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Nesselröden (Gemeinde
Herleshausen, Werra-Meißner-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nesselröden bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1937/38. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1744 werden drei jüdische Familien am Ort genannt; aus den Daten der
ab ca. 1823 geführten Sterberegistern lassen sich Geburten in Nesselröden bis
in die Zeit um 1750 zurückrechnen. Möglicherweise waren auch bereits vor dem
30-jährigen Krieg jüdische Familien unter dem Schutz der Herren Treusch von
Buttlar ansässig (diese nahmen im benachbarten Wommen
schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mindestens eine jüdische
Familie auf).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1835 76 jüdische Einwohner, 1861 107 (22,7 % von 472), 1871 97
(21,4 % von 454), 1885 56 (12,8 % von 436), 1895 57 (13,2 % von 432), 1905 45
(12,4 % von 364). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den
Lebensunterhalt als Vieh- und Pferdehändler; einige betrieben Textilhandel. In
der 1. Hälfte beziehungsweise in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden darüber
hinaus genannt: ein jüdischer Buchbinder, zwei Metzger, ein Bäcker, ein Schuster und
ein Baumwollweber.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (im Gebäude
der Synagoge; bis nach 1900 Israelitische Elementarschule, danach
Privat-Elementarschule, vgl. Ausschreibung der Lehrerstelle von 1907,
später noch Religionsschule), ein rituelles Bad (in einem kleinen Gebäude im
Hof hinter der Synagoge) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1825 wird ein Vorsänger Falk
Müller genannt; damals war Marcus Wolf Gemeindeältester (Vorsteher). Unter den
Lehrern sind bekannt: um 1866 L. Müller (Quelle),
Isaac Eichengrün aus Niedenstein
(Lehrer in Nesselröden 1875 bis zu seinem Tod 1878, erst 52
Jahre alt; zuvor war Eichengrün Lehrer in Meimbressen
gewesen). 1893 sollte die jüdische Elementarschule bereits geschlossen werden,
da es nur noch 10 bis 11 Schüler gab. Da zwischen 1879 und 1893 jedoch 24
jüdische Kinder geboren waren, blieb die Schule weiter bestehen, zuletzt
(1907/08) noch als private Elementarschule. 1901 hatte die Schule etwa 10
Kinder.
Die Gemeinde gehörte zum Kreisrabbinat Eschwege
innerhalb des Rabbinatsbezirkes Niederhessen mit Sitz in Kassel.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Siegmund Buchheim
(geb. 27.6.1892 in Gilsa, gef. 11.11.1916) und Max Nußbaum (geb. 19.5.1881 in Mittelsinn,
gef. 6.7.1917).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 12 Personen gehörten (2,9 % von insgesamt
418 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Weinstein und Wilhelm
Katz. 1932 waren die Gemeindevorsteher Isidor Fink (1. Vorsteher) und Wilhelm
Katz (Schatzmeister).
1933 lebten 14 jüdische Personen in Nesselröden. In
den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der letzte
Gemeindevorsteher Wilhelm Katz konnte nach England auswandern. 1937 waren noch
10 jüdische Personen am Ort, 1938 fünf. Diese mussten die Ausschreitungen beim
Novemberpogrom 1938 miterleben. Dabei wurden an ihren Wohnhäusern die Fensterscheiben
eingeschlagen. Bis 1940 werden noch zwei jüdische Einwohner genannt, die
offenbar mit den letzten jüdischen Einwohnern von Herleshausen deportiert
wurden.
Von den in Nesselöden geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Bercovici geb.
Blaubaum (1879), Clara Döllefeld geb. Wallach (1889), Isidor Fink (Freitod
1936), Goldina (Golda, Goldine) Hecht (1878), Jettchen Hecht (1880), Ida Hofmann
geb. Katz (1876), Meta de Jong geb. Neuhaus (1896), Berta Katz (1889), Max Klebe
(1873), Hedwig Levi geb. Wallach (1887), Jenny Levi geb. Wallach (1867), Sara
Levy geb. Oppenheimer (1858), Lina Löwenthal geb. Fink (1878), Rebekka Meyer
geb. Löwenstein (1870), Emma Müller (1862), Johanna Nußbaum geb. Wolf (geb.
in Unhausen 1866), Rosalie Rosenthal geb. Hecht (1870), Emma Schlösser geb.
