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Friedhöfe im Schwalm-Eder-Kreis"
Obervorschütz (Stadt
Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Gudensberg (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Um 1725 erwarb die jüdische
Gemeinde Gudensberg beziehungsweise Obervorschütz ein Grundstück zur Anlage
eines Friedhofes. Dieses Stück konnte jedoch für den Friedhof nicht verwendet
werden, da es zu steinig war (heute an der Südwestecke des Friedhofes). Man
kaufte deshalb etwa 4 bis 5 Morgen Fläche dazu. Der Friedhof diente danach als
zentraler Begräbnisplatz für Gudensberg
mit Obervorschütz und Maden sowie Riede, Dorla, Kirchberg, Lohne.
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Friedhof auch von den
Gemeinden Felsberg
mit Altenburg, Gensungen und Neuenbrunslar, Niedenstein sowie von Cappel und
Obermöllrich, Züschen,
Elben belegt. Ein Teil dieser Orte legte dann eigene Friedhöfe an. Die
Friedhofsfläche umfasst 132,04 ar. Die ältesten Gräber befinden sich im
unteren Bereich am Fuß der Anhöhe (ab 1727).
Die Gesamtzahl der erhaltenen Grabsteine beträgt nach der Dokumentation des
Baruch Wormser von 1937 etwa 425, nach der Dokumentation von 2007 388. Die
letzten Beisetzungen fanden 1934/35 statt.
Eine erste Dokumentation des Friedhofes hat 1937 Baruch Wormser aus
Grebenstein vorgenommen (Quelle: HHStA Wiesbaden; Link zu dieser Dokumentation
siehe unten bei "Quellen")
Nachfolgend die ersten beiden Seiten mit den einleitenden Sätzen zur
Dokumentation des Friedhofes:
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"Grabstein-Verzeichnis des
Friedhofes in Obervorschütz der Synagogengemeinde Gudensberg Kreis
Fritzlar, Bezirk Kassel und ihrer Zweiggemeinden: Obervorschütz, Riede,
Dorla, Kirchberg, Lohne und Maden. Bis vor etwa 40-50 Jahren wurde dieser
Friedhof mitbenützt von den Gemeinden Felsberg mit ihren Zweiggemeinden
Altenburg und Gensungen, sowie Synagogengemeinde Niedenstein und den zu
Fritzlar gehörenden Ort Kappel, Obermöllerich, ferner noch Züschen,
Elben und Neuenbrunslar. Wie aus der Chronik der Stadt Gudensberg
hervorgeht, wohnen Juden in dieser Stadt erst seit dem Jahre 1640, bis
etwa zum Jahre 1730 haben nur wenige Familien daselbst gewohnt, denn um
diese Zeit ging man erst an die Erwerbung des Grundstücks für den
Friedhof. Zuerst wurde das heutige Südwesteck bestehend in einer Anhöhe
erworben. Des steinigen Bodens wegen konnte nur der südwestliche Teil der
Anhöhe nicht verwendet werden und wurde zum Erwerb anschließender
Grundstück geschritten. Heute dürfte der Friedhof eine Fläche von etwa
4-5 Morgen umfassen. Vor etwa 80 Jahren wurde der ganze Friedhof mit
Tannenbäumen umsäumt, - mit Ausnahme der Südwestecke, welche heute eine
beträchtliche Höhe erreicht haben. Der nachweislich älteste Grabstein
trägt die Nummer 22 und befindet sich am Fuß der Anhöhe nördlich
derselben. Es liegt daselbst begraben, Scheinche Tochter des Joel gest.
Adar Rischon 5496, das ist nach der bürgerlichen Zeitrechnung 1736. Nach
unten stehender Planskizze ist der Friedhof bei der Aufnahme in Felder
eingeteilt und zur besseren Orientierung wurden die Steine mit Nummern
versehen mit Ausnahme der neueren Gräber nordwestlicher Teil. Letztere
stehen in geordneten Reihen, die eine leichte Orientierung auch ohne
Nummern ermöglichen. Die Aufnahme der Grabsteine wurde in den Tagen des
Monats August 1937 von Baruch Wormser aus Grebenstein
aufgenommen". |
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Hinweis: Nach dem Verzeichnis der
durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen"
bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in
Obervorschütz die Zahl von 388 vorhandenen
Grabsteinen aus der festgestellten Belegzeit
von 1727 bis 1935. Siehe landesgeschichtliches
Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden
in Hessen und Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in
Marburg: Dokumentation
der jüdischen Friedhöfe in Hessen - Online zugänglich |
Anfang Oktober 2003 wurde der Friedhof in Obervorschütz geschändet.
Mit roter Sprayfarbe wurden 42 Grabsteine, beide Sandstein-Torpfosten und das
Infoschild am Eingang mit Hakenkreuzen, SS-Runen und Naziparolen besprüht.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Westen des Ortes (ca. 300 m die
Friedensstraße hinausfahren).
