Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oettingen (Landkreis Donau-Ries)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Oettingen wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt
   
Übersicht:  

bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Oettingen  
-  Über Rabbiner Henoch ben Abraham (seit 1658/59 in Oettingen)   
-  Über Rabbiner Jehuda Löb ben Henoch (geb. in Oettingen um 1660)  
Rabbiner Wolf Levi (Rabbiner in Oettingen von 1753 bis 1764) und seine Familie (Artikel von 1933) 
B
iographische Skizze über Rabbiner Jakob Katzenellenbogen (von 1765 bis 1796 Rabbiner in Oettingen) 
-  Wahl von Dr. Meyer Feuchtwang(er) aus Pappenheim zum Rabbiner in Oettingen (1846) 
R
abbiner Dr. Feuchtwang legt das Examen in Augsburg erfolgreich ab und wird in sein Amt eingesetzt (1847)     
-  Kritische Kommentierung in einer liberal-jüdischen Zeitung (1847)  
R
abbiner Dr. Feuchtwang war als Kandidat um die Rabbinatsstelle in Kassel  im Gespräch (1847)       
Rabbiner Dr. Feuchtwang hat Bedenken gegen eine völlige bürgerliche Gleichstellung der Israeliten Bayerns (1848)  
H
err Bergmann aus Jerusalem trifft sich mit Rabbinern in Kleinerdlingen - Richtigstellung einer Mitteilung von Rabbiner Dr. Feuchtwang (1850) 
K
ritik am Unterricht künftiger Lehrer durch die Rabbiner von Oettingen und Wallerstein (1850)    
bulletAus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten (Lehrer, Vorbeter und Schächter)    
-  Ausschreibungen der Schächter- und Gemeindedienerstelle (1879/1885)   
-  Der Schächter Markus Gutmann erhalt das Heimat- und Bürgerrecht (1886)  
Zusätzliches Dokument: Postkarte von Lehrer Feist Strauß an Herrn David Max Hirschmann im jüdischen Waisenhaus Fürth (1891)    
-  25-jähriges Jubiläum des Lehrers Feist Strauß (1893)      
-  Zum Tod des Lehrers Feist Strauß (1898) 
-  Ausschreibung der Stelle des Vorbeter-Stellvertreters, Schochets und Gemeindedieners (1923)   
-  40-jährige Dienstzeit von Oberlehrer Leopold Gutmann (1928)     
-  Zum Tod von Oberlehrer Leopold Gutmann (1930)    
Lehrer Leopold Rose wechselt von Oettingen nach Hörstein (Herbst 1936)   
bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
-  
Über den Fastentag Hopfenstetter und seine Geschichte sowie ein erneuter Versuch, die Juden des Ritualmordes anzuklagen (Artikel von 1845) 
E
in christlicher Weinreisender beging einen Kinderraub, der fast zu einer Ritualmordbeschuldigung geführt hätte (1845) 
Rede über "Das Leben und seine Freuden" - gehalten von Moses Jesaias Glogau aus Altona in der Synagoge in Oettingen (1849)      
-  
Kritischer Bericht zu Oettingen aus der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" (1875)  
-  Über den Fastentag Hopfenstetter (Artikel von 1927)    
Nochmals zu "Taanith Hopfenstetter" (Artikel von 1928)  
-  Wertvoller Toraschild im Gemeindebesitz (Artikel von 1929) 
Z
um Fasttag/Taanis Hopferstädter (1936)       
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  
Über Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger (geb. 1847 in Oettingen)   
-  
Über den Chemiker Prof. Dr. David Aufhäuser (geb. 1878 in Oettingen)    
-  
Auszeichnung für Therese Steiner (1910)    
-  
Meldung zum Tod des langjährigen Kultusvorstehers Amson Michelbacher (1912)    
-  
70. Geburtstag von Recha Badmann (1932)         
bulletAnzeigen und Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen         
-  
Stellengesuch eines jungen Lehrers (1853) 
"Oettingisches Wochenblatt" vom Juni 1861  
-  Heiratsanzeige (1876)    
      
-  Verschiedene Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben in Oettingen (1854-1938) (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
   -  Anzeige des Buchbinders Moritz Gutmann (1854)
   -  Rechnung der Tabakfabrik S. Michelbacher in Oettingen (1885)  
   -  Brief von Karl Springer (Oettingen) nach Gera (1913)  
   -  Rechnung der Firma Ludwig Klein, Inh. Max Obermeyer in Oettingen, Weingroßhandlung (1916) 
   -  Schreiben an die Firma Louis Emanuel in Oettingen (1924)    
   -  Brief an Herrn H. Gurfinkel (1911)  
   -  Postkarte von A. H. Frohmann, Textilhandlung in Oettingen (1877)  
   -  Brief an Abraham Michelbacher in Oettingen (1861)  
   -  Brief an die Frau von Gabriel Michelbacher (1921)      
      
Anzeige von Bäckermeister Gustav Schülein (1889)   
Anzeige der Tabakfabrik und Bankgeschäft S. Michelbacher (1890)   
Friseur Schollenmüller aus Oettingen wirbt für Seiden- und Haarscheidel (1891)     
Marcus Gutmann verkauft Synagogenleuchter (1892)    
Lehrlings-/Mitarbeitersuchen des Manufaktur-, Herren- und Damen-Konfektionsgeschäftes Gebr. Badmann (1903/1908)  
Geschäftshaus des Tuch-, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes Gebr. Badmann (Fotokarte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  
Verlobungsanzeige für Else Schüler und Dr. Felix Gutmann (1934)   

    
    
Aus der Geschichte des Rabbinates in Oettingen  
Über Rabbiner Henoch ben Abraham (seit 1658/59 in Oettingen)   
Anmerkung: Rabbiner Henoch ben Abraham, auch Gaon Rabbi Chanoch ben Abraham (Sundel) war Rabbiner in Oettingen, wohin er 1658/59 von Prag aus kam. Er ist Verfasser mehrerer rabbinischer Werke und war später Landrabbiner in Pfersee, wo er auch starb. Durch seine zweite Frau, eine Urenkelin des Simon Günzburg, war er mit Familie Model nahe verwandt. Auch sein Sohn Jehuda Loeb (geb. um 1660 in Oettingen) war Rabbiner in Pfersee.    

Oettingen Israelit 23101867.jpg (87852 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1867 (es wird nur der Oettingen betreffende Abschnitt ausgeschrieben): 
Oettingen Israelit 23101867a.jpg (142240 Byte)Im Jahre 1658 lebte er in Prag, in welcher Stadt er den 13. Jiar, einen Kommentar zum Psalm 83, veröffentlichte. Von Prag kam er nach Deutschland, wo er 1659 so glücklich war, als Rabbiner in Oettingen angestellt zu werden. Da seine Frau in Polen umkam, so heiratete er eine zweite, Adler, Tochter des Isaac Günzburg von Worms, eine Urenkelin des berühmten Simon Günsburg (Günzburg). Henoch ben Abraham war ein fruchtbarer Schriftsteller, er verfasste 10 Werke, von denen uns sein Enkel, Henoch ben Jehuda, folgendes Verzeichnis hinterließ: ...

    
Über Rabbiner Jehuda Löb ben Henoch (geb. in Oettingen um 1660)  

Oettingen Israelit 30101867.jpg (203105 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1867: "Rabbi Jehuda Löb ben Henoch, Rabbiner zu Pfersee bei Augsburg, wurde in Oettingen, ums Jahr 1660 geboren. Die Erziehung des Knaben begann unter den Augen seines Vaters, der Rabbiner in Oettingen war. Später bildete Rabbi Henoch ben Abraham seinen Sohn zum Rabbiner aus, und mit dem 20. Jahre wurde er zum Seelenhirten in Pfersee ernannt. Jedoch scheint er einige Jahre vorher die Jeschiwa 'Hochschule' des R. Samuel Keidenover in Frankfurt am Main besucht zu haben (vgl. Fragen und Antworten, Henoch, Haus Jehuda, Nr. 31). Dort wurde er mit dem angesehenen Lesar Oettingen bekannt, der ihm seine Tochter Gütela zur Frau gab. In Pfersee lebte R. Löb ganz seinem berufe, studierte fleißig und schrieb zwei größere Werke. Seine Frau beschenkte ihn mit einem Sohne und mehreren Töchtern, die sein häusliches Glück erhöhten. Im Jahre 1688 wurde er von einer sehr schweren Krankheit befallen, die wenig Hoffnung an seinem Aufkommen ließ. Da schrieb er sein Testament und seine Grabschrift, die uns sein Sohn erhalten hat. Das Testament ist in mancher Beziehung sehr interessant, besonders verdient der Paragraph 4 über die Erhaltung seiner Bibliothek bekannt zu werden. Darin beschwört er seine Kinder und Nachkommen, keines seiner Bücher zu verkaufen, sondern Alle zusammen in öffentlichen Lehranstalten aufzustellen, wo sie von Jedem an Ort und Stelle benutzt werden können. Nur den Seinigen sei erlaubt, Werke dieser Sammlung mit nach hause zu nehmen. Diese Verfügung betrifft die gedruckten Bücher seiner Bibliothek, was aber die handschriftlichen Werke anbelangt, namentlich seine und seiner Vorfahren verfassten Schriften, so befahl er in einem anderen Paragraphen desselben, durch gelehrte Männer, eine Auswahl für den Druck vorbereiten zu lassen. R. Jehuda Löb überstand die gefährliche Krankheit, und obgleich von dem Arzte zum Tode verurteilt, lebte er noch 17 Jahre. Er starb den 21. Elul 465, d.u. den 10. September 1705, im fünf und vierzigsten Jahre seines Lebens. R. Jehuda Löb ben Henoch war ein sehr tätiger Rabbiner; er predigte fleißig und unterhielt mit den ausgezeichnetsten Gesetzlehrern seiner Zeit eine lebhafte Korrespondenz über Gewissensfragen. Die oben genannten zwei großen Werke, die er verfasste, ist das Eine, eine Sammlung dieser Fragen und Antworten, Fragen und Antworten, die teilweise unter dem Titel Fragen und Antworten des Henoch, Haus Jehuda, 1708 in Frankfurt am Main gedruckt wurden. Das andere Werk unseres Rabbiners in Pfersee ist eine Sammlung seiner Predigten, von denen nur Einige im Drucke erschienen sind, in dem Werke: Anfang der jungen Männer, Frankfurt am Main 1708."

   
Rabbiner Wolf Levi (Rabbiner in Oettingen von 1753 bis 1764) und seine Familie (Artikel von 1933)   
Anmerkung: Rabbiner Wolf Levi  = Rabbiner Benjamin-Wolf Spiro: nach "Biographisches Handbuch der Rabbiner" BHR I.2, 825 vgl. http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1687: geb. in Prag, gest. 1792 in Pfersee; war ein Sohn des Prager Parnas und Klausrabbiners Samuel Halevi Lichtenstadt-Wedeles (gest. 1752), welcher selbst ein Enkel des böhmischen Landesrabbiners Wolf Wedeles war. Dajan (Richter am Rabbinatsgericht) in Prag, 1753 Landesrabbiner in Oettingen, 1764 Landesrabbiner der Mgft. Burgau und Schwaben in Pfersee, Vater der beiden Rabbiner Salomon Levi (Gailingen) und Samuel Levi (Worms, Mainz).     

