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in Heidelberg
Heidelberg (Stadtkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert (bis
nach 1933)
Hier: Berichte aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Heidelberg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Die Texte wurden dankenswerterweise von Frau Susanne Reber, Mannheim,
abgeschrieben und mit ergänzenden Anmerkungen versehen.
Übersicht:
Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (sowie allgemeine Berichte)
Heidelberg - der "Sammelplatz aller kleinlichen Judenfeindlichkeiten"
(Artikel von 1849)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 30. November
1849: "Heidelberg, im Nov. Wer uns doch die Worte der
Entrüstung dazu leihete, um das Auftreten des hiesigen Professor Webers
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Weber_(Historiker) gehörig zu
schildern. Denn wir stellen es in einer Kategorie, ob der Plebs tatsächlich
die Menschenrechte beleidigt oder Männer der Wissenschaft theoretisch. –
Dieser Herr schreibt im zweiten Bande seiner Weltgeschichte Seite 439:
'Fiel der Bauer Wucherern und Juden in die Hände, so war er in wenigen
Jahren um sein Eigentum; im besseren Fall schleppt er sein mühe- und
sorgenvolles Leben bis zu einem mäßigen Alter und hinterließ dann eine
darbende Familie.'
Hätte der Herr Professor als ein eiserner, gestrenger Historiker sich noch
den Ausdruck Wucherjuden erlaubt, so hätten wir's ihm verzeihen können, so
aber identifiziert er die Begriffe Wucherer und Juden und das ist mindestens
gesagt unverschämt. Und dabei muss man wohl bemerken, dass dieses in
einer neuen Ausgabe steht, die erst vor wenigen Wochen die Presse
verlassen hat!! –
Unsere Stadt ist aber überhaupt, trotz ihrer Aufklärung und Hochschule der
Sammelplatz aller kleinlichen Judenfeindlichkeiten. Unsere Kirchenräte:
Ulmann (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Christian_Ullmann), Umbreit
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_Karl_Umbreit) und
Paulus (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Eberhard_Gottlob_Paulus), ja
alle theologischen Dozenten tragen eine gewisse Dosis antiquierten
Fanatismus bei sich und vergessen ganz, dass es ja größtenteils nur die
jüdische Literatur ist, die ihnen Ruhm und Stelle verschafften." |
Anmerkung: Zu Georg Weber vgl.
auch
https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/nachlass+des+historikers+und+philologen+georg+weber.html.
|
Der
antisemitische Redakteur Reuther erhält eine Gefängnisstrafe (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. April 1894: "Der antisemitische Redakteur Reuther aus
Heidelberg wurde von Schwurgericht in Mannheim wegen Aufreizung zum
Klassenhass zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt." |
Antisemitischer
Parteitag in Heidelberg (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Oktober 1894: "In Heidelberg hat am jüngsten Sonntag
ein antisemitischer Parteitag stattgefunden. Es heißt, der Parteitag
soll beschlossen haben, im kommenden Winter vornehmlich das badische
Oberland mit einer rührigen Agitation zu beglücken, um bei den nächsten
Wahlen zum Landtag eigene Kandidaten aufstellen zu können." |
Gründung
einer Friedrich-Loge des Bnei-Berith-Ordens in Heidelberg (1895)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. Januar 1895: "In Heidelberg ist am 30. vorigen Monats
eine Friedrich-Loge des Benai-Berith-Ordens
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai B'rith) konstituiert worden." |
Über das Kinderfest zu Chanukka (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar
1903: "Das vom Bezirksrabbiner, Herrn Dr. (Hermann) Pinkuß (vgl.
Bericht zu seinem 60. Geburtstag), seit seiner hiesigen Wirksamkeit
eingeführte Kinderfest zu Chanukah findet in allen Kreisen der hiesigen
jüdischen Gemeinde liebevollste Pflege. Es ist ein jeweiliges Stelldichein
der Gemütlichkeit, ein Schwinden aller Gesellschaftsunterschiede, eine
dokumentierte Einmütigkeit im Dienste des Ewigen, und ein hoffnungsvolles
Erwachen von Religiosität, sogar bei den in religiösen Dingen leicht
gesinnten Elementen, dass man getrost sagen kann, solche Eindrücke sind
unauslöschlich. Sie sind vor allem für die hauptsächlich berechneten
Kinderseelen von packender, unverwüstlicher Einwirkung, abgesehen von der in
der Brust der Eltern hervorgerufenen, weihevollen Stimmung. Bei der
Vorführung eines lebenden Bildes - Chanukah in der Familie – gestand mir
mein Nachbar, der es mit der Befolgung der religiösen Vorschriften nicht
genau nimmt, dass ihm die Tränen in die Augen kamen, so mächtig habe ihn das
Entzünden der Menora, das Brennen des Schabboslampe, der 'Maous zur
Jeschusi'-Gesang (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maos_Zur) der Familie, und dazu das
Spielen der Kinder mit dem historischen 'Chanukatrendele' (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreidel) ergriffen.
Derartige, befriedigende Wahrnehmungen waren für den Psychologen genügend zu
verzeichnen bei der am 29. d(es) M.(onats), abends 5 Uhr, stattgefundenen
Feier, die mit einem sehr stimmungsvollen, von Kindern gesungenen Chorale:
'Gott segne dich' – eine freie Behandlung des Birkas Kohanim (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Aaronitischer_Segen) - begann, und ein
Programm erledigte, worin die vorschriftsmäßige Anzündung, eine treffliche
Aussprache des Rabbiners mit den nötigen Musarhinweisen, gesangliche und
deklamatorische Vorträge der Kinder, und eine höchst gelungene Vorführung
von lebenden Bildern – die vier Jahreszeiten markierend – aufeinander
folgten.
Nach einer Bewirtung der Kinder und einer später erfolgten Beschenkung
derselben, ließ unser vorzüglicher Kantor, Herr Scheuermann, der auch
die Gesänge einübt, und in trefflicher Weise dirigiert hatte, seine
herrlichen Weisen ertönen. Mit dem allgemeinen Eindrucke, einen
genussreichen Abend, zur Verherrlichung der Religion, verlebt zu haben,
verließen die zahlreich erschienenen Festteilnehmer den Saalbau.
Den Arrangeuren der Festlichkeit, unserem Herrn Bezirksrabbiner, und einem
Damenkomitee, unter Leitung der Frau Ernst Carlebach (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Carlebach), wurde auch der
gebührende Dank öffentlich für die einer edlen Sache geweihten Mühe
ausgesprochen."
Anmerkungen: Rabbiner Dr. phil. Hermann Pinkuß:
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2482; Dr. Pinkuß lebte
nach Adressbuch Plöck 79.
