Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg     

   
Lörrach (Kreisstadt) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge bis 1940 
  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen und Sonstiges    
bulletZur Geschichte des Betsaals / der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   Link: Seite zur neuen jüdischen Gemeinde (interner Link)  
    
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörenden Lörrach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden um 1660/70 Juden genannt, danach wieder seit 1716 und nach 1736. 1738 waren es drei, 1778 acht jüdische Familien. 
 
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner stark zu bis zur Höchstzahl von 248 Personen im Jahr 1875. Um 1900 waren noch 204 jüdische Einwohner in der Stadt.  Ursprünglich waren die Lörracher Juden vorwiegend mit dem Viehhandel beschäftigt. Seit 1802 durften sie offene Läden führen. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) sowie seit 1818/19 ein Gemeindehaus, das in den folgenden Jahrzehnten abwechselnd Herberge, Spital, Schulhaus und Lehrerwohnung war. Das Gebäude ist erhalten (Teichstraße 15). Ein rituelles Bad bestand schon seit dem 17. Jahrhundert. 1958 wurde ein aus dieser Zeit stammendes Bad in einem Kellergewölbe in der Turmstraße  wiederentdeckt (ehemaliges Haus Schwald, 1958 abgebrochen, Keller mit Sandsteintrog des Bads blieb erhalten, heute Lager des darüber befindlichen Schuhgeschäfts). Im 18./19. Jahrhundert befand sich das rituelle Bad am Gewerbekanal im Gebiet der heutigen Tuchfabrik (nicht mehr erhalten). Gleichfalls hatte die Gemeinde seit dem 17. Jahrhundert einen Friedhof (zunächst alter, dann neuer Friedhof). Seit 1827 gehörte die Gemeinde zum Rabbinatsbezirk Sulzburg (1887 Sitz des Rabbinates nach Freiburg verlegt). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Markus Beck (geb. 17.6.1887 in Lörrach, gef. 13.11.1917), Arthur Bigar (geb. 4.8.1893 in Lörrach, gef. 24.10.1917), Julius Bloch (geb. 17.1.1894 in Lörrach, gef. 5.9.1916), Vizefeldwebel Albert Rieser (geb. 21.10.1894 in Bühl, gef. 22.9.1918), Gefreiter Heinrich Weil (geb. 6.12.1893 in Lörrach, gef. 16.8.1917).  Außerdem ist gefallen: Vizefeldwebel Isaak Bloch (geb. 2.9.1884 in Lörrach, vor 1914 in Freiburg wohnhaft, gef. 7.10.1914).    
  
Bis in die 1930er-Jahre gehörten jüdischen Familien zahlreiche Geschäfte und Unternehmen, darunter ein Warenhaus, eine Möbelhandlung, Textilhandlungen, Eisenhandlungen, Wein- und Lebensmittelgroßhandlungen. Auch mehrere Handwerker und Akademiker (Arzt, Zahnärztin) waren unter den jüdischen Einwohnern. Am politischen und kulturellen Leben der Stadt nahmen jüdischen Bürger regen Anteil. 
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels-, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben sind bekannt (Auswahl): Praktischer Arzt Dr. Dagobert Abel (Haus Hebeleck), Metzgerei B. Beck (Teichstraße  9), Schuhgeschäft Alfred Bodenheimer (Basler Straße  173/Teichstraße 1), Kleidergeschäft Abraham Erreich (Turmstraße  35), Lederhandlung Guggenheimer (Grabenstraße 11), Zahnärztin Dr. Amalie Joseph (Schützenstraße), Eisenhandlung Simon Joseph (Schwarzwaldstraße 31), Weingroßhandlung und Brennerei Ludwig Kahn (Bergstraße 36, abgebrochen), Warenhaus Geschwister Knopf (Basler Straße 152), Lebensmittelgroßhandlung Silas Mayer Söhne (Schwarzwaldstraße), Prakt. Arzt Dr. Samuel Moos (Haagener Straße 6), Strumpf-Wühlbazar Nowytarger (Tumringer Straße 16), Möbelhandlung E. Pistiner Nachf., Inh. W. Schärf (Am Bahnhof), Möbelhandlung Gebr. Roll (Grabenstraße 4), Eisenhandlung Rosenthal & Jacobi (Luisenstraße 31, abgebrochen), Exporthandlung mit Armaturen David Schwab (Spitalstraße 54), Buchdruckerei Hermann Selinger (Teichstraße), Textilhandlung August Weil (Tumringer Straße 190), Ausverkaufsbazar Wolff (Tumringer Straße 26).  

 
Um 1924, als 151 Gemeindeglieder gezählt wurden (0,9 % von insgesamt 16.011 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Simon Joseph, Isak Beck und Bernhard Löb. Als Lehrer und Kantor war Siegfried Simon tätig. Damals erhielten 26 jüdische Kinder der Gemeinde Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen der Stadt. An jüdischen Vereinen gab es u.a. den Israelitischen Männerverein (gegründet 1850, 1924 26 Mitglieder unter Leitung von Jakob Moses, 1932 Leitung Hugo Hirsch; Zweck und Arbeitsgebiete: Wohltätigkeit und Bestattungswesen), den Israelitischen Frauenverein (gegründet um 1876, vgl. Artikel unten, 1924/32 20 Mitglieder unter Leitung der Frau von Moritz Bloch; Zweck und Arbeitsgebiete: Wohltätigkeit und Bestattungswesen, 1932 46 Mitglieder), den Israelitischen Jugendbund (gegr. 1902) und die Armenkasse und Wanderfürsorge (1924 unter Leitung von Simon Josef; 1932 Leitung Hugo Hirsch, Zweck und Arbeitsgebiet: Wanderfürsorge). Zur jüdischen Gemeinde Lörrach gehörten auch die in Schopfheim (1924 26, 1932 26), Grenzach (1924 3, 1932 7) und Schönau (1924 2) lebenden jüdischen Personen. 1932 waren die Gemeindevorsteher: A. Bodenheimer (1. Vors.), J. Beck (2. Vors.), B. Löb (3. Vors.).
  
1933 wurden 162 jüdische Einwohner in Lörrach gezählt. Auf Grund der in diesem Jahr einsetzenden Repressionen und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts ist in den folgenden Jahren ein größerer Teil der jüdischen Einwohner ausgewandert oder in andere Städte verzogen. Allerdings wurde die von den Nationalsozialisten betriebene Judenhetze in Lörrach nicht vorbehaltlose hingenommen. Die Lektüre Baseler Zeitungen ermöglichte eine objektive Unterricht über die Ereignisse. Trotz wiederholter Aufforderungen zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Boykott der Juden gab es Beispiele ungetrübter Freundschaft zwischen christlichen und jüdischen Lörracher Familien. Ab 1936 begannen in verstärktem Maße die Auswanderung und die Verkäufe jüdischer Firmen und Häuser. Der Novemberpogrom 1938 bereitete dem jüdischen Geschäftsleben ein vollständiges Ende. Die Synagoge wurde zerstört (s.u.), die Friedhöfe geschändet und die jüdischen Männer für einige Wochen im KZ Dachau festgehalten. Viele jüdische Kinder besuchten zu dieser Zeit bereits schweizerische Schulen in Basel oder Riehen. Bis 1940 sind etwa zwei Drittel der Lörracher Juden überwiegend nach den USA, der Schweiz, Frankreich und Palästina emigriert. Am 22. Oktober 1940 wurden 50 jüdische Personen aus Lörrach nach Gurs deportiert, darunter auch Zugezogene, die versucht hatten, von Lörrach aus in die Schweiz zu entkommen.      
  
Von den in Lörrach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Amend geb. Lehmann (1869), Adele Beck (1884), Elise Beck geb. Heilbronner (1883), Isaak Beck (1878), Ludwig Beck (1869), Nathan Beck (1912), Samuel Beck (1872), Walter Beck (1912), Rosa Bensinger geb. Bloch (1859), Bernhard Bigar (1895), Anna (Annie) Bloch (1898), Berta Bloch geb. Bloch (1865), Egon Bloch (1900), Emil Bloch (1878), Ernst Bloch (1886), Hermann Bloch (1915), Ida Bloch (1886), Josef Bloch (1886), Josef Bloch (1889), Karl Bloch (1896), Martha Bloch (1891), Pauline Bloch geb. Strauss (1905), Salomon Bloch (1892), Selma Bloch (1896), Sophie Bloch geb. Geismar (1891), Toni Bloch (1889), Friederike Bodenheimer geb. Zwang (1856), Armand Brunschwig (1871), Berta Dornacher (1890), Else (Elsa) Dornacher (1900), Juditha Dornacher (1870), Julius Dornacher (1885), Lina Dornacher (1869), Julius Dreifuß (1876), Albert Eichengrün (1904), Lina Epstein geb. Weil (1896), Zerline (Lina) Epstein geb. Weil (1896), Avraham Erreich (1893), Blima Erreich (1890), Chaim Erreich (1890), Chaja Erreich (1895), Ester Erreich (1863), Ester Erreich (1896), Jizchak Erreich (1896), Mose Erreich (1860), Roselle (Rosa) Erreich (1912), Schlomo Erreich (1894), Gerd Fleischmann (1925), Max Fleischmann (1891), Walter Grabowski (1891), Maria Grunkin (1913), Ida Hackel geb. Erreich (1909), Emilie Heilbronner (1886), Marie Hoff (1908), Arthur Joseph (1909), Recha Joseph (1878), Regina Joseph geb. Kahn (1887), Ruth Joseph (1913), Simon Joseph (1875), Arthur Juliusberger (1877), Ida Kackel (1904), Flora Kaufmann (1883), Sitta Krautmacher geb. Lorsch (1899), Ides Krawiecki (1906), Bernhard Loeb (1878), Erna Loeb (1913), Gerda Loeb (1922), Berta Nathan geb. Hess (1875), Jonas Olesheimer (1888), Robert Pollack (1913), Minna (Mina, Dina) Roos geb. Moses (1891), Berta Schwab geb. Dornacher (1881), Edmund Schwab (1879), Bernard Sigar (1894), Joseph Stern (1868), Toni Stern (1937), Jeanne Veil (1876), Moritz Veil (1876), Albert Weil (1865), Emma Weil geb. Weil (1880), Johanna Weil geb. Rothschild (1884), Judith Weil (1868), Moritz Weil (1886), Pauline Weil (1872), Sofie Weil geb. Dornacher (1885), Ida Weill geb. Marx (1879), Moritz Weill (1884), Sigmund Wertheim (1899), Elise Willstädter geb. Maier (1856), Gustav Willstädter (1885), 
  
Zur neuen jüdischen Gemeinde siehe folgende Seite
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1847 / 1899 / Suche nach einem Hilfsvorbeter 1924  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 3. Februar 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Lörrach ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 200 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Sulzburg zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."   
 
