Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hofgeismar (Kreis Kassel)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarte aus der NS-Zeit     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Hofgeismar bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1616 gab es zwei jüdische Haushaltungen in der Stadt, wenig später waren es - noch in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges - vier jüdische Haushaltungen. 
 
Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem die Stadt sehr unter den Kriegskosten zu leiden hatte, musste die Stadt bei einigen Juden Geld aufnehmen: je 50 Taler bei Heinemann Michel, Aser Itzig und Schmul Nathans Witwe. 1789 wurden 102 jüdische Gemeindeglieder gezählt (4,9 % von insgesamt 2.061 Einwohnern). Die meisten jüdischen Familien lebten in der Nähe der Synagoge. Alte jüdische Familien waren die Familien Mandel, Hecht, Levisohn und Heilbrunn.   

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: um 1800 40 jüdische Familien, 1827 189 jüdische Einwohner (5,9 % von insgesamt 3.195 Einwohnern), 1834 243 (7,4 % von 3.260), 1861 219 (5,9 % von 3.718), 1871 198 (5,0 % von 3.942), 1885 178 (4,1 % von 4.341), 1895 137 (2,8 % von 4.758), 1900 111 (2,4 % von 4.621), 1905 85 (1,7 % von 4.874), 1910 72 (1,5 % von 4.765). Die relativ rasche Abwanderung aus Hofgeismar seit Ende des 19. Jahrhunderts hatte einen Grund darin, dass bei den preußischen Wahlen die Antisemiten in Hofgeismar die Führung erlangten.  
 
Bereits seit 1807 waren die jüdischen Einwohner der Stadt gleichberechtigte Bürger. 1834 war erstmals ein jüdischer Einwohner Mitglied des außerordentlichen Bürgerausschusses. Trotz der schnellen Integration kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdischen Einwohner im Revolutionsjahr 1848, wodurch mehrere Familien zur Flucht nach Kassel gezwungen waren (siehe Bericht unten). 1863 war ein Mitglied der Familie Heilbrunn Mitgründer des Turnvereins Hofgeismar. Der Kaufmann Hermann Heilbrunn war bis 1919 Stadtverordneter.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1811 wird erstmals eine öffentliche jüdische Schule in Hofgeismar mit damals 18 Schülern genannt (Lehrer: Mendel Simon). Sie bestand zunächst nur bis 1813, dann wieder ab 1823. Als Lehrer wird um 1836 ein Herr Sommer genannt. 1855 hatte die Schule 41 Schüler und war damals eine der größeren jüdischen Schulen in Kurhessen. 1876 wird als Lehrer Moses Levv [Levi] genannt (siehe Anzeige und zur Familiengeschichte unten; war Lehrer in Hofgeismar bis zu seinem Tod 1898). Wegen zu geringer Schülerzahl wurde die Elementarschule 1908 aufgelöst, nachdem sie bereits seit 1901 unter 10 Schüler hatte. Letzter Elementarlehrer war (seit 1899) Salomon David, der 1908 nach Ziegenhain wechselte. Bis 1915 hatte die Gemeinde noch einen eigenen Religionslehrer, danach wurde der Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer, zunächst aus Zierenberg, später aus Meimbressen erteilt. Die Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat in Kassel.    
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Julius Löwy (geb. 28.2.1895 in Bühne, gef. 13.5.1916), Alfred Mathias (geb. 25.5.1891 Hofgeismar, gef. 25.6.1915), Siegfried Wallach (geb. 21.3.1893 Hofgeismar, gef. 23.4.1915). An die Gefallenen erinnerte eine Anfang September 1921 in der Synagoge mit einem feierlichen Akt eingeweihte Gedenktafel (siehe Bericht unten). In der Synagoge hing bereits eine andere Gedenktafel, die an den im Krieg 1870-71 gefallenen Louis Eisenberg erinnerte.    
 
Um 1925, als noch 47 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (0,9 % von insgesamt 5.043 Einwohnern), war der Gemeindevorsteher Louis Heilbrunn (bis 1931, siehe Bericht unten). Die damals sieben schulpflichtigen jüdischen Kinder erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer H. Löwenstein aus Meimbressen. 1932 war Gemeindevorsteher Hermann Heilbrunn (seit 1931, siehe Bericht unten; Bahnhofstraße), Schatzmeister Felix Hakesberg (Marktstraße). Weiterhin kam Lehrer Löwenstein aus Meimbressen zum Unterricht der jüdischen Schulkinder nach Hofgeismar. Im Schuljahr 1931/32 waren es noch fünf Kinder. An jüdischen Vereinen gab es noch den Israelitischen Frauenverein (1932 unter der Leitung von Johanna Löwy; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Frauen und Kinder).    