Kantor Scheuermann: Kantor und Lehrer Selig Scheuermann lebte nach
Adressbuch Augustinergasse 138, vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Selig_Scheuermann.
vgl. auch
http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_westend.htm#Zur
Einweihung der neuen Westend-Synagoge (1910), wo Selig Scheuermann
mitwirkte. |
Gründung eines jüdischen Turnvereins
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember
1905: "Heidelberg, 6. Dez. Herr Dr. med. Isak Strauß
hat für morgen Abend zwecks Gründung eines jüdischen Turnvereins eine
Versammlung ins 'Goldene Ross' (Heumarkt 1) einberufen." |
Eine Krankenbesuchs-Vereinigung hat sich
gebildet (1921)
Patriotische Feier in der jüdischen Gemeinde zur Befreiung
des Rheinlandes (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli
1930: "Heidelberg, 1. Juli. Die hochwogenden Wellen glühender
Begeisterung, die von jenseits des Rheinstromes bis in das schöne Heidelberg
hinüberfluteten, veranlassten Herrn Rabbiner Mayer, im Rahmen des vom
Rabbinat des von den Herren S. Hochherr* und Deutsch gegründeten Vereins
Machsikei HaDat neu eingeführten täglichen Minchah- (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha) und Maariw- (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maariw_(Judentum) G'ttesdienstes in der
heutigen historischen Nacht eine wohl gelungene Befreiungsfeier zu
veranstalten. Die Befreiung des Rheinlandes und der Zusammenschluss der art-
und geschichtsverwandten Brüder von dies- und jenseits des Rheins sei uns
auch ein Symbol, dass trotz aller Versuche, zu trennen, was zusammengehört,
zu zerstören, was aufgebaut werden soll, am Einheitswillen alles
Vernichtungswerk zerbricht. – Seine packende Rede bewies, dass derartige
historische Zeitgeschehnisse geeignete Mittel darstellen, uns Mut und
Vertrauen für unsere jüdische Bestimmung einzuflößen." |
*Zu den Tabakfabrikanten Gebrüder
Hochherr aus Heidelberg:
http://www.stolpersteine-heidelberg.de/mediapool/63/638182/data/2012/2012_Fam_Simon_Hochherr.pdf
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Verfolgt-aber-nicht-vergessen-_arid,41421.html
https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-massenbachhausen-familie-hochherr-ist-ihrer-geschichte-auf-der-spur-_arid,452912.html
https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/west/lokales/In-diesem-Haus-im-Leintal-wurden-einst-Tabakblaetter-gewickelt;art140905,4206105
Im Leo-Baeck-Institute New York:
https://digifindingaids.cjh.org/?pID=431056
http://www.s197410804.online.de/Personen/Hochherr.htm
http://www.s197410804.online.de/Personen/HochherrFerdinand.htm
http://www.alemannia-judaica.de/berwangen_synagoge.htm#Aus%20der%20Geschichte%20der%20j%C3%BCdischen%20Lehrer
https://www.archivportal-d.de/item/46X6PN65ODUL5DJQJV434JGJXBIXGPOL
https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-massenbachhausen-das-ist-die-bewegte-geschichte-der-zigarrenfabrik-von-bernhard-hochherr-_arid,448536.htm.
|
Bericht über den "Verein gesetzestreuer Juden e.V."
(1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar
1931: "Sprechsaal. Verein gesetzestreuer Juden e.V. Heidelberg.
Heidelberg, 13. Januar (1931). An die Redaktion des 'Israelit'. Sie
veröffentlichten in der Nr. 2 des 'Israelit' eine Notiz aus Heidelberg. Wir
ersuchen Sie, die nachstehende Erklärung in der nächsten Nummer der in
gleicher Weise zu veröffentlichen:
Der Verein gesetzestreuer Juden in Heidelberg e.V. hat niemals Tora-widrige
Generalversammlungsbeschlüsse gefasst; er hat im Gegenteil jüngst erst
wieder in der Generalversammlung am 4. Jan. 1931 einstimmig eine Erklärung
beschlossen, wonach die dem überlieferten Judentum entsprechenden
Grundsätze, wie sie in §§ 6 und 9 seiner Satzungen festgelegt sind,
unangetastet zu Recht bestehen.
Wir verstehen es nicht, wie Herr Rabbiner Meyer* sich auf das
'Einverständnis' orthodoxer Rabbiner berufen kann, nachdem uns die in
Frage kommenden Rabbiner ausdrücklich schriftlich bestätigten, dass sie
nie einem Verbot zugestimmt, sondern nur ein allgemeines
Gutachten in der Voraussetzung abgegeben haben, dass die Angaben des Herrn
Rabbiner Meyer über unsere Beschlüsse den Tatsachen entsprechen.
Wir verwahren uns aufs Schärfste dagegen, dass in jener Notiz uns
unterstellt wird, wir würden 'angeblich' für Zwecke orthodoxer
Religionsunterrichtes Mittel erbitten. Die Mittel, die uns zufließen, dienen
tatsächlich der Durchführung eines Religionsunterrichtes im Sinne unserer
Ziele, da von uns von der liberalen Gemeinde für unseren Religionsunterricht
keine Mittel bewilligt werden.
Im Übrigen erklären wir, dass wir jederzeit – auch hierin enthält
jene Notiz eine irreführende Behauptung – bereit sind, in der Angelegenheit
und zur Beilegung des Verbots-Konfliktes uns dem Spruch eines
anerkannten Beit Din (Rabbinatsgericht) zu unterwerfen.
Verein gesetzestreuer Juden in Heidelberg e.V. E.G. Der Vorstand (es folgen
zwei Unterschriften)
Nachbemerkung der Redaktion. Wir bedauern außerordentlich, dass der
Heidelberger Konflikt in die Öffentlichkeit hinausgetragen worden ist.
Nachdem nunmehr beide Teile zu Worte gekommen sind, schließen wir die
Diskussion und empfehlen dringend die Angelegenheit schleunigst durch ein
nach den Vorschriften des Choschen mischpot (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Choschen; Choschen HaMischpat heißt ein
Teil des Schulchan Aruch, eine jüdische Rechtssammlung für den
Alltagsgebrauch) zu bildendes Besdin (= Bet Din) (Rabbinatsgericht)
aus der Welt zu schaffen."
Anmerkung: Rabbiner Meyer: gemeint Rabbiner Dr. phil. Hermann Mayer
vgl. Bericht: Rabbiner Mayer warnt vor einem "Verein gesetzestreuer Juden"
von 1931
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2416. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Beitrag über "Wiener Hofjuden", darunter
den zeitweise in Heidelberg tätigen Samuel Oppenheimer (Beitrag von 1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29.
März 1934: "Wiener Hofjuden. Mit fünf Bildern
Der Hofjude im früheren und späteren Mittelalter hatte stets eine zwiefache
Aufgabe, nach außen und nach innen; hatte gewissermaßen das eine Auge nach
dem Hofe, das andere als Jude nach seiner jüdischen Gemeinschaft gerichtet.
Er hatte die jüdischen Interessen bei Hofe zu vertreten, hatte aber
andererseits die Gemeinde auf dem Laufenden zu halten über die Winde, die
von oben her wehten, ihr Leben danach einzurichten und sie in stetiger
Bereitschaft zu halten. Nicht alle Hofjuden und – im weiten Sinne des Wortes
– Schtadlonim (Judenverteidiger bei Hof) waren von der ethischen und
moralischen Größe eines Rabbi Joselmann, aber auch der berüchtigte 'Jud
Süß' (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Süß_Oppenheimer), der in der
ersten Hälfte seiner Laufbahn wenig von Rücksichten auf seine
Glaubensgenossen geleitet war, ist nicht der Typ des Hofjuden. Zwischen
beiden Gestalten, die auch zeitlich weit auseinander stehen, gibt es
verschieden Grade: Männer von hohen geistigen und jüdischen Qualifikationen,
andere, die nach ihren Kräften ihre Pflicht gegen ihre Gemeinschaft
taten; Männer, denen das Wohl und Wehe ihres Volkes so am Herzen lagen, dass
sie nur zu diesem Zwecke den Aufstieg unternahmen und, oben angelangt, sich
zuweilen im wörtlichen Sinne ihrem Volk opferten, aber auch solche, die
vielleicht der Aufstieg, der Reichtum, die Weltgeltung das Primäre war, und
die dann erst, im Besitze von Macht und Einfluss, auch ihrer Brüder
gedachten und ihnen gaben, was sie ihnen als Juden schuldeten.