Wolf (1899), Emma Stern geb. Wolf (1890), Jenny Süßkind geb. Wallach (1890),
Fritz Weinstein (geb. in Wommen 1869), Jeanette Weinstein (1871), Honet Wolf
(1861).
Zur Erinnerung an Opfer der NS-Zeit wurden im September 2014 in
Nesselröden 24 "Stolpersteine" verlegt, u.a. vor dem Haus
Badegasse 2 für Barline Fin, Isidor Fink, Bertha Fin, Sitti Fink und Marga
Fink.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1904 /
1907
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1904:
"Die Gemeinde Nesselröden (Bezirk Kassel) sucht zum 1. April
1904 einen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet bei einem Gehalt
von 800 Mark und 200 Mark Nebeneinnahmen, nebst freier Wohnung. Meldungen
sind zu richten an
S. Wolf, Gemeindeältester." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907:
"Infolge Berufung unseres Lehrers in staatliche Stellung suchen wir
für unsere Privat-Elementarschule für möglichst bald einen Lehrer,
der auch Vorbeter und Schochet ist. Gehalt beläuft sich mit
Nebeneinkommen auf 1.200 Mark. Außerdem freie Wohnung. Bewerber wollen
sich melden an den Gemeindeältesten S. Wolf. Nesselröden." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Aus Nesselröden stammte Abraham Goldschmidt
(1806-1886), der seit 1827 über 54 Jahre als Lehrer in Hoof
tätig war. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Viehgeschäftes Gebrüder Wolf
(1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1907: "Suchen
für unser Viehgeschäft einen kräftigen und tüchtigen jungen Mann,
zum sofortigen Eintritt. Gehalt nach Übereinkunft.
Gebrüder Wolf, Nesselröden, Bezirk Kassel." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der
jüdischen Häuser vorhanden (18. Jahrhundert). 1826 wurde eine Synagoge
eingerichtet.
Das zweigeschossige Gebäude hatte einen Vorbau mit runden Säulen und war mit unauffälligem und ortstypischem Fachwerk gebaut. Daher
legt sich die Vermutung nahe, dass das Gebäude zunächst Wohnhaus und Teil
eines Bauernhofes gewesen ist, das erst später zur Synagoge umgebaut wurde. In
dem zum Synagogenraum umgebauten Gebäudeteil gab es eine dreiseitige Empore. In
das Gebäude führten zwei Eingänge, über denen sich ein Vorbau mit einem
kleinen Walmdach befand (noch auf Foto aus den 1960er-Jahren erkennbar). Der
rechte Eingang führte in den Synagogenraum unter der Empore. Über die linke
Tür kam man in den Eingangsflur, von dem aus die Schulstube und die Küche der
Lehrerwohnung zu erreichen war. Über eine Treppe konnte man von hier zur
Frauenempore beziehungsweise in die Stuben der Lehrerwohnung auf der linken
Seite gelangen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
nicht zerstört, da sie bereits 1937 in den Besitz einer nichtjüdischen Familie
übergegangen war. Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. In der 1960er-Jahren
wurde das Gebäude durch massiv erstellte Konstruktionsteile nach und nach
ersetzt, sodass die Giebel massiv erstellt (gemauert worden).
Adresse/Standort der Synagoge: Am
wilden Graben 5
Fotos
(sw-Fotos 2. Fotozeile und 3. Zeile links aus Altaras 2007 S. 194,
Plan und dritte Fotorzeile rechts Spalte aus Kullmann/Wiegand S. 65).
Historischer
Entwurf |
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Entwurf zum Bau der
Synagoge in
Nesselröden, gezeichnet von Landbaumeister
Matthei 1826;
deutlich die beiden Eingänge (siehe oben) |
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Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
n den 1960er-Jahren |
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Erkennbar ist der
kleine Vorbau, der über den
ursprünglich zwei Eingängen erstellt wurde.
Der rechte Eingang führte in den Betraum der
Männer, der linke zur
Lehrerwohnung und über
die Treppe zur Frauenempore |
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Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
im April 1987 / 1988 |
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Durch den Umbau
wurden die Erinnerungen an das Synagogengebäude beseitigt |
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Das
Gebäude der ehemaligen Synagoge
im Oktober 2019
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.10.2019) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
September 2014:
In Nesselröden werden 24 "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel in der "Werra-Rundschau"
vom 7. September 2014: "Gunter Demnig: 24 Stolpersteine für Nesselröden
Nesselröden. 48.000 Stolpersteine hat Gunter Demnig schon verlegt. Jetzt war Nesselröden an der Reihe. Weitere 24 Mahnmale setzte der Künstler hinzu.