1933 lebten noch 37 jüdische Personen in der Stadt (0,7 % von 5.137 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1933 kam es zu schweren Misshandlungen von Gemeindegliedern durch SA-Leute, verbunden mit falschen Beschuldigungen. Der Gemeindevorsteher Hermann Heilbrunn verstarb 1935 (Familie lebte Bahnhofstraße 21; Grab im jüdischen Friedhof), seine Frau Lydia geb. Freudenthal verzog 1939 nach Frankfurt (von dort aus deportiert), die Kinder in die USA (Ilse) bzw. nach Niederländisch-Indien (Alfred); von der Familie Louis Heilbrunn (wohnhaft Marktplatz 9, Textilgeschäft, wurde 1933 misshandelt) verzogen die Eltern (Louis und Rosa) nach Köln, die Tochter Thea emigrierte in die USA, die Tochter Erna nach Holland. Von den sechs Personen der Familie des Metzgermeisters Felix Hakesberg ist ein Sohn 1933 verstorben; die Eltern (Felix und Hedwig Hakesberg) und eine Tochter (Irma) zogen nach Brakel (von dort deportiert), zwei weitere Töchter (Erika und Lotte) nach England. Die Familie Siegfried Mathias ist innerhalb Deutschlands verzogen (Siegfried Mathias mit Frau Franziska geb. Elsbach und Sohn Hans-Alfred nach Wuppertal-Elberfeld; Ehepaar von dort deportiert; Sohn kam mit Kindertransport nach Großbritannien); von den sieben Personen der Familie Albert Mathias sind fünf nach Dortmund verzogen (Ehepaar Albert und Bienchen Mathias mit drei Töchtern), zwei in die USA (Söhne Erich und Ernst). Die Familie des Textilkaufmanns Goldschmidt (fünf Personen, wohnte in der Petristraße) emigrierte 1936 beziehungsweise 1939 in die USA; die Mutter von Frau Paula Goldschmidt geb. Löwy - Johanna Löwy - kam nach der Deportation ums leben. Fünf weitere Personen verzogen innerhalb von Deutschland. Letzter Gemeindevorsteher war nach dem Tod von Hermann Heilbrunn Siegfried Mathias. Beim Novemberpogrom 1938 sind die noch in Hofgeismar lebenden jüdischen Personen teilweise schwer misshandelt worden. Am 29. Juli 1939 konnte die lokale Zeitung berichten: "Hofgeismar frei von Juden!".  

Hofgeismar Hofgeismar Museum 100.jpg (113532 Byte)Von den in Hofgeismar geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; abgeglichen mit den Gedenktafel im Museum Hofgeismar, vgl. Foto links): Benno Adler (1867), Erna Bähr geb. Leser (1891), Siegfried Bastheim (1878), Käthe Berg geb. Marcus (1878), Erna Blitz geb. Heilbrunn (1907), Hugo Brandenstein (1872), Julius Brandenstein (1877), Max Brandenstein (1874), Ida Cohen geb. Wallach (1897), Berta Cohn geb. Wallach (1890), Hermann Eichwald (1885), Jenny Eisenberg geb. Ullmann (1859), Marie Friederike Eisenberg (1893), Felix Hakesberg (1878), Hedwig Hakesberg geb. Königheim (1883), Irmgard (Irma) Hakesberg (1908), Lydia Heilbrunn geb. Freudenthal (1878), Rosa Heilbrunn geb. Katz (1875), Frieda Kahn-Hut geb. Wertheim (1880), Emma Löwenstein geb. Brandenstein (1868), Johanna Löwy geb. Brandenstein (1866), Alma Löwy (1868), Else Machol geb. Mathias (1910), Wilhelm Markert (1894), Albert Mathias (1873), Bienchen Mathias geb. Israel (1873), Edith Mathias (1913), Franziska (Franze) Mathias geb. Elsbach (1897), Grete Mathias (1907), Siegfried Mathias (1889), Theodor Regensberg (1881), Rosalie Reifenberg geb. Brandenstein (1863), Siegmund Rosenberg (1863), Bella Rosenthal geb. Heilbrunn (1880),  Julius Schild (1885), Martha Schild (1896), Adelheid Wallach geb. Abt (1857), Johanna Weinberg geb. Liebenstein (1886), Kurt Weinberg (1921), Otto Wolf (1881), Marta Wolf geb. Jacobson (1887).           

Von 1945 bis um 1950 bestand in der Nähe der Stadt ein großes Lager für jüdische Displaced Persons und KZ-Überlebende ("Kibbuz HaTikwa"). 

Hofgeismar DP 110.jpg (69883 Byte)Links: Jüdische DPs (Displaced Persons), die im Hausbau unterrichtet werden - nach 1945 im DP-Lager in Hofgeismar 
Quelle: The Encyclopedia of Jewish Life s.Lit. unten Bd. I S. 520).  
 