Pfersee BayrGZ 15031933a.jpg (146262 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. März 1933: "Die Vorfahren Hermann Levis. Zu Richard Wagners fünfzigstem Todestag. 
Die Fünfzigjahrfeier des Todestages Richard Wagners weckt auch die Erinnerung an einen der Getreuen des Hauses Wahnfried, den 1872 von Karlsruhe nach München berufenen Generalmusikdirektor Hermann Levi (1839-1900), der nach dem Tode Wagners der treueste Berater seiner Frau Cosima gewesen ist. 
Der Vater, der den Künstlerdrang seines Sohnes schon früh erkannt hatte und ihn in seinem Künstlerstreben immer zu fördern suchte, war Rabbiner Dr. Benedict Levi zu Gießen, der 1806 als Sohn des Rabbiners Samuel Levi in Worms geboren wurde. Dieser war der Sohn des Rabbiners Wolf Levi in Pfersee bei Augsburg, besuchte die höhere Schule daselbst und eignete sich die französische Sprache derart an, dass der Bürgermeister von Worms und einige Stadträte allwöchentlich bei ihm in der Judengasse einkehrten, um sich von ihm die französischen Zeitungen übersetzen zu lassen. 1807 wurde er in das Synhedrion zu Paris berufen. Der französisch sprechende Rabbiner von Worms gefiel Napoleon so gut, dass er ihn mehrmals in Audienz empfing, und um ihm eine Gnade zu erweisen, bot er ihm das Rabbinat Metz oder Mainz an. Levi wählte das letztere, und so wurde er 1808 zum Grab Rabbin du consistoire du département de Mont Tonnère berufen. Dr. Levi erzählte gerne in Freundeskreisen, wie er 1812 Napoleon auf seinem Zuge nach Russland über die Große Bleiche in Mainz ziehen sah und wie ihn sein Lehrer in die Höhe hob und aufforderte, den Segensspruch beim Anblick eines gekrönten Hauptes zu sprechen..." 

       
Biographische Skizze über Rabbiner Jakob Katzenellenbogen (von 1765 bis 1796 Rabbiner in Oettingen)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1901: "Biographische Skizzen. 6. Jakob Katzenellenbogen.
Der in der Überschrift Genannte gehörte der berühmten Rabbinerfamilie Katzenellenbogen an, über welche ich in meinem Werke über die Juden in der Kurpfalz (S. 240ff. 322ff) Näheres mitgeteilt habe. Jakob Katzenellenbogen war der zweite Sohn des Pinchas Katzenellenbogen, der in verschiedenen Gemeinden, zuletzt in Boskowitz, als Rabbiner fungierte. Schon in früher Jugend wurde Rabbi Jakob von seinem Vater nach Frankfurt am Main verbracht, wo er in den Talmudschulen berühmter Meister, wie Rabbi Abraham Brod und Jakob Kohn Popers, den Studien oblag. Auch die profanen Studien wurden nicht vernachlässigt; er verstand lateinisch, französisch und englisch. Im Jahre 1760 war er Rabbiner in Ostrogh und wurde 1765 in Oettingen angestellt, wo er bis an sein Lebensende (1796) die Rabbinatsfunktion ausübte..."    
Zum weiteren Lesen des Abschnittes bitte Textabbildungen anklicken.      
Oettingen Israelit 31101901a.jpg (141848 Byte)    

 
Wahl von Dr. Mayer Feuchtwang aus Pappenheim zum Rabbiner in Oettingen (1846)   
Anmerkung:  Rabbiner Dr. Meyer Feuchtwang (geb. 1814 in Pappenheim als Sohn des Handelsmanns Maier Feuchtwang und der Jütle, gest. 1888 in Nikolsburg [Mikulov] Mähren): studierte in Würzburg und Göttingen; war an verschiedenen Orten als Lehrer tätig; 1846 zum Rabbiner ordiniert von Rabbiner Abraham Wechsler in Schwabach; 1846 bis 1856 Rabbiner in Oettingen, wo er 1847 Jette Henlein geb. Kohn aus Wassertrüdingen heiratete (Artikel zu ihrem Tod 1904 siehe Seite zu Wassertrüdingen); 1858 Rabbiner in Neutra (Nitra), Slowakei, ab 1861 Rabbiner in Nikolsburg. Sein Sohn Dr. David Feuchtwang war sein Nachfolger in Mikulov und starb 1936 als Oberrabbiner in Wien.   
Vgl. Informationen zur Familie Feuchtwanger/Feuchtwang - von Rolf Hofmann zusammengestellt: 
Ahnenreihe Familie Feuchtwanger + Feuchtwang in Pappenheim + Oettingen + Neutra + Nikolsburg + Wien  

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 14. Juli 1846: "Oettingen. Von der Gemeinde des hiesigen Rabbinatsbezirks ist der Rabbinatskandidat Herr Dr. Feuchtwang fast einstimmig zum Rabbinern erwählt worden. Den vielen Freunden und Verehrern des wackern jungen Mannes, wird diese Nachricht gewiss eine überaus erfreuliche sein, da Biederkeit des Charakters, Fülle philosophischen und religiösen Wissens, nicht allzu häufig in so schöner Übereinstimmung gepaart gefunden werden. Ganz vorzüglich aber mag sich das eigene Vaterland Glück wünschen, die Zahl seiner tüchtigen Kämpfer für wahren Gottesglauben, für streng-orthodoxes Judentum, durch ein neues Glied vermehrt zu sehen, das sich in jugendlicher Frische, in regem Eifer den Bestrebungen der ältern seiner Amtsbrüder anschließen, vereint mit ihnen, das große Werk der Erhaltung und Beschützung des altehrwürdigen Väter-Glaubens zur steten Lebensaufgabe machen wird. Möge göttlicher Erfolg dem schönen Streben nie fehlen!"   
  
Oettingen AZJ 10081846.jpg (76142 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1846: "Diesem füge ich noch folgende Spezialitäten bei. – In dem nicht fernen Oettingen, Kreis Schwaben, ist kürzlich der Rabbinatskandidat Herr Dr. Feuchtwangen aus Pappenheim mit entschiedener Majorität zum Rabbiner gewählt worden, trotzdem er viele tüchtige Mitbewerber, wie z.B. Herrn Kandidaten Weimann aus Treuchtlingen, hatte. Er soll dies schöne Ergebnis – von Wahlumtrieben und Bestechungen verlautete hier nichts – nicht sowohl seiner strengen Orthodoxie, als vielmehr seinem Rednertalent, das ein ausgezeichnetes sein soll, zu verdanken haben. Dagegen harret die Rabbinatsangelegenheit in Gunzenhausen immer noch ihrer Entscheidung seitens der königlichen Regierung. Vor der Hand hat der Rabbiner Herr Grünbaum aus Ansbach die Verwesung…"  

   
Rabbiner Dr. Feuchtwang legt das Examen in Augsburg erfolgreich ab und wird in sein Amt eingesetzt (1847)     

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 26. Januar 1847: "Bayern. Aus dem Ries. Nachdem unser erwählter Rabbiner, Herr Dr. Feuchtwang, sein Examen zu Augsburg abgehalten, und zwar, wie das betreffende Prüfungszeugnis besagt, mit glänzendem Erfolge, ist derselbe in sein Rabbinat Oettingen amtlich eingeführt worden. Die in jeder Beziehung ausgezeichnete Antrittsrede hat sich des größten und allgemeinsten Erfolges zu erfreuen gehabt."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 12. März 1847: "Am 19. dieses Monats wurde in Oettingen der neue Rabbiner, Dr. Feuchtwanger, nachdem er sein Examen in Augsburg glänzend bestanden hatte, in herkömmlich feierlicher Weise eingesetzt. Gesang, Rede, Festessen etc. nichts fehlte. Unsere Hyper-Orthodoxen blicken mit großen Erwartungen auf diesen jungen glaubenseifrigen Mann." 


Kritische Kommentierung der Rabbinatsbesetzung in einer liberal-jüdischen Zeitung (1847)
   

Oettingen Isr19Jh 07021847a.jpg (42756 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 7. Februar 1847: "Rückblick auf das Jahr 1846. (Aus Bayern, im Januar 1847 – Schluss). – Im Laufe des Jahres wurden zwei Rabbinate besetzt, das zu Oettingen mit einem gewissen Dr. Feuchtwangen, und das zu Burgpreppach mit einem J.G. Adler, welcher bis dahin Lehrer in einer pfälzischen Gemeinde gewesen war. Beide huldigen hyperorthodoxen Grundsätzen und gehören zur Partei des Zionswächters..."

    
Rabbiner Dr. Feuchtwang war als Kandidat um die Rabbinatsstelle in Kassel  im Gespräch (1847)      

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 21. Dezember 1847: "Kurfürstentum Hessen. Kassel. Dieser Tage hat Dr. Feuchtwang, Rabbiner zu Oettingen, früher Konkurrent um die hiesige Rabbinerstelle, und als solcher von der Regierung gewünscht, dem V.A. die Mitteilung gemacht, wie er sich nicht ferner als Bewerber um gedachte Stelle angesehen wissen möchte. Die Wahl schwankt daher diesen Augenblick nur, falls nicht neue Kandidaten hinzugezogen werden, zwischen Herrn Rabbiner Lipschütz, den die Regierung vorzieht, und Herrn Fassel, der dem V.A. genehmer wäre."    

  
Rabbiner Dr. Feuchtwang hat begründete Bedenken gegen eine völlige bürgerliche Gleichstellung der Israeliten Bayerns (1848)  
Anmerkung: der Einsender dieses in der liberal gesinnten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" erschienen Beitrags kritisiert das Verhalten von Rabbiner Freuchtwang sehr heftig als "zelotisches Treiben"  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Februar 1848: "Vom Ries, 24. Januar (1848). Wenn bei der in Bayern auftauchenden Morgenröte auch die Bekenner des mosaischen Glaubens auf Änderung ihrer bürgerlichen Verhältnisse hoffen, und dies den ergangenen höchsten Anordnungen gemäß, nicht nur zu erwarten steht, sondern keinem Zweifel zu unterliegen scheint, und dankenden Blickes die Segnungen des Himmels für das Wirken einer erleuchteten Staatsregierung erflehen; so muss bei diesen erfreulichen Hoffnungen das zelotische Wirken einiger Einzelnen, den wahren Freund des Judentums schmerzlich berühren, und man kann nur jene Täuschungen beklagen, in welche die betreffenden Gemeinden gerieten, als sie bei Aufnahme ihres Rabbiners, ein zeitgemäßes, seiner Stellung anpassendes Wirken, hoffen zu dürfen, sich schmeichelten.   Behufs der Einbringung eines Gesetzentwurfes an die nächstes Ständeversammlung, zur zeitgemäßen Besserung der Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen in Bayern, erging von höchster Stelle an alle Rabbiner Bayerns die Aufforderung, ihr Gutachten über deren vermeintliche und wirkliche Beschwerden, sowie ihre Wünsche, auf welche Weise eine Änderung geschehen könne, abzugeben. Zu diesem Zwecke ließ der seit einem Jahre in Oettingen aufgenommene Rabbiner, Dr. Feuchtwang, die Kultusverwaltungen seines Distrikts berufen, um sich deshalb mit ihnen zu benehmen. Gegen alles Erwarten (wenn schon dem aufmerksamen Beobachter die Richtung seiner Grundsätze längst nicht entgehen könnte) erklärte derselbe den versammelten Verwaltungen, dass er in seinem Gutachten für eine völlige bürgerliche Gleichstellung der Israeliten Bayerns, sich nicht aussprechen werde; von dem Grundsatze ausgehend, weil der jüdische Beamte den Anforderungen der Religion nicht genügen könne, da er durch die ihm obliegenden Funktionen den Sabbat zu entheiligen gezwungen sei. Dieses Gutachten ist dem Vernehmen nach auch bereits der betreffenden Behörde übergeben worden. Wie man auch hört, sind, wenn schon nicht seine Universitätskommilitonen, doch die Kommilitonen seiner Ideen in derselben Angelegenheit, die Rabbiner Bamberger in Würzburg und Wechsler in Schwabach. Einsender glaubt, dem Judentum einen Dienst erweisen zu können, wenn er das zelotische Treiben solcher Männer vor den Richterstuhl der Öffentlichkeit bringt."       

