Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heidelberg (Stadtkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert (bis nach 1933) 
 
Hier: Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Heidelberg wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.     
      
Die Texte wurden dankenswerterweise von Frau Susanne Reber, Mannheim, abgeschrieben und mit ergänzenden Anmerkungen versehen. 
      
    
  
Übersicht:  

bullet Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (sowie allgemeine Berichte)  
Anmerkung:
Zum jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben in Heidelberg finden sich in den überregionalen jüdischen Periodika der Zeit im Vergleich mit anderen jüdischen Gemeinde auffallend wenige Berichte  
-  Heidelberg - der "Sammelplatz aller kleinlichen Judenfeindlichkeiten" (Artikel von 1849)  
Der antisemitische Redakteur Reuther erhält eine Gefängnisstrafe (1894)   
Antisemitischer Parteitag in Heidelberg (1894)   
-  Gründung einer Friedrich-Loge des Benei-Berit-Ordens in Heidelberg (1895) 
-  Über das Kinderfest zu Chanukka (1903)    
-  Gründung eines jüdischen Turnvereins (1905)  
-  Eine Krankenbesuchs-Vereinigung hat sich gebildet (1921)  
-  Patriotische Feier in der jüdischen Gemeinde zur Befreiung des Rheinlandes (1930)    
-  Bericht über den "Verein gesetzestreuer Juden e.V." (1931)   
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  Beitrag über "Wiener Hofjuden", darunter den zeitweise in Heidelberg tätigen Samuel Oppenheimer (Beitrag von 1934)  
Der Arzt Dr. Ortlieb aus Heidelberg wird in Mosbach ermordet (1877)   
-  Zum Tod des Nordpolfahrers Emil Bessels (1888)  
 Mendel Bamberger wurde für seine zahnärztliche Arbeit ausgezeichnet (1908)  
-  Fabrikant A. Samuel Wolf wurde in den Synagogenrat gewählt (1912) 
Offizierstellvertreter Hermann Müller wird für besondere Tapferkeit im Krieg ausgezeichnet - Dr. A. Elsasser wird ärztlicher Leiter im Kriegseinsatz  (1914)  
-  Stadtrat und Synagogenrat Max Liebhold wird zum Bezirksältesten ernannt (1915)  
-  Rechtsanwalt Samuel Zucker wurde mit dem EK I ausgezeichnet (1920)    
-  70. Geburtstag von Altstadtrat und Synagogenrat Max Liebhold (1921)  
Preis für den pädagogischen Schriftsteller S. Müller (1931)   
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
-  Anzeige der Buch- und Antiquariatshandlung Ernst Carlebach (1866)   
-  Das Ehepaar Dr. J. und Elise Fiebermann übernehmen die Lehr- und Erziehungsanstalt von Frau M. Beßels (1872)  
-  Anzeige der Lehr- und Erziehungs-Anstalt für israelitische Töchter von Herrn und Frau Dr. Reckendorf (1872) 
-  Anzeige der Knabenpension von Dr. Jonas Simon (1903) 
-  Anzeigen der Familienpension / des Mädchenpensionats von Julie Bermann (1900 / 1903 / 1904 / 1911)   
-  Anzeige der Zigarren en gros - Handlung von Hermann Salomon (1924)  
-  Werbung für das rituelle Restaurant Blum (1928 / 1930)  
-  Für jüdische Studenten besteht die Gelegenheit zu ritueller Verpflegung in der Restauration Blum (1928)  
bulletWeitere Dokumente  
-  Brief an Carl Abenheimer aus Heidelberg an S. Blum in Gengenbach (ca. 1866/71)   
Postkarte der Alliance Israélite Universelle an J. Schlößinger in Heidelberg (1885)  
Postkarte an die Gebrüder Reis in Heidelberg (1888)     
Postkarte an Alice Felsenstein im Sanatorium Dr. Frieda Reichmann (1925)   

  
  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben (sowie allgemeine Berichte)    
Heidelberg - der "Sammelplatz aller kleinlichen Judenfeindlichkeiten" (Artikel von 1849)      

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 30. November 1849: "Heidelberg, im Nov. Wer uns doch die Worte der Entrüstung dazu leihete, um das Auftreten des hiesigen Professor Webers (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Weber_(Historiker) gehörig zu schildern. Denn wir stellen es in einer Kategorie, ob der Plebs tatsächlich die Menschenrechte beleidigt oder Männer der Wissenschaft theoretisch. – Dieser Herr schreibt im zweiten Bande seiner Weltgeschichte Seite 439:
'Fiel der Bauer Wucherern und Juden in die Hände, so war er in wenigen Jahren um sein Eigentum; im besseren Fall schleppt er sein mühe- und sorgenvolles Leben bis zu einem mäßigen Alter und hinterließ dann eine darbende Familie.'
Hätte der Herr Professor als ein eiserner, gestrenger Historiker sich noch den Ausdruck Wucherjuden erlaubt, so hätten wir's ihm verzeihen können, so aber identifiziert er die Begriffe Wucherer und Juden und das ist mindestens gesagt unverschämt. Und dabei muss man wohl bemerken, dass dieses in einer neuen Ausgabe steht, die erst vor wenigen Wochen die Presse verlassen hat!! –
Unsere Stadt ist aber überhaupt, trotz ihrer Aufklärung und Hochschule der Sammelplatz aller kleinlichen Judenfeindlichkeiten. Unsere Kirchenräte: Ulmann (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Christian_Ullmann), Umbreit (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_Karl_Umbreit) und Paulus (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Eberhard_Gottlob_Paulus), ja alle theologischen Dozenten tragen eine gewisse Dosis antiquierten Fanatismus bei sich und vergessen ganz, dass es ja größtenteils nur die jüdische Literatur ist, die ihnen Ruhm und Stelle verschafften."        
Anmerkung: Zu Georg Weber vgl. auch https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/nachlass+des+historikers+und+philologen+georg+weber.html.

  
Der antisemitische Redakteur Reuther erhält eine Gefängnisstrafe (1894)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1894: "Der antisemitische Redakteur Reuther aus Heidelberg wurde von Schwurgericht in Mannheim wegen Aufreizung zum Klassenhass zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt."            

   
Antisemitischer Parteitag in Heidelberg (1894)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Oktober 1894: "In Heidelberg hat am jüngsten Sonntag ein antisemitischer Parteitag stattgefunden. Es heißt, der Parteitag soll beschlossen haben, im kommenden Winter vornehmlich das badische Oberland mit einer rührigen Agitation zu beglücken, um bei den nächsten Wahlen zum Landtag eigene Kandidaten aufstellen zu können."         

     
Gründung einer Friedrich-Loge des Bnei-Berith-Ordens in Heidelberg (1895)    

Heidelberg AZJ 25011895.jpg (15532 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1895: "In Heidelberg ist am 30. vorigen Monats eine Friedrich-Loge des Benai-Berith-Ordens
(vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai B'rith) konstituiert worden."        

