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"Synagogen im Vogelsbergkreis"
Homberg /
Ohm (Vogelsbergkreis, Oberhessen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis: auch in Homberg
/ Efze (Schwalm-Eder-Kreis) entstand seit Ende des 19. Jahrhunderts eine
kleine jüdische Gemeinde, daher kommt es immer wieder zu Verwechslungen der
beiden Orte. Homberg / Ohm selbst erscheint in den Dokumentationen auch als
Homberg (Oberhessen).
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Homberg
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
18. Jahrhunderts zurück. Doch gab es bereits im Mittelalter eine jüdische
Ansiedlung in der Stadt (Homberg hatte bereits seit 1234 Stadtrechte). So traf
die Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 auch die Juden in Homberg. 1366
wird in Frankfurt Samuel von Homberg genannt, vielleicht ein Überlebender der
Verfolgung.
Im 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt ein vielbesuchter Marktort, in
dem jährlich sechs Kram- und Viehmärkte abgehalten wurden. In dieser Zeit
lebten wiederum einige jüdische Personen / Familien am Ort, doch blieb ihre
Zahl zunächst vermutlich klein (1608 werden Juden genannt; als Jahr der Gründung
der neuzeitlichen Gemeinde wird meist 1707 angegeben). Im Jahr 1770 gab es neun
jüdische Familien in der Stadt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 88 jüdische Einwohner, 1861 66 (4,2 % von insgesamt 1.568
Einwohnern), 1880 75 (5,1 % von 1.459), 1895 94, 1900 80 (6,2 % von 1.291), 1910
46 (3,5 % von 1.317).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein
rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). Als Lehrer wird genannt: um 1860 Lehrer
Mohr (erwähnt in einem Bericht
über eine Lehrerkonferenz in Gießen 1860). Die Gemeinde gehörte zum
liberalen Provinzialrabbinat in Gießen.
Um 1925, als 40 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (2,8 % von
insgesamt 1.404 Einwohnern, etwa 10 Familien), waren die Vorsteher der Gemeinde
Adolph Weihl (1. Vors. seit 1921) und Jacob Goldenberg. Als Schochet kam regelmäßig
Gerson Simon aus Schweinsberg an der Ohm nach Homberg. 1932 wird als
Gemeindevorsteher Jacob Goldenberg genannt (er wurde bei der Wahl 1928/29 als
Vorsitzender wiedergewählt); neben ihm war Sally Josef Vorstandsmitglied. Im
Schuljahr 1931/32 erhielten sechs Kinder der jüdischen Gemeinde
Religionsunterricht.
Die meisten jüdischen Familien lebten in sehr einfachen Verhältnissen. Unter
den Familienvorständen gab es vier Manufakturwarenhändler, zwei Viehhändler,
einer hatte ein Geschäft mit Kolonialwaren und Weisenwaren. Die Familien Weihl
und Goldenberg waren etwas besser gestellt.
1933 lebten noch 38 jüdische Personen in Homberg (2,6 % von 1.482). In den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 16 konnten auswandern, die
übrigen verzogen innerhalb von Deutschland. Von den Auswanderern kamen sechs
nach Palästina (Familie Weihl), drei in die USA (via Palästina, Familie
Goldenberg), weitere vier in die USA, drei Personen nach Holland (Familie
Dessauer, von dort allerdings deportiert). 1939 wurden noch 3, am 3.
Dezember 1940 noch 2 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Unter den
letzten war Max Lamm, der von Homberg nach Frankfurt verzog. Auch er die mit
Familie deportiert worden.
Von den in Homberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Erna Dessauer geb. Jakob
(1896), Irmgard Dessauer (1926), Nathan Dessauer (1895), Kathinka Lamm (1887),
Max Lamm (1888), Recha Lamm (1890).