          
Herr Bergmann aus Jerusalem trifft sich mit Rabbinern in Kleinerdlingen - Richtigstellung einer Mitteilung von Rabbiner Dr. Feuchtwang (1850)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August 1850: "Oettingen, 1. August (1850). (Berichtigung). In der Voraussetzung, dass Sie nicht wünschen, Unwahrheiten zu verbreiten, beehre ich mich Ihnen hiermit zu bemerken, dass die Angabe des Korrespondenten aus Mittelfranken in No. 31 der Allgemeinen Zeitung des Judentums, Herr Bergmann aus Jerusalem werde nach hervorgerufenem Beschlusse zusammenberufener Rabbinen in Kleinerdlingen nur für seine Person die Sammlung verwenden, ganz unrichtig ist. Jene Rabbinen hatten nur zum Zwecke sich darüber zu besprechen, o die Klagen über unverhältnismäßige Verteilung der nach Palästina fließenden Gelder begründet seien oder nicht. Auch sind zur Herstellung eines rechtmäßigen Verhältnisses bereits Unterhandlungen im Werke. Dr. Feuchtwang, Distriktsrabbiner."         

    
Kritik am Unterricht künftiger Lehrer durch die Rabbiner von Oettingen und Wallerstein (1850)   
Anmerkung: die kritische Mitteilung erschien in der liberal eingestellten "Allgemeinen Zeitung des Judentums"    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juli 1850: "Die Herren Rabbinen zu Oettingen und Wallerstein sammeln seit einiger Zeit Jünger um sich, die sie im Talmud etc. unterrichten. Wir anerkennen dies. Der Unterricht an Jünglinge, welche sich dem Lehrfache widmen wollen oder sonst Freude am Talmudstudium finden, steht unseren Rabbinen in Anbetracht ihres Amtes und ihrer disponibeln Zeit wohl an, zumal wenn es wie hier in uneigennütziger Absicht geschieht. Wenn sie aber diese jungen Leute zu einem exzentrisch asketischen Leben hintreiben, wenn sich diese unsere künftigen Jugend- und Volkslehrer nicht einmal in ihrer äußeren Erscheinung der Zeit fügen und in einem augenfälligen lächerlichen Gebaren eine Ehre suchen, so kann man dies im Interesse unseres Glaubens und unserer Glaubensgenossen nur tief beklagen. Unsere künftigen Lehrer sollen aus den Quellen selbst zu schöpfen vermögen, sie sollen tüchtiger im Hebräischen gebildet werden, als dies in der Neuzeit hin und wieder geschieht, und wer hierzu beiträgt, erwirbt sich ein großes Verdienst; aber sie sollen nicht in der Missachtung des Zeitgemäßen eine Größe suchen, sie solle nicht einseitig, sondern vielseitig, besonders pädagogisch tüchtig herangebildet werden!"         

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten (Lehrer, Vorbeter, Schächter)      
Ausschreibungen der Schächter- und Gemeindedienerstelle (1879/1885)    

Oettingen Israelit 10121879.jpg (53738 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1879: "Erledigte Stelle. Die vereinigte Schächter- und Gemeindediener-Stelle in der Kultusgemeinde der Stadt Oettingen in Bayern wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben. Die Stelle ist eine widerrufliche, jedoch bei gutem Verhalten eine dauernde. Der Ertrag ist auf mindestens Mark 900 veranschlagt, aber ohne Garantie für denselben. Bewerber wollen sich, unter Vorlage der nötigen Zeugnisse, an die unterfertigte Stelle bis längstens 1. Januar 1880. wenden. Israelitische Kultusverwaltung Oettingen."
   
Oettingen Israelit 18061885.jpg (71647 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1885: "Offene Schächter- und Gemeindedienerstelle. Sofort zu besetzen ist obige Stelle in hiesiger Gemeinde. Reflektanten müssen Kabbala (= Zertifikat) von einem orthodoxen Rabbiner haben, und ist die Stelle in provisorischer Weise zu besetzen. Die Stelle trägt circa Mark 1000-1200 nebst freier Wohnung und erhalten ledige Bewerber deutscher Nationalität den Vorzug. Verlangt wird, dass Bewerber die Fähigkeit haben, die vorkommenden Schiurim zu lernen. 
Anmeldungen sind zu richten an den Vorstand Gabriel Michelbacher
Oettingen, den 10. Juni 1885."

  
Der Schächter Markus Gutmann erhalt das Heimat- und Bürgerrecht (1886)
   

Oettingen Israelit 09081886.jpg (73484 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1886: "Oettingen, 16. August (1886). Auf Grund einer Regierungsentschließung wurde der hiesige israelitische Schächter Markus Gutmann von hier ausgewiesen, nachdem er bereits seit 7 Jahren, bestens beleumundet in Bayern sich aufgehalten hatte, weil derselbe ohne Gouvernementspaß aus seiner Heimat Russisch-Polen nach Bayern eingewandert ist. Der hiesige Kultusvorstand und die ganze israelitische Gemeinde erklärten sich bereit, für alle Fälle für Gutmann einzustehen, weshalb der hiesige Magistrat in seiner heutigen außerordentlichen Sitzung beschloss, dem Gutmann gegen Entrichtung der üblichen Gebühren das Heimat- und Bürgerrecht zu verleihen, wodurch dem Gutmann alle weiteren Unannehmlichkeiten erspart werden."  

 
Zusätzliches Dokument: Postkarte von Lehrer Feist Strauß an Herrn David Max Hirschmann im jüdischen Waisenhaus Fürth (1891)   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller / Kirchheim/Ries)     

 Bestellung zu Sukkot (Laubhüttenfest)   Oettingen Dok 15014.jpg (141037 Byte) Oettingen Dok 15014a.jpg (179680 Byte) 
Text der Karte: 'Ich brauche 41 Stück Etrogim. Senden Sie mir mehr, wie bisher 2 Kistchen a 25 Stück zur Auswahl. Die übrigen sende retour. Zu viel höhere Preise wie bisher kann ich für die Etrogim nicht gebrauchen. Wenn es auch keine von Erez Israel sind, dann senden Sie andere schöne, den Preis Ihnen überlassend, so daß ich auch einen Profit davon habe. Ferner brauche ich 2 Lulaf und vergessen Sie nicht, jedem Etrog die dürr(nn)en Chadassim beizufügen. Ganz ähnlich werden die Etrogim am 1. Tag selichot verlost, wonach Sie sich mit 2. Absendung richten können. Schreiben Sie mir gefl. sofort ob ich auf prompte Ausführung meines Auftrags sicher rechnen kann; zu diesem Zweck habe ich eine Karte mit Rückantwort benützt. Mit Gruß Ihr ergebener F. Strauß Lehrer. Öttingen, 26.8.91.' 
Erklärungen: Etrog - Zitrusfrucht siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Etrog, Lulaw - Palmenzweig siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Lulav, Chadassim - Myrthenzweige siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Myrte wird benötigt für den Feststrauß zum Laubhüttenfest, bestehend aus dem Palmenzweig, 3 Myrthenzweigen, 2 Bachweidenzweigen und dem Etrog. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot.  
Zu den selichot siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Slichot.  
Feist Strauß wurde am 17. Dezember 1834 in Kleinheubach geboren als Sohn des Lehrers Wolff Strauß und seiner Frau Karoline geb. Goldschmidt. Er war verheiratet mit Sophie geb. Schwab. Nach Abschluss seines Studiums im Schullehrerseminar Würzburg waren die ersten Stätten seines Wirkens zwei Privatstellen in Eltville und Geldern und die Volksschulstelle in Obermoschel. 1868 übernahm Feist Strauß die freigewordene Stelle als Lehrer und Kantor in der jüdischen Gemeinde Oettingen. 1893 wurde seine vorbildliche, hingebungsvolle 25-jährige Lehrtätigkeit in Oettingen mit einer großen Jubiläumsfeier gewürdigt (siehe Artikel unten). Im 30. Jahr seines unermüdlichen Schaffens starb Feist Strauß am 27. April 1898 (siehe Artikel unten). Feist Strauß wurde beigesetzt im jüdischen Friedhof in Oettingen. 

  
25-jähriges Jubiläum des Lehrers Feist Strauß (1893)   

Oettingen Israelit 10041893.jpg (203231 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1893: "Oettingen, 17. März (1893). Die vom Lokalschulinspektor Pfarrer Meyer angeregte und von der israelitischen Kultusverwaltung sodann veranstaltete Jubiläumsfeier zu Ehren des 25jährigen Wirkens des hiesigen Lehrers F. Strauß hat einen herrlichen Verlauf genommen. Als Ehrengäste waren geladen und erschienen Herr Regierungsrat Herrmann, Herr Distriktsrabbiner Dr. Kohn, die protestantische und katholische Stadtgeistlichkeit, Herr Studienlehrer Haußner als Vertreter der Lateinschule, Herr Bürgermeister Beyhl mit sämtlichen Herren Magistratsräten, und zwei Vertreter des Gemeindekollegiums. Die Feier wurde durch einen Gesang der Kinder eröffnet. Die erste Rede hielt Distriktsschulinspektor Pfarrer Meyer. Rabbiner Dr. Kohn ergriff sodann das Wort, um der unschätzbaren Verdienste zu gedenken, welche Herr Strauß als Religionslehrer sich erworben habe. Lehrer Bachmann sprach als Vorstand des Bezirkslehrervereins, Regierungsrat Herrmann von Nördlingen gab seiner vollen Anerkennung und Zufriedenheit mit dem Wirken des Herrn Lehrers Strauß Ausdruck und sprach den Wunsch aus, dass er zum Wohle der Gemeinde noch lange wirken könne. Er freue sich des heutigen Festes, denn eine Gemeinde, welche die Verdienste ihres Lehrers anerkenne, ehre sich selbst. Er beglückwünsche die Kultusverwaltung und schließe mit einem Hoch auf dieselbe. Mit Absingen des Bundesliedes durch die zahlreich anwesenden Herren Lehrer war der offizielle Teil der Festlichkeit beendet. In der zweiten Abteilung trugen mehrere Kinder hübsche Gedichte vor. Herr Lehrer Strauß ergriff nun das Wort, um in tiefer Rührung seinem Danke für die vielen Beweise der Liebe und Hochachtung, die ihm heute entgegengebracht werden, Ausdruck zu geben. Bei seinem Amtsantritt habe ihm sein damaliger Lokalschulinspektor, der heute anwesende Herr Dekan Rothgangel, die Worte zugerufen: 'Halten Sie getreu an den Satzungen Ihrer Religion, seien Sie ein Muster und Vorbild Ihrer Gemeinde.' Diese Worte seien ihm der Leitstern für sein Wirken geblieben in seinem doppelten Berufe als Lehrer und Religionslehrer. Es sprachen noch Herr Dr. Rothgangel, Bankier Steiner und Lehrer Westermeyer aus Hainsfarth. Sämtliche Redner waren voll des Lobes über die segensreiche Wirksamkeit des Jubilars, der, wie Rabbiner Dr. Cohn hervorhob, durch tief empfundene lehren seinen Schülern den festen Glauben in die Brust gesenkt und durch seinen eigenen Lebenswandel in Gottesfurcht ein leuchtendes Beispiel seiner Gemeinde gegeben, sodass die hiesige israelitische Gemeinde in religiöser Beziehung zu den hervorragendsten unserer Vaterlandes zählt. Der Jubilar wurde auch von seinen gegenwärtigen und früheren Schülern reichlich beschenkt. Auf Anregung des Distriktsschulinspektors Pfarrer Meyer wurde zur Erinnerung dieses Tages eine Kollekte zur Gründung einer Schülerbibliothek veranstaltet, die nunmehr bald angelegt werden soll."

