Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Varel (Kreis Friesland)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 
  
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Holger Frerichs, Varel)  
  
Bitte besuchen Sie auch die Seiten zu Varel in der Website des Gröschler-Hauses Jever 
(Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland / Wilhelmshaven) 
  www.groeschlerhaus.eu  
sowie die Website des Weinberghauses Varel (erstellt vom Arbeitskreis Juden in Varel) https://www.weinberghaus.eu/  

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version
    
In Varel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Nach 1681 wurden unter der dänischen Herrschaft mehrere jüdische Familien in der in der Nähe zum Vareler Siel angelegten Festung "Christiansburg" aufgenommen. Nachdem die Festung schon nach einigen Jahren wieder aufgegeben werden musste, konnten sich die meisten der jüdischen Familien in Varel niederlassen. Vermutlich handelte es sich um etwa acht Familien. Ihre Zahl nahm im 18. Jahrhundert zu: im Frühjahr 1760 wurden fünfzehn jüdische Familien mit zusammen 70 Personen gezählt, 1769 90 Personen, 1793 63..  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1812 84 jüdische Einwohner, 1817 98, 1828  70, 1840 86, 1850 88, 1861 87, 1875 90, 1885 92, 1895 67, 1905 64, 1910 68.   
Die jüdischen Familienvorstände verdienten den Lebensunterhalt bis ins 19. Jahrhundert hinein als Hausierer, Viehhändler, Kesselflicker, Trödler, Produktenhändler oder Pfandleiher. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Läden / Einzelhandelsgeschäfte in der Stadt von jüdischen Kaufleuten eröffnet. Dazu kam als Industriebetrieb die 1861 gegründete Lederfabrik Simson Schwabe und Söhne, die u.a. Transmissionsriemen aus Leder herstellte und weltweit exportierte.  
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Jüdische Volksschule/Elementarschule von 1847/48 bis Mitte der 1920er-Jahre), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle 1854 unten). Zwischen 1817 und 1856 wechselten die Lehrer recht häufig: 1817 bis 1819 Joseph Jacob aus Altona, 1819 bis 1822 E. M. Silberg aus Posen, 1822 bis 1824 Isaac Jacob Salomon aus Berlin, 1824 bis 1825 Lazarus Moses aus Schlochau/Westpreußen, 1825 Israel Meyer aus Laskow / Polen, 1825 bis 1829 Elkan Nathan aus Hamburg, 1830 bis 1933 Raphael Wolff, 1833 bis 1834 Tobias Levi, 1835 bis 1837 David Cohen aus Posen, 1838 bis 1841 Ascher Lewinsohn aus Altona, 1842 bis 1845 Lehmann Danziger aus Kissingen, 1846 bis 1855 Gustav Ensel aus Hechingen. 1856 bis 1885 war als Lehrer Meir Neumark aus Wittmund in Varel tätig, von 1886 bis 1934 - insgesamt 48 Jahre lang - Lehrer David Bernheim. Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinat Oldenburg.      
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Erich Schwabe (geb. 29.4.1891 in Varel, gef. 12.3.1915). Sein Name steht auf dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (Rundbau in der Nord/Westecke vor der Schlosskirche).    
 
Um 1924, als zur Gemeinde 63 Personen gehörten (0,69 % von insgesamt etwa 9.100 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Gustav Schwabe, Ludwig Weiß und Heinrich Herzberg. Als Lehrer und Kantor war der bereits genannte David Bernheim tätig. Er unterrichtete an der Jüdischen Volksschule damals acht Kinder. An jüdischen Vereinen bestand der Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (1924 unter Leitung von Lehrer David Bernheim) und der Israelitische Frauenverein (1924 unter Leitung der Frau von Gustav Schwabe, 1932 unter Leitung der Frau von Ludwig Weiß, Kirchhofstraße; Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit). Es bestanden eine Kasse für durchreisende Arme (1924 betreut von Lehrer David Bernheim) sowie eine Schulbibliothek. 1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Schwabe-Barlewin (1. Vors., wohnt Hafenkampstraße 10), Heinrich Herzberg (Beisitzer, Lange Straße) und Ludwig Frank (Hansastraße). Lehrer David Bernheim erteilte im Schuljahr 1932/33 drei Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht.      
   
1933 lebten noch 58 - nach anderen Angaben nur 44 - jüdische Personen in Varel (dazu vier in Varel-Land). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch 17 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Die jüdischen Erwachsenen wurden zunächst im Polizeigefängnis inhaftiert, die Männer später über Oldenburg in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Auf dem Weg ins Lager ist auf Grund von Misshandlungen Ludwig Weiß umgekommen. 
 
(Folgender Abschnitt von Holger Frerichs, Varel:) Im März 1940 lebten noch elf jüdische Personen in Varel. Sie waren in dem seit Herbst 1937 bestehenden jüdischen Altenheim der Familie Weinberg in der Schüttingstraße 13 untergebracht. Bis zum Herbst 1941 verzogen davon zwei Bewohner aus Varel, ein Bewohner starb im Altenheim. Sechs Personen wurden am 22. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt verschleppt, fünf Deportierte sind dort umgekommen, eine Deportierte im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) ermordet. Nach dieser ersten Deportation lebten noch zwei Personen im Altenheim, hinzu kamen nun insgesamt 24 Personen, die aus Emden (23) und Nordenham (1) nach Varel verlegt wurden. Bis Mitte 1942 starb 1 Person im Altenheim, zwei wurden in die "Pflege- und Heilanstalt Sayn-Berndorf" verlegt. Die 23 letzten Bewohner des Vareler Altenheims wurden dann am 23. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, das Heim von der Gestapo geschlossen und das Weinberg’sche Grundstück und Haus von der Reichsfinanzverwaltung konfisziert. 16 der nach Theresienstadt deportierten letzten Bewohner kamen dort wenige Wochen nach ihrer Ankunft um, gezeichnet von Hunger und Krankheiten, die übrigen sieben wurden weiter in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort ausnahmslos ermordet.  
  
Von den in Varel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Bernheim geb. Katzenstein (1872, Witwe von Lehrer Bernheim), Mina (Minna) Blumenthal geb. Schwabe (1873), Levin Schmul Brilling (1873), Mathilde Eichhold (1884), Emilie (Milie) Frank geb. Heilbronn (1888), Hans Jakob Frank (1913), Ludwig Frank (1885), Ingeborg (Inge) Friedmann geb. Visser (1923), Paul Gerson (19121), Bertha Gröschler (1890), Jenny Janover geb. Leffmann (1870), Karl Anton Lehmann (1914), Lazarus Nordheimer (1861), Benjamin Reissner (1896), Inge Rosenbach geb. Cohen (1921), Hermann Schulenklopper (1890), Hermine Friederike Seijffers geb. de Vries (1901), Jakob Julius Silberbach (1868), Johanna Stein geb. Löwenbach (1882), Friedrica (Ricka, Ryka. Rieker) Vyth (1864), Ernst Sally Weinberg (1899), Henriette (Jette, Jetti) Weinberg (1896), Ludwig Weiß (1881), Fanny Wolff geb. Aron (1874), Frumet van der Wyk (1862).   
   