Weitere Namen sind noch zu ergänzen - die Recherche
bei Yad Vashem und im Bundesarchiv zu "Homberg" ist nur teilweise möglich, da nicht
ausreichend unterschieden wird (beziehungsweise auf Grund unzureichender Angaben
nicht unterschieden werden kann zwischen Homberg / Ohm, Homberg / Efze und
Duisburg - Homberg, wo auch jüdische Gemeinden bestanden beziehungsweise
jüdische Familien lebten).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1858 /
1862 / 1884 / 1885 / 1892 / 1899 / 1902 / 1905
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1858: "Die israelitische Gemeinde zu Homberg an der Ohm, Großherzogtum
Hessen, sucht einen Lehrer, welcher neben dem Hebräischen auch Unterricht
in den Elementargegenständen und französischer Sprache erteilen kann.
Erwünscht wäre es, wenn derselbe das Amt eines Vorbeters versehen könnte.
Der Gehalt neben freier Wohnung wird nach den entsprechenden Fähigkeiten
bestimmt. Frankierte Offerten nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Homberg
a/Ohm, Großherzogtum Hessen, 4. Oktober 1858. David Mayerfeld." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. Oktober 1862: "Lehrergesuch.
In hiesiger israelitischen Gemeinde ist die Religions-Elementarlehrer und
Vorsängerstelle mit einem jährlichen Gehalt von 350 Fl. offen. Bei
Unterrichtserteilung der französischen Sprache würde sich der Gehalt um
Bedeutendes erhöhen, und wollen sich Reflektierende hierauf bei
unterzeichnetem Vorstande baldigst melden.
Homberg a/Ohm, den 16. Oktober 1862.
Der Vorstand. David Meyerfeld." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1871:
"Offene Lehrerstelle. Die hiesige israelitische Lehrer- und
Vorbeterstelle mit einem Gehalt von 300-350 Gulden nebst freier Wohnung,
ist den 20. Januar 1872 zu besetzen. Reflektanten belieben sich an den
Unterzeichneten zu wenden.
Homberg a.d. Ohm, den 18. November 1871. Der Vorstand Simon David." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1884:
"In der Gemeinde Homberg a.d. Ohm ist die Stelle eines Lehrers und
Vorbeters per 1. Juli dieses Jahres zu besetzen.
Gehalt 900-1.000 Mark.
Bewerber wollen sich melden an den Vorstand Lamm." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1885: "Die
hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle ist vakant. Gehalt 900-1000
Mark. Die Stelle kann sofort oder längstens bis 1. September dieses
Jahres angetreten werden. Militärfreie Bewerber wollen sich unter Beifügung
ihrer Zeugnisse in Kopie wenden an. Joseph Lamm, Vorstand. Homberg a.d.Ohm." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1892: "Die
hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle ist mit einem jährlichen
Gehalt von 800-900 Mark nebst freier Wohnung vom 1. Juli dieses Jahres ab
von einem ledigen oder auch verheirateten Lehrer zu besetzen. Bewerbungen
unter Beifügung der Zeugnisse an den Vorstand
Löb Baum, Homberg,
Oberhessen." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1899:
"Offene
Stelle.
Am 1. April 1900 kann die hiesige Kantor- und
Religions-Lehrerstelle, mit Mark 900 Gehalt, freier Wohnung, freie
Heizung, freier Benutzung eines Bettes und noch einigen nebeneinkünftigen
von einem jungen, unverheirateten Kandidaten besetzt werden. Schochet
zugleich sehr erwünscht. Bewerbungen mit Zeugnissen, oder deren
beglaubigte Abschriften, sieht entgegen.
Der Vorstand: Löb Stern,
Homberg
(Oberhessen)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1902: "Die hiesige
Lehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
mit 1.000 Mark Gehalt und freie
Wohnung ist per 1. April dieses Jahres zu besetzen. Bewerber wollen
Zeugnisse beifügen.
Homberg a. Ohm, Großherzogtum Hessen. Der Vorstand:
Leopold Levi." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1903:
"Die hiesige
Religionslehrer Vorbeter und Schächterstelle
mit einem Gehalt von 900 Mark bei freier Wohnung ist sofort zu besetzen.