Hofgeismar DP-Lager.jpg (96495 Byte) Links: Gruppe von Displaced Persons in Hofgeismar 1946 (Quelle: United States Holocaust Memorial Museum Washington)   

    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 

Anzeigen von Lehrer Moses Levy (1875 / 1876)
 
Anmerkung: Lehrer Moses Levy (bzw. Levi) lebte von 1842 bis 1898. Er war verheiratet mit Rachel geb. Lilienfeld (1841-1917). Das Ehepaar hatte sieben Kinder. Einer der Söhne war der spätere Lehrer in Mayen Albert Levi (geb. 1879 in Hofgeismar, gest. 1941 in den USA; zur Familiengeschichte siehe Beitrag von (Dr.) Judith N. Levi: Der Lebenslauf des letzten jüdischen Lehrers in Mayen: Albert Levi (1879-1941) Online zugänglich auf regionalgeschichte.net).   
Die genannte Urenkelin von Moses Levi - Dr. Judith N. Levi - ist in New York geboren, die Großeltern waren 1939 aus Deutschland emigriert. Dr. Judith Levi war von 1973 bis 2001 Dozentin für Linguistik an der Northwestern University in Chicago. Sie war viele Jahre unterwegs zu Lese- und Vortragsreisen in Deutschland. Für ihre Verdienste wurde sie am 15. Juli 2015 in Chicago mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande ausgezeichnet.    
   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. September 1875: "Eine Familie in einer kleinen Stadt sucht eine jüdische Köchin. Auskunft erteilt 
Lehrer Levi in Hofgeismar."   
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1876: "Eine erfahrene Haushälterin wird gegen gutes Salair, womöglich auf sofort, gesucht. Näheres bei Herrn Lehrer Levy in Hofgeismar."  
  
Die im Juni 2022 in Mayen am Gebäude der früheren jüdischen Schule angebrachte Gedenktafel für Albert Levi.
Grab von Albert Levi https://de.findagrave.com/memorial/155479970/albert-levi         

      
Zum Tod des aus Röhrenfurth stammenden Lehrers Salomon David (1930 in Kassel, bis 1899 Lehrer in Jesberg, danach in Hofgeismar)            

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 2. Mai 1930: "Lehrer S. David. Am Dienst dieser Woche verschied hier (sc. in Kassel) der pensionierte Lehrer Salomon David nach längerem, schweren Leiden im 71. Lebensjahr. Geboren in Röhrenfurth, erhielt er seine Ausbildung in Malsfeld bei dem frommen und gelehrten Privatmann Bensew, dessen Vorbild ihn stets leitete. Nach Absolvierung des hiesigen Lehrerseminars war der Verstorbene in Jesberg, Hofgeismar und Ziegenhain tätig. Seine in sich geschlossene ruhige Natur und seine streng religiöse Lebensführung verschafften ihm Anerkennung bei seinen Mitbürgern und Behörden. Seinen Sarg umstanden viele Lehrer und Freunde. Still wie er gelebt, wurde er zu Grabe geleitet. Secher zadik livrocho - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen."      

  
Lehrer Salomon David wechselt von Hofgeismar nach Ziegenhain (1908) - die jüdische Schule wird aufgelöst 

Ziegenhain Israelit 27081908.jpg (28391 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Hofgeismar, 17. August. Nach Versetzung der Herren Lehrer David in Hofgeismar nach Ziegenhain und Plaut in Rodenberg (Kreis Rinteln) nach Meerholz sind die israelitischen Schulen in Hofgeismar und Rodenberg wegen allzu geringer Schülerzahl vom 1. Oktober an aufgelöst."

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Antijüdische Ausschreitungen im Revolutionsjahr 1848

Hofgeismar AZJ 15051848.jpg (104617 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1848: "Kassel, 2. Mai (1848). Die Exzesse gegen Personen und Eigentum in den Landständen und Dörfern, namentlich gegen Beamte und Juden, nehmen auf eine bedauerliche Weise überhand; von Hofgeismar, Melsungen, Rothenburg und Breidenbach sind Judenfamilien mit ihren geretteten Habseligkeiten hier eingetroffen; zugleich ist aber heute eine Anzahl der Exzedenten gefesselt eingebracht worden. Es ist endlich einmal Zeit, gegen diese Übertäter, deren Absicht lediglich auf Plünderung und Raub gerichtet ist, energisch einzuschreiten und die Gesetze wieder zu Ansehen zu bringen. Vor allen Dingen sind die Aufwiegler und Verführer in Haft zu nehmen und den Gerichten zu überweisen; die öffentliche Stimme hat deren schon Mehre bezeichnet. So sollen namentlich in Rothenburg ein Advokat und ein Kaufmann, der sich in seinem Gewerbsbetriebe durch die Juden beengt fühlt, die dortigen Szenen veranlasst haben. Milde und Nachsicht wäre hier ein Verbrechen gegen das Land. (O.P.A.Z.)."     

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
 
Louis Bastheim aus Hofgeismar / Kassel besteht in Berlin mit 58 Jahren sein Abitur (1927)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. April 1927: "Kassel. Herr Louis Bastheim, gebürtig aus Hofgeismar, der längere Zeit hier in Kassel lebte, bestand dieser Tage in Berlin im Alter von 58 Jahren sein Abiturientenexamen. Es ist wohl anzunehmen, dass Herr Bastheim damit der älteste Abiturient in Deutschland ist."            

