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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Kleineicholzheim (Gemeinde Schefflenz,
Neckar-Odenwald-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Kraichgau gehörenden Kleineicholzheim bestand
eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1825 35 jüdische Einwohner (15,0 % von insgesamt 234 Einwohnern), höchste
Zahl um 1864 mit 107 Personen (über ein Drittel der damaligen Ortsbevölkerung),
1875 93 (32,7 % von 284), 1887 86, 1900 74 (33,2 % von 223), 1910 51 (23,8 % von
214). Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Handel mit Vieh, Pferden
und Textilwaren.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde in dem 1843 von einem jüdischen
Bewohner erworbenen ehemaligen Schloss der Grafen von Waldkirch ihre Synagoge
(s.u.), eine jüdische Konfessionsschule (bis 1876, danach Religionsschule) mit
einer Lehrerwohnung. Ein rituelles Bad lag am westlichen Ortsrand am Eberbach
(Gebäude ist erhalten und in Privatbesitz). Die Toten der Gemeinde wurden auf
dem jüdischen Friedhof
in Bödigheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit Großeicholzheim
- ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorsänger und Schochet tätig
war. Solange der Lehrer seinen Wohnsitz in Kleineicholzheim hatte (bis zur
Einweihung der neuen Synagoge in Großeicholzheim 1885), übernahm er hier auch
die Vorbeterdienste, danach wurde dieser Dienst durch ein Gemeindeglied übernommen.
Die Gemeinde wurde 1827 dem Rabbinatsbezirk Mosbach
zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Lissberger als
einer der sechs jüdischen Kriegsteilnehmer des Ortes. Auf dem Kriegerdenkmal
1914/18 in Kleineicholzheim und auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen
Friedhofs Bödigheim finden sich auch die Namen der Kriegsteilnehmer des Ersten
Weltkrieges.
Um 1924 gehörten noch 35 Personen zur jüdischen Gemeinde (13,6 % von
insgesamt 256 Einwohnern). Damals waren die Gemeindevorsteher Samuel Böttigheimer
III, Theodor Böttigheimer und Daniel Bär. Als Vorbeter war Samuel Böttigheimer
tätig. Lehrer Scheuermann aus Großeicholzheim unterrichtete die beiden
schulpflichtigen jüdischen Kinder in Religion. 1932 war Gemeindevorsteher Moses
Böttigheimer.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben im
Besitz jüdischer Familien sind bekannt: Textilgeschäft Max Bär (Seckacher
Straße 3), Vieh- und Pferdehandlung Moses Böttigheimer mit Gastwirtschaft
"Krone" (Odenwaldstraße 19), Metzgerei Samuel Böttigheimer
(Odenwaldstraße 7), Vieh- und Pferdehandlung Theodor Böttigheimer
(Odenwaldstraße 18), Gemischtwarenhandlung Malchen Lißberger (Odenwaldstraße
16), Gastwirtschaft "Engel", Inhaber Manuel Kahn (Seckacher Straße 1,
abgebrochen), Textilgeschäft Rosenstock (Seckacher Straße 2).
1933 lebten noch 28 jüdischen Personen in Kleineicholzheim. Trotz der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien sind zunächst nur einzelne der jüdischen Einwohner aus dem Ort
verzogen beziehungsweise ausgewandert. Der Großteil der nichtjüdischen
Einwohner blieb den jüdischen Einwohnern gegenüber freundlich gesonnen. Beim Novemberpogrom
1938 wurden die jüdischen Einwohner jedoch von auswärtigen SA-Leuten
misshandelt, die Inneneinrichtung der Synagoge und einige Wohnungen demoliert. 1939
emigrierten mehrere der jüdischen Einwohner in die USA und Argentinien. Die 15
letzten jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Von den in Kleineicholzheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben
nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem
und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Daniel Baer (1884),
Mathilde Baer geb. Lissberger (1889), Katharina (Käthe) Bravmann geb.