Nach Kriegsende kehrte eine überlebende Varelerin jüdischen Glaubens in ihre Heimatstadt zurück: Johanne Titz geb. Weinberg (geb. 26. Dezember 1901 in Detern/Ostfriesland als eines der fünf Kinder von Wolf und Rose Weinberg), deren Familie seit 1905 in Varel lebte (seit 1911 als Besitzer des Grundstücks/Hauses Schüttingstraße 13; von 1937 bis 1942 als Jüdisches Altenheim genutzt). Johanne Weinberg hatte am 28. März 1929 in ihrer Heimatstadt Varel den nichtjüdischen Kaufmann Hermann Titz geheiratet, war dann aus Varel fortgezogen und lebte zuletzt in Reichenbach in Schlesien. Als Partnerin in einer sogenannten jüdisch-christlichen "Mischehe" entging sie den Deportationen in die Vernichtung, war jedoch u.a. vom 2. April bis 16. Oktober 1944 im jüdischen Zwangsarbeitslager Klettendorf bei Breslau, Außenstelle Faulbrück, inhaftiert. Nach Kriegsende und der folgenden Ausweisung aus Schlesien, das jetzt polnisches Territorium war, kehrte das Ehepaar Titz in Begleitung ihrer Pflegetochter Klara Hübner im Frühjahr 1946 nach Varel zurück. Johanne Titz verstarb am 6. April 1990. Die Ehe blieb kinderlos. Die Eheleute Titz sind, gemeinsam mit ihrer Pflegetochter Klara Hübner (gestorben am 24. Februar 2005) im evangelischen Friedhof in Varel, Oldenburger Straße, beigesetzt (Text: Holger Frerichs, 15.2.2015).   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1854  

Varel AZJ 13111854.jpg (61129 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1854: "Bei den Gemeinden in Oldenburg und Varel - Großherzogtum Oldenburg - werden im nächsten Frühjahre die Stellen eines Lehrers, Kantors und Schächters erledigt. Ertrag der Stelle zu Oldenburg 280 bis 300 Thaler, der Stelle zu Varel 240 bis 260 Thaler. Der Unterricht erstreckt sich auf dasjenige, was in einer guten Volksschule zu leisten ist. Wer in fremden Sprachen, besonders im Englischen unterrichten kann, hat in Varel viel Gelegenheit zum Privatunterricht. Nähere Auskunft erteilt der Unterzeichnete, an welchen portofreie Anmeldungen zu richten sind.  
B. Wechsler
, Landrabbiner."    

    
Lehrer Meir Neumark möchte Ritualien kaufen (1883) 
Es handelt sich um Silberschmuck für Torarollen.  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. April 1883: "Schöne heilige Gegenstände, bestehend aus Kronen, Hand (Jad) und Schild, werden anzukaufen gesucht. Offerten sieht entgegen. 
Varel im Großherzog Oldenburg. M. Neumark, Lehrer."     

    
40-jähriges Orts- und Amtsjubiläum von Lehrer David Bernheim (1925)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925: "Varel in Oldenburg, 13. Oktober (1925). Eine erhebende Feier fand am Donnerstag, den 1. Oktober, in der hiesigen Synagoge zu Ehren des 40-jährigen Orts- und Amtsjubiläums des Herrn Lehrer Bernheim statt. Die Gemeinde hatte es sich nicht nehmen lassen, diesen Ehrentag ihres beliebten Beamten festlich zu begehen, um auch in der Öffentlichkeit die Wertschätzung ihres Lehrers zu bekunden. In dem blumengeschmückten Gotteshause, in dem sich alt und jung, die Kollegen des Oldenburger Bezirks und die Spitzen der Behörden eingefunden hatten, hatte der Schwager des Jubilars, Herr Oberkantor Ziwi, Elberfeld, den gesanglichen Teil des Festgottesdienstes übernommen. Herr Landrabbiner Dr. de Haas würdigte in wahrhaft zu Herzen dringenden Worten die Verdienste des Herrn Bernheim um Schule und Gemeinde, dessen Charaktereigenschaften Liebe und Wahrheit ihm die Gunst Gottes und der Menschen erworben hatten. Es sprachen dann noch der Vorstand der Gemeinde, Herr Gustav Schwabe, Herr Lehrer Merzberg, Oldenburg, als Vertreter der jüdischen Lehrer, Hartog, Jever und Herr Bernheim selbst, der für die ihm gezollte Ehrung allen Teilnehmern und Gratulanten seinen Dank aussprach. Alle Ausführungen der Redner gipfelten in dem einen Wunsch, dass der Jubilar auch das 50-jährige Jubiläum in gleicher Frische des Körpers und des Geistes und umgeben von der Liebe und Anhänglichkeit seiner Gemeinde begehen möge. Amen - und so möge es Gottes Wille sein."   

   
Zum Tod von Lehrer David Bernheim (1934) 
Dazu eine Anmerkung von Rudolf Brahms s.Lit. S. 177: "In seinen letzten Lebensjahren musste David Bernheim manche Demütigung durch die Nazis erdulden. Sein Tod am 2. Februar 1934 brachte dem sensiblen, durch mancherlei Schikanen scheu gewordenen Mann die ersehnte Ruhe. Nicht nur die jüdischen Kinder, auch wir kleinen Christen, die wir ihn kannten und ihm nahe kamen, hatten einen väterlichen Freund verloren, einen Menschen, der anschaulich Geschichten erzählen konnte und Kinder zu begeistern verstand. Auf dem jüdischen Friedhof in Hohenberge fand David Bernheim, der auch für die christlichen Kinder in der Nachbarschaft - sofern sie zu ihm gingen - 'ihr' Melammed (Lehrer) war, seine Ruhestätte. Sie liegt in der Nähe zu der des am 16. April 1886 verstorbenen Lehrers Meir Neumark."   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1934: "Varel in Oldenburg, 7. Februar (1934). Am Montag, den 5. Februar (17. Schwat) wurde der Lehrer der Gemeinde Varel, David Bernheimer, zu Grabe getragen. Seine ganze Kraft als Lehrer der Volksschule, als Prediger und Chason, hat er in 48-jähriger Amtstätigkeit der Gemeinde Varel gewidmet. Bernheimer war ein Schüler des früheren Kasseler Lehrerseminars und kam als junger Lehrer zur ersten Amtstätigkeit nach Varel hin. Generationen hat er hier gelehrt und er verwuchs im Laufe seines Lebens mit der Gemeinde, die in ihm den Führer der Gemeinde, den Freund jedes Einzelnen suchten und fanden. Ein vorzüglicher Lehrer, der jahrelang auch an christlichen Schulen unterrichtete, ausgestattet mit tiefem, klarem Wissen, ein gerader Charakter, ein liebenswerter Mensch - das war der Inhalt seines Leben.   
Der Vorsteher der Gemeinde, Herr Frank, sprach schmerzerfüllt an der Bahre den Dank der Gemeinde aus. Herr Landesrabbiner Dr. de Haas hielt im gefüllten Gotteshause die Trauerrede und brachte einer ergriffenen Trauergemeinde das Wirken und Wollen des Verewigten klagend und mahnend zu Bewusststein. Herr Lehrer Hartog, Wilhelmshaven sprach am Grabe dem treuen Kollegen und lieben Freund im Namen des Lehrervereins Worte des Dankes aus. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. H."          
   
Varel CV-Ztg 05041934.jpg (23537 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des "Central-Vereins") vom 5. April 1934: "Nach 48-jährigem Wirken als Lehrer und Kantor der Jüdischen Gemeinde zu Varel i.O. starb David Bernheim im Alter von 69 Jahren."     

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge    
    
1768 bedankten sich die Vorsteher der jüdischen Gemeinde - Moses Ruben und Arend Isaac - bei Graf W. von Bentinck dafür, "private Versammlungen zur Ausübung unserer Gottesdienste" abhalten zu dürfen. Freilich müssten diese gottesdienstlichen Versammlungen in einem Privathaus stattfinden. Man würde gerne ein Haus errichten, das als Synagoge oder als Judenschule mit einer Synagoge Verwendung finden würde. Der Antrag wurde jedoch vom gräflichen Amt abgelehnt. Es blieb zunächst beim Betraum, der sich nach eine Bericht von 1760 "in des Anton Friedrich Schoolmeisters Hause, welches an der Chaussee nach dem Waysenhause lieget", das heißt in der Waisenhausstraße befand.  
 
Auch im 19. Jahrhundert blieb es bei einem Betraum, der von 1806 bis Ende 1843 in einem Altbau am Vareler Südende am Haferkamp 81 eingerichtet war. Um 1840 befand sich das Haus jedoch in baufälligem Zustand und musste schließlich abgebrochen werden. Mit Hilfe von Landrabbiner Bernhard Wechsler bemühte sich die jüdische Gemeinde erneut um die Baugenehmigung für eine Synagoge, die nun endlich gewährt wurde. Zum Bau konnte man in dem um 1840 noch unbebauten Areal an der Osterstraße ein Grundstück erwerben. Für die Finanzierung der Synagoge wurden Spenden gesammelt. In der Gemeinde konnten bis 1843 von den zu erwartenden Gesamtkosten in Höhe von 2.500 Talern immerhin alsbald 700 Taler gesammelt werden, eine beträchtliche Summe von den eher in armseligen Verhältnissen lebenden jüdischen Familien. Unterstützung kam von den jüdischen Gemeinden in Hamburg, Altona und anderen Orten, aber auch von den christlichen Einwohnern der Stadt. 
 