  
Anstelle von Salomon Rosenbaum (Grebenstein) wird Louis Heilbrunn (Hofgeismar) Kreisvorsteher - anstelle von Louis Heilbrunn wird Hermann Heilbrunn Gemeindeältester in Hofgeismar (1931)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. Januar 1931: "Hofgeismar. Neuer Kreisvorsteher. Anstelle des verstorbenen Herrn Salomon Rosenbaum, Grebenstein, wurde der bisherige Gemeindeälteste Herr Louis Heilbrunn (Hofgeismar) zum Kreisvorsteher ernannt und vom Vorsteheramt bestätigt."             
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 13. Februar 1931: "Anstelle des zum Kreisvorsteher ernannten Herrn Louis Heilbrunn wurde Herr Herrmann Heilbrunn in Hofgeismar zum Gemeindeältesten ernannt."   
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 18. Februar 1931: "Hofgeismar (Persönliches). Nachdem der bisherige Gemeindeälteste Louis Heilbrunn für den verstorbenen Herrn S. Rosenbaum zum Kreisvorsteher der jüdischen Gemeinden des Kreises Hofgeismar ernannt wurde, ist an seiner Stelle Herr Hermann Heilbrunn zum Gemeindeältesten bestimmt worden."  

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Eisen- und Manufakturwarengeschäftes Felix Kleeberg (1866)  

Hofgeismar AZJ 03121866.jpg (28000 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Dezember 1866: "Für einen jungen Mann, der kleine Reisen vorzunehmen hat, und ein guter Verkäufer sein muss, ist in meinem Eisen- und Manufakturwaren-Geschäft eine Stelle offen.  
Hofgeismar (Kurhessen). Felix Kleeberg."   

     
Anzeige von L. Kleeberg (1868)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1868: "Gesucht 
ein Uhrmachergehilfe, der bei ausweislicher Tüchtigkeit, Teilhaber des Geschäftes werden kann. Näheres bei L. Kleeberg in Hofgeismar, Provinz Hessen."             

  
Anzeige des Herrengarderobe- und Manufakturwarengeschäftes von Jacob Heilbrunn (1876)
  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1876: "Für mein Herrengarderobe- und Manufaktur-Warengeschäft, suche unter günstigen Bedingungen einen Lehrling zu engagieren. 
Hofgeismar (Hessen). Jacob Heilbrunn."   

  
Anzeige des Getreidegeschäftes Hermann Kleeberg (1891) 
   

Hofgeismar Israelit 21041891.jpg (28690 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1891: "Für mein Getreidegeschäft (Sonnabend und Feiertage geschlossen) suche per 15. Mai einen angehenden Commis
Hofgeismar. Hermann Kleeberg."  

   
L. A. Heilbrunn sucht zur Mithilfe ein Mädchen (1900)

Hofgeismar Israelit 17051900.jpg (37644 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1900: 
"Für mein Komptoir und zeitweise Haushalt suche ich aus besserer jüdischer Familie bei Station im Hause ein junges 
Mädchen
 
zum baldigen Eintritt. Schabbat und Feiertag streng geschlossen. Gefällige Offerten mit Gehaltsansprüchen erbitte sofort. 
L.A. Heilbrunn, Hofgeismar."       

  
Anzeige von Frau Brandenstein (1901)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Suche ein Mädchen
welches in der Küche erfahren und die Hausarbeit mit übernimmt für ein älteres Ehepaar. 
Frau Brandenstein,
Hofgeismar."   

  
Verlobungsanzeige für Lea Kujawski und Hermann Wallach (1923) 

Hofgeismar Israelit 19071923.jpg (28924 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1923: "Lea Kujawski - Hermann Wallach. Verlobte.  
Mannheim F 4.3 - Frankfurt am Main - Hofgeismar
Zu Hause: so Gott will, Schabbos Nachmu, den 28. Juli (1923)."     

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Hofgeismar 
geborenen Clara Joseph geb. Wertheim
 
 Hofgeismar KK MZ Joseph Clara.jpg (92073 Byte)  
  Kennkarte (Mainz 1939) für Clara Joseph geb. Wertheim (geb. 9. September 1882 in Hofgeismar)      

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser oder eine erste Synagoge vorhanden.  
 
1764 konnten die jüdischen Familien der Stadt eine Synagoge bauen. Sie hatte (zumindest zuletzt) etwa 50 Männer- und etwa 30 Frauenplätze. Aus der Geschichte der Synagoge liegen nur wenige Berichte vor - einer von 1921, als eine Gedenktafel für die drei Gefallenen der jüdischen Gemeinde eingeweiht wurde:   
    
Einweihung der Gefallenengedenktafel in der Synagoge (1921)    

Hofgeismar Israelit 15091921.jpg (43378 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Hofgeismar, 8. September (1923). Am Sonntag fand in der hiesigen, festlich geschmückten Synagoge durch Landrabbiner Dr. Walther die Einweihung der Gedenktafel für die im Weltkriege 1914/18 gefallenen Mitglieder der hiesigen israelitischen Gemeinde statt. Die Feier, zu welcher die Spitzen der Behörden, eine Abordnung des hiesigen Regiments usw. erschienen waren, nahm einen überaus würdigen Verlauf."   