Loerrach Israelit 05101899.jpg (46562 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1899: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist per 1. Dezember dieses Jahres zu besetzen. Gehalt Mark 900, nebst circa Mark 900 Nebeneinkünfte und Wohnungszuschuss. Verheiratete, musikalisch gebildete Bewerber erhalten den Vorzug. 
Lörrach, 17. September 1899. 
Der Synagogenrat: Moritz Nordmann, Vorsteher."
  
Loerrach Israelit 07081924.jpg (36854 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1924: "Für die hohen Feiertage suchen wir einen Hilfsvorbeter. Bewerbungen mit Gehaltsansprüchen bei freier Reise, Kost und Logis sind umgehend zu richten an den Synagogenrat Lörrach - Baden."  

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde und Vereinsleben  
Antisemitische Veranstaltung in Lörrach (1890)     

Anmerkung: es handelt sich um einen Auftritt des Antisemiten Max Liebermann von Sonnenberg in Lörrach, zur Person siehe Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Liebermann_von_Sonnenberg

Loerrach Israelit 08051890.jpg (60509 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1890: "Lörrach, 2. Mai (1890). Der bekannte Antisemit Herr Liebermann von Sonnenberg wollte auch am hiesigen Orte Judenhetze betreiben und erschien auf dem hiesigen Arbeiterfest. Zugleich war aber der Dr. Rüdt erschienen, der durch eine wirkungsvolle Rede gegen den Antisemitismus von vornherein das Unternehmen des Hetzapostels zu Fall brachte. Herr Liebermann von Sonnenberg kam gar nicht zu Wort und die Versammlung wurde nach halbstündiger Dauer schließlich polizeilich aufgelöst."   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Mai 1890: 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.      

 
Feier des israelitischen Frauenvereins zum 25jährigen Jubiläum von Frau Nordmann als Präsidentin (1906)  

Loerrach AZJ 16021906.jpg (153442 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1906: "Lörrach, 1. Februar. Zu Ehren ihrer Präsidentin, Frau David Nordmann, versammelte sich gestern Nachmittag in dem Saale 'Eintracht' die Damen des hiesigen israelitischen Frauenvereins, um das Jubiläum der 25jährigen Vorstandschaft mit einer kleinen festlichen Veranstaltung im engeren Kreise zu begehen. Für ihr unentwegtes Ausharren an der Spitze des Vereins, der vor ungefähr 30 Jahren in das Leben trat, wurde der Jubilarin der gebührende allgemeine Dank von allen Seiten in herzlichen Worten dargebracht. Die erste Huldigung mit einem in poetische Form gekleideten Dank brachte die Jugend dar. Im Auftrage des Vorstandes überreichte Herr Lehrer Abel eine in herzlichen Worten der Verehrung abgefasste Urkunde, welche der israelitische Frauenverein der Jubilarin in Anerkennung ihrer Verdienste für stete Hilfsbereitschaft und treue Pflichterfüllung gestiftet hat. In einer besonderen Ansprache feierte dann Herr Abel noch die Verdienste der Jubilarin um den Verein und gedachte dabei auch der beiden anderen anwesenden Gründerinnen. Er pries die nie ermüdende Weise, wie die Präsidentin den drei speziellen Liebeswerken, welche sich der Verein unter den Religionsgenossen gesetzt, ihre Tätigkeit gewidmet, und das gute Beispiel, mit dem sie in Ausübung allgemeiner Menschenliebe den Mitgliedern vorangeschritten. Mit dem Wunsche, dass der Jubilarin noch lange Jahre der Rüstigkeit, Gesundheit und Frische beschieden sein möchten, schloss die gehaltvolle Rede. In sinniger Form erfolgte durch zwei junge Mädchen die Überreichung des Liebespreises von Rosen und Lorbeer. Aus Kindermunde erklang besonders frisch und unerschrocken das Hoch auf die Frau Nordmann und den Frauenverein. Nach der Feier vereinigten sich die Anwesenden zu einer gemütlichen Kaffeestunde, während derer Herr Abel über die Zwecke und Ziele eines israelitischen Frauenvereins sprach und zu reger Betätigung in demselben aufforderte."

  
Fünfjähriges Bestehen des Israelitischen Jugendbundes (1906)  

Loerrach FrfIsrFambl 26101906.jpg (114825 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Oktober 1906: "Lörrach. Der hiesige Israelitische Jugendbund, ein 'Verein für jüdische Geschichte und Literatur', der seit 1901 besteht und von drei Tertianern begründet wurde, die im Religionsunterricht ein reges Interesse für das Judentum empfangen hatten, kann nunmehr auf eine fünfjährige gedeihliche Wirksamkeit zurückblicken. Anfänglich hatte er mit großen Schwierigkeiten von Seiten der Gemeindemitglieder wie des Synagogenrats zu kämpfen, aber er hat alle diese Schwierigkeiten glücklich überwunden und seine Chanukkafeste erfreuen sich des allgemeinen Besuchs seitens der Gemeindemitglieder. Die erste Aufgabe des Vereins war, eine gute Bibliothek anzuleben. Sie besitzt bereits über 2.000 Bände jüdische Lektüre, die sehr fleißig benutzt werden. Um auch die Erwachsenen für die Zwecke des Vereins zu interessieren, hat Herr Lehrer Abel mehrere Vorträge gehalten. Der neue Synagogenrat gewährt dem Verein jede Unterstützung, sodass seine Stellung in der Gemeinde gefestigt ist. Der Verein zählt heute 20 aktive und 22 passive Mitglieder; er besitzt eine stattliche Bibliothek und genießt das Wohlwollen der Gemeinde in vollem Maße."  

 
Feier des Israelitischen Frauenvereins zum 75. Geburtstag und zum 30-jährigen Jubiläum von Frau Nordmann als Präsidentin (1911)  

Loerrach Israelit 17021911.jpg (153242 Byte) Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1911: "Lörrach, 10. Februar (1911). Frau David Nordmann, hier, feierte gestern in voller geistiger und körperlicher Frisch ihren 75. Geburtstag, nachdem sie vor wenigen Tagen das 30jährige Jubiläum als Vorsteherin des hiesigen jüdischen Frauenvereins begehen konnte. Aus diesem Anlass begab sich im Auftrag Ihrer königlichen Hoheit der Großherzogin Luise der Kreishauptmann Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Belzer in die Wohnung der Jubilarin, wo sich neben den Familienmitgliedern, die zum Teil aus weiter Ferne zu dieser Familienfeier erschienen waren, auch der Vorstand der jüdischen Gemeinde sowie eine größere Anzahl Bekannter eingefunden hatten, und überreichte Frau Nordmann das Bildnis der Großherzogin in goldenem Rahmen, zugleich ließ sie ihr die herzlichsten Glückwünsche und ihre aufrichtige Anerkennung für ihre alle dem Israelitischen Frauenverein während 30 Jahre gewidmete Wirksamkeit aussprechen. Der Herr Amtsvorstand selbst gratulierte der Geehrten in warmen Worten und gab seiner Freude Ausdruck, der Vermittler und Überbringer dieser ehrenvollen Auszeichnung sein zu dürfen. Namens der Gefeierten und im Auftrage der israelitischen Gemeinde dankte Herr Lehrer Abel in fein durchdachter Rede für die gnädige Aufmerksamkeit und die schöne Ehrung, an der die ganze jüdische Gemeinde ebenso Anteil nehmen dürfe, wie die Geehrte selbst. Am Schluss seiner Rede hob es besonders hervor die hohe Bedeutung, die diese Ehrung seitens Ihrer Königlichen Hoheit für alle Israeliten hat. Hierdurch sei, wie es von allerhöchster Stelle stets geschieht, die Gleichbewertung und Gleichberechtigung so offensichtlich zum Ausdruck gebracht worden, wie es schöner und deutlicher nicht sein könnte. Für dieses gütige Zeichen der Anerkennung zollte er innigen Dank. Damit war die Feier in ihrem offiziellen Teil beendet. - Der Jubilarin seien auch an dieser Stelle die besten Glück- und Segenswünsche dargebracht."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Februar 1911: "Lörrach, 10. Februar (1911)  
derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit".    

  
Feier zum 150. Geburtstag von Johann Peter Hebel mit Beteiligung der israelitischen Gemeinde  (1910) 

Loerrach AZJ 03061910.jpg (64125 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1910: "Lörrach, 22. Mai (1910). Zum 150. Geburtstage des alemannischen Dichters Johann Peter Hebel ist demselben hier, am Orte seiner ehemaligen Lehrtätigkeit, ein Denkmal gesetzt worden, welches heute in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin enthüllt wurde. Zur Teilnahme an dieser Enthüllungsfeier waren unter anderem auch offiziell geladen: als Vertreter der israelitischen Gemeinde der Bezirksälteste und Vorsteher Herr Max Guggenheim und ferner in seiner Eigenschaft als Religionslehrer Herr R. Abel. Ein gewiss anzuerkennender Beweis für die gleiche Beachtung und gleiche Bewertung der israelitischen Bürger seitens der Behörden."  