Vorbild für die Synagoge in Varel war die einige Jahre zuvor erstellte Synagoge in Berne, doch wollte man einige Verbesserungen durchführen, unter anderem im Blick auf die Einrichtung der Schule. Auch der Einbau eines rituellen Bades sollte durchgeführt werden. 1846 legte Maurermeister Jochens aus Varel einen Plan für das Gebäude vor, der von den Behörden genehmigt wurde. Die Grundsteinlegung der neuen Synagoge war am 8. September 1847 in Anwesenheit von Landrabbiner Wechsler. Zehn Monate später konnte derselbe am 28. Juli 1848 die neue Synagoge einweihen. 
  
Die Synagoge verfügte im Betsaal über etwa sechzig Plätze für die Männer, dazu Frauenplätze auf der Empore.    
   
90 Jahre war die Synagoge in Varel Mittelpunkt der jüdischen Gemeindelebens am Ort. Am 4./5. November 1938 wurden die letzten Gottesdienste abgehalten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA- und SS-Leute niedergebrannt. Die noch im Haus lebende Witwe von Lehrer Bernheim - Rosa Bernheim geb. Katzenstein - verlor ihre Wohnung. Sie wurde in das Polizeigefängnis Varel verbracht und dort inhaftiert, doch wieder freigelassen. Das Synagogenruine wurde beseitigt. Im Mai 1939 kaufte ein Vareler Arzt das Grundstück zu einem günstigen Preis. Zunächst wollte er ein Wohnhaus mit Praxisräumen erstellt, doch konnte er den Bau auf Grund fehlender Baumaterialien nicht ausführen. Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Wohnbaracke gebaut. Erst nach 1948 wurde durch den Grundstückseigentümer ein Privathaus mit Praxisräumen erstellt.   
  
Beim Synagogenprozess 1952 vor dem Landgericht Oldenburg wurden vier Männer mit Gefängnisstrafen zwischen acht Monaten und einem Jahr und sechs Monaten verurteilte. Gegen einen der vier wurde das Verfahren eingestellt. 
  
Eine Gedenktafel für die zerstörte Synagoge befindet sich gegenüber dem Synagogengrundstück.    
  
  
Adresse/Standort der Synagoge     Osterstraße 10 (hier heute privates Wohnhaus)   
  
  
Fotos
(Quelle: Pläne und historische Darstellung von Müller:  R. Brahms s. Lit. S. 169-175; Darstellung von Sagemüller: Historisches Handbuch s. Lit.  S. 1498)  

Pläne zum Bau 
der Synagoge 
Varel Synagoge 150.jpg (89005 Byte) Varel Synagoge 151.jpg (51564 Byte)
  Frontansicht Seitenansicht
     
   Varel Synagoge 153.jpg (43542 Byte) Varel Synagoge 152.jpg (35531 Byte)
   Grundriss mit Eintragung der Synagoge, 
der Schule und der Lehrerwohnung 
Schnitt durch 
das Gebäude 
     
Darstellungen 
der Synagoge
 
Varel Synagoge 154.jpg (99375 Byte) Varel Synagoge 155.jpg (340912 Byte)
  Ansicht des Synagogengebäudes - links Schule
 und Lehrerwohnung, rechts Betsaal 
(kolorierte Bleistiftzeichnung von 
G.F. Müller, um 1860; Stadtarchiv Varel)
Synagoge von 1848 und katholische 
Kirche von 1858; Lithographie 
von R. Sagemüller 
  
     
     
Das Grundstück der früheren Synagoge  
(Foto: Holger Frerichs, Aufnahme von 2015) 
Varel Synagogengrundstueck 010.jpg (155418 Byte)
  Das Grundstück Osterstraße 10 (ehemaliges Synagogengrundstück) mit dem nach 1945 errichteten Privathaus   
     
Das Synagogen-Mahnmal 
(Fotos: Holger Frerichs, Aufnahmen von 2015)   
Varel Synagogengedenkstaette 025.jpg (220455 Byte) Varel Synagogengedenkstaette 010.jpg (48651 Byte)
  Das Mahnmal für die zerstörte Synagoge mit der Erinnerungstafel. 
Inschrift: "Zum Gedenken an die Synagoge Varel. Das Gotteshaus der jüdischen Gemeinde unserer Stadt, 
errichtet im Jahre 1848, zerstört am 10. November 1938. 
Hebräisch und deutsch Zitat aus Threni (Klagelieder Jeremias) 1,16

Darüber wein ich, mein Auge, mein Auge fliesst in Tränen (Thr. 1,16)".  
     
 Die Informationstafel 
und das Straßenschild "Synagogenweg" 
(Fotos: Holger Frerichs, Aufnahmen von 2015)  
Varel Informationstafel 020.jpg (133621 Byte) Varel 2014 Mahnmal Synagoge 05.jpg (176236 Byte)
   Die Informationstafel wurde vom 
Arbeitskreis "Juden in Varel" erarbeitet und 
im November 2014 aufgestellt  
Beim "Synagogenweg" handelt es sich um 
einen Fußweg, eine Verbindung zwischen der 
Osterstraße und der B437 (Adolf-Heidenreichstraße) 
     
Die Informationstafel für das 
jüdische Altenheim - 
weitere Informationen siehe unten - Januar 2016  
(Foto: Holger Frerichs, Aufnahme von Januar 2016) 
Varel Gedenktafel JuedAltersheim.jpg (131067 Byte)  
      
     
Die Informationstafel am Haus Haferkampstraße 10 
(Foto der Tafel: Holger Frerichs; rechts: Artikel in der 
"Nordwest-Zeitung" vom 5. November 2016: 
"Emotionale Spurensuche nach Vorfahren..." und 
Artikel in der "Nordwest-Zeitung vom 8. November 2016: 
"Nazis vertrieben Großvater aus Varel. Jüdischer Gemeindevorsteher
 Curt Schwabe verließ Heimatstadt 1938...") 
Varel Tafel Haferkampstrasse 10.jpg (231776 Byte) Varel Tafel Haferkampstrasse 10 PA.jpg (197976 Byte) Varel NWZ 08112016.jpg (203425 Byte)

Text der Informationstafel: "Das Wohn- und Geschäftshaus Haferkampstraße 10 und die jüdische Familie Schwabe-Barlewin. Bis 1975 befand sich an dieser Stelle das Wohn- und Geschäftshaus Haferkampstraße 10. Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte die jüdische Familie Schwabe das Grundstück erworben. Sie ließ ein Gebäude errichten, das Ende des 19. Jahrhunderts noch einmal um- und ausgebaut wurde. Die Familie Schwabe (zuletzt: Schwabe-Barlewin) betrieb hier ihr 1784 gegründetes Textilhandelsunternehmen (Großhandel und Kaufhaus). Das Gebäude halt als einmalig im Oldenburger Land, da seine Architektur einen besonderen Stilmix aufwies. Merkmale waren der turmartige Runderker, der sich an der Ecke Haferkampstraße/Neumarktstraße befand, das mächtige Eingangsportal der Lagerhalle - gesichert von einem hohen, verzierten Metalltor - und im Gebäude ein raumhoher schön verzierter Kachelofen. Hinter dem Haus erstreckte sich bis zur Gaststraße der Garten.  
Gustav Schwabe-Barlewin (1856 – 1933) Im August 1881 übernahm Gustav Schwabe, der nach der Heirat mit Pauline, geb. Barlewin, den Familiennamen Schwabe-Barlewin führte, das Geschäft. Er war nicht nur ein erfolgreicher und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannter Kaufmann: Von 1885 bis zu seinem Tod im Februar 1933 war er Vorsteher der Synagogengemeinde Varel und zudem Mitbegründer der zionistischen Bewegung in Nordwestdeutschland. Auch außerhalb der jüdischen Gemeinde engagierte er sich, stiftete im Ersten Weltkrieg Lazarettbetten für die Stadt und unterstützte auf vielfältige Weise bedürftige Vareler.
Die Gräber von Gustav, Ehefrau Pauline (1862 – 1927) und den Söhnen Arthur (1889 – 1906) und Julius (1885 – 1888) befinden sich auf dem jüdischen Friedhof in Varel-Hohenberge.
Verfolgung der Familie durch die Nationalsozialisten und Emigration in die USA. Mitte der 1920er Jahre übernahm der jüngste Sohn Curt Schwabe-Barlewin das Geschäft. Mit Beginn ihrer Herrschaft 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz der Familie. Boykotte, Ausgrenzung und antisemitische Demütigungen durch Vareler Bürger zwangen sie zur Emigration aus Deutschland. Curt (1892 – 1971), Ehefrau Frieda (1893 – 1959) und die beiden Söhne Arthur David (1924 – 2001) und Paul Jakob (1929 – 1985) konnten im September / Oktober 1938 über Hamburg in die USA fliehen. Dort leben heute auch ihre Nachkommen.
Das Grundstück wurde 1940 unter nationalsozialistischem Druck an einen nicht-jüdischen Vareler veräußert. Im Zuge der 'Wiedergutmachung' gelangte es 1956 wieder in den Besitz von Curt Schwabe-Barlewin. 1974 kaufte die Stadt Varel von seinen Erben das Grundstück, 1975 ließ sie – trotz Bedenken von Denkmalpflegern und Vareler Bürgern – aus verkehrsplanerischen Gründen den Abriss vornehmen. Heimatkundler sicherten Teile des Kachelofens. Ein Abschnitt des Gartens mit einer Begrenzungsmauer an der Gaststraße ist ebenfalls erhalten und heute als 'Schwabes Garten' bekannt."    