  
Zum Tod des Lehrers Feist Strauß (1898)
  

Oettingen Israelit 02061898.jpg (388766 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1898: "Oettingen (Schwaben), im Monat Siwan Mai. (Hebräisch und deutsch:) 'Wehe der Gemeinde, die ihren Führer verloren, Wehe dem Schiffe, das seinen Steuermann verloren.' Diese Worte unserer Weisen, die im Gemeindeleben nur allzu oft ihre Bestätigung finden, traten mir unwillkürlich in ihrem hohen Ernste vor die Seele, als ich die Mitteilung von dem plötzlichen Tode des Lehrers F. Strauß dahier, erhielt. So hat denn wieder einer der hochachtbarsten und doch so still bescheidenen Schulmänner, ein edler religiös-sittlicher Mann, eine Zierde seines Standes, sein treues Auge geschlossen. Ja, am 27. April, 5. Ijjar, hat die kalte Hand des Todes einen schönen Lebenskranz zerrissen, ein treues Lehrerherz zum Stillstand gebracht. Einen treuen Gatten und liebevollen Vater, einen braven Kollegen und fleißigen, gewissenhaften Lehrer hat der Tod von hinnen genommen und nichts weiter von ihm zurückgelassen als die Erinnerung, die in den Herzen seiner tief trauernden Hinterbliebenen sowie seiner dankbaren Gemeindemitglieder fortleben wird. So dürfte es denn angebracht sein, dem Dahingeschiedenen eine Palme der Erinnerung zu weihen, ihm einen Ehrenkranz aufs Grab zu legen.    
Feist Strauß war der Sohn des rühmlichst bekannten Lehrers Wolf Strauß aus Kleinheubach, wo er im Jahre 1834 das Licht der Welt erblickte. Klein und bescheiden, wie die Räume des elterlichen Hauses, waren die Verhältnisse, unter denen der kleine Feist seine ersten Jugendjahre verlebte. Sehr frühzeitig offenbarte der Knabe eine hervorragende geistige Begabung und mit Freuden auf den Lieblingswunsch des Vaters eingehend, wurde F. Strauß Schullehrling und bezog mit einer gediegenen Vorbildung, nicht bloß im profanen, sondern namentlich auch im talmudischen Wissensgebiete, ausgerüstet das Schullehrerseminar in Würzburg. F. Strauß studierte mit anhaltendem Fleiße und absolvierte im Jahre 1854 die genannte Anstalt mit sehr günstigem Erfolge. Die ersten Felder seiner Wirksamkeit waren Privatstellen in Eltville und Gedern und die Volksschulstelle in Obermoschel (Pfalz), woselbst er überall, ganz allein seinem Berufe sich hingebend, mit der ihm eigenen, zähen Ausdauer und Willenskraft an seiner Fortbildung arbeitete und eine solche Tätigkeit in seiner Schule entfaltete, dass sein Ruf weit über den Kreis hinaus drang, in welchem er zunächst Segen und Liebe verbreitete. Als im Jahre 1868 die Lehrer- und Kantorstelle dahier in Oettingen in Erledigung gekommen war, wurde ihm dieselbe einstimmig übertragen.
Da jedoch in die Zeit seines Aufenthaltes in Obermoschel seine Verehelichung mit der Lehrerstochter Sophie Schwab aus Westheim (Unterfranken) fällt, so möge hier, ehe wir seinen weiteren Lebenslauf in Oettingen verfolgen, gleich etwas über das häusliche Leben des Dahingeschiedenen gesagt werden. Geziert mit den schönsten Tugenden der Häuslichkeit, Sparsamkeit, Fleiß und Umsicht, fand die Gattin, die in des Wortes umfassendsten Sinne eine 'wackere Frau' ist, ihr Glück nur im stillen Frieden des Hauses, im bescheidenen Familienleben und in der treuen Sorge um ihren Gatten und ihre Kinder. Die Erziehung seiner Kinder war dem seligen Entschlafenen neben Schule und Privatstudien eine Hauptlebensaufgabe. Strauß war das Muster eines Erziehers. Mit seiner Strenge verband er eine aufrichtige Liebe, ein herzliches Wohlwollen, eine treue Fürsorge für Frau und Kinder, von denen ein noch lediger Sohn und drei verheiratete Töchter in glücklichen Verhältnissen leben.    
Was soll ich nach dem bisher Gesagten noch viel von seiner segensreichen Wirksamkeit in Oettingen sprechen? F. Strauß war ein Charakter im vollsten Sinne des Wortes, ein ganzer Mann, ein Lehrer, wie er sein soll, darum auch allseitig geachtet und geliebt. Wie bisher, lebte er bis zum Ende seines Daseins mit voller Hingabe seinem Berufe, den er in seiner ganzen Tragweite und hohen Bedeutung erkannte und erfasste. Er war stolz, ein Lehrer zu sein. Auf eine musterhafte Ordnung, Ruhe und Anstand hielt er mit unerbittlicher Strenge bei seinen Schülern und besaß dabei deren höchste Liebe und Verehrung.  Doch, was ich hier ganz besonders hervorheben möchte, ist, dass F. Strauß ein Vorbild für echte Gottesfurcht (hebräisch dto.) war. Sein Tun und Lassen war immer von den edelsten, wohlmeinendsten und besten Absichten geleitet, sein Wandel war sittlich, rein und fleckenlos. Wie kindlich, fasslich und anschaulich konnte Strauß im Religionsunterrichte erzählen! Diese Unterrichtsstunden waren nicht, wie in vielen Schulen, den Kindern eine Plage, sondern eine Erbauungsstunde, ein Kindergottesdienst. In gleicher Weise war er ein meister in der Abhaltung der religiösen Vorträge in den hier bestehenden Vereinen. In atemloser Stille lauschte alles seinen geistvollen Auslegungen des Midrasch und des Tanach (hebräische Bibel), welch letzteres er in 30jähriger Tätigkeit in der Gemeinde Oettingen einige Male durchwanderte. Es waren (hebräisch und deutsch) 'Worte, die den Eingang ins Herz fanden.' Die Liebe und Verehrung, die ihm von Seiten seiner Gemeinde, Schüler, seiner Vorgesetzen und Kollegen entgegen gebracht wurde, fanden ihren beredtesten Ausdruck gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums im Jahre 1893, an welchem Tage
Oettingen Israelit 02061898b.jpg (97458 Byte)alles wetteiferte, ihm die im vollen Maße verdiente Anerkennung zu zollen. Nicht minder rührend war auch die erhebende Leichenfeier nach dem so plötzlich erfolgten Hinscheiden des geliebten Lehrers. Es bewahrheitete sich dabei der Spruch unserer Weisen 'bei der Trauerrede erkennt man, ob ein Mensch wichtig war'. Trotz der ungünstigen Zeit – es war Freitagnachmittag kurz vor Schabbat – war die Beteiligung eine so große, dass man mit Recht sagen: eine große Trauer war diese für die Heilige Gemeinde Oettingen. In einer tief ergreifenden Rede hob Herr Distriktsrabbiner Dr. Cohn aus Ichenhausen, der des Verstorbenen Wirken aus persönlicher Anschauung kennen und schätzen gelernt, anknüpfend an die Anfangsworte der Sidra 'Heilige sollt ihr sein', die edlen Charakterzüge und Verdienste des Entschlafenen hervor, die Ermahnung an seine Schüler richtend, das edle Beispiel des Verblichenen in ihrem Leben zu betätigen. – Hieran richteten sich noch verschiedene Ansprachen von Seiten des Königlichen Distriktschulinspektors, des Vorstandes des Bezirkslehrervereins, des israelitischen Kollegen H. Friedmann aus Hainsfahrt und des Schwiegersohnes des Verstorbenen des Lehrers Gutmann aus Obermoschel. In tiefster Wehmut verließ man die Stätte der Trauer, der Worte unseres unsterblichen Raschi - seligen Andenkens - gedenkend: 'Es hat sich gewendet der Fromme, es hat sich gewendet seine Pracht, es hat sich gewendet sein Glanz.*   Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".  
*Der Webmaster von "Alemannia Judaica" freut sich über die Rückmeldung einer präziseren Übersetzung des Zitates von Raschi, Adresse siehe Eingangsseite.   

  
Ausschreibung der Stelle des Vorbeter-Stellvertreters, Schochets und Gemeindedieners (1923)

Oettingen Israelit 15031923.jpg (44281 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1923: "In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Chasan-Stellvertreters, Schochets und Gemeindedieners zu besetzen. Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer Personalien, Familienstand, bisherige Tätigkeit mit Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen an die unterfertigte Verwaltung werden. Oettingen in Bayern, im März 1923. Die Kultusverwaltung. Louis Badman, Vorstand."


40-jährige Dienstzeit von Oberlehrer Leopold Gutmann (1928) 
Hinweis: Lehrer Leopold Gutmann war ein Schwiegersohn des Lehrers Feist Strauß (siehe oben).       

Oettingen BayrGZ 15081928.jpg (14117 Byte)Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1928: "Oberlehrer L. Gutmann, Öttingen, der seit 30 Jahren an der dortigen israelitischen Volksschule wirkt, konnte am 1. August auf eine 40jährige Dienstzeit zurückblicken."

 
Zum Tod von Oberlehrer Leopold Gutmann (1930)  

Oettingen BayrGZ 15071930.jpg (77056 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1930: "Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust zu beklagen. Unser allverehrter, hochgeschätzter Herr Oberlehrer und Kantor Leopold Gutmann wurde uns plötzlich und unerwartet durch den Tod entrissen. 32 Jahre leitete derselbe in vorbildlicher Weise und seltener Pflichttreue die Geschicke unserer Schule sowie den Gottesdienst unserer Gemeinde. Seine allseitige Friedensliebe und sein Entgegenkommen sichern ihm ein unauslöschliches Gedenken in unserer Gemeinde. Sein Andenken wird stets in Ehren gehalten werden. 
Oettingen, den 7. Juli 1930. Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Oettingen."
  
Oettingen Israelit 31071930.jpg (139729 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1930: "Oettingen (Bayern), 27. Juli (1930). Unsere jüdische Gemeinde und darüber hinaus die ganze nichtjüdische Öffentlichkeit steht unter dem Eindruck des schweren Schicksalsschlages, der uns einen unserer Besten, Herrn Oberlehrer Leopold Gutmann, am 7. Juli (11. Tamus) durch einen plötzlichen Tod entrissen hat. Über ein Menschenalter stand der Verstorbene als Lehrer und Kantor an der Spitze unserer Gemeinde, der er in rastloser Tätigkeit bis zum letzten Augenblick geistiger Führer und Berater war. Das Streben nach Erhaltung und Hebung religiösen Lebens in Schule und Gemeinde war der Inhalt seines Lebens. In einer Zeit schwerster politischer Besorgnisse war es seine charakterfeste Persönlichkeit, deren Eintreten oft selbst den gehässigsten Mund aus der Reihe unserer Feinde zum Schweigen brachte. Denn alle konnten nur mit Achtung zu einem Manne emporblicken, der fast in sämtlichen Sparten des öffentlichen und sozialen Lebens eine führende Stellung einnahm und der allen Leuten von groß bis klein stets mit gleicher Freundlichkeit und mit gleichem vornehmem Wesen entgegenkam. Der hervorragendste Zug dieses edlen Charakters war aber seine nimmermüde Hilfsbereitschaft, die er entweder in Form wahrer Wohltätigkeit oder anderer wertvoller Dienste, allen, die mit einer Bitte zu ihm kamen, angedeihen ließ. – So gestaltete sich denn die Beteiligung an der Beerdigung des so aus der vollen Arbeit jäh herausgerissenen 60jährigen Mannes zu einer elementaren Trauerkundgebung. Herr Bezirksrabbiner Dr. Neuwirth aus Ichenhausen würdigte in ergreifenden Worten den Entschlafenen als Menschen und vorbildlichen Juden, während eine Reihe von persönlichen Freunden und Vertretern der verschiedensten Behörden und Organisationen dem allzu früh Dahingeschiedenen warme Worte des Gedenkens widmeten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
  
Oettingen BayrGZ 01081930c.jpg (105564 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1930: "Oettingen (Ries), 9. Juli 1930. Ein schwerer Trauertag für die israelitische Kultusgemeinde dahier. Mitten aus der Lebensarbeit heraus ward Herr Oberlehrer Leopold Gutmann seiner Familie, Schule und Gemeinde entrissen; mit jäher Hand hat der unerbittliche Tod den treu besorgten Vater, den liebevollen Gatten, den Führer und Berater der Gemeinde, den gewissenhaften Lehrer und Jugendbildner, den hilfsbereiten, arbeitsfrohen, treuen Kollegen, den tief religiösen, edlen Menschenfreund von uns genommen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Neuwirth (Ichenhausen) ließ am Grabe ein Lebensbild unseres Verstorbenen erstehen, so ergreifend und wahr, dass jedes Herz gerührt wurde. Herr Kultusvorstand Badmann dankte in innigen Worten dem Lehrer und Führer der Gemeinde. Herr Bezirksschulrat Mackh rühmte ihn als tüchtigen Schulmann. Herr Hauptlehrer Rosenfeld (München) sprach ihm als Ehren und Verwaltungsmitglied des Bayerischen israelitischen Lehrervereins den Dank für seine treue Mitarbeit aus. Ebenso würdigten noch in ehrenden Worten die Verdienste des Entschlafenen der Direktor des Progymnasiums in Oettingen, der Vorstand des Bezirkslehrervereins dortselbst, Herr Hauptlehrer Blank, der Vorsitzende der israelitischen Bezirkslehrerkonferenz Schwaben, Herr Hauptlehrer Sonn (Buttenwiesen) und als Nachbarkollege Herr Lehrer Strauß (Nördlingen). Tief ergriffen lauschte man noch dem Gesang des Bezirkslehrervereins Oettingen am offenen Grabeshügel, Abschied nehmend von der letzten Ruhestätte eines edlen Mannes, eines echten, deutschen, jüdischen Lehrers. Segen seinem Andenken! M.S.B."
  