Lissberger (1892), Bernhard Böttigheimer (1886), Berta Böttigheimer (1873),
Elise Böttigheimer (1864), Elsa Böttigheimer (1890), Günter Böttigheimer
(1898), Israel Böttigheimer (1869), Mathilde Böttigheimer (1874), Selma Böttigheimer
(1890), Zilli (Cilli) Gutmann geb. Lissberger (1880), Julia (Julchen) Gutmann
geb. Böttigheimer (188), Hedwig Hirschfeld geb. Kaufmann (1879), Emanuel Kahn
(1870), Fanni Kahn geb. Kaufmann (1873), Mina Kahn geb. Lissberger (1882),
Ludwig Kaufmann (1886), Michael Lissberger (1878), Laura Lissberger (1886), Max
Lissberger (1888), Helene Mayer (1875), Lina Metzger (1884), Max Sinsheimer
(1884), Salomon Sinsheimer (1877). Auf dem jüdischen Friedhof
in Bödigheim ist eine Gedenktafel für acht der in der NS-Zeit umgekommenen
jüdischen Personen aus Kleineicholzheim vorhanden.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1847 (nur
für Kleineicholzheim) und 1876 /
1885 (gemeinsam mit Großeicholzheim)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 21. Juli 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei der israelitischen Gemeinde Kleineicholzheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Jahresgehalt von 135 fl., sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Mosbach zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1876:
"Auskündigung
einer Religions-Schulstelle. Die beiden vereinigten Religionsschulstellen
bei den israelitischen Gemeinden Groß- und Klein-Eichholzheim,
Rabbinatsbezirks Mosbach am Necker, Großherzogtum Baden, mit welchen ein
fester jährlicher Gehalt von 400 Gulden, ein jährliches Schulgeld von 2
Mark für jedes Schulkind, nebst freier Wohnung mit dem Wohnsitze in
Klein-Eichholzheim, sowie der Vorständer- und Schächterdienst mit den
davon abfließenden Gefällen verbunden ist, sind sofort zu besetzen.
Qualifizierte Bewerber werden andurch aufgefordert, ihre Zeugnisse über
ihre seitherige Lehrtätigkeit und ihren religiös-sittlichen Lebenswandel
anher einzusenden. Hierbei wird dem Bewerber schließlich bemerkt, dass er
sich auch einer Prüfung in den zur Versehung eines Religionsschuldienstes
erforderlichen Kenntnissen bei unterzeichneter Stelle zu unterziehen
habe.
Mosbach am Neckar (Baden). Das Großherzogliche Bezirksrabbinat: S. Weil." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1885:
"Auskündigung einer Religionsschul-Stelle.
Die
vereinigte Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle bei den
israelitischen Gemeinden Groß- und Kleineichholzheim, diesseitigen
Synagogenbezirks, mit dem Wohnsitze in Großeichholzheim, mit einem festen
Gehalte von 700 Mark und ca. 500
Mark angeblichen Gefällen pro anno ist mit dem 15. Juni dieses Jahres neu
zu besetzen. Qualifizierte Bewerber wollen ihre desfallsigen Meldungen
unter Anschluss amtlich beglaubigter Zeugnisabschriften über Befähigung
und sittlich religiöse Führung binnen vier Wochen portofrei anher
einsehenden.
Mosbach in Baden, 23. April 1883. Das Großherzogliche Bezirksrabbinat: S.
Weil." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Lazarus Lißberger (1895)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1895: "Kleineicholzheim.
Am 19. Ijar (= 13. Mai 1895) verschied nach kurzem Leiden der geachtete
hiesige Bürger Herr Lazarus Lißberger – er ruhe in Frieden –
im 89. Lebensjahr. Trotz seines hohen Alters war derselbe bis vor kurzer
Zeit gesund und rüstig, und genoss durch seinen Biedersinn und seine
Anspruchslosigkeit den ehrenhaftesten Ruf. Er lebte stets als
glaubenstreuer Jehudi, versäumte keinen Gottesdienst und hielt streng an
den Satzungen unserer alten und heiligen Wahrheit. Dabei war er ein
glühender Patriot und, wie er selbst ehemals Soldat war, so zeigte er
besonderes Interesse für die Entwicklung des Wehrstandes. Mehrere Militärvereine
und eine große Zahl von Jung und Alt fanden sich bei seinem Leichenbegängnisse
ein, um dem ältesten Ortsbürger die letzte Ehre zu erweisen. Der Präsident
des Militärvereins widmete dem Verstorbenen einen ehrenden Nachruf und
Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein von Mosbach sprach am Hause vor Abhang des
Leichenzugs, sowie am Friedhofe in Bödigheim würdige Worte zu Ehren des
Heimgegangenen, zum Troste der Hinterbliebenen und zur Aneiferung für die
Glaubensgenossen." |
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Ergänzendes Dokument zu Lazarus
Lißberger (1880)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die Postkarte geschäftlicher
Art an die "Herren Lißberger & Sohn" in Klein-Eicholzheim wurde versandt am
6. Februar 1880 aus Würzburg von der Fa. Gotthilf & Kastanienbaum. Der in
Berlichingen geborene Hermann
(ursprünglich Hirsch) Gotthilf gründete nach seinem Zuzug nach Würzburg
1877 zusammen mit Moritz (Moses) Kastanienbaum eine Lumpenhandlung - später
seine eigene Hadern- und Knochengroßhandlung. Moritz (Moses) Kastanienbaum
war der Gründer und Inhaber der "Haderngroßhandlung - später Rohprodukte M.