Gewiss nicht zu den unbedeutendsten und unerfreulichsten gehörten die
Wiener Hofjuden im 17., 18. und 19. Jahrhundert, denen jetzt Hans
Tietze in einem dickleibigen Buch über 300 Seiten unter dem Titel: 'Die
Juden Wiens' (Verlag E.P. Tal u. Co., Wien-Leipzig mit 30 Tafeln, Bildern
und Plänen) u.v.a. ein Denkmal setzt. An erster Stelle stehen Samuel
Oppenheimer und Samson Wertheimer (siehe Bilder)
Samuel Oppenheimer wurde 1630 wahrscheinlich im Badischen geboren.
1660 sehen wir ihn als Armeelieferant, Kammeragent und Vertrauensmann des
Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._Ludwig_(Pfalz)) in Heidelberg.
Von 1670 an ist er aber der Hofjude des Kaisers Karl Leopold I. (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_I._(HRR)) und einer der
mächtigsten Männer in Wien, viel geehrt, aber auch viel beneidet. Er muss
mancher Hetzkampagne standhalten. Sein persönlicher Kredit und seine
Begabung helfen ihm aber über alles hinweg. Unbegrenzt ist seine
Leistungsfähigkeit als Armeelieferant. Er besorgt für alle Kriegsschauplätze
den Heeresbedarf in jeder Art und jeder Menge. Die Heulieferanten für die
Kavallerie wie die Schiffe für die Donauflotte gehen durch seine Hand. Er
ist aber auch Hofbankier, der im Gewähren von Darlehen und Besorgen von
Juwelen unerschöpflich ist. Weder der Kaiser noch der Hochadel können seine
Hilfe entbehren. Für seine Ausstände weiß er sich die staatlichen
Einnahmequellen zu sichern.
Mit seiner Macht wächst natürlich sein Ansehen in der jüdischen Gemeinde, um
so mehr als er dem jüdischen Gesetze treu bleibt und keine Gelegenheit
versäumt ,seinen gewaltigen Einfluss für seine Brüder einzusetzen.
Glückel von Hameln schreibt: 'Es wäre schön gewesen, so hoch zu
steigen,' nämlich in verwandtschaftliche Beziehungen mit den Oppenheimern zu
kommen. Dass das Volk für alle Nöte und Leiden, die Entbehrungen und den
Steuerdruck sehr zu Unrecht den Jud Oppenheimer verantwortlich macht, dieses
Schicksal teilt er mit dem späteren Namensbruder Süß Oppenheim, aber so weit
und so tragisch ist es nicht gekommen. Der Hof schenkt ihm das Vertrauen bis
zuletzt und schützt seine Juden vor jeder Unbill. Als es 1700 aus nichtigen
Gründen zu Ausschreitungen kam, in deren Gefolge das Haus Oppenheimer
geplündert und demoliert wurde, wurde sofort die Wache eingesetzt, und es
gab Verwundete und Tote. Zwei Rädelsführer wurden sogar öffentlich
hingerichtet. Samuel Oppenheimer starb am 3. Mai 1703 plötzlich. Über sein
Vermögen wurde der Konkurs verhängt und die Liquidation zog sich über ein
halbes Jahrhundert hin, da sich viele hohe Herrschaften den Tod des Hofjuden
zu Nutze machten, um sich mit ihren Verpflichtungen, die letzten Endes gegen
den Staat waren, zu entziehen.
Von stärkeren, menschlichen und jüdischen Qualitäten war (ungefähr dreißig
Jahre später) Samson Wertheimer, ein naher Verwandter Oppenheimers.
Die von ihm getätigten Geschäfte zeichneten sich durch solche Lauterkeit,
Vorsicht und auch wahres Staatsinteresse aus, dass auch die schlimmsten
Judenfeinde ihm nicht die Gewinnsucht oder Eigennutz nachsagen konnten. Nach
Oppenheimers Tode wurde Wertheimer 1703 von Kaiser Josef I. zum Hoffaktor
ernannt, und es wurde ihm und seiner Familie ein Schutzbrief verabfolgt. Das
volle Vertrauen bestätigten ihm auch die folgenden Kaiser. Da er sich
bereits 1708 zur Ruhe begab und die ausgedehnten Geschäfte seinem Sohn Wolf
übertrug, konnte sich Wertheimer, der ein bedeutendes talmudisches Wissen
besaß und sich durch tiefe Frömmigkeit und unvergleichlichen
Wohltätigkeitssinn auszeichnete, ganz seinem Volke widmen, und diese
Tätigkeit trug seinen Namen in die ganze Welt hinaus. Ein
Geschichtsschreiber seiner Zeit bestätigte ihm, dass er viele Besitztümer
auch in Frankfurt und Worms sein Eigen nannte und seine
Wohltaten sogar bis Polen, Ungarn und Jerusalem hinausreichten. Auch in
seinem Ruhestande verkehrte er noch sehr oft bei Hof.
Wertheimer wurde der Ehrentitel Ungarischer Landesrabbiner erteilt,
und |
er
nahm das Amt ganz ernst, wovon viele schriftliche Aufzeichnungen, geist- und
inhaltsvolle Predigten, die sich in seinem Nachlass befanden, zeugten. Er
sah
von Anfang an in seiner Macht und seinem Reichtum eine Verpflichtung
gegenüber de Judentum. So war er auch der Hauptgeldgeber für die 1721-22 in
Frankfurt a. M. bei Johann Kellner fertiggestellten Talmudausgabe. Es
gab kaum eine Thora- oder Wohltätigkeitsorganisation in Deutschland oder
Österreich, in der er sich nicht verewigt hätte. In seinem Testamente
sicherte er die Versorgung von fünfzig Gelehrtenfamilien und wünschte sich,
dass sein jüngerer Sohn Joseph sich ganz dem Talmudstudium widmete. Für alle
Enkel wurden Legate bestimmt, damit sie bei Eheschließung nicht auf Geld
angewiesen seien. Samson Wertheimer starb 1735, betrauert von der gesamten
Judenheit als Mann, der 'Thora und Größe' vereinigte.
Der dritte Hofbankier, den wir hier im Bilde zeigen, Salomon Rothschild,
ist den Lesern als einer der 'Fünf Frankfurter' und als Begründer des
Wiener Rothschildhauses bekannt. Als Salomon Rothschild 1821 nach Wien
kam, durfte er sich hier als fremder Jude noch nicht einmal ankaufen. Er
wohnte im Hotel 'Zum Römischen Kaiser' in der Renngasse (Renngasse 1), in
dessen Nebenhaus sich später die Rothschildbank befand. Noch zwei Jahrzehnte
später konnte er die Erlaubnis, sich im Bergbau zu betätigen, nur nach den
größten Schwierigkeiten und als besondere Vergünstigung erlangen, obwohl die
Brüder, also auch Salomon, schon 1822 in den Freiherrenstand erhoben worden
waren, in der Zwischenzeit die größten Geschäfte mit dem Staat getätigt und
im Wiener Bank- und Börsenwesen den ersten Platz besetzt hatten. Führend war
der Wiener Rothschild auch bei Eisenbahnbauten und besonders durch den Bau
der Nordbahn hat er das österreichische Wirtschaftsleben stark befruchtet
und beeinflusst. All die Unternehmungen Rothschilds fanden die weitgehendste
Unterstützung des Fürsten Metternich.
