Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zur Übersicht über die jüdischen Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
     

Berne (Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen) 
Jüdischer Friedhof 
(die Seite wurde erstellt von Martin J. Schmid, Oldenburg)   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
     
Siehe Seite zur Synagoge in Berne (interner Link)  
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes         
     
Bis
zur Eröffnung eines eigenen Friedhofes in Westerstede wurden Bestattungen jüdischer Einwohner Bernes in Varel-Hohenberge, Wildeshausen und Delmenhorst vorgenommen.   
    
Der jüdische Friedhof in Berne wurde 1895 kurz vor seinem Tod von Louis Koopmann (Grabstein siehe unten) begründet. Das Friedhofsgrundstück blieb in Familienbesitz unter der Auflage, dass er allen Juden aus der Synagogengemeinde Berne zu Bestattungszwecken zur Verfügung steht.
   
Der Friedhof wurde nach Auskunft der Gemeinde Stedingen in der nationalsozialistischen Zeit von NSDAP- bzw. Hitlerjugend-Mitgliedern verwüstet.  
   
Nach 1945: Im Jahre 1946 und 1948 wurde der Friedhof durch die Gemeinde Stedingen wieder instandgesetzt. Darüber berichtet die Gemeinde an den Oberkreisdirektor des Landkreises Wesermarsch mit Schreiben vom 4. Februar 1948 wie folgt:
"Der jüdische Friedhof in Berne wurde gemäß Verfügung des Staatsministeriums - Abt. Inneres - vom 1.9.1945 - Nr. I 6279 - wieder instandgesetzt. Der Auftrag für die Instandsetzungsarbeiten wurde von der Gemeinde Stedingen erteilt. Die Instandsetzungskosten beliefen sich auf insgesamt 860,90 RM, und zwar
Rechnung Fa. N. Witte, Berne                 469,20 RM  
Rechnung Gärtner Gerh. Bulling, Berne   391,70 RM   
                             Zus.:                       860,90 RM"
 
     
Ein Situationsbericht des Gemeindedirektors von Berne vom 10. November 1950 gibt folgenden Sachstand bezüglich des jüdischen Friedhofes wieder:             

I
  
  
  
Eigentumsverhältnisse:

 
Deutsches Reich (Reichsfinanzministerium) Früherer Besitzer: Ww. Leopold Koopmann
Sara geb. Katz  
II Größe des Friedhofs: Ranzenbüttel - 450 qm  
III Zahl der Gräber  sieben  
IV Die letzte Beisetzung ist erfolgt im Jahre  1928  
V
 
  
  
   
a) Zustand des Friedhofes
b) Beschädigungen, die auf die nationalsozialistische 
Zeit zurückzuführen sind
 
  
a) Der Friedhof wurde nach Kriegsende auf Kosten der Gemeinde instandgesetzt. Es entstenden dabei Kosten von RM 868,40 = DM 86,84 (lt. voliegender Rechnungen), die bisher nicht aus Landesmitteln erstattet wurden. Der Friedhof wird nun von Frau Elle Türk, Berne, gepflegt. Der jetzige Zustand ist gut.
b) keine Beschädigungen mehr vorhanden
  
VI
 
   
Zur Beseitigung der Beschädigung zu Vb sind nach meinem
 pflichtgemäßen Ermessen nebenstehende Instandsetzungsarbeiten
 unbedingt erforderlich  
keine
 
VI   Kosten der Instandsetzungsarbeiten zu VI:   keine - es wird auf die bereits verauslagen Kosten (sieh. V1 hingewiesen).  
    Berne, den 10.11.1950 
Der Gemeindedirektor
[Name]  

Es sind 6 Grabsteine erhalten: ältester Grabstein vom 21.Januar 1897, jüngster Grabstein vom 15. Mai 1928. 
   
Der Friedhof befand sich auch nach 1945 noch längere Zeit in Privatbesitz (1983 waren die Eigentümer: Ernest H. Koopmann, Northampton, USA, und Renate L. Neemann, Williamsville, USA). Seit 2014 ist der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen Eigentümer geworden (vgl. Pressebericht unten).   
   
Es gibt einen Grabstein mit Gedenkinschrift für einen im Erster Weltkrieg Gefallenen (Stein 2) und zwei mit Gedenkinschriften für in Theresienstadt Umgekommene (Stein 1 und 2). 
  