     
Über das Kinderfest zu Chanukka (1903)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: "Das vom Bezirksrabbiner, Herrn Dr. (Hermann) Pinkuß (vgl. Bericht zu seinem 60. Geburtstag), seit seiner hiesigen Wirksamkeit eingeführte Kinderfest zu Chanukah findet in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Gemeinde liebevollste Pflege. Es ist ein jeweiliges Stelldichein der Gemütlichkeit, ein Schwinden aller Gesellschaftsunterschiede, eine dokumentierte Einmütigkeit im Dienste des Ewigen, und ein hoffnungsvolles Erwachen von Religiosität, sogar bei den in religiösen Dingen leicht gesinnten Elementen, dass man getrost sagen kann, solche Eindrücke sind unauslöschlich. Sie sind vor allem für die hauptsächlich berechneten Kinderseelen von packender, unverwüstlicher Einwirkung, abgesehen von der in der Brust der Eltern hervorgerufenen, weihevollen Stimmung. Bei der Vorführung eines lebenden Bildes - Chanukah in der Familie – gestand mir mein Nachbar, der es mit der Befolgung der religiösen Vorschriften nicht genau nimmt, dass ihm die Tränen in die Augen kamen, so mächtig habe ihn das Entzünden der Menora, das Brennen des Schabboslampe, der 'Maous zur Jeschusi'-Gesang (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Maos_Zur) der Familie, und dazu das Spielen der Kinder mit dem historischen 'Chanukatrendele' (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Dreidel) ergriffen.
Derartige, befriedigende Wahrnehmungen waren für den Psychologen genügend zu verzeichnen bei der am 29. d(es) M.(onats), abends 5 Uhr, stattgefundenen Feier, die mit einem sehr stimmungsvollen, von Kindern gesungenen Chorale: 'Gott segne dich' – eine freie Behandlung des Birkas Kohanim (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Aaronitischer_Segen) - begann, und ein Programm erledigte, worin die vorschriftsmäßige Anzündung, eine treffliche Aussprache des Rabbiners mit den nötigen Musarhinweisen, gesangliche und deklamatorische Vorträge der Kinder, und eine höchst gelungene Vorführung von lebenden Bildern – die vier Jahreszeiten markierend – aufeinander folgten.
Nach einer Bewirtung der Kinder und einer später erfolgten Beschenkung derselben, ließ unser vorzüglicher Kantor, Herr Scheuermann, der auch die Gesänge einübt, und in trefflicher Weise dirigiert hatte, seine herrlichen Weisen ertönen. Mit dem allgemeinen Eindrucke, einen genussreichen Abend, zur Verherrlichung der Religion, verlebt zu haben, verließen die zahlreich erschienenen Festteilnehmer den Saalbau.
Den Arrangeuren der Festlichkeit, unserem Herrn Bezirksrabbiner, und einem Damenkomitee, unter Leitung der Frau Ernst Carlebach (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Carlebach), wurde auch der gebührende Dank öffentlich für die einer edlen Sache geweihten Mühe ausgesprochen."      
Anmerkungen: Rabbiner Dr. phil. Hermann Pinkuß: http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2482; Dr. Pinkuß lebte nach Adressbuch Plöck 79.
Kantor Scheuermann: Kantor und Lehrer Selig Scheuermann lebte nach Adressbuch Augustinergasse 138, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Selig_Scheuermann
vgl. auch http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_westend.htm#Zur Einweihung der neuen Westend-Synagoge (1910), wo Selig Scheuermann mitwirkte.  
   

 
Gründung eines jüdischen Turnvereins (1905)  

Heidelberg FrfIsrFambl 08121905.jpg (22024 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember 1905: "Heidelberg, 6. Dez. Herr Dr. med. Isak Strauß hat für morgen Abend zwecks Gründung eines jüdischen Turnvereins eine Versammlung ins 'Goldene Ross' (Heumarkt 1) einberufen."    

 
Eine Krankenbesuchs-Vereinigung hat sich gebildet (1921)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1921: "Heidelberg, 27. Juni. Es hat sich hier eine Vereinigung von Damen und Herren gebildet, um auswärtige israelitische Kranke in allen hiesige Kliniken und Krankenhäusern allwöchentlich zu besuchen und sich ihrer anzunehmen.
Anzeigen von Seiten der Kranken oder ihrer Angehörigen werden an Herrn Bezirksrabbiner Dr. (Hermann) Pinkuß (vgl. Bericht zu seinem 60. Geburtstag)  Tel. 2990, oder
Herrn Max Meyer, Akademiestraße 2, Tel. 1632 erbeten." 
Anmerkung: zum Krankenbesuch vgl. https://www.juedische-pflegegeschichte.de/der-juedische-krankenbesuch-bikkur-cholim/
Rabbiner Dr. Pinkuß: http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2482; lebte nach Adressbuch Plöck 79.
    

 
Patriotische Feier in der jüdischen Gemeinde zur Befreiung des Rheinlandes (1930)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1930: "Heidelberg, 1. Juli. Die hochwogenden Wellen glühender Begeisterung, die von jenseits des Rheinstromes bis in das schöne Heidelberg hinüberfluteten, veranlassten Herrn Rabbiner Mayer, im Rahmen des vom Rabbinat des von den Herren S. Hochherr* und Deutsch gegründeten Vereins Machsikei HaDat neu eingeführten täglichen Minchah- (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha)  und Maariw- (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Maariw_(Judentum) G'ttesdienstes in der heutigen historischen Nacht eine wohl gelungene Befreiungsfeier zu veranstalten. Die Befreiung des Rheinlandes und der Zusammenschluss der art- und geschichtsverwandten Brüder von dies- und jenseits des Rheins sei uns auch ein Symbol, dass trotz aller Versuche, zu trennen, was zusammengehört, zu zerstören, was aufgebaut werden soll, am Einheitswillen alles Vernichtungswerk zerbricht. – Seine packende Rede bewies, dass derartige historische Zeitgeschehnisse geeignete Mittel darstellen, uns Mut und Vertrauen für unsere jüdische Bestimmung einzuflößen."      
*Zu den Tabakfabrikanten Gebrüder Hochherr aus Heidelberg: http://www.stolpersteine-heidelberg.de/mediapool/63/638182/data/2012/2012_Fam_Simon_Hochherr.pdf
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Verfolgt-aber-nicht-vergessen-_arid,41421.html 
https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-massenbachhausen-familie-hochherr-ist-ihrer-geschichte-auf-der-spur-_arid,452912.html 
https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/west/lokales/In-diesem-Haus-im-Leintal-wurden-einst-Tabakblaetter-gewickelt;art140905,4206105
Im Leo-Baeck-Institute New York: https://digifindingaids.cjh.org/?pID=431056 
http://www.s197410804.online.de/Personen/Hochherr.htm 
http://www.s197410804.online.de/Personen/HochherrFerdinand.htm 
http://www.alemannia-judaica.de/berwangen_synagoge.htm#Aus%20der%20Geschichte%20der%20j%C3%BCdischen%20Lehrer 
https://www.archivportal-d.de/item/46X6PN65ODUL5DJQJV434JGJXBIXGPOL 
https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-massenbachhausen-das-ist-die-bewegte-geschichte-der-zigarrenfabrik-von-bernhard-hochherr-_arid,448536.htm.  

  
Bericht über den "Verein gesetzestreuer Juden e.V." (1931)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: "Sprechsaal. Verein gesetzestreuer Juden e.V. Heidelberg. 
Heidelberg
, 13. Januar (1931). An die Redaktion des 'Israelit'. Sie veröffentlichten in der Nr. 2 des 'Israelit' eine Notiz aus Heidelberg. Wir ersuchen Sie, die nachstehende Erklärung in der nächsten Nummer der in gleicher Weise zu veröffentlichen:
Der Verein gesetzestreuer Juden in Heidelberg e.V. hat niemals Tora-widrige Generalversammlungsbeschlüsse gefasst; er hat im Gegenteil jüngst erst wieder in der Generalversammlung am 4. Jan. 1931 einstimmig eine Erklärung beschlossen, wonach die dem überlieferten Judentum entsprechenden Grundsätze, wie sie in §§ 6 und 9 seiner Satzungen festgelegt sind, unangetastet zu Recht bestehen.
Wir verstehen es nicht, wie Herr Rabbiner Meyer* sich auf das 'Einverständnis' orthodoxer Rabbiner berufen kann, nachdem uns die in Frage kommenden Rabbiner ausdrücklich schriftlich bestätigten, dass sie nie einem Verbot zugestimmt, sondern nur ein allgemeines Gutachten in der Voraussetzung abgegeben haben, dass die Angaben des Herrn Rabbiner Meyer über unsere Beschlüsse den Tatsachen entsprechen.
Wir verwahren uns aufs Schärfste dagegen, dass in jener Notiz uns unterstellt wird, wir würden 'angeblich' für Zwecke orthodoxer Religionsunterrichtes Mittel erbitten. Die Mittel, die uns zufließen, dienen tatsächlich der Durchführung eines Religionsunterrichtes im Sinne unserer Ziele, da von uns von der liberalen Gemeinde für unseren Religionsunterricht keine Mittel bewilligt werden.
Im Übrigen erklären wir, dass wir jederzeit – auch hierin enthält jene Notiz eine irreführende Behauptung – bereit sind, in der Angelegenheit und zur Beilegung des Verbots-Konfliktes uns dem Spruch eines anerkannten Beit Din (Rabbinatsgericht) zu unterwerfen.
Verein gesetzestreuer Juden in Heidelberg e.V. E.G. Der Vorstand (es folgen zwei Unterschriften)
Nachbemerkung der Redaktion. Wir bedauern außerordentlich, dass der Heidelberger Konflikt in die Öffentlichkeit hinausgetragen worden ist. Nachdem nunmehr beide Teile zu Worte gekommen sind, schließen wir die Diskussion und empfehlen dringend die Angelegenheit schleunigst durch ein nach den Vorschriften des Choschen mischpot (vgl.  https://de.wikipedia.org/wiki/Choschen; Choschen HaMischpat heißt ein Teil des Schulchan Aruch, eine jüdische Rechtssammlung für den Alltagsgebrauch) zu bildendes Besdin (= Bet Din) (Rabbinatsgericht) aus der Welt zu schaffen."
Anmerkung: Rabbiner Meyer: gemeint Rabbiner Dr. phil. Hermann Mayer vgl. Bericht: Rabbiner Mayer warnt vor einem "Verein gesetzestreuer Juden" von 1931     
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2416