Obwohl so das Wiener Rothschildhaus eine der Hauptpositionen der Familie
wurde, hat Salomon Rothschild nie die Popularität erlangt, die späteren
Mitgliedern der Familie zuteil wurde. Gewiss hat sich auch Salomon seinen
Verpflichtungen gegenüber der jüdischen Gemeinschaft nicht entzogen und
blieb auch von Anfeindungen nicht verschont. Hatten doch die Judenfeinde die
Mär aufgebracht, das Eintreten Metternichs und anderer hochgestellter
Persönlichkeiten auf dem Wiener Kongress für die Gleichberechtigung der
Juden beruhe auf einem Pakt zwischen diesen Männern und der
Rothschildfamilie. Das Volk, das für Skandale in hohen Kreisen immer ein
empfängliches Ohr hatte, sollte dadurch durch eine Art Bestechungsaffäre
geschickt vom Kernpunkt des Problemes. Den Menschenrechten und der
Dankesschuld gegen die Juden, die nach den Befreiungskriegen dem Staate
entstanden war, abgelenkt werden. Dieser Feldzug war nicht gelungen, aber
auch die den Juden zugedachten Menschenrechte kamen bekanntermaßen nicht
lückenlos zustande.
Wir zeigen ferner im Bilde das Innere der Synagoge in der Seitenstettengasse
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stadttempel), die älteste und größte
Synagoge Wiens (gebaut 1823), die während der Hochflut der Reform (im
Judentum), sich Orgel und sonstige durchgreifende Reformen bis auf den
heutigen Tag nicht durchgesetzt haben. Ein weiteres Bild zeigt uns türkische
Juden in Wien. Die Kolonie der türkischen Juden in Wien hatte ihre erste
Auflage wohl im 15. und 16. Jahrhundert. Ihre Synagoge ist eine der
jüdischen Sehenswürdigkeiten der Donaustadt. Es wird darin nach
orientalischem Ritus in sephardischer Aussprache gebetet und die Hausordnung
ist bis auf den roten Fez auf dem Kopfe der Kultusbeamten traditionell
'türkisch' geblieben. Die türkischen Juden hatten bis zuletzt noch eine
eigene Gemeindeautonomie und zählte prominente reiche Persönlichkeiten zu
ihren Mitgliedern. Auch sie hat unter der Not der Zeit gelitten und die
Abnahme ihrer Leistungskraft zwang sie, nähere Verbindungen mit der
Kultusgemeinde zu suchen." |
Weitere Informationen zu Samuel
Oppenheimer:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz73679.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Oppenheimer
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pl%C3%BCnderung_des_Hauses_von_Samuel_Oppenheimer
https://www.habsburger.net/de/medien/samuel-oppenheimer
http://www.hugogold.com/Vienna/Samuel%20Oppenheimer%20und%20sein%20Kreis.pdf
Zu Samson Wertheimer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Wertheimer
https://www.deutsche-biographie.de/sfz75100.html
http://www.judengasse.de/dhtml/P033.htm
http://www.hohenemsgenealogie.at/gen/getperson.php?personID=I16179
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.w/w502906.htm
https://www.ieg-mainz.de/forschungsprojekte/wiener_hoffaktorenfamilie_wertheimer
http://www.imdialog.org/bp2017/02/werger.pdf
Zu Glückel von Hameln:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glikl_bas_Judah_Leib
https://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gl%C3%BCckel-von-hameln
https://de.wikisource.org/wiki/Die_Memoiren_der_Gl%C3%BCckel_von_Hameln
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/glueckel-von-hameln/
https://www.deutsche-biographie.de/sfz49246.html
https://www.hs-augsburg.de/~harsch/iiddica/Khronologye/y_17yh/Glikl/gli_tikh.pdf
|
Zu Salomon Rothschild
https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Rothschild
https://www.deutsche-biographie.de/sfz77136.html
https://www.habsburger.net/de/medien/salomon-rothschild
https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Rothschild_Salomon-Mayer_1774_1855.xml
https://www.lagis-hessen.de/pnd/116641924
Zu den Sepharden in Wien
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkischer_Tempel
https://www.hagalil.com/2013/11/feist-2/
https://etfst.univie.ac.at/forschung/religionswissenschaft/religioese-und-gesellschaftliche-pluralitaet/the-sephardic-jews-of-vienna/.
|
Der
Arzt Dr. Ortlieb aus Heidelberg wird in Mosbach ermordet (1877)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar
1877: "Aus Baden, 21. Januar (1877). Das Städtchen
Mosbach
war am Freitagabend - nach einer Mitteilung der 'Heidelberger Zeitung', -
der Schauplatz eines schweren Verbrechens. Dr. med. Ortlieb aus
Heidelberg (Israelit) saß in Gesellschaft eines dortigen Beamten in
einem Gasthause, als plötzlich ein Schuss durchs Fenster fiel, der Ersteren
sofort tötete. Der Mörder hatte es jedoch gar nicht auf den Getroffenen
abgesehen, sondern auf den neben diesem sitzenden Beamten, von dem er vor
Kurzem zu einer Gefängnis-Straße verurteilt worden war, und an dem er
sich auf so furchtbare Weise rächen wollte.
Karlsruhe, 23. Januar (1877). Die verbrecherische Tat in Mosbach,
die einen jungen, kenntnisreichen, allgemein beliebten und geachteten Arzt,
einen Wohltäter der Armen, das Leben kosten sollte, scheint ihre
Veranlassung in einem anderen Motiv zu haben, als dem Anfangs
bezeichneten. Man hat es wahrscheinlich nicht mit einem Meuchelmorde,
sondern mit der unseligen Handlung eines Irrsinnigen zu tun. Der Täter,
ein Schreiner Appel, war vor mehreren Jahren in den Heilanstalten Illenau
und in Pforzheim, von wo er entfloh, ohne dahin wieder zurückgebracht zu
werden. Er trug längst einen Hass gegen alle Ärzte zur Schau, weil ein
solcher nach seiner Idee ihn einmal in den Kopf geschossen habe (er soll
einmal elektrifiziert worden sein). Dr. Ortlieb, der am Sonntag in
Heidelberg beerdigt wurde, war von dem Schuss so unglücklich in den Kopf
getroffen worden, dass er sofort zu Boden stürzte und nach wenigen
Minuten den Geist aufgab. Der Beamte, welcher neben ihm saß und beinahe
auch von dem umherfliegenden Blei getroffen worden wäre, hatte mit dem
geisteskranken Appel niemand etwas zu tun." |
Zum Tod des Nordpolfahrers Emil Bessels
(1888)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. August 1888: "Vom Neckar, im Juli (1888). Der
Nordpolfahrer Emil Bessels
Das unerwartete Hinscheiden dieses hochbegabten und allein von dem Eifer für
die Wissenschaft beseelten Mannes in dem Augenblick, wo er sich von Neuem
nach dem gefahrvollen Schauplatz seiner Tätigkeit, den Nordpol-Gewässern,
begeben wollte, macht es uns zur Pflicht, diesem würdigen Sohne Israels hier
eine biografische Skizze zu widmen. (Anmerkung 1 unten) – Emil
Bessels ist in Heidelberg im Jahre 1847 geboren. Er war der älteste Sohn
des dortigen Lehrer Bessels, welcher lange Jahre hindurch mit vielem Erfolg
ein Knaben-Pensionat leitete. Die Mutter war Vorsteherin eines stark
besuchten Mädchen-Pensionats (vgl.