NESSELRÖDEN. Gunter Demnig ist weit gereist seit 1996. In 18 europäischen Ländern, davon an 981 Orten in Deutschland, hat er inzwischen rund 48 000 Stolpersteine als Kunstwerke zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors verlegt. Sein rechtes Knie ist gepolstert wie bei einem Eishockeyspieler, wenn es auf Asphalt seine körperlich harte Arbeit abstützt. Da kommt das Publikum schon vom Zuschauen ins Schwitzen. Seine Lebensgefährtin Katja Wagner begleitete ihn jetzt nach Nesselröden, als er sich dort auf Einladung des Arbeitskreises
'Stolpersteine Herleshausen - Nesselröden im Werratalverein, Zweigverein Südringgau', an die Arbeit machte. 24 Stolpersteine hatten sie im Gepäck..."
Link
zum Artikel |
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September 2017:
Weitere 15 "Stolpersteine"
werden in Nesselröden verlegt |
Artikel in der "Werra-Rundschau" vom 18.
September 2017: "Erinnerungen auf Schritt und Tritt. 15 weitere
Stolpersteine werden in Nesselröden verlegt
Nesselröden. Über diese Steine stolpert nicht der Fuß, sondern der Kopf.
15 weitere Bronzequader, am Freitagnachmittag eingelassen in das Pflaster
vor fünf Nesselröder Wohnhäusern, machen künftig jedermann darauf
aufmerksam: In diesem Haus wohnte einst ein Unschuldiger, der von den
Schergen des Nazi-Regimes verschleppt, seiner Freiheit beraubt und
umgebracht wurde. Quadratisch und goldglänzend stechen die 15 Stolpersteine
aus dem Grau der Gehwege vor den Adressen Badegasse 9 und 14, Im Winkel 4,
Wildengraben 3 und 5 heraus. Es werden die letzten sein, die im Herleshäuser
Ortsteil Nesselröden verlegt worden sind, sagt Helmut Schmidt, Vorsitzender
des Arbeitskreises Stolpersteine. 'Seit Beginn der Aktion 2013 hat das
Interesse Jahr für Jahr spürbar zugenommen', so Schmidt, der insbesondere
das Engagement der Historiker Hans Isenberg (Langenhain) und Dr. Karl
Kollmann (Bischhausen) hervorhob, die mit ihren Recherchen einen wertvollen
Beitrag zur Erforschung der jüdischen Geschichte Herleshausens und
Nesselrödens geleistet haben. Ebenfalls würdigte Schmidt die Verdienste
Thomas Becks, Vorsitzender des Heimatvereins Datterode, und die
umfangreichen Recherchearbeiten des Dekans Dr. Martin Arnold.
'Das Wichtigste aber ist', sagte der Arbeitskreis-Vorsitzende, dass der
Rückhalt aus der Gemeinde ungebrochen groß sei. Nie hätten die Mitglieder
des Arbeitskreises etwa um Spenden bitten müssen, und auch die Patenschaften
für die insgesamt 94 verlegten Steine innerhalb der Gemeinde seien
gesichert. Positiv gestimmt sehe er nun der Verlegung der 13 letzten Steine
in Herleshausen entgegen, schloss Helmut Schmidt. Das Schaffen einer
Erinnerungskultur lobte Herleshausens Bürgermeister Burkhard Scheld: 'Die
Nachkommen dieser Menschen suchen bis heute nach den Wurzeln ihrer
Familien.' Wer einer solchen Begegnung mit der Vergangenheit habe beiwohnen
dürfen, verstehe, wie wichtig die Erinnerung an die ehemaligen Mitbewohner
der Gemeinde sei.
Wilhelm und Henriette Katz. Viehhändler Wilhelm Katz wird 1878 in
Nesselröden geboren. Katz ist Vorsteher der Synagogengemeinde und als
vertrauenswürdiger Mann in Erinnerung geblieben. 1906 heiratet er Henriette
Katz. 1938 flüchtet das Ehepaar mit Tochter Lotte nach England. Die
Stein-Patenschaft vor dem Haus an der Badegasse 14 übernimmt die Freiwillige
Feuerwehr Nesselröden.