      
      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Beitrag über "Wiener Hofjuden", darunter den zeitweise in Heidelberg tätigen Samuel Oppenheimer (Beitrag von 1934)  

Heidelberg Israelit 29031934.jpg (356327 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1934: "Wiener Hofjuden. Mit fünf Bildern
Der Hofjude im früheren und späteren Mittelalter hatte stets eine zwiefache Aufgabe, nach außen und nach innen; hatte gewissermaßen das eine Auge nach dem Hofe, das andere als Jude nach seiner jüdischen Gemeinschaft gerichtet. Er hatte die jüdischen Interessen bei Hofe zu vertreten, hatte aber andererseits die Gemeinde auf dem Laufenden zu halten über die Winde, die von oben her wehten, ihr Leben danach einzurichten und sie in stetiger Bereitschaft zu halten. Nicht alle Hofjuden und – im weiten Sinne des Wortes – Schtadlonim (Judenverteidiger bei Hof) waren von der ethischen und moralischen Größe eines Rabbi Joselmann, aber auch der berüchtigte 'Jud Süß' (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Süß_Oppenheimer), der in der ersten Hälfte seiner Laufbahn wenig von Rücksichten auf seine Glaubensgenossen geleitet war, ist nicht der Typ des Hofjuden. Zwischen beiden Gestalten, die auch zeitlich weit auseinander stehen, gibt es verschieden Grade: Männer von hohen geistigen und jüdischen Qualifikationen, andere, die nach ihren Kräften ihre Pflicht gegen ihre Gemeinschaft taten; Männer, denen das Wohl und Wehe ihres Volkes so am Herzen lagen, dass sie nur zu diesem Zwecke den Aufstieg unternahmen und, oben angelangt, sich zuweilen im wörtlichen Sinne ihrem Volk opferten, aber auch solche, die vielleicht der Aufstieg, der Reichtum, die Weltgeltung das Primäre war, und die dann erst, im Besitze von Macht und Einfluss, auch ihrer Brüder gedachten und ihnen gaben, was sie ihnen als Juden schuldeten.
Gewiss nicht zu den unbedeutendsten und unerfreulichsten gehörten die Wiener Hofjuden im 17., 18. und 19. Jahrhundert, denen jetzt Hans Tietze in einem dickleibigen Buch über 300 Seiten unter dem Titel: 'Die Juden Wiens' (Verlag E.P. Tal u. Co., Wien-Leipzig mit 30 Tafeln, Bildern und Plänen) u.v.a. ein Denkmal setzt. An erster Stelle stehen Samuel Oppenheimer und Samson Wertheimer (siehe Bilder)
Samuel Oppenheimer wurde 1630 wahrscheinlich im Badischen geboren. 1660 sehen wir ihn als Armeelieferant, Kammeragent und Vertrauensmann des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._Ludwig_(Pfalz)) in Heidelberg. Von 1670 an ist er aber der Hofjude des Kaisers Karl Leopold I. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_I._(HRR)) und einer der mächtigsten Männer in Wien, viel geehrt, aber auch viel beneidet. Er muss mancher Hetzkampagne standhalten. Sein persönlicher Kredit und seine Begabung helfen ihm aber über alles hinweg. Unbegrenzt ist seine Leistungsfähigkeit als Armeelieferant. Er besorgt für alle Kriegsschauplätze den Heeresbedarf in jeder Art und jeder Menge. Die Heulieferanten für die Kavallerie wie die Schiffe für die Donauflotte gehen durch seine Hand. Er ist aber auch Hofbankier, der im Gewähren von Darlehen und Besorgen von Juwelen unerschöpflich ist. Weder der Kaiser noch der Hochadel können seine Hilfe entbehren. Für seine Ausstände weiß er sich die staatlichen Einnahmequellen zu sichern.
Mit seiner Macht wächst natürlich sein Ansehen in der jüdischen Gemeinde, um so mehr als er dem jüdischen Gesetze treu bleibt und keine Gelegenheit versäumt ,seinen gewaltigen Einfluss für seine Brüder einzusetzen. Glückel von Hameln schreibt: 'Es wäre schön gewesen, so hoch zu steigen,' nämlich in verwandtschaftliche Beziehungen mit den Oppenheimern zu kommen. Dass das Volk für alle Nöte und Leiden, die Entbehrungen und den Steuerdruck sehr zu Unrecht den Jud Oppenheimer verantwortlich macht, dieses Schicksal teilt er mit dem späteren Namensbruder Süß Oppenheim, aber so weit und so tragisch ist es nicht gekommen. Der Hof schenkt ihm das Vertrauen bis zuletzt und schützt seine Juden vor jeder Unbill. Als es 1700 aus nichtigen Gründen zu Ausschreitungen kam, in deren Gefolge das Haus Oppenheimer geplündert und demoliert wurde, wurde sofort die Wache eingesetzt, und es gab Verwundete und Tote. Zwei Rädelsführer wurden sogar öffentlich hingerichtet. Samuel Oppenheimer starb am 3. Mai 1703 plötzlich. Über sein Vermögen wurde der Konkurs verhängt und die Liquidation zog sich über ein halbes Jahrhundert hin, da sich viele hohe Herrschaften den Tod des Hofjuden zu Nutze machten, um sich mit ihren Verpflichtungen, die letzten Endes gegen den Staat waren, zu entziehen.
Von stärkeren, menschlichen und jüdischen Qualitäten war (ungefähr dreißig Jahre später) Samson Wertheimer, ein naher Verwandter Oppenheimers. Die von ihm getätigten Geschäfte zeichneten sich durch solche Lauterkeit, Vorsicht und auch wahres Staatsinteresse aus, dass auch die schlimmsten Judenfeinde ihm nicht die Gewinnsucht oder Eigennutz nachsagen konnten. Nach Oppenheimers Tode wurde Wertheimer 1703 von Kaiser Josef I. zum Hoffaktor ernannt, und es wurde ihm und seiner Familie ein Schutzbrief verabfolgt. Das volle Vertrauen bestätigten ihm auch die folgenden Kaiser. Da er sich bereits 1708 zur Ruhe begab und die ausgedehnten Geschäfte seinem Sohn Wolf übertrug, konnte sich Wertheimer, der ein bedeutendes talmudisches Wissen besaß und sich durch tiefe Frömmigkeit und unvergleichlichen Wohltätigkeitssinn auszeichnete, ganz seinem Volke widmen, und diese Tätigkeit trug seinen Namen in die ganze Welt hinaus. Ein Geschichtsschreiber seiner Zeit bestätigte ihm, dass er viele Besitztümer auch in Frankfurt und Worms sein Eigen nannte und seine Wohltaten sogar bis Polen, Ungarn und Jerusalem hinausreichten. Auch in seinem Ruhestande verkehrte er noch sehr oft bei Hof.
Wertheimer wurde der Ehrentitel Ungarischer Landesrabbiner erteilt, und      
Heidelberg Israelit 29031934a.jpg (417743 Byte) er nahm das Amt ganz ernst, wovon viele schriftliche Aufzeichnungen, geist- und inhaltsvolle Predigten, die sich in seinem Nachlass befanden, zeugten. Er sah
von Anfang an in seiner Macht und seinem Reichtum eine Verpflichtung gegenüber de Judentum. So war er auch der Hauptgeldgeber für die 1721-22 in Frankfurt a. M. bei Johann Kellner fertiggestellten Talmudausgabe. Es gab kaum eine Thora- oder Wohltätigkeitsorganisation in Deutschland oder Österreich, in der er sich nicht verewigt hätte. In seinem Testamente sicherte er die Versorgung von fünfzig Gelehrtenfamilien und wünschte sich, dass sein jüngerer Sohn Joseph sich ganz dem Talmudstudium widmete. Für alle Enkel wurden Legate bestimmt, damit sie bei Eheschließung nicht auf Geld angewiesen seien. Samson Wertheimer starb 1735, betrauert von der gesamten Judenheit als Mann, der 'Thora und Größe' vereinigte.
Der dritte Hofbankier, den wir hier im Bilde zeigen, Salomon Rothschild, ist den Lesern als einer der 'Fünf Frankfurter' und als Begründer des Wiener Rothschildhauses bekannt. Als Salomon Rothschild 1821 nach Wien kam, durfte er sich hier als fremder Jude noch nicht einmal ankaufen. Er wohnte im Hotel 'Zum Römischen Kaiser' in der Renngasse (Renngasse 1), in dessen Nebenhaus sich später die Rothschildbank befand. Noch zwei Jahrzehnte später konnte er die Erlaubnis, sich im Bergbau zu betätigen, nur nach den größten Schwierigkeiten und als besondere Vergünstigung erlangen, obwohl die Brüder, also auch Salomon, schon 1822 in den Freiherrenstand erhoben worden waren, in der Zwischenzeit die größten Geschäfte mit dem Staat getätigt und im Wiener Bank- und Börsenwesen den ersten Platz besetzt hatten. Führend war der Wiener Rothschild auch bei Eisenbahnbauten und besonders durch den Bau der Nordbahn hat er das österreichische Wirtschaftsleben stark befruchtet und beeinflusst. All die Unternehmungen Rothschilds fanden die weitgehendste Unterstützung des Fürsten Metternich.
Obwohl so das Wiener Rothschildhaus eine der Hauptpositionen der Familie wurde, hat Salomon Rothschild nie die Popularität erlangt, die späteren Mitgliedern der Familie zuteil wurde. Gewiss hat sich auch Salomon seinen Verpflichtungen gegenüber der jüdischen Gemeinschaft nicht entzogen und blieb auch von Anfeindungen nicht verschont. Hatten doch die Judenfeinde die Mär aufgebracht, das Eintreten Metternichs und anderer hochgestellter Persönlichkeiten auf dem Wiener Kongress für die Gleichberechtigung der Juden beruhe auf einem Pakt zwischen diesen Männern und der Rothschildfamilie. Das Volk, das für Skandale in hohen Kreisen immer ein empfängliches Ohr hatte, sollte dadurch durch eine Art Bestechungsaffäre geschickt vom Kernpunkt des Problemes. Den Menschenrechten und der Dankesschuld gegen die Juden, die nach den Befreiungskriegen dem Staate entstanden war, abgelenkt werden. Dieser Feldzug war nicht gelungen, aber auch die den Juden zugedachten Menschenrechte kamen bekanntermaßen nicht lückenlos zustande.
Wir zeigen ferner im Bilde das Innere der Synagoge in der Seitenstettengasse (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Stadttempel), die älteste und größte Synagoge Wiens (gebaut 1823), die während der Hochflut der Reform (im Judentum), sich Orgel und sonstige durchgreifende Reformen bis auf den heutigen Tag nicht durchgesetzt haben. Ein weiteres Bild zeigt uns türkische Juden in Wien. Die Kolonie der türkischen Juden in Wien hatte ihre erste Auflage wohl im 15. und 16. Jahrhundert. Ihre Synagoge ist eine der jüdischen Sehenswürdigkeiten der Donaustadt. Es wird darin nach orientalischem Ritus in sephardischer Aussprache gebetet und die Hausordnung ist bis auf den roten Fez auf dem Kopfe der Kultusbeamten traditionell 'türkisch' geblieben. Die türkischen Juden hatten bis zuletzt noch eine eigene Gemeindeautonomie und zählte prominente reiche Persönlichkeiten zu ihren Mitgliedern. Auch sie hat unter der Not der Zeit gelitten und die Abnahme ihrer Leistungskraft zwang sie, nähere Verbindungen mit der Kultusgemeinde zu suchen."  
Weitere Informationen zu Samuel Oppenheimer:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz73679.html 
https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Oppenheimer 
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pl%C3%BCnderung_des_Hauses_von_Samuel_Oppenheimer 
https://www.habsburger.net/de/medien/samuel-oppenheimer 
http://www.hugogold.com/Vienna/Samuel%20Oppenheimer%20und%20sein%20Kreis.pdf 
Zu Samson Wertheimer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Wertheimer 
https://www.deutsche-biographie.de/sfz75100.html 
http://www.judengasse.de/dhtml/P033.htm 
http://www.hohenemsgenealogie.at/gen/getperson.php?personID=I16179 
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.w/w502906.htm 
https://www.ieg-mainz.de/forschungsprojekte/wiener_hoffaktorenfamilie_wertheimer 
http://www.imdialog.org/bp2017/02/werger.pdf
Zu Glückel von Hameln:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glikl_bas_Judah_Leib 
https://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gl%C3%BCckel-von-hameln 
https://de.wikisource.org/wiki/Die_Memoiren_der_Gl%C3%BCckel_von_Hameln 
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/glueckel-von-hameln/ 
https://www.deutsche-biographie.de/sfz49246.html 
https://www.hs-augsburg.de/~harsch/iiddica/Khronologye/y_17yh/Glikl/gli_tikh.pdf 
Zu Salomon Rothschild
https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Rothschild 
https://www.deutsche-biographie.de/sfz77136.html 
https://www.habsburger.net/de/medien/salomon-rothschild 
https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Rothschild_Salomon-Mayer_1774_1855.xml 
https://www.lagis-hessen.de/pnd/116641924 
Zu den Sepharden in Wien
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkischer_Tempel 
https://www.hagalil.com/2013/11/feist-2/ 
https://etfst.univie.ac.at/forschung/religionswissenschaft/religioese-und-gesellschaftliche-pluralitaet/the-sephardic-jews-of-vienna/