  
Gründung eines Südwestdeutschen Bezirksverbandes der jüdischen Jugendvereine in Lörrach
 sowie 10jähriges Stiftungsfest des Lörracher Israelitischen Jugendbundes (1912)  

Loerrach FrfIsrFambl 12011912.jpg (97100 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1912: "Lörrach (Baden). Der Plan zur Gründung eines Südwestdeutschen Bezirksverbandes im Rahmen des Gesamtverbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands hatte am 1. Januar die Abgesandten der in Betracht kommenden Jugendvereine vollzählig nach Lörrach geführt, und einstimmig wurde, um das erfreuliche Ergebnis gleich vorweg zu nehmen, der Bezirksverband nach mehrstündigen Beratungen konstituiert. Zur Leitung desselben wurde der Frankfurter Montefiore-Verein bestimmt. Als Vertreter des Verbands-Vorstandes wohnte Felix Meyer - Frankfurt den Verhandlungen bei. Auf die Ziele und Zwecke der Bezirks-Verbände werden wir demnächst an dieser Stelle näher eingehen. - 
Am Tage vorher feierte der Lörracher Israelitische Jugendbund sein 10jähriges Stiftungsfest. Nicht nur die Gemeinde Lörrach selbst war vollzählig vertreten, von nah und fern waren Vertreter befreundeter Vereine und Korporationen herbeigeeilt, um den Ehrentag des wackeren Brudervereines mitzufeiern. Auch die Schweiz hatte zahlreiche Freunde und Anhänger der Jugendvereinsbewegung aus Basel, Zürich, Fribourg usw. entsandt."

   
Zusammenschluss der jüdischen Jugend zu einem erneuertem "Jüdischen Jugendbund" (1931) 

Loerrach Israelit 15101931.jpg (67706 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1931: "Lörrach, 14. Oktober (1931). Zwecks Zusammenschlusses der hiesigen jüdischen Jugend fand hier auf Anregung des Herrn Lehrer Gabel eine Besprechung statt. Nach einem Vortrag des Herrn Gabel, in welchem die Notwendigkeit und Bedeutung eines solchen Zusammenschlusses eingehend begründet wurde, beschloss man einstimmt, den in früheren Jahren hier bereits bestandenen Jüdischen Jugendbund neu ins Leben zu rufen.  
Es ist zu hoffen, dass durch die geplanten Vorträge und geselligen Zusammenkünfte an den kommenden Winterabenden, durch Fahrten und Wanderungen das religiöse Leben in unserer Stadt einen Aufschwung erfahren wird."   

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum frühen Tod von Léon Nordmann (1872)  

Loerrach AZJ 07071872.jpg (94316 Byte)Nur erster Teil des Berichtes mit Hinweis auf die Familie Nordmann, die aus Hegenheim nach Lörrach kam: aus dem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1872: "Meisenheim, in Juni (1872). Ich erfülle die schmerzliche Freundespflicht, indem ich Ihren Lesern den Heimgang eines jungen jüdischen Gelehrten berichte. Léon Nordmann war in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre in Hegenheim (Oberelsass) geboren. In Folge der Revolution von 1848 siedelten seine Eltern nach Lörrach im badischen Oberlande über, woselbst der sehr befähigte Knabe das Pädagogium besuchte. Später besuchte er das Lyzeum zu Straßburg und betrieb seine talmudischen Studien bei dem dortigen greisen Talmudgelehrten Rabbi Moses Uttenheim. Hierauf besuchte und absolvierte er die damals noch in Metz befindliche Rabbinerschule, gab sich jedoch mit dem erlangten Rabbinerdiplom nicht zufrieden, sondern suchte seine Kenntnisse in den Hörsälen von Paris noch zu mehren. Namentlich zog ihn der selige Munk an, zu dessen Lieblingsschülern er gehörte. Trotzdem ihm mehrere Male bedeutende Rabbinate angeboten wurden, schlug er dieselben doch immer aus, da er sich von Paris, der Zentralstätte der französischen Wissenschaft, nicht zu trennen vermochte..."

  
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Moritz Nordmann (1906)
    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November 1906: "Lörrach. Unsere Gemeinde hat ihren langjährigen Vorsteher verloren, Herrn Moritz Nordmann, der sich in der ganzen Bevölkerung größten Ansehens erfreute und sich um die jüdische Gemeinde besonders verdient gemacht hat."      
   
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom l7. Dezember 1906: "Lörrach, 18. November (1906). Ein großer Leichenzug bewegte sich gestern Nachmittag von der Bergstraße aus dem jüdischen Friedhofe zu. Es galt, dem an einem Herzschlag verschiedenen Rechtsagenten Moritz Nordmann die letzte Ehre zu erweisen. Die große Trauerversammlung war ein Beweis der allgemeinen Hochschätzung, die der Verstorbene sowohl bei der jüdischen Gemeinde, wie auch in allen Kreisen der hiesigen Einwohnerschaft genoss. Die Feuerwehr, welcher der Verstorbene angehörte, war in zahlreicher Abordnung im Paradeanzug erschienen und eröffnete den Leichenzug. Am Grabe angekommen, hielt der Bezirksrabbiner Dr. Levin - Freiburg eine Grabrede, in der der der Verdienste, des Wirkens und Schaffens des Toten in würdiger Weise gedachte Der Verstorbene wurde schon in frühem Alter in den Synagogenrat gewählt und zum Vorsteher der jüdischen Gemeinde berufen. In dieser Stellung hatte er reichlich Gelegenheit, sein Wirken ersprießlich und gedeihlich zu entfalten. Sein erstes war der Ausbau der Synagoge und die würdige Ausgestaltung derselben, ein weiteres Werk des schaffensfreudigen Mannes war die Anlage eines neuen jüdischen Friedhofes neben dem allgemeinen. Die Verwaltung all der ihm übertragenen Ämter war eine mustergültige, und noch lange wird dieses, sei vorbildliches Wirken die Grundlage für künftige Geschlechter sein. Mitten in diesem Wirken überfiel ihn eine schleichende Krankheit, der er zwar mit frischem Lebensmute wehrte, die ihn aber doch zwang, alle sein Ämter niederzulegen, um seine Gesundheit zu erhalten. Er war ein bescheidener Mann, der niemals auf diese Verdienste pochte, stets aber da zu finden war, wo eine tüchtige Kraft vonnöten. Er wird in Frieden ruhen."   

    
Zum Tod von Isaac Weil (1909)   

Loerrach Israelit 18021909.jpg (126446 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1909: "Lörrach (Baden), 10. Februar (1909). Ein außerordentlich großes Leichengefolge, in dem wir zahlreiche christliche Mitbürger bemerkten, gab am jüngsten Freitag Herrn Isaac Weil sen., der weit über das Weichbild von Lörrach hinaus eines guten und klangvollen Namens sich erfreute, das letzte Ehrengeleite. Dieses Leichenbegängnis war der würdige Abschluss eines von Erfolg gekrönten, an Arbeit und Leistungen reichen Lebens. Geboren in Altdorf in Baden begann er seine geschäftliche Tätigkeit in Säckingen, von wo er später nach Lörrach übersiedelte. Aus kleinen Anfängen heraus wusste er durch seinen eisernen Fleiß, seine Energie und seine Umsicht, gepaart mit strengster Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit, sein Geschäft zur Blüte zu bringen. Nicht nur im Kreise der jüdischen Gemeinde und im Bezirke, sondern auch im politischen Leben und in der Kommunal-Verwaltung war der Verstorbene tätig, sein Verstand und seine Arbeitskraft ebneten ihm überall die Wege. Wo es immer möglich war, stand der Verstorbene seinen Nebenmenschen mit seinen reichen Erfahrungen, seinem Rat und seiner Einsicht in uneigennützigster Weise zur Seite. Er hat sich dadurch in manchem dankbaren Herzen ein treues Andenken gestiftet, das den Tod überdauert. Herr Rabbiner Dr. Cohn - Basel hatte die Güte, in erhebenden und der ganzen Trauerversammlung zu Herzen gehenden Worten dem Verstorbenen im Trauerhause den wohl verdienten Nachruf zu widmen. Er schloss mit der Aufforderung an die Kinder, durch treues Festhalten am Heiligtum der Religion das Lebenswerk des Vaters zu vollenden."

   
   
Anzeigen und Sonstiges 
Großzügige Spenden von Markus Pflüger anlässlich seiner goldenen Hochzeit - auch für die jüdische Gemeinde (1900)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  9. Februar 1900: "Einen Beweis toleranter Gesinnung gab der Abgeordnete Markus Pflüger in Lörrach gelegentlich seiner goldenen Hochzeit, welche im Januar stattfand. Er stiftete neben 10.000 Mark für das Lörracher Krankenhaus, 3.000 Mark für seine, die protestantische Kirchengemeinde, welche etwas über die Hälfte (2/3) der Lörracher Einwohner umfasst, aber auch 1.500 Mark für die katholische Gemeinde und 500 Mark für die israelitische."            

   
Dokumente zu einzelnen Gewerbebetrieben 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Postkarte mit Firmenstempel 
S. Knopf (1919)
  
Loerrach Dok 1919.jpg (171734 Byte) Loerrach Dok 1919a.jpg (179780 Byte)

Es handelt sich um eine Postkarte mit Firmenstempel S. Knopf. Auffallend ist der Absender-Stempel S. Knopf mit der handschriftlichen Ergänzung "Lörrach" und rückseitig die zweite Absenderangabe, ebenfalls handschriftlich - "z.Zt. Luzern", was darauf hin deutet, dass der Absender L. Born sowohl im Lörracher als auch im Luzerner Geschäft von S. Knopf präsent war. Die Karte wurde von Luzern nach Berlin am 20. August 1919 verschickt. 
Die Ursprünge der Warenhäuser Knopf liegen in Freiburg im Jahr 1887 mit der Errichtung eines Engros-Lagers. 1895 erfolgt der Umzug in die Kaiserstrasse 60 und nach dem Erwerb des kompletten Gebäudes 1898 der Abriss desselben und der Neubau eines Warenhauses daselbst. 1899 entstand u.a. die Filiale in Lörrach, welche 1909 durch einen modernen Neubau im Jugendstil ersetzt wurde. Heute befindet sich darin die Stadtbibliothek Lörrach. Auch in der Schweiz wurden Filialen gegründet - Warenhaus Basel (1895), Freiburg-Üechtland, Interlaken und Luzern.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Warenhaus_S._Knopf  

     
Geschäfts-Briefumschlag von 
Rosenthal & Jacobi (1932)
 
Loerrach Dok 130702.jpg (208297 Byte) Loerrach Dok 130702a.jpg (77425 Byte)

Es handelt sich um einen Einschreiben-Brief innerhalb von Lörrach, adressiert an Herrn E. Hugenschmidt sen. von Rosenthal & Jacobi in Lörrach. Der Brief wurde am 22. März 1932 verschickt. Rosenthal & Jacobi war eine Eisenhandlung in Lörrach in der Luisenstraße 31 mit Stammhaus in Freiburg im Breisgau.   