Oettingen BayrGZ 01101930.jpg (94211 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1930 (Nachruf des Lehrervereins): "Leopold Gutmann. Jäh und unerwartet traf uns am 8. Juli die Trauerbotschaft von dem Ableben Leopold Gutmanns von Öttingen. Gutmann gehörte unserem Verein seit dem Jahre 1899 als treues, hilfsbereites und stets uneigennütziges Mitglied an. Immer war er zur Stelle, wenn es galt, für den Verein und für die Interessen der Lehrerschaft zu wirken. Durch das Vertrauen der Mitglieder wurde er 1914 in die Verwaltung berufen. In dankbarer Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Unterstützungskasse wurde er 1922 nach seinem Rücktritte als Verwaltungsmitglied zum Ehrenmitglied der Verwaltung ernannt. Gutmann war als Volksschullehrer zuerst in Obermoschel (Rheinpfalz) und seit 1898 in Oettingen tätig. Seine ideale Berufsauffassung und seine hohe pädagogische Begabung, seine Liebe zur jüdischen Gemeinschaft und zur Jugend, brachten ihm nicht nur Anerkennung und Verehrung von Seiten seiner Gemeinde, sondern schafften ihm auch darüber hinaus Ansehen und Freundschaft in weiten Kreisen. Gutmann ist für uns nicht gestorben. Er lebt in unseren Reihen weiter."  

  
Lehrer Leopold Rose wechselt von Oettingen nach Hörstein (Herbst 1936)
   

Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1936: "Lehrer Josef Gallinger in Hörstein erhielt eine Lehrerstelle am Philanthropin in Frankfurt am Main. Schulamtsbewerber Leopold Rose in Oettingen, übernimmt die Stelle an der privaten Volksschule in Hörstein."  
 
Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1936: Lehrer Leopold Rose, bisher in Oettingen, übernahm die private Volksschule in Hörstein."   

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     
Über den Fastentag Hopfenstetter und seine Geschichte sowie ein erneuter Versuch, die Juden des Ritualmordes anzuklagen (Artikel von 1845)

Oettingen AZJ 08091845.jpg (156615 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1845: "Oberndorf, 20. August. In unserm benachbarten Oettingen wird alljährlich seitens der dortigen Israeliten ein Fasttag gefeiert, der unter dem Namen Hopfenstätter bekannt ist. – Einsender hat in seinem Knabenalter die Schulen in Oettingen besucht und hat, da er das dreizehnte Jahr noch nicht erreicht hatte, bloß die Bußpsalmen, die bei Gelegenheit dieses Fasttages rezitiert werden, mit gebetet. Die Veranlassung dieses Fasttages war, wie mir mein seliger Lehrer erzählte, eine Blutbeschuldigung, die ein gewisser Bierbrauer Hopfenstätter den Juden machte, indem er sie anklagte, sie hätten seinem achtjährigen Enkel das Blut abgezapft und den Leichnam in einen Kanal – Holzgraben – versenkt. Diese Anklage durch falsche Zeugen unterstützt, brachte es dahin, dass der sämtlichen Judenschaft in Oettingen und Hainsfahrt der Befehl erteilt wurde, die Mörder des Kindes der Gerechtigkeit zu Bestrafung zu übergeben, wozu der letzte Termin auf den 28.  gesetzt war. Im Unterlassungsfall sollten sie der Wut des Pöbels preisgegeben werden. Der verhängnisvolle Tag erschien! Der Pöbel wetzte schon seine Mordmesser, um mit dem Schlag zwölf Uhr sämtliche Juden beider Orte, die sich in ihren Synagoge, allwo sie zu dem Gott ihrer Väter schrieen, befanden, niederzumetzeln. In dieser dringenden Not traten zwei Männer hervor, die sich als Opfer für die Gemeinden hergeben und zu einem Verbrechen bekennen wollten, das weder sie noch irgendein Jude begangen. Aber der damalige Rabbiner, Jakob Tarnopol, sowie die Vorsteher und alle Gemeindeglieder wiesen dieses Anerbieten ernstens zurück, indem sie erklärten, es sei besser, es kämen allesamt um, als dass man zu einem Verbrechen sich bekenne, das nie und nimmermehr von einem Juden, als solchem, begangen worden ist. So erwarteten sie betend den Tod aus der Hand eines wütenden Pöbels. 'Aber es schläft nicht und schlummert nicht der Hüter Israels'. Denn schon hatte die Glocke die elfte Stunde verkündigt, als ein fremder Mann sich durch die Reihen des mordlustigen Pöbels drängte und dem Schlosse des Fürsten zueilte. Hier traf er den tief bekümmerten Herrscher in seinem Kabinette eingeschlossen, wohin er sich zurückgezogen, um das
Oettingen AZJ 08091845a.jpg (93795 Byte)bevorstehende herzzerreißende Trauerspiel nicht mit ansehen zu müssen. Der Fremde erbot sich, den wahren Mörder des Kindes ausfindig zu machen, wenn der Fürst ihm eine Bedeckung, die ihn gegen die Wut des Volkes schütze, mitgeben wolle. Der hocherfreute Fürst gewährte augenblicklich den Wunsch des Fremden, und noch war nicht eine Viertelstunde verflossen, als der Fremde, es war der Nachrichter eines benachbarten Ortes, den Leichnam des Kindes in dem Keller des Großvaters, des Johann Georg Hopfenstätter's, aufgefunden hatte. Die Juden wurden im entscheidendsten Augenblick vom Tode befreit, und die Untersuchung ergab bald, dass der Ankläger der Juden selbst der Mörder seines eigenen Enkels gewesen. – Soweit die Erzählung meines seligen Lehrers. Über die Zeit der Begebenheit konnte er keine Auskunft geben. Die neuerlichste Begebenheit des Karl Wernek aus Dettelbach, der ein Christenkind stahl und dabei die unsinnige Frechheit hatte, sich so lange für einen Juden auszugeben, bis eine ärztliche Untersuchung die unzweideutigsten Beweise lieferte, dass er nicht zum Hause Israel gehört, hat Veranlassung gegeben, auf die Geschichte des Hopfenstätter zurückzukommen. Und so hat das fürstliche Archiv die betreffenden Akten aus dem Jahre 1691 den betreffenden Gerichten behändigt."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 26. August 1845: "Oettingen, den 7. August (1845). Die Untersuchung gegen Caspar Wernek, Weinreisender aus Dettelbach, wegen Entführung eines siebenjährigen Mädchens auf offener Straße unweit Fremdingen, wird fortwährend durch das hiesige Stadt- und Herrschafts-Gericht mit unausgesetzter Tätigkeit, und zunächst dahin betrieben, den Ort oder die Gegend zu ermitteln, wo der Inquisit sich zwischen dem 20. und 30. April, als zu der Zeit, wo der angeblich durch einen Juden aus Thalmessingen verübte ähnliche Kinderraub geschehen sein soll, befunden hat. Mehrere Tage hindurch schwebten in Folge der noch unerklärten Tat Wernecks die Israeliten hiesiger Stadt und Umgebung in großer Gefahr, ein Opfer des Volksaberglaubens zu werden, der durch einen sie bezüchtigenden - übrigens jetzt widerrufenen - Artikel in einem Augsburger Lokalblatte bis zum Äußersten angeregt worden war, sodass das Gericht sich veranlasst fand, die nachfolgende öffentliche Bekanntmachung, sowohl in dem hiesigen 'Wochenblatt', als auch an die sämtlichen Ortsvorstände der Umgegend zu erlassen: 'Aus gegründeter Veranlassung wird hiermit öffentlich bekannt gemacht, dass der junge Mann, der am 231. dieses Monats zu Fremdingen ein Kind mit sich fortnahm, kein Jude ist, sondern sich zur christlichen Religion bekennt. Dadurch werden nun die verleumderischen und boshaften Gerüchte, bezüglich der Israeliten, vernichtet und alle etwaigen Bekanntmachungen in öffentlichen Blättern und Zeitungen in bemerktem Betreffe hiernach berichtigt. - Die Gemeindevorsteher werden strengstens angewiesen, dieses in ihren Gemeinden öffentlich zu publizieren und dabei die Einwohner zur Ruhe und Ordnung wie mit Ernst und Nachdruck zu ermahnen. Zum Beweis der richtigen Zustellung hat sich ein jeder Gemeindevorsteher eigenhändig zu unterzeichnen. Oettingen, 28. Juli 1845. Justizrat Baur. Bauer, coll.'  In einer vom Advokaten Dr. Braun meisterhaft abgefassten Eingabe, hat der hiesige israelitische Kultusvorstand das Gericht um strenge Untersuchung des Vorfalls, sowie um Schutz für Personen und Eigentum der diesseitigen Juden dringend angegangen, und sind auch in dieser Beziehung energische und zweckdienliche Maßregeln ergriffen worden. Auch gegen den Redakteur des gedachten Augsburger Lokalblattes sind gerichtliche Schritte eingeleitet. (Bayirischer Landbote)."       

  
Ein christlicher Weinreisender beging einen Kinderraub, der fast zu einer Ritualmordbeschuldigung geführt hätte (1845)    
Über diesen Vorfall wird bereits im vorstehenden Artikel berichtet (siehe oben).  

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 4. November 1845: "Aus dem Ries. Die Untersuchung des Herrschaftsgerichts Oettingen in Sachen des Weinreisenden Wernek aus Dettelbach, wegen Entführung eines Mädchens auf öffentlicher Straße, ist jetzt soweit beendigt, dass die Akten dem Appellationsgericht überschickt worden sind. Eine Verbindung mit dem zu Thalmessingen verübten Kinderrabe, dessen ein dortiger Jude fälschlich bezüchtigt war, hat sich nicht herausgestellt. Auf Freilassung des Angeschuldigten hat sich das Gericht, trotz angebotener Kautions-Leistung, nicht einlassen wollen."      
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. November 1845: "Aus Bayern, 10. November (1845). Wie die judenfeindlichen Gemüter im verflossenen Sommer über ihre friedlichen jüdischen Nachbarn schon mit frecher Stirn die Blutschuld aussprachen, so beschämt müssen sie jetzt das Gesicht niederschlagen, wo über einen christlichen Kinderräuber das bestrafende Urteil bekannt gemacht wird. Die Untersuchung des Weinreisenden Wernek in Oettingen endigte mit dem Resultate, dass dieser Kinderraub nach der Aussage eines Gastwirts jener Gegend für eine in der Trunkenheit geschehene Handlung erklärt wurde. Werneck wurde zu allen Untersuchungskosten verurteilt und hat noch eine längere Zeit als Arrestant im Gefängnisse zu sitzen."     
    