Kastanienbaum" in Würzburg. Quelle: Reiner Strätz: Biographisches
Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. S. 205
vgl.
https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/detailsinclude.php?global=;search;%2023366;;;1;;;;;;;;;;;;;;;alle;;;;;~ORDER~BY~Name,Vorname~;;;;;23366;1;ENDE
sowie
https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/detailsinclude.php?global=;search;25320
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Zum Tod von Karoline Lißberger (1896)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1896: "Kleineicholzheim,
im Tammus. Wieder ist eine Perle aus der Reihe der frommen Frauen dahingegangen. Frau Karoline Lißberger, eine wackere
Frau in des Wortes vollster Bedeutung ist am 13.
Siwan (= 25. Mai 1896) zum Grab gebracht worden. Sie, die so
viele Tränen durch ihre im Stillen geübten Wohltaten getrocknet, hat
trotz langem und schweren Krankenlager der Armen nicht vergessen. So hat
die Verblichene unter anderen wohltätigen Vermächtnissen, auch für den
Landesverein zur Erziehung israelitischer Waisen in Baden eine größere
Summe gestiftet mit der Bestimmung, dass jährlich an ihrem Todestage das
Kaddisch-Gebet für sie verrichtet werde. Ihren seligen Gatten, dessen in
diesen Blättern seinerzeit ehrenvoll gedacht wurde und den die fromme
Heimgegangene mit unendlicher Geduld und größter Aufopferung pflegte,
hat sie nur etwas länger als Jahresfrist überlebt. Unser verehrter
Bezirksrabbiner, Herr Dr. Löwenstein – sein Licht leuchte – in
Mosbach, hat in seiner an der Bahre
gehaltenen tief ergreifenden und tief empfundenen Predigt nach Anerkennung
ihrer vielen Vorzüge auf Letzteres hingewiesen mit den Worten:
'Die Geliebten und Holden in ihrem Leben, auch in ihrem Tode waren sie
nicht getrennt' (2. Samuel 1,23). Mögen ihresgleichen viele
Frau erstehen in Israel. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Amen." |
Zum Tod von Isaac Lißberger (1908)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1908: "Klein-Eicholzheim
(Baden), 30. Juli (1908). Am Erew Schabbat hat man in unserer
kleinen Gemeinde einen Mann zu Grabe getragen, der es verdient, auch in
diesen Blättern genannt zu werden. Herr Isaac Lißberger, der den
Seinigen nach längerem, schwerem Leiden im Alter von 61 Jahren durch den
Tod entrissen wurde, war ein guter pflichtgetreuer Jehudi. Trotz seiner
Leiden, die ihn seit Jahren an der Ausübung seines Berufes verhinderten,
versäumt er keinen Gottesdienst und keine gebotene Pflicht, so schwer ihm
auch dieses fiel. Mit gottergebener Geduld und Demut trug er jahrelang
seine Leiden ohne Klage, den Seinigen und allen, die ihn kannten, ein
leuchtendes Vorbild treuer Pflichterfüllung und gottgefälligen
Lebenswandels. Durch seinen verträglichen und friedlichen Charakter war
er eine Zierde der Gemeinde, die ihm ihr Vertrauen dadurch bewies, dass
sie ihn für lange Zeit in ihre Verwaltung wählte. Er war ein Freund und
Förderer edler und gemeinnütziger Bestrebungen und übte die edle
Pflicht der Wohltätigkeit in reichstem Maße. Bei der Beisetzung
sprach der Ortslehrer, Herr Scheuermann, in Vertretung des Rabbiners warm
empfundene Worte. Die Trauer der Familie brachte der Schwiegersohn, Herr
Lehrer Mayer in Niederhochstadt, zum Ausdruck. Am Grabe, auf dem Friedhof
in Bödigheim widmete Herr Lehrer Fleischmann als Vertreter der Chewra
Kadischa (Beerdigungs- und Wohltätigkeitsverein), der der
Dahingeschiedene seit langer Zeit angehörte, zu Herzen gehende
Abschiedsworte. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von J. Böttigheimer I und Rebecka
geb. Löwenstein (1910)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. August 1910: "Kleineicholzheim
(Baden). Die Eheleute J. Böttigheimer I. und Frau Rebekka geb. Löwenstein
feierten in voller körperlicher und geistiger Frische im Kreise ihrer
Kinder und Enkel die goldene Hochzeit. Das Jubelpaar erhielt u.a. von dem
Großherzoglichen Paare und der Kultusgemeinde Glückwünsche." |
Zum Tod von Emil Lißberger (1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1920: "Kleicheicholzheim
(Baden), 17. Oktober (1920). Nach kurzem schwerem Krankenlager starb in Würzburg