     

    
     
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau"          
Anmerkung: Beim "Aufbau" handelt es sich um eine deutsch-jüdische Exilzeitung, die 1934 gegründet wurde und bis 2004 in New York erschien. Der Aufbau entwickelte sich in der NS-Zeit rasch zur wichtigsten Informationsquelle und Anlaufstelle für jüdische und andere deutschsprachige Flüchtlinge in den USA. Vgl. Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Aufbau_(jüdische_Zeitung).    
Der Aufbau kann online gelesen werden: https://archive.org/details/aufbau.          

              
       Traueranzeige für Rosa Keller geb. Goldstein
früher Lörrach - Crailsheim
"Aufbau" vom 3. März 1944
       

     
     
     
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge       
   
Im 17./18. Jahrhundert wurden die Gottesdienste zunächst abwechselnd in Privathäusern gehalten. Später wurde eine als Betsaal hergerichtete Wohnung gemietet. 1797 wurde ein neuer Betsaal eingerichtet. Dieser war im Erdgeschoss des Hauses des Hofküfermeister Johann Reinhard Herbster in der Wallbrunnstraße ungefähr gegenüber der heutigen Post (Bahnübergang). Den Mietvertrag hatten am 1. April 1797 die damaligen Vorsteher der Gemeinde Esajas Reutlinger und Simon Bloch unterzeichnet. Die Räumlichkeiten der Gemeinde bestanden aus einer Stube und einer Kammer, für die jährlich 40 Gulden zu bezahlen waren. Bis 1808 wurde dieser Betsaal genutzt.   
   
Bereits 1801 war der jüdischen Gemeinde der bisherige Betsaal in der Wallbrunnstraße gekündigt worden. Daher wurde beschlossen, möglichst bald eine Synagoge zu bauen. Die Gemeinde bat das Oberamt um Mithilfe bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Man betonte, mit dem Bau einer Synagoge zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen zu wollen. Ein erstes Grundstück wurde mit einem Kraut- und Grasgarten zwischen Kanzleigarten und Teichgasse ausfindig gemacht. Die Geistliche Verwaltung, der das Grundstück gehörte, lehnte jedoch im September 1801 die Bitte um Verkauf ab. So wurden andere Vorschläge durchdacht. Ein Grundstück in der Herrenstraße lag jedoch zu nahe an der Stadtkirche, ein anderes – wiederum in der Teichstraße – erwies sich als ungeeignet für den Synagogenbau, da man den Synagogenbau nicht nach Osten hätte ausrichten können. Die Gemeinde beschloss angesichts dieser Schwierigkeiten, auf das Angebot von Klein Leibel Bloch einzugehen, den hinter seinem Haus befindlichen Garten als Synagogenbauplatz zu bestimmen. Auch dieses Grundstück stieß an den Kanzleigarten, aber man wollte einen möglichst großen Abstand zur Grundstücksgrenze einhalten. Im Sommer 1802 wurde der Bau genehmigt. Nach Zeichnung der ersten Pläne durch Werkmeister Rebstock wurde freilich deutlich, dass das Grundstück nicht ausreichend war, sodass man sich um den Erwerb eines Nachbargrundstückes bemühen musste. Drei Jahre lang kam das Vorhaben nicht voran. Erst als ein weiteres Grundstück zwischen Kanzleigarten und Teichstraße erworben werden konnte, waren weitere Planungen möglich. Das Oberamt gab sein Einverständnis und wollte, dass noch im Frühjahr 1806 mit dem Bau begonnen werde. Nun sorgte die schwierige Finanzierung für einen weiteren Hinausschub des Baubeginns. Zwar konnte die Gemeinde die Hälfte der geplanten Bausumme von 4.000 Gulden aufbringen, für die andere Hälfte brauchte man ein Darlehen. Von Herbst 1807 bis zum Frühjahr 1808 wurde die neue Synagoge schließlich erbaut. Das genaue Datum ihrer Einweihung ist nicht bekannt.   
   
Im Laufe der Jahre stellt sich immer wieder heraus, dass der Bau der Synagoge in einem nicht direkt von der Straße zugänglichen Gebäude von großem Nachteil war, da die Besitzverhältnisse um das Synagogengrundstück kompliziert waren und es immer wieder Schwierigkeiten mit unverträglichen Nachbarn gab, die sich nicht an getroffene Vereinbarungen hielten. So war der Eingangsweg zur Synagoge, der zwar im Eigentum der jüdischen Gemeinde stand, beiderseits von Privathäusern umgeben. Deren Besitzer nützten den Weg ihrerseits regelmäßig als Lager- oder Abstellplatz, sodass die Synagogenbesucher manchmal kaum in die Synagoge kamen.
   
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebäude in einen schlechten Bauzustand geraten: eine gründliche Renovierung war nötig. Bis dahin standen noch Betpulte in der Synagoge, die durch feste Bänke ersetzt werden sollten. Die Anregung zu den Modernisierungsmaßnahmen kamen 1884 von den Vereinen der jüdischen Gemeinde. Es brauchte freilich fünf Jahre, bis am 12. Mai 1889 eine Gemeindeversammlung den Umbau beschließen konnte. Eine Baukommission wurde gewählt, die zunächst den Neubau einer Synagoge überprüfte, was dann jedoch nicht weiter verfolgt wurde. Eine weitere Gemeindeversammlung am 23. Januar 1898 befürwortete einen Umbau nach Plänen von Stadtbaumeister Heßner. 5.000 Mark sollte der Umbau kosten. Zu den wichtigsten Posten gehörten die neuen Bänke, der Fußboden, ein neuer Toraschrein, die Gasbeleuchtung sowie Maler- und Glaserarbeiten. Am 29. Juli 1899 wurde die renovierte Synagoge durch Bezirksrabbiner Dr. Lewin aus Freiburg unter Teilnahme der gesamten Gemeinde feierlich eingeweiht. Beim Öffnen der Haupttüren sprach der Rabbiner die Worte: "Das Gotteshaus sei gewidmet der Tora und dem Zeugnis für Gott, das Gebet möge – stets durchleuchtet vom Lichte der Gotteslehre – bekunden, dass Israel suchet den Herrn der Welten". 
      
Kritisches zum Umbau der Synagoge (1901)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1901: "Lörrach, 17. September (1901). Ein eigenartiges Bild der religiösen Verhältnisse in hiesiger Gemeinde, respektive der religiösen Richtung der Gemeindeverwaltung zeigt folgender Vorgang: Durch Umbau der Synagoge war eine Neueinteilung der Plätze in der Frauenabteilung nötig geworden. Diese Einsteilung ist bis heute noch nicht ganz beendet und deshalb benützte die Frau eines Gemeindemitgliedes am ersten tag Rosch Haschono einen Platz, den sie nach der eingetretenen Veränderung mit Fug und Recht als ihr Eigentum betrachten musste. Der Synagogenrat bestritt dieses Recht und beugte einer weiteren Benutzung des Platzes dadurch vor, dass er am Nachmittag desselben Tages - man höre und staune! - am ersten Tage Rosch Haschono und Sabbat, einen Schreiner in das Gotteshaus bestellte und den fraglichen Platz durch Bretter vernageln ließ. Kommentar überflüssig!"    

Nach dem Ersten Weltkrieg war nochmals eine Synagogenrenovation notwendig. Dabei wurden auch auswärts wohnende Lörracher Juden um Spenden für die durchzuführenden Maßnahmen gebeten. im Mai 1922 fand ein Synagogenkonzert statt, dessen Ertrag für die geplanten Arbeiten bestimmt war. 1934 konnte das 125-jährige Jubiläum der Synagoge gefeiert werden. Es bedeutete einen letzten besonderen Höhepunkt im Gemeindeleben nach der nationalsozialistischen Machtergreifung. 
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Gemeindevorstand der Jüdischen Gemeinde am 10. November morgens zwischen 4.30 und 5 Uhr durch einen Gestapo-Offizier von der bevorstehenden Schändung der Synagoge heimlich informiert. Dadurch war es möglich, die Torarollen und andere wertvolle Gegenstände vor ihrer Zerstörung zu bewahren. Zwischen 9 und 10 Uhr rottete sich unter Führung eines SS-Sturmbannführer und eines SA-Sturmbannführers eine Gruppe von Parteiangehörigen, vor allem SA-Leute vor der Synagoge zusammen. Auch der damalige Leiter des Städtischen Werkhofes mit Bediensteten war an der Aktion beteiligt. Die insgesamt etwa 30 bis 40 Männer verschafften sich Eintritt in die Synagoge dadurch, dass einer von ihnen mit einem Hammer die Haupttüre der Synagoge einschlug. Gemeinsam wurde das Innere der Synagoge völlig zertrümmert. Die Bänke wurden umgeworfen, der Kronleuchter zerstört, der Toraschrein zertrümmert und die steinernen Gebotstafeln am Eingang zur Synagoge herausgerissen. Einige Teppiche und Holzstücke wurden in Brand gesetzt. Die völlig verwüstete Synagoge wurde wenig später abgebrochen.  
       
Nach 1945 wurde das Grundstück mit einem Wohn- und Geschäftshaus neu bebaut. Eine Gedenktafel wurde 1976 angebracht.  
  