     
Die Informationstafel am Haus Hindenburgstraße 3 
angebracht im November 2017
(Zur Anbringung der Tafel siehe Presseartikel in 
der "Nordwest-Zeitung" vom 15. November 2017: 
"Ihre Namen kehren zurück nach Varel",
Artikel eingestellt als pdf-Datei
Varel Tafel Ludwig Rosa Weiss.jpg (211627 Byte)    
Text der Informationstafel: "Das 'Kaufhaus Weiss' Hindenburgstraße 3 und die jüdische Familie Ludwig und Rosa Weiss. Das Wohn- und Geschäftshaus Hindenburgstraße (bis 1934: Kirchhofstraße) Nr. 3 wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Zunächst befanden sich hier das Kaufhaus Meinen und das Kaufhaus Detmold Tasse. Von 1911 bis Februar 1936 lebte im Gebäude die jüdische Familie Weiss und betrieb das 'Kaufhaus Weiss'. Die Familie bestand aus Ludwig Weiss (geb. am 8. Februar 1881 in Sulmirschütz/Provinz Posen), seiner Ehefrau Rosa Weiss, geborene Bornstein (geb. am 26. Januar 1884 in Brätz/Provinz Posen), dem 1912 in Varel geborenen Sohn Erich (Gideon) und der 1914 in Varel geborenen Tochter Ruth. Ludwig Weiss gehörte zeitweilig dem Synagogengemeinderat in Varel an, seine Frau Rosa war Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins. Im Kaufhaus wurden Kleidung, Schreibwaren und Haushaltsbedarf aller Art angeboten. Es gehörte zu den bekannten Fachgeschäften in der Stadt Varel und erfreute sich aufgrund der günstigen Preise eines regen Zuspruchs. Das Vareler Geschäft bot zeitweilig mehr als einem Dutzend Angestellten und vielen weiteren Aushilfskräften einen Arbeitsplatz. 1928 wurde von Verwandten eine Filiale des 'Kaufhaus Weiss' in der Stadt Jever eröffnet.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten (1933) wurde die Familie zum Ziel antijüdischer Aktionen. Im Februar 1936 musste sie das Kaufhaus aufgeben. Das Ehepaar zog nach Bremen. Ihre Kinder hatten Varel bereits Mitte der 1930er Jahre verlassen und konnten nach Palästina auswandern. Der Besitz in Varel wurde schließlich zwangsverkauft ('arisiert'). Das Kaufhaus wurde von Erhardt Hirsch weitergeführt und 1954 von Fa. Dieler übernommen.
Ludwig Weiss (1881 – 1938) Ludwig Weiss wurde während des Novemberpogroms 1938 in Bremen verhaftet und von der Geheimen Staatspolizei in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin verschleppt. Er überstand die Strapazen des Transports und die Misshandlungen durch die SS-Wachmannschaften nicht. Mithäftlinge fanden ihn am 14. November 1938 tot an seinem Schlafplatz. Er war das erste Opfer der Nationalsozialisten unter den in Varel geborenen bzw. viele Jahre dort lebenden Bürgern jüdischen Glaubens.
Rosa Weiss (1884 – 1942) Rosa Weiss wurde nach dem Tod ihres Mannes von der Gestapo in Bremen in ein 'Judenhaus' eingewiesen. Die geplante Auswanderung zu ihren Kindern nach Palästina scheiterte. Am 18. November 1941 wurde sie mit 1000 weiteren Bremer und Hamburger Juden in das Ghetto Minsk (Weißrussland) deportiert. Datum und Umstände ihres Todes sind unbekannt. Sie starb entweder infolge der Lebensbedingungen im Ghetto (Hunger, Krankheit, Zwangsarbeit) oder wurde im Sommer 1942 ermordet, als die Ghetto-Insassen von deutscher Sicherheitspolizei und SS bei Massenerschießungen und in Gaswagen getötet wurden." (Abbildung der Tafel als pdf-Datei)  
     
 Die Informationstafel zur
Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe
vor dem Haus Lange Straße 18
(angebracht im November 2019)
   
Abbildungen oben: Die Erinnerungstafel und rechts das im November 2019 erschienene Buch von Holger Frerichs: Die Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe in Varel (1861-1937). Aufstieg und Vertreibung einer jüdischen Fabrikanten-Familie. Nr. 7 der "Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland"; hrsg. vom Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e. V., dem Heimatverein Varel e. V., dem Schlossmuseum Jever und dem GröschlerHaus. Verlag Hermann Lüers, Ochsenhammsweg 31 H, 26441 Jever, Telefon 04461/2792 + 913790, Fax 04461/913791, E-Mail: Verlag.Lueers@web.de  Format B5, 92 Seiten, über 90 Abbildungen. Preis: 13,90 Euro. ISBN: 978-3-9819582-4-9.
Text der Erinnerungstafel: "Die Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe.  Seit 1861 betrieb der jüdische Bürger Simson Moses Schwabe (1831-1909) ein Unternehmen am Steinbrückenweg (mit Bürogebäude an der ehemaligen Hundestraße). Die Firma war in der Lederverarbeitung tätig. Aus kleinen Anfängen entstand in den folgenden Jahrzehnten ein Wirtschaftsbetrieb, der zuletzt als 'Leder- und Treibriemenfabrik S. Schwabe & Söhne' weltweite Handelsbeziehungen pflegte. Zeitweise waren bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt, die Firma zählte zu den wichtigsten Arbeitgebern und Steuerzahlern in der Stadt Varel. Die Firma Schwabe wurde insbesondere durch die Herstellung von Transmissionsriemen weithin bekannt. sie unterhielt zeitweise eine kleinere Zweigniederlassung in Halle (Saale) sowie Kontore / Lager in Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main. 
Die Familie Schwabe. Nach dem Tod des Firmengründers führten dessen zwei Söhne Max Moses Schwabe (1863-1931) und Franz Moses Schwabe (1866-1950) das Familienunternehmen fort. Auch deren männliche Nachkommen Rudolf Schwabe (1899-1956), Fritz Max Schwabe (1896-1978) und Hans-Ernst Schwabe (geboren 1903, Todesjahr unbekannt) traten in das Unternehmen ein. die Mitglieder der Fabrikanten-Familie wurden auch als 'Leder-Schwabes' bezeichnet, um sie von ihrer Verwandtschaft in den übrigen Zweigen des großen Schwabe-Familienverbandes in Varel zu unterscheiden.
Vertreibung der Familie aus Varel und 'Arisierung'. Die Verfolgung jüdischer Bürger in der Zeit des Nationalsozialismus zwang die Familienmitglieder der 'Leder-Schwabes' zur Flucht / Emigration aus Deutschland. Sie verließen zwischen 1933 und 1937 ihre Heimatstadt Varel und emigrierten nach Palästina, Australien und Großbritannien. Das Unternehmen musste im März 1937 unter politischem Zwang an einen nichtjüdischen Erwerber verkauft werden ('Arisierung'). Als Leder- und Treibriemenfabrik Edel & Co. wurde der Betrieb noch bis Mitte der 1950er-Jahre fortgeführt. Nach Abschluss eines Rückgabe-Verfahrens erwarb schließlich die Stadt Varel Teile des Grundstücks, um eine Durchgangsstraße zu bauen. Die Firmengebäude wurden abgerissen. die B 437 durchschneidet das ehemalige Grundstück, auf dem sich heute Parkplätze und große Verbrauchermärkte befinden.
Die Fabrikanten-Villa Lange Straße 18. Am Rande des damaligen Firmengrundstücks (heute Grundstück Lange Straße 18) befand sich das Wohnhaus von Simson Moses und nachfolgend dessen Sohn Franz Moses Schwabe und ihrer Familien. Der Sohn Max Moses Schwabe und Familie besaßen ein weiteres Grundstück am Marienlustgarten 16 (heute Parkstraße 1). Das Wohnhaus in der Langen Straße wurde 1895 nach einem Entwurf von J. Engelbart neu erbaut."  
     