Artikel unten von der Übernahme des Mädchen-Pensionates durch das Ehepaar
Fiebermann (1872)). Da im Hause der Eltern in regelmäßiger
Abwechslung die französische und englische Sprache als Umgangssprache
benutzt wurden, so fand der junge Bessels hierdurch die beste Gelegenheit,
beide schon in frühen Jahren vollständig zu beherrschen, und bediente sich
derselben mit viel Vorliebe. Sein Fleiß und seine Willenskraft gewannen ihm
die Achtung, die reichen Gaben seines Herzens und seines edlen Gemüts die
Liebe und Freundschaft zunächst seiner Schulkameraden und später aller
derer, die ihn näher kennen lernten. Er hatte große Fähigkeiten und
brennenden Ehrgeiz, für die Wissenschaft etwas zu leisten, und begeisterte
Liebe zu allem, was in Dichtkunst und anderen Künsten Schönes geleistet war.
Der frühzeitige Tod des Vaters, die Sorge für drei unmündige Kinder,
bestimmten die Mutter, dem Wunsche des Sohnes, eine wissenschaftliche
Laufbahn zu wählen, nicht zu entsprechen. Mit fünfzehn Jahren musste er
gegen seinen Willen das Gymnasium verlassen und wurde zu einem Freunde der
Familie in die Lehre gegeben. Zwei Jahre hindurch war er hier beschäftigt.
Wenngleich die sich ihm bietende Arbeit in keiner Weise seinen Beifall fand,
seine Gedanken häufig genug von anderen, ihn mehr zusagenden Gegenständen,
als von den ihm übertragenen Obliegenheiten in Anspruch genommen wurden, so
war er doch während der üblichen Arbeitsstunden bestrebt, sich durch Fleiß
und Aufmerksamkeit die Zufriedenheit seines Prinzipals zu erwerben. Auf das
Eifrigste wurden die freien Stunden und die Nächte dazu benutzt, seine
Kenntnisse auf anderen Gebieten zu erweitern. Namentlich das Studium der
neueren Sprachen, die Ausbildung seines Talents im Zeichnen und vor allem
die Erweiterung seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse auf dem Gebiete
der Zoologie, gewährten ihm im hohen Maße Befriedigung.
Nachdem Bessels zwei Jahre hindurch seine Lehre als Kaufmann bestanden
hatte, gelangten die nächsten Angehörigen mehr und mehr zu der Einsicht,
dass er für diesen Beruf nicht geeignet sei. In Übereinstimmung mit seinem
ihm befreundeten Prinzipale, verließ er die bisherige Stellung,
Anmerkung 1: Wir erinnern hierbei an den Astronom Edward Israel (vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Israel), der mit Greeley1881- 84
die nordamerikanische Nordpolexpedition mitgemacht, und im Mai 1884 an den
vergletscherten Felsenriffen Nordgrönlands in Folge der Entbehrungen und
Strapazen und seines wissenschaftlichen Eifers verstarb und verscharrt
wurde. S.(iehe) den Artikel aus New York, Jahrg. 1887, S. 546. Auch den Dr.
Boas aus Minden (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Boas) mögen wir erwähnen, der Jahre
lang bei den Eskimos und ganz wie diese lebte, um deren Natur und
Lebensweise zu erforschen. Redaktion
Dazu vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Bessels
https://www.deutsche-biographie.de/sfz4228.html
https://de.wikisource.org/wiki/Der_Untergang_des_amerikanischen_Expeditionsschiffes_%E2%80%9EPolaris%E2%80%9C
https://www.deutsche-biographie.de/gnd116154632.html#ndbcontent
|
um
sich ganz seinem wissenschaftlichen Studium zu widmen. Da er indes das
Gymnasium nicht nach Vorschrift absolviert und in Folge dessen keine
Aussicht hatte, nach beendigtem Universitätsstudium zu den üblichen
Prüfungen zugelassen zu werden, so entstanden für ihn neue Schwierigkeiten,
welche von ihm in kürzester Frist auf das Glänzendste überwunden wurden. Bei
Gelegenheit eines Preisausschreibens der Universität Heidelberg, an dem er
sich beteiligte, wurde seiner Abhandlung einstimmig der erste Preis
zuerkannt. Dieser überraschende Erfolg seitens eines Bewerbers, dem bis
dahin die Berechtigung zur Erlangung der akademischen Doktorwürde nicht
zugebilligt werden konnte, beseitigte mit einem Schlage alle ihm
entgegenstehenden Hindernisse. Er benutzte seine Preisschrift zu seiner
Doktor-Dissertation, und kaum 18 Jahre alt, war er einer der jüngsten
Doktoren, welche die Universität Heidelberg bis dahin ernannt hatte.
Nachdem Bessels noch einige Zeit in Heidelberg Studien fortgesetzt hatte,
reifte mehr und mehr der Entschluss in ihm, als Forschungsreisender fremde
Weltteile kennenzulernen. Besonders war sein Augenmerk auf das Innere von
Afrika gerichtet, und mit der ihm eigenen Willenskraft begann er, neben
seinen naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien sich Kenntnisse in
der arabischen Sprache zu erwerben. Um seinen Lebensunterhalt selbst zu
bestreiten, nahm er, 20 Jahre alt, die ihm angebotene Stellung als Kustos am
naturwissenschaftlichen Museum in Stuttgart an, und wenn diese Stellung auch
in gewisser Hinsicht nicht ganz seinen Wünschen, so bestimmte ihn doch der
Umstand, dass er darin reiche Gelegenheit fand, seine Kenntnisse wesentlich
zu bereichern, fast 1 ½ Jahre darin zu verbleiben. Inzwischen hatte Bessels
mit Petermann (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Petermann) Verbindung
angeknüpft und diesem seine Wünsche angetragen. Von dem reichen Wissen
desselben auf den verschiedenen Gebieten überzeugt, veranlasste ihn
Petermann zu einer ersten Reise im Jahre 1869 nach dem Nordpol. Auf dieser
Reise untersuchte Besssels das nördliche Eismeer zwischen Spitzbergen und
Nowaja Semlja (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nowaja_Semlja) und wies hierbei die
Existenz des Golfstroms östlich von Spitzbergen nach.
