenverfolgung durch die Nazis auseinander. Jedes Jahr im Winter arbeiten die Gymnasiasten auf dem Friedhof.
Hohenberge 'Es ist etwas Bleibendes', sagt Bernd Leder aus Hohenberge. Vor gut 15 Jahren hatte der mittlerweile pensionierte Lehrer des Jade-Gymnasiums die Idee für ein Projekt, das bis heute Schülern die Schrecken des Zweiten Weltkrieges vor Augen führt. Einmal im Jahr befreien die Jugendlichen die Gräber und Grünflächen auf dem jüdischen Friedhof in Hohenberge von Laub. Statt Unterricht aus dem Schulbuch wird die Geschichte für die Schüler fassbar und sie lernen die jüdische Kultur näher kennen.
Es ist still an diesem Vormittag auf dem Friedhof an der Neuwangerooger Straße. Nur das Rascheln des Laubes ist zu hören, als die Zehntklässler über das Gelände laufen. Bevor es losgeht, gibt Bernd Leder ihnen eine kurze Anweisung. Dann schnappt sich jeder der 19 Jugendlichen Handschuh und Laubrechen. In kleinen Teams befreien sie den Friedhof von Blättern.
'Im letzten Jahr haben wir offiziell eine Patenschaft für diese Aktion übernommen', sagt Geschichtslehrer Harald Ritterhoff. Seit den Anfängen haben mittlerweile knapp 300 Schüler des zehnten Jahrganges auf dem Friedhof mitgeholfen..."
Link
zum Artikel |
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November 2018:
Aufstellung einer
Informationstafel am Friedhof: siehe Links zu Presseartikeln oben.
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Artikel von Christopher Hanraets in der
"Nordwest-Zeitung" (NWZ-online) vom 5. November 2018: "Einweihung Auf
Friedhof Hohenberge. Neue Tafel erinnert an Juden in Varel
Eine Tafel am jüdischen Friedhof in Hohenberge erinnert an die jüdische
Geschichte Varels. Bei der Einweihung am Sonntag waren auch Gäste aus
Israel.
Hohenberge Eine neue Tafel steht nun am Eingang zum jüdischen Friedhof
in Hohenberge: Die Tafel gibt einen Überblick über die Geschichte des
Friedhofs, außerdem werden die Inschriften und die Symbolik auf den
Grabsteinen erklärt. Darüber hinaus gibt es dort Informationen zur jüdischen
Begräbniskultur. Ein QR-Code, der mit dem Smartphone eingescannt werden
kann, leitet den Nutzer zu weiteren Informationen im Internet weiter.
Erstellt wurde die Tafel vom Arbeitskreis Juden in Varel, aufgebaut wurde
sie von der Stadt Varel. Zur Enthüllung der neuen Tafel waren außerdem
Avigdor Cahaner, Noa Cahaner-McManus, Adi Cahaner, Gali Carmel und Gila
Kosary zu Gast. Sie leben in der Gegend um Tel Aviv in Israel. Ihr
Urgroßvater, bzw. Ururgroßvater Hermann Weiss liegt in Hohenberge begraben.
Er betrieb seinerzeit ein Kaufhaus in Varel und hatte ein weiteres Kaufhaus
in Jever. 'Mit dem Aufstellen der Tafel erinnern wir uns an die jüdische
Geschichte Varels und an das Leid, das den Juden angetan wurde', sagte
Pfarrer Tom Brok bei der Einweihung der Tafel. Dass an diesem Tag die
Nachfahren von Hermann Weiss in Varel waren, sei eine 'große Ehre'. Die
Tafel erinnere auch an die Zeit, in der das Zusammenleben zwischen Juden und
Christen in Varel funktionierte, ebenso aber an die NS-Zeit, die viele Juden
das Leben kostete oder sie zur Flucht zwang. Ins Ausland floh auch Max
Biberfeld, Enkel von Hermann Weiss. Er wanderte 1935 nach Palästina aus, wo
seine Nachfahren bis heute Leben. Dass die überhaupt von der Geschichte
ihrer Vorfahren in Friesland erfuhren, war reiner Zufall. Zwar wussten sie,
dass Max Biberfeld aus dem Nordwesten Deutschlands stammte, Details – gerade
aus der NS-Zeit – waren ihnen aber unbekannt. 'Über diese schwierige Zeit
hat er nie gesprochen', sagte Gila Kosary. Der Kontakt zu Varel und Jever
kam über die Suchmaschine Google zustande: 'Wir haben seinen Namen
eingegeben und sind auf das Gröschlerhaus gestoßen', erklärt Noa
Cahaner-McManus. Nicht lange, dann stand der Besuch in Varel an. Die Familie
zeigte sich beeindruckt vom Umgang mit der jüdischen Geschichte in
Deutschland und Varel und Jever im Besonderen: 'Es wäre einfacher, die
Geschichte einfach zu vergessen, aber wie sie hier verarbeitet wird,
beeindruckt uns', sagte Adi Cahaner. Ihre Schwester Gali Carmel stimmte ihr
zu: 'In Deutschland setzt man sich damit auseinander und hat viel Respekt
vor der jüdischen Kultur. Das ist nicht selbstverständlich.'"