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 17. Dezember 1845: "Bayern. Der Weinreisende Werneck (christlicher Religion) ist wegen versuchter Entführung eines Kindes, die man nebst obligater Blutbeschuldigung den Juden zu Oettingen aufbürgen wollte, zur Gefängnisstrafe und zur Tragung der Kosten verurteilt worden." 

        
Rede über "Das Leben und seine Freuden" - gehalten von Moses Jesaias Glogau aus Altona in der Synagoge in Oettingen (1849)  

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Kritischer Bericht zu Oettingen aus der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" (1875)

Oettingen Israelit 24031875.jpg (147734 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1875 (abgekürzt zitiert; der Artikel erhält teilweise starke Kritik aus streng orthodoxer Sicht): "Aus dem Rabbinatsbezirk Wallerstein, im März (1875). Unser ehrwürdiger Distrikts-Rabbiner Herr David Weiskopf – sein Licht leuchte – versieht sein Amt trotz seines Alters – Gott vermehre seine Tage und Jahre – mit jugendlicher Geistesfrische. Die Schechitah im diesseitigen Distrikte ist in Händen gottesfürchtiger Männer, die den Anordnungen ihres Rabbiners gern und willig Folge leisten. Es ist nur schade, dass der Ort Wallerstein nur noch einige jüdische Familien hat, während die Synagoge und andere jüdische Einrichtungen an die frühere Gemeinde lebhaft erinnern. Hingegen ist das benachbarte Nördlingen, welches in jedem 'Memmer-Buch' (Memorbuch u.a. zur Erinnerung an die Märtyrer von Verfolgungen) als Gerusch-Ort verzeichnet ist, in wenigen Jahren zu einer jüdischen Gemeinde von 70-80 Familien herangewachsen. Die junge Gemeinde hat Männer unter sich, denen das Wort Judentum keine Phrase ist, die vielmehr ihre ganze Kraft aufbieten, um die bewährten jüdischen Institutionen zu erhalten. Trauriger sieht es in Oettingen aus… Wohl gibt es noch Männer in Oettingen, die Jehudim sein wollen; weil man sich aber fürchtet, von den 'Tonangebern', 'Gebildeten' und 'Aufgeklärten' in der Kaffeegesellschaft verspottet zu werden, so lässt man es ruhig geschehen, wenn mit manchen Gebetsstücken Tabula rasa gemacht wird und lächelt dazu, wenn man die Anordnungen eines ehrwürdigen Greises als Karikatur auf den Biertischen herumzerrt. Besser sieht es in Hainsfahrt aus. Dort holen noch Männer ihre Aufklärung aus der Gemara, und die Schass Chawera zählt alte und junge 'Bale-Batim'. Dort gibt es gebildete, junge, wohlhabende Männer, die sich ihrer religiösen Gesinnung nicht schämen und nicht zwischen zwei Stühlen sitzen wollen. Von den übrigen Gemeinden des diesseitigen Bezirkes ein anderes Mal, so Gott will."  

    
Über den Fastentag Hopfenstetter (Artikel von 1927)  

Oettingen Israelit 03031927.jpg (115956 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1927: "Taanith Hopfenstetter. Eine Blutbeschuldigung in Oettingen. Von Louis Lamm in Berlin. Nahezu zu gleicher Zeit als die Würzburgischen Juden nach der Mitteilung von A. Mannheimer, Dettelbach, in Nr. 7 dieses Blattes in Gefahr waren, zogen sich auch schwere Wolken über die Juden in Schwaben zusammen. Im Frühling 1691 (eine andere Quelle gibt 1690 an) wurde ein Söhnchen des Schneiders Frohmann in Oettingen ermordet aufgefunden. Der Großvater des ermordeten Knaben, der Bierbrauer Hans Hopfenstetter, (nach anderen Nachrichten war auch er Schneider) beschuldigte die Oettinger Judenschaft des Ritualmordes; sie sollten dem Kinde das Blut abgezapft und die Leiche in einen Kanal geworfen haben. Es dauerte auch gar nicht lange, da meldete sich auch eine Reihe von Zeugen, die allerlei verdächtige Dinge bei den Juden beobachtet haben wollten. Entsprechend der Stimmung jener Zeit loderte bald heller Aufruhr in Oettingen und alsbald wurde den Juden verkündet, dass sie, sowie die Juden des benachbarten Hainsfarth der Wut des Pöbels preisgegeben würden, wenn sie nicht bis 23. August mittags 12 Uhr die Mörder herbeischafften. Natürlich sprach sich die Sache bald im ganzen Fürstentum herum und mit den Oettinger Juden zitterten auch die in der Nähe wohnenden, wie die in Wallerstein, Deggingen, Harburg, Kleinerdlingen, Ederheim, Pflaumloch, Mönchsroth, Schopfloch usw. Der verhängnisvolle Tag nahte. Die Juden standen fastend in der Synagoge und flehten um Abwendung der Gefahr. Als sich schließlich zwei Männer der Gemeinde Oettingen meldeten, die sich als Opfer für die übrigen hergeben wollten, entschied Rabbi Meier Tarnopol, dass ein solches Opfer nicht angenommen werden dürfe; dass ein solches Verbrechen, dessen kein Jude fähig ist, auch nicht 'eingestanden' werden dürfe; lieber sollten alle sterben. 
Oettingen Israelit 03031927c.jpg (294129 Byte)Schon rottete sich der Pöbel zusammen, die Frist ging zu ende. Da nahte eilenden Schrittes der Nachrichter eines Nachbardorfes, bahnte sich einen Weg durch die aufgeregte Menschenmenge und gelangte zum Schloss des Fürsten von Oettingen. Diesem gegenüber erbot er sich, in Kürze den Mörder ausfindig zu machen, wenn ihm eine Bedeckung zum Schutze gegen die Wut der Menge mitgegeben würde. Dies geschah. Nach kaum einer Viertelstunde hatte der Fremde den Leichnam des Kindes im Keller Hopfenstetters, des Großvaters, gefunden. Alsbald ließ der Fürst die überraschende Wendung bekannt geben und gegen Hopfenstetter ein Gerichtsverfahren einleiten. Dieser gestand schließlich das Verbrechen, dessen er die Judenschaft fälschlich beschuldigt hatte, ein und wurde zum Tode durch Vierteilen verurteilt. Die Juden waren gerettet und R. Meier Tarnopol bestimmte den Rettungstag, den 25. Ijar, als Fasttag für alle Zukunft. In einem Aktenstück der oettingischen Regierungskanzlei heißt es: 'Es habe bereits das gefährliche Ansehen bekommen, dass die unschuldige Judenschaft, dieser falschen Beschuldigung halber, von den gemeinen Leuten überfallen werden würde, bis sich durch sonderbare Providenz der Verdacht auf Hans Hopfenstetter lenkte, der es bei seiner gerichtlichen Examierung eingestand. Es wurde deshalb darüber ein gerichtliche Urteil geschöpft und an ihm, obschon er vor dem Richttag gestorben, auf gewisse Weise exequiert. Die oettingische Regierung verwarnte bei diesem Anlass alle Bürger und Untertanen bei Vermeidung höchster Strafe, sich bei derlei leidigen Begebenheiten gelüsten zu lassen, wider die Judenschaft das Geringste mit Worten oder Werken zu traktieren. Wenn sich auf Jemand einiger Verdacht begangener Übeltat hervor täte, so sei die rechtliche Untersuchung lediglich den gnädigsten Herrschaften zu überlassen (Müller: Aus 5 Jahrhunderten. Beiträge zur Geschichte der Juden im Ries 1899. S. 125).   Der Tannith Hopfenstetter (Löwenstein gibt in der Israelitischen Monatsschrift Beilage zur Jüdischen Presse 1899 Nr. 11 den 28. Aw an, Müller in oben genanntem Buch den 28. Ijar) wurde lange Jahre streng eingehalten. Im Laufe der Zeit aber bröckelte die Erinnerung ab. 1832 gestattete Rabbiner Pinchas Jacob Katzenellenbogen – der Onkel von Gabriel Rießer (sein Vater Rabbi Jakob Pinchas Katzenellenbogen war Rießers Großvater), dass auf Reisen befindliche oettingische Juden und Kranke das Fasten durch eine Spende ablösen konnten. In den kürzlich erschienenen 'Fragen und Antworten' von Rabbi Simchoh, damals Rabbiner in Fischach, befindet sich eine Frage von R. Mordechai Michael Kohn in Kleinerdlingen, die sich auf die Taanith Hopfenstetter bezieht. Es bestand eine Stiftung, für deren Erträgnisse Leute für das Fasten bezahlt werden sollten, da im Laufe der Zeit kein Minjan mehr zusammen kam. Schließlich fanden sich auch für Geld nicht mehr genügend Leute, die fasten wollten. Mordechai Kohn stellt daher die Anfrage, ob das Geld für mildtätige Zwecke verwendet werden dürfe. In meiner frühesten Jugend habe ich noch von diesem Taanith Hopfenstetter durch meine selige Mutter, bei einer Familie, welche Jahrhundertelang im Fürstentum Oettingen wohnte – mein Großvater Manele Altmayer war der letzte Jude in Ederheim – gehört. Ob die jetzige Jugend in der Stadt Oettingen noch etwas davon weiß?"   

  
Nochmals zu "Taanith Hopfenstetter" (Artikel von 1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1928: "Nochmals Taanith Hopfenstetter. Von Louis Lamm in Berlin. In Nr. 9 des vorigen Jahrgangs (1927) dieser Zeitung habe ich den Ursprung dieses Lokal-Fasttages für Oettingen im Ries veröffentlicht. Zahlreiche Zuschriften bewiesen mir das Interesse für diese Publikation und den beweis meiner Vermutung, dass die jüngere Generation über den Ursprung dieses Taanith (= Fasten), auch wenn sie aus Oettingen oder Nachbarorten davon stammt, nichts mehr weiß. Ich bin heute in der Lage, eine wichtige Urkunde über diesen Vorfall, die bisher nicht bekannt gewesen ist, zum ersten Mal zu veröffentlichen. Sie befand sich früher im Besitze des Henle Moses Gutmann in Oettingen. Der Umstand, dass man im Jahre 1729 Veranlassung hatte, eine beglaubigte Kopie des Originals vom Jahre 1691 herzustellen, lässt vermuten, dass damals wieder – wie in Schwaben schon öfters – eine Blutbeschuldigung aufgetaucht ist. Das geschichtlich wertvolle und wichtige Dokument lautet: 
'Wir verordnete Regierungsräte urkunden hiermit demnach vergangenen Jahres den 26. Mai Samstag abends allhier in der Vorstand des Johann Frohmann Schneidermeisters und fürstlichen Oettingen Tambours dreieinhalbjähriges Söhnlein Hans Konrad unter der Zeit, da seine Mutter in der Abendkirche war, sich in dem Hause verloren, und nach für und wieder geschehener Nachfrage nicht können erkundigt werden, bis anderen Tages Sonntagmorgens zwischen 10 und 11 Uhr durch unterschiedliche Leute fleißiges Nachsuchen solches in eben dem Hause, wo sie als Hausgenossen wohnten, und welches dem Hans Melchior Hopfenstaetter Schneider und Bürger zugehörte im Schafstall mit Stroh zugedeckt und mit einem Messer einen Schnitt durch die Gurgel jämmerliche ermordet tot gefunden worden und daraufhin deswegen, weil man keinen Täter eigentlich wissen können durch den gemeinen Pöbel allhier der falsche Argwohn auf die allhiesige Judenschaft, als wenn diese solches unschuldiges Kind um sein junges Leben gebracht hätten, darüber geworfen worden, weilen er sich mit dieser ungleichen Einbildung, dass die Judenschaft zu gewissen Zeiten einiges Christenblut zur Vollbringung ihrer Zeremonien annötig hätten, gestärkt also zwar, dass es bereits das gefährliche Ansehen bekommen hat, die unschuldige Judenschaft von den gemeinen Leuten deshalb überfallen zu werden, bis endlich durch sonderbaren göttlichen Revident der Täter des begangenen jämmerlichen Mordes nämlich oben genannter 
Hans Melchior Hopfenstaetter 
allein in Argwohn geraten, sondern auch bei seiner hierher verfügten Verhaftung und gerichtlichen Examinierung das abscheuliche Faktum selbst eingestanden, wie denn auch deswegen darüber ein rechtliches Urteil geschöpft, und an ihm, obschon derselbe vor dem Richttage gestorben, in dem Gefängnis auf gewisse Weise wirklich exekiert worden, und hierauf nach benannt Judenschaft bei unseren gnädigsten Mitherrschaften sich wehmütigst beklagt, auch die vorige geschwebte von dem Pöbel ihnen gedrohte Gefahr untertänigst remonstrierend gebeten, von dergleichen gewalttätigen Übereilung sie hierumfalls gnädigst zu pietivieren, als ist in Erwägung der Billigkeit und ihr, der Judenschaft hier in falls am Tage gekommene Unschuld ihnen hiermit als gnädigst willfahrt, und den Bürgern Untertanen auch allen andern allhier befindlichen Leuten ernstlich bei Vermeidung höchster Strafe und Verlierung von Hab und Gutes verboten, sich künftig bei mehr dergleichen leidigen Begebenheiten nicht gelüsten zu lassen wieder die oft besagte Judenschaft das Geringste weder mit Worten, noch mit Werken zu taktieren, sondern da sich auf jemand einiger Argwohn begangener Übeltat hiefür täte, dessen rechtliche Untersuchung den gnädigsten Herrschaften lediglich zu überlassen. 
Dessen zur mehreren Beglaub und Urkundung ist den allhiesigen schutzverwandten Juden dieses auf das inständigste Verlangen zu ihrer künftigen Versicherung Loco Assestreli und hiefür Trückung gewöhnlicher Hochgräflicher Kanzlei-Siegels erteilt werden. 
Oettingen, den 18. Juli 1691. L.S. Hochgräfliche Oettingen-Wallersteinsche Spiielbergsche Kanzlei allda.       
Nachdem diese Copia nach fleißiger Ansicht und Collationierung seinen mit vorgelegten wahren Original somit den hochfürstlichen Kanzlei Petschaft verwahrt gewesen ganz gleichlautend befunden als habe solches mit meiner eigenen Hand durchaus geschrieben durch meinen Vor- und Zunamen nebst beigedruckten Notariats Signo auch größeren Petschaft attestiert und bekräftigen wollen. Oettingen den 20. Hornung 1729. L.W. Johann Jacob Bett, Notarius."