Im Jahre 1871 trat er seine zweite Reise nach dem Nordpol an. Unter der
Führung von Hall (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Francis_Hall) begleitete er die
gut ausgerüstete nordamerikanische Expedition zur Entdeckung des Nordpols,
auf dem Schiffe Polaris als Schiffsarzt und als Chef der wissenschaftlichen
Abteilung. Die Fahrt ging durch die Davis-Straße, nach der Baffins-Bay in
den Smith-Sund. Am 25. September desselben Jahres erreichte die Expedition
den 82° 9', die nördlichste Höhe, welche vorher von niemandem erreicht
worden. Das Schiff musste nach dem Tod des Führers (Charles Francis Hall)
von weiterem Vordringen abstehen und war gezwungen, die Rückreise
anzutreten. In einem gefahrvollen Treiben der Eisschollen am 15. Oktober
hatte die Polaris eine schreckliche Katastrophe zu bestehen. Eingeklemmt
zwischen mächtigen Eisbergen, konnte sie weder vor noch rückwärts und ihre
kräftige Bauart desselben genügte nicht, dem immer stärker werdenden Drucke
der Eismassen Widerstand zu leisten. Unter solchen Umständen wurde von der
Besatzung der Entschluss gefasst, die Polaris zu verlassen. Die notwendigen
Lebensmittel und Utensilien wurden aus dem Schiffe auf eine große Eisscholle
übertragen, auf der man zu überwintern beabsichtigte. Noch mit dem
Transporte der verschiedenen Gegenstände beschäftigt, trieb ein heftiger
Sturm die Eisscholle, auf der sich 19 Mann der Besatzung befanden, von der
übrigen Schiffsmannschaft ab und sahen sich dieselben dem offenen Meere
preisgegeben. Erst am 30. April 1872 kam ihnen Rettung, indem ein Schiff sie
aufnahm. Bessels blieb mit 13 Personen bei dem zugrunde gerichteten Schiffe,
bei der Littleton Insel im Smith-Sunde zurück, wo sie sich aus dem
Schiffskörper ein Haus zur Überwinterung errichteten. Am 3. Juni 1872
schifften sie sich in ihren zwei Booten ein, wurden am 23. Juni von einem
schottischen Dampfer aufgenommen und landeten endlich, am 18. September in
Schottland.
Eine dritte Polarexpedition, welche Bessels mit Dorst und Weyprecht (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Weyprecht) vorbereitet hatte, kam
nicht zur Ausführung, und entschloss sich derselbe in amerikanische Dienste
zu treten. Er beschrieb die amerikanische Nordpolexpedition (1879, Leipzig).
Von Bessels ist ferner redigiert Band I des Berichts über die
wissenschaftlichen Resultate der Polar-Expedition, Washington 1876
erschienen.
Ein größerer Teil seiner wissenschaftlichen Erforschungen ist dem
unermüdlichen Reisenden und Forscher bei dem Untergange der Polaris verloren
gegangen und zerstört worden, und es war ihm nicht vergönnt, das mit großer
Mühe, Ausdauer und Fleiß gefertigte Material bei der späteren Ausarbeitung
zu benutzten. Um das Unglück für ihn voll zu machen, zerstörte später in
Washington eine Feuersbrunst einen großen Teil seiner fertigen Manuskripte,
sodass nur Band I seines Berichts erscheinen konnte.
Anfangs dieses Jahres kam Bessels zum Besuche seiner hochbetagten Mutter und
seiner zahlreichen Freunde nach Europa herüber, um einige Zeit der Ruhe und
Erholung zu leben, der er so sehr bedurfte. Von schwächlicher
Körperkonstitution, hatte er mit der ihm eigenen Energie so manchem Unwetter
widerstanden und schwere Prüfungen durchgemacht. Nur kurze Zeit hatte
Bessels wieder auf heimischem Boden zugebracht, voller Hoffnung, nach
wenigen Monaten neu gekräftigt und gestärkt in seine zweite Heimat
zurückkehren zu können. Diese Hoffnung sollte sich indes zum größten
Bedauern seiner Angehörigen und Freunde nicht erfüllen. Ein plötzlicher Tod
machte seinem tatenreichen Leben im besten Mannesalter unerwartet ein Ende.
Fast ohne Leiden, ohne Schmerz ist er plötzlich von uns gegangen, nachdem er
noch den Abend vor seinem Tode im Freundeskreise zugebracht hatte.
Mutterliebe und Freundeshand betteten ihn im heimischen Boden ein. J. W." |
Hinweis: Auf dem jüdischen Teil des
Bergfriedhofes Heidelberg finden sich aus der Familie Bessels u.a. die
Gräber von
Marianne Bessels geb. Löffler (1812-1891, Mutter von Emil Bessels)
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400400
Dr. Emil Bessels (1847-1888) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400454
|
Mendel Bamberger wurde für seine zahnärztliche Arbeit
ausgezeichnet (1908)
Anmerkung: Dr. Mendel Hirsch Menachem Bamberger ist am 31. Mai 1884 in
Bad Kissingen geboren als Sohn von
Rabbi Moses Löb Bamberger und der Esther geb. Goldschmitt. Er war verheiratet
seit 1909 in Köln mit Rachel geb. Winter (aus Mönchengladbach), mit der er vier
Kinder hatte (Judith, geb. 1911, Ruth Ella, geb. 1912, Moses Löb/Martin geb.
1915, Benzion Seligmann Josef Friedel, geb. 1919). Er emigrierte im November
1934 nach Palästina, war auch in Jerusalem noch als Zahnarzt tätig und ist 1942
in Jerusalem gestorben. Genealogische Zusammenhänge siehe https://www.geni.com/people/Mendel-Menachem-Bamberger/6000000001489745457
Foto siehe https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/datenbank/38559.Datenbank.html?detID=30.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai
1908: "Heidelberg, 13. Mai. Herr cand. med. dent. Mendel
Bamberger aus Bad Kissingen
wurde für seine an dem zahnärztlichen Institut der hiesigen Universität
gefertigte Arbeit 'über Zusammensetzung und Schleifkraft einiger Zahnpulver'
mit dem Kollmarpreise ausgezeichnet. Die Arbeit wurde in der deutschen
zahnärztlichen Wochenschrift veröffentlicht." |
Fabrikant A. Samuel Wolf wurde in den Synagogenrat
gewählt (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 18. Oktober 1912: "Heidelberg, 14. Oktober (1912). Gestern
wurde Fabrikant A. Samuel Wolf in den Synagogenrat gewählt.
Der Gewählte gehört der konservativen Richtung an." |
Offizierstellvertreter
Hermann Müller wird für besondere Tapferkeit im Krieg ausgezeichnet - Dr. A.
Elsasser wird ärztlicher Leiter im Kriegseinsatz (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Dezember 1914: "Heidelberg, 4. Dezember (1914). Offiziersstellvertreter
Hermann Müller vom 17. bayerischen Infanterieregiment, Sohn des
Hauptlehrers S. Müller, erhielt für besondere Tapferkeit vor dem Feinde
das bayerische Militärverdienstkreuz zweiter Klasse. - Das Heidelberger
'Rote Kreuz' richtet in Tournai (Belgien) eine Militärverpflegungs- und
Erfrischungsstation ein. Zur Einrichtung derselben und als ärztlicher
Leiter wurde Herr Dr. A. Elsasser entsandt. Dem Sanitätspersonal
gehören an Schwester Helga Wunsch, Großlogenschwester, und
Fräulein Grete Marx. Für diese Station wurden von jüdischer Seite 7.000
Mark gespendet." |
Stadtrat und Synagogenrat Max Liebhold wird zum
Bezirksältesten ernannt (1915)
Rechtsanwalt Samuel Zucker wurde mit dem EK I
ausgezeichnet (1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Februar 1920: "Rechtsanwalt Samuel Zucker in Heidelberg,
Hauptmann im Bayerischen Reserveinfanterieregiment 5, erhielt das Eiserne
Kreuz 1. Klasse verliehen." |
70. Geburtstag von Altstadtrat
und Synagogenrat Max Liebhold
(1921)
Preis
für den pädagogischen Schriftsteller S. Müller (1931)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 7. Januar 1931: "Heidelberg (Preisverleihung).