Nur seminaristisch gebildete Lehrer wollen sich melden.
Leopold Levi, Vorstand, Homberg a. Ohm
(Oberhessen)." |
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. März 1905:
"Homberg in Oberhessen. Lehrer, Vorbeter und Schächter, freie
Wohnung und Mark 1.000 Einkommen." |
Der jüdische Lehrer unterrichtet auch an der christlichen
Schule (1852)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1852: "In
den darmstädtischen Orten Homberg und Alsfeld machte ich die erfreuliche
Wahrnehmung, dass in diesem Lande mitunter jüdische Lehrer an
christlichen Schulanstalten Unterricht – wenn auch nur privatim –
erteilen." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Veränderungen im Vorstand der Gemeinde (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1929: "Homberg
(Oberhessen), 12. August (1929). Zum Bedauern der ganzen Gemeinde schied
am 1. August Herr Adolf Weihl aus gesundheitlichen Gründen aus dem
Vorstande der Israelitischen Gemeinde aus. Während der 7 Jahre
ununterbrochener Tätigkeit als erster Vorstand hat er für die Erhaltung
der Gemeinde Unvergessliches getan, und dieselbe vorbildlich geleitet.
Neugewählt wurde Herr Sally Josef, und hoffen wir, dass derselbe die
Gemeinde im Sinne seines Vorgängers weiterführt." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingssuche für das Kurz- und Manufakturwarengeschäft Moritz Mayer
(1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1872:
"Ein Commis und ein Lehrling können in meinem Kurz- und
Manufakturwaren-Geschäft sofort platziert werden. Franko-Offerten an Moritz
Mayer in Homberg a.d. Ohm." |
Junger Mann sucht Stelle (1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Ein
junger Mann (Israelit), der bereits 5 Jahre in einem
Manufakturwaren-Geschäft gearbeitet, sowie auch im Spirituosengeschäft
bewandert ist, sucht anderweitig Engagement.
Offerten beliebe man unter Chiffre G.P. 100 poste rest. Homberg a.
Ohm." |
Werbung für die von Herrn Levi erfundene
"Gesundheits-Pfeife" (1884)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1884: "Levis
Patent-Pfeife.
Von ärztlichen Autoritäten als die gesündeste sämtlicher
Pfeifen empfohlen, versendet unter Nachnahme oder Voreinsendung Pfeife Nr.
1, ca. 60 cm lang, echt Weichsel, pro Stück Mark 3,50, Nr. 2, ca. 90 cm
lang, echt Weichsel, pro Stock Mark 5,50, die Firma Heinrich Schobach
Witwe in Hornberg an der Ohm". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1884: "Neueste
Patent-Gesundheits-Pfeife.
(Erfindung des Herrn Levi jr. hier). Von ärztlichen Autoritäten als die
gesündeste aller Pfeifen anerkannt. Der Versand erfolgt unter Nachnahme
oder Voreinsendung des Betrags franco innerhalb Deutschland durch die
Firma
Heinrich Schobach Witwe, Homberg a.d. Ohm.
Preise: Pfeife Nr. 1, ca. 55 Ctm, Mark 3,50 Pfeife Nr. 2, ca. 90 Ctm.,
Mark 5.50 - echt ungarisch. Weichsel." |
Mitarbeitersuche von Gustav Jacob
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922: "Modes
für mein Schabbat und Feiertag geschlossenes Geschäft für
1. März gesucht. Offerten mit Bild und Gehaltsansprüchen an
Gustav
Jacob Homberg, Oberhessen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich
ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden.