     
Der Arzt Dr. Ortlieb aus Heidelberg wird in Mosbach ermordet (1877)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1877: "Aus Baden, 21. Januar (1877). Das Städtchen Mosbach war am Freitagabend - nach einer Mitteilung der 'Heidelberger Zeitung', - der Schauplatz eines schweren Verbrechens. Dr. med. Ortlieb aus Heidelberg (Israelit) saß in Gesellschaft eines dortigen Beamten in einem Gasthause, als plötzlich ein Schuss durchs Fenster fiel, der Ersteren sofort tötete. Der Mörder hatte es jedoch gar nicht auf den Getroffenen abgesehen, sondern auf den neben diesem sitzenden Beamten, von dem er vor Kurzem zu einer Gefängnis-Straße verurteilt worden war, und an dem er sich auf so furchtbare Weise rächen wollte.   
Karlsruhe, 23. Januar (1877). Die verbrecherische Tat in Mosbach, die einen jungen, kenntnisreichen, allgemein beliebten und geachteten Arzt, einen Wohltäter der Armen, das Leben kosten sollte, scheint ihre Veranlassung in einem anderen Motiv zu haben, als dem Anfangs bezeichneten. Man hat es wahrscheinlich nicht mit einem Meuchelmorde, sondern mit der unseligen Handlung eines Irrsinnigen zu tun. Der Täter, ein Schreiner Appel, war vor mehreren Jahren in den Heilanstalten Illenau und in Pforzheim, von wo er entfloh, ohne dahin wieder zurückgebracht zu werden. Er trug längst einen Hass gegen alle Ärzte zur Schau, weil ein solcher nach seiner Idee ihn einmal in den Kopf geschossen habe (er soll einmal elektrifiziert worden sein). Dr. Ortlieb, der am Sonntag in Heidelberg beerdigt wurde, war von dem Schuss so unglücklich in den Kopf getroffen worden, dass er sofort zu Boden stürzte und nach wenigen Minuten den Geist aufgab. Der Beamte, welcher neben ihm saß und beinahe auch von dem umherfliegenden Blei getroffen worden wäre, hatte mit dem geisteskranken Appel niemand etwas zu tun."       