        
Wertvolles Toraschild im Gemeindebesitz (Artikel von 1929)  

Oettingen BayrGZ 01041929.jpg (88866 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1929 (nur der auf den Toraschild aus Oettingen sich beziehende Abschnitt wird zitiert): "Besonders prunkvolle Gestaltung weist ein Taß der Gemeinde Oettingen auf, das in den Jahren 1723 bis 1735 in Augsburg entstanden ist (Abbildung 3). Beherrscht wird der Eindruck durch den in schweren Falten herabgleitenden zeltartigen Baldachin, der auf zwei Erkerchen mit je drei gedrehten Säulchen ruht. Mit dem Eindringen des Rokoko in die süddeutsche Kleinkunst haben die Goldschmiede auch dem Toraschmuck eine dem veränderten Zeitgeschmack entsprechende zierlichere Form gegeben…".    


Zum Fasttag/Taanis Hopferstädter (1936)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1936: "Ein vergessener Fasttag. Zu der in Nr. 20 enthaltenen Notiz 'Ein vergessener Fasttag - zum 25. Ijar' von Dr. Arnold Merzbach wird uns aus Würzburg geschrieben:  
Bis zu dem vor 6 Jahren erfolgten Ableben des Oettinger Lehrers Leopold Gutmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - war der 'Taanis Hopfenstädter' jedem Oettinger Gemeindemitglied wohl bekannt. Er wurde auch bis zu diesem Zeitpunkt noch alljährlich als Taanis (Fasttag) begangen, allerdings nicht genau am 25. Ijar, sondern wenige Tage später zusammen mit Jaumkippur koton vor Rausch Chaudesch Siwan (d.h. vor dem 1. Siwan jedes Jahr). Wieweit der Taanis Hopfenstädter heute noch, unter Leitung der jungen, mit der Geschichte der Oettinger Gemeinde nicht mehr vertrauten Nachfolger Gutmanns, doch in Erinnerung steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Der 'Israelit' brachte übrigens einmal eine ausführliche und historisch wohl fundierte Würdigung dieses 'Taanis Hopferstädter' aus der Feder Gutmanns. 
Dr. Felix Gutmann, Studienrat."   

  
  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Über Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger (geb. 1847 in Oettingen)   

Oettingen AZJ 22061875.jpg (174062 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juni 1875: "Fürth, 7. Juni. Bei der heute vorgenommenen Wahl eines Rabbiners wurde der von der israelitischen Kultus-Repräsentanz in Vorschlag gebrachte bisherige Verweser, Herr Dr. Neubürger, von 627 Wahlstimmberechtigten, von denen sich 440, also 70 Prozent beteiligten, mit 440 Stimmen auf vier Jahre gewählt. Das Wahlresultat ist in Anbetracht der eigentümlichen Konstellation der hiesigen Gemeinde und der Abwesenheit oder Unpässlichkeit vieler Wähler, die dadurch zu wählen verhindert waren, ein für den Gewählten höchst ehrenvolles und zeugt einerseits von der Beliebtheit Neubürgers bei allen Parteien, sowie andererseits von der kürzlich auch in Ihrer geschätzten Zeitung erwähnten Versöhnung zwischen der orthodoxen und neologen Partei und der trotz der feindlichen Religionsparteischaft dennoch vorhandenen Stärke in der Einheit der hiesigen Gemeinde. Herr Doktor Jakob Immanuel Neubürger, Sohn des verlebten Lehrers Salomon Neubürgers, geboren zu Oettingen im Ries (Bayern) am 12. April 1847, besuchte die Lateinschule daselbst, die Gymnasien zu Würzburg und Mainz, bezog dann die Universität zu Berlin, Breslau und Halle, von welch' letzterer er rite zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Seine theologischen Studien begann Neubürger ebenfalls in Oettingen und zwar unter Leitung seines Vaters, setzte dieselben in Würzburg und Mainz fort, frequentierte dann das Beth-Hamidrasch zu Berlin und das jüdisch-theologische Seminar in Breslau, von welch letzterer er auf Vorschlag des verstorbenen Oberrabbiners Dr. Löwy demselben als Substitut von  der hiesigen Kultusgemeinde beigegeben und nach dem Tode des ersteren würde Neubürger von letzterer am 28. Dezember 1873 als Rabbinatsverweser aufgestellt.  Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der semitischen Philologie und der jüdischen Religionskunde und Geschichte, sind in der von Frankel und Grätz redigierten Monatsschrift einige abgedruckt, und von seinen gediegenen Predigten sind zwei bei der Einführung der Orgel in hiesiger Hauptsynagoge gehaltene (Fürth, Löwensohn, 1873), sowie die Gedächtnisrede auf das Hinscheiden Dr. Löwy's (Fürth, Schröder, 1875) veröffentlicht. Wir wünschen schließlich, dass es Herrn Dr. Neubürger, dessen religiöse Richtung sehr gemäßigt ist, und der zur Aufgabe sich stellt, die Lehren und Forderungen der jüdischen Religion mit dem Zeitbewusstsein und den Verhältnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen, in Anbetracht des großen Wirkungskreises bei einer Zahl von über 3.000 Seelen in unserer alten Gemeinde, in welcher durch die geistliche Leitung seines unvergesslichen Vorgängers der lichtvollen Richtung längst der Weg gebahnt, gelingen möge, auch ferner den Geist wahrer Gottesfurcht und echter Frömmigkeit zu erhalten."

  
Über den Chemiker Prof. Dr. David Aufhäuser (geb. 1878 in Oettingen)  

Oettingen BayrGZ 01081930.jpg (153712 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1930: "Aus der Gemeinde Augsburg. Am 14. Juli dieses Jahres vollendete eine nicht nur unter den Fachgelehrten, sondern auch in den Kreisen der Industrie, des Handels und der Schifffahrt weit bekannte Persönlichkeit, der Chemiker Professor Dr. phil. David Aufhäuser sein 52. Lebensjahr. Bei seinen engen Beziehungen zu Augsburg, wo er seine Schul- und Jugendjahre verbrachte und wo seine betagten Eltern (Hermann und Julie Aufhäuser) heute noch wohnen, erscheint es uns wohl angebracht, in einer kurzen Biographie dieses ausgezeichneten Mannes und seines Werkes zu gedenken. Geboren am 14. Juli 1878 in Öttingen, besuchte er die Real- und Industrieschule in Augsburg und studierte darauf in München, Heidelberg, Karlsruhe, Leipzig und Zürich Chemie. Erst 27jährig, gründete er in Hamburg eine 'Thermo-chemische Prüfungs- und Versuchsanstalt', als deren Leiter er ein Vierteljahrhundert hindurch eine außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit entfaltete. Sein besonderes Arbeitsgebiet ist die heute so aktuelle Wärmewirtschaft, deren große praktische Bedeutung er frühzeitig erkannte. Seine Epochemachenden Arbeiten auf diesem Gebiete, speziell seine neue Theorie der Verbrennung, seine thermo-chemischen Untersuchungen der Brennstoffe und sein 1927 erschienenes Werk 'Brennstoff und Verbrennung' haben bahnbrechend gewirkt. Lange Jahre bekleidete er auch das Amt eines beeidigten Handelschemikers. 1927 folgte er einem Rufe der Technischen Hochschule Berlin, wo er  in der Fakultät für Maschinenwesen Vorlegungen über Brennstoffchemie und Brennstoffwirtschaft hält. Indessen blieb er seinem Hamburger Wirkungskreise treu, wo er als Obmann und Berater von technischen Vereinen und Ausschüssen, sowie zahlreicher Werften, Reedereien und Industriebetrieben wichtige Funktionen zu erfüllen hat. Vor fünf Jahren unternahm er im Auftrage einer deutschen Firma eine Informationsreise durch Amerika und in diesem Jahre zwei große Russlandsreisen. Auf Grund seiner umfassenden Fachkenntnisse und seiner reichen Erfahrung wurde er in den Reichskohlenrat und 1930 als Mitglied in den Ausschuss der Weltkraft-Konferenz in Berlin berufen. Dr. Aufhäuser ist auch Aufsichtsrat verschiedener Brikett- und Kokswerke. Die Stadt Augsburg, die er als seine zweite Vaterstadt betrachtet, hat wohl Anlass, stolz auf ihren Adoptivsohn zu sein." 

  
Auszeichnung für Therese Steiner (1910)  

Oettingen AZJ 26081910.jpg (42029 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. August 1910: "Der Bankiersgattin Frau Therese Steiner in Oettingen wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten für langjährige verdienstvolle Tätigkeit auf dem Gebiete des Wohltuns das 'Verdienstkreuz für freiwillige Krankenpflege' verliehen. Frau Therese Stein entwickelt auch in der Vorstandschaft des jüdischen Frauenvereins ein segensreiches Wirken."

  
Meldung zum Tod des langjährigen Kultusvorstehers Amson Michelbacher (1912)   

Oettingen FrfIsrFambl 10051912.jpg (14172 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Mai 1912: "Oettingen. Hier verschied der langjährige Kultusvorsteher Amson Michelbacher."  

   
70. Geburtstag von Recha Badmann (1932)   

Oettingen Israelit 27101932.jpg (17899 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1932: "Oettingen, 17. Oktober (1932). Frau Witwe Recha Badmann in Oettingen in Bayern, Schwester des Geheimrats Dr. Elieser Rosenbaum – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – begeht am 29. Oktober ihren 70. Geburtstag. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   

   
   
Anzeigen und Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen        

Stellengesuch eines jungen Lehrers (1853)     

Oettingen AZJ 14021853.jpg (36177 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Februar 1853: "Gesuch. Ein junger Mann, der mehrere Jahre bei den angesehensten Rabbinen den Talmud studierte, ein bayerischer Schullehrerseminar absolvierte, und sich der besten Zeugnisse zu erfreuen hat, wünscht als Privatlehrer in ein echt religiöses Haus unterzukommen. Reflektierende wollen sich gefälligst unter frankierten Briefen an Herrn Dr. Feuchtwang, Distriktsrabbiner in Oettingen (in Bayern im Ries) wenden."   