  
  
Fotos 
Historische Fotos: 
(Quelle: obere Reihe außer Foto rechts bei Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 129-130; untere Reihe Stadtarchiv Lörrach)

Die 1806/08 
erbaute Synagoge 
Loerrach Synagoge 001.jpg (84012 Byte) Loerrach Synagoge 003.jpg (89228 Byte)
     Der Eingang zur 
Synagoge 
Innenaufnahme um 1920 
(bei A. Bloch s. Lit. 2,128; 
die Vorlage zur Abb. oben ist nur eine Kopie) 
   
     
     Loerrach Synagoge 002.jpg (74883 Byte) Loerrach 1938 Bar Mizwa 59414.jpg (20414 Byte)
   Blick zum Toraschrein  Bar Mizwa von Gerd Schwab in der Synagoge 
Lörrach 1938 (Quelle: United States Holocaust 
Memorial Museum, Washington
 
 
      
Die in der Pogromnacht 1938 völlig demolierte Synagoge   
Sulzburg Synagoge 659.jpg (57967 Byte) Loerrach Synagoge 010.jpg (150685 Byte) Loerrach Synagoge 011.jpg (78776 Byte)
Die Zerstörung der Inneneinrichtung
 der Synagoge 1938: beim Abschlagen
 der Inschrift des Toraschreines 
Außenansicht - alle Fenster 
sind zerschlagen  
Blick zur demolierten 
Frauenempore  
    
     
Rechts: Oktober 1940 - die
 Deportation der letzten jüdischen
 Lörracher in das KZ Gurs 
Loerrach Oktober 1940 110.jpg (64270 Byte)  
     


Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)  
Loerrach Synagoge 101.jpg (45562 Byte) Loerrach Synagoge 100.jpg (50123 Byte)
   Blick auf das neu bebaute, ehemalige
 Synagogen- Grundstück mit Gedenktafel
Die Gedenktafel von 1976 
 
     
     
Fotos 2003: Quelle Foto Jahrhundertplastik: hier anklicken
andere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.10.2003
 
Loerrach Jahrhundertplastik.jpg (46858 Byte) Loerrach Synagoge 152.jpg (37964 Byte) Loerrach Synagoge 150.jpg (44886 Byte)
 Die "Jahrhundertplastik" in Lörrach, die
 mit ihrer Symbolik "IX und XI" auch an die
 Pogromnacht im November 1938 erinnert
Blick auf das 
Synagogengrundstück 
wie oben
Die Gedenktafel von 1976 
   
     
Loerrach Synagoge 151.jpg (57207 Byte) Loerrach Synagoge 153.jpg (47807 Byte) Loerrach Synagoge 154.jpg (60832 Byte)
Das Haus des jüdischen Lehrers neben dem Synagogengrundstück     Straßenschild  
   
   
Fotos 2009 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 10.12.2009)   
Loerrach Synagoge 727.jpg (75189 Byte) Loerrach Synagoge 725.jpg (69921 Byte) Loerrach Synagoge 726.jpg (95391 Byte)
Das Haus des jüdischen Lehrers, 
links die Synagogengasse 
Die Gedenktafel 
von 1976  
Straßenschild
"Synagogengasse"  
     
Die "Jahrhundertplastik"  Loerrach Denkmal 211.jpg (75337 Byte) Loerrach Denkmal 212.jpg (85823 Byte)
  Die Symbolik "IX und XI"  
      
  Loerrach Denkmal 210.jpg (87763 Byte) Loerrach Denkmal 213.jpg (117918 Byte)
  Hinweise auf Ereignisse am 
"9. November"  
Hinweistafel auf den 
Künstler Bernd Göring  

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

März 2010: Die Geschichte Lörrachs in der NS-Zeit soll aufgearbeitet werden.   
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 3. März 2010 (Artikel): "Rückhalt für Studie über Nazi-Zeit in Lörrach
SPD und Grüne erwarten von wissenschaftlicher Aufarbeitung neue Erkenntnisse über die Regionalgeschichte zwischen 1933 und 1945..."  
   
Januar 2011: In Lörrach sollen nach dem Willen der Israelitischen Kultusgemeinde und der Stadt keine "Stolpersteine" verlegt werden    
Artikel von Nikolaus Trenz in der "Badischen Zeitung" vom 12. Januar 2011 (Artikel): 
"Gedenken - Keine Stolpersteine für Lörrach.  
In Lörrach wird es wohl keine Stolpersteine geben. Die Israelitische Kultusgemeinde ist dagegen, die Stadt schließt sich dieser Auffassung an..."     
   
Januar 2011: Das Hans-Thoma-Gymnasium setzt sich für die Verlegung von "Stolpersteinen" in der Stadt ein  
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 13. Januar 2011 (Artikel): "Hans-Thoma-Gymnasium will runden Tisch zu Stolpersteinen
Bernnat: 'Miteinander reden'. 
LÖRRACH
(ktz). Am Hans-Thoma-Gymnasium (HTG) will man die ablehnende Haltung im Rathaus und bei der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Lörrach nicht ohne Weiteres hinnehmen..."   
   
Hinweis: TV-Beitrag zur Diskussion um die "Stolpersteine" in Freiburg bei TV-Suedbaden.de.   
  
April 2011: Neue Gedenkstele   
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 7. April 2011 (Artikel): "Namen gegen das Vergessen
Stele erinnert an die Deportation von Lörracher Juden / Standort markiert jüdisches Leben..."  
   
Mai 2011: Der aus Lörrach stammende Rabbiner Max Selinger besucht die Heimat seiner Kindheit  
Artikel von Claudia Gabler in der "Badischen Zeitung" vom 19. Mai 2011 (Artikel): "Er kommt zurück ohne Zorn
Rabbiner Max Selinger besucht seine Heimatstadt Lörrach gern – trotz allem Leid, das er erfuhr..."  
    
Oktober 2011 bis Januar 2012: Ausstellung "Vor aller Augen"  
Loerrach Ausst 2011a.jpg (116024 Byte) "Vor aller Augen"  -  Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums. 
Fotografien aus Lörrach Oktober / November 1940. 
25. Oktober 2011 - 8. Januar 2012   täglich 10 - 20 Uhr.  
Eine Ausstellung der Stiftung Topographie des Terrors und des Stadtarchivs Lörrach.  
Völlig neu bearbeitete Übernahme der Präsentation 
"Vor aller Augen" - Deportation der Lörracher Juden des Stadtarchivs Lörrach. 2010.  
Zur Ausstellung liegt eine illustrierte Begleitpublikation vor: 
Andreas Nachama und Klaus Hesse (Hrsg.) "Vor aller Augen" - Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums. Fotografien aus Lörrach 1940. Berlin 2011. Henrich & Henrich  
Mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des Regierenden Bürgermeisters von Berlin  Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten.  
Stiftung Topographie des Terrors
. www.topographie.de  
Loerrach Ausst 2011b.jpg (143331 Byte) Die in der Sonderausstellung gezeigten Bildserien mit insgesamt 42 Fotografien der Deportation von Juden in Lörrach am 22. Oktober 1940 sowie der Versteigerung von Hausrat aus ihren Wohnungen, wenige Wochen nach diesem öffentlichen Verbrechen, stellen eine erschütternde visuelle Dokumentation dar. Für beide Serien sind die originalen Negative des Fotografen, eines Kriminalpolizeibeamten, erhalten. Wegen der nur spärlichen schriftlichen Überlieferung zum Geschehen kommt den visuellen Quellen besondere Bedeutung zu, obwohl sie aus der Perspektive der Täter und in deren Auftrag entstanden. Sie belegen organisatorische Details dieses Verbrechen wie die Sammlung und den Transport der Opfer. Und sie vermögen in großer Unmittelbarkeit atmosphärische Aspekte des Geschehens, die Facetten der Sozialgeschichte dieses einen unter so vielen NS-Verbrechen beleuchten, zu belegen. Haben sie doch im Bild aufbewahrt, wer auf Seiten der Täter beteiligt war, aber auch, dass dieses Verbrechen teilweise öffentlich, vor den Augen vieler Zuschauer stattfand. Die Fotos der Versteigerungen belegen zudem den starken Publikumsandrang zu den Auktionen des Eigentums der Deportierten und damit die ungeheuerliche Indifferenz erschreckend vieler Deutscher gegenüber dem Schicksal der Juden." 
Den Flyer zur Ausstellung als pdf-Datei.   Weitere Informationen auf der Seite des Museums am Burghof in Lörrach      
 
Mai 2012: Anregung zur Verlegung von "Stolpersteinen" für nicht-jüdische Opfer in Lörrach 
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 22. Mai 2012: "Grüne fordern 'Stolpersteine' als Reaktion auf Studie. Fraktion möchte Vorbehalte der Israelitischen Kultusgemeinde respektieren und an nichtjüdische Opfer erinnern..."  
Link zum Artikel mit Kommentar zum Artikel     
 
November 2013: Christlich-jüdische Gedenkstunde zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 sowie Überlegungen zur Erinnerungskultur in der Stadt   
Sachor – Gedenken ist eine Pflicht (veröffentlicht am Do, 31. Oktober 2013 auf badische-zeitung.de) 
Erinnerung an das dunkelste Kapitel (veröffentlicht am Mo, 11. November 2013 auf badische-zeitung.de)   
Gedenken ja – aber in welcher Form? (veröffentlicht am Mi, 04. Dezember 2013 auf badische-zeitung.de)   
 
November 2017: Gedenkstunde zum Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Artikel in "Die Oberbadische" vom 2. November 2017: "Lörrach. Pogromnacht: Spurensuche und Mahnwache
Lörrach. 'Spurensuche – Pogromnacht in Lörrach' lautet der Titel der nächsten öffentlichen Stadtführung in Lörrach mit Gästeführer Alfred Drändle am Donnerstag, 9. November, um 17 Uhr. Treffpunkt ist an der Touristinformation Lörrach, Untere Wallbrunnstraße. Die Führung beginnt mit einem Besuch der neuen Synagoge. Auf der Suche nach Spuren und Hinweisen, die an jüdische Mitbürger und Einrichtungen erinnern, führt dieser Rundgang durch die Lörracher Innenstadt. Dabei werden vor allem die alte und neue Synagoge und das Schicksal der Familie Weil im Mittelpunkt stehen.
Preise: Erwachsene fünf Euro, Schüler/Studenten drei Euro, Familienkarte zwölf Euro (zwei Erwachsene und maximal drei Kinder). 
Mahnwache Zum Gedenken an die Zerstörung der alten Synagoge lädt die Stadt in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde zur Mahnwache um 19 Uhr in der Synagogengasse mit anschließendem Konzert im Davidsaal der neuen Synagoge ein. Alle Bürger sind dabei willkommen."  
Link zum Artikel   
  