    
Zum Tod des Nordpolfahrers Emil Bessels (1888)
       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1888: "Vom Neckar, im Juli (1888). Der Nordpolfahrer Emil Bessels
Das unerwartete Hinscheiden dieses hochbegabten und allein von dem Eifer für die Wissenschaft beseelten Mannes in dem Augenblick, wo er sich von Neuem nach dem gefahrvollen Schauplatz seiner Tätigkeit, den Nordpol-Gewässern, begeben wollte, macht es uns zur Pflicht, diesem würdigen Sohne Israels hier eine biografische Skizze zu widmen. (Anmerkung 1 unten)Emil Bessels ist in Heidelberg im Jahre 1847 geboren. Er war der älteste Sohn des dortigen Lehrer Bessels, welcher lange Jahre hindurch mit vielem Erfolg ein Knaben-Pensionat leitete. Die Mutter war Vorsteherin eines stark besuchten Mädchen-Pensionats (vgl. Artikel unten von der Übernahme des Mädchen-Pensionates durch das Ehepaar Fiebermann (1872)). Da im Hause der Eltern in regelmäßiger Abwechslung die französische und englische Sprache als Umgangssprache benutzt wurden, so fand der junge Bessels hierdurch die beste Gelegenheit, beide schon in frühen Jahren vollständig zu beherrschen, und bediente sich derselben mit viel Vorliebe. Sein Fleiß und seine Willenskraft gewannen ihm die Achtung, die reichen Gaben seines Herzens und seines edlen Gemüts die Liebe und Freundschaft zunächst seiner Schulkameraden und später aller derer, die ihn näher kennen lernten. Er hatte große Fähigkeiten und brennenden Ehrgeiz, für die Wissenschaft etwas zu leisten, und begeisterte Liebe zu allem, was in Dichtkunst und anderen Künsten Schönes geleistet war.
Der frühzeitige Tod des Vaters, die Sorge für drei unmündige Kinder, bestimmten die Mutter, dem Wunsche des Sohnes, eine wissenschaftliche Laufbahn zu wählen, nicht zu entsprechen. Mit fünfzehn Jahren musste er gegen seinen Willen das Gymnasium verlassen und wurde zu einem Freunde der Familie in die Lehre gegeben. Zwei Jahre hindurch war er hier beschäftigt. Wenngleich die sich ihm bietende Arbeit in keiner Weise seinen Beifall fand, seine Gedanken häufig genug von anderen, ihn mehr zusagenden Gegenständen, als von den ihm übertragenen Obliegenheiten in Anspruch genommen wurden, so war er doch während der üblichen Arbeitsstunden bestrebt, sich durch Fleiß und Aufmerksamkeit die Zufriedenheit seines Prinzipals zu erwerben. Auf das Eifrigste wurden die freien Stunden und die Nächte dazu benutzt, seine Kenntnisse auf anderen Gebieten zu erweitern. Namentlich das Studium der neueren Sprachen, die Ausbildung seines Talents im Zeichnen und vor allem die Erweiterung seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse auf dem Gebiete der Zoologie, gewährten ihm im hohen Maße Befriedigung.
Nachdem Bessels zwei Jahre hindurch seine Lehre als Kaufmann bestanden hatte, gelangten die nächsten Angehörigen mehr und mehr zu der Einsicht, dass er für diesen Beruf nicht geeignet sei. In Übereinstimmung mit seinem ihm befreundeten Prinzipale, verließ er die bisherige Stellung,
 
Anmerkung 1: Wir erinnern hierbei an den Astronom Edward Israel (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Israel), der mit Greeley1881- 84 die nordamerikanische Nordpolexpedition mitgemacht, und im Mai 1884 an den vergletscherten Felsenriffen Nordgrönlands in Folge der Entbehrungen und Strapazen und seines wissenschaftlichen Eifers verstarb und verscharrt wurde. S.(iehe) den Artikel aus New York, Jahrg. 1887, S. 546. Auch den Dr. Boas aus Minden (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Boas) mögen wir erwähnen, der Jahre lang bei den Eskimos und ganz wie diese lebte, um deren Natur und Lebensweise zu erforschen. Redaktion
Dazu vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Bessels 
https://www.deutsche-biographie.de/sfz4228.html 
https://de.wikisource.org/wiki/Der_Untergang_des_amerikanischen_Expeditionsschiffes_%E2%80%9EPolaris%E2%80%9C 
https://www.deutsche-biographie.de/gnd116154632.html#ndbcontent  
        
Heidelberg AZJ 09081888b.jpg (424912 Byte)um sich ganz seinem wissenschaftlichen Studium zu widmen. Da er indes das Gymnasium nicht nach Vorschrift absolviert und in Folge dessen keine Aussicht hatte, nach beendigtem Universitätsstudium zu den üblichen Prüfungen zugelassen zu werden, so entstanden für ihn neue Schwierigkeiten, welche von ihm in kürzester Frist auf das Glänzendste überwunden wurden. Bei Gelegenheit eines Preisausschreibens der Universität Heidelberg, an dem er sich beteiligte, wurde seiner Abhandlung einstimmig der erste Preis zuerkannt. Dieser überraschende Erfolg seitens eines Bewerbers, dem bis dahin die Berechtigung zur Erlangung der akademischen Doktorwürde nicht zugebilligt werden konnte, beseitigte mit einem Schlage alle ihm entgegenstehenden Hindernisse. Er benutzte seine Preisschrift zu seiner Doktor-Dissertation, und kaum 18 Jahre alt, war er einer der jüngsten Doktoren, welche die Universität Heidelberg bis dahin ernannt hatte.
Nachdem Bessels noch einige Zeit in Heidelberg Studien fortgesetzt hatte, reifte mehr und mehr der Entschluss in ihm, als Forschungsreisender fremde Weltteile kennenzulernen. Besonders war sein Augenmerk auf das Innere von Afrika gerichtet, und mit der ihm eigenen Willenskraft begann er, neben seinen naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien sich Kenntnisse in der arabischen Sprache zu erwerben. Um seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, nahm er, 20 Jahre alt, die ihm angebotene Stellung als Kustos am naturwissenschaftlichen Museum in Stuttgart an, und wenn diese Stellung auch in gewisser Hinsicht nicht ganz seinen Wünschen, so bestimmte ihn doch der Umstand, dass er darin reiche Gelegenheit fand, seine Kenntnisse wesentlich zu bereichern, fast 1 ½ Jahre darin zu verbleiben. Inzwischen hatte Bessels mit Petermann (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/August_Petermann) Verbindung angeknüpft und diesem seine Wünsche angetragen. Von dem reichen Wissen desselben auf den verschiedenen Gebieten überzeugt, veranlasste ihn Petermann zu einer ersten Reise im Jahre 1869 nach dem Nordpol. Auf dieser Reise untersuchte Besssels das nördliche Eismeer zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nowaja_Semlja) und wies hierbei die Existenz des Golfstroms östlich von Spitzbergen nach.
Im Jahre 1871 trat er seine zweite Reise nach dem Nordpol an. Unter der Führung von Hall (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Francis_Hall) begleitete er die gut ausgerüstete nordamerikanische Expedition zur Entdeckung des Nordpols, auf dem Schiffe Polaris als Schiffsarzt und als Chef der wissenschaftlichen Abteilung. Die Fahrt ging durch die Davis-Straße, nach der Baffins-Bay in den Smith-Sund. Am 25. September desselben Jahres erreichte die Expedition den 82° 9', die nördlichste Höhe, welche vorher von niemandem erreicht worden. Das Schiff musste nach dem Tod des Führers (Charles Francis Hall) von weiterem Vordringen abstehen und war gezwungen, die Rückreise anzutreten. In einem gefahrvollen Treiben der Eisschollen am 15. Oktober hatte die Polaris eine schreckliche Katastrophe zu bestehen. Eingeklemmt zwischen mächtigen Eisbergen, konnte sie weder vor noch rückwärts und ihre kräftige Bauart desselben genügte nicht, dem immer stärker werdenden Drucke der Eismassen Widerstand zu leisten. Unter solchen Umständen wurde von der Besatzung der Entschluss gefasst, die Polaris zu verlassen. Die notwendigen Lebensmittel und Utensilien wurden aus dem Schiffe auf eine große Eisscholle übertragen, auf der man zu überwintern beabsichtigte. Noch mit dem Transporte der verschiedenen Gegenstände beschäftigt, trieb ein heftiger Sturm die Eisscholle, auf der sich 19 Mann der Besatzung befanden, von der übrigen Schiffsmannschaft ab und sahen sich dieselben dem offenen Meere preisgegeben. Erst am 30. April 1872 kam ihnen Rettung, indem ein Schiff sie aufnahm. Bessels blieb mit 13 Personen bei dem zugrunde gerichteten Schiffe, bei der Littleton Insel im Smith-Sunde zurück, wo sie sich aus dem Schiffskörper ein Haus zur Überwinterung errichteten. Am 3. Juni 1872 schifften sie sich in ihren zwei Booten ein, wurden am 23. Juni von einem schottischen Dampfer aufgenommen und landeten endlich, am 18. September in Schottland.
Eine dritte Polarexpedition, welche Bessels mit Dorst und Weyprecht (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Weyprecht) vorbereitet hatte, kam nicht zur Ausführung, und entschloss sich derselbe in amerikanische Dienste zu treten. Er beschrieb die amerikanische Nordpolexpedition (1879, Leipzig). Von Bessels ist ferner redigiert Band I des Berichts über die wissenschaftlichen Resultate der Polar-Expedition, Washington 1876 erschienen.
Ein größerer Teil seiner wissenschaftlichen Erforschungen ist dem unermüdlichen Reisenden und Forscher bei dem Untergange der Polaris verloren gegangen und zerstört worden, und es war ihm nicht vergönnt, das mit großer Mühe, Ausdauer und Fleiß gefertigte Material bei der späteren Ausarbeitung zu benutzten. Um das Unglück für ihn voll zu machen, zerstörte später in Washington eine Feuersbrunst einen großen Teil seiner fertigen Manuskripte, sodass nur Band I seines Berichts erscheinen konnte.
Anfangs dieses Jahres kam Bessels zum Besuche seiner hochbetagten Mutter und seiner zahlreichen Freunde nach Europa herüber, um einige Zeit der Ruhe und Erholung zu leben, der er so sehr bedurfte. Von schwächlicher Körperkonstitution, hatte er mit der ihm eigenen Energie so manchem Unwetter widerstanden und schwere Prüfungen durchgemacht. Nur kurze Zeit hatte Bessels wieder auf heimischem Boden zugebracht, voller Hoffnung, nach wenigen Monaten neu gekräftigt und gestärkt in seine zweite Heimat zurückkehren zu können. Diese Hoffnung sollte sich indes zum größten Bedauern seiner Angehörigen und Freunde nicht erfüllen. Ein plötzlicher Tod machte seinem tatenreichen Leben im besten Mannesalter unerwartet ein Ende. Fast ohne Leiden, ohne Schmerz ist er plötzlich von uns gegangen, nachdem er noch den Abend vor seinem Tode im Freundeskreise zugebracht hatte. Mutterliebe und Freundeshand betteten ihn im heimischen Boden ein. J. W." 
Hinweis: Auf dem jüdischen Teil des Bergfriedhofes Heidelberg finden sich aus der Familie Bessels u.a. die Gräber von
Marianne Bessels geb. Löffler (1812-1891, Mutter von Emil Bessels) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400400  
Dr. Emil Bessels (1847-1888)  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400454  