Bereits vor 1933 hatte die Gemeinde Schwierigkeiten, einen regelmäßigen Minjan zustande zu bekommen (Zehnzahl der jüdischen Männer zum Gottesdienst). Man half sich mit sogenannten "Minjanmännern" aus Kassel, damit wenigsten an den hohen Feiertagen Gottesdienste in Hofgeismar stattfinden konnten. 
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge im inneren geschändet und zerstört, später abgebrochen. Das daneben stehende frühere Schulhaus der Gemeinde ist erhalten und wurde nach 1945 lange als Wohnhaus verwendet. 
  
Eine einfache Hinweistafel weist am Synagogengrundstück darauf hin: "Hier stand die im Jahre 1764 erbaute Synagoge der Jüdischen Gemeinde von Hofgeismar. Das Gebäude wurde am 9. und 19. Nov. 1938 durch die Nationalsozialisten innen zerstört und später abgerissen".  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge     Petryplatz 5 (1932)
   
   
Fotos
(Quelle: historisches Foto aus Arnsberg Bilder S.  94; Innenansicht: Stadtmuseum Hofgeismar; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2008)  

Die Synagoge
- Außenansicht 1939 
Hofgeismar Synagoge 110.jpg (102505 Byte)
   Die ehemalige Synagoge in Hofgeismar am Petryplatz, aufgenommen im Herbst 1939. 
Zur Straße hin ist der nach Osten gerichtete, kleine Vorbau des Toraschreines erkennbar.
 Rechts im Hintergrund - mit dem hohen Schornstein - ist das Schulgebäude erkennbar.
         
Die Synagoge
- Innenansicht 1939
Hofgeismar Museum 146.jpg (81831 Byte)
  Innenansicht der Synagoge Hofgeismar. Rechts Toraschrein mit "ewigem Licht". Die
 Buchstaben stehen für abgekürzt: oben "Krone der Tora", darunter "Erkenne, vor wem 
du stehst". Links an der Wand Gedenktafel für den im Krieg 1870/71 gefallenen Louis
 Eisenberg; links Almemor mit Vorlesepult zum Auflegen der Torarolle während der Lesung.
     
Hofgeismar Museum 142.jpg (89074 Byte) Hofgeismar Museum 143.jpg (80277 Byte) Hofgeismar Museum 145.jpg (79418 Byte)
Modell im Stadtmuseum Hofgeismar (siehe weitere Seite): Synagoge, jüdische Schule und Mikwe in Hofgeismar
     
        
Synagogengrundstück und ehemaliges
jüdisches Schulhaus im Juni 2008
     
Hofgeismar Schule 152.jpg (104014 Byte) Hofgeismar Synagoge 150.jpg (76247 Byte) Hofgeismar Synagoge 153.jpg (132382 Byte)
Oben: Hinweistafeln für die ehemalige 
Synagoge und jüdische Schule 
Blick auf das Grundstück der ehemaligen Synagoge; links ungefähr ähnliche Perspektive wie die
 historische Ansicht von oben; die Synagoge stand auf dem mit Bäumen bewachsenen Grundstück -
 das hohe Gebäude links ist auch auf dem historischen Foto zu sehen; ein Stück des 
(gelb gestrichenen) ehemaligen Schulgebäudes ist gleichfalls zu sehen. 
 
     
   Hofgeismar Schule 150.jpg (74194 Byte) Hofgeismar Schule 151.jpg (89710 Byte)
   Das ehemalige Schulgebäude oberhalb des Synagogengrundstückes
      

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

April 2010: Die Verlegung von "Stolpersteinen" ist geplant  
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" (hna.de) vom 24. April 2010 (Artikel): 
"Erinnerung an jüdische Mitbürger wach halten. Stolpersteine gegen das Vergessen. 
Hofgeismar.
Mit so genannten Stolpersteinen soll die Erinnerung an ermordete jüdische Mitbürger in mehreren Kommunen im Landkreis Kassel wachgehalten werden. 
Noch in diesem Jahr sollen in Grebenstein, Calden, Immenhausen und Espenau die ersten Steine verlegt werden...".   
  
August 2010: Die erste Verlegung von "Stolpersteinen" wird in Hofgeismar im Dezember stattfinden   
Artikel von Peter Kilian in der "Hessischen Allgemeinen" vom 18. August 2010 (Artikel): 
"Runder Tisch in Hofgeismar sucht Paten für Namenstafeln. Stolpersteine sollen an Nazi-Opfer erinnern
Hofgeismar. In über 500 Orten Deutschlands wird mittlerweile mit Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Noch in diesem Jahr sollen mit Hofgeismar, Grebenstein, Immenhausen, Calden und Espenau fünf weitere Kommunen aus dem Kreis Kassel hinzukommen.
Ein fester Termin steht bereits für Hofgeismar fest. Am 9.Dezember sollen in der früheren Kreisstadt 21 Steine im Straßenpflaster versenkt werden, die an jüdische Bürger erinnern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden...".    
  