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Auch in diesem Jahr:
Friedhofspflege durch Schülerinnen und Schüler des Jade-Gymnasiums
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Artikel von in der "Nordwest-Zeitung" (NWZ-online)
vom 20. Februar 2020: "Schüler pflegen jüdischen Friedhof in Hohenberge.
'Darüber reden ist nicht genug', ist schon seit mehr als zehn Jahren das
Motto von Schülerinnen und Schülern des Jade-Gymnasiums in Jaderberg. Im
Geschichtsunterricht setzen sie sich mit der Verfolgung der Juden durch die
Nationalsozialisten auseinander und einmal im Jahr übernehmen sie
traditionell die Pflege der Grabstellen auf dem jüdischen Friedhof in
Hohenberge. Jetzt war die Klasse 10 a mit den Lehrern Mareike Wempen und
John Müller (links) mit einem Bus und vielen Harken und Laubsäcken zu der
Vareler Gedenkstätte gekommen, um das viele Laub von den Gräbern und Wegen
zu fegen. Etwa 120 Gräber aus der Zeit zwischen dem letzten Viertel des 18.
Jahrhunderts und 1942 sind auf dem Friedhof weitflächig auf einem
baumbestandenen künstlichen Hügel – zum Schutz gegen Sturmfluten –
verteilt."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Johannes-Fritz
Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van Bekkum, Enno Meyer
und Harald Schieckel: Die jüdischen Friedhöfe im Oldenburger Land.
Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine. Reihe: Oldenburger Studien Bd.
25. Oldenburg 1983. Zu Varel: S. 211-311. |
| Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier
und Daniel Fraenkel: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden
in Niedersachsen und Bremen. Bd. 2. Göttingen 2005. Zu Varel Beitrag
von Werner Vahlenkamp: S. 1493-1502.
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| Rudolf Brahms: Geschichte einer ungeliebten
Minderheit. Die Entwicklung einer jüdischen Gemeinde in Varel von ihren
Anfängen im 17. Jahrhundert bis zu ihrem Untergang in
nationalsozialistischer Zeit. Isensee Verlag Oldenburg 2006.
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Holger
Frerichs: Der jüdische Friedhof in Varel-Hohenberge. Kulturdenkmal
und Erinnerungsort. Nr. 9 der "Schriften zur Geschichte des
Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland", hrsg. vom
Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V., dem Heimatverein Varel
e.V., dem Schlossmuseum Jever und dem GröschlerHaus Jever.
Isensee Verlag Oldenburg, 1. Auflage
2020. Format DIN A 4, 215 S. mit 86 Abb. und über 100 Reprint-Abb. ISBN
978-3-7308-1633-2. Preis 28 €.
Inhalt: Geschichte des Friedhofes 1702 bis heute, biografische Hinweise zu
26 ausgewählten Grabstellen, umfangreiche Dokumenten- und
Presseartikel-Edition, Reprint: Fotos aller Grabsteine mit Übersetzung der
hebräischen Inschriften, Luftbild/Belegungsplan, Erläuterungen der
Grabstein-Symbole, Literaturhinweise.
English: The Jewish cemetery in Varel-Hohenberge. Cultural monument
and place of remembrance. No. 9 of the "Schriften zur Geschichte des
Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland"; edited by the
Jeverländische Altertums- und Heimatverein e.V., the Heimatverein Varel
e.V., the Schlossmuseum Jever and the GröschlerHaus Jever.
Isensee Verlag Oldenburg, 1st edition
2020. 215 p., with 86 illustrations and over 100 reprint illustrations. ISBN
978-3-7308-1633-2. price 28 €.
Contents: History of the cemetery 1702 until today, biographical notes on
26 selected grave sites, extensive document and press article edition,
reprint: photos of all gravestones with translation of the Hebrew
inscriptions, aerial photograph/plan of occupation, explanations of the
gravestone symbols, references to literature. |
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