  
Mendel Bamberger wurde für seine zahnärztliche Arbeit ausgezeichnet (1908)     
Anmerkung: Dr. Mendel Hirsch Menachem Bamberger ist am 31. Mai 1884 in Bad Kissingen geboren als Sohn von Rabbi Moses Löb Bamberger und der Esther geb. Goldschmitt. Er war verheiratet seit 1909 in Köln mit Rachel geb. Winter (aus Mönchengladbach), mit der er vier Kinder hatte (Judith, geb. 1911, Ruth Ella, geb. 1912, Moses Löb/Martin geb. 1915, Benzion Seligmann Josef Friedel, geb. 1919). Er emigrierte im November 1934 nach Palästina, war auch in Jerusalem noch als Zahnarzt tätig und ist 1942 in Jerusalem gestorben. Genealogische Zusammenhänge siehe  https://www.geni.com/people/Mendel-Menachem-Bamberger/6000000001489745457  Foto siehe  https://www.biografisches-gedenkbuch-bk.de/datenbank/38559.Datenbank.html?detID=30.     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1908: "Heidelberg, 13. Mai. Herr cand. med. dent. Mendel Bamberger aus Bad Kissingen wurde für seine an dem zahnärztlichen Institut der hiesigen Universität gefertigte Arbeit 'über Zusammensetzung und Schleifkraft einiger Zahnpulver' mit dem Kollmarpreise ausgezeichnet. Die Arbeit wurde in der deutschen zahnärztlichen Wochenschrift veröffentlicht."     

    
Fabrikant  A. Samuel Wolf wurde in den Synagogenrat gewählt (1912)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Oktober 1912: "Heidelberg, 14. Oktober (1912). Gestern wurde Fabrikant A. Samuel Wolf in den Synagogenrat gewählt. Der Gewählte gehört der konservativen Richtung an."        

      
Offizierstellvertreter Hermann Müller wird für besondere Tapferkeit im Krieg ausgezeichnet - Dr. A. Elsasser wird ärztlicher Leiter im Kriegseinsatz  (1914)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Dezember 1914: "Heidelberg, 4. Dezember (1914). Offiziersstellvertreter Hermann Müller vom 17. bayerischen Infanterieregiment, Sohn des Hauptlehrers S. Müller, erhielt für besondere Tapferkeit vor dem Feinde das bayerische Militärverdienstkreuz zweiter Klasse. - Das Heidelberger 'Rote Kreuz' richtet in Tournai (Belgien) eine Militärverpflegungs- und Erfrischungsstation ein. Zur Einrichtung derselben und als ärztlicher Leiter wurde Herr Dr. A. Elsasser entsandt. Dem Sanitätspersonal gehören an Schwester Helga Wunsch, Großlogenschwester, und Fräulein Grete Marx. Für diese Station wurden von jüdischer Seite 7.000 Mark gespendet."           

    
Stadtrat und Synagogenrat Max Liebhold wird zum Bezirksältesten ernannt (1915)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  22. Januar 1915: "Der großherzogliche Oberrat der Israeliten hat für die Bezirkssynagoge Heidelberg auf die Dauer von fünf Jahren zu Bezirksältesten ernannt: Stadtrat und Synagogenrat Max Liebhold in Heidelberg und Synagogenvorsteher Rechtsanwalt Dr. Pfälzer-Weinheim."
Anmerkung: vgl. https://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/ehem-zigarrenfabrik-%E2%80%9Em-f-liebhold%E2%80%9D 
und Artikel zu Mannheim über die Beisetzung von Rechtsanwalt Dr. Pfälzer 
Max Liebhold, Fabrikant und Stadtrat lebte nach Adressbuch in der Bluntschlistraße 6
Zur Familie Liebhold: http://www.stolpersteine-heidelberg.de/familie-liebhold.html.   

   
Rechtsanwalt Samuel Zucker wurde mit dem EK I ausgezeichnet (1920)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Februar 1920: "Rechtsanwalt Samuel Zucker in Heidelberg, Hauptmann im Bayerischen Reserveinfanterieregiment 5, erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen."         

   
70. Geburtstag von Altstadtrat und Synagogenrat Max Liebhold (1921)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. April 1921: "Aus Heidelberg wird uns berichtet: Altstadtrat Max Liebhold beging seinen 70. Geburtstag. Als Mitglied der früheren nationalliberalen Partei (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalliberale_Partei) war er bis 1919 eifriges Mitglied des Stadtrates, dem er zehn Jahre angehört hat. Vorher war er drei Jahre Stadtverordneter. Außerdem ist er seit 26 Jahren Mitglied des Synagogenrats und seit 6 Jahren Bezirksleiter der Bezirkssynagoge Heidelberg.
(vgl. https://www.geni.com/people/Max-Liebhold/6000000009064025896; zum Sohn Michel Liebhold: http://www.stolpersteine-heidelberg.de/familie-liebhold.html)."      