1836 plante die jüdische Gemeinde, eine neue Synagoge, eine Schule und
ein Bad einzurichten. Es bot sich die Möglichkeit, das an der Gasse zum Schloss
gelegene Wohnhaus des Feist Sunheim, der nach Amerika auswandern wollte, für
die Gemeinde zu erwerben. Von Seiten der Behörden wurde der Gemeinde ein Umbau
der erworbenen Gebäude erlaubt. So konnte schließlich 1838/39 im
Wohnhaus des Feist Sunheim eine Lehrerwohnung und ein rituelles Bad eingebaut
werden. In der von der Straße zurückliegenden Scheuer wurden im Obergeschoss
eine Betraum (Synagoge), im Erdgeschoss ein Schulraum eingerichtet. Zum Umbau
musste die Gemeinde ein Darlehen aufnehmen, da hierfür die finanziellen Mittel
der Gemeindeglieder nicht ausreichten.
Bei dem zur Synagoge umgebauten Gebäude handelte es sich um einen Fachwerkbau
mit einem Satteldach und Bibelschwanzeindeckung. Es ist auf Fels gebaut und
nicht unterkellert. Der Zugang erfolgte von der Straße her über eine hohe
Einfriedung aus Steinmauerwerk. Von hier aus kam man direkt zum Haupteingang. An
der Rückseite des Gebäudes (Südseite) gab es den zweiten Eingang für den
Aufgang zur Frauenempore.
1907/08 wurden die Gebäude renoviert.
Gottesdienste wurden bis 1935 in dem Gebäude abgehalten. Danach ging das
Gebäude in den Besitz eines Arztes über, der als Hobby-Maler in ihm ein
Atelier einrichtete. In den folgenden Jahrzehnten - auch nach Klärung des
Restitutionsverfahrens durch die Jüdische Vermögensverwaltung nach 1945 - gab
es mehrfache Besitzerwechsel, zeitweise war es das Gebäude im Besitz eines
Landwirts, dann kaufte es wieder der Nachkomme des Erstkäufers. Um 1970
stand die ehemalige Synagoge leer.
Anfang der 1980er-Jahre war das Gebäude inzwischen in sehr schlechtem
Zustand. Da der damalige Besitzer nicht die Mittel für eine Renovierung hatte,
musste - nachdem das Gebäude inzwischen unter Denkmalschutz stand - die
Stadtverwaltung Gelder bereitstellen, damit zumindest ein flaches Pultdach zum
Schutz des Gebäudes anstelle das maroden Satteldaches erstellt werden konnte. Mitte
des 1980er-Jahre stand das Gebäude weiterhin leer, es kam zu einem erneuten
Besitzerwechsel. 1987 ließ dieser die Synagoge bis auf die Straßenfassade
komplett abbrechen. Da diese Aktion nicht den Zielen des Denkmalschutzes
entsprach, wurde ein Baustop angeordnet. Der nachfolgende Um- beziehungsweise
Neubau eines Einfamilienhauses unter Aufsicht des Denkmalamtes geschah mit dem
Ziel, die bereits abgetragenen Bauteile sinnvoll in das Wohnhaus zu integrieren
und das äußerliche Bild dem ursprünglichen Aussehen der Synagoge anzupassen. 1989
wurden die Arbeiten abgeschlossen - eine Hinweistafel wurde an der
Umfriedungsmauer angebracht.
2009/11: Das Gebäude der ehemaligen Synagoge steht zum Verkauf:
Fotos,
freundlicherweise erhalten von der damals tätigen Immobilienagentur |
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Gesamtansicht |
Wohnempore |
Fensterdetail |
Adresse/Standort der Synagoge: Schlossgasse
Fotos
(Quelle des Fotos der Familie Weihl: Norbert Hansen: Heinrich
Liebenstein - ein jüdischer Lehrer in Grebenau (s. Lit. auf der Seite
von Grebenau S. 8); Quelle der sw-Fotos der Synagoge: oben Arnsberg Bilder S. 95; weiter Altaras 1988 S.