Dem durch seine Behandlung pädagogischer Fragen bekannten Schriftsteller S.
Müller in Heidelberg ist vom Oberrat der badischen Israeliten für
seine 'segensreiche Tätigkeit auf jüdisch-literarischem Gebiete' ein
Preis verliehen worden." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Buch- und Antiquariatshandlung Ernst Carlebach (1866)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Januar 1867: "Buchhandlungs-Lehrlinggesuch.
Ich suche für meine Buch- und Antiquariatshandlung (welche Samstags
geschlossen ist) einen Lehrling zu engagieren. Gymnasialbildung ist
erforderlich. Die weiteren Bedingungen auf frankierte Anfragen. Heidelberg,
1. Dezember 1866. Ernst Carlebach."
Ernst Carlebach lebte nach Adressbuch in der Hauptstraße 136, wo auch seine
Buchhandlung mit Antiquariat war. Er hatte als
Schüler in Mannheim das Großherzogliche Lyzeum besucht und war ein
Klassenkamerad von Hermann Levi, vgl.
Artikel in der Seite zum Rabbinat in Giessen.
Ernst Carlebach entstammte der bekannten Rabbinerfamilie Carlebach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carlebach.
|
Das Ehepaar Dr. J. und Elise Fiebermann übernehmen
die Lehr- und Erziehungsanstalt von Frau M. Beßels
(1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März
1872: "Unterzeichnete beehren sich hiermit ergebenst
anzuzeigen, dass sie die seit 25 Jahren bestehende Lehr- und
Erziehungsanstalt der Frau M. Beßels in Heidelberg zu Ostern dieses Jahres übernehmen, den ihnen anvertrauten Töchtern eine religiöse,
gewissenhafte Erziehung geben und sie mit elterlicher Liebe überwachen.
Nähere Auskünfte sowie Prospekte erteilen bereitwilligst Dr. J.
Fiebermann Elise Fiebermann, geb. Stein Museumsplatz 18,
Heidelberg
Anmerkung: Bei Marianne Beßels handelt es sich um die Mutter des
Nordpolfahrers Emil Bessels (siehe
Artikel zum Tod
von Emil Bessels oben).
Marianne Beßels lebte als Witwe nach dem Adressbuch in der Grabengasse 18.
|
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Oktober 1872: "Für das herannahende Montag den 28. Oktober
beginnende Wintersemester bringen wir unser Israelitisches
Mädchenpensionat und die damit verbundene Höhere Töchterschule
in freundliche Erinnerung.
Prospekte und jede nähere erwünscht Auskunft erteilen
bereitwilligst
Herr und Frau Dr. Fiebermann, Hauptlehrer Beßels' Nachfolger, Heidelberg."
|
Anzeige der Lehr- und Erziehungs-Anstalt für
israelitische Töchter von Herrn und Frau Dr. Reckendorf
(1872)
Anzeige der Knabenpension von Dr. Jonas Simon
(1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember
1903: "Heidelberg! Pension für Knaben!
An den Anlagen 54. Herrliche und gesunde Lage; vorzügliche Luft;
sorgfältige Erziehung; individuelle Behandlung; kräftige Verpflegung.
Dr. Jonas Simon.
Referenzen: Rabbiner Dr. M. Hildesheimer - Berlin; Distriktsrabbiner
Dr. Kohn - Ansbach;
Realschuldirektor Dr. Lange und Dr. med. E. Rosenbaum -
Frankfurt am Main". |
Anzeigen der Familienpension / des Mädchenpensionats von Julie Bermann (1900 /
1903 / 1904 / 1911)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli
1900: "Heidelberg.
Israelitische junge Mädchen finden zur weiteren Ausbildung Aufnahme in der
Familien-Pension der Unterzeichneten. Gleichzeitig ist denselben zur
Erlernung weiblicher Handarbeiten, sowie des Haushalts, englische und
französische Konversation, volle Gelegenheit geboten.
Beste Referenzen stehen zu Gebot.
Frau Julie Bermann Museumsplatz 18." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Juli 1903: Text wie oben |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904: Text wie oben |
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911: Text wie
oben |
Anzeige der Zigarren en gros - Handlung von
Hermann Salomon (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 3. April 1924: "Für
Qualitätsraucher! Preiswertes Zigarrenangebot!
La Cultura Sumatra-Sandblatt-Deckblatt à DM 18,- pro 100 Stück
versteuert - 1a Felix-Brasil- Einlage
La Gerona Sumatra-Sandblatt-Deckblatt à DM 28,- pro 100 Stück
versteuert - 1a Felix-Brasil- Einlage
Beide Sorten im Kistchen von 50 Stück. Bei Abnahme von 300 Stück franko
unter Nachnahme oder Voraussendung des Betrages.
Hermann Salomon, Heidelberg, Plöck 81. Zigarren en gros, Telefon 371,
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 6148, Zigarren en gros." |
Werbung für das rituelle Restaurant Blum
(1928 / 1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni
1928: "Heidelberg, 1. Juni. Aus Kreisen des 'Vereins zur
Wahrung' wird uns geschrieben: Es trifft sich gut, dass der V.(erein) z.(ur)
W.(ahrung) in den Tagen seiner Jubiläumsfeier einen guten politischen Erfolg
seiner Tätigkeit ausweisen kann. Es ist gelungen, zusammen mit den anderen,
in Betracht kommenden Stellen in Heidelberg ein rituelles Restaurant zu
schaffen. Praktisch gelegen, freundlich ausgestattet, bietet es den
Besuchern, den Dauergästen und den Eintagsreisenden, den Studenten und
Wanderern das, was längst hier fehlte: Die Möglichkeit, in der schönen
Neckar V.J.A.'er (sc. Mitglieder der 'Vereinigung jüdischer Akademiker')–
wie in guter alter Zeit – den Weg nach gut zu essen und schönen Schabbat
und Jom tov (Feiertag) hier zu verbringen. Schon haben's viele
ausgenützt. Alles sind zufrieden, und wir hoffen, dass nunmehr auch recht
viele V.J.A (sc. Mitglieder der 'Vereinigung jüdischer Akademiker') –
wie in guter alter Zeit – den Weg nach Alt-Heidelberg, der feinen, finden.
Wenn man im 'Weinstock'- ("ein Mann unter seinem Weinstock", Anspielung
auf Prophet Micha 4,4: 'jeder sitzt unter seinem Weinstock') bei Blum in
der Bergheimerstraße 71 den leiblichen Hunger stillen kann, wird's Wandern
und Arbeiten, das Studieren und 'Lernen' und die Erholung derer, die
Heilung an Leib und Seele (?) suchen müssen, leichter sein. Und – last
not least – das Klientel (?) der Orthodoxie in Heidelberg wird und
möge jetzt auch größer werden. Die 'Lehre' hat wieder einmal fürs 'Leben'
gewirkt!"
Zum Bund Jüdischer Akademiker vgl.
http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/studentenverbindungen |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni
1928: "Heidelberg, 10. Juni. Die in vorwöchentlicher Nummer
enthaltene Notiz betr. des neugeschaffenen Restaurants in Heidelberg
gibt insofern zu Missverständnissen Anlass, als einmal der Text an einer
Stelle ganz verstümmelt war, vor allem aber dadurch, dass durch ein
bedauerliches Versehen die hervorragende Tätigkeit des Vereins zur Förderung
ritueller Speisehäuser in Hamburg bzw. Lokalkomitee Frankfurt a. M. nicht
erwähnt war. Dieser Verein, der ja in erster Linie für obige Arbeitsgebiete
in Betracht kommt, hat keine Mühe gescheut, um zusammen mit den anderen
Stellen die Heidelberger Restaurationsfrage in gutem Sinne zu fördern."