      
Preis für den pädagogischen Schriftsteller S. Müller (1931)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 7. Januar 1931:  "Heidelberg (Preisverleihung). Dem durch seine Behandlung pädagogischer Fragen bekannten Schriftsteller S. Müller in Heidelberg ist vom Oberrat der badischen Israeliten für seine 'segensreiche Tätigkeit auf jüdisch-literarischem Gebiete' ein Preis verliehen worden."             

   
   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige der Buch- und Antiquariatshandlung Ernst Carlebach (1866)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1867: "Buchhandlungs-Lehrlinggesuch.
Ich suche für meine Buch- und Antiquariatshandlung (welche Samstags geschlossen ist) einen Lehrling zu engagieren. Gymnasialbildung ist erforderlich. Die weiteren Bedingungen auf frankierte Anfragen. Heidelberg, 1. Dezember 1866. Ernst Carlebach." 
Ernst Carlebach lebte nach Adressbuch in der Hauptstraße 136, wo auch seine Buchhandlung mit Antiquariat war. Er hatte als Schüler in Mannheim das Großherzogliche Lyzeum besucht und war ein Klassenkamerad von Hermann Levi, vgl. Artikel in der Seite zum Rabbinat in Giessen.  
Ernst Carlebach entstammte der bekannten Rabbinerfamilie Carlebach: https://de.wikipedia.org/wiki/Carlebach
.              

    
Das Ehepaar Dr. J. und Elise Fiebermann übernehmen die Lehr- und Erziehungsanstalt von Frau M. Beßels (1872)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872:  "Unterzeichnete beehren sich hiermit ergebenst anzuzeigen, dass sie die seit 25 Jahren bestehende Lehr- und Erziehungsanstalt der Frau M. Beßels in Heidelberg zu Ostern dieses Jahres übernehmen, den ihnen anvertrauten Töchtern eine religiöse, gewissenhafte Erziehung geben und sie mit elterlicher Liebe überwachen.
Nähere Auskünfte sowie Prospekte erteilen bereitwilligst Dr. J. Fiebermann  Elise Fiebermann, geb. Stein  Museumsplatz 18, Heidelberg
Anmerkung:  Bei Marianne Beßels handelt es sich um die Mutter des Nordpolfahrers Emil Bessels (siehe Artikel zum Tod von Emil Bessels oben).
Marianne Beßels lebte als Witwe nach dem Adressbuch in der Grabengasse 18. 
     
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1872: "Für das herannahende Montag den 28. Oktober beginnende Wintersemester bringen wir unser Israelitisches Mädchenpensionat und die damit verbundene Höhere Töchterschule in freundliche Erinnerung. 
Prospekte und jede nähere erwünscht Auskunft erteilen bereitwilligst 
Herr und Frau Dr. Fiebermann, Hauptlehrer Beßels' Nachfolger, Heidelberg."       

    
Anzeige der Lehr- und Erziehungs-Anstalt für israelitische Töchter von Herrn und Frau Dr. Reckendorf (1872)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1872: "Lehr- und Erziehungs-Anstalt für israelitische Töchter
geleitet von Herrn & Frau Dr. Reckendorf in Heidelberg.
Der Unterricht beginnt den 3. Mai. Außer den gediegensten Lehrkräften der Stadt leben eine deutsche, eine französische und eine englische Lehrerin mit den Zöglingen zusammen.
Anmerkung: Wahrscheinlich handelt es sich hier um den Orientalisten Dr. Hermann Reckendorf (geb. 1825 in Trebitsch, gest. 1875), der an der Heidelberger Universität lehrte:
vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Reckendorf_(Orientalist,_1825) und http://www.jewishencyclopedia.com/articles/12618-reckendorf-hermann-hayyim-zebi-ben-solomon  und Grab im Klingenteichfriedhof Heidelberg siehe http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2401095 
Sein Sohn Salomon, später Hermann, war ebenfalls Orientalist: vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Reckendorf_(Orientalist,_1863)

Frau Zirle Reckendorf (1818-1886): Grab siehe   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400427   
Nach dem Adressbuch Heidelberg war die Lehr- und Erziehungsanstalt in der Kettengasse 14.   

    
Anzeige der Knabenpension von Dr. Jonas Simon (1903)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1903: "Heidelberg! Pension für Knaben! 
An den Anlagen 54.
Herrliche und gesunde Lage; vorzügliche Luft; sorgfältige Erziehung; individuelle Behandlung; kräftige Verpflegung.
Dr. Jonas Simon.
Referenzen: Rabbiner Dr. M. Hildesheimer - Berlin; Distriktsrabbiner Dr. Kohn - Ansbach; Realschuldirektor Dr. Lange und Dr. med. E. Rosenbaum - Frankfurt am Main".     

    
Anzeigen der Familienpension / des Mädchenpensionats von Julie Bermann (1900 / 1903 / 1904 / 1911)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1900: "Heidelberg.
Israelitische junge Mädchen finden zur weiteren Ausbildung Aufnahme in der Familien-Pension der Unterzeichneten. Gleichzeitig ist denselben zur Erlernung weiblicher Handarbeiten, sowie des Haushalts, englische und französische Konversation, volle Gelegenheit geboten.
Beste Referenzen stehen zu Gebot.
Frau Julie Bermann  Museumsplatz 18."    
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1903: Text wie oben         Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904: Text wie oben Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911: Text wie oben

    
Anzeige der Zigarren en gros - Handlung von Hermann Salomon (1924)         

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 3. April 1924:  "Für Qualitätsraucher! Preiswertes Zigarrenangebot!
La Cultura Sumatra-Sandblatt-Deckblatt à DM 18,- pro 100 Stück versteuert - 1a Felix-Brasil- Einlage
La Gerona Sumatra-Sandblatt-Deckblatt à DM 28,- pro 100 Stück versteuert - 1a Felix-Brasil- Einlage
Beide Sorten im Kistchen von 50 Stück. Bei Abnahme von 300 Stück franko unter Nachnahme oder Voraussendung des Betrages.
Hermann Salomon, Heidelberg, Plöck 81. Zigarren en gros, Telefon 371, Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 6148, Zigarren en gros."   

   
Werbung für das rituelle Restaurant Blum (1928 / 1930)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Heidelberg, 1. Juni. Aus Kreisen des 'Vereins zur Wahrung' wird uns geschrieben: Es trifft sich gut, dass der V.(erein) z.(ur) W.(ahrung) in den Tagen seiner Jubiläumsfeier einen guten politischen Erfolg seiner Tätigkeit ausweisen kann. Es ist gelungen, zusammen mit den anderen, in Betracht kommenden Stellen in Heidelberg ein rituelles Restaurant zu schaffen. Praktisch gelegen, freundlich ausgestattet, bietet es den Besuchern, den Dauergästen und den Eintagsreisenden, den Studenten und Wanderern das, was längst hier fehlte: Die Möglichkeit, in der schönen Neckar V.J.A.'er (sc. Mitglieder der 'Vereinigung jüdischer Akademiker')– wie in guter alter Zeit – den Weg nach gut zu essen und schönen Schabbat und Jom tov (Feiertag) hier zu verbringen. Schon haben's viele ausgenützt. Alles sind zufrieden, und wir hoffen, dass nunmehr auch recht viele V.J.A (sc. Mitglieder der 'Vereinigung jüdischer Akademiker') – wie in guter alter Zeit – den Weg nach Alt-Heidelberg, der feinen, finden. Wenn man im 'Weinstock'- ("ein Mann unter seinem Weinstock", Anspielung auf Prophet Micha 4,4: 'jeder sitzt unter seinem Weinstock') bei Blum in der Bergheimerstraße 71 den leiblichen Hunger stillen kann, wird's Wandern und Arbeiten, das Studieren und 'Lernen' und die Erholung derer, die Heilung an Leib und Seele (?) suchen müssen, leichter sein. Und – last not least – das Klientel (?) der Orthodoxie in Heidelberg wird und möge jetzt auch größer werden. Die 'Lehre' hat wieder einmal fürs 'Leben' gewirkt!" 
Zum Bund Jüdischer Akademiker vgl. http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/studentenverbindungen      
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1928: "Heidelberg, 10. Juni. Die in vorwöchentlicher Nummer enthaltene Notiz betr. des neugeschaffenen Restaurants in Heidelberg gibt insofern zu Missverständnissen Anlass, als einmal der Text an einer Stelle ganz verstümmelt war, vor allem aber dadurch, dass durch ein bedauerliches Versehen die hervorragende Tätigkeit des Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser in Hamburg bzw. Lokalkomitee Frankfurt a. M. nicht erwähnt war. Dieser Verein, der ja in erster Linie für obige Arbeitsgebiete in Betracht kommt, hat keine Mühe gescheut, um zusammen mit den anderen Stellen die Heidelberger Restaurationsfrage in gutem Sinne zu fördern."    
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1930: "Im schönen Heidelberg, das jetzt mit der schon beginnenden Baumblüte im Nissan (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nisan_(Monat)) und zu Pessach die Fremden anlockt, hat das Restaurant Blum in famoser Lage (Anlage 23a) seinen Betrieb neu eröffnet. Bahnhof (vgl. https://rhein-neckar-wiki.de/Ehemaliger_Heidelberger_Hauptbahnhof), Geschäftsstraßen, Universität, alles ist nahe zu erreichen. Wer es weiß, wie schwer die wirtschaftliche Lage nicht nur auf dem Essenden, sondern auch auf dem Verabreichenden lastet, wird wünschen, dass Geschäftsleute, Studenten, Erholungsuchende mit Befriedigung das Weiterbestehen des einzigen unter Aufsicht stehenden Restaurants in Heidelberg begrüßen (siehe Inseratenteil)."     
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1930: " Heidelberg, 24. März. Das Restaurant Blum in Heidelberg, das unter Aufsicht von Herrn Rabbiner Dr. Unna - Mannheim (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Isak_Unna) steht, befindet sich ab 1.4.1930 in der Anlage 23a und hält sich Sommerfrischlern, Ausflüglern, Reisenden und Studenten bestens empfohlen. Näheres Inserat."        