109 und 1994 S. 97; neuere Fotos:
Hahn, Aufnahmedatum: 26.3.2008)
Eine jüdische Familie
in
Homberg um 1910 |
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Der jüdische
Lehrer aus Grebenau - Heinrich
Lichtenstein - zu Besuch bei der Familie Weihl in Homberg um 1910. Hintere
Reihe v.l.n.r.: Esther Weihl, Heinrich Lichtenstein, Anna Weihl; mittlere
Reihe: Wolf Stein, Caroline Stein geb. Weihl, Selma Weihl, Joseph Weihl;
vordere Reihe: Albert Weihl, Ernst Weihl, Adolf Weihl |
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weitere
Familienfotos aus Homberg siehe auf der Seite http://www.vor-dem-holocaust.de/
(2011: bislang ein Foto aus Homberg eingestellt) |
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Das ehemalige
Synagogengebäude
in den 1960er-Jahren |
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Die ehemalige
Synagoge etwa 30 Jahre nach Schließung im Jahr 1935 |
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Das ehemalige
Synagogengebäude
im Oktober 1984 |
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Das inzwischen
unter Denkmalschutz stehende Gebäude drohte Anfang der 1980er-Jahre zu
verfallen. Da die Besitzer keine Mittel für eine Renovierung hatten,
ließ die Stadtverwaltung ein flaches Pultdach errichten (Foto rechts);
das Gebäude stand damals leer. |
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Abbruch der ehemaligen
Synagoge
im Dezember 1987 |
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Die ehemalige
Synagoge wurde bis auf die Straßenfassade vollständig abgebrochen,
danach
erfolgte der Umbau zu einem Einfamilienwohnhaus unter der Aufsicht
der Denkmalpflege |
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Das ehemalige
Synagogengebäude
im April 1992 |
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Trotz des
Abbruches der alten Synagoge gelang ein Wiederaufbau in einer Weise, dass
das
äußerliche Bild dem ursprünglichen Aussehen der Synagoge angepasst
werden konnte. |
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Das "ehemalige
Synagogengebäude"
im März 2008 |
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Auch in
Einzelheiten wurde der Aufbau so vorgenommen, dass die Geschichte des
früheren Synagogengebäudes - wie die Tora-Apsis an der Ostseite -
nachvollziehbar ist. |
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Die alte
Umfriedungsmauer um das Grundstück der ehemaligen Synagoge
ist erhalten
geblieben |
Hinweistafel: "Ehemalige
Synagoge. Dieses Gebäude diente
von 1839-1935 der jüdischen Gemeinde als
Gebets- und Schulhaus.
Restauriert und aufgebaut 1989." |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Oktober 2018:
Verlegung von Stolpersteinen für Angehörige der
Familie Dessauer in Homberg
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Artikel
von Joachim Legatis in der "Alsfelder Allgemeinen" vom 19.
Oktober 2018:
"Stolpersteine. Totengebet für Opfer der NS-Herrschaft in Homberg
Anrührendes Gedenken herrschte am Donnerstag in Homberg in der Marktstraße.
Erinnert wurde an Erna und Nathan Dessauer sowie ihre Tochter Irmgard, für
sie wurden Stolpersteine verlegt.
Ein großer Kreis an Personen hat sich am Donnerstag auf der Marktstraße in
Homberg unweit des Rathauses versammelt. 15 Mitglieder der Familien Weihl
und Jakob hatten sich von Israel auf den Weg gemacht, um Erna, Nathan und
Irmgard Dessauer ein ehrendes Gedenken zu bereiten. Mit Vertretern aus
Magistrat und Stadtparlament umrahmten sie die Verlegung von Stolpersteinen
für die kleine Familie, die einst im Haus Marktstraße 22 gewohnt hat. Sie
flüchtete Mitte der 1930er Jahre in die Niederlande, 1936 wurde das Anwesen
verkauft, vor dem nun die Messingplatten im Pflaster liegen. Besonders
bewegend war das Totengebet auf hebräisch, das 'Kaddish', das Rafael Ben
Mordechai für die Cousine seiner Mutter, ihren Ehemann und die 16-jährige
Tochter Irmgard sprach. Sie sind 1943 in den Konzentrationslagern Sobibor
und Auschwitz getötet worden. Dem jüdischen Brauch folgend, verteilten dafür
die Besucher an jeden Mann eine 'Kippa', die Kappe zum Beten.