 
"Oettingisches Wochenblatt" vom Juni 1861 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)

Auf der Seite finden sich mehrere Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen: von N. Heymann, der 1861 aus Steinhart nach Oettingen zieht; ein Hinweis für Gratulationskarten" für Israeliten; der Kleiderhandlung Hirsch Heumann; des Textilgeschäftes A. J. Frohmann und der Tabakfabrik S. Michelbacher."   

     
Heiratsanzeige (1876)   

Oettingen Israelit 30081876.jpg (50498 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876: "Ein vom Staate fest angestellter jüdischer Beamter mit gutem Einkommen, Witwer mit einem Töchterchen von 13 Jahren, dessen verstorbene Frau die Tochter eines Gelehrten und geprüfte Lehrerin der französischen und englischen Sprache war, wünscht sich wieder mit einem Mädchen von 26 bis 30 Jahren, oder jungen Witwe ohne Kinder, aus dem beamten- oder Gelehrten- (Theologen)-Stande zu verheiraten.
Vermögen von vier bis sechs Tausend Thaler erwünscht. 
Damen, die das Lehrerinnen-Examen bestanden haben, erhalten den Vorzug. 
Ernst gemeinte Anträge sind zu richten an Lehrer Strauß in Oettingen bei Nördlingen (Bayern)."

  
Verschiedene Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben in Oettingen (1854-1938) 

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)   

Oettingen dok 0405.jpg (82982 Byte) Oettingen dok 0404.jpg (114117 Byte) Oettingen dok 0404a.jpg (60193 Byte) Oettingen dok 0402.jpg (129425 Byte)
Anzeige des Buchbinders 
Moritz Gutmann
, erschienen im
 "Wochenblatt der Königl. Bayer.
 Stadt Oettingen" 25.11.1854
  
Rechnung der Tabakfabrik S. Michelbacher 
in Oettingen (1885)
 
Brief von Karl Springer 
(Oettingen)
nach Gera (1913)  
   
   
           
Oettingen dok 0403.jpg (114714 Byte) Oettingen dok 0403a.jpg (88523 Byte) Oettingen dok 0401.jpg (119546 Byte) Oettingen dok 0401a.jpg (70347 Byte)
Rechnung der Firma Ludwig Klein, Inh. Max Obermeyer in Oettingen,
 Weingroßhandlung - Zigarren en gros (1916)  
Schreiben der Firma Gebr. Lamm aus Nürnberg an die 
Firma Louis Emanuel in Oettingen (1924)
 
     
Oettingen dok 0407.jpg (84753 Byte) Oettingen dok 407a.jpg (103533 Byte) Oettingen Dok 040.jpg (104791 Byte)   Oettingen Dok 041.jpg (98990 Byte)
Brief aus Russland (Warschau?) 1911 an Herrn H. Gurfinkel 
in Oettingen
in hebräischer Schrift  
  Postkarte vom 26. Januar 1877 aus Oettingen nach Ulm. Absender 
war A. H. Frohmann, der eine Textilhandlung/ein Bekleidungsgeschäft 
in Oettingen hatte; die Empfänger in Ulm waren (Salomon) Steiner 
und ein Herr Friedmann  
    
       
Oettingen Dok Michelbacher 010.jpg (105189 Byte) Oettingen Dok Michelbacher 010a.jpg (74058 Byte) Oettingen Dok 151.jpg (169197 Byte)  Oettingen Dok 152.jpg (161511 Byte)
Brief an Abraham Michelbacher in Oettingen (nach einem Verzeichnis 
von 1851 Seifensiedermeister in Oettingen); der Brief 
wurde in Wasseralfingen am 25. Mai 1861 verschickt  
   
   
 Die Empfängerin des am 24.11.1938 verschickten Briefes - Betty Lamm - wurde am 24.7.1869 in Oberdorf geboren und war die Schwester von Moritz Lamm, der am 6.9.1909 in Ellwangen Adele, geb. Neumann aus Oettingen heiratete. Betty ging 1939 nach Oberdorf zurück, wo Sie am 3. März 1941 verstarb. Absender des Briefes ist Max Lamm, Betty´s Neffe, der einzige Sohn von Moritz und Adele Lamm. Moritz Lamm ist 1939, als Betty zurück nach Oberdorf ging, nach Sao Paulo in Brasilien ausgewandert. Die 1. Deportation in Oberdorf fand am 12.1.1941, die 2. Deportation am 26.4.1942 statt. Betty Lamm starb 7 Wochen nach der 1. Deportation. Eine Sara Lamm, geboren 1874, wurde am 26.4.1942 deportiert. Es könnte sich hier um eine Schwester von Betty gehandelt haben. 
   
        
 Oettingen Dok 150080.jpg (139828 Byte)    
 Brief aus Nürnberg an Frau Gabriel Michelbacher, versandt im Mai 1921 an die Frau von Gabriel Michelbacher. Es handelt sich dabei um seine zweite Ehefrau: Sara Michelbacher geb. Ries (geb. 11. März 1851 in Hainsfarth als Tochter von Seligmann Ries und der Treinla Theres Ries geb. Steiner). Gabriel Michelbacher (geb. 25. Juni 1840 als Sohn von Abraham Michelbacher und der Sophie Sila Michelbacher geb. Bauer, gest. 1. Juli 1918) war 44 Jahre Mitglied der Israelitischen Cultusverwaltung in Oettingen, 33 Jahre davon als Vorstand derselben. 1909 feiert er sein 25.jähriges Jubiläum als Kultusvorstand.
Quellen: http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2076/CEM-OET-INDEX.pdf 
http://jgbs.org/detail.php?book=marriage&id=%202510&mode 
Oettinger Blätter - Die Juden in Oettingen - ein Beitrag zur Heimatgeschichte, Januar 1989.. 
  
     

  
Anzeige von Bäckermeister Gustav Schülein (1889) 
    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1889: 
"Ich suche einen ordentlichen Jungen in die Lehre. Schabbat und Feiertag geschlossen. 
Gustav Schülein,
Bäckermeister, Oettingen."      

  
Anzeige der Tabakfabrik und Bankgeschäft S. Michelbacher (1890) 

Oettingen Israelit 08091890.jpg (39264 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1890: "Offene Lehrlingsstelle! 
In meinem Hause ist für einen jungen Mann mit den nötigen Vorkenntnissen eine Lehrlingsstelle offen. Samstags geschlossen. 
S. Michelbacher, Tabakfabrik und Bankgeschäft, Oettingen (Bayern)."

   
Friseur Schollenmüller aus Oettingen wirbt für Seiden- und Haarscheitel (1891) 

Oettingen Israelit 23031891.jpg (25995 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1891: 
"Für israelitische Frauen empfehle und halte stets auf Lager: Seiden und Haarscheitel in allen Farben zu billigsten Preisen. 
J. Schollenmüller, Friseur, Oettingen im Ries,
(Bayern)."   

    
Marcus Gutmann verkauft Synagogenleuchter (1892) 
  

Oettingen Israelit 14111892a.jpg (25160 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1892: "Umzugshalber verkaufe preiswert 6 kleine altertümliche Synagogenleuchter, welche auch für altdeutsche Zimmereinrichtung passend ist. 
Marcus Gutmann
, Oettingen, Bayern."     

   
Lehrlings-/Mitarbeitersuchen des Tuch-, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes Gebr. Badmann (1902 / 1903 / 1908)
    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902
"Wir suchen für unser Tuch- Manufakturwaren-Geschäft Herrenkonfektion einen 
Detailreisenden

nicht unter 25 Jahren, zum sofortigen Eintritt, eventuell 1. Dezember, Kost und Wohnung im Hause. 
Gebrüder Badmann, Oettingen im Ries, Bayern."  
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1903: "Lehrlings-Gesuch.  
Wir suchen für unser Tuch-, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft einen jungen Mann zum sofortigen Eintritt in die Lehre zu nehmen. Kost und Wohnung im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen. 
Gebrüder Badmann,
Oettingen (Bayern)."    
 
Oettingen Israelit 26031908.jpg (49780 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908
"Für unser Manufaktur-, Herren- und Damen-Konfektionsgeschäft suchen wir zum Eintritt nach Ostern einen 
Lehrling
 
mit guter Schulbildung. Kost, Wohnung im Hause. Samstag geschlossen. 
Gebrüder Badmann, 
Oettingen
(Bayern)."  

     
Geschäftshaus des Tuch-, Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes Gebr. Badmann 
(Fotokarte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
       

Oettingen Gebr Badmann 01.jpg (351006 Byte)   Oettingen Gebr Badmann 01a.jpg (206120 Byte)   Oettingen Gebr Badmann 01b.jpg (89023 Byte)
Die Fotokarte von einem Feuerwehrfest in Oettingen zeigt eine Teilansicht des Wohn- und Geschäftshauses der Gebrüder Badmann in Oettingen. Die Gebrüder Badmann betrieben in Oettingen ein Kleidergeschäft für Damen, Herren und Kinderkleidung (siehe Anzeigen oben). Sowohl in der politischen als auch in der Israelitischen Kultusgemeinde Oettingen waren Mitglieder der Familie Badmann sehr engagiert. So wird in einer Mitteilung der Verwaltung der Israelischen Kultusgemeinde Oettingen an den Stadtrat Oettingen betreff der Wahl der Kultusverwaltung am 25. Dezember 1924 folgendes Wahlergebnis mitgeteilt: Kultusvorstand Max Badmann, Stadtrat; Kultusverwaltungsmitglieder Hermann Badmann, Louis Emanuel, Samuel Martin, Theodor Engländer. 1925 wird in einem festlichen Rathausakt Louis Badmann das Goldene Ehrenkreuz für 50-jährige Dienste bei der Feuerwehr verliehen. 
In einer Aufnahme der Israelitischen Bevölkerung der Stadt Oettingen vom 17. und 18. Februar 1851 finden sich aufgeführt mit dem Familiennamen Badmann: David Löw Badmann, Oekonom und Viehhändler mit acht Familienmitgliedern;
Moses Badmann, Familienstand ledig; Mendel Badmann, Oekonom mit vier Familienmitgliedern; Madele Badmann Witwe, Güterhändler, mit zwei Familienmitgliedern; Elias Badmann, Güterhändler, mit zwei Familienmitgliedern, Moritz Badmann, Tuchmacher, mit einem Familienmitglied. 
Im Einwohnerbuch für Nördlingen, Oettingen, Harburg, Wassertrüdingen, Wemding und für die Rieser Ortschaften aus dem Jahr 1926 sind in Oettingen noch verzeichnet: Bertha Badmann, Handelsmannwitwe, Schloßstr. C5; Hermann Badmann , Viehhandlung, Manggasse C15: Katharina Badmann, Handelsmannwitwe, Schloßstr. C2; Max Badmann, Kaufmann und Stadtrat, Schloßstr. A40: Louis Badmann, Kaufmann, Schloßstr. C4,  
Quellen: Oettinger Blätter - Die Juden in Oettingen - ein Beitrag zur Heimatgeschichte.
Einwohnerbuch für Nördlingen, Oettingen, Harburg, Wassertrüdingen, Wemding und für die Rieser Ortschaften 1926.      

      
Verlobungsanzeige für Else Schüler und Dr. Felix Gutmann (1934)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1923: "Gott sei gepriesen
Else Schüler - Dr. Felix Gutmann.
Verlobte. 
Frankfurt am Main - Röderbergweg 41 - Würzburg / Oettingen in Bayern. 
August 1934 / Elul 5694".    

        
    

    

    

    

    

    

 

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Stand: 30. Juni 2020