Am 2. Dezember 2016 wurde ein neues Eingangstor mit einer Feier eingeweiht (vgl. Pressebericht unten). An der Feierstunde nahm Ernest Koopmann, Nachfahre des Berner jüdischen Gemeindemitgliedes Louis Koopmann teil. Gleichfalls waren Vertreter der Gemeinde Berne, des Landkreises Wesermarsch und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen anwesend. Das Tor wurde entworfen vom Jader Grafiker und Bildhauer Raymon Müller. Die Kosten wurden durch Spenden und Mittel des Landesverbandes beglichen.
   
   
Lage des Friedhofes       
   
Weserstraße 38, 27804 Berne; direkt an der B 74 (Richtung Weser) östlich der Ortsmitte im Ortsteil Ranzenbüttel.   
   
   
Link zu den Google-Maps     
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes) 
 
 
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Fotos 
(Fotos: Martin J. Schmid, Oldenburg; die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Dokumentation des Friedhofes bei Töllner usw. s. Lit.
Hinweis: es sind alle 6 Grabsteine des Friedhofes dokumentiert)   

Berne Friedhof 178.jpg (151008 Byte) Berne Friedhof 179.jpg (152263 Byte) Berne Friedhof 176.jpg (148736 Byte)
Blick auf den Friedhof 
und das Eingangstor  
Das Eingangstor
   
Blick über den Friedhof.
Dieses Foto in hoher Auflösung.  
     
Berne Friedhof 177.jpg (143138 Byte) Berne Friedhof 170.jpg (168979 Byte) Berne Friedhof 171.jpg (127989 Byte)
Blick über den Friedhof 
(Blickrichtung zum Eingangstor) 
    
Grabstein für Albert Koopmann (1857-1928) mit 
Gedenkinschrift für Ida Koopmann 
geb. Meyer
(1870-1943)  [353 li.]  
Grabstein für Leopold Koopmann 
 (1854-1927) mit Gedenkinschriften 
für Sara Koopmann geb. Katz (1861-1942)
 und den im Ersten Weltkrieg Gefallenen 
Ernst Koopmann (1891-1915) [355 re.]  
  
     
Berne Friedhof 174.jpg (141879 Byte) Berne Friedhof 172.jpg (181436 Byte) Berne Friedhof 173.jpg (143696 Byte)
Grabstein für Jacob Goldstein 
(gest. 1920) und Rosi Goldstein 
(gest. 1919) [354 re.]  
Grabstein für Louis Koopmann
 (1820-1895) und Amalie Koopmann 
geb. Goldschmidt
(1827-1897) [353 re.]  
Grabstein für Friederike Frank 
geb. Bloch
(1845-1902) und 
Louis Frank (1835-1917) [354 li.]  
     
  Berne Friedhof 175.jpg (126630 Byte)  
  Grabstein für Pauline Meyer 
geb. Rosenbaum
(1848-1925) [355 li.]  
 

  
  
 
Presseberichte zum Friedhof       

November 2015: Schüler übernehmen die Pflege des Friedhofes  
Artikel von Anja Biewald in der "Nord-West-Zeitung" vom 2015: "Jüdischer Friedhof. Schüler wahren Andenken an Berner Juden
Die Neuntklässler übernehmen die Pflege der Gräber und erinnern an die Familie. Zur Feierstunde ist auch die Öffentlichkeit eingeladen.
Berne
'Der Friedhof soll in Ehren gehalten werden und dokumentieren, dass meine Familie ein Teil der Berner Geschichte ist.' Das war Ernest Koopmanns größter und einziger Wunsch, den der Amerikaner im vergangenen November äußerte, als er den jüdischen Friedhof seiner Familie an der Weserstraße in Berne an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen verschenkte. In Ehren halten wollen den Friedhof künftig die Schüler der neunten Klassen der Oberschule Berne: Sie übernehmen an diesem Donnerstag, 7. Mai, die Patenschaft für die Grabstellen der Familien Koopmann. Damit verbunden ist natürlich nicht nur die Pflege des Friedhofs, sondern auch die Erinnerung an die Schicksale der Berner Juden, die von den Nazis entweder ermordet oder vertrieben wurden. Die Schüler wollen durch ihr Engagement das Andenken an die früheren Berner Bürger erhalten und ihrer Generation mahnend ins Bewusstsein rücken, welche Verbrechen im Nationalsozialismus begangen wurden. Zur Übernahme der Patenschaft laden die Gemeinde Berne und die Veranstaltungsreihe 'Berne bringt...' am Donnerstag, 7. Mai, zu 10 Uhr in die Mensa der Oberschule zu einer Feierstunde ein. Die Idee, Schülern die Pflege des Friedhofs zu übertragen, war im November bei einem Vortrag über das Schicksal der jüdischen Familie entstanden. Auch Ernest Koopmann war damals anwesend, der Vorschlag gefiel ihm. Die Großmutter des 68-Jährigen, Sara Koopmann, wurde im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Ernest Koopmanns Vater, Louis Koopmann, überlebte das Konzentrationslager Buchenwald und wanderte nach Amerika aus – Berne fühlte er sich aber immer verbunden."  
Link zum Artikel  
 