Presseartikel zur Einweihung der Erinnerungstafel (obere Zeile) und zur Buchvorstellung (untere Zeile)
Zum Lesen bitte Abbildungen anklicken  
   
 Artikel im "Jeverschen Wochenblatt"
vom 7. November 2019
 Artikel in der "Nordwest-Zeitung"
vom 7. November 2019
 Artikel im "Friesländer Boten"
vom 9. November 2019 
     
   
 Artikel in der "Nordwest-Zeitung"
vom 11. Dezember 2019 
 Artikel im "Friesländer Boten"
vom 14. Dezember 2019
 Artikel im "Jeverschen Wochenblatt"
vom 27. Dezember 2019
     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
  
Vorbemerkung(Text: Holger Frerichs): Bis in die zweite Hälfte der 1980er Jahre erinnerte in Varel nichts mehr an die jüdische Synagoge und ihre Zerstörung im November 1938. Erst im Zusammenhang mit dem bevorstehenden 50. Jahrestag der Pogromnacht beantragte am 12. September 1988 der "Arbeitskreis Juden" der gewerkschaftlichen Bildungsvereinigung "Arbeit und Leben", die Stadt Varel "möge bis zum 9. November 1988 eine der Bedeutung der 'Reichspogromnacht' angemessene Gedenktafel in Erinnerung an die geschändete und niedergebrannte Vareler Synagoge aufstellen". Der Vareler Verwaltungsausschuss befürwortete zwar grundsätzlich den Antrag, hielt es aber für "unzumutbar", die Tafel auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge selbst aufzustellen, da dieses Grundstück im Privatbesitz war. Nach einigem Hin und Her beschloss der Stadtrat schließlich die Aufstellung auf dem gegenüber liegenden öffentlichen Grundstück (Schule Osterstraße). Das Mahnmal mit der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge wurde am 21. April 1990 offiziell übergeben, seither finden dort jährlich im November Gedenkveranstaltungen anlässlich der Pogromnacht 1938 statt.

Am 11. November 1999 beschloss der Vareler Stadtrat, den "Krankenhausweg" – ein Fußweg zwischen Osterstraße und B 437 / Adolf-Heidenreich-Straße- in "Synagogenweg" umzubenennen.

Anfang November 2014 wurde vom Arbeitskreis "Juden in Varel" eine zusätzliche Informationstafel zur Geschichte der Synagoge erarbeitet und neben dem Synagogen-Mahnmal aufgestellt.    

Einzelne Veranstaltungen und Links zu Berichten: 
November 2010: Gedenken zum Novemberpogrom  
Artikel von Hans Begerow in der Nordwest-Zeitung vom 10. November 2010: "'Es verlangt Mut, nicht wegzuschauen'. 
9. November. Zahlreiche Teilnehmer an Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht...."  
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt.   
  
Artikel von Hans Begerow in der Nordwest-Zeitung vom 9. November 2010: "Witwe rettete sich zu Ordensschwestern.  
Pogromnacht - Fanatiker zerstörten Vareler Synagoge - Drangsalierungen und Deportationen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Vareler Synagoge zerstört. Nur wenige der Täter mussten sich nach dem Kriege verantworten..." 
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt  
 
Oktober 2011: Bericht zum 70. Jahrestag der Deportation von Vareler Juden    
Artikel von Holger Frerichs in der Nordwest-Zeitung vom 22. Oktober 2011: "Abtransport in den grausamen Tod. 
Geschichte: Vareler Juden vor 70 Jahren von Schüttingstraße nach Litzmannstadt deportiert.
  Auf den Tag genau vor 70 Jahren wurde die jüdische Familie Weinberg aus Varel deportiert. Holger Frerichs hat ihren Leidensweg nachgezeichnet..."  
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt.    
 
November 2011: Gedenken an den Novemberpogrom 1938   
Artikel in der Nordwest-Zeitung vom 9. November 2011: "Gedenken an Opfer der Schreckensnacht. 
Geschichte: Nationalsozialisten zündeten Zentrum des jüdischen Gemeindelebens an... 
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt.     
   
August 2012: Neue Publikation zum jüdischen Altenheim in Varel 1937-1942 
Artikel von Christoph Koopmeiners in der "Nordwest-Zeitung" vom 27. Juli 2012: "Publikation. Spurensuche in jüdischem Altenheim. 
Holger Frerichs hat neues Buch veröffentlicht – Bürgermeister erschüttert beim Lesen. 
Das jüdische Altenheim stand in der Schüttingstraße. Vor 70 Jahren wurden die letzten 23 Bewohner in Ghettos und Vernichtungslager deportiert..." 
Link zum Artikel    
 
Juli 2012: Erinnerung an die Deportation der Bewohner des Vareler Altenheims  
Artikel von Hans Begerow in der "Nordwest-Zeitung" vom 21. Juli 2012: "Geschichte. Keiner kehrte je nach Varel zurück
Vor 70 Jahren: Deportation der letzten Juden aus Altenheim in Schüttingstraße
Alle Bewohner des Vareler Altenheims wurden deportiert. Sie starben im Ghetto Theresienstadt und im Vernichtungslager Auschwitz..." 
Link zum Artikel    
Besprechung des genannten Buches von Hartmut Siefken in: Wilhelmshavener Zeitung - Heimat am Meer vom 3. November 2011 S. 87: "Wie Nazi-Terror über Varels Juden kam. Holger Frerichs dokumentiert Leiden der Bewohner eines Altenheims..."  
Besprechung eingestellt als pdf-Datei     
 
November 2014: Gedenken an den Novemberpogrom 1938 
Artikel von Lars Puchler in der "Nordwest-Zeitung" vom 8. November 2014: "Geschichte. Ein Rundgang gegen das Vergessen
Auch in Varel brannte am 9. November 1938 die Synagoge. Viele ehemalige jüdische Geschäfte stehen nicht mehr.
Varel
Wenn Menschen zurzeit an den 9. November denken, stellen viele sofort eine Verbindung zum Mauerfall 1989 her. Doch dieses Datum trug 51 Jahre zuvor eine dunklere Vergangenheit. Deutschlandweit brannten Synagogen und Juden wurden ermordet oder verfolgt – so auch in Varel. Das nationalsozialistische Regime hatte zur Reichspogromnacht aufgerufen, um die jüdische Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich auszumerzen. Damit dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, lädt Gästeführer Karl-Heinz Martinß für diesen Sonntag zu einer Führung unter dem Titel 'Varel zur NS-Zeit – Rundgang zu Stätten von Opfern und Tätern'. Die historische Tour beginnt um 11 Uhr auf dem Schlossplatz in Varel, dauert maximal zwei Stunden und kostet drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht nötig. 'Auch in Varel hat die Synagoge gebrannt und Menschen wurden systematisch verfolgt. Sowas passierte auch in unserer Kleinstadt', mahnt Martinß, der mit diesem Rundgang etwas gegen das Vergessen dieser schrecklichen Zeit tun möchte. Die Teilnehmer werden mit auf eine Tour genommen, die anhand von zehn Eckpunkten die verschiedenen Geschichten von jüdischen Familien und Institutionen während der Pogromnacht erklärt. 'Doch auch die mutigen Aktionen einiger Weniger, die gegen das Nazi-System aufbegehrten, um der jüdischen Bevölkerung zu helfen, werden aufgezeigt', erklärt Martinß. Dabei möchte Martinß den Menschen Orte zeigen, die die Vareler nicht unbedingt mit der NS-Zeit in Verbindung bringen. So stehen unter anderem die ehemaligen jüdischen Geschäfte am heutigen Standort von Dieler oder an der Haferkampstraße – wo heute ein Parkplatz ist – auf der Route. Auch das alte Rathaus, das ehemalige jüdische Altenheim und das Synagogendenkmal werden besucht. 'Damals waren viele Vareler auch an den Verfolgungen beteiligt und wurden nicht dafür zur Rechenschaft gezogen oder mit nur geringen Strafen belegt', weiß Martinß. Damit sich die Geschichte so nicht noch einmal wiederholt, weißt der Gästeführer darauf hin, dass es auch weiterhin wichtig sei, dass dieses Thema aufgearbeitet wird: 'Wir stehen dafür in der Verantwortung. In Varel wurde in diesem Bereich aber schon eine Menge getan, da sich auch viele Menschen dafür einsetzen.' Nun gelte es, diese Arbeit noch weiter zu verbessern, sagt Martinß." 
Link zum Artikel 
 
November 2015: Rundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte  
Artikel von Olaf Ulrich in der "Nordwest-Zeitung" vom 7. November 2015: "Geschichte. Stadt-Rundgang gegen das Vergessen
Varel.  Als in der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 in Deutschland die Synagogen von den Nationalsozialisten angezündet wurden, blieb auch die jüdische Gemeinde der damaligen Kleinstadt Varel nicht verschont. 'Auch hier hat die Synagoge gebrannt, Menschen wurden systematisch verfolgt', sagt Karl-Heinz Martinß. Damit die Pogromnacht, eine der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, nicht in Vergessenheit gerät, lädt der Gästeführer für diesen Sonntag, 8. November, zu einem Spaziergang durch die Stadt ein. Los geht es um 11.15 Uhr auf dem Schlossplatz. Die Teilnahme kostet drei Euro. Über zehn Stationen geht es bis zum Schlusspunkt an der Osterstraße, wo bis 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde gestanden hatte. 'Ich will zeigen, dass auch Varel Geschichte hat', sagt Martinß. Er führt die Teilnehmer an Orte, die die Vareler nicht unbedingt mit der NS-Zeit in Verbindung bringen. 'Es geht zu Häusern, die heute eine ganz andere Nutzung haben, als vor 77 Jahren', erläutert Martinß. So zum Beispiel das Gebäude an der Schüttingstraße 13, wo damals das jüdische Altenheim untergebracht war, oder das an der Drostenstraße 10, wo Vareler Bürger jüdischen Glaubens ein Schuhgeschäft betrieben hatten. Martinß will außerdem aufzeigen: 'Es gab auch Täter in Varel'. Deshalb verweist er bei dem Rundgang unter anderem auf das Haus an der Mühlenstraße, in dem heute Willis Fahrradladen untergebracht ist. 'Dort wohnte damals ein hoher Funktionär der Nazi-Partei NSDAP.' Die Stadtführung soll eine Mahnung sein und habe durchaus auch einen aktuellen Bezug. 'Angesichts der Flüchtlingsdiskussion will ich an die Menschenwürde erinnern', sagt Martinß." 
Link zum Artikel 
 
Januar 2016: Gedenktafel zur Erinnerung an das jüdische Altenheim in Varel angebracht   
Anmerkung: Am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar 2016 wurde - auf Grund der Initiative des Arbeitskreises Juden in Varel - auf dem Gelände der Vareler Schlossplatzschule eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Schicksal der Betreiber und Bewohner des jüdischen Altenheims in Varel eingeweiht.   
 Varel Gedenktafel JuedAltersheim 27012016.jpg (173742 Byte) Varel Gedenktafel JuedAltersheim.jpg (131067 Byte) Varel NWZ p 28012016.jpg (187808 Byte) Varel FriesBote 30012016.jpg (211866 Byte)
Bei der Einweihung der Gedenktafel von links: Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, Ralf Splettstößer (Arbeitskreis 
"Juden in Varel"), Pastor Tom Oliver Brok (Arbeitskreis), Holger Frerichs (Arbeitskreis), Jehuda Wältermann 
(Vorsitzender Jüdische Gemeinde Oldenburg), Hans-Georg Buchtmann (Vorsitzender Heimatverein Varel und Mitglied
 im Arbeitskreis), Morten Kollstede (Lothar-Meyer-Gymnasium, Mitglied im Arbeitskreis). 
Foto links: Hartmut Peters; Foto rechts: Holger Frerichs.
       
Artikel von Traute Börjes-Meinardus in der  "Nordwest-Zeitung" (lokal) vom 28. Januar 2016  
Artikel oben als pdf-Datei  
     
Artikel (asg) im "Friesländer Boten" 
vom 30. Januar 2016  
Artikel oben als pdf-Datei 
  
   
Zur Geschichte des jüdischen Altersheimes in Varel siehe auch: https://www.groeschlerhaus.eu/erinnerungsorte/juedisches-altenheim-varel/   
 
Oktober 2016: Erinnerung an den 75. Jahrestag der Deportation am 22. Oktober 1941  
Artikel von Holger Frerichs in der "Nordwest-Zeitung" vom 21. Oktober 2016: "Angeordneter Abschied ohne Wiederkehr..."  
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November 2016: Gedenktafel am Haus Haferkampstraße 10 angebracht   
siehe Fotos und Presseartikel oben.   
 
Juli 2017: Erinnerung an den 75. Jahrestag der zweiten Deportation (Juli 1942)  
Artikel von Hans Begerow in der "Nordwest-Zeitung" vom 19. Juli 2017: "Deportationen waren kein Geheimnis...
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November 2017: Gedenktafel am Haus Hindenburgstraße 3 angebracht  
siehe Foto und Presseartikel oben.  
 
August 2018: Eine seltene historische Aufnahme erinnert an die jüdische Geschichte der Stadt  

Artikel von Holger Frerichs in der "Nordwestzeitung" vom 15. August 2018: "Geschichte. Ein Foto kehrt zurück nach Varel
Dieses Bild vom Haus an der Drostenstraße 2 fand den Weg aus Brasilien zurück nach Varel (Sammlung Frerichs)
Varel Eine über 100 Jahre alte und in dieser Qualität eher seltene historische Aufnahme eines Vareler Gebäudes fand jetzt den Weg zurück von Südamerika an seinen Entstehungsort.
Das Foto zeigt das Eckhaus Drostenstraße / Schlossplatz in seinem ursprünglichen Zustand. Das zunächst zweistöckige Wohngebäude mit Geschäftsräumen im Erdgeschoss war 1874/75 vom Baumeister und Architekten Menkens errichtet worden. Die Adressbezeichnung für dieses Haus wechselte im Laufe der Zeit: Schlossplatz 14, dann Schlossplatz 7, zuletzt bis heute Drostenstraße 2. In der langen Geschichte des Hauses und seiner Bewohner spiegelt sich auch ein Teil der Geschichte der vernichteten jüdischen Gemeinde in Varel wider. Zunächst war es 1880 der jüdische Kaufmann Emanuel Heynemann, der im Eckhaus ein Geschäft für Manufakturen, Tuch- und Modewaren eröffnete. Er stammte aus Vlotho und hatte die in Varel geborene Mathilde Cohn geheiratet. Nach einem Vierteljahrhundert verkaufte das Ehepaar Heynemann das Haus und lebte zuletzt in der Neumühlenstraße. Emanuel Heynemann starb 1922, Mathilde im Jahr 1931. Beide Eheleute wurden auf dem jüdischen Friedhof in Varel-Hohenberge bestattet, ihr Grabstein ist bis heute erhalten. Zwei der drei in Varel geborenen Kinder – der Sohn Leopold und die Tochter Eliza (Ella) – wurden während der Nazi-Zeit aus Deutschland vertrieben, ihre Wege führten in die USA und nach Brasilien. Was aus dem Sohn Moritz wurde, ist bisher noch unbekannt. Die Namenstafel auf dem Grabstein der Eltern in Hohenberge fiel während der Nazi-Zeit einer 'Metallsammelaktion' zum Opfer. 1954 wurde sie auf Veranlassung des Sohnes Leopold erneuert. Das Wohn- und Geschäftshaus ging von 1906 bis 1912 in den Besitz der jüdischen Familie Benjamin und Eva Lewin über, die sich kurz zuvor in Varel niedergelassen hatte. Aus diesem Zeitraum stammt auch die Aufnahme, wie aus dem Firmenschild zu ersehen ist. Da im Schaufenster bereits ein 'Ausverkauf' angekündigt ist, dürfte das genaue Entstehungsdatum etwa um 1912 sein. Auf dem Bild kann man noch die alte Postadresse 'Schlossplatz 7' lesen. Unter dem Firmennamen 'Gebrüder Lewin' betrieben Benjamin Lewin und sein Bruder Moses neben dem Kaufhaus in Varel auch eine Filiale in Delmenhorst. Das Ehepaar Lewin hatte drei Kinder und verließ 1912 Varel, um fortan in Straßburg zu leben. Weitere Einzelheiten über ihren weiteren Lebensweg und auch das weitere Schicksal ihrer Kinder sind bisher nicht bekannt. 1912 übernahm ein Angestellter der Lewins, Lesser (Leo) Neumann, ebenfalls jüdischer Konfession, das Wohn- und Geschäftshaus und betrieb dort mit Hilfe seiner Ehefrau Rosi, die aus Dornum in Ostfriesland stammte, ein gut gehendes und beliebtes Schuhfachgeschäft. 1933 begann der wirtschaftliche Boykott jüdischer Geschäfte und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Beim Pogrom im November 1938 demolierten Vareler SA-Angehörige das Geschäft. Alle Fensterscheiben im Erdgeschoss wurden zertrümmert, die Einrichtung teils geplündert und teils auf die Straße geworfen. Noch lange danach konnte man in der Stadt so manche brave Vareler Bürger mit neuem Schuhwerk bewundern, wie Pastor Rudolf Brahms später berichtete. Die Nazis sperrten die Eheleute Neumann – wie alle übrigen Vareler Juden – in jener Nacht ins Polizeigefängnis beim Amtsgericht.
Links: Rosi und Lesser (Leo) Neumann, von 1912 bis 1938 Inhaber des Schuhkaufhauses (Foto aus der Sammlung Frerichs).
Die Gestapo verschleppte Leo Neumann weiter in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach seiner Entlassung erfolgte die zwangsweise Liquidierung des Geschäftes und der Zwangsverkauf der Immobilie ('Arisierung') an einen nichtjüdischen Erwerber, den Vareler Rechtsanwalt Friedrich von Cölln. Dieser hatte nach 1945 dafür eine 'Ausgleichszahlung' zu leisten. Das kinderlose Ehepaar Neumann musste Varel verlassen und siedelte zunächst nach Berlin über. Von dort gelang ihnen 1941 über die Stationen Spanien, Portugal, Bermudas und Kuba die rechtzeitige Flucht in die USA. Nach 1945 verdrängten die Vareler viele Geschehnisse der NS-Zeit. Die vertriebenen, deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger gerieten zunächst in Vergessenheit. Aber auch die vormals ansehnliche Fassade des Gebäudes fiel durch Umbaumaßnahmen nach 1945 dem zeitgenössischen Geschmack zum Opfer. Auf die Bewahrung historischer Bausubstanz legte man wenig Wert. Heute präsentiert sich das Haus in eher tristem Zustand. Bis 1988 war an der zum Schlossplatz hin gelegenen Seitenwand des Gebäudes noch der Schriftzug 'Kaufhaus Lewin' zu lesen. Eine Vareler Gewerkschaftsinitiative regte anlässlich des 40. Jahrestages der 'Reichspogromnacht' an, diese Inschrift als eine der wenigen Spuren der vernichteten jüdischen Gemeinde in Varel zu erhalten. Der Eigentümer ließ daraufhin aber umgehend die Seitenwand einrüsten und den Schriftzug entfernen.
Der Arbeitskreis 'Juden in Varel' bemüht sich, Kontakte zu Nachkommen der ehemaligen jüdischen Vareler Bürger herzustellen. Diese leben zumeist in Israel und in den USA, aber auch Australien, Brasilien und anderen Ländern. So kam es auch zum Austausch mit Deborah Alexander in Rio de Janeiro. Sie ist eine Urenkelin von Emanuel und Mathilde Heynemann. Deren in Varel geborene Tochter Eliza (Ella) Heynemann hatte den Gelsenkirchener Kaufmann Jacob Alexander geheiratet und war mit ihrer Familie 1939 nach Brasilien emigriert. Mit nach Südamerika gelangte dabei auch das Foto des Hauses Drostenstraße 2, das nun wieder den Weg zurück nach Varel fand."
Link zum Artikel  

 
Mai 2019: Erinnerung an die Flucht des Ehepaares Leo und Rosi Neumann 
Holger Frerichs erstellte einen Artikel im "Jeverschen Wochenblatt" vom 14. Mai 2019 über "Flucht mit dem 'Hollenschiff Nevemar'. Jüdischem Ehepaar Leo und Rosi Neumann aus Varel gelang noch 1941 die Ausreise in die USA...
Artikel eingestellt als pdf-Datei
 
November/Dezember 2019: Erinnerungstafel am Haus Lange Straße 18 und Buch zur Geschichte der Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe    
siehe Fotos und Presseartikel oben.  
 
2020/2021: Presseartikel zur jüdischen Geschichte in Varel: Schwerpunkte: das Weinberghaus, Graphic Novel, die Geschichte der Familie Ludwig Frank und Architekt Klees-Wülbern  
- Artikel von Christopher Hanraets in der "Nordwest-Zeitung" vom 9. März 2020: "Jüdische Geschichte als Graphic Novel. Comicroman zeigt Schicksal des Weinberghauses und seiner Bewohner..." Artikel eingestellt als pdf-Datei
- Artikel von Katja Lüers in der "Nordwest-Zeitung" vom 22. Oktober 2021: "Vareler Juden ereilte grausames Schicksal. Deportation. Graphic Novel erzählt Geschichte der Weinberg-Geschwister - Jahrestag am 22. Oktober..." Artikel eingestellt als jpg-Datei.
- Artikel von Holger Frerichs in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 20. Juni 2020 (Beilage Nr. 13/20 "Heimat am Meer"): "Vareler Protestant schuf bedeutendes Bauwerk für deutsches Reform-Judentum. Architekt Klees-Wülbern beriet beim Wiederaufbau Hamburgs..." Artikel eingestellt als pdf-Datei.
- Artikel von Holger Frerichs in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 20. Juni 2020 (Beilage Nr. 13/20 "Heimat am Meer"): "Erster Tempel des Reform-Judentums. Bauwerk europäischer Religionsgeschichte vom Abriss bedroht..." Artikel eingestellt als pdf-Datei.    
- Artikel von Christopher Hanraets in der "Nordwest-Zeitung" vom 21. August 2020: "Zum Umbau fehlen nur noch 1000 Euro. Arbeitskreis Juden in Varel bittet um Spende für Umbau des Weinberghauses..."  Artikel eingestellt als pdf-Datei.  
- Artikel von Holger Frerichs in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 16. Januar 2021 (Beilage Nr. 2/2021 "Heimat am Meer"): "Vom Schicksal des Synagogenvorstehers Ludwig Frank und seiner Familie. Textilhändler flüchtete aus Varel und entkam doch nicht..." Artikel eingestellt als pdf-Datei
- Artikel von Hansjörg Zimmermann in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 16. Januar 2021 (Belage Nr. 2/2021 "Heimat am Meer"): "Vertrauensleute linderten die erste Not. Briten beriefen Unbescholtene in Räte und Landtag..."  Artikel eingestellt als pdf-Datei.  
- Artikel von Holger Frerichs in der "Nordwest-Zeitung" vom 20. Januar 2021: "Sichere Heimat wurde zur tödlichen Falle. Schicksal der jüdischen Familie Frank aus Varel - In die Niederlande geflüchtet und deportiert..."  Artikel eingestellt als pdf-Datei.  
- Artikel in der "Nordwest-Zeitung" vom 18. März 2021: "Weinberghaus wird saniert. Arbeiten am historischen Gebäude haben begonnen..." Artikel eingestellt als pdf-Datei.      
 