Herr Emil Lißberger, Inhaber der Fa. J. Lißberger und Sohn dahier. Mit
ihm verlor die Familie einen liebevollen, treu besorgten Gatten und Vater,
die Gemeinde einen strebsamen, tüchtigen Bürger und speziell die
israelitische Gemeinde ein Mitglied, das in selbstlosester Weise seine
Kraft in den Dienst der Allgemeinheit stellte. So versah er viele Jahre
hindurch das Amt eines Vorbeters und Baal
Tokea (Schofarbläser), bis ihn ein Leiden überfiel, das ihm die Ausübung
dieser Tätigkeit unmöglich machte. Trotz seines Gesundheitszustandes
stand er seinem Geschäfte in musterhafter Weise vor und alle Kreise, die
mit ihm in Berührung kamen, rühmten seine strenge Rechtlichkeit und
seinen geraden Sinn. Bei der Beerdigung, die in Höchberg
stattfand, sprach Herr Seminarlehrer Dr. Feinberg, indem er dem
unersetzlichen Verluste der Familie in beredten Worten Ausdruck gab. Möge
der Allgütige die trauernde Witwe und Tochter trösten. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod der aus Kleineicholzheim stammenden Minna Eisemann geb. Böttigheimer
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Binau
bei Mosbach (Baden), 20. Oktober (1928). In der Nacht zum Fest Hoschana
Rabba (Nacht zum 5. Oktober 1928) wurde im Alter von 82 Jahren Frau
Minna Eisemann geb. Böttigheimer, in die Ewigkeit abberufen. Aufgewachsen
in einer frommen Umgebung in Kleineicholzheim, war sie ihr Leben
lang erfüllt von jüdischem Fühlen und Denken. Besonders bedacht war sie
auf die religiöse Einstellung der Kinder und Enkelkinder. Trotz Abratens
ließ sie es sich nicht nehmen, am letzten Jom Kippur (24. September
1928) noch zu fasten. Ihr Heimgang bedeutet für die ohnehin kleine
Gemeinde einen besonderen Verlust, gehörte die Verstorbene doch noch zu
jenem alten Schlage der wirklich edlen, rechtschaffenen, echt jüdischen
Frauen. Die Beisetzung fand an 'Simchas Tora' (7. Oktober 1928) statt und
musste daher jede Klage und jeder Nachruf unterbleiben. Alle, die sie
kannten, werden aufrichtig sagen können, das Andenken einer Gerechten ist
zum Segen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Goldene Hochzeit von Samuel Böttigheimer und Hermine
geb. Fleischer (1937)
Mitteilung
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 27. Mai 1937: "Samuel
Böttigheimer und Frau Hermine geb. Fleischer (Klein-Eichholzheim/Baden)
feiern am 1. Juni ihre goldene Hochzeit."
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Eisenhandlung Heinrich Kaufmann
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: "Für
mein Eisenwaren-Geschäft, Samstags und Feiertage geschlossen, suche einen
Lehrling.
Eintritt nach Ostern. Heinrich Kaufmann, Eisenhandlung,
Kleineicholzheim in Baden." |
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Sigmund Kaufmann (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1901: "Lehrling
gesucht. Ein braver, fleißiger Junge für mein nach Sukkoth in Mosbach
(Baden) zu errichtendes Manufakturwaren-Geschäft unter günstigen
Bedingungen gesucht. Samstags und Feiertage geschlossen.
Selbstgeschriebene Offerten erwünscht
Sigmund Kaufmann, Kleineicholzheim,
Baden." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal
vorhanden. Nach dem Bericht des Synagogenrates Lazarus Lisberger vom 14. Juli
1843 fühlte die Gemeinde jedoch "schon längst das Bedürfnis eines
eigentlichen Synagogen-, Schul-, Lehrerwohnungs- und Badgebäude". 1843
sollte sich der Wunsch erfüllen. Damals stand das zunächst von einem jüdischen
Gemeindeglied erworbene ehemalige Schloss der Grafen von Waldkirch zum Verkauf
frei. Zwei Teile dieses Schlosses wurden von der jüdischen Gemeinde übernommen:
zum einen der neuere (untere) Teil des Schlossgebäudes samt eines dabei
liegenden Gartens, in dem sich auch ein Springbrunnen befand, den man zu einem
rituellen Bad umbauen wollte. Dieser Teil, den man als Schule mit Lehrerwohnung
nutzen wollte, kostete 1.960 Gulden. Zum anderen kaufte man zur Einrichtung der Synagoge
einen Teil des alten Schlossgebäudes (den Mittelteil) samt dem Garten, der mit
dem neuen Schlossgebäude zusammengebaut war, zu einem Betrag von 1.000 Gulden.