Dezember 2010: Über die Verlegung von "Stolpersteinen" in Hofgeismar und Grebenstein   
Artikel von Peter Kilian in der "Hessischen Allgemeinen" vom 7. Dezember 2010 (Artikel):  
"Platten erinnern in Grebenstein und Hofgeismar an Naziopfer - 41 neue Stolpersteine kommen in die Erde. 
Hofgeismar/Grebenstein
. In über 500 Orten Deutschlands und auch im Ausland wird bereits mit Stolpersteinen an Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die Opfer der Nazidiktatur wurden. Morgen und am Freitag sollen die ersten Stolpersteine im Kreisteil eingelassen werden. In Hofgeismar und Grebenstein wird die Aktion des Kölner Künstlers Gunther Demnig umgesetzt..."  
    
Januar 2011: Auszeichnung für Julia Drinnenberg für ihr Engagement in der Erinnerungsarbeit    
Artikel in HNA.de vom 15. Januar 2011 (Artikel): "Zeichnerin hält die Erinnerung an die von Nazis ermordeten jüdischen Mitbürger wach
Hofgeismarer Bürgerpreis für Julia Drinnenberg

Hofgeismar. Julia Drinnenberg, die in der Region bekannte Zeichnerin, Illustratorin und Karikaturistin, ist mit dem Bürgerpreis 2011 der Stadt Hofgeismar ausgezeichnet worden...".   
 
April 2016: Schüler putzen die "Stolpersteine" 
Artikel von "hak" in "dtoday.de" vom 8. April 2016: "'GHS-Schüler bringen Stolpersteine zum Glänzen
Hofgeismar. Am letzten Schultag vor den Osterferien besuchte die Klasse R7b der GHS-Hofgeismar mit ihrer Lehrerin Ilse Warnecke das Stadtmuseum Hofgeismar mit einem besonderen Anliegen: Sie wollten die 'Stolpersteine' in der Innenstadt putzen, die nach dem Winter stark an Glanz verloren hatten. Es ging gleichzeitig darum zu erfahren, welche Schicksale hinter den Namen der Gedenksteine für die ermordeten jüdischen Bürger aus Hofgeismar stehen. Nach einem kurzen Vortrag in der jüdischen Abteilung des Stadtmuseums begannen die Mädchen und Jungen die Stolpersteine aus Messing mit großem Eifer auf Hochglanz zu bringen. Julia Drinnenberg und Arnd Naundorf vom pädagogischen Team der jüdischen Abteilung berichteten während der Aktion, wie einschneidend der März 1933 mit der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten für das Leben der jüdischen Hofgeismaraner war. Was im Deutschen Reich geschah - blanker Terror, der Boykott der Geschäfte der Juden, ihre Ausgrenzung aus der Gesellschaft und die Reichspogromnacht im November 1938 - alles das geschah auch in Hofgeismar. Jeder Name auf den 'Stolpersteinen' steht für eine individuelle Geschichte von der Vertreibung aus der Heimatstadt Hofgeismar bis zur endgültigen Vernichtung in einem der Todeslager. Trotz des eiskalten Windes waren die Schüler hoch motiviert etwas für die Erinnerung an diese Menschen aus unserer Stadt beizutragen. Julia Drinnenberg: 'Es wäre schön, wenn das Beispiel dieser Klasse Schule macht, denn eine Pflege der Stolpersteine ist regelmäßig, am besten monatlich, sinnvoll.'"
 