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April
1930: "Im schönen Heidelberg, das jetzt mit der schon
beginnenden Baumblüte im Nissan (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nisan_(Monat)) und zu Pessach
die Fremden anlockt, hat das Restaurant Blum in famoser Lage (Anlage
23a) seinen Betrieb neu eröffnet. Bahnhof (vgl.
https://rhein-neckar-wiki.de/Ehemaliger_Heidelberger_Hauptbahnhof),
Geschäftsstraßen, Universität, alles ist nahe zu erreichen. Wer es weiß, wie
schwer die wirtschaftliche Lage nicht nur auf dem Essenden, sondern auch auf
dem Verabreichenden lastet, wird wünschen, dass Geschäftsleute, Studenten,
Erholungsuchende mit Befriedigung das Weiterbestehen des einzigen
unter Aufsicht stehenden Restaurants in Heidelberg begrüßen (siehe
Inseratenteil)." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April
1930: " Heidelberg, 24. März. Das Restaurant Blum in
Heidelberg, das unter Aufsicht von Herrn Rabbiner Dr. Unna - Mannheim (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Isak_Unna) steht, befindet sich ab
1.4.1930 in der Anlage 23a und hält sich Sommerfrischlern,
Ausflüglern, Reisenden und Studenten bestens empfohlen. Näheres Inserat." |
Für jüdische Studenten besteht die Gelegenheit zu ritueller
Verpflegung in der Restauration Blum
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August
1928: "Heidelberg, 10. Aug. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass
für jüdische Studenten, die in der altbeliebten Universitätsstadt Heidelberg
ihren Studien obliegen, sich in dem seit kurzem hier auf Veranlassung des
Hamburger 'Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser' e.V. hier
errichteten Restauration Blum (Weinstock) Gelegenheit zu guter
ritueller Verpflegung zu mäßigen Preisen bietet. Diese Tatsache sollte ein
Zugmittel für jüdische Studierende sein, dass sie, wie es in früheren Zeiten
der Fall war, für einige Semester nach Heidelberg kommen." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries, Anmerkungen auf Grund
der Recherchen von P.K. Müller)
Brief von Carl
Abenheimer aus Heidelberg
an S. Blum in Gengenbach
(ca. 1866/71) |
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Der Brief
von Carl Abenheimer wurde noch vor dem 1. Januar 1872 verschickt, da an
diesem Tag sämtliche badischen Ganzsachen mit dem Übergang des
Postregals an die Deutsche Reichspost ungültig wurden. Rechts Grabstein
des Absenders Carl Abenheimer (1808-1877)
im jüdischen Teil des
Bergfriedhofes in Heidelberg. |
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Postkarte
der Alliance Israélite Universelle
an J. Schlößinger in Heidelberg (1885) |
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Absender der
Karte ist Adolf Hanauer, Secretair der Alliance Israelite Universelle (in
der Firma Kauffmann & Cie. in Mannheim). Die Karte wurde verschickt an
J. Schlößinger in Heidelberg am 24. Juli 1885. Das Heidelberger
Adressbuch von 1885 nennt S. 127 einen Jakob Schlössinger,
Tabakhändler, wohnhaft im Burgweg 4 in Heidelberg.
Zur Alliance Israélite Universelle siehe einen Wikipedia-Artikel.
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Postkarte
an die Gebrüder Reis in Heidelberg (1888) |
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Es handelt sich um eine Postkarte geschäftlicher Art von
W. M. Wolf in Heilbronn an die Gebrüder Reis in Heidelberg, die am 13. September 1888 verschickt wurde.
Lazarus und Simon Reis aus Wollenberg gründeten 1856 in Heidelberg eine Lumpenanstalt und 1871 eine Kunstwolle-Fabrik.
Lazarus Reis liegt begraben auf dem Bergfriedhof / Neuer jüdischer Friedhof in Heidelberg -
Foto des Grabsteines (interne Links)
Quelle: Heidelberger Geschichtsverein e.V. - www.haidelberg.de
http://www.s197410804.online.de/ABC/ABCfirmen.htm#R
Zu W.M. Wolf in Heilbronn siehe Seite mit Dokumenten zu jüdischen Personen in Heilbronn. |
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Postkarte
an Alice Felsenstein
im Sanatorium Dr. Frieda Reichmann (1925) |
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Die Postkarte an Frl. Alice Felsenstein im
Sanatorium Dr. Frieda Reichmann in Heidelberg wurde versandt am 11. Sept. 1925.
Frieda Reichmann ist am 23. Oktober 1889 als Tochter von Alfred und Klara Reichmann in Karlsruhe geboren.
Nach einem Medizin-Studium in Königsberg und ihrer Promotion zum Dr. med. assistierte Sie in der Zeit des 1. Weltkriegs
dem Neurologen und Psychiater Kurt Goldstein bei der Behandlung gehirnverletzter deutscher Soldaten in der Nervenklinik
der Universität Königsberg. Den zwei Jahren Tätigkeit von 1918-1920 in Frankfurt folgten drei weitere Jahre im
Privatsanatorium Weißer Hirsch in Dresden. In diese Zeit fällt auch ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin und der
Entschluss zur Eröffnung eines eigenen Sanatoriums in Heidelberg. Dieses war ein Sanatorium für jüdische Patienten
und wurde koscher geführt. Zum Behandlungskonzept gehörte auch ein dementsprechendes Zusammenleben im Haus.
1926 heiratete Dr. Frieda Reichmann den Psychoanalytiker Erich Fromm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
im Jahr 1933 entschloss sich Dr. Frieda Reichmann zur Auswanderung. Nach kurzen Stationen in Frankreich und Palästina
gelangte sie später in die USA. Dort geht Sie weiter ihren wissenschaftlich-medizinischen Weg. 1943 gründete Sie zusammen
mit Harry Stack Sullivan, Erich Fromm, Clara Thompson und Janet Rioch das William Alanson White Institut of
Psychiatry, Psychoanalysis and Psychology. Sie lehrte an der Washington School of Psychiatry und arbeitete bis zu ihrem Tode als
Director der Psychotherapie in Chestnut Lodge. Frau Dr. Frieda Reichmann starb am 28. April 1957 in Rockville, Maryland.
Die Empfängerin der Postkarte war Alice Felsenstein, später Alice Homburger
geb. Felsenstein. Auf einer genealogischen Seite findet sich als Berufsbezeichnung "Krankenschwester". Als Absenderin der Karte zeichnet ihre "Tante Clara".
Alice Felsenstein wurde am 28. Mai 1901 als Tochter von Isidor Felsenstein und Helene
geb. Marx in Leipzig geboren. Am 22. Juni 1926 heiratete sie Julius Yoel
Homburger. Alice Homburger-Felsenstein starb am 17. Juli 1993 in Haifa.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Frieda_Fromm-Reichmann
http://www.s197410804.online.de/Personen/FrommFrieda.htm
http://www.aerzteblatt.de/archiv/55195/Frieda-Fromm-Reichmann-Tiefenpsychologische-Behandlung-der-Schizophrenie
http://www.geni.com/people/Alice-Homburger/5305783685460124882
(zu Alice Homburger-Felsenstein) |
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