Dezember 2016: Ein neues Eingangstor wird eingeweiht      
Artikel von Torsten Wewer in der "Nord-West-Zeitung" vom 3. Dezember 2016: "Jüdischer Friedhof. Das Tor zur Erinnerung steht offen
Der Friedhof gehörte bis 2014 der Familie Koopmann. Jetzt sorgen Oberschüler für den Erhalt.
Berne
Mit Schimpf und Schande sind sie von den Nationalsozialisten einst aus Berne vertrieben worden. Aber am Freitag weilten Sara und Ida Koopmann, Ella Türk und Manuel Insel wieder für einige Stunden in ihrer Heimatgemeinde. Zehntklässler der Oberschule Berne erinnerten mit selbst verfassten, anrührenden Texten an die Schicksale dieser Berner Juden – beispielhaft. Und das hatte seinen Grund: Im Beisein von Ernest ('Ernie') Koopmann, Enkel von Sara Koopmann, der heute in den Vereinigten Staaten von Amerika lebt, wurde das neue Eingangstor zum jüdischen Friedhof an der Weserstraße offiziell eingeweiht. Der Friedhof war bis 2014 im Besitz der Familie Koopmann. Dann übergab Ernie ihn an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen – mit der Maßgabe, den Friedhof in Ehren zu halten und zu dokumentieren, dass seine Familie ein Teil der Berner Geschichte ist. Das vom Jader Künstler Raymon E. Müller gestaltete, rund 1,80 mal zwei Meter große Tor aus Metall mit zwei Flügeln ist sichtbarer Ausdruck, dass sowohl der Landesverband als auch interessierte Bürger aus Berne und der Umgebung den Wunsch als Verpflichtung verstehen. Das wurde auch in den zahlreichen Reden in der Feierstunde immer wieder bekräftigt. Dabei gehe es aber nicht nur um die Geschichte, die es zu bewahren gilt, hieß es, sondern insbesondere darum, aus der Geschichte zu lernen – damit sich ein solch abscheuliches Menschheitsverbrechen wie die Judenverfolgung und deren systematische Vernichtung nicht wiederholt. Dies sei angesichts der aktuellen Zustimmung für Populisten und Extremisten eine wichtige Aufgabe für Pädagogen, sagte Geschichtslehrerin Cornelia Josephs. Indem sie mit den Schülern die Schicksale der Berner Juden aufarbeite, würden die Jugendlichen ihren eigenen Wertekanon entwickeln. 'Nur wer darin sicher ist, der kann Antisemitismus oder allgemein Fremdenfeindlichkeit mit Zivilcourage entgegentreten', sagte Josephs. Die Zehntklässler sind bisher Paten des Friedhofs gewesen. Diese Aufgabe übernehmen nun die Neuntklässler. Das Tor wurde durch Spenden und dem Landesverband finanziert. Es enthält mit den zwölf Ringen (=Stämme), dem Davidstern und der Menora wichtige Symbole Israels und der jüdischen Religion."  
Link zum Artikel  
  Video zur Einweihung  https://youtu.be/9gshf3Ui5eM  

    
     

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Berne     
bulletZur Seite über die Synagoge in Berne (interner Link)  

Literatur:  

bulletOldenburger Land Lit 010.jpg (81351 Byte)Johannes-Fritz Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van Bekkum, Enno Meyer und Harald Schieckel: Die jüdischen Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine. Oldenburg 1983 (= Oldenburger Studien Bd. 25). Zu Berne: S. 351-355.
bulletweitere Literatur siehe Seite zur Synagoge in Berne      

   
     

           
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Stand: 30. Juni 2020