Januar 2019: Die Israelitische Kultusgemeinde spricht sich für die Verlegung von "Stolpersteinen" aus 
Artikel von Sabine Ehrentreich in der "Badischen Zeitung" vom 8. Januar 2019: "Lörrach. Israelitische Kultusgemeinde spricht sich nun doch für Stolpersteine aus.
Lörrach.
Es ist eine Wende in der Diskussion: Im Jahr 2012 nahm man in Lörrach noch Abstand, weil aus der Gemeinde Ablehnung kam – nun gibt es wohl andere Voraussetzungen.
Die Israelitische Kultusgemeinde hat sich in ihrer Gemeindeversammlung dafür ausgesprochen, dass in der Stadt so genannte Stolpersteine für Lörracher Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. Das bedeutet eine Wende: Als das Thema 2012 schon einmal angeregt wurde, initiiert vor allem von den Grünen, waren aus der Gemeinde noch ablehnende Signale gekommen. Daraufhin war das Thema in Lörrach nicht weiterverfolgt worden. Die Grünen hatten damals angeregt, die Quadrate im Boden wenigstens für die nichtjüdischen Opfer zu verlegen. Auch virtuelle Stolpersteine mit Informationen im Netz waren damals von Grünen und SPD angeregt worden. Realisiert wurde das bisher nicht. Nun aber sind die Vorzeichen andere.
Vorteile liegen laut Flomenmann auf der Hand. In der Gemeindeversammlung seien jetzt Vor- und Nachteile diskutiert worden, sagt Rabbiner Moshe Flomenmann auf Nachfrage der Badischen Zeitung. Die Ablehnung wird meist damit begründet, dass diese Steine im Wortsinn mit Füßen getreten werden oder dass sie schon Opfer von Vandalismus wurden. Doch die Vorteile, sagt Flomenmann, lägen auf der Hand. Die Gedenktafeln erinnern an konkrete Lebensorte und machen die ganze Dimension der Verfolgung deutlich. Allerdings sei man dafür, das Gedenken nicht auf diese europaweit verbreiteten Stolpersteine zu verengen, sondern sie in andere Formen der Erinnerungskultur einzubinden, wie sie in Lörrach derzeit diskutiert werden. Flomenmann selbst war nie ein Gegner der Stolpersteine. Nun freue er sich über das zustimmende Votum, sagt er. Das sei "eine gute Wende" und ein 'neuer Impuls'. Er hofft nun, dass sich Schulklassen und Bürger in den Prozess einbringen. Die virtuellen Stolpersteine allein, die Einzelschicksale im Internet darstellen, hätte er nicht befürwortet, aber eine Ergänzung könne das sein.
Thema für den Gemeinderat. Für Sonja Raupp, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Kultur und Tourismus, wirft das Votum der Israelitischen Kultusgemeinde 'ein neues Licht auf das Thema'. Das werde nun einfließen in die Diskussion über die Erinnerungskultur in Lörrach, die seit einigen Monaten laufe und in die auch eine Bürgergruppe eingebunden sei, die sich mit den Stolpersteinen befasse. Auch Moshe Flomenmann gehört zum Kreis derer, die sich mit der Erinnerungskultur beschäftigen. Auf jeden Fall seien die Stolpersteine ein Thema für den Gemeinderat, so Sonja Raupp. Dass die Israelitische Kultusgemeinde die Gedenkform nun befürwortet, findet Grünen-Stadtrat Gerd Wernthaler 'eine tolle Sache'. Er hatte sich bereits vor Jahren sehr für das Projekt eingesetzt. Nun müsse man genau schauen, wie das umgesetzt werden könne. Auch er denkt daran, Schulen einzubinden, aber er hält auch Patenschaften für denkbar. In jedem Fall sei das Verlegen der Quadrate ein Prozess – sie kämen nach und nach und könnten auch ergänzende Forschungen zu einzelnen Schicksalen anregen."   
Link zum Artikel   
 
Januar 2019: Informationsabend zum Thema "Stolpersteine"  
Artikel in "Die Oberbadische" vom 29. Januar 2019: "Lörrach: Infos zu den 'Stolpersteinen'
Lörrach -
Am Mittwoch, 6. Februar, findet um 19 Uhr in der Käppelestraße 17 eine Info-Veranstaltung zum Thema 'Stolpersteine' statt. Impulse geben Moshe Flomenmann, Landesrabbiner von Baden, Markus Moehring, Leiter des Dreiländermuseums, und Markus Hofmann, Initiative Stolpersteine. Ziel sei es, eine lebendige Erinnerungskultur in Lörrach zu fördern und Zeichen zu setzen: durch Begegnungen zwischen Generationen und Religionsgemeinschaften. Seit 1996 sei das europäische Kunstprojekt 'Stolpersteine' eine im Alltag erlebbare Form des Erinnerns, die auf überprüfbaren Fakten basiere. In 20 Jahren habe Gunter Demnig rund 70.000 Stolpersteine in 1265 Gemeinden sowie in 23 weiteren Ländern verlegt, so die Veranstalter. Die Entscheidung der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach vom 20. Dezember 2018, sich an diesem größten KulturDenkmal Europas zu beteiligen und die Verlegung von Stolpersteinen zu unterstützen, ermögliche es nach rund zehn Jahren Diskussion nun auch in Lörrach, Stolpersteine zu verlegen. Angedacht sei, im Zentrum Stolpersteine zu platzieren, um heute den vertriebenen und ermordeten Bürgern 'unserer Stadt in Würde zu gedenken:' jüdische und nicht-jüdischen Menschen, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Infos erteilt Markus Hofmann, Mail: hofmann@stolpersteine-in-loerrach.de." 
Link zum Artikel   
vgl. Artikel von Dora Schöls im "Südkurier" vom 8. Februar 2019: "Stolpersteine sind für Lörrach umstritten. Bei einer ersten Vorstellung des Konzepts für Stolpersteine wird emotional und kontrovers diskutiert..."  
Link zum Artikel   
 
Februar 2019: Rundgang mit der "Arbeitsgruppe für Erinnerungskultur" auf den Spuren der jüdischen Geschichte 
Artikel von Regina Ounas-Kräusel in "Die Oberbadische" vom 11. Februar 2019: "Lörrach Geschichte erlebbar machen
Lörrach
- Die Arbeitsgruppe für Erinnerungskultur beschäftigte sich am Freitag bei ihrem Treffen im Dreiländermuseum mit dem Nationalsozialismus und dem Leben der Juden in Lörrach. Der kommissarische Leiter des Stadtarchivs Jürgen Schaser und der Lokalhistoriker Ulrich Tromm stellten ihre Recherchen für einen Rundweg über das Leben der Juden in Lörrach vor. Die Stadtverwaltung will ein Erinnerungskonzept entwickeln, das die vielfältige Geschichte Lörrachs erlebbar macht. Auf dem Rundweg zum Leben der Juden soll der Standort der alten Synagoge an der Synagogengasse beim Marktplatz eine zentrale Rolle spielen. Das Gotteshaus wurde in der Reichspogromnacht 1938 zerstört. An der neuen Synagoge in der Rainstraße soll die Neugründung der jüdischen Gemeinde in Lörrach thematisiert werden. Außerdem soll der Rundweg an jüdische Geschäfte erinnern, die bis zur Vertreibung ihrer Besitzer zu Lörrach gehörten, zum Beispiel an die Metzgerei Beck und das Schuhhaus Bodenheimer (Teichstraße), das Kaufhaus Knopf (Basler Straße), das Textilhaus Erreich (Turmstraße) und das Möbelhaus Pistiner. Auch der alte jüdische Friedhof soll Teil des Rundwegs werden. Die Recherchen für den Rundweg sind noch nicht abgeschlossen. Doch Schaser und Tromm berichteten von weiteren Orten, an denen es Spuren jüdischen Lebens gibt. Im Haus Turmstraße 15 würden Mauern im Keller auf ein jüdisches Ritualbad hindeuten. Die Adresse Grabenstraße 15 tauche auffallend oft in Anfragen zum Schicksal ehemaliger jüdischer Bürger auf, berichteten sie. Tromm hatte außerdem in Karteikarten von der Rettungsaktion '300 Kinder' der Schweizer Behörden Namen aus der Grabenstraße 15 entdeckt. Um mehr über die Schicksale früherer jüdischer Bürger zu erfahren, knüpfen die Geschichtsforscher auch Kontakte zu deren Nachfahren. So erfuhr Tromm vom schweren Schicksal des letzten Gemeindevorstehers durch eine Nachfahrin, die nach Lörrach kam. Er musste die letzten Geschäfte der Gemeinde im Sinne der Nationalsozialisten abwickeln. Museumsleiter Markus Moehring schlug vor, auch den Engelplatz einzubeziehen, weil auf dem Viehmarkt einst Juden als Viehhändler tätig waren. Sonja Raupp vom Fachbereich Kultur und Tourismus der Stadt wollte den Alltag der Juden und die Neugründung der jüdischen Gemeinde stärker thematisieren.
Markus Hofmann von der Initiative 'Stolpersteine' empfahl, die heutige jüdische Gemeinde in die Gestaltung des Rundwegs einzubeziehen. Peter Jensch wollte nachforschen, wer die Gebäude vertriebener jüdischer Eigentümer übernommen hat. Tromm warnte allerdings davor, in solchen Fällen Bewertungen vorzunehmen. Private Restitutionsverfahren seien sehr kompliziert." 
Link zum Artikel 
Weiterer Artikel von Regine Ounas Kräusel in der "Weiler Zeitung" vom 11. Februar 2019: "Eile und Polarisierung vermeiden..."
Link zum Artikel 
 
September 2019: Im Herbst 2020 könnten in Lörrach die ersten "Stolpersteine" verlegt werden  
Vgl. bereits Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 10. Juli 2019: "Bei den Stolpersteinen ist ein nächsten Schritt erreicht...
Link zum Artikel  
Artikel von Joshua Kocher in der "Badischen Zeitung" vom 22. September 2019: "Erinnerung. Im Herbst 2020 könnten in Lörrach erste Stolpersteine verlegt werden
Lörrach. Wie soll Lörrach künftig mit seiner Vergangenheit umgehen? Eine Arbeitsgemeinschaft hat erste Vorschläge veröffentlicht. Es könnte einen Rundweg und einen zentralen Gedenkort geben – und Stolpersteine.