Mutter kann nicht über Tat sprechen. Ausführlich berichtete Irith
Joseph, die Schwester Rafaels, über ihre Erinnerungen an die Dessauers. Ihr
eigener Rufname in der Familie war Irmgard, nach der ermordeten
Groß-Cousine. In den Erinnerungen ihrer Großtante heißt es über ihr Ende:
'Ferner kamen in Auschwitz eine Cousine mit ihrem Mann aus Homberg an der
Ohm um. Ihre sehr schöne, einzige, wohlbehütete und über alles geliebte
Tochter, 16 Jahre alt, wurde vorher nach Deutschland als Offiziersgabe
zurückbeordert (sie waren nach Holland emigriert) und dann ermordet.' Irith
verwies in ihrer Ansprache darauf, dass ihre Mutter Chava nicht über diese
schreckliche Tat sprechen konnte. Sie habe vielmehr von ihre Kindheit im
benachbarten Gemünden und vom Beeren-Pflücken im Wald erzählt. Nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten habe sich der Bürgermeister in
Nieder-Gemünden noch zu den Juden bekannt, habe in Festkleidung bei ihnen
eingekauft, trotz des Boykotts.
Juden seit dem Mittelalter. 1934 verließen die Familie Weihl Homberg
und die Jakobs Gemünden, um in Palästina ein neues Leben zu beginnen. Vor
neun Jahren besuchten die Nachfahren zum ersten Mal wieder die Heimat der
Vorfahren. Vor eineinhalb Jahren reifte der Entschluss, der Ermordeten mit
Stolpersteinen zu gedenken. Bürgermeisterin Claudia Blum hieß besonders die
15 israelischen Besucher willkommen. Sie freute sich, dass die
Stadtverordneten so positiv auf die Anregung Irith Josephs reagiert haben.
Auch die Hauseigentümer hätten der Verlegung der Erinnerungsplaketten sofort
zugestimmt. 'Es ist wichtig, dass auch an die jüdischen Homberger erinnert
wird', fügte sie an. Die jüdische Gemeinde habe wohl bereits im Mittelalter
bestanden. Wieder gegründet wurde sie 'wahrscheinlich um 1707', wie Blum aus
Unterlagen von Ehrenbürgermeister Walter Seitz zitierte. 1828 lebten 88
Juden in der Kleinstadt an der Ohm, 1925 waren es noch 40. Bis 1940 zogen
alle jüdischen Homberger weg. Leider war die Flucht von Erna, Nathan und
Irmgard Dessauer nach Holland 'nicht weit genug'. Sie wurden deportiert und
1943 ermordet. 'Durch Ihren Besuch werden aus Namen Menschen. Menschen, die
hier in Homberg gelebt haben und hier nicht bleiben konnten, da sie hier in
Homberg Gewalt und Terror ausgesetzt waren.' Die Stolpersteine erinnerten an
das Leid von Millionen jüdischer Menschen, wie die Bürgermeisterin sagte.
Sie ermahnten die Passanten, 'jeder Form von Antisemitismus entgegenzutreten
und für ein friedliches Miteinander einzutreten'. Nach einem Treffen im
Rathaus gab es einen Rundgang zu ehemaliger Synagoge, dem jüdischen Friedhof
und dem Schloss."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
|
Zu Nieder-Gemünden sind weiter vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,662 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden
von Nieder-Gemünden 1797 - 1808: Geburtsregister 1799 - 1808,
Trauregister 1797 - 1806, Sterberegister 1801 -
1808
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4982965
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 388-390. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 95. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 109. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 97. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 195-196. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 171-172. |
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|