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.6.2008)
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Das Eingangstor |
Hinweistafeln |
Unteres Tor beim ältesten
Friedhofsteil |
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Teilansichten des
alten Friedhofteiles, in dem nur noch ein Teil der Grabsteine steht |
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Einzelne
Grabsteine |
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Gräberreihe im mittleren Teil
(neuester Teil im Plan von Wormser s.o.) |
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Unterschiedlich
gestaltete Levitenkannen |
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Grabstein für Selma
Löwenstein
geb. Bauer (1886-1928) |
Doppelgrabstein
(Beisetzungen 1910/11) |
Grabstein für Carlmann Plaut
(1856-1923) |
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Grabstein für Jannchen Plaut
geb. Goldschmid (1860-1898) und
Isaac Plaut (1857-1932) |
"Stärker als der Tod ist
die Liebe" -
Grabstein für Berta Lilienfeld
geb. Weinberg
(1856-1912) |
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Kurzbesuch auf
dem Friedhof
im Frühjahr 2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2010) |
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Unteres Tor |
Teilansichten
des alten Friedhofsbereiches |
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Teilansichten |
Einzelne
Grabsteine |
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Einzelne Presseberichte
April 2010:
Friedhofsführung und Sorge um den zunehmenden
Verfall der Grabsteine |
Artikel in der "Hessischen
Allgemeinen" vom 28. April 2010 (Artikel):
"Großes Interesse an jüdischem Friedhof – Allmählicher Verfall droht.
Segnende Hände am Grab
Obervorschütz. Die Initiative „Stolpersteine“ hatte zum Besuch des jüdischen Friedhofs in Obervorschütz eingeladen. Immerhin 50 Gäste kamen an den Ort, wo vor einem Jahr die ersten Stolpersteine verlegt wurden.
Als eine der ersten Familien wurde die Familie Adler mit einem Stolperstein bedacht. Von dort trat der junge Jakob Adler 1939 mit Angehörigen seinen letzten Weg zum Friedhof an, berichtete Deborah Tal-Rüttger.
Der jüdische Friedhof in Obervorschütz ist einer der ältesten in Nordhessen. Dort wurden seit dem 17. Jahrhundert nicht nur die Gudensberger Juden begraben, sondern auch jüdische Mitbürger aus vielen anderen Orten in der Umgebung.
Auf dem Friedhof erläuterte Deborah Tal-Rüttger eine Reihe von Grabinschriften, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich in hebräischer Sprache verfasst wurden.
Interessante Informationen erhielten die Teilnehmer auch zur Bedeutung von Symbolen auf den Grabsteinen: So verweisen florale Ornamente auf ein Frauengrab, ein Krug oder segnende Hände an besondere Aufgaben des Verstorbenen beim Gottesdienstritual in der Synagoge.
Besorgt zeigten sich die Teilnehmer der Veranstaltung über den allmählichen Verfall, dem der Friedhof preisgegeben ist. Umwelteinflüsse, aber auch nicht ausreichende Pflege führen dazu, dass Grabsteine zerfallen und Schriften nicht mehr lesbar sind.
Wie eines der wenigen Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in der Stadt Gudensberg für die Zukunft bewahrt werden kann, ist eine noch ungelöste Frage. (red)" |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Gudensberg
mit umliegenden Orten |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Gudensberg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,388 Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs
der Kultusgemeinde Gudensberg in Obervorschütz, aufgenommen im August
1937 durch Baruch Wormser aus Grebenstein, Laufzeit 1736 -
1935
Überwiegend hebräische, zum Teil deutsche Grabinschriften mit Angaben
zur Lage der Gräber auf dem Friedhofsgelände; enthält auch Angaben zu
Verstorbenen Juden aus Cappel, Dorla, Elben, Felsberg
(mit Altenburg und Gensungen), Kirchberg, Lohne,
Maden, Neuenbrunslar, Niedenstein,
Obermöllrich, Obervorschütz, Riede, Züschen; darin auch: Abriss zur
Geschichte des Friedhofs mit Hinweis auf dessen Anlegung um 1730 und die
Nutzung als Sammelfriedhof u.a. durch die Synagogengemeinden Gudensberg,
Felsberg, Niedenstein und Fritzlar; enthält auch je eine Skizze zur Lage
und Belegung des Friedhofs in Obervorschütz; auch: Fotos von
verschiedenen Gräberfeldern des Friedhofs, aufgenommen durch Herrn
Regierungsrat Dr. Grünbaum. https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135970
HHStAW 365,384 Geburtsregister der Juden von Gudensberg
1824 - 1874; enthält auch Angaben zu Dorla, Maden und
Obervorschütz https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230098
HHStAW 365,387 Sterberegister der Juden von
Gudensberg 1824 - 1900; enthält auch Angaben zu Dorla,
Maden und Obervorschütz https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2126650
HHStAW 365,386 Trauregister der Juden von Gudensberg
1825 - 1900; enthält auch Angaben zu Dorla, Maden und
Obervorschütz https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825436
HHStAW 365, 385 Geburtsregister der Juden von Gudensberg 1875
- 1901; enthält auch Angaben zu Maden und Obervorschütz https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289874
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Literatur:

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