Ein Rundweg mit zwölf Stationen, ein zentraler Gedenkort, Stolpersteine und ein Buch über die Zeit des Nationalsozialismus: Die Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur hat am Donnerstag im Hauptausschuss ihre Vorstellungen zur künftigen Erinnerungskultur in Lörrach vorgestellt. Einen großen Teil nimmt die Zeit des Nationalsozialismus ein, es sollen aber auch weitere Epochen der Stadtgeschichte beleuchtet werden.
Als zentrale Erinnerungsform an Momente und Menschen der Lörracher Geschichte hätten sich thematische Rundwege herauskristallisiert, schreibt Lars Frick, Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus, in der Beschlussvorlage. Die Rundwege sollen zehn bis zwölf Stationen mit Übersichtstafeln haben. Dabei soll es unter anderem um Lörrach als politisches Zentrum der Region gehen, aber auch um Industriekultur, jüdisches Leben oder um Künstlerinnen und Künstler. Einen Großteil der Beschlussvorlage nimmt jedoch das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus (NS) ein.
'Die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in Lörrach ist auf einem guten Weg, aber sie ist noch längst nicht abgeschlossen', schreibt Frick. Der Freiburger Historiker Robert Neisen hat sich zwar intensiv mit der NS-Geschichte in der Stadt auseinandergesetzt – seine Forschungsergebnisse sollen im 200-seitigen Lörracher Heft veröffentlicht werden. Dennoch sollen weitere Forschungen angestrebt und die Zusammenarbeit mit den Schulen intensiviert werden. Auch zur NS-Zeit soll es einen beschilderten Rundweg zu wichtigen Erinnerungsorten geben. Solche wären unter anderem das ehemalige Bezirksgefängnis in der Bahnhofstraße, das Hebeldenkmal, der Neue Marktplatz, die Villa Aichele und das ehemalige Kaufhaus Knopf.
Kommission soll Gedenkort ausfindig machen. Außerdem solle ein zentraler Gedenkort aufgebaut werden. Wo, ist noch unklar. Zur Wahl könnten zum Beispiel der Neue Markt, der Soldatenfriedenhof oder der Aichele-Park stehen. Eine Findungskommission soll Ort, Form, Auftragnehmer, Kostenrahmen und künftigen Umgang klären. Im Herbst 2020 sollen zudem die ersten Stolpersteine in der Stadt verlegt werden. Organisieren und steuern soll das Projekt die Verwaltung. Um zu bestimmen, welchen Personen ein solcher Gedenkstein gewidmet wird, soll ein Beirat eingerichtet werden. Im Hauptausschuss wurde dieses Konzept fast durchweg außerordentlich gut aufgenommen. Die Stadträte empfahlen dem Gemeinderat den Beschluss am kommenden Donnerstag. Ein paar Fragen warfen die Gemeinderäte aber auf. Tanja Reinhardt-Albiez (Grüne) fragte, was mit aus der Zeit gefallenen Denkmälern (Hindenburg und 'Türkenlouis' auf dem Tüllinger) geschehe. Ulrich Lusche (CDU) kritisierte, dass die Stolpersteine nur von einem Künstler angefertigt werden dürfen. Günter Schlecht (SPD) forderte, der Umgang mit NS-Ehrenbürgern und belasteten Straßennamen müsse geregelt werden. Außerdem kritisierte er die Idee der Stolpersteine scharf. Es sei keine verantwortungsvolle Gedenkform, da die Opfer mit Füßen getreten und dem Straßenschmutz ausgesetzt würden. Jörg Müller (Freie Wähler) befürchtete, dass die Stolpersteine zu Pilgerstätten für muslimische Einwanderer mit antijüdischen Tendenzen werden könnten.
werden."
Link zum Artikel 
Weiterer Artikel zur Thematik in der "Weiler Zeitung"/"Markgräfler Tagblatt" vom 18. September 2019: "Lörrach. 'Welche Erinnerung wollen wir?*..."
Link zum Artikel   
 
Februar 2020: Im Herbst sollen die ersten Stolpersteine verlegt werden - Ausschreibung zur Verlegung der Stolpersteine  
Artikel in Regiotrends.de vom 10. Februar 2020: "Ausschreibung zur Verlegung von Stolpersteinen in Lörrach - Vorschläge aus der Bürgerschaft erbeten
Der Gemeinderat der Stadt Lörrach hat in seiner Sitzung vom 26. September 2019 beschlossen, ein Beiratsverfahren zur Verlegung von Stolpersteinen durchzuführen. Mit der Durchführung des Verfahrens wurde die Stadtverwaltung beauftragt. Hierzu wurde ein Beirat zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Lörrach (im Folgenden Beirat) eingerichtet, der sich laut Gemeinderatsbeschluss aus Vertretern der Verwaltung, der Gemeinderatsfraktionen und der Zivilgesellschaft zusammen.
Die erste Sitzung des Beirats fand am 17. Januar 2020 auf Einladung des Fachbereichs Kultur und Tourismus statt. Teilgenommen haben: Hubert Bernnat (Fraktion SPD), Axel Hüttner (Pfarrer a.D., Grenzach-Wyhlen), Hannah Wind und Roger Huber (Schülerinnen und Schüler), Andreas Lauble (Stadtarchiv), Lars Frick (Fachbereich Kultur und Tourismus). Verhindert waren die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Fraktionen. Der Beirat hat in seiner ersten Sitzung das Prozedere sowie die Kriterien zur Antragstellung festgelegt. Der Ablauf sieht vor, dass ab sofort Anträge von Initiativen zur Verlegung von Stolpersteinen eingereicht werden können. Die vollständigen Anträge sollen bis zum 28. Februar an den Fachbereich Kultur und Tourismus adressiert und dann durch die Mitarbeiter des Stadtarchivs geprüft werden. Im Frühsommer wird der Beirat in einer zweiten Sitzung über die konkreten Vorschläge zur Verlegung von ersten Stolpersteinen in Lörrach entscheiden. Der Fokus der Beurteilung liegt auf einer würdigen und feierlichen Zeremonie, zu der möglichst auch Angehörige eingeladen werden können. Auch wurde festgelegt, dass es in diesem Jahr bei einer überschaubaren Anzahl von Verlegungen bleiben soll. Die konkrete Zahl wird sich erst aus den Ergebnissen der Prüfung ergeben. Vollständig ausrecherchierte Anträge, die in diesem Jahr nicht realisiert werden können, werden für eine Verlegung in den kommenden Jahren berücksichtigt. Das Projekt 'Stolpersteine in Lörrach' soll in jedem Fall ein auf Dauer angelegtes Projekt sein. Es geht nicht darum in kurzer Zeit möglichst viele Stolpersteine zu verlegen. Vielmehr soll mit den regelmäßigen Verlegungen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Lörrach immer wieder thematisiert werden. Bürgerinnen und Bürger, die konstruktive Vorschläge zur Verlegung von Stolpersteinen haben, können sich gerne an den städtischen Fachbereich Kultur und Tourismus wenden. Dort erhalten sie die Ausschreibung, die zugrundeliegenden Kriterien und Informationen zum weiteren Ablauf. Die Informationen zur Ausschreibung sind zudem unter www.loerrach.de/stolpersteine einsehbar.
Verlegung von Stolpersteinen in Lörrach 2020 - Ausschreibung
Der Beirat zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Lörrach ist durch den Gemeinderat beauftragt worden die Verlegung von Stolpersteinen in Lörrach zu begleiten, zu koordinieren und eine Auswahl der zu verlegenden Stolpersteine festzusetzen. Hierzu erbittet der Beirat Vorschläge aus der Bürgerschaft, an welchen Orten für welche Personen, die unmittelbar durch die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes in Lörrach zu Opfern geworden sind, Stolpersteine verlegt werden sollen. Die Vorschläge sollen folgende Angaben inklusive ausreichender Dokumentation (Kopie der Quelle und Quellenverweis) beinhalten:
- vollständige Namen und Adressen der betroffenen Personen
- Lebensdaten der betroffenen Personen (Geburts- und Sterbejahr, Geburtsort und Hauptwohnsitz zum Zeitpunkt der Tat)
- Art des Verbrechens beziehungsweise Todesursache (ermordet, deportiert, Tod im Konzentrationslager o.ä.) und vorgebliche Begründung des Verbrechens (Religion, Politik, Krankheit o.ä.)
- Lebenslauf beziehungsweise kurzer Lebensbericht (circa 1 Din-A 4 Seite)
- Fotos, Bildmaterial, Zeugnisse, sonstige Belegdokumente (in Kopie mit Quellenangabe)
- Nachweis über mögliche Nachfahren und bestehende Kontakte zu diesen
- Angaben zur Finanzierung des jeweiligen Stolpersteins (Kosten: 120 Euro pro Stolperstein)
Es werden zudem nur Vorschläge umgesetzt, die den hier aufgeführten Kriterien zur Verlegung von Stolpersteinen in Lörrach entsprechen, die der Gemeinderat am 26. September 2019 verabschiedet hat.
Kriterien zur Verlegung von Stolpersteinen in Lörrach
1. Stolpersteine in Lörrach werden für Menschen verlegt, deren Lebensmittelpunkt Lörrach war, die unter dem nationalsozialistischen Herrschaftssystems sehr unmittelbar gelitten haben und deren Lebens- und Leidensweg ausreichend gut dokumentiert ist.
2. Stolpersteine in Lörrach werden nicht verlegt, wenn direkte Nachfahren der Opfer sich explizit gegen eine Verlegung aussprechen.
3. Stolpersteine werden nicht verlegt oder nachträglich entfernt, wenn ausreichend dokumentiert ist, dass die gewürdigten Personen in ihrem Leben und Wirken den Grundsätzen der Lörracher Erinnerungskultur widersprochen haben bzw. dass sie nicht nur Opfer sondern auch Täter waren.
4. Stolpersteine in Lörrach werden nach einer ausreichenden Prüfung der historischen Dokumente verlegt, aus denen eindeutig hervorgeht, dass die unter 1 genannten Kriterien erfüllt sind. Diese historischen Dokumente und Quellen sind durch bürgerschaftliche Initiativgruppen zu recherchieren und in aufbereiteter Form dem Stadtarchiv vorzulegen. Die Prüfung erfolgt durch Mitarbeiter*innen des Stadtarchivs oder durch Historiker*innen, die vom Stadtarchiv beauftragt werden.
5. In Lörrach verlegte Stolpersteine enthalten kein Vokabular, das sich eindeutig auf die Ideologie des Nationalsozialismus bezieht und welches aus heutiger Sicht nur mit Erklärungen verständlich wird. Begrifflichkeiten wie 'Volksschädling', 'Rassenschande' oder ähnliche bedürfen einer ausführlichen historischen Erklärung, die aber auf dem kleinen Format eines Stolpersteins nicht umgesetzt werden kann.
6. Die geprüften Empfehlungen werden durch den Beirat zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus begutachtet und genehmigt. Nur in strittigen Fällen übergibt der Beirat dem Gemeinderat die Entscheidung mit einer begründeten Beschlussempfehlung.
Die Vorschläge können bis spätestens 28. Februar 2020 an folgende Stelle gerichtet werden:
Stadt Lörrach – Fachbereich Kultur und Tourismus - Lars Frick - Basler Straße 170 79539 Lörrach   E-Mail: l.frick@loerrach.de"
Link zum Artikel 
 