Käthe Kohn, Lotte Dixon und Karl Katz.
Käte, Lotte und Karl sind die Kinder des Ehepaars Wilhelm und Henriette
Katz. Alle drei verleben eine glückliche Kindheit in Nesselröden. Nun
erinnert jeweils ein Stolperstein vor dem Haus Badegasse 14 an sie.
Ida Katz und Bertha Katz. Ida Katz wird 1876 in Nesselröden geboren.
1944 wird sie in das Ghetto Teresienstadt deportiert, wo ihr Tod am 21.
April registriert wird. Die Patenschaft für ihren Stolperstein an der
Badegasse 9 übernimmt Gerald Warneke. Ebenfalls wird dort an ihre Schwester
Bertha Katz erinnert. Die Hausangestellte wird 1942 in das Vernichtungslager
Sobibor deportiert. Sie stirbt dort am 3. Juni.
Sara Weinberg, Rebekka Meyer. Sara Weinberg ist die Schwester von
Wilhelm Katz. 1879 wird sie in Nesselröden geboren. 1938 wird sie im Zuge
der 'Polenaktion' ausgewiesen. Ihr Schicksal bleibt unbekannt. Die
Patenschaft für den Stein an der Badegasse 14 übernimmt Pfarrerin Katrin
Klöpfel. In das Ghetto Izbica (Polen) deportiert worden ist Rebekka Meyer,
ebenfalls eine Schwester von Wilhelm Katz. Sie verstirbt am 15. Juni 1942.
Max Klebe. Vor seinem Geburtshaus an der Straße Im Winkel 4 in
Nesselröden wird mit einem Stolperstein an Max Klebe erinnert. In Eisenach
ist Klebe mit seinem Vater Alexander und seinem Bruder Salomon im Fellhandel
tätig. Max Klebe wird am 20. September 1942 über Weimar, Halle und Leipzig
nach Theresienstadt deportiert. Im dortigen Ghetto wird er am 12. August
1944 ermordet.
Honet Wolf, Emma Schlosser. Honet Wolf (geboren 1861) ist als
Viehhändler in Nesselröden tätig. Seine Kindheit verbringt er im Haus Im
Winkel 4. 1942 wird er in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er 1943
ermordet wird. Seine Tochter Emma, verheiratete Schlosser, wird mit ihrem
Ehemann Max und ihrem Sohn, ebenfalls mit dem Namen Max, in das Ghetto Riga
deportiert. Dort wird ihre ganze Familie ausgelöscht – am 8. Mai 1945.
Emma Stern. Emma Wolf ist die Jüngste von drei Töchtern des
Viehhändlers Salomon Wolf, eines Bruders von Honet Wolf. Sie heiratet den
Viehhändler Kaufmann Stern. Emma Stern wird am 10. Mai 1942 in das Ghetto
Belzyce in Polen deportiert. Ihr Todesdatum wird im Gedenkbuch mit '1942'
angegeben. Mit einem Stolperstein vor dem Haus am Wildengraben 3 wird nun an
sie erinnert.
Sara Levy und Ferdinand Müller. Sara Müller wird 1858 in Nesselröden
geboren. Sie heiratet Samuel Levy. Sara Levy wird nach Theresienstadt
deportiert und am 20. April 1943 ermordet. Die Stein-Patenschaft am Haus
Wildengraben 5 übernimmt Maik Klotzbach. Erinnert wird hier auch an Bruder
Ferdinand Müller. Stolperstein-Pate ist Uwe Hartmann."
Link zum Artikel
Vgl. die "Fotogalerie Stolpersteine" in der Website der Gemeinde
Herleshausen
https://www.herleshausen.de/seite/380870/fotogalerie-stolpersteine.html
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August 2019:
Besuch von Nachkommen der
Familie Süßkind in Nesselröden |
Artikel in der "Werra-Rundschau" vom 16.
August 2019: "Jüdische Familie Süßkind auf den Spuren ihrer Vorfahren in
Nesselröden
Die Mitglieder des Arbeitskreises Stolpersteine freuten sich jüngst über den
Besuch der Familie Süßkind – diese war aus Israel angereist, um sich in
Nesselröden auf Spurensuche zu begeben.