Februar 2017: Ausstellung "Was Steine erzählen"    
Artikel von "hak" in "dtoday" vom 6. Februar 2017: "156 Besucher bei Eröffnung im Stadtmuseum. Die 'verschwundene' Hofgeismarer Synagoge
Hofgeismar.
Das Stadtmuseum erlebte zur Eröffnung der Ausstellung 'Was Steine erzählen' einen großen Ansturm. Ungewöhnlich war schon, dass die 150 Besucher den Einführungsreden aus verschiedenen Perspektiven aus lauschten - man versammelte sich im Treppenhaus über zwei Etagen hinweg. Außergewöhnlich, wie die neue Ausstellung selbst, war auch die Einführungsrede, die nach der Begrüßung durch Museumsleiter Helmut Burmeister von Vertretern der jüdischen Abteilung, Lehrern der Gustav-Heinemann-Schule Hofgeismar und Schülern der R9c im Wechsel gehalten wurde. Gemeinsam konnten sie nun das Ergebnis einer fünf Monate dauernden Projektarbeit vorstellen. Ein Zeitungsartikel vom 28.1.1939 brachte den Stein ins Rollen: Darin betonten die Nazis anlässlich des Abrisses der Hofgeismarer Synagoge die Absicht, auch jede Erinnerung an dieses Gebäude und die jüdische Gemeinde Hofgeismars auszulöschen. 'Wir haben hieraus für uns den Auftrag herausgelesen, den Nazis einen Strich durch die Rechnung zu machen und die Erinnerung an die Synagoge wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken', sagte Julia Drinnenberg als Sprecherin des pädagogischen Teams der jüdischen Abteilung im Stadtmuseum, dem auch Gabriele Hafermaas und Arnd Naundorf angehören. Irmgard Ehls, die als Lehrerin der GHS zusammen mit ihrer Kollegin Claudia Wesemann im Projektteam die Aktion mitgestaltete, sagte in ihrem Beitrag: 'Deutsch, Mathematik, Gesellschaftslehre, Religion, Englisch – in all diesen Unterrichtsfächern wurde das Projektthema aufgegriffen und in den Unterricht eingebaut. Die Stundenplanung der Schule wurde kurzerhand und unbürokratisch um das Projekt herum umgebaut. Durch die finanzielle Förderung durch den ‚Kulturkoffer‘ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst konnte die neue Ausstellung mit ihren vielen Facetten realisiert werden.' Die Schüler Sarah Lange und Moritz Beutekamp betonten ihr Interesse und ihre Freude an den Vermessungen im Gelände, an der Schaffung einer Rastervergrößerung eines historischen Bildes der Synagoge und vor allem an der Beschäftigung mit Dokumenten zur Geschichte der NS-Zeit in Hofgeismar. Besonders die Briefe der jüdischen Familie Goldschmidt aus Hofgeismar machten ein Hineindenken in diese Zeit möglich. Auf dieser Grundlage schrieben und vertonten die Schüler Dialoge, wie sie 1933-1939 in Hofgeismar stattgefunden haben konnten. Sarah und Moritz sprachen aus, was die Schüler der R 9 c in diesen Monaten empfunden haben: 'Es hat uns schon zum Nachdenken gebracht, als wir bemerkten, dass der Nationalsozialismus auch bei uns in Hofgeismar sich so ausbreiten konnte. Die jüdischen Familien waren wie unsere Familien heute. Wir haben uns durch das Projekt ganz bewusst an viele Gräueltaten hier in Hofgeismar erinnert. Wir wissen jetzt, so etwas darf nicht noch einmal passieren. Erinnern schafft Wissen, und Wissen hilft, Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden'. Die Ausstellungseröffnung wurde stimmungsvoll umrahmt von Carola Frank (Klarinette) und Christiane Riepe (Klavier) mit kurzen Klezmer-Stücken und dem von den Schülern eingangs gesungenen Lied Havenu Shalom Alechem. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden – für Schulklassen und Gruppen sind Vereinbarungen außerhalb der Öffnungszeiten möglich."  
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August 2018: Führung zu den Stolpersteinen in Hofgeismar   
Artikel von Bernd Schünemann in der "Hessischen Allgemeinen" vom 24. August 2018: "Führung zu Hofgeismars Stolpersteinen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat auch in Hofgeismar Stolpersteine verlegt. Vor den Häusern der ehemaligen jüdischen Bürger erinnern sie an deren Schicksal während des nationalsozialistischen Rassenwahns. Messingplaketten vor den ehemaligen Häusern jüdischer Bürger erinnern auch in Hofgeismar an die Namen der Menschen, die dem Rassenwahn des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen waren.
Eine Führung zu den Stolpersteinen wird am kommenden Samstag, 1.September, in Hofgeismar angeboten. Treffpunkt ist um 16 Uhr vor dem Stadtmuseum am Petriplatz. Diese thematische Führung geht nicht nur einzelnen Schicksalen nach. Sie informiert auch über das Leben und Wirken der Hofgeismarer Juden, als sie noch gleichberechtigte und angesehene Bürger der Stadt waren.
21 Steine in der Stadt. Die Führung dauert etwa eineinhalb Stunden. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Spenden wird gebeten. In neun Hofgeismarer Straßen erinnern 21 Stolpersteine an die ehemaligen jüdischen Mitbewohner. Alle Steine wurden von dem Kölner Künstler Gunter Demnig im Dezember 2010 verlegt." 
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Januar 2020: Lesung zum Holocaust-Gedenktag aus den Briefen von Lydia Heilbrunn geb. Freudenthal aus Hofgeismar 
Mitteilung des Stadtmuseums Hofgeismar vom Dezember 2020: "'Es ist so trostlos für mich, dass ich im Augenblick vollkommen verzage!'
Lesung im Stadtmuseum Hofgeismar zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2020 aus den Briefen (1938-42) von Lydia Heilbrunn (Hofgeismar)
Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Aus diesem Anlass lädt das Stadtmuseum Hofgeismar zu einer besonderen Lesung ein. Dr. Michael Dorhs, Leiter der Abteilung 'Judaica Hassiaca', liest aus bisher unveröffentlichten Briefen von Lydia Heilbrunn aus Hofgeismar an ihren ins damalige Niederländisch-Indien emigrierten Sohn Alfred.
Lydia Heilbrunn wurde 1939 als letztes Mitglied der vormals hochgeachteten jüdischen Familie Heilbrunn aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Aus ihren Briefen sprechen Mut und Lebensfreude ebenso wie Angst und Verzweiflung. 1942 wurde sie von Frankfurt/M. aus deportiert und 'im Osten' ermordet.
Zu einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen sterben, die noch aus den Jahren der Verfolgung erzählen könnten, werden aus den letzten Briefen der damals Betroffenen nicht nur wichtige Quellen über ihre alltägliche Not und zunehmende Ausweglosigkeit. Sie sind darüber hinaus Stimmen, die die Gefühle und Gedanken der Menschen zum Ausdruck bringen und eine unmittelbare Nähe zu der Persönlichkeit der Schreibenden herstellen.
Die öffentliche Lesung ist am 27. Januar 2020 um 19:30 Uhr im Stadtmuseum Hofgeismar. Der Eintritt ist frei.
Stadtmuseum Hofgeismar, Petriplatz 2, 34369 Hofgeismar, Tel. (05671) 4791, www.museum-hofgeismar.de"  
 