    
Für jüdische Studenten besteht die Gelegenheit zu ritueller Verpflegung in der Restauration Blum (1928)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Heidelberg, 10. Aug. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass für jüdische Studenten, die in der altbeliebten Universitätsstadt Heidelberg ihren Studien obliegen, sich in dem seit kurzem hier auf Veranlassung des Hamburger 'Vereins zur Förderung ritueller Speisehäuser' e.V. hier errichteten Restauration Blum (Weinstock) Gelegenheit zu guter ritueller Verpflegung zu mäßigen Preisen bietet. Diese Tatsache sollte ein Zugmittel für jüdische Studierende sein, dass sie, wie es in früheren Zeiten der Fall war, für einige Semester nach Heidelberg kommen."        

      
     
     
Weitere Dokumente  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries, Anmerkungen auf Grund der Recherchen von P.K. Müller)      

 Brief von Carl Abenheimer aus Heidelberg 
an S. Blum in Gengenbach
(ca. 1866/71)
  
 Gengenbach Dok 110.jpg (137453 Byte)  Heidelberg Friedhof 209107au.jpg (77545 Byte)
      Der Brief von Carl Abenheimer wurde noch vor dem 1. Januar 1872 verschickt, da an diesem Tag sämtliche badischen Ganzsachen mit dem Übergang des Postregals an die Deutsche Reichspost ungültig wurden. Rechts Grabstein des Absenders Carl Abenheimer (1808-1877) 
im jüdischen Teil des Bergfriedhofes in Heidelberg.   
     
Postkarte der Alliance Israélite Universelle 
an J. Schlößinger in Heidelberg (1885)
   
Heidelberg Dok 130601a.jpg (182049 Byte) Heidelberg Dok 130601.jpg (204726 Byte)
   Absender der Karte ist Adolf Hanauer, Secretair der Alliance Israelite Universelle (in der Firma Kauffmann & Cie. in Mannheim). Die Karte wurde verschickt an J. Schlößinger in Heidelberg am 24. Juli 1885. Das Heidelberger Adressbuch von 1885 nennt S. 127 einen Jakob Schlössinger, Tabakhändler, wohnhaft im Burgweg 4 in Heidelberg.  
Zur Alliance Israélite Universelle siehe einen Wikipedia-Artikel.      
     
Postkarte an die Gebrüder Reis in Heidelberg (1888)    Heilbronn Dok 16025.jpg (118618 Byte) Heilbronn Dok 16025a.jpg (153251 Byte)
Es handelt sich um eine Postkarte geschäftlicher Art von W. M. Wolf in Heilbronn an die Gebrüder Reis in Heidelberg, die am 13. September 1888 verschickt wurde. 
Lazarus und Simon Reis aus Wollenberg gründeten 1856 in Heidelberg eine Lumpenanstalt und 1871 eine Kunstwolle-Fabrik. Lazarus Reis liegt begraben auf dem Bergfriedhof / Neuer jüdischer Friedhof in Heidelberg - Foto des Grabsteines (interne Links)
Quelle: Heidelberger Geschichtsverein e.V. - www.haidelberg.de  http://www.s197410804.online.de/ABC/ABCfirmen.htm#R  
Zu W.M. Wolf in Heilbronn siehe Seite mit Dokumenten zu jüdischen Personen in Heilbronn.      
      
Postkarte an Alice Felsenstein 
im Sanatorium Dr. Frieda Reichmann (1925)
  
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Die Postkarte an Frl. Alice Felsenstein im Sanatorium Dr. Frieda Reichmann in Heidelberg wurde versandt am 11. Sept. 1925. 
Frieda Reichmann ist am 23. Oktober 1889 als Tochter von Alfred und Klara Reichmann in Karlsruhe geboren. Nach einem Medizin-Studium in Königsberg und ihrer Promotion zum Dr. med. assistierte Sie in der Zeit des 1. Weltkriegs dem Neurologen und Psychiater Kurt Goldstein bei der Behandlung gehirnverletzter deutscher Soldaten in der Nervenklinik der Universität Königsberg. Den zwei Jahren Tätigkeit von 1918-1920 in Frankfurt folgten drei weitere Jahre im Privatsanatorium Weißer Hirsch in Dresden. In diese Zeit fällt auch ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin und der Entschluss zur Eröffnung eines eigenen Sanatoriums in Heidelberg. Dieses war ein Sanatorium für jüdische Patienten und wurde koscher geführt. Zum Behandlungskonzept gehörte auch ein dementsprechendes Zusammenleben im Haus. 1926 heiratete Dr. Frieda Reichmann den Psychoanalytiker Erich Fromm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 entschloss sich Dr. Frieda Reichmann zur Auswanderung. Nach kurzen Stationen in Frankreich und Palästina gelangte sie später in die USA. Dort geht Sie weiter ihren wissenschaftlich-medizinischen Weg. 1943 gründete Sie zusammen mit Harry Stack Sullivan, Erich Fromm, Clara Thompson und Janet Rioch das William Alanson White Institut of Psychiatry, Psychoanalysis and Psychology. Sie lehrte an der Washington School of Psychiatry und arbeitete bis zu ihrem Tode als Director der Psychotherapie in Chestnut Lodge. Frau Dr. Frieda Reichmann starb am 28. April 1957 in Rockville, Maryland.
Die Empfängerin der Postkarte war Alice Felsenstein, später Alice Homburger geb. Felsenstein. Auf einer genealogischen Seite findet sich als Berufsbezeichnung "Krankenschwester". Als Absenderin der Karte zeichnet ihre "Tante Clara". Alice Felsenstein wurde am 28. Mai 1901 als Tochter von Isidor Felsenstein und Helene geb. Marx in Leipzig geboren. Am 22. Juni 1926 heiratete sie Julius Yoel Homburger. Alice Homburger-Felsenstein starb am 17. Juli 1993 in Haifa.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Frieda_Fromm-Reichmann 
http://www.s197410804.online.de/Personen/FrommFrieda.htm 
http://www.aerzteblatt.de/archiv/55195/Frieda-Fromm-Reichmann-Tiefenpsychologische-Behandlung-der-Schizophrenie  
http://www.geni.com/people/Alice-Homburger/5305783685460124882  (zu Alice Homburger-Felsenstein)   

     

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020