Dan, Gidon und Yael Süßkind waren als große Gruppe mit ihren Kindern und
Enkelkindern zunächst nach Bebra gereist,
um dort an der ersten Verlegung von Stolpersteinen teilzunehmen. In der
Apothekenstraße 10 stand das Haus ihrer Vorfahren, von denen fünf in
Konzentrationslagern umgebracht wurden. Darunter auch die in Nesselröden
geborene Großmutter Jenny Süßkind geborene Wallach. Über ihre Eltern, Dr.
Siegfried Süßkind und Gertraude, geborene Levi, die sich nach ihrer Flucht
in Palästina kennen gelernt und 1937 dort geheiratet haben, sagte Yael
Süßkind-Keller in einer kurzen Ansprache: 'Sie bauten ihr neues Leben in
Israel auf, hatten drei Kinder und dann sieben Enkelkinder. Das war ihr Sieg
über die Geister des Bösen und den grausamen Tod ihrer Eltern und anderer
Familienmitglieder. Wir alle haben ein glückliches Leben geführt, aber der
Schmerz, der nie verheilte und kaum jemals zur Sprache kam, hinterließ eine
tiefe seelische Narbe. Die Nazis ermordeten sechs Millionen Juden, konnten
aber den menschlichen Geist nicht ermorden. Dass wir heute hier stehen mit
unserer großen Familie, ist der Sieg von uns allen über das Böse und die
grässliche Vergangenheit.'
Nach den Feierlichkeiten in Bebra sowie dem Besuch der jüdischen Friedhöfe
in Bebra und Bad Hersfeld inklusive des jüdischen Museums in Rotenburg an
der Fulda kam Gidon Süßkind mit seiner 14-köpfigen Familie nach Nesselröden,
wo seine Großmutter Jenny 1890 als Tochter von Moses Wallach und Janette,
geborene Weißkopf, im Gebäude an der Holzhäuser Straße 1 geboren ist. 'Auch
wenn das 'Empfangskomitee' durch die Urlaubszeit überschaubar war, war es
doch fast auf den Tag genau nach drei Jahren ein freudiges Wiedersehen, und
dank der Hausherrin glänzten die fünf Stolpersteine der Wallach-Familie wie
zum besonderen Gruß', sagt Helmut Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises.
Auch das Grab von Gidons Urgroßmutter (väterlicherseits), Sophie Frank
geborene Fürth, die aufgrund der Ereignisse der Pogromnacht von Bebra nach
Eisenach geflohen war und kurz darauf in Eisenach – aus Angst, hier etwas
ähnliches erleben zu müssen – den Freitod gewählt hatte, wurde am späteren
Nachmittag noch besucht. Die Gäste aus Israel bedankten sich herzlich bei
Familie Rimbach für die erwiesene Gastfreundschaft und für die Pflege der
Stolpersteine. Die nächste Stolpersteinverlegung in Herleshausen findet am
Freitag, 11. Oktober, statt. Darunter werden sich auch drei Steine für
Euthanasie-Opfer befinden."
Link zum Artikel |
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August 2024:
Stolperstein-Biografien für
Herleshausen und Nesselröden sind
online anrufbar |
Artikel von Emily Spanel in hna.de vom 1.
August 2024: "Stolperstein-Biografien für
Herleshausen und Nesselröden online
abrufbar.
Über den Stolperstein-Guide sind nun auch die Biografien der Menschen hinter
den Stolpersteinen in Herleshausen und Nesselröden abrufbar. Wir erklären
die Nutzung.
Herleshausen – Stolpersteine erinnern im nachbarschaftlichen Umfeld
an Menschen, die vom NS-Gewaltregime gedemütigt, entrechtet, verfolgt,
vertrieben und schlussendlich ermordet wurden. Insgesamt 125 solche
Stolpersteine sind in den vergangenen zehn Jahren in Herleshausen und
Nesselröden verlegt worden – wohl kaum eine Gemeinde im Kreis lebt eine
derart intensive Erinnerungskultur. Mit dem digitalen Angebot 'Stolpersteine-Guide'
wird das Engagement der Herleshäuser Arbeitsgruppe Stolpersteine nun auf ein
neues Level gehoben: Im Internet sowie per App sind die Geschichten hinter
den Stolpersteinen für jedermann überall abrufbar.