Juni/September 2020: Im September werden die ersten "Stolpersteine" verlegt   
Pressemitteilung der Stadt Lörrach vom 23. Juni 2020 (auszugsweise zitiert aus Regiotrends.de): "Erste Stolpersteine in Lörrach werden verlegt (24. September) - Opfer des Nationalsozialismus soll gedacht werden
Die Stadt Lörrach wird gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig am Donnerstag, 24. September, die ersten Stolpersteine in Lörrach verlegen. Am Vorabend wird der Künstler persönlich das europaweite Gedenkprojekt 'Stolpersteine' vorstellen und sich anschließend Zeit nehmen, um Fragen zu beantworten...
In Lörrach hatte sich ursprünglich die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) gegen Stolpersteine für jüdische Opfer ausgesprochen. Daher wurde für die jüdischen Opfer in der Teichstraße eine Gedenkstele errichtet. Auch folgte der Lörracher Gemeinderat dieser Haltung und sprach sich generell gegen Stolpersteine aus. Seit 2018 gab es eine neue Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen und auch in der jüdischen Gemeinde kam es zu einem Umdenken, sodass auf Antrag der Verwaltung der Gemeinderat im September 2019 der Verlegung von Stolpersteinen grundsätzlich zugestimmt hat. Unter Federführung des städtischen Fachbereichs Kultur und Tourismus hat sich seit Januar 2020 ein Beirat zusammengefunden, der über die Aktivitäten zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus entscheidet. Dieser Beirat hat sich für die Verlegung von ausgewählten Stolpersteinen an wenigen Orten ausgesprochen. Eine möglichst große Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen Opfergruppierungen war dem Beirat wichtig. Das Verlegen von Stolpersteinen soll auch in Lörrach als ein dynamischer Prozess angegangen werden, der die Stadt in den kommenden Jahren begleiten wird. Daher werden auch weiterhin Anträge auf Verlegung von Stolpersteinen vom Fachbereich Kultur und Tourismus entgegengenommen. Dem Beirat wurden Anfang des Jahres zwei umfängliche Anträge mit insgesamt 19 Opferpersonen an sechs unterschiedlichen Orten eingereicht. Diese Anträge wurden im Stadtarchiv auf Vollständigkeit geprüft. Schließlich hat der Beirat für dieses Jahr acht Personen ausgesucht, die an drei verschiedenen innerstädtischen Orten gelebt haben. Darunter befindet sich auch die Familie Denz, deren Schicksal als Zeugen Jehovas schon durch verschiedene Veröffentlichungen dokumentiert ist. Beide Anträge auf Verlegung konnten durch die Entscheidung des Beirats berücksichtigt werden. Für dieses Jahr wurde gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig die Verlegung der ersten acht Stolpersteine in Lörrach für den 24. September vereinbart. Die Verwaltung ist aktuell in ersten Gesprächen mit den Eigentümerinnen und Eigentümern der Gebäude, vor denen Stolpersteine verlegt werden sollen. Sobald die weiteren organisatorischen Schritte geklärt sind, können auch diese Namen und Orte öffentlich gemacht werden. Oberbürgermeister Jörg Lutz betont, dass die Stolpersteine ein Signal in zwei Richtungen darstellen: 'Für mich ist die Verlegung erster Stolpersteine in Lörrach ein überaus wichtiges Signal an die Nachfahren der Opfer. Wir zeigen ihnen deutlich: eure Vorfahren sind nicht vergessen und wir werden nie vergessen, was ihnen angetan wurde. Aber es ist auch ein Signal an diejenigen Menschen, die heute versuchen den Nationalsozialismus zu relativieren. Dem treten wir als Stadtgesellschaft in aller Entschiedenheit entgegen.' Am Vorabend der Verlegung, am Mittwoch, 23. September, wird es im Hebelsaal des Dreiländermuseums einen Vortrag von Gunter Demnig zum Projekt 'Stolpersteine' geben. Der Künstler berichtet persönlich über den bisherigen Verlauf des Projektes, über seine Beweggründe und über seine Erfahrungen aus gut 20 Jahren Stolpersteinen."   
Link zum Artikel   

  
   

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Stadt Lörrach hier auch spezielle Informationsseiten: über Suchfunktion "Synagoge" oder "1940" oder "Gurs"  u.a.m. eingeben. 
bulletWebsite der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach https://ikgloerrach.de/   
bulletWebsite der Initiativgruppe "Stolpersteine in Lörrach": https://www.stolpersteine-in-loerrach.de/     
bulletInformationen in der Website des Landeskreises Lörrach zur "Jahrhundertplastik"  
bulletWebsite des Künstlers der "Jahrhundertplastik" (Bernd Goering)  
bulletWebsite von Ramon Weber (Hamburg) mit Informationen zur jüdischen Ahnenforschung in Lörrach www.juedische-ahnenforschung-ikg-loerrach.de  
Pressebericht zur Arbeit von Ramon Weber zur jüdischen Ahnenforschung in Lörrach in der "Badischen Zeitung" vom 29. Mai 2013: "Ramon Weber erstellt eine besondere Homepage für die jüdische Gemeinde Lörrach" (eingestellt als pdf-Datei).   

Quellen:       

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Lörrach 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv Freiburg) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Lörrach sind vorhanden:    
J 386 Bü. 360 Lörrach Chronik des alten und neuen Friedhofs 1895 - 1937, Lageplan der Gräber in der Brombacher Straße, Predigt  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445968    
In Freiburg sind vorhanden:     
L 10 Nr. 2659  Lörrach Israelitische Gemeinde Geburtenbuch 1826 - 1848  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486752   
L 10 Nr. 2660  Lörrach Israelitische Gemeinde Geburtenbuch 1849 - 1859  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486753   
L 10 Nr. 2661  Lörrach Israelitische Gemeinde Geburtenbuch 1860 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486754   
L 10 Nr. 2662  Lörrach Israelitische Gemeinde Heiratsbuch 1826 - 1848   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486755   
L 10 Nr. 2663  Lörrach Israelitische Gemeinde Heiratsbuch 1849 - 1859   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486756   
L 10 Nr. 2664  Lörrach Israelitische Gemeinde Heiratsbuch 1860 - 1869   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486757    
L 10 Nr. 2665  Lörrach Israelitische Gemeinde Sterbebuch 1826 - 1848    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486758    
L 10 Nr. 2666  Lörrach Israelitische Gemeinde Sterbebuch 1849 - 1859    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486759    
L 10 Nr. 2667  Lörrach Israelitische Gemeinde Sterbebuch 1860 - 1869    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486760   
L 10 Nr. 2668  Lörrach Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1728 - 1869 (Familienbuch)  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-486761         
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Lörrach" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind zum alten Friedhof 39 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos), zum neuen Friedhof 157 Grabsteine (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 60 finden sich zum alten und neuen Friedhof Lörrach Belegungsplan, Belegungslisten, Dokumentation Grabstein 1 bis 157   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1896465        

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 181-184. 
bulletJulius Wilhelm: Der Lörracher Judenfriedhof von 1670. 1932.  
bulletGerhard Moehring: Der Lörracher Judenfriedhof, in: Unser Lörrach (1970) S. 65-70. 
bulletFlora Selinger: Marie Beck – ein Lörracher Schicksal, in: Unser Lörrach (1975) S. 163-174. 
bulletAlfred Bloch: Die Geschichte der Lörracher Juden, in: Unser Lörrach (1979) S. 22-57 (1.Teil 1650-1756), (1980) S. 85-178 (2.Teil 1756-1848), (1981) S. 95-159 (3.Teil 1848-1922). 
bulletJulia Güttes: Die Judenemanzipation in Baden und die Folgen für die Lörracher Judengemeinde. Schriftenreihe Museum am Burghof. 1984.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 367-370.    
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 
bullet Klaus Hesse, Andreas Nachama (Hrsg.): 'Vor aller Augen'. Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums. Fotografien aus Lörrach 1940. Englisch: 'In Plain sight'. The Deportation of the Jews and the auctioning of their Property. Photos from Loerrach 1940: Verlag Hentrich & Hentrich. Sprache: Deutsch, Englisch. 112 Seiten, Hardcover. 50 Abbildungen. ISBN: 978-3-95565-297-5 Erschienen: 2018. 25,00 €. 
Weitere Informationen  

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Loerrach  Baden. Jews first settled after the Thirty Years War (1618-48), enjoying freedom of trade and worship. There were non present in the late 17th century. A permament Jewish settlement developed during the 18th century with the arrival of Swiss refugees. In 1808 a synagogue was erected, with the community continuing to maintain a conservative posture in the era of religious reform. The Jewish population grew to 248 in 1875 (total 8,455). Thereafter it declined steadily with the exodus of the young. The Zionist became active in the 1920s. In 1933, 162 Jews remained, operating numerous business establishments. Emigration was stepped up as the process of "Aryanization" took hold. About two-thirds left by 1940. Community life was nonetheless maintained. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned, the two Jewish cemeteries were desecrated, and Jewish men were detained at the Dachau concentration camp. On 22 October 1940, 50 Jews were deported to the Gurs concentration camp; another 18 local Jews were sent to the camps from other places. In all, 30 were murdered in Auschwitz, while 19 survived the Holocaust. 
   
         

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

            

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020