Dazu Bericht in  lokalo24.de vom 1. Februar 2020: "Briefe einer Ermordeten. Bewegende Lesung zum Holocaust-Gedenktag..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. 

   


Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Hofgeismar   
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Hofgeismar (interner Link)    
bulletSeite zum jüdischen Museum innerhalb des Stadtmuseums Hofgeismar (interner Link)  

Quellen

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Hofgeismar   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Hofgeismar sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,458   Verzeichnis der Grabinschriften der Synagogengemeinde Hofgeismar, aufgenommen durch Baruch Wormser von Grebenstein im Mai und Juni 1937  1737 - 1935: enthält Hebräische und deutsche Grabinschriften auf dem Friedhof der Synagogengemeinde in Hofgeismar, darin auch: Bericht zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in Hofgeismar mit Situationsplan, Skizze zur Lage der verschiedenen Gräberfelder  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4449182       
HHStAW 365,455   Geburtsregister der Juden von Hofgeismar  1786 - 1897   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553162     
HHStAW 365,456   Trauregister der Juden von Hofgeismar  1845 - 1889        https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030582         
HHStAW 365,457   Sterberegister der Juden von Hofgeismar  1845 - 1898, 1917  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3732258        

Literatur:  

bulletUmfassende Literaturhinweise siehe bei Michael Dorhs [Zsst.]: Bibliographie zur Kultur und Sozialgeschichte der Jüdinnen und Juden im Bereich der alten Landkreise Hofgeismar, Kassel, Wolfhagen und in der Stadt Kassel. Ausführliche Zusammenstellung. 200 S. Eingestellt als pdf-Datei (Stand November 2023).   
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 380-382.    
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 94.  
bulletKeine Artikel (da Synagoge 1938 zerstört) bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 77-78. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 442-444.
bullet"Suchet der Stadt Bestes". Die jüdische Gemeinde Hofgeismars zwischen Assimilation und Untergang. Hofgeismar 1990 (Schriftenreihe: Die Geschichte unserer Heimat Nr. 6 1990). 
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Hofgeismar Museum Lit01.jpg (54637 Byte)Vertraut werden mit Fremdem. Zeugnisse jüdischer Kultur im Stadtmuseum Hofgeismar. Zusammengestellt und herausgegeben von Helmut Burmeister und Michael Dorhs. Erstmals 1986 erschienen. In der Reihe: Die Geschichte unserer Heimat Band 35. 2. Auflage. Hofgeismar 2000.      

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Hofgeismar Lit 130.jpg (95199 Byte)Das achte Licht. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Juden in Nordhessen. Hrsg. von Helmut Burmeister und Michael Dorhs. In der Reihe: Die Geschichte unserer Heimat Band 39. Hofgeismar 2002.       
Darin u.a. folgende Beiträge: 
Helmut Burmeister: Die Ausschreitungen von 1848 in Hofgeismar. S. 68-73. 
Eberhard Mey: '...einem höheren wissenschaftlichen Berufe zu widmen'. Bildungsinteressen im ländlichen Judentum am Beispiel der Stadt Hofgeismar. S. 92-102. 
Jüdische Schülerinnen und Schüler des Hofgeismarer Gymnasiums. S. 102-106.  
Michael Dorhs: Der 'gute Ort' am Schanzenweg. Der jüdische Friedhof Hofgeismar in den Jahren 1939-1944. S. 248-259. 
ders.: Weltbürger wider Willen. Ein Nachruf auf Alfred Heilbrunn aus Hofgeismar (1908-1994). S. 288-292.

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hofgeismar Hesse-Nassau. Dating from around 1695, the community built a synagogue in 1764 and numbered 102 (5 % of the total) in 1783, growing to 243 (over 7 %) in 1834. Rioters attacked Jews there during the 1848 revolution. Affiliated with Kassel's rabbinate (1898), the community maintained a school (1867-1908), but dwindled to 111 (2 %) in 1900 and 37 (less than 1 %) in 1933. In 1937 the synagogue became town council property under the Nazis, one third of the Jews left by 1938, and the small communities in nearby Liebenau and Niedermeister finally disappeared. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the remaining Jewish homes and stores were vandalized. Ten Jews emigrated while at least 14 perished in the Holocaust. More than 2.000 Jewish Displaced Persons were temporarily housed there after Worldwar II.  
        
          

                   
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Stand: 30. Juni 2020