Synagogenrat Lazarus Lisberger betonte zwar, welch günstigen Kauf die jüdische
Gemeinde hierbei gemacht habe, dennoch war es innerhalb der jüdischen Gemeinde
nicht unumstritten. Bei einer Gemeindeversammlung sprachen sich 14 von 18
stimmberechtigten Gemeindegliedern für den Ankauf aus. Die anderen vier
meinten, dass die Gemeinde besser zum Preis von 3.000 Gulden eine neue Synagoge
gebaut hätte, wofür sogar schon ein Bauplatz vorhanden war. Beim Neubau wäre
man auf lange Jahre hinaus von Kosten für Reparaturen verschont geblieben; bei
einem alten Schlossgebäude müsse man immer mit solchen Kosten rechnen. Dennoch
setzte die Mehrheit der Gemeinde durch, dass die Gemeindeeinrichtungen 1844/45
in den beiden Teilen des Schlosses eingerichtet wurden. Im Herbst 1845 war der
Umbau abgeschlossen. Zur Finanzierung musste die Gemeinde ein Kapital von 1.500
Gulden aufnehmen, was von der Regierung des Unterrheinkreises genehmigt wurde.
In den folgenden Jahren hatte die Gemeinde tatsächlich immer wieder mit
Reparaturen des Gebäudes zu tun. So standen größere Reparaturen in den
1870er-Jahren an, bei denen unter anderem 1878 die Balken unter dem Betsaal
herausgenommen und durch neue Hölzer ersetzt werden mussten. Auch der
Speicherboden wurde damals neu hergestellt. Die jüdische Schule bestand
bis zur Auflösung der Konfessionsschulen bis 1876 im Schlossgebäude. Im oberen
Teil des Schlosses, der nicht der Gemeinde gehörte, wohnte bis vor 1914 eine jüdische
Familie.
Am 10. November 1938
wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von auswärtigen SA-Leuten völlig
demoliert. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war das ehemalige Schloss- und
Synagogengebäude von Mannheimer Familien, nach dem Friedhof von Flüchtlingsfamilien
bewohnt. Seit den 1950er Jahren ist das Gebäude völlig umgebaut worden, in
seiner Bausubstanz jedoch erhalten.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica",
E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Das ehemalige Schloss der
Grafen von Waldkirch |
Im Mittelteil des Schlosses
befand sich die Synagoge |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 4.9.2003;
die Fotos mit *
vom 11.5.2004) |
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Blick auf das
ehemalige Schlossgebäude. Der linke und mittlere Teil waren zugleich
der
ältere Teil des Schlosses. Der rechte Teil war ein späterer Anbau, in
dem bis
1876 die israelitische Konfessionsschule und die Lehrerwohnung
eingerichtet war. |
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Der Mittelteil
(ehemalige
Synagoge) |
Eine Gedenktafel wurde an
dem
der ehemaligen Synagoge
gegenüberliegenden Rathaus
angebracht* |
Blick vom Rathaus zum
ehemaligen Schloss
/ der Synagoge; die Gedenktafel ist links
zwischen den
Fenstern des
Erdgeschosses angebracht* |
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Das Gebäude der ehemaligen
Mikwe
am Eberbach, Nähe Odenwaldstraße
(Foto: W. Schumacher) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 156-157. |
| Siegfried Großkopf: Schefflenz in den vergangenen 50 Jahren, in: Edwin
Roedder
(Hg.), 774-1974 Gemeinde Schefflenz. 1974. S. 280-281. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 481-482. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Rudolf Landauer, Reinhart Lochmann: Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis. Herausgegeben vom Landratsamt NOK, 2008, ISBN: 978-3-00-025363-8. 200 S., 284 Fotos, 19,90 Euro. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kleineicholzheim Baden. Jews were
present from the first quarter of the 18th century and constituted a community
of 35 in 1825, purchasing a few sections of the local castle in 1843 to set up a
synagogue and community facilities. They numbered 93 in 1895 (total 284). In
1933, 28 remained, operating two department stores, two hotels, and a farm that
also served for pioneer training; all these operations were liquidated by 1938
under the Nazi economic boycott. Seven Jews emigrated to the U.S. in 1933-1938
and seven more after Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue and
Jewish homes were vandalized. Fifteen were deported to the Gurs concentration
camp on 22 October 1940; four survived.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|