Wie kommt man an die Daten? Für die Web-Version am einfachsten über
die Adresse stolpersteine-guide.de. In der Eingangsmaske gibt man links oben
den Ortsnamen 'Herleshausen' ein – und schon fokussiert sich die rechts
eingeblendete Deutschlandkarte auf den Ort mit einem dichten 'Knäuel' von
Steinen im Ortskern. 'Scrollen Sie diesen Plan per Maus auf die gewünschte
Größe, dann entwirren sich die dargestellten Stein-Symbole und es werden die
einzelnen Verlegestellen sichtbar', erklärt Helmut Schmidt, Vorsitzender des
Arbeitskreises Stolpersteine in Herleshausen. Die gleichnamige App für das
Smartphone steht entweder über den App-Store (iPhone) oder den Google
Play-Store (Android) zum Download bereit.
'Stolpersteine-Guide' entwickelte sich aus Hochschulprojekt. Die
Entwicklung der App 'Stolpersteine-Guide' nahm ihren Anfang als
Hochschulprojekt der Fachhochschule Trier in Kooperation mit der Trierer
Stolpersteininitiative AG Frieden. Der 'Stolpersteine-Guide' ist unter der
Betreuung von Dozent Marcus Haberkorn zusammen mit den Studenten Alexander
Prümm, Peter Nürnberger und Kim-Julian Becker entstanden. Es handelt sich
dabei um eine Plattform, über die Inhalte zu Stolpersteinen bereitgestellt
werden. Das Projekt wird aus Mitteln des sächsischen
Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur sowie vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Als
wachsende Plattform ist der 'Stolpersteine-Guide' offen für alle Initiativen
wie die aus Herleshausen, welche die Erinnerung an die NS-Verbrechen auch
mit modernen Mitteln wachhalten möchten. (esp)
Welche Biografien sind bereits hinterlegt? Es empfiehlt sich,
zunächst im Bereich 'Anger' und 'Lauchröder Straße' zu suchen. Dort findet
man an der Ecke Lauchröder Straße/Querstraße die Müller-Familie. 'Klickt man
die vier Steine von oben links nach unten rechts der Reihe nach an, so wird
man dabei nicht nur die Lage der Steine und die dazu gehörenden Biografien
finden, sondern auch einen 'Medien-Bereich', den man anklicken kann, um die
hinterlegten Fotos vergrößert anschauen zu können', sagt Helmut Schmidt.
Wann werden weitere Geschichten folgen? Als 'Prototypen' finden sich derzeit
in der Lauchröder Straße 2, Am Anger 1 und 3 sowie in der Bahnhofstraße 11
ausführlichere Biografien zu den dort zuletzt verlegten Stolpersteinen. 'Bei
allen anderen haben wir uns vorerst darauf beschränkt, die Opfer und ihre
Schicksale mit 'Visitenkarten' vorzustellen und dazu – soweit vorhanden –
auch einige Bilder mit einzufügen', weiß Helmut Schmidt. Die übrigen 110
Biografien müssen erst noch formuliert und dann sukzessive eingefügt werden.
Wie wird mit den Stolpersteinen in Nesselröden verfahren? Für 'Nesselröden'
hat sich der Arbeitskreis Stolpersteine dazu entschlossen, einen eigenen Ort
im Guide anzulegen. Schließlich gab es dort auch eine selbstständige
jüdische Gemeinde, die – nach Recherchen von Hans Isenberg – ursprünglich
sogar größer war, als die Synagogengemeinde in Herleshausen. Derzeit fehlt
noch die Zugriffsberechtigung; liegt diese vor, werden die vorbereiteten
Daten analog zu Herleshausen eingestellt. (Emily Hartmann)."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 119. |
| Erich Schwerdtfeger: Die jüdischen Gemeinden in
Herleshausen und Nesselröden: Beiträge zu ihrer Geschichte im 19. und 20.
Jahrhundert. Gemeinde Herrleshausen 1988. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 76-77. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 68 (keine weiteren
Informationen) |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S.
194-195. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
228. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 524-525. |
| Karl Kollmann / Thomas Wiegand: Spuren einer
Minderheit. Jüdische Friedhöfe und Synagogen im Werra-Meissner-Kreis.
Hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes. Kassel 1996. S. 96 u.ö. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nesselroeden
(now part of Herleshausen) Hesse-Nassau. Established around 1776, the community
numbered 107 (23 % of the total) in 1861. Having dwindled to 14 in 1933, it
disbanded in 1937. The last Jews, three elderly sisters, were deported to the
Theresienstadt ghetto in 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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