Juli 2022: Erinnerung: 1942-2022 - 80 Jahre Deportation der Juden aus Varel nach Theresienstadt  
Artikel von Hans Begerow in "Der Gemeinnützige" (NWZ-online) vom 23. Juli 2022: "1942: Deportation der letzten Juden.
Nationalsozialismus
- Die letzte Unterkunft befand sich in der Vareler Schüttingstraße 13..."  Artikel eingestellt als pdf-Datei   

   


Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Varel  
bulletWebsite des Gröschler-Hauses Jever   mit Informationsseiten zur jüdischen Geschichte in Varel: u.a.  
-  Der Lebensweg der 'arisch verheirateten' Jüdin Johanne Titz geb. Weinberg und ihres Ehemannes Hermann Titz 
   https://www.groeschlerhaus.eu/forschung/varel-und-friesische-wehde-2/der-lebensweg-der-arisch-verheirateten-juedin-johanne-titz-geb-weinberg-und-ihres-ehemannes-hermann-titz/   
-  Mitte des 19. Jahrhunderts wirkte der Jude Joseph Moses de Piza als "Schriftleiter" in der Vareler Lokalpresse 
   https://www.groeschlerhaus.eu/forschung/varel-und-umgebung/mitte-des-19-jahrhunderts-wirkte-der-jude-joseph-moses-de-piza-als-schriftleiter-in-der-vareler-lokalpresse/    
-  Das Gefängnis als Ort des Progroms 1938:   https://www.groeschlerhaus.eu/erinnerungsorte/gefaengnis-varel-der-pogrom-vom-november-1938/ 
-  Das jüdische Altersheim in Varel: https://www.groeschlerhaus.eu/erinnerungsorte/juedisches-altenheim-varel/    
Ermordung und KZ durch "verbotenen Umgang" zwischen Polen und Deutschen:   
   https://www.groeschlerhaus.eu/erinnerungsorte/varel-ermordung-und-kz-als-folge-des-verbotenen-umgangs-zwischen-polen-und-deutschen-und-einer-denunziation/   
-  zu den Verkäufen des sogenannten 'Hollandgutes' (Aktion M) 1943/44 in Jever und Varel:
    https://www.groeschlerhaus.eu/2918-2/   
    http://www.schlossmuseum.de/wp-content/uploads/2016/11/1943_45-hollandmoebel-aktion-m.pdf  
bulletWebsite des "Weinberghauses Varel" (erstellt vom Arbeitskreis Juden in Varel) https://www.weinberghaus.eu/   
bulletHinweis auf die "Familiendatenbank Juden in Nordwestdeutschland"       

Literatur:  

bulletBerne Literatur 010.jpg (66315 Byte)Rudolf Brahms: Die Synagoge in Varel. In: Enno Mayer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Oldenburg 1988 (Oldenburger Studien Bd. 29). S. 161-195. 
bulletRudolf Brahms: Geschichte einer ungeliebten Minderheit. Die Entwicklung einer jüdischen Gemeinde in Varel von ihren Anfängen im 17. Jahrhundert bis zu ihrem Untergang in nationalsozialistischer Zeit. Isensee Verlag Oldenburg 2006.   
bulletHerbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Bd. 2. Göttingen 2005. Zu Varel Beitrag von Werner Vahlenkamp: S. 1493-1502. 
bulletVarel Lit 025.jpg (28107 Byte)Holger Frerichs: Spurensuche: Das jüdische Altenheim in Varel 1937-1942. Verlag Hermann Lüers Jever 2012.    
bulletders.: Varel unter dem Hakenkreuz. Texte und Dokumente zur Geschichte Varels 1933 bis 1945. 1. Aufl. April 2007. Verlag Hermann Lüers Jever. 312 S. viele Abb. ISBN 3-9809226-3. 22 €.  
bulletders.: Reise nach Auschwitz ohne Wiederkehr: Auch Familie Visser aus Varel ermordet. In: Heimat am Meer (Wilhelmshavener Zeitung) Nr. 3/2018 vom 3. Februar 2018 S. 9-11. Eingestellt als pdf-Datei.  
Inhaltlich identisch ist der Beitrag am 27.1.2018 auch im "Jeverschen Wochenblatt" und in der "Nordwest-Zeitung" erschienen.    
bullet Holger Frerichs: Geschichte der jüdischen Familie Schwabe-Barlewin aus Varel. Verlag Hermann Lüers. Jever 2018. 96 S. viele Abb. ISBN 978-3-9819582-0-1.  € 13,90.   
Weitere Informationen zum Buch (Inhaltsübersicht).
Artikel in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 6. März 2018: "Ein historisches Haus in Varel seine traurige Geschichte. Historiker Holger Frerichs stellte seine Dokumentation über die jüdische Familie Schwabe-Barlewin vor."
Artikel von Christopher Hanraets in der "Nordwest-Zeitung" vom 6. März 2018: "Sie erinnern an die Juden von Varel. Holger Frerichs schreibt Buch über Familie Schwabe-Barlewin". (pdf-Datei).
Artikel von Jaqueline Guthardt im "Jeverschen Wochenblatt" vom 7. März 2018: "Die Geschichte der "Textil-Schwabes". Holger Frerichs präsentiert neues Buch zur Aufarbeitung jüdischer Regional-Historie". Derselbe Artikel im "Friesenboten" vom 10. März 2018
Artikel/Buchrezension von Hans Begerow in der "Ostfriesenzeitung" vom Mai 2018: "Wenn Archive Augenzeugen ersetzen. Historiker Holger Frerichs dokumentiert jüdisches Leben in Varel".  
Video-Beitrag auf Youtube: https://youtu.be/0P5-YeDFA6Q       
bulletHolger Frerichs: Die Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe in Varel (1861-1937). Aufstieg und Vertreibung einer jüdischen Fabrikanten-Familie. Nr. 7 der "Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland"; hrsg. vom Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e. V., dem Heimatverein Varel e. V., dem Schlossmuseum Jever und dem GröschlerHaus. Verlag Hermann Lüers, Ochsenhammsweg 31 H, 26441 Jever, Telefon 04461/2792 + 913790, Fax 04461/913791, E-Mail: Verlag.Lueers@web.de   Format B5, 92 Seiten, über 90 Abbildungen. Preis: 13,90 €. ISBN: 978-3-9819582-4-9. 
bullet Holger Frerichs: "...in der Bevölkerung nicht populär...". Franz Fritsch (1910-1973), der "Schindler von Bockhorn". Isensee-Verlag Oldenburg 2021. Nr. 13 der Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland. ISBN 978-3-7308-1760-5.
Dazu Presseartikel von Sandra Kinkenstein in der "Nordwest-Zeitung" vom 19. März 2021: "Er rettete Juden aus dem Todestransport. Helden. Buch von Holger Frerichs dreht sich um Franz Fritsch, den 'Schindler von Bockhorn...'. Artikel eingestellt als jpg-Datei
Artikel von Thorsten Soltau in "Friesländer Bote" vom 30. Dezember 2021: "Debatte um Ehrung für Franz Feritsch endet. Gedenktafel als Teil der Reihe 'Erinnerungsorte in Friesland' soll kommendes Jahr aufgestellt werden..." Artikel eingestellt als jpg-Datei.   
bullet Holger Frerichs: Die Synagoge und das Pogrom im November 1938 in Varel. Reihe: Schriften zur Geschcichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland Nr. 14. Verlag Isensee Nordwest 2022. 40 S. ISBN 978-3-7308-1923-4. € 9,90.   Informationen auf Verlagsseite   

     
      


 
   
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Varel, Oldenburg. Jews arrived in the late 17th century, under Danish rule. Their number rose to 15 families in 1760 and reached a peak of about 85 Jews in the mid-19th century. A Jewish cemetery was opened in the mid-18th century and a synagogue was consecrated in 1848. In June 1933, there were 39 Jews living in Varel. Many left the city and in November 1938 only 20 remained. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was almost completely destroyed, many Jewish businesses were looted, and Jewish men were sent to the Sachsenhausen concentration camp. Several Jews managed to leave, and six remained in may 1939. Their number rose to over 30 when elderly Jews from Oldenburg and Ostfriesland were brought to the city in 1941 and kept in one of the houses there. On 23 July 1942, all the remaining Jews were deported to the Theresienstadt ghetto. Some who left the city before the outbreak of Worldwar II also perished in the death camps.  
     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020