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Zur Übersicht über die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
Vechta (Kreisstadt,
Kreis Vechta, Niedersachsen)
Jüdischer Friedhof
(die Seite wurde erstellt von Martin J. Schmid,
Oldenburg)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Vechta
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Ein erster Hinweis auf einen jüdischen Friedhof in Vechta
findet sich im Jahr 1809/10 auf einem Karteneintrag (hier als
"Juden-Kirchhof" bezeichnet). Vermutlich wurde der Friedhof jedoch
schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegt.
Eine erste quellenmäßig nachgewiesene Bestattung fand 1835 statt. Der
älteste erhaltene Grabstein ist aus dem Jahr 1837 (siehe
unten). Auf dem Friedhof wurden auch die in Lohne und Goldenstedt verstorbenen
jüdischen Personen beigesetzt.
Über die Begebenheiten anlässlich der Bestattung von Hanna (Johanne) Bloch im Jahre
1936 (siehe Grabstein unten) berichtet der ehemalige Landesrabbiner Leo Trepp in
seinem Buch wie folgt: "Während meiner Amtszeit starb in Vechta die
alte, blinde Dame, die der Großherzog für ihre fürsorgerische Arbeit im 1.
Weltkrieg einen Orden verliehen hatte und die sehr beliebt war. Die Nazis hatten
bekannt gemacht, dass keiner aus der christlichen Bevölkerung an der Beerdigung
teilnehmen dürfe. Die Namen derer, die dem Gebote trotzten, würden notiert,
und sie würden schwere Folgen zu erwarten haben. Als ich vor dem Trauerhause
erschien, da war die Straße schwarz mit Menschen. Die ganze Stadt war zur
Beerdigung erschienen, die Männer mit Zylinder und schwarzem Anzug. Der
Beerdigungszug setzte sich in Bewegung, nach einem Trauergottesdienste im Hause.
Die ganze Stadt folgte, am Rathaus vorbei, wo die Nazis mit ihren Filmkameras
die Leute aufnahmen, zum Friedhof. Hier war Mut und Menschentum. Ich schloss
diese Beerdigung mit einem Segen für diese guten Christen, dass Gottes Segen
sie begleite und Seine Güte ihren Mut belohne."
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Friedhof verwüstet; Grabsteine wurden
umgestoßen und die Hecke zerstört.
Nach 1945: im Jahr 1948 wurde der Friedhof zunächst auf Anweisung
der Militärregierung wieder hergestellt. Für diese Arbeiten wurden auch Frauen
aus der in Vechta vorhandenen Justizvollzugsanstalt (JVA) eingesetzt. Für diese
Arbeiten wurden 120,00 Reichsmark aufgewendet.
Der Friedhof wurde 1952 der JTC (Jewish Trust Corporation) übertragen und
befindet sich seit 1960 im Besitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden
in Niedersachsen.
Es sind 26 Grabsteine erhalten: ältester Grabstein vom 2. September 1837
(Sterbedatum), jüngster Grabstein vom 26. Dezember 1936 (Sterbedatum). Ein Sockelfundament (siehe
unten) ohne Stein ist ebenfalls vorhanden.
Lage des Friedhofes
Vilsbeker Damm (K 334) / Wiehenkamp, Vechta
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Martin J. Schmid, Oldenburg, Aufnahmen August 2011; die
Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Dokumentation des Friedhofes
bei Töllner usw., s.Lit.)
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Blick auf den
Friedhof mit dem Eingangstor |
Teilansicht |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansicht |
Grab ohne Grabstein |
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Grabstein für Edel Moses
geb.
Leffmann (gest. 1861) [672 li.] |
Grabstein für Moritz
Moses
(1852-1923) [672 re.] |
Grabstein (Vorderseite) für Moses
Eichholz
aus Goldenstedt (1827-1894) [673] |
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Grabstein (Vorderseite) für Simon
Eichholz
aus Goldenstedt (1798-1867 [674] |
Grabstein für Sofie Gerson
geb. Stehberg (1887-1934) [675 li.] |
Grabstein für Sophie
Moses geb.
Spanier Herfort (gest. 1867) [675 re.] |
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Grabstein (Vorderseite) für Jos.
Moses
Leffmann (1809-1867) [676] |
Grabstein für Ascher Anschil
ben Mosche (1791-1857) [677 li.] |
Grabstein für Jerocham ben
Ascher
Anschil (1854-1857) (677 re.) |
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Grabstein (Vorderseite) für
Rosa Moses
(1843-1872) [678] |
Grabstein (Rückseite) für Caroline
Moses
geb. Mergentheim (1828-1863) [679] |
Grabstein für unbekannt
[680] |
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Grabstein für Henni Bat Anschel Moses
(gest. 14-jährig 1865) [681 li.] |
Grabstein für Mosche
[681 re.] |
Grabstein für Meir geb.
Mosche
(gest. 1838) [682 li.] |
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Grabstein für Frida
Bloch
(1871-1911) [682 re.] |
Grabstein (Rückseite) für E.
Marcus
(gest. 1850) [683] |
Grabstein für Jacob
Oppenheimer
(gest. 1849) [684] |
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Grabstein für Salomon
Heinemann
(1809-1847) und Helene Heinemann
geb. Levy (1808-1884) [685] |
Grabstein für Rosa Bloch
(1846-1922)
und Adolf Bloch (1834-1917)
[686 li.] |
Grabstein für Joseph
Moses
(gest. 1863) [686 re.]
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Grabstein (Vorderseite) für
Louis Bloch
(1868-1875) [687] |
Grabstein (Vorderseite) für Sara
Bloch
geb. Hoffbauer (1833-1872) [688] |
Grabstein (Vorderseite) für Jacob
Rosenberg (1805-1870) [689] |
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Grabstein (Vorderseite) für Bertha
Rosenberg geb. Salomon (1838-1868) [690] |
Grabstein für Johanne
Bloch
(1866-1936) [692] |
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Fotos vom Sommer 2024
(Fotos: Günter Lübbers, Aufnahmen vom Juli 2024) |
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Blick auf den Friedhof
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Das Eingangstor |
Die
Hinweistafel |
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Teilansicht des
Friedhofes |
Teilansicht des
Friedhofes |
Teilansicht
des Friedhofes |
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Grabstein (Vorderseite)
für Moses
Eichholz
aus Goldenstedt (1827-1894) [673]
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Grabstein für Rosa Bloch
(1846-1922)
und Adolf Bloch (1834-1917) [686 li.]
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Grabstein
für Salomon
Heinemann
(1809-1847) und Helene Heinemann
geb. Levy (1808-1884) [685] |
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Teilansicht des
Friedhofes |
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| Johannes-Fritz Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van
Bekkum, Enno Meyer und Harald Schieckel: Die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine.
Oldenburg 1983 (= Oldenburger Studien Bd. 25). Zu Vechta: S.649-670. |
| Hans
Hochgartz: Die Synagoge von Vechta. In: Enno Meyer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Im
Auftrage der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg
herausgegeben. 1988 (= Oldenburger Studien Bd. 29). S.
196-201. |
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S.
1502-1510 (Abschnitt zu Vechta von Nancy Kratochwill-Gertich und
Antje Naujoks; mit weiteren Literaturangaben). |
| Harald Schieckel: Die Juden in Vechta. In: Beiträge zur Geschichte
der Stadt Vechta. Vechta 1988. S. 95-106. |
| Peter Sieve: Das Schicksal der Vechtaer Juden. In: Beiträge zur
Geschichte der Stadt Vechta. Vechta 